Death Bastards – Bittersüßer Kuss - Elena MacKenzie - E-Book
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Death Bastards – Bittersüßer Kuss E-Book

Elena MacKenzie

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Beschreibung

Er hat ihr das Herz gebrochen - das wird sie nicht noch einmal zulassen

Georgia und Dean sind seit der Highschool ein Paar. Aber der Death Bastards MC hat Dean völlig verändert. Nun nennt er sich Viking und lebt ein gefährliches Leben, das Georgia mehr und mehr von ihm trennt. Als er eine mehrjährige Gefängnisstrafe antreten muss, stößt Viking sie endgültig von sich. Während seiner Haft erlebt er die Hölle auf Erden, denn sein Zellengenosse Ron ist hart und rücksichtslos - und eines Tages eskaliert die Situation.

Nach dem Knast versucht Viking sein Leben im Club wieder in den Griff zu kriegen, doch er kann Georgia einfach nicht vergessen. Und als plötzlich ein Foto von ihr vor seiner Tür liegt, das ihm Ron im Knast gestohlen hat, weiß er: Georgia schwebt in großer Gefahr. Er setzt alles daran, sie zu beschützen - und dabei kommen sie sich unwiderstehlich nah ...

Dramatische und fesselnde Dark Romance! Der zweite Band von Elena MacKenzies Death-Bastards-Reihe.

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Seitenzahl: 415

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

Epilog

Weitere Titel der Autorin

You Are Mine – Gefährliche Liebe

You Are Mine – Tödliche Hingabe

Death Bastards – Dunkle Liebe

Über dieses Buch

Georgia und Dean sind seit der Highschool ein Paar. Aber der Death Bastards MC hat Dean völlig verändert. Nun nennt er sich Viking und lebt ein gefährliches Leben, das Georgia mehr und mehr von ihm trennt. Als er eine mehrjährige Gefängnisstrafe antreten muss, stößt Viking sie endgültig von sich. Während seiner Haft erlebt er die Hölle auf Erden, denn sein Zellengenosse Ron ist hart und rücksichtslos – und eines Tages eskaliert die Situation.

Nach dem Knast versucht Viking sein Leben im Club wieder in den Griff zu kriegen, doch er kann Georgia einfach nicht vergessen. Und als plötzlich ein Foto von ihr vor seiner Tür liegt, das ihm Ron im Knast gestohlen hat, weiß er: Georgia schwebt in großer Gefahr. Er setzt alles daran, sie zu beschützen – und dabei kommen sie sich unwiderstehlich nah …

Über die Autorin

Elena MacKenzie hat als erfolgreiche Selfpublisherin bereits einige Bücher veröffentlicht. Ihr Debütroman Highland Secrets eroberte auf Anhieb die Top 10 der Amazon-Charts. Als Kulissen für ihre Geschichten sucht sich die Autorin spannende Orte aus, die zum Eintauchen in fremde Welten verführen. Denn Elena MacKenzies Motto lautet: Sich in Büchern zu verlieren, heißt grenzenlos zu träumen.

Elena MacKenzie

DEATHBASTARDS

Bittersüßer Kuss

beHEARTBEAT

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Natalie Röllig

Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause

Covergestaltung: © Sarah Borchart, Guter Punkt, München

Innenillustration: Elena MacKenzie unter Verwendung eines Motivs von © AdobeStock/Agor2012

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-7909-9

www.luebbe.de

www.lesejury.de

1. Kapitel

Mehr als sechs Jahre zuvorGeorgia

Nervös folge ich dem Beamten, der mich durch eine Schleuse in den Besucherraum des Gefängnisses führt. Stahltüren, Gitter und dicke Wände, die Atmosphäre in diesem Gebäude empfinde ich als erdrückend und beängstigend. Dreieinhalb Jahre soll Dean hier seine Strafe wegen Waffenhandels und schwerer Körperverletzung absitzen. Meine Eltern haben mich immer gewarnt, dass seine Art, zu leben, ihn an diesen Punkt führen würde. Aber ich hatte nie die Kraft, dem Mann vollständig und auf Dauer den Rücken zu kehren, dem ich seit meinem letzten Jahr auf der Highschool verfallen bin. Ich habe nie verstanden, warum er so unbedingt Teil einer Welt sein wollte, in die ich nicht passe. Dafür hat er sogar unsere Beziehung aufgegeben. Alles, wovon wir beide geträumt haben. Unsere Zukunft. Aber meine Gefühle für ihn sind so stark, dass ich den Club einerseits hasse, andererseits Dean auch nicht aufgeben will. Und jetzt hat der Club ihn hierhergebracht.

Als der Beamte die schwere Tür zum Besucherraum öffnet, kann ich es nicht mehr erwarten, Dean zu treffen. Ich habe ihn seit drei Wochen nicht gesehen. Wie wird es sein, ihm so nahe zu sein, ohne ihn berühren zu dürfen? Kein Körperkontakt ist eine der Regeln, die der Beamte mir mit auf den Weg gegeben hat und an die ich mich halten muss, wenn ich nicht gleich wieder nach draußen gebracht werden möchte.

Ich blicke mich in dem hellen Raum um, in dem mehrere Tische stehen, an denen sich Besucher und Gefangene gegenübersitzen. Es gibt Snackautomaten, aus denen die Besucher den Gefangenen oder sich selbst Schokoriegel, Kartoffelchips oder andere Kleinigkeiten kaufen können. Und auch hier befinden sich vor jedem Fenster Stahlgitter. Ein kleines Mädchen schreit auf, als seine Mutter es davon abhält, sich seinem Vater zu nähern. Wahrscheinlich gilt das Kontaktverbot auch für Kinder, die noch viel zu klein sind, um zu begreifen, warum sie ihre Väter nicht berühren dürfen. Das kleine Mädchen wirft sich wütend auf den Boden und schlägt wild um sich. Diese Hilflosigkeit versetzt mir einen Stich ins Herz.

Dean sitzt in einer orangenen Gefangenenuniform an einem der Tische, die Lippen fest aufeinandergepresst und die Stirn tief gerunzelt. Er ist wütend, weil er nicht wollte, dass ich herkomme. In seinem Brief hat er mir mit kalten, emotionslosen Worten erklärt, dass ich mein Leben leben und nicht auf ihn warten solle. Aber als er das geschrieben hat, wusste er noch nicht, was ich ihm gleich gestehen werde.

Ich denke seit Tagen darüber nach, wie man einem Mann, der gerade zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden ist, sagen soll, dass er Vater wird und sein Kind schon fast drei Jahre alt sein wird, wenn er aus dem Gefängnis kommt. Ich weiß ja noch nicht einmal selbst, wie ich die nächsten Jahre ohne Dean überstehen soll. Mein Blick wandert wieder zu dem kleinen Mädchen, das noch immer auf dem Boden liegt. Wird es bei uns auch so sein?

