Den Heiligen Geist entfachen - Wolfhard Margies - E-Book

Den Heiligen Geist entfachen E-Book

Wolfhard Margies

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Beschreibung

Dieses Buch stellt nicht eine allgemeine Lehre über den Heiligen Geist im üblichen Stil dar. Es hat vielmehr das Ziel, schrittweise in einzelnen Lehrinhalten aus dem Wort Gottes heraus über den Heiligen Geist zu informieren, um nachfolgend dessen Lesern zu ermöglichen, diese in seine Praxis umzusetzen. Indem vom Verfasser unbedingt besondere Betonung auf die biblische Grundlage der Ausführungen gelegt wird, wird jeder Interessierte in eine Wunderwelt von Wahrheiten, neuen Einsichten und überraschenden Zusammenhängen hineingeführt, die ihn erstaunen, erfreuen und beglücken werden.

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Wolfhard MargiesDen Heiligen Geist entfachen Aufbruch-Verlag

Den Heiligen Geist entfachen

© Copyright 2017, Aufbruch-Verlag der Gemeinde auf dem Weg e.V.Waidmannsluster Damm 7 c-e 13507 Berlin Tel.: 030 / 85 79 19 444 Fax: 030 / 85 79 19 80 E-Mail: [email protected] Dieses E-Book darf ausschließlich auf einem Endgerät des Kunden verwendet werden, welcher das E-Book gekauft hat. Eine Weitergabe an andere Personen ist nicht gestattet. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, in irgendeiner Form sind verboten.Die Bibelstellen sind, sofern nicht anders angegeben, zitiert aus: Revidierte Elberfelder Bibel © 1985/1991/2006 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG,Witten 1. Auflage 2016

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1  Was Jesus für uns getan hat und was der Heilige Geist heute tut2  Die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist3  Der Weg zur Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist4  Mehr Einsicht über Herrlichkeit und Salbung als theologische Grunderfahrung5  Praktische Schritte hin zur Erfahrung von Herrlichkeit und Kraft6  Durch Hoffnung zur Herrlichkeit7  Unsere seelische Befindlichkeit unter der Freundschaft mit dem Heiligen Geist8  Die Liebe des Vaters, die Jesus auf die Erde brachte und die der Heilige Geist austeilt9  Glaube mit Wort und Geist10  Der Heilige Geist und Schritte zur persönlichen Evangelisation in Einzeldarstellung11  Der Heilige Geist, der uns in die Tiefen und die Geheimnisse der Weisheit führt12  Der Friede des Heiligen Geistes, der Geist des Friedens13  Herrlichkeit, Feuer und Salbung14  Der geistliche Weg zur körperlichen und seelischen Heilung15  Heiliger Geist und das Reich Gottes16  

Vorwort

Dieses Buch hat einen sonderbaren Verlauf im Rahmen seiner Geschichte genommen, den ich Ihnen, lieber Leser, ein wenig erklären möchte. Die Entwicklung dieses Buches ist von seinem Beginn her und auch in seiner Historie so abnorm zustandegekommen, dass ich das im Vorwort kurz skizzieren muss.

Das Thema Heiliger Geist hat mich in einem gewissen Ausmaß seit Jahrzehnten interessiert, vor allem dadurch, dass ich am Anfang meines pastoralen Dienstes mit der Lehre von Doktor Cho aus Korea in Berührung kam. Die Begeisterung über den Ansatz der Wichtigkeit des Heiligen Geistes ist mir aber damals, vor circa 35 Jahren, doch bald abhandengekommen, was offenbar daran lag, dass ich dieses biblische Konzept nicht wirklich verstanden hatte.

Nach weiteren 20 Jahren hat sich das Interesse an dem Heiligen Geist erneut in mir gemeldet, was ich darauf zurückführe, dass ich insgesamt mit meiner Tätigkeit als Pastor nicht richtig zufrieden war. In den weiteren Abschnitten meines Dienstes und meiner eigenen geistlichen Entwicklung entstand in mir ein Verlangen nach neuen Einsichten und Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, der die letzten zehn Jahre meiner theologischen Fragestellungen wie auch meines persönlichen Lebens total bestimmte.

Die ersten Durchblicke zu meinem neuen Verständnis des Lebens mit dem Geist Gottes waren noch sehr fragmentarisch, wenig zusammenhängend und nicht mit schlüssiger Klarheit gekennzeichnet. Aber dennoch war ich von großer Begeisterung über sie erfasst, auch wenn sie noch nicht anschaulich von anderen Gläubigen und Pastoren überzeugend beschrieben und erklärt werden konnten. Aber etwas hatte ich mittlerweile längst verstanden: Es geht mir nicht um eine allgemeine Lehre über den Heiligen Geist, darüber gab es in deutschen und englischen Darstellungen bereits ausreichend Abhandlungen. Mir ging es nur um die Beziehung zum Heiligen Geist selbst und zwar besonders um die Gemeinschaft mit ihm und seiner Kraft, Freude und Liebe, die sich besonders auf den Begriff Herrlichkeit konzentrierte.

Als sich diese Gedanken immer mehr zu konkreten, biblischen Aussagen verbanden, fing ich an, diese in einem Konzept niederzuschreiben, zumal ich diese Einsichten tatsächlich als Offenbarungen, wie ich sie erlebte, verstand. Allerdings habe ich mit zunehmendem Befund an biblischen Klarheiten gemerkt, dass ich diese Ergebnisse nicht so ohne weiteres anpreisen könne. Ich selbst habe mich daraufhin verstärkt von öffentlichen pastoralen Aufgaben und Gremien zurückgezogen und fast alle theologische Diskussionen gemieden.

Nachdem ich das Grundgerüst eines biblischen Konzeptes zu diesem Thema meinte gefunden zu haben, habe ich das inzwischen ausgearbeitete Manuskript zunächst nur in einer nicht allgemein veröffentlichen Form für die eigene Ortsgemeinde zur Verfügung gestellt. Auf dem Büchermarkt erschien es nicht, es sei denn durch einzelne Exemplare, die Mitglieder an andere Christen weiterreichten. Ich war anfangs davon überzeugt, dass allein diese Gedanken ihre Frucht finden würden, indem durch sie in irgendeiner Form ein erwecklicher Aufbruch entstehen würde. Aber diese Lehre wurde von mir gar nicht als eine biblische Herausforderung im Rahmen eines Seminars oder einer schulischen Unterweisung angeboten, was gut war. Denn es stellte sich anschließend heraus, dass ich noch nicht die Hälfte des gesamten Angebotes der Schrift zu diesem Thema erfasst hatte.

War ich bis dahin besonders auf die drei Kapitel 14-16 des Johannesevangeliums eingegangen und auf bestimmte Passagen des zweiten Korintherbriefes, der in der Tat von grundlegender Bedeutung für diese Lehre und Praxis war, fehlten doch noch wichtige Anteile der gesamten Darstellung im Neuen Testament zu dieser Thematik. Es war augenscheinlich, dass die Erklärung des ganzen Dienstes des Heiligen Geistes noch nicht ausreichend war.

Nach und nach haben sich mir diese Zusammenhänge vor allem in den Briefen von Paulus und anderer Autoren erschlossen, was ich ebenfalls wie eine Offenbarung deutete, denn ich selbst wäre nie von mir aus darauf gestoßen. Ich will auf keinen Fall behaupten, dass damit das ganze Fundament an biblischen Einsichten gelegt worden sei, aber die notwendigen Grundlagen zum Verstehen und Erleben der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist scheinen soweit gediehen zu sein, dass das ganze Bild geordnet, deutlich und konsistent wurde, so dass man anhand der Schrift weitere Aufschlüsselungen dieses Geheimnisses erwarten kann.

So sind nach meiner Sicht so viele wichtige Einzelheiten aus der Gesamtheit über das Zusammenleben sowie den Auswirkungen des Heiligen Geistes erkennbar geworden, dass man genau verstehen und erfahren kann, wie man mit ihm leben kann. Daraus ist überdies ein gehöriges Stück Lehre über diese Thematik gewonnen worden, und zwar aus der Mitte des Neuen Testamentes. Aber dennoch war dies nicht mein eigentliches Anliegen und auch nicht der Versuch, eine ausgemachte Lehre darüber zu entfalten

Aber wenn wir dann doch einfach nachzeichnen, was uns das Wort über dogmatische Aussagen zum Heiligen Geist verdeutlicht, dann werden so viele Auffälligkeiten und neue Klarheiten sichtbar, dass sich auch ohne unsere Zielsetzung solche lehrmäßigen Strukturen ergeben. Hier seien einige von ihnen aufgeführt:

Jesus sagt über den Heiligen Geist in der Zeit unserer irdischen Existenz, dass er uns Gläubigen tatsächlich besonders nahesteht, weil er ihn auch dazu eingesetzt hat. Aber gleichzeitig können wir Jesus ohne den Heiligen Geist nicht verstehen, geschweige denn, dass wir ihn ehren, preisen und lieben können. Er ist der Liebhaber und Verehrer von Jesus und wird uns das ständig lehren, worin wir ihn nie überholen werden. Zu den Grundwahrheiten gehört auch, dass uns der Heilige Geist erklärt, was es mit der Gabe des Geistes auf sich hat und was das mit seiner besonderen Gemeinschaft zu ihm zu tun hat und wie wir damit seine Kräfte bekommen, um durch sie Jesus zu beglaubigen und seine Wunder und Heiligung zu bezeugen.

Gleichzeitig verdeutlicht uns das Wort, was es auf sich hat, dass uns die Anzahlung des Heiligen Geistes und dann seine volle Auszahlung zuteil wird, nachdem wir unsere Erbschaft, die Erfahrung von Mündigkeit und schließlich der Sohnschaft statt Kindheit empfangen haben. Zusätzlich soll uns auch das Privileg gewährt werden, den Heiligen Geist in uns wohnen zu lassen mit allen seinen besonderen Segnungen.

Zu dem Lehrprogramm, das im Umkreis des Heiligen Geistes imponiert oder überrascht, gehört auch die Betonung von Hoffnung und Ausdauer, ferner die herausragende Rolle der Seele, die Beziehung von Herrlichkeit und Reich Gottes und schließlich die Anfrage über die besondere Natur und des Glaubens, worüber man ganz neue und überraschende Aufschlüsse bekommen kann. Zu vielen weiteren theologischen Einsichten offenbart uns das Wort, auf welchem Weg wir die Lebensübergabe an Jesus gegenüber Menschen gestalten sollen, die ihn noch gar nicht kennen.

Diese Begriffe verbinden sich alle mit weiteren und vielfältigen dogmatischen Inhalten, über die man sich aus Begeisterung verlieren könnte. Aber das ist nicht der springende Punkt in unserer Zielsetzung. Es geht uns darum, dass wir uns dem Heiligen Geist praktisch nähern, ihm dienen und dem Herrn Jesus und damit unseren Auftrag an unserer Umgebung überzeugend ausführen können.

1  Was Jesus für uns getan hat und was der Heilige Geist heute tut

Das Verständnis der an Christus Glaubenden, einschließlich der Glieder der Pfingst- und charismatischen Bewegung, über den Heiligen Geist, seine Bedeutung und sein Wesen sowie seinen besonderen Auftrag ist sehr eingeschränkt. Es besteht im Wesentlichen darin, dass die Gläubigen davon überzeugt sind, dass das Evangelium ohne den Heiligen Geist nicht wirksam verkündigt und die Gemeinde Jesu nicht gebaut werden kann.

Das ist insofern richtig, als in der Tat der Heilige Geist eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung des Auftrags Jesu spielt, die Menschen zur Umkehr zu führen und sie zu Jüngern zu machen. In der charismatischen Bewegung und auch in der Pfingstbewegung geht man darüber hinaus davon aus, dass die Ausstattung der Gläubigen mit den notwendigen Gaben und Kräften für die Mission und den Bau des Reiches Gottes durch den Heiligen Geist erfolgt und präzisiert insofern die allgemeine Anschauung über die Notwendigkeit des Heiligen Geistes zum Aufbau der Gemeinde Jesu, wie sie sich sonst die Christenheit zu eigen gemacht hat.

In den Reihen der pfingstlichen und charismatischen Gläubigen besteht obendrein ein weitgehender Konsens darüber, dass diese Ausstattung dem Gläubigen im Wesentlichen durch die umschriebene Erfahrung der Geistestaufe zuteil wird. Was zunächst wie eine gute Erklärung der Bedeutung dieser Kraftausstattung aussieht, erweist sich aber bei näherem Hinsehen als Ursache für weitere Unklarheit und Unschärfe. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die sogenannte Geistestaufe erhebliche Auswirkungen auf den Gläubigen hat, indem dieser für göttliche Wahrheiten und Angebote und für das Wirken des Heiligen Geistes im Sinne von Geistesgaben und übernatürlichen Kräften sensibilisiert wird, die der Heilige Geist bereitstellt.

Auch geht mit diesen Befähigungen eine verstärkte Sehnsucht nach den Realitäten eines übernatürlichen Lebensstils einher sowie die bemerkenswerte Offenheit und Bereitschaft, sich auf die Anregungen des Heiligen Geistes einzulassen, spontaner, lockerer und dynamischer zu leben und mit mehr Freude und Begeisterung in die Nachfolge Jesu einzutreten. Dieses gilt nicht nur für den einzelnen Gläubigen, sondern auch für die Zusammenkünfte der geistgetauften Christen insgesamt, die bewegter, fröhlicher und überzeugender sind, weil die wohltuende und aufbauende Atmosphäre des Heiligen Geistes Zeugnis von einem lebendigen und gegenwärtigen Gott gibt.

Das Problem, das sich bei der Einschätzung und Definition des Lebens mit dem Heiligen Geist ergibt, ist ein theologisches und praktisches. Theologisch ist die Grunderfahrung der Geistestaufe schwierig hinsichtlich der Terminologie, die im Neuen Testament gebraucht wird. So kommt auf der einen Seite im neutestamentlichen Sprachgebrauch das Wort Geistestaufe als Substantiv überhaupt nicht vor, andererseits liefert uns das Neue Testament eine Fülle von Begriffen, wie die Erfüllung mit dem Heiligen Geist, Gabe des Heiligen Geistes, Taufe mit Geist und mit Feuer, Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch, Empfangen von Kraft, „wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist“, Verheißung des Vaters und die Erfahrung, dass die Jünger mit Kraft aus der Höhe bekleidet werden sollen.

Ob diese unterschiedlichen Begriffe eine spezifische, voneinander abtrennbare Bedeutung haben oder ob sie weitgehend nur andere Beschreibungen desselben Sachverhalts darstellen und welche Erfahrungen ihnen jeweils zukommen, das ist unter den Theologen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, sehr strittig. Weil aber das Wort Gottes im Umgang mit Worten und Begriffen sehr akkurat ist, muss man wohl davon ausgehen, dass sie unterschiedliche Färbungen, Akzente oder sogar deutlich verschiedenartige Inhalte in dem gesamten Themenkomplex repräsentieren. Hinzu kommt noch der Gesichtspunkt, den wir mit mildem Augenzwinkern erwähnen müssen, dass das theologische Arbeiten der Charismatiker nicht immer von größter Genauigkeit und Prägnanz gekennzeichnet ist.

Das praktische Problem bei der Einschätzung der Wirksamkeit des Heiligen Geistes unter den Gläubigen ist die unbestreitbare Tatsache, dass die Bandbreite von Erfahrungstiefe und -weite unter den geistgetauften Gläubigen ungewöhnlich groß ist. Wir finden unter ihnen hochkarätige, vom Heiligen Geist erfüllte und gesteuerte Männer und Frauen, die sich mit Enthusiasmus, Liebe und beeindruckender charakterlicher Reinheit für Gott, das Reich Gottes und die Gemeinde vor Ort einsetzen. Wir sehen andere Gläubige, die es vielleicht etwas an Heiligung gebrechen lassen, aber doch über erstaunliche charismatische Fähigkeiten und geistliche Kraftwirkungen verfügen. Und dann sind da wieder andere, die nicht durch ihre spektakulären geistlichen Begabungen auffallen, die aber von großer Liebe und Erbarmen getrieben werden und unendliche Mühe bei der Hilfe gegenüber Menschen in Not zeigen und große Hingabe an die Gemeinde Jesu beweisen.

Und schließlich ist die große Zahl von geistgetauften Gläubigen zu nennen, die mehr oder weniger verbindlich mit dem Heiligen Geist leben und dem Herrn folgen, die zum Teil engagierte Gläubige sind, die aber auch sehr lax dahinleben können und bei denen wenig oder nichts von den spezifischen Kräften und Auswirkungen des Heiligen Geistes zu erkennen ist. Sie reden alle in Sprachen, sie bejahen den Heiligen Geist und seine Gaben, auch wenn diese bei ihnen nicht in Erscheinung treten. Sie wissen, dass er wichtig ist. Das ist Ihnen genug, und sie lassen es ansonsten bei ihrer grundsätzlichen geistlichen Position in dem Spektrum der Denominationen bewenden und leben möglicherweise auf einem sehr niedrigen Niveau ihrer Glaubensüberzeugung. So ist die Erscheinungsform pfingstlicher und charismatischer Frömmigkeit denkbar breit gefächert und lässt keine genaue Zuordnung von spezifischen biblischen Überzeugungen zu der praktizierten Frömmigkeit erkennen.

Mehr-Theologien

Und doch sind unzweifelhaft in den letzten 10 bis 15 Jahren weltweit neue Bewegungen innerhalb der Gemeinde Gottes entstanden, die für sich beanspruchen, vom Heiligen Geist inspiriert zu sein und der Gemeinde sein Anliegen konkret vor Augen zu führen. Sie verstehen sich als Erneuerungsbewegungen, die den Willen und das Wesen des Heiligen Geistes verdeutlichen wollen und wie vom Himmel gesandt erscheinen, um die Gemeinde auf Erden mit neuen Kräften und klarer Vision bereichern zu wollen.