Ich gehe langsam auf den Tisch zu, an dem Dean sitzt und jeden meiner Schritte genau beobachtet. Er wirkt unglücklich, aber wahrscheinlich wäre niemand glücklich, dessen Freiheit für Jahre beschränkt wurde. Ich drehe mich noch einmal zu dem Beamten um, der an der Tür neben einem weiteren schwer bewaffneten Mann stehen geblieben ist. Hier sein zu müssen fühlt sich auch für mich komisch an.

An den anderen Tischen sitzen noch mehr Gefangene, die von ihren Frauen, Freunden oder Verwandten besucht werden. Doch niemand von ihnen sieht so zornig aus wie Dean. Ich habe es nicht glauben wollen, als ich es in seinem Brief gelesen habe, aber jetzt erkenne ich es in seinem Gesichtsausdruck, er möchte mich keinesfalls hierhaben. Trotzdem wird er sich anhören müssen, was ich ihm mitzuteilen habe. Dass er mich nicht einfach von sich stoßen kann und es jetzt etwas in seinem Leben gibt, das wichtiger sein muss als der Club.

»Hallo«, sage ich leise und setze mich ihm gegenüber. Die Tische und auch die Hocker sind fest am Boden verankert, wahrscheinlich, damit sie nicht zur Waffe werden können. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet ich einmal jemanden in einem Gefängnis besuche und solche Details entdecken muss.

Tische und Stühle, die zu Waffen werden können. Männer, die weinen, weil sie ihre Frauen lange nicht mehr gesehen haben oder nicht mehr Teil im Leben ihrer Kinder sind. Kinder, die nicht verstehen, warum sie ihre Väter nicht berühren dürfen. All das nehme ich wahr, während ich Dean in die Augen sehe und hoffe, dass die Finsternis darin durch Zärtlichkeit ersetzt wird. Aber das passiert nicht. Er schaut mich an, als hätte es zwischen uns niemals Liebe gegeben. Vielleicht hat er es einfach nur vergessen. Die Zeiten, als wir eine richtige Beziehung führten, liegen weit in der Vergangenheit.

»Ich bin mir sicher, ich habe mich klar ausgedrückt«, sagt er, statt mich zu begrüßen, und mein Magen zieht sich krampfhaft zusammen. »Ich will dich hier nicht sehen. Eigentlich habe ich sogar geschrieben, ich will dich nie wiedersehen. Also schieb deinen Arsch zurück nach Bangor. Wir zwei sind fertig. Endgültig. Du bekommst, was du wolltest, die Freiheit, dich für das Leben zu entscheiden, von dem du immer geträumt hast.«

Ich schnappe nach Luft und fühle, wie sich Zorn und Scham in meiner Brust und in meinem Gesicht ausbreiten. Meine zitternden Hände verstecke ich unter dem Tisch in meinem Schoß, und die Tränen, die in meinen Augen brennen, blinzle ich verzweifelt zurück. »Ich komme hierher, um mit dir zu reden, und das ist alles, was ich von dir bekomme?«, fahre ich ihn entrüstet an.

»Als ich mich vor drei Jahren für den Club entschieden habe, hast du es nicht verstanden. Du wolltest es nicht einmal versuchen, weil du eine andere Vorstellung von unserem gemeinsamen Leben hattest. Seitdem gibt es kein Wir mehr, zumindest nicht so. Ich sorge jetzt nur dafür, dass du endlich mit uns abschließen kannst. Das, was wir beide seit drei Jahren tun, ist keine Beziehung, das weißt du. Ich komme, ich ficke dich, und dann verschwinde ich wieder, so läuft das zwischen uns, und das ist nicht gesund für dich.«

Ich schlucke heftig und balle die Hände unter dem Tisch zu Fäusten. »Dean?«, versuche ich es noch einmal, meine Stimme ist so heiser, dass sie kaum zu hören ist.

Mit ungerührter Miene beugt sich Dean etwas zur Seite und winkt einen der Beamten heran. »Sie möchte gehen«, meint er hart, ohne auf das einzugehen, was ich eben gesagt habe. Als wäre ich Luft.

Ich reiße erschrocken die Augen auf. Auch wenn wir unsere Schwierigkeiten haben – so hat Dean mich noch nie behandelt. Was hat ihn nur so wütend gemacht? »Ich muss dir dringend etwas erzählen«, stoße ich verzweifelt aus. Ein letzter Versuch, ihn dazu zu bewegen, mir zuzuhören. Ich muss doch wissen, was ich tun soll.

Dean springt auf und starrt mich zornig an. Sein Blick ist so voll Wut, dass sich ein nervöses Zittern durch meinen Körper arbeitet. Ich verstehe nicht, warum er mich plötzlich so brutal von sich stößt. Unsere Beziehung war nie wirklich gut. Für keinen von uns, auch weil wir viel zu jung waren, als wir zusammengezogen sind, aber habe ich es nicht verdient, dass er mir fünf Minuten zuhört?

»Und ich will es nicht hören.«

»Ganz ruhig, Gefangener«, sagt einer der Beamten. Seine Hand liegt an seinem Schlagstock, als würde er nur darauf warten, dass Dean einen Fehler begeht. Zu wissen, dass die Beamten bereit wären, Gewalt einzusetzen, erinnert mich daran, wie gefährlich dieser Ort für Dean sein könnte. Nicht nur Beamte könnten sich gegen ihn wenden. Es war der Club, der ihn hierhergebracht hat. Und es war der Club, der ihn mir entfremdet hat. Aber vielleicht war er schon immer ein Fremder, und ich wollte es nur nicht wahrhaben.

Der Beamte umfasst meinen Oberarm, der zweite stellt sich hinter Dean und legt ihm Handschellen an. Ich sehe fassungslos zu, wie sich Dean von mir abwendet und aus dem Besucherraum geführt wird. Jetzt kann ich die Tränen nicht länger zurückhalten. Diese verdammten Schwangerschaftshormone. Früher hätte ich niemals vor fremden Menschen geheult.

»Kommen Sie«, sagt der Beamte und zieht sanft an meinem Arm.

Dean bleibt vor der Tür stehen, die vermutlich in den Gefangenentrakt führt, und sieht über die Schulter zurück. Sein Blick wirkt weniger wütend und trauriger als zuvor, weil er nicht gut damit umgehen kann, wenn eine Frau weint. Das konnte er noch nie. Das letzte Mal, als wir uns gestritten haben und ich die Tränen nicht zurückhalten konnte, hat er mich in seine Arme gezogen und unseren Streit unter unzähligen Küssen begraben. Ich sehe ihn hoffnungsvoll an, aber dieses Mal wendet er seinen Blick ab und verlässt den Raum. Er hat mir keine Chance gegeben, zu sagen, was ich ihm sagen wollte. Dabei hat es wahrscheinlich in seinem ganzen Leben nie etwas gegeben, was er hätte dringender hören müssen.

»Was ist hier gerade passiert?«, frage ich den Beamten, der mich aus dem Raum führt, verzweifelt. Ich erwarte keine Antwort von ihm, die Frage ist mir einfach rausgerutscht.

»So ist das manchmal. Sie kommen hier rein und sind plötzlich ganz andere Menschen«, erklärt er mit mitleidigem Blick.