Ich glaube, dass sie wirklich göttlichen Ursprungs sind und außerordentlichen Segen in der Gemeinde und damit überhaupt auf Erden freigesetzt haben und auch weiterhin entbinden werden. Und das impliziert natürlich, dass sie auch vom Heiligen Geist gesandt sind. Sie sollen bestimmte Wahrheiten, die bislang kaum in der Gemeinde weltweit vertreten waren, in den Fokus rücken, Wahrheiten und Schätze, die dem Heiligen Geist wichtig sind und die zu erreichen für die Gläubigen von größtem Nutzen ist. Der Verfasser selbst steht zu diesen geistlichen Angeboten, bejaht sie und praktiziert sie im privaten und gemeindlichen Rahmen. Sie sind uneingeschränkt richtig und gut und lassen sich mit gediegenen Schriftbelegen begründen.

Die Rede ist von der weltweiten Anbetungsbewegung, ferner von der Fürbitte-Bewegung, von der in den letzten 6 bis 10 Jahren immer stärker gewordenen Heilungsbewegung sowie von dem neuen Interesse an Prophetie, die aus ihrer Nische herausgetreten ist und nicht mehr als Domäne einiger weniger Spezialisten gilt, sondern breitere Bereiche der Gläubigen erfasst hat. Ein Teil dieser Entwicklung zeigt sich auch in der weltweiten Zunahme des Bewusstseins, dass uns Christen mehr als Erlösung von Schuld und Verdammnis durch Jesus zugeteilt worden ist, nämlich dass wir zur ständigen Erfahrung der Gegenwart Gottes schon hier auf Erden berufen sind, was sich unter anderem auch in der sogenannten Toronto-Bewegung äußerte.

Noch einmal, diese geistlichen Wellen und Angebote von Ertüchtigung und Erfrischung kommen wirklich von Gott. Es offenbaren sich in ihnen die vielfältigen Kräfte und das Streben des Heiligen Geistes, seine Gemeinde zu motivieren und mit neuen Impulsen und Visionen auszustatten, und sie zeugen alle davon, dass es ein Mehr an Heiligem Geist gibt, zumindest gemessen an dem, was wir bislang erlebt haben. Sie stellen konkrete Anschauungen dar, wie eine Mehr-Theologie des Heiligen Geistes aussehen könnte. In der Tat weisen sie alle die Besonderheit auf, dass geistliche Aspekte hinzugefügt und betont wurden, die bisher nur unzureichend von den Gläubigen wahrgenommen worden sind. Sie sind also echte Mehr-Angebote des Heiligen Geistes.

Diese Bewegungen sollen offenbar die Gläubigen anregen, sich der vorhandenen Defizite bewusst zu werden und sie dazu anreizen, die neuen Angebote zu ergreifen. Diese Mehr-Theologien erweisen sich im besten Sinne als Hilfe-Theologien, die aber doch nur partielle Beiträge der Ergänzung bringen. Sie sind Vorbereiter, aber nicht die eigentliche Offenbarung dessen, was der Heilige Geist als Hauptauftrag sieht und wofür er sich selbst anbietet.

Diese Einschränkung trifft sogar auf das herausragende Anliegen zu, den Gläubigen die Gegenwart Gottes zu vermitteln. Das erscheint zunächst kaum verstehbar, weil das Erleben der Gegenwart Gottes in der Tat das Höchste und Erhabenste ist, was im Himmel und auf Erden denkbar ist. Aber diese schönste von allen Erfahrungen darf und kann nicht dadurch erreichbar sein, dass wir geradewegs darauf zusteuern und proklamieren: „Das ist das Beste, das wollen wir haben“, um sich dann mit Vorsatz, Hingabe und Bereitschaft zu jedem Opfer danach auszustrecken.

Die Verkennung des Weges zur Gegenwart Gottes und damit die Verirrung kann noch subtiler sein, wenn man die Anbetung Gottes als Anmarschweg zur Erfahrung der Gegenwart Gottes nutzt. Anbetung führt uns in die Nähe Gottes, das ist wahr, aber sie ist nicht das entscheidende methodische Verfahren, dorthin zu gelangen. Ich habe von Anbetungsgruppen gehört, die 8 bis 10 Stunden den Herrn anbeten, bis sie schließlich in seine Gegenwart kommen. So heroisch das erscheinen mag, aber das ist der Weg des Opfers, der Anstrengung und der Leistung, der so von Gott nicht vorgesehen war. Wir sollen aus der Gegenwart Gottes zur Anbetung gelangen, weil wir nicht anders können als anzubeten, und nicht umgekehrt. Das Gebot, die Gegenwart Gottes auf dem Weg solcher Kraftakte zu erreichen, ist nicht das probate Mittel, dieses Ziel zu erlangen. Der Weg dazu ist viel einfacher, der Heilige Geist will uns dazu nicht nur Assistent sein, er bewirkt die Erfahrung selbst. Mit der Untersuchung der Erscheinungsweise geistlichen Lebens unter den geistgetauften Gläubigen, wie wir sie gegenwärtig vorfinden, werden wir also kaum den richtigen Weg zu einer Lösung der gestellten Aufgabe finden und auch nicht das Wesen des Heiligen Geistes exakter erfassen bzw. verstehen, wie unsere Beziehung zu ihm aussehen soll. Wir müssen uns schon an die Ausführungen des Wortes Gottes zu diesem Thema, besonders an die Erklärungen Jesu selbst zu dem Auftrag und dem Wesen des Heiligen Geistes, halten und dem entnehmen, wie eine vom Heiligen Geist bestimmte Art der Lehre aussieht und auch das Auftreten derer, die danach ihr Leben einrichten.

Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen

Ein entscheidender Aufschluss über die Wichtigkeit des Heiligen Geistes in Bezug auf Hören, Verstehen und Befolgen des Wortes Gottes entnehmen wir einem Satz, der fast beiläufig von Jesus formuliert wurde:

Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nichttragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist,wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nichtaus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden,und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird michverherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euchverkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sageich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.(Joh 16,12-15)

Das sind bemerkenswerte Ausführungen, deren Tragweite und revolutionärer Gehalt viel bedeutender ist, als es zunächst erscheint. Dass die Verwendung des Begriffs Revolution in diesem Zusammenhang nicht überzogen ist, soll im nachfolgenden Kapitel besonders und eigentlich im ganzen Buch sichtbar werden. Jesus sagt nichts weniger, als dass er selbst den Jüngern nicht die entscheidenden Dinge und Hintergründe vermitteln kann. Was für ein Eingeständnis! Er, der die Wahrheit in Person ist, er, der über alle Weisheit verfügt und Einsichten hat wie kein anderer und dabei noch ein begnadeter Kommunikator ist, wie es vor ihm und nach ihm keinen weiteren gegeben hat, er muss sagen: Ich hätte euch noch vieles zu sagen. Aber in der Form, wie ich es euch jetzt mitteilen kann, könnt ihr es nicht verstehen und verkraften und ertragen. Ich bin nicht der richtige Mann, der euch die wichtige Botschaft so mitteilen kann, dass ihr sie verstehen könnt.

Seine Aussage impliziert ebenfalls, dass er vieles noch nicht gesagt hat und auch nicht sagen könne! Es fehlt ihm offenbar eine bestimmte Vorbedingung oder Fähigkeit, die notwendig wäre, damit seine Aussagen verstanden und ergriffen werden können. Es geht hier eindeutig um eine grundsätzliche Erlaubnis oder Befähigung, über die Jesus nicht verfügte! Jesus hatte offensichtlich nicht den Auftrag, ihnen das, was er an Heil für die Menschen bewirkte, auch mitzuteilen und verständlich zu machen.

Seine Worte würden es jetzt nicht schaffen, den Jüngern das verständlich zu machen, was er ihnen mitteilen möchte. Sie könnten es nicht nur intellektuell oder geistlich nicht verstehen, sondern auch nicht ertragen im Sinne von Verkraften und richtig darauf Reagieren. Damit gesteht der Herr zu, dass seine eigene Bekundung von Gedanken und Hintergründen sie verleiten würde, das Gehörte verkehrt zu deuten. Das enthält nämlich das griechische Wort für Tragen. Es schließt Erfassen, Verstehen und angemessenes und richtiges Bewerten ein.

Um zu gewährleisten, dass es eben nicht zu Fehldeutungen kommen kann, muss ein anderer Kommunikator dazukommen, der Geist der Wahrheit, den Jesus und der Vater senden werden, wenn er selbst in den Himmel zurückgekehrt ist. Seine Aufgabe wird es sein, alles zu verkündigen, zu verdeutlichen und genau die Wahrheit und die Hintergründe dessen zu vermitteln, was Jesus getan und gesagt hat. Mehr noch, er soll nicht nur über die Wahrheit lehren, sondern in die Wahrheit hineinführen, was meint, dass er zu Jesus und in Jesus hinein führt, weil er die Wahrheit ist.

Seine Aufgabe wird es sein, den Menschen alles aus dem Schatz von Worten, Wahrheiten, Kräften und Heilstatsachen zu vermitteln, was der Menschheit durch Jesu Leben, Leiden, Tod und Auferstehung an Erlösung und Hilfen bereitgestellt wurde. Hier wird also eine strikte Aufgabenverteilung eingeführt. Jesus bewirkt unser Heil, und der Heilige Geist bietet es an. Er macht das, ausschließlich er. Und das ist der ausdrückliche Wille Jesu, den wir zu respektieren haben.