Ich folge ihm den ganzen Weg zurück, aber jeder Schritt fühlt sich an wie der schwerste, den ich je getan habe. Das eben war nicht Dean. Dean würde mich so niemals behandeln. Selbst in den Momenten, in denen ich ihm schwere Vorwürfe gemacht habe, weil er ein anderes Leben gewählt hat als das, das ich für uns vorgesehen hatte. Selbst in den Phasen, in denen wir immer wieder getrennt waren, hat er mich mit Respekt behandelt.

Draußen steige ich in mein Auto, lege die Stirn auf das Lenkrad und weine. Ich lasse zu, dass alle Emotionen aus mir herausfließen, bis ich ganz erschöpft bin. Was soll ich tun? Ich hatte mir erhofft, wenn ich mit Dean rede, würden wir gemeinsam einen Weg für dieses Baby in meinem Bauch finden. Aber jetzt bin ich noch ratloser als zuvor. Ich hatte gehofft, dass er mir sagt, was ich tun soll. Ob es richtig wäre, ein Kind von einem Vater zu bekommen, der seine ersten Jahre nicht miterleben wird. Der später vielleicht auch nur eine kleine Rolle im Leben des Kindes spielt. Der ein so gefährliches Leben wie Dean führt, Präsident der Death Bastards wird, nur Wochen bevor er eine mehrjährige Gefängnisstrafe antreten muss, weil sein Großvater es immer so für ihn vorgesehen hat. Der Tod seines Großvaters hat Dean verändert. Er hat ihn noch härter werden lassen. Er leitet jetzt einen MC, der in der Gegend sämtliche kriminellen Aktivitäten kontrolliert, vielleicht betrachtet er mich deswegen als Last, die er loswerden muss, weil ich immer dagegen war, dass er sich dem Club anschließt.

Ich lege die Hand auf meinen Bauch und schniefe. Ich hatte nie geplant, ein Kind zu bekommen. Mein Plan hatte vorgesehen, ein paar Jahre in der Klinik zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln und dann eine eigene Praxis für Physiotherapie zu eröffnen. Eine Familie sollte erst viel später kommen, und dann sollte sie komplett sein. Ich, Dean und unser Baby. Oder vielleicht doch nicht Dean, sondern ein Mann, der besser in meine Vorstellung einer Familie passen würde. Dessen Leben nicht aus Waffen, Clubhuren und seinen Brüdern besteht. Um mit Dean zusammen sein zu können, habe ich meine Eltern enttäuscht. Und dann hat er mich enttäuscht.

Nein, ich bin noch nicht bereit für dieses Kind. Nicht ohne ihn. Aber ich hatte mir gewünscht, Dean würde mich umstimmen und mir sagen, dass ich das schaffe, weil ich alles schaffen kann. Mir ein Zeichen geben, dass alles gut würde und ich doch das Leben mit ihm bekommen könnte, von dem ich immer geträumt habe. Aber er hat mich verletzt und wie eine ungeliebte Hündin davongejagt. Und jeder in diesem Raum hat es gesehen.

Entschlossen nehme ich einen Notizblock aus meinem Handschuhfach und beginne, einen Brief an Dean zu schreiben. Vielleicht ist er wenigstens bereit dazu, diese Zeilen zu lesen, wenn er schon nicht mit mir sprechen will.

Lieber Viking,

vor sechs Wochen, an dem Tag, an dem ich mich dazu hinreißen ließ, wieder einmal die Tür für Dich zu öffnen und Dich ein weiteres Mal in mein Leben zu lassen – wenn wie immer auch nur für wenige Stunden, nachdem wir für Monate getrennt waren –, war der Tag, an dem ich endgültig hätte Nein sagen sollen zu Dir. Nicht so wie die vielen Male zuvor, in denen ein Blick aus Deinen hellen Augen gereicht hat, um mich in Deine Arme zu werfen und zu vergessen, dass Du nicht bereit bist für eine ernsthafte Beziehung, nicht so, wie ich es mir für uns immer gewünscht habe. Ich hätte Dir nicht öffnen dürfen, dann wäre mein Leben jetzt viel einfacher. Ich müsste keine Entscheidung treffen, die ich nicht bereit bin zu treffen. Aber welche Wahl habe ich schon? Du hast mich abgewiesen, als ich heute zu Dir gekommen bin, weil ich Deine Hilfe brauchte. Du hast mich ausgerechnet in dem Moment am schwersten verletzt, in dem ich auf Deine Unterstützung angewiesen war. Ich habe Verständnis dafür, dass Du mich abweist. Wir hatten harte Zeiten. Aber dann musst Du bitte auch für meine Entscheidung Verständnis haben, unser gemeinsames Kind abzutreiben, da Du mich allein gelassen hast. Du hast mich gezwungen, diese Entscheidung ohne Dich zu treffen. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Wie soll ich ohne Deine Hilfe ein Kind großziehen, ohne eine sichere Stelle? Ohne Unterstützung meiner Familie. Ich liebe Dich, das werde ich immer, aber heute hast Du mir gezeigt, dass es für mich Zeit wird, die Brücken hinter mir einzureißen, weil ich nicht länger die Kraft habe, um Deine Liebe zu kämpfen. Du lebst in Deiner Welt und ich in meiner.

In Liebe Georgia

Ich habe mich sowieso schon viel zu lange in Bangor festhalten lassen. Erfahrungen in meinem Beruf kann ich auch in einem anderen Krankenhaus in einer anderen Stadt sammeln. Diese Ausrede darf ich nicht länger benutzen, um zu bleiben, nur weil ich die Hoffnung auf ein Leben mit ihm nicht aufgeben will.

Ich falte den Brief und wische mir die Tränen von den Wangen, wahrscheinlich verschmiere ich damit nur mein Make-up, aber es ist ohnehin hinüber, also ist es auch egal, wenn ich es noch schlimmer mache. Mein Herz schreit auf, als ich das Auto öffne und zurück zum Einlass des Gefängnisses gehe, um den Beamten darum zu bitten, Dean meinen Brief zu überreichen. Fest entschlossen, an meinem Lebensplan festzuhalten. Ich werde der Gegend um Addison den Rücken kehren, werde das Baby abtreiben und meine Praxis eröffnen, so wie ich es vorhatte. Wovon ich mich aber immer wieder abbringen ließ, weil ich es nicht fertiggebracht habe, Dean hinter mir zu lassen.

Viking

Als ich die Augen aufschlage, sehe ich direkt in das dreckige Grinsen meines Zellennachbars. Dieses Arschloch ist vollkommen irre, und ich bekomme das Gefühl nicht los, sie haben mich in seine Zelle gesperrt, um mir klarzumachen, dass dreckige Biker sich hier lieber vorsehen sollten. Er hebt grinsend ein Foto hoch und zeigt es mir.

»Deine Kleine ist ziemlich heiß«, sagt er und massiert mit der freien Hand seinen Schwanz. Winslow steht vor mir, die Hosen in den Kniekehlen, den Schwanz in der einen Hand und Georgias Foto in der anderen. Und er holt sich direkt über meinem Gesicht einen runter.