Fakten und Kommunikation dieser Fakten

Um diese Zusammenhänge zu verdeutlichen und mit so starker Anschaulichkeit darzustellen, dass sie bleibend in unserem Bewusstsein verankert sind, ist es notwendig, im Vorgriff auf das Kapitel Heiliger Geist und Glauben einige Fakten und Konsequenzen zu beschreiben, die die Wichtigkeit der strikten Trennung der geschehenen Erlösung Jesu einerseits und deren Kommunikation durch den Heiligen Geist andererseits aufzeigen.

Nach Eph 1,3 sind wir mit allen geistlichen Segnungen in der Himmelswelt bereits gesegnet. Ähnliches steht in 2 Petr 1,3 und 4, wonach uns alle Kräfte und Tugenden bereits geschenkt sind.

Im Vater-Unser formuliert Jesus, dass wir in Befehlsform erklären sollen, dass sein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Also liegen im Himmel die Lösungen bereits vor.

Wir finden in der Wirksamkeit Jesu und in allen anderen neutestamentlichen Aussagen über Gebet im Hinblick auf Heilungen und andere Wunder niemals eine Erwähnung einer Bitte an Gott in dem Sinn, wie wir heute das Wort „bitten“ verstehen und gebrauchen. Jesus und die Apostel haben nämlich immer befohlen, wenn sie etwas von Gott begehrten. Sie gingen davon aus, dass die Hilfen im unsichtbaren Raum bereits vorliegen, und nur abgerufen werden müssen.

Dementsprechend ist es von signifikanter Bedeutung, dass bei allen neutestamentlichen Erwähnungen des Begriffs „bitten“ im griechischen Grundtext das Wort aiteo steht, das mit haben wollen, einfordern und verlangen zu übersetzen ist.

Deswegen wird in Jes 53 auch festgestellt, dass wir durch seine Wunden geheilt sind.

Gleichsinnig wird in 1 Joh 2,2 und in vielen anderen Stellen im NT erklärt, dass Jesus die Sühnung für unsere Sünden und auch für die der ganzen Welt bereits erbracht hat, was jedoch nicht ausschließt, dass die Sühnung jeweils persönlich beansprucht werden muss.

In Mt 11,12 fordert Jesus uns auf, dem Himmelreich Gewalt anzutun, weil die Gewalttätigen es an sich reißen.

Aus allen genannten biblischen Belegen, sonderlich aus der Textstelle Matthäus 11,12, die das zu einem grundsätzlichen Prinzip erhebt, wird klar erkennbar, dass wir im neuen Bund in unseren Gebeten davon ausgehen müssen, dass Jesus sein Erlösungswerk und Hilfsprogramm bereits vollständig abgeschlossen hat und dass es nun die Aufgabe des Heiligen Geistes ist, uns dabei zu helfen, diese Segnungen abzurufen.

Am deutlichsten wird diese Gesetzmäßigkeit am Beispiel des Lebens Jesu. Er, der sich als makellos lebender Sohn Gottes ohne Sünde und Schuld bis zu seinem 30. Lebensjahr in seinem Elternhaus aufhielt, erlebte in dieser Zeit kein einziges Wunder oder irgendeine andere übernatürliche Erfahrung. Erst mit der Taufe und Erfüllung mit dem Heiligen Geist wurden ihm solche Erfahrungen zuteil. Jesus ist nicht nur unser Erlöser, sondern auch unser Beispiel. Wenn es also im Fall von Jesus des Heiligen Geistes bedurfte, um die vorhandenen übernatürlichen Kraft-Wirkungen abzurufen und ins Sichtbare zu bringen, dann gilt das erst recht auch für uns.

Allerdings gelten diese Regeln nur für das beanspruchende Gebet, welches der Beter für seine eigenen Anliegen formuliert und für die Personen, für die er direkte Verantwortung hat. Es gibt manche anderen Formen von Gebet, wie zum Beispiel das Gebet für die Obrigkeit und überhaupt für übergeordnete Strukturen und Instanzen, das Fürbitte-Gebet für andere Personen, das Gebet im Sinne von Flehen und Buße und Schuldbekenntnis und das meditative Gebet oder das Gebet im Sinne von Anbetung. Diese Gebete haben einen ganz anderen Anlass und Hintergrund, weswegen dann die Einnahme einer Position des Einforderns gänzlich unpassend wäre.

Diese vollständige Trennung der Aufgaben zwischen Jesus und dem Heiligen Geist ist durchgehend im gesamten Neuen Testament nachweisbar und entspricht offenbar einem übergeordneten, göttlichen Arrangement, einer himmlischen Ordnung, an die sich die Dreieinigkeit selbstverständlich hält, wir Gläubigen indessen nicht. Wir erlauben uns die Freiheit, diese Ordnung ganz willkürlich zu übertreten. Sie ist aber nicht nur formaler Art, es geht auch um biblische Prinzipien, die anzuerkennen nicht nur eine Frage des Respekts und der Höflichkeit, sondern auch darüber hinaus von größter praktischer Bedeutung ist.

Wir müssen erkennen, welche Aufgabenstellung und welcher Wert dem Heiligen Geist zukommt. Die Einsicht darüber ist unter den Gläubigen faktisch unbekannt oder zumindest so unscharf, dass sie, indem sie sein Wirken und seine Bedeutung verkennen und missachten, den Heiligen Geist weitgehend arbeitslos machen und dadurch ihre eigenen Gebete schwächen oder wirkungslos machen.

Wir verhalten uns im Durchschnitt so, als ob unsere Ignoranz so etwas wie ein Kavaliersdelikt sei. Sofern uns überhaupt bewusst ist, dass wir uns an den Regeln der Dreieinigkeit versündigen, gehen wir davon aus, dass Gott in seiner Gutwilligkeit schon wisse, wie wir unsere Gebete verstanden wissen wollen und überlassen es ihm zu sortieren, ob der Sohn, der Vater oder der Heilige Geist angesprochen sein soll.

So eindeutig es ist, dass nicht der Heilige Geist in sichtbarer Gestalt auf die Erde gekommen ist, nicht dort unter den Menschen gelebt und gewirkt hat, nicht verspottet, nicht abgelehnt wurde, nicht gelitten hat und auch nicht gestorben und auferstanden ist, so eindeutig ist auch, dass er es ist, der die Segnungen Jesu austeilt, dass er der Geber, der Interpret, der Erinnerer, der Verdeutlicher, der Verteiler und der Vermittler von Liebe und Kraft und des ganzen Heils ist. Alles, was jetzt und hier auf Erden geschieht, wirklich alles, sofern es positiv ist, erfolgt durch den Heiligen Geist. Und er holt die Inhalte, die er weiterreicht, vom Vater und von Jesus.

Das bedeutet aber keineswegs, dass wir den Heiligen Geist um etwas bitten sollen. Das Gebet im Sinne von einem Bittgebet – sofern man das überhaupt noch so bezeichnen darf – richtet sich vielmehr an den Vater im Namen Jesu. Der Vater leitet die Erhörung dieser Bitte (Einforderung) an den Heiligen Geist weiter, der die zugehörige Hilfe mobilisiert und uns dann zum Glauben befähigt, um sie mit ihm abzuholen. Der Kern- und Angelpunkt dieser Erfahrung, um den sich dieses ganze Buch dreht, besteht darin, dass Gebetserhörungen freigesetzt werden aus der völligen Übereinstimmung von Beter und Heiligem Geist, was das Neue Testament, Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist nennt. In ihr liegt das Geheimnis geistlicher Fruchtbarkeit und des ständiges Flusses von Siegen in unserem Leben.

Das ist der reguläre Weg, der im Falle einer Not und eines Bedarfs zu einer Gebetserhörung führt. Anders verhält es sich, wenn wir uns schon aktuell an einer Aufgabe befinden und Hilfe brauchen. Das ist dann der Augenblick, um sich direkt an den Heiligen Geist, den Helfer, zu wenden, der uns in jeder Hinsicht und in jeder Problematik und auch in jeder Ausgangssituation helfend zur Verfügung steht.

Dieses Gebets- und Hilfe-Szenario enthält eine bewundernswerte geistliche Logik und Ausgewogenheit. Es schließt gleichermaßen die Möglichkeit einer Überbetonung des Heiligen Geistes wie auch eine Minderung der Vorrangstellung Jesu aus, weil der Heilige Geist immer von Jesus berichtet, von Jesus die Hilfe holt, Jesus verherrlicht und zu Jesus führt. Somit sind die Ängste mancher evangelikaler (nicht- oder anticharismatischer) Christen gegenstandslos, die fürchten, dass eine zu starke Betonung des Heiligen Geistes Jesu einzigartige Position und Vorrangigkeit in Frage stellt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn diese Ordnung nicht in unserm Denken und in unseren Gebeten zutage tritt, dann berauben wir beide, Jesus und den Heiligen Geist, und dazu auch uns selbst.