Ich greife auf meine Brust, wo das Foto lag, bevor ich eingeschlafen sein muss. Es zeigt Georgia vergangenen Sommer auf einem Rodeo, sie sitzt in kurzen Shorts auf einem mechanischen Bullen und lacht mich an. Sie liebt Rodeos, aber sie hasst Bikes, weil sie zeigen, wer ich wirklich bin, und sie mich so aber nicht haben will.

Ich hasse auch etwas, nämlich wie ich sie gestern behandelt habe und den Brief, den ich ihr geschrieben habe. Aber mir ist in den letzten Wochen hier im Knast etwas klar geworden: Ich muss Georgia deutlich zeigen, dass wir beide nicht zusammengehören, damit sie die Chance hat, sich von mir zu lösen und das Leben zu führen, das sie immer führen wollte. Mit Häuschen und weißem Gartenzaun und so. Ich liebe sie, nicht nur das, ich bin völlig verrückt nach ihr. Eine Verrücktheit, die mich manchmal in den Wahnsinn getrieben hat und die ich oft versucht habe, zwischen den Beinen irgendeiner Clubhure loszuwerden. Und doch liebe ich sie noch immer und werde auch nie aufhören, das zu tun, aber wir beide leben in zwei verschiedenen Welten, und sie endgültig gehen zu lassen, ist das einzig Richtige, was ich für sie tun kann.

Ich greife ruckartig nach oben, packe Rons Hemd und zerre ihn zu mir heran, nur um ihn sofort wieder hochzudrücken, direkt gegen den Alurahmen des Bettes über mir.

Ron stößt einen kurzen Schrei aus, reißt sich los und taumelt zurück. Er wedelt mit dem Foto und lacht wie ein kleines Kind. »Ich werd mir jede Nacht vorstellen, wie ich sie ficke, und mir dabei einen runterholen.«

Dieses Arschloch ist wirklich lebensmüde. Ich springe aus dem Bett, stoße ihn gegen die Wand in seinem Rücken und ramme ihm mein Knie in die Eier. Die Vorstellung, wie dieser Wichser auch nur in seiner Fantasie mein Mädchen fickt, löst eine rasende Wut in mir aus. Okay, nicht mehr mein Mädchen. Trotzdem.

»Versuch das mal mit blauen Eiern, Arschloch«, sage ich grinsend und rechne nicht mit der Faust, die jetzt in meinem Gesicht landet. Hart und schmerzhaft. Dieser Irre ist nicht nur lebensmüde, er kann auch noch ganz schön zuschlagen.

Ich reibe mir mein Kinn und hole selbst auch mit der Faust aus. Ich treffe seine Schläfe, seine Rippen und genieße den Rausch, der durch meine Venen pumpt. Wie ein befreiendes Feuer wütet die Gewalt und lässt mich einen Schlag nach dem anderen austeilen, und genauso genieße ich jeden schmerzhaften Treffer, den Winslow landen kann. Es fühlt sich an, als würde der Kampf, den wir uns liefern, das schlechte Gewissen, das ich wegen Georgia habe, endlich für ein paar Minuten zum Schweigen bringen. Nein, da war mehr als ein schlechtes Gewissen, da waren ein Gefühl von Leere und das Wissen, dass ich niemals wieder eine Frau so sehr lieben werde wie sie. Und ich habe sie trotzdem nicht genug geliebt. Nicht so, wie sie es verdient hätte.

»Auseinander, ihr Wichser«, brüllt ein Wärter und hämmert von außen gegen die Tür. »Sofort, das gibt Einzelarrest für jeden von euch.«

Ich schubse Ron von mir und suche den Boden nach Georgias Foto ab. Sobald ich es entdeckt habe, bücke ich mich, so schnell ich kann, danach und schiebe es unter mein Hemd, bevor ich nach Ron zur Tür trete und die Hände durch das dafür vorgesehene Loch stecke, damit der Wärter mir Handschellen anlegen kann.

»Zurücktreten und umdrehen«, brüllt der Beamte und wartet, bis wir bis ganz ans Ende der Zelle hinter die Linie gegangen sind, wo wir der Tür den Rücken zudrehen müssen.

Über die Schulter sehe ich zwei Wärter hereinkommen, der eine zerrt Winslow weg, der andere bleibt grinsend vor mir stehen, seine Hand an der Waffe.

»Ich hoffe, du bekommst dich wieder ein«, sagt er und mustert mich mit einem Blick, der mir unangenehm auf den Magen schlägt. Hoffentlich trifft mich der Kerl niemals allein unter der Dusche an. Ich habe schon genug damit zu tun, mir Winslow vom Hals zu halten, da brauche ich nicht noch einen Wärter, der sich nachts einen auf meinen Arsch runterholt.

»Ich bin so entspannt wie Buddha«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Gut, dann bring ich dich jetzt in Einzelhaft.«

»Freut mich, Hauptsache weg von dem Irren«, sage ich trocken, aber innerlich kotzt mich die Nachricht gewaltig an, weil Einzelhaft bedeutet: keine Anrufe, keine Post, keine Besuche. Ich werde also keinen meiner Brüder sehen. Cowboy wird mir nicht erzählen können, wie es bei Georgia läuft. Ob es ihr gut geht. Ich habe ihn damit beauftragt, ein Auge auf sie zu halten.

Ich gehe vor dem Wärter her ganz an das Ende des Zellentraktes, wo es mehrere Einzelhaftzellen gibt. In denen ist nichts erlaubt. Nicht einmal ein Buch. Die Langeweile soll dich dazu zwingen, über dein Leben und dein Verhalten nachzudenken. Habe ich gehört, bisher hatte ich noch nicht das Glück, wochenlang allein, ohne Kontakt zu anderen Menschen, in einem Loch zu hocken. Also werde ich wohl bald herausfinden, ob wahr ist, was man über die Isolation sagt, dass sie einen wahnsinnig werden lässt und du dich irgendwann danach sehnst, mal wieder die Stimme eines Menschen zu hören oder zumindest irgendeine Art Ablenkung zu haben. Etwas, das dich aus deinem Kopf rausholt, damit du nicht mehr nur deine eigenen Gedanken hörst.

Der Wärter schließt mit ungerührter Miene eine der Zellen auf und tritt zur Seite, um mich reinzulassen. Sie ist gerade einmal groß genug für die Matratze auf dem Boden, eine Toilette und ein Waschbecken. Vor der Matratze kann man ein paar Schritte hin und her laufen, sonst gibt es nichts zu tun. Ich zucke lässig mit den Schultern. Wie oft bekomme ich schon die Gelegenheit, tagelang nichts zu tun? Zumindest habe ich Georgias Foto.