Der Schaden betrifft zuerst Jesus, dessen vollständiges Erlösungswerk praktisch nicht zur Kenntnis genommen wird. Der Beter verhält sich in dem Vortrag seines Gebetsanliegens so, als ob Jesus noch tätig werden müsse, indem er ihn bittet, dies und jenes für ihn zu tun und so seine Gebete erhören möge. Er verkennt, dass Jesus tatsächlich alles getan hat und durch sein Kreuz und die Auferstehung alle Hilfen zur Verfügung gestellt hat, die er braucht. Dieser Beter mindert mit seinem Vorgehen also drastisch die Verdienste Jesu und unterstellt ihm, dass er die Dinge, die er gerade bräuchte, noch nicht vollbracht hat. Er bedrängt und bearbeitet ihn, das für ihn zu leisten, was er schon längst bewirkt hat.

Das ist die Alltagspraxis von fast hundert Prozent der Christen, und das ist blamabel! Wir stellen fest, dass die Gläubigen weltweit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in ihrem Gebetsleben und in ihrem Umgang mit Gott seine Anweisungen willkürlich und auch ganz selbstverständlich missachten und unterlaufen. Statt seinen Willen anzuerkennen und die darin enthaltene Würdigung und auch besondere Ehrung für seine Kinder zu erkennen, so dass sie nur noch im Glauben die bereitliegenden Hilfsangebote einfach feststellen, einfordern oder mit Befehl beanspruchen, belagern sie Jesus und den Vater, für sie tätig zu werden. Dieser Zustand beweist, dass in der Christenheit in großer Breite eine Unkenntnis über diese Zusammenhänge und Hintergründe vorliegt, die von elementarer Natur sind. Dieser Missstand ist ursächlich eng verbunden mit der Tatsache, dass die Gemeinde Jesu eine unterentwickelte Beziehung zum Heiligen Geist hat und nicht versteht, dass er auch der Geist des Glaubens ist, ohne dessen Hilfe es auf Dauer nicht möglich ist, auf dieser uns zustehenden Position von Autorität und Glauben zu leben.

Was die Auswirkungen unserer mangelnden Einschätzung des Heiligen Geistes auf diesen selbst anbelangt, sind die Verhältnisse kaum weniger bedenklich. Er wird in diesem Prozess im Wesentlichen gar nicht zur Kenntnis genommen. Das hängt einfach damit zusammen, dass das Verständnis über ihn als den Lieferanten, den Vermittler und Verteiler der Gnaden Jesu überhaupt nicht im Volke Gottes vorhanden ist. Er wird vielleicht beansprucht, wenn es darum geht, eine spektakuläre Heilung oder ein Wunder oder dergleichen zu erleben, sein spezifischer Beitrag bei der Gebetserhörung ist indessen gar nicht im Blick. Das läuft am Ende regelmäßig darauf hinaus, dass der Heilige Geist in seiner einzigartigen Rolle nicht erkannt, praktisch missachtet und betrübt wird.

Auf unser Negativ-Konto gelangen dann zwangsläufig die Auswirkungen aller verkehrt eingenommenen Positionen: Jesus wird von uns die Ehre vorenthalten, die ihm gebührt als unserem Herrn, der bereits alle Hilfe geleistet hat. Drüber hinaus übersehen wir gänzlich die wichtige Aufgabe und auch die Liebe des Heiligen Geistes, der uns helfen will, den vorhandenen Segen zu übernehmen. Die Bibel bezeichnet dieses Verhalten als einen Akt des Betrübens und Dämpfens des Heiligen Geistes. Wir belasten also unsere Beziehung zu ihm und dürfen uns dann nicht wundern, dass wir, nachdem wir ihn missachtet und ausgeladen haben, dann auch keine Hilfe erfahren.

In der Summe wird uns aber dieses Verhalten von Ehrabschneidung im Sinne der Negierung der bereits vorbereiteten vollständigen Abhilfe und damit gleichzeitig des Verharrens in Unwahrheit gegenüber Jesus, aber auch die faktische Abkopplung unserer Beziehung zu dem Heiligen Geist und seiner Förderung unseres Glaubens unweigerlich dazu verleiten, uns in alter Weise in heidnisches Denken fallen zu lassen. Das führt unzweifelhaft zu Gebetsformen, in welchen wir nach der Art anderer Religionen intensiv Jesus oder Gott bedrängen, uns zu helfen und für uns zu tätig zu werden, also das Wunder oder die benötigte Hilfe noch zu fertigen.

Gleichzeitig wird der Verbund zwischen dem Heiligen Geist und uns, wonach alles, was auf Erden geschieht, durch uns initiiert werden muss, außer Kraft gesetzt oder von vorneherein verhindert. Weil wir von Gott dazu eingesetzt sind, auf der Erde zu bestimmen, zu herrschen und kreativ tätig zu werden und weil wir Haushalter Gottes sind, was Gott trotz des Sündenfalls nie zurückgenommen hat, deswegen muss alles, was auf dieser Erde geschieht, durch uns veranlasst werden. Aber weil es uns nicht erlaubt ist, uns selbst zu helfen, muss es durch Glauben geschehen, indem wir die Verheißungen Gottes ergreifen und im Glauben mit der Hilfe des Heiligen Geistes in die sichtbare Realität überführen.

Bei dem Verkennen der Aufgabe des Heiligen Geistes und der schon vollständig durch Jesus gegebenen Erlösung bleibt auch dieses göttliche Anliegen auf der Strecke. Die Folge ist eine vollständige Verwirrung, die die Fakten, die gegebenen Segnungen und Zuständigkeiten verdreht und verfehlt. Was wir von Jesus erbitten, ist bereits geschehen und was er uns nach unserer Anschauung geben sollte, das sollten wir eigentlich abholen. Wir aber können das nicht einfordern, weil wir uns der Hilfe des Heiligen Geistes entledigt haben, der uns bei diesem Gehorsamsschritt helfen wollte. Deswegen bleiben wir glaubensunfähig und können damit die uns nach wie vor zustehende Aufgabe des heilvollen Herrschens auf dieser Erde nicht leisten. Formulieren wir es noch präziser: Weil wir Jesus faktisch unterstellen, noch nicht alles für uns getan zu haben und weil wir den Heiligen Geist praktisch missachten und ihn beiseite lassen, unterlaufen wir grundsätzlich die Möglichkeit zu glauben, da wir alle Voraussetzungen des Glaubens außer Kraft gesetzt haben.

Fassen wir zusammen. Was ist also die Grundursache für dieses ganze Fiasko? Wir haben die Rolle und den Auftrag des Heiligen Geistes völlig verkannt.Er ist der Herr der Ernte und vom Vater und dem Sohn beauftragt, alleTaten Jesu und den Willen Gottes auf Erden sichtbar zu machen und istdamit auch die entscheidende Kraft beim Bau der Gemeinde Gottes. Er istdie dritte Person Gottes, die immer im Hintergrund bleibt, aber doch dieArbeit tut. Umso mehr sollten wir ihm unsere Ehre für seinen Einsatz, seineLiebe und Hilfe erweisen. Verharren wir aber in dem Zustand vonIgnoranz und Ungehorsam gegenüber dem Willen Jesu, intensiv mitdem Heiligen Geist in allen Belangen der praktischen Nachfolge zukooperieren, dann büßen wir beim Bau der Gemeinde Gottes weitgehend dieübernatürlichen Hilfen und Kräfte ein, die charakteristisch für dieGemeinde sein sollten und ihre Attraktivität begründen sowie die Gläubigenbefähigen, Jesus mit Lust und Gewinn nachzufolgen. Die Auswirkungen

2  Die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist

Die Kapitel-Überschrift verrät es bereits. In diesem Kapitel geht es nicht so sehr um die Aufgaben und Funktionen des Heiligen Geistes, sondern um sein Wesen und um seine innerste Natur, die auf Gemeinschaft generell und auf das Zusammensein mit den Menschen im Besonderen ausgerichtet ist. So sei diesmal die Grundaussage dieses Kapitels gleich zu Beginn formuliert:

Die führende Eigenschaft des Heiligen Geistes, die sein Wesen, seinVorgehen und sein gesamtes Verhalten bestimmt, ist Gemeinschaft. Er istein Geist der Gemeinschaft. Er verfügt noch über viele andere Fähigkeitenund Eigenschaften, wie überhaupt alle göttlichen Tugenden in ihm enthaltensind. Zu seiner besonderen Bestimmung gehört, alles, was im Himmel undauf Erden nach dem Willen Gottes geschehen soll, was also Arbeit, Hilfe undgöttliche Prozesse darstellt, zu ermöglichen und zu gestalten und zukommunizieren. Aber diese Tätigkeit ist letztlich nur Ausdruck seinerGrundeigenschaft, Gemeinschaft anzubieten und Gemeinschaft zuermöglichen. Alles, was die Gläubigen landläufig als für den Heiligen Geisttypisch ansehen, nämlich übernatürliche Kraft-Wirkungen im Sinne vonHeilungen, Wundern und Manifestation der Charismen zu entfalten, istnicht sein Kernanliegen, sondern die Kehrseite seiner Liebe zu denMenschen und seines leidenschaftlichen Willens, mit ihnen Gemeinschaft zuhaben und damit sein größtes Geschenk anzubieten, die Herrlichkeit Gottes.

Diese Tugend des Heiligen Geistes, Gemeinschaft mit uns zu suchen und zu stiften, ist erstaunlich und gewöhnungsbedürftig, aber berechtigt zu der allergrößten Hoffnung für uns Gläubige, geistlich intensiv leben zu können und unserem Auftrag gerecht zu werden. Die Natur des Heiligen Geistes ist sein Programm. So ermutigend das klingt, die meisten Gläubigen würden aber nicht von sich aus darauf kommen, dass dies das eigentliche Anliegen des Heiligen Geistes ist, Gemeinschaft mit ihnen zu suchen. Dieses Angebot könnte vielleicht sogar für viele unter ihnen fast eine wenig enttäuschend klingen, weil sie im Hinblick auf den Heiligen Geist die Erwartung im Herzen haben, dass er ihnen die Geistesgaben, besondere Kräfte, Wunder und überhaupt spektakuläre und übernatürliche Erfahrungen verschafft.

Aber der biblische Befund ist eindeutig und klar. In größter Prägnanz finden wir ihn im 2. Korintherbrief 13,13 vorgestellt:

Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes unddie Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Das ist die kürzeste Kennzeichnung der jeweils führenden Charaktereigenschaft der göttlichen Dreieinigkeit. Das ist eine erstaunliche Charakterisierung, aber offensichtlich ist es möglich, sie so knapp zu präzisieren. Sie ist insofern erstaunlich, weil alle drei göttlichen Personen in ihrem Wesen vollkommen sind, also über alle guten Eigenschaften vollkommen verfügen. Und doch sieht Paulus, inspiriert durch den zu ihm sprechendem Heiligen Geist, die Möglichkeit und Notwendigkeit von bestimmten Hervorhebungen im Charakterbild der Dreieinigkeit.

Von allen perfekten Eigenschaften, die der Vater in sich aufweist, ist seine Liebe führend. Sie dominiert sein Wesen und alle seine Äußerungen. Von Jesus wird seine Gnade hervorgehoben. Das ist in der Tat sein besonderes Merkmal, weil er mit dem Einsatz seines Lebens und seiner Reinheit die göttliche Gunst und den göttlichen Willen für uns Menschen erschlossen hat. Diese Gnade ist nicht billig, sie kam nicht durch einen einfachen Erlass oder durch dahingesprochene große göttliche Worte in Gültigkeit, sie musste erkauft werden, weil unsere Sünden, die uns von Gott trennen, Fakten sind, die Sühnung erfordern. Was uns an Erlösung von dieser Schuld und der mit ihr verbundenen Gottesferne und ewigen Verdammnis kostenlos als Geschenk zuteil wurde, das hatte aufseiten Jesu einen großen Preis. Er musste, um uns zu erretten, die himmlische Herrlichkeit preisgeben, er musste Mensch werden und alle Begrenzungen und Beschwerlichkeiten menschlichen Lebens auf sich nehmen, er musste sich mit unserer Sünde identifizieren, sich deswegen vom Vater trennen und alle Qualitäten menschlichen Unheils, der Sünde und des Leides einzeln auf sich nehmen, durchleiden und abtragen. Das Ergebnis dieses Leidensprozesses, den er aus Liebe zu uns auf sich genommen hat, ist Gnade. Sie ist tatsächlich kostenlos und kann nicht durch irgendeine Vor- oder Gegenleistung erworben werden. Und wer es versucht, der verliert sie.

Was aber das spezifische Kennzeichen des Heiligen Geistes betrifft, mit dem er sich heraushebt von den anderen Eigenschaften der Gottheit, die er aber auch hat, überrascht ausgesprochen. Von ihm wird ausgesagt, dass er der Heilige Geist der Gemeinschaft sei. Diese besondere Eigenschaft würden ihm wohl die allerwenigsten Gläubigen zubilligen. Sie denken eher, dass Kraftwirkungen, Wunder, Geistesgaben und alles Spektakuläre und Übernatürliche für ihn typisch sei. Über diese Fähigkeiten verfügt er wohl, das ist richtig, und sie fallen naturgemäß ins Auge. Aber die Domäne des Geistes ist sein Verlangen, sich mitzuteilen, Gemeinschaft herzustellen, Gott und Menschen zu verbinden und sie Gottes Liebe und Natur teilhaftig werden zu lassen.

Diesem Anliegen entspricht sein Wesen, oder man müsste es wohl umgekehrt formulieren: Seine leidenschaftliche Anteilnahme an den Menschen, seine Willigkeit und sein Drang zu helfen und beizustehen, Beziehungen herzustellen und durch sie zu heilen und wohl zu tun, das ist sein Wesen. Diese seine Natur drückt sich dementsprechend auch in der besonderen Betonung von mit dieser Haltung verwandten Charakterzügen aus. Er ist sehr zart, zurückhaltend und sanft, er liebt die leisen Töne, den sanften Wind, nicht den mächtigen Sturm. Er kann leicht betrübt werden, ohne sich verletzt zurückzuziehen. Er liebt den Frieden, er ist der Friede und verbindet und befriedigt, jedoch nie auf Kosten der Wahrheit. Deswegen ist er auch der Heilige Geist.

Diese einzigartige Natur des Heiligen Geistes und sein Bestreben, mit uns ständig zu kommunizieren, ist der Hauptinhalt seiner Berufung und auch das entscheidende Thema dieses Buches. Bevor ich nun nachfolgend die Auswirkungen dieses Verlangens des Heiligen Geistes nach Gemeinschaft und die Konsequenzen dieses seines Wesens und entsprechenden Handelns für uns Gläubige beschreibe, will ich aus verschiedenen Schrifterwähnungen kurz beschreiben, wie sich bei ihm diese kommunikative Natur äußert. Denn Gemeinschaft ist ohne Reden und Hören, Raten und Führen, Fühlen und Reagieren nicht möglich.

Joh 16,13 berichtet, dass der Heilige Geist sagt, was er hört.

Joh 16,15 redet davon, dass er in die Wahrheit führt und dass er Kommendes verkündet.

Joh 16,15 berichtet davon, dass er Fakten von Jesus weiterleitet.

Joh 16,8 beschreibt, wie er die Welt überführt.

Joh 14,26 hebt hervor, dass er lehrt und uns erinnert an die Worte Jesu.

In Joh 14,17 wird der Heilige Geist in seiner Treue zu uns dargestellt als ein Geist, der immer in uns bleibt und zu uns steht.

In Joh14 wird ausführlich beschrieben, wie er uns liebt und dass er ein Tröster, Helfer und Beistand ist.

In 1 Kor 2,9-12 wird uns verraten, dass er für uns in die Tiefen des Vaters eintaucht, um uns Dinge mitzuteilen, die neu sind und die über die Offenbarungen Jesu hinausgehen. Er teilt mit, was noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat.

Nach Apg 16,6-10 weist der Heilige Geist Paulus den Weg, den er gehen soll, er führt also.

Röm 8,16-27 beschreibt, wie er fürbittend vor dem Vater für uns eintritt.

In Apg 20,28 wird erkennbar, dass er Pastoren und Aufseher einsetzt.

In Hebr 1,9 wird berichtet, dass er ein Geist der Freude ist.

In 1 Thess 5,19 wird geschildert, wie er zurückgewiesen und

in Eph 4,30 wird dargelegt, dass er betrübt werden kann.

Alle diese Schriftstellen und viele mehr beweisen, dass der Heilige Geist in reichlichem Maß über die Gemütsbewegungen, Affekte und Regungen verfügt, die die Voraussetzung für jede Kommunikation und damit auch für Gemeinschaft sind. Er ist unendlich größer und klüger als wir. Aber seine unverstehbare Liebe zu uns befähigt ihn, sich mit Freuden auf unser Niveau zu begeben, nicht in einer herablassenden Attitüde, sondern um mit uns zusammen zu sein und sich mit uns auszutauschen und uns zu erfreuen.

Der Heilige Geist ist wesensmäßig so sehr Gemeinschaft, dass es von ihm nicht heißt, dass wir die Gemeinschaft mit ihm suchen sollen, sondern dass sich uns der Geist der Gemeinschaft mitteilt und damit Gemeinschaft schafft. Das ist zweierlei. Wir schlagen nicht aus eigenem Vermögen Brücken zu ihm oder stellen unsererseits die Beziehung zu ihm her, sondern er muss uns erst gemeinschaftsfähig machen.

Gemessen an dieser biblischen Beschreibung der inneren Natur des Heiligen Geistes und damit auch seines führenden Anliegens haben sich die Christen seit Jahrhunderten in ihrer Einschätzung des Heiligen Geistes mächtig geirrt. Das ist tragisch, denn damit haben sie ihn verfehlt und sind selbst des allergrößten Nutzens verlustig gegangen. Sie suchten allein seine Wirkungen und missbrauchten ihn damit lediglich als Lieferanten der von ihnen geschätzten spektakulären Taten. Wer ihn aber sucht um seiner selbst willen, der bekommt beides, erfrischende und herrliche Gemeinschaft mit ihm, für deren Einzigartigkeit es auf Erden keine Entsprechung gibt, und seine Wunder und Kraftwirkungen.