»Dein Grinsen wird dir noch vergehen, versprochen.« Der Wärter schließt die Tür und öffnet die Luke, damit ich meine Hände hindurchstecken kann, um die Handschellen wieder loszuwerden. »Ach, noch was«, sagt er, als ich gerade im Begriff bin, mein neues Zuhause genauer zu erkunden. »Das wurde gestern für dich abgegeben.« Er wirft etwas durch die Luke, das langsam zu Boden fällt. Ein zusammengefaltetes Blatt Papier, auf dem mein Name steht. Es ist Georgias saubere, klare Handschrift. Und sie sorgt dafür, dass sich meine Brust schmerzhafter zusammenzieht als bei dem Schlag, den Ron mir vorhin verpasst hat. Ich habe sie gestern nicht so behandeln wollen, aber ich musste es tun, damit sie die Kraft findet, mich hinter sich zu lassen. Wir mussten beide die Kraft finden, einander loszulassen. Da ich sie nicht mit in meine Welt holen konnte, sie mir nicht einmal die Chance dazu gegeben hat, ihr zu zeigen, warum mir dieses Leben so wichtig ist, hat sie mich mit einem Bein in ihrer und mit dem anderen in meiner Welt gehalten. Aber wenn man sich für die Death Bastards entscheidet, gibt es kein »halb drin, halb draußen«. Entweder ist man ein Bastard oder man ist es nicht.

Ich bücke mich nach dem Brief und hebe ihn auf, setze mich auf die Matratze und rieche am Papier. Ich hatte gehofft, es würde nach ihr duften. Nur ein klein wenig, um meine Erinnerungen in Gang zu bringen. Um mich ihr näher zu fühlen. Aber wenn dieses Stück Papier jemals nach ihr gerochen hat, dann ist ihr Duft längst verflogen.

Ich öffne den Brief und beginne zu lesen.

Mein Herz sackt mir in den Magen. Sie bekommt ein Baby. Von mir. Und sie will es töten. Wegwerfen, als wäre es niemand. Die Vorstellung brennt sich wie Säure durch meinen Magen und lässt meinen Puls rasen. Ich habe sie weggeschickt, als sie es mir sagen wollte. Ich hätte sie aufhalten können. Ich springe von der Matratze auf und hämmere wie ein Irrer gegen die Tür. Ich brülle und bettle und flehe. Ich habe noch niemals jemanden angefleht, aber in diesem Augenblick fühle ich eine so überwältigende Angst, dass ich es tue. Immer wieder. Und ich weiß nicht einmal warum. Ich habe nie über Kinder nachgedacht, aber ich weiß, ich will nicht, dass dieses stirbt. Es soll eine Chance auf ein Leben haben. Der Gedanke, dass es diese Chance nicht bekommen soll, lähmt mich. Die Vorstellung, ein Kind mit ihr zu haben, überwältigt mich und erfüllt mich mit Wärme und Stolz. Und das, obwohl ich sie gestern noch brutal von mir gestoßen habe. Ich habe einen Fehler gemacht. Und jetzt ist sie dabei, einen Fehler zu begehen. Ich bin ein Idiot. Wie konnte ich nur?

»Was zur Hölle schreist du?«, will der Wärter wissen, der vor der Tür auftaucht.

»Ich muss sofort telefonieren.«

»Du kennst die Regeln. Keine Anrufe in der Einzelhaft.«

»Ich muss sofort telefonieren!«, brülle ich lauter und verzweifelter. »Ich muss sie aufhalten.«

»Tut mir leid, du hättest sie gestern aufhalten können. Ich kann nichts für dich tun. So sind die Regeln.«

»Du Scheißkerl, es geht um das Leben meines Babys«, keife ich den Wärter an.

»Ich weiß«, sagt er. »Ich habe den Brief gelesen.«

Ich rüttle halb wahnsinnig an der Tür. Ich möchte meine Hände durch dieses kleine vergitterte Fenster stecken und das Arschloch umbringen.

»Wir müssen alle Briefe lesen. Also auch den.«

»Du Arschloch hast es gewusst und mir den Brief erst in der Einzelhaftzelle gegeben, damit ich nichts mehr tun kann«, werfe ich dem Wärter vor. »Dafür werde ich dich umbringen. Wenn ich hier rauskomme, bringe ich dich um.«

Der Wärter grinst nur. »Vielleicht habe ich der Welt einen Gefallen getan. Einer von deiner Sorte reicht doch, findest du nicht auch?«

Auch für diese Aussage hätte ich dem Wärter gern meine Fäuste in sein dreckiges Grinsen gedonnert, aber mich wirklich an ihm zu rächen hätte nur bedeutet, eine noch längere Gefängnisstrafe in Kauf nehmen zu müssen, also drehe ich mich einfach von der Tür weg und begrabe meine Wut auf ihn unter der Verzweiflung, die in meiner Brust hämmert, weil ich nichts tun kann, um mein Kind zu retten.

2. Kapitel

HeuteGeorgia

Ich lege die kleine rote Holzkugel vor Mrs Summers auf den Tisch und lächle ihr aufmunternd zu. »Lassen Sie sich Zeit«, sage ich zu ihr. Die ältere Dame verzieht missmutig das Gesicht. Es ist ihr anzusehen, dass sie langsam die Geduld verliert mit ihrer rechten Körperseite, die seit dem Schlaganfall nicht mehr so funktioniert, wie sie es von ihrem Körper erwartet.

Mrs Summers atmet tief aus, hebt ihre Hand über die Kugel und versucht sie mit Daumen und Zeigefinger zu greifen. Ihre Finger zittern von der Anstrengung, und sie muss ihren Arm mit der anderen Hand unterstützen, aber sie konzentriert sich so sehr, dass ihr Atem angestrengt klingt. Sie presst die Lippen fest aufeinander und schafft es, die Kugel mit den Fingerspitzen zu fassen. Leider kann sie die Spannung nicht halten, und die Kugel fällt ihr wieder herunter. Sie springt über den Tisch und rollt über den Boden im physiotherapeutischen Therapieraum des Northern Light Inland Hospital.

»Das war gut.« Ich lege ihr eine Hand auf den Unterarm, um sie zu ermutigen und ihr gleichzeitig Trost zu spenden.

»War es nicht, Mädchen. Deine Mutter wird nicht begeistert sein, wenn ich ihr sage, dass du deine Patienten anlügst.«

»Meine Mutter weiß, dass ich meine Patienten niemals anlügen würde, Mrs Summers«, erwidere ich sanft.

Die alte Dame zwinkert mir zu, dann lacht sie. »War nur ein Spaß, du bist ein gutes Mädchen. Schön, dass du nach Waterville gekommen bist. Was würden wir in diesem Rentnerkaff nur ohne dich machen?«

»Kaffee trinken?«, schlage ich vor.

»Sind wir dann fertig für heute?«, will sie ungeduldig wissen, öffnet ihre Handtasche und sucht mit zittriger Hand darin herum.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Ich denke, für heute haben wir beide es geschafft.«

»Hilf mal einer alten Frau dabei, ihre Frisur zu richten«, sagt sie und hält mir ihre Tasche hin. Ich nehme sie ihr ab und suche ihre Haarbürste raus, damit sie ihre grauen Locken zurückbürsten kann, wie sie es immer tut, bevor sie den Therapieraum verlässt.

»Jetzt sitzen Ihre Haare perfekt«, bestätige ich mit einem Lächeln.

»Geh doch mit mir einen Kaffee trinken«, schlägt Mrs Summers vor.

Ich stehe auf, ziehe ihren Rollstuhl ein wenig zurück und lege ihr die Handtasche auf den Schoß. »Ich will nach Hause und Wes abholen, damit Mom sich nicht so lange um ihn kümmern muss. Sie tun sowieso schon so viel für uns«, kläre ich sie auf. »Aber vielleicht ein anderes Mal.«

»Versprochen?«, hakt Mrs Summers nach und rollt neben mir her zur Tür.

»Versprochen«, sage ich und öffne ihr.

»Dann sehen wir uns also nicht nächste Woche?«, will Mrs Summers schon auf dem Gang unterwegs über die Schulter zurückschauend wissen.

»Nächste Woche wird meine Kollegin hier sein. Und vergessen Sie nicht zu üben«, rufe ich ihr hinterher.

Sie schnaubt und fährt eilig den Flur hinunter auf den Fahrstuhl zu.

Ich schließe die Tür hinter mir, atme tief aus und tue für ein paar Sekunden gar nichts, außer mitten im Raum zu stehen und zu entspannen. Als ich mich ausgeruhter fühle, beginne ich damit, den Therapieraum aufzuräumen und alle Materialien an ihre Plätze zurückzuräumen, damit die Frühschicht morgen einen ordentlich hinterlassenen Raum vorfindet. Ich arbeite jetzt seit etwa zwei Jahren hier und möchte noch immer möglichst alles perfekt machen. Mit einem kleinen Kind und als alleinerziehende Mutter ist es ohnehin nicht einfach, eine gute Anstellung zu bekommen. So wie es auch nicht einfach war, meine Ausbildung mit einem Baby zu absolvieren. Die physiotherapeutische Praxis, in der ich direkt nach dem Abschluss auf dem Community College und meiner Ausbildung angefangen habe, befindet sich im Klinikum von Waterville, ist aber eine private Praxis, die vor Kurzem von einer Frau übernommen wurde, die ich zwar viel eher als Freundin denn als Chefin betrachte, trotzdem möchte ich, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden ist.

Zehn Minuten später steige ich in meinen alten Fiat Uno und fahre den Kennedy Memorial Drive bis zur Abbiegung Preston Street, wo meine Eltern ein kleines Haus mit Garten haben und Wes und ich in dem Apartment über der Garage wohnen. Etwa eine Woche, nachdem ich bei Dean im Gefängnis war, um ihm zu sagen, dass ich schwanger bin, bin ich aus dem kleinen Häuschen, in dem ich die meiste Zeit ohne ihn gelebt habe, ausgezogen und zurück zu meinen Eltern gezogen. Die wollten eigentlich, dass ich bei ihnen im Haus in meinem alten Kinderzimmer wohne, solange ich schwanger war und meine Ausbildung machte. Später, wenn das Baby auf der Welt wäre, wollten sie in das Apartment über der Garage ziehen. Aber nachdem ich sie beide so oft ungerecht behandelt habe, wenn sie mich vor Dean warnten, war es nicht richtig, sie so sehr auszunutzen, immerhin hatten sie recht behalten. Es war ein Fehler, bei Dean in Bangor zu bleiben, statt nach dem College zurück nach Waterville zu gehen, um mit Dean über Jahre hinweg in einer On-off-Beziehung zu leben, die die meiste Zeit off war.

Ich habe Dean auf einer Party im Haus eines Freundes kennengelernt, als ich sechzehn Jahre alt war. Er war damals siebzehn, hatte gerade seine Mutter verloren und war bei seinen Großeltern eingezogen. Er kam über mich wie ein Wolkenbruch. Ich war nicht vorbereitet auf die Macht der Gefühle, die meinen Verstand und meinen Körper beherrschten. Und schon gar nicht auf einen Mann wie ihn. Bereits mit siebzehn Jahren war er viel mehr Mann als alle anderen Geschlechtsgenossen in seinem Alter. Er war muskulös, groß, breitschultrig, unglaublich furchteinflößend mit seiner rauen, wilden Art. Als Mädchen aus strengem, sehr katholischem Elternhaus, das zum ersten Mal auf eine Party durfte, hat er mich überwältigt, als er so unerwartet vor mir stand und mich einfach an sich zog. »Willst du mit mir tanzen?«, fragte er und sah mich aus diesen funkelnden eisblauen Augen an. »Sag nicht Nein, denn ich weiß, dass du es willst.«

Nach meinem Abschluss bin ich mit ihm nach Bangor gegangen, wo er damals bei seinen Großeltern lebte, und habe dort das Community College besucht, statt nach New York auf die NYCU zu gehen, so wie es geplant war. Dean wollte Automobildesigner werden. Als er neunzehn wurde, hat sein Großvater ihn zum ersten Mal mit in den Club genommen, und bald stand der MC immer mehr zwischen uns. Ich habe ihm geglaubt, als er sagte, das wäre nicht immer so und würde alles besser, wenn er erst mal Vollmitglied wäre. Aber es ist nie besser geworden. Wir haben uns immer öfter gestritten, ich habe meine Kurse nicht geschafft, und irgendwann begriff ich, dass Viking – so nennen ihn seine Freunde im MC – mich von den Dingen abhält, die mich in meinem Leben voranbringen sollten.

Ich beendete die Beziehung kurz vor unserem dritten Jubiläum. Aber statt Bangor zu verlassen, blieb ich und redete mir ein, es zu tun, weil ich das College nicht wechseln wollte. Das war der Anfang unserer On-off-Beziehung. Jedes Mal, wenn ich auf Dean traf, stritten wir uns und hatten danach Sex, um uns zu versöhnen. Manchmal stritten wir uns nur, um danach Sex haben zu können. Er brachte mich zum Höhepunkt und ist sofort wieder gegangen. Für Wochen, manchmal Monate.

Ich stelle den Fiat hinter Moms Skoda ab, nehme meine Tasche vom Beifahrersitz und steige aus. Der kleine Garten vor dem Haus ist vollkommen auf Wesley ausgerichtet. Hier gibt es eine Schaukel unter einem Baum, ein Klettergerüst, und letztes Jahr hat Dad ihm ein Baumhaus gebaut. In der Klinik verdiene ich nicht viel, und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden wir noch eine Weile in dem Apartment leben, weil ich jeden Cent, den ich sparen kann, für meinen Traum von einer eigenen Praxis beiseitelege, aber viel besser hätten Wes und ich es nicht treffen können. Und das, obwohl meine Beziehung zu meinen Eltern lange Zeit nicht wirklich gut war. Zumindest solange ich nicht von Dean loskam.