Der griechische Begriff, der in 2 Kor 13,13 für Gemeinschaft steht, heißt Koinonia. In diesem Wort verbirgt sich eine interessante Spannung von Bedeutungen durchaus unterschiedlicher Inhalte: Koinonia bedeutet zunächst Gemeinschaft im Sinne von Liebesgemeinschaft. Ferner kommt diesem Begriff die Bedeutung von Vermittlung von Gemeinschaft und Transport zu. Und schließlich ist in diesem Begriff auch der Bedeutungsinhalt von Partnerschaft im Sinne von gemeinsamem Arbeiten und Hilfeleistung enthalten.

Zum ersten Mal habe ich von diesem Begriff, was seine Verwendung im Neuen Testament und die Auswirkungen seiner unterschiedlichen Inhalte auf das Glaubensleben von Nachfolgern Jesu und die Entwicklung ganzer Gemeinden anbelangt, aus dem Mund von Dr. Cho aus Korea gehört, als er vor circa 30 Jahren einmal darüber ausführlich in einem Seminar in Zürich referierte. Es war erregend, diesen Ausführungen Dr. Chos beizuwohnen und anhand der Beispiele aus seinem Leben und der Erfahrung aus seinem Gemeindedienst wahrzunehmen, welche ungeheuren Auswirkungen die Praxis einer so verstandenen Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist nach sich ziehen.

Allerdings konnte ich mich, während ich damals den Gedanken von Dr. Cho lauschte, nicht ganz gegen die Zweifel wehren, ob nicht diese Auslegung und die entsprechende etymologische Deutung des Begriffs etwas frisiert oder etwas seichteren und theologisch passend gemachten Interpretationen nordamerikanischer Bibellehrer entlehnt sei. So begeistert ich über diese neuen Aspekte war, zumal das Beispiel von Dr. Cho und seinem beeindruckenden Gemeindebau ihm recht zu geben schienen, konnte ich es nicht abwarten, nach Berlin zurückzukehren, um dort in meinen theologischen Lexica die Richtigkeit dieser Thesen und der ihnen zu Grunde liegenden Begriffsbedeutungen zu beweisen oder zu widerlegen.

Es war schon ein großartiger Augenblick, als ich anhand meiner theologischen und griechischen Lexika tatsächlich erkennen konnte, dass die begrifflichen Unterscheidungen, die Dr. Cho ansprach, bestehen und damit auch den etymologischen Unterbau für die vielgestaltige und fruchtbare Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist gewähren. Als junger Pastor einer kleinen, neu gegründeten Gemeinde, der ich vorstand, nachdem ich kurz zuvor meinen Beruf als Arzt aufgegeben hatte, war das für mich eine ausgemachte Sache, diesem Pfad theologisch zu folgen und die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist mit all seinen offensichtlich wunderbaren Auswirkungen nach Kräften zu suchen.

Ich nahm einige Anpassungen in meinem Leben vor, die mir notwendig erschienen, um in diese Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist zu gelangen und meinte bald, dass ich dieses Ziel erreicht habe. Eigentlich müsste ich sagen, dass ich es beschlossen hatte, dort angelangt zu sein. Aber ich hatte mich geirrt. Ich kannte den Begriff, ich hatte zu einem gewissen Teil Einsicht in seine Bedeutung, aber es war nur Wissen über ihn, ein Stück erkannter und begeistert aufgenommener Lehre darüber, aber ich lebte nicht darin.

In diesem Kapitel will ich die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist vorstellen, wie ich sie inzwischen erfahren habe. Im Hinblick auf das erhoffte Resultat beim Leser soll das verhältnismäßig ausführlich geschehen und es muss auch in Kontrast zu dem christlichen Lebensstil gesetzt werden, wie er in unseren Gemeinden landauf und landab üblich ist. Allerdings muss ich auch gleich betonen, dass ich, wenn ich diese neue Art zu leben beschreibe und definiere, damit noch nicht den Weg weise, wie man zu ihm gelangen kann. Dazu brauchen wir ein weiteres ganzes Kapitel.

Liebesgemeinschaft

Eindeutig kommt dem griechischen Begriff Koinonia zunächst und hauptsächlich die Bedeutung von Gemeinschaft im Sinne von Liebesgemeinschaft zu. Es ist eine Gemeinschaft aus Liebe, weil der Heilige Geist ein Geist der Liebe und die Liebe eine Liebe des Heiligen Geistes ist. Die innergöttlichen Personen zu verbinden, d.h. Jesus mit dem Vater und beide jeweils mit sich, dem Heiligen Geist sowie Gott und Menschen zu vereinen und Menschen untereinander in Verbindung zu bringen, das ist das eigentliche Anliegen des Heiligen Geistes. Gemeinsamkeit zwischen Personen zu deren beiderseitigem Nutzen herzustellen, und das im Sinne von Wahrhaftigkeit, gegenseitiger Wertschätzung, liebender Unterordnung und mit Frieden, das ist das Ziel des Heiligen Geistes.

Es ist schwer, sich eine solche Person vorzustellen, wie es überhaupt mit unserem menschlich agierenden Verstand und unserem begrenzten Anschauungsvermögen schwierig ist, sich die Person des Heiligen Geistes zu vergegenwärtigen. Sie ist ganz Person mit allen Eigenschaften einer Person, deren Name aber nur einem Anteil einer Person entspricht und auch ständig wechselt, wie sie überhaupt vielgestaltig ist und ihr ganzes Wesen in ihren Funktionen aufzugehen scheint.

Wie aber Gott, der Vater, Liebe ist, so ist der Heilige Geist Gemeinschaft, gleichsam die vollendete Gemeinschaft in Person. Er ist ungemein wohltuend, er verhindert Einsamkeit und Alleinsein, er tröstet und schafft Verständnis für Gemeinschaft, befähigt zur Gemeinschaft und formt Genuss in der Gemeinschaft, ohne dass man in ihr aufgeht und von ihr verschlungen wird. Die Gemeinschaft, die der Heilige Geist schafft, ist mehr als ein bloßes Zusammenstellen von Personen, sie ist immer mit Liebe, Anerkennung und Bestätigung verbunden, sie nivelliert nicht die unterschiedlichen Charaktere von Personen, die sie verbindet, und geschieht nie auf Kosten der Wahrheit.

Das ist auch der Grund, weswegen jeder Gläubige, der sich dem Heiligen Geist anvertraut, diese von ihm ermöglichte Gemeinschaft nicht als eng und belastend empfindet. Sie vermittelt ihm eine außerordentliche Geborgenheit, in der er sich wohl fühlt und sein Ich und seine eigene Identität als beglückend und auch voll akzeptiert erlebt. Er fühlt sich vom Heiligen Geist bejaht, begehrt, umworben und von Liebe überschüttet. Das heißt, er muss nichts geben, er empfängt. Diese Erfahrung ist in ihrer beglückenden Intensität und Tiefe so außerordentlich und ungewöhnlich, dass die Heilige Schrift sie an einer anderen Stelle Herrlichkeit nennt. Das werden wir im nächsten Kapitel genauer beschreiben, wenn wir erklären werden, wie der Weg zu dieser Herrlichkeit aussieht. Diese Liebesgemeinschaft schließt so viele weitere Teilerfahrungen ein, dass wir mehrere Kapitel brauchen, um diese zu beschreiben und ihren Nutzen zu erkennen.

Vermittlung von Gemeinschaft zu Jesus und zum Vater

Ein anderer wichtiger Aspekt der Koinonia ist die Vermittlung von Gemeinschaft. Sie stellt gleichsam eine Verlängerung der Gemeinschaft dar, indem sie andere Personen mit einbeziehen möchte und deren Wichtigkeit damit verdeutlichen und unseren Respekt ihnen gegenüber stärken möchte.

Die wichtigste praktische Anwendung dieses Prinzips ist in dem Wirken des Heiligen Geistes erkennbar, uns zu Jesus zu führen. Jesus hat von ihm in Johannes 14,26 gesagt, dass er uns zum Beistand gesandt wird und dass er alles lehren und an alles erinnern wird, was Jesus den Jüngern gesagt hat. In Kapitel 16,13 redet er von ihm als dem Geist der Wahrheit, der uns in die ganze Wahrheit leiten wird, der nicht aus sich selbst heraus reden wird, sondern, was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er uns verkündigen. Und er fügt hinzu, dass er Jesus verherrlichen wird und alles, was er verkündigt, von dem Seinen nimmt, also aus dem Schatz seines Wesens, seiner Worte und seiner Taten holt.

Auch das sprengt mehr als alles andere, was wir über den Heiligen Geist schon gesehen haben, unser Vorstellungsvermögen. Wir halten fest, der Heilige Geist liebt uns, er begehrt uns sogar, wie es in Jakobus 4,5 heißt, er fühlt sich in unserer Gegenwart wohl und genießt sie intensiv und möchte uns doch gleich zu seinem Freund, Jesus, weiterführen. Für ein derartiges Verhalten gibt es unter uns Menschen keine Entsprechung. Das liegt jenseits unserer Norm, jenseits aller unserer Reflexe und Reaktionen und unseres Respekts gegenüber anderen und übersteigt auch unsere Fähigkeit, unsere Liebe hinten anzustellen und die anderer zu fördern. Das ist übernatürlich, das ist göttlich. Und genau diese Eigenschaft will uns der Heilige Geist nahebringen.