»Mom«, brüllt Wes und gleitet die Rutsche hinunter, die an seinem Baumhaus angebracht ist und die mein Vater immer die Feuerwehrnotfallrutsche nennt. Er hat Wes erzählt, dass er genau so eine Rutsche auch in seinem Department bei der Feuerwehr hatte. Wes hört seinem Grandpa immer mit großen Augen zu, wenn der von seinen Abenteuern als Feuerwehrmann erzählt, und schwört dann ganz fest, mit Spucke in die Handfläche, dass er auch mal Feuerwehrmann wird. Ich weiß nicht, ob mir die Vorstellung gefällt. Mein Vater ist schon seit sieben Jahren Pensionär, weil er bei einem Einsatz schwere Verbrennungen erlitten hat. Die Stunden, in denen wir nicht wussten, ob er überleben wird, gehörten zu den schlimmsten in meinem Leben.

»War dein Tag schön?«, begrüße ich ihn, gehe in die Hocke und umarme Wes ganz fest.

»Ja, Grandpa hat mich aus dem Kindergarten abgeholt und war mit mir bei seinen alten Kollegen auf der Wache«, erzählt er mit leuchtenden Augen. Sie haben die Farbe von Kornblumen, was ich ihm nicht mehr sagen darf, denn er ist der Meinung, als Junge dürfe er nicht Augen haben, die Blumen ähneln. Sie sollten eher cool aussehen wie ein Rennauto. »Oh, und weißt du, was das Beste ist? Zu meinem Geburtstag feiern wir eine Feuerwehrparty. Grandpa hat eine Hüpfburg bestellt, die aussieht wie ein Löschauto.«

»Das ist wirklich lieb von Grandpa«, sage ich und versuche mich ernsthaft für Wes zu freuen, aber er wird viel zu sehr verwöhnt von seinen Großeltern, und ich weiß nicht, ob das gut ist. Denn wenn wir irgendwann eine richtige Wohnung haben, wird er lernen müssen, ohne die vielen Überraschungen und Geschenke auszukommen, die er jetzt ständig bekommt.

Ich stehe aus der Hocke auf, nehme Wesleys Hand und folge ihm durch den Vorgarten ins Haus, wo mein Vater in seinem Sessel sitzt und ein Buch liest. Seine linke Gesichtshälfte ist komplett vernarbt, so wie der Rest seiner linken Seite. Er spricht nicht gern darüber. Manchmal frage ich mich, ob er seine ohne Pause vorhandene gute Laune nur spielt oder ob er wirklich so gut mit den Folgen des Unfalls zurechtkommt. Während meiner Arbeit treffe ich viele Menschen, die mit den Nachfolgen von Unfällen oder Erkrankungen zu leben lernen müssen, die meisten brauchen eine Weile, bis sie akzeptieren, dass ihr Körper nie wieder der gleiche sein wird.

»Ich geh zu Grandma. Vergiss nicht, dass wir morgen campen fahren«, ruft Wes mir über die Schulter zurück zu und verschwindet in der Küche. Er ist schon ziemlich aufgeregt wegen morgen und spricht kaum noch von etwas anderem. Und er hat recht, mich daran zu erinnern, denn ich habe Wes viel zu oft hintangestellt, um meine Karriere voranzutreiben. Der Spagat zwischen Ausbildung und einem Kind war oft sehr anstrengend. Und zu oft habe ich mich nicht für Wes entschieden.

»Wie geht es dir, Schatz?«, begrüßt mich Dad, ohne aufzusehen.

»Gut, etwas geschafft«, sage ich und stelle meine Tasche auf der kleinen Kommode im Eingangsbereich ab. »Ist die Hüpfburg nicht etwas viel? Er wird erst sechs, Dad. Er muss lernen, dass er im Leben nicht alles haben kann. Wie soll das funktionieren, wenn du ihm alles einfach so schenkst?«

Mein Vater atmet schwer aus, legt das Buch auf seinen Schoß und sieht mich an. »Er wächst ohne Vater auf, ich bin mir sicher, er hat nicht alles.«

Ich verziehe das Gesicht, weil mich die Worte hart treffen. Auch nach über sechs Jahren zieht sich mein Herz noch immer schmerzhaft zusammen, wenn ich an das Scheitern der einzigen Liebe in meinem Leben erinnert werde und daran, wie diese Liebe ihr endgültiges Ende gefunden hat. Ich habe einfach die Stadt verlassen, ohne jemandem zu sagen, wohin ich gehe. Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich ungern an das Ende meiner Beziehung mit Dean erinnert werde: Wenige Tage, nachdem ich das Gefängnis verlassen habe, bin ich in eine Abtreibungsklinik gefahren. Ich hatte die Papiere schon unterschrieben. Ich war bereit, mein Kind aufzugeben. Nur der Gedanke daran, den letzten Teil, der mir von Dean geblieben ist, auch noch zu verlieren, hat mich wieder gehen lassen. Wenn ich mir heute vorstelle, dass ich fast den wichtigsten Menschen in meinem Leben getötet hätte, dann fühlt sich die Last auf meinen Schultern unerträglich an.

»Ich weiß, Dad. Du musst es mir nicht immer wieder sagen. Wes braucht keinen Vater, er hat doch dich. Lass ihn die Hüpfburg wenigstens erarbeiten«, schlage ich vor. Dean müsste seit drei Jahren in Freiheit sein, in dieser Zeit hat er nicht ein Mal nach mir gesehen, also habe ich es nicht für nötig gehalten, ihm zu sagen, dass er einen Sohn hat. Ich finde, es ist das Beste so. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll, der Club und ein kleines Kind. Ich war erwachsen und habe es nicht hinbekommen. »Er soll dir beim Streichen der Verandabrüstung helfen.«

Mein Vater steht aus dem Sessel auf, kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich. Er zieht mich fest gegen seine Brust und klopft mir auf den Rücken. »Du hast recht. So machen wir es.«

»Danke, Dad«, sage ich und küsse ihn auf die Wange. »Wie wäre es, wenn wir mal nach dem Abendbrot sehen, bevor die beiden alles allein essen?«

Dad nimmt meine Hand und führt mich in die Küche, wo es nach dem leckeren Hackbraten meiner Mutter riecht. Sie macht nicht nur den besten Hackbraten, ihr Kartoffelbrei aus frischen Kartoffeln, mit Milch, einem Schuss Sahne und Butter, ist ein Traum.

»Hallo Georgia! Trägst du schon mal die Schüssel mit den Erbsen in das Esszimmer? Ich bin fast so weit«, begrüßt sie mich und hebt kaum den Blick von ihrer Arbeit. Sie hilft Wes dabei, Kompott in kleine Schalen zu füllen.

Ich nehme die Schüssel von der Kücheninsel. »Schon erledigt«, sage ich gut gelaunt. Während der Arbeitszeit gönne ich mir nur ein Sandwich, weswegen ich mich auf das gemeinsame Abendessen sehr freue.

Wir setzen uns alle an den Tisch, Dad spricht das Gebet, und dann essen wir und erzählen uns währenddessen von unserem Tag. Es dauert nicht lange, da beginnt Wes wieder aufgeregt von morgen zu schwärmen und erklärt, dass er mit Grandpa fischen gehen möchte, und danach wollen sie den Fisch am Lagerfeuer grillen.

Viking

Es muss irgendwann am frühen Nachmittag sein, als mich der feuchte Mund einer Frau um meinen Schwanz herum weckt. Ich stöhne noch immer halb verschlafen auf, hebe mechanisch beide Hände und vergrabe sie im Haar von wem auch immer ich nach der Party letzte Nacht mit in das ehemalige Apartment des Gefängnisdirektors genommen habe. Seit ich es in dem Haus, das ich von meinen Großeltern geerbt habe, allein nicht mehr aushalte, lebe ich auf dem Clubgelände. Ich hasse es, in dem Haus zu sein, in dem ich einige Zeit mit Georgia gelebt habe. Außerdem ist es, so wie es jetzt ist, einfacher für mich. So bin ich die meiste Zeit schnell erreichbar für meine Brüder, wenn es dringende Sachen zu klären gibt.

»Mach fester, Süße«, stoße ich aus. Auf diese Art geweckt zu werden bläst dem schlimmsten Kater das Licht aus.

Sie löst ihre Lippen von meinem Schwanz und sieht grinsend zu mir auf. »Mein Name ist Nel, nicht Georgia.«

»Fuck, habe ich gesagt, du sollst reden? Selbst aus einer Meile Entfernung hast du keine Ähnlichkeit mit Georgia, also mach dir keine Hoffnung. Lutschen oder verschwinden«, knurre ich die Kleine schlecht gelaunt an. Habe ich von Georgia geträumt, während eine andere mir einen bläst? Ich wische den Gedanken weg und konzentriere mich auf das Gefühl von feuchter Enge, Hitze, die meinen Körper erfasst, und der Sehnsucht nach Erleichterung. Über Georgia nachzudenken macht mich nur wütend. Jeder Gedanke an sie ist Verschwendung. Er verleitet mich dazu, meine Fäuste gegen etwas donnern zu wollen, um den Schmerz und die Wut in meiner Brust auszulöschen und durch einen noch stärkeren Schmerz zu ersetzen.

Ich packe die knallrot gefärbten Haare von Nel, der Stripperin, noch fester und stoße mich grob in ihren Rachen. Ich halte sie über mir und lasse nicht zu, dass sie ihre vollen Lippen noch einmal von meinem Schwanz nimmt. Nel fühlt sich offensichtlich angespornt und beginnt eifrig meine Peniswurzel zu massieren. Sie saugt so stark an mir, dass mir ganz schwummrig wird und ich keuchend in ihrem Mund komme. Wenn ich höflich gewesen wäre, hätte ich sie vorgewarnt und hätte ihr die Ladung lieber ins Gesicht gespritzt. Aber sie hat mich geweckt, also warum höflich sein?

Ich zerre sie von meinem Körper runter und stehe aus dem Bett auf.

»Willst du mich nicht auch kommen lassen?«, fragt sie säuselnd. Ich halte inne und präsentiere ihr das Tattoo mit den Clubfarben, das meinen gesamten Rücken bedeckt, gerade auf dem Weg aus dem Schlafzimmer in die Küche, um meine morgendliche Kanne Kaffee aufzusetzen.

»Es war nett mit dir und jetzt raus«, sage ich trocken und gehe weiter, ohne sie länger zu beachten. Die Mädchen, die in den Club kommen, wissen, worauf sie sich einlassen. Besonders mit mir. Der eine oder andere meiner Brüder ist vielleicht auch mal netter zu ihnen, lässt sie an sich ran, investiert Zeit in sie. Aber für mich kommt das nicht infrage. Ich habe für keine Frau einen zweiten Blick übrig. Ich nehme mir von ihnen, was ich brauche, danach sollen sie verschwinden. Ich werde niemals wieder eine Frau nah genug an mich heranlassen, um mich zerstören zu können.

Ich mache meinen Kaffee, während sie sich anzieht, gehe ins Bad unter die Dusche, und als ich noch immer nackt zurück in die Küche komme, ist sie weg. Allein bin ich trotzdem nicht, denn auf meinem abgewetzten moosgrünen Sofa sitzt ein grinsender Cowboy.

»Harte Nacht?«, will er wissen.

»Fick dich«, stoße ich schlecht gelaunt aus, schenke mir eine Tasse ein und biete meinem Bruder wortlos auch eine an, indem ich ihm meine entgegenhalte und ihn fragend anschaue.

»Da sag ich doch nicht Nein«, meint Cowboy, steht auf und kommt zu der kleinen Nische, die meine Küche ist. Er nimmt seinen Hut ab und legt ihn neben meinen Kaffeebecher auf den Küchentresen.

Ich fülle ihm eine Tasse und stelle sie vor ihm hin. Mir egal, ob er Zucker oder Milch braucht, so was habe ich nicht im Haus. Ich trinke von meinem starken Gebräu und seufze leise, was Cowboy eine Augenbraue hochziehen lässt. »Es ist morgens, und ich brauche das Zeug, um in die Gänge zu kommen.«

»Ich bin mir sicher, du warst schon in den Gängen«, wirft er ein und bezieht sich wohl auf Nel, die ihn in meine Wohnung gelassen haben muss, als sie gegangen ist. Es ist nicht so, dass ich meine Wohnung verschließe, aber außen an der Tür habe ich einen Knauf, sodass hier nicht ständig meine Brüder ein und aus gehen. Auch wenn ich sie liebe, aber ein bisschen Privatsphäre braucht jeder.

»Also?«, will ich wissen, weil es vermutlich einen Grund gibt, weswegen Cowboy mich nach einer Party an einem Sonntag so früh besucht.

»So wie es aussieht, gibt es ein paar Männer, Überbleibsel der Rebels, die den Club neu aufbauen«, beginnt er und tippt mit der Spitze seines Cowboystiefels einen imaginären Song mit.

»Sagt wer?«

»Mein neuer Nachbar.«

»Der Onkel von Cages Old Lady«, stelle ich fest und presse die Lippen aufeinander. Er dürfte wissen, was er da sagt, immerhin war er mal ein Rebel, bis zu dem Zeitpunkt, in dem der ganze Laden den Bach runterging. »Was meint er denn deswegen?«

»Ein paar der Männer sind früher im MC gewesen und haben sich zurückgezogen, als er übernommen wurde. Ein paar sind neu.«

»Hm«, mache ich nachdenklich und trinke von meinem Kaffee. »Besprechen wir das in der Messe. Beruf eine für heute Nachmittag ein.«

»Okay. Ach ja«, sagt Cowboy und zieht einen Umschlag aus seiner Hosentasche. »Da ist noch dieser Brief, steckte am Tor, als ich eben kam.«

Ich runzle die Stirn. »Haben die Anwärter geschlafen?«

Cowboy zuckt mit den Schultern. »Ich sag doch immer, keine Handys auf Wachposten.«

Ich nehme den Umschlag, auf dem mein Name in krakeliger, hastig hingerotzter Schrift steht, und bewege den hochwertig anmutenden Umschlag hin und her.

»Vielleicht eine von deinen Gespielinnen. Sie schickt dir heiße Liebesschwüre.« Cowboy grinst, offensichtlich gefällt ihm die Vorstellung.