Wollte man dieses Verhalten mit einer Beziehung illustrieren, wie sie auf Erden geschehen könnte, dann gäbe das ein durch und durch abwegiges und unwirkliches Bild: Ein Liebhaber sitzt neben seiner Flamme, einem Mädchen, das er heiß und innig liebt, auf der Couch. Er redet für ein bis zwei Minuten über seine Liebe zu ihr, um dann ganz plötzlich von seinem Freund zu berichten, den er ihr in allen denkbaren, positiven Farben schildert und von ihm schwärmt. Und er will gar nicht aufhören, ihr gegenüber dessen wunderbare Eigenschaften und sein einzigartiges Verhalten zu beschreiben. Wie peinlich und wie abgeschmackt wäre das Vorgehen eines solchen Liebhabers, wenn es unter uns stattfinden würde! Es würde nicht nur zur äußersten Verlegenheit seiner Freundin führen, sondern auch gleich dazu beitragen, dass diese Beziehung ein Ende findet.

Wie anders verhält sich der Heilige Geist! Er liebt auch, er liebt uns wirklich, er drückt mit größter Leidenschaft aus, dass er bei uns sein möchte und dass ihn unsere Gegenwart beglückt. Und doch vermittelt er uns weiter zu Jesus und hat seine Freude daran, uns zu verdeutlichen, wie sehr dieser uns liebt, was er für uns getan hat und wie er uns helfen möchte. Seine Liebe uns gegenüber drückt sich darin aus, dass er uns die Liebe des Herrn Jesus zu uns erfahrbar machen möchte. Es gibt keinerlei Konkurrenz zwischen der Liebe des Heiligen Geistes für uns und der von Jesus und dem Vater, und damit besteht auch keine Eifersucht unter ihnen.

Dieses Anliegen des Heiligen Geistes, uns die Liebe Jesu und auch die des Vaters erfahrbar zu machen, ist der geheime Hintergrund seines Auftrags und seines leidenschaftlichen Begehrens. Er wiederholt nicht nur die Worte und Gedanken von Jesus und beteuert seine Liebe zu uns. Er versieht sie kraft seines Wesens und seines besonderen Auftrags mit einer besonderen Qualität, durch die sie verdeutlicht werden und ihre angemessene Interpretation erfahren. Aber das ist noch nicht das Ende seiner spezifischen Wirksamkeit. Was er vermittelt, geht über Wissen und Deutung hinaus. Weil der Heilige Geist in uns ist, schafft er Innen-Wirklichkeiten.

Wir bewegen uns auf die Domäne der Wirksamkeit des Heiligen Geistes zu. Er lässt es nicht bei dem bewenden, was wir über Jesus lesen und hören. Er führt uns in die Wahrheit hinein, das heißt doch in Jesus. Um es noch konkreter auszudrücken, unter seiner Wirksamkeit werden Einsichten Wahrnehmungen. Weil der Heilige Geist in uns ist, kann er in uns geistige, seelische und körperliche Regungen und Reaktionen in Gang setzen, durch die die Worte und Wahrheiten der Heiligen Schrift in uns eine ganz andere Realität bekommen. Wir erleben Gewissheiten, die es uns leicht machen zu glauben, wir spüren die Gegenwart Gottes und die Kraft seiner Worte unmittelbar, wir werden erfasst von der Liebe Gottes und ausgefüllt von der Wirklichkeit des Himmels. Das Wort geschieht in uns, wie dies die Heilige Schrift an manchen Stellen ausdrückt.

Die Wucht des Handelns des Heiligen Geistes an uns verändert uns. Die Worte Gottes werden Ereignisse und lassen uns unmittelbar ihre Kraft spüren. Weil wir etwas erfahren, können wir es bezeugen, und deswegen werden wir Zeugen Gottes. Die Erlebnisqualität, die der Heilige Geist uns verschafft, ist das besondere Gut und setzt die Dynamik in uns frei, durch die wir anders leben, dem Herrn mit Überzeugung folgen können und für unsere Umgebung ein glaubwürdiges Zeugnis und Anschauung der Liebe Gottes werden. Das macht den Unterschied und dadurch wird die Gemeinde Gottes offensiv.

Die Aufgabe des Heiligen Geistes Richtung Vermittlung beschränkt sich keineswegs auf sein Bemühen, uns Jesus nahezubringen und uns seine Worte und Taten zu verdeutlichen. Sie schließt auch die Aufgabe ein, uns die Liebe des Vaters zu offenbaren und erleben zu lassen im Sinne einer Beziehung, die wir fühlen können und die uns beglückt.

Zwei Schriftstellen stehen dafür im Besonderen: Röm 8,14-17 und Gal 4,6-7. In Röm 8 heißt es:

Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diesind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist derKnechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einenGeist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen:Abba, Vater! Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unseremGeist, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auchErben. Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklichmitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden.

Gal 4:

Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnesin unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater! Also bist du nichtmehr Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbedurch Gott.

Die Aussagen in beiden Schriftbelegen stellen übereinstimmend heraus, dass der Heilige Geist in diesem Zusammenhang in zwei Richtungen zielt. Er will uns Gott als Vater erleben lassen und wir sollen gleichzeitig innewerden, wie überwältigend beglückend es ist, ein Kind Gottes zu sein. Zusätzlich werden beide Erfahrungen noch in einer bestimmten Hinsicht akzentuiert.

Die Vaterschaft Gottes wird als eine intime und emotional so beglückende beschrieben, dass Paulus zur Kennzeichnung der göttlichen Vaterfigur das aramäische Wort Abba einführt, das wir im Deutschen am besten mit Papa übersetzen können. Dass dieser Begriff der aramäischen Umgangssprache entnommen ist, soll wohl den Effekt verstärken, dass wir wirklich ganz selbstverständlich Gottes bergende und wohltuende Nähe erfahren sollen, wie irdische Kinder von gesunden Vätern im Alltagserleben ihren Papa erleben und sich bei ihm gut aufgehoben fühlen. Dass dieses Befinden natürlich auch frei von jeglicher Angst sein soll, weil diese immer knechtet, vervollständigt die guten Absichten des Heiligen Geistes.

Der andere Aspekt, der den Genuss einer liebevollen Abhängigkeit von einem perfekten und liebenden Vater beschreibt, kommt noch durch die bemerkenswerte Betonung des Begriffs Sohnschaft oder Söhne Gottes in diesem Zusammenhang zum Ausdruck. Dieser Begriff enthält im neutestamentlichen Sprachgebrauch noch die interessante Bedeutung, dass es sich dabei um erwachsene und geistlich mündige Kinder handelt. Indem also gerade geistlich fortgeschrittene Kinder gemeint sind, wird die Liebesbeziehung zwischen ihnen und dem Vater als besonders intensiv und auffallend gekennzeichnet, weil sie nicht die kuschelnde und liebkosende Zuneigung des Vaters zu seinem süßen Baby darstellt, sondern heraushebt, dass der Vater auch und gerade seine herzliche und überschwängliche Liebe zu seinen erwachsenen Kindern empfindet.

Eine ähnliche Botschaft enthält auch das Wort in Gal 4. Hier wird noch mehr betont, wie Gott seinen Geist in unsere Herzen sendet, der dann ruft: Abba, Vater. In beiden Stellen wird die Sohnschaft betont. Während nach der Gal-Stelle der Heilige Geist selbst aus unseren Herzen ruft: Abba, Vater, sind es nach Röm 8 wir, die durch die Nachhilfe und Gegenwart des Heiligen Geistes in uns Papa, lieber Vater rufen.

Es geschieht also beides. Aber besonders aufschlussreich erscheint mir die Version, dass der Heilige Geist aus uns heraus Abba, Vater, ruft. Er übernimmt es augenscheinlich selbst, buchstäblich er selbst, aktiv an unserer Stelle diese Beziehung auszudrücken. Das ist ein starkes und erstaunliches Engagement für uns, das bis zum Rand des Zulässigen geht, aber es geschieht aus Liebe zu uns und ist wohl nur so zu erklären, dass ihm unsere völlige Hingabe an ihn die Erlaubnis gibt, für uns und aus uns so zum Vater zu reden. Demnach erleben wir die Kindschaft zu Gott doppelt. Zum einen durch unseren eigenen Geist und dann auch durch den Geist Gottes.

So bleibt abschließend zu fragen: Erleben wir Christen im Durchschnitt diese Qualität von Liebe zu unserem himmlischen Vater in dieser Form ohne zuvor erfahrene Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist oder muss nicht doch erst unsere Beziehung zum Heiligen Geist neu gestaltet werden? Und wenn Letzteres der Fall ist, was ich glaube, so bedeutet das, dass wir auch in dieser Hinsicht unsere Beziehung zum Heiligen Geist ganz vordringlich klären und vertiefen müssen. Denn die gegenseitige Abhängigkeit der Liebeserfahrungen ist augenscheinlich nach den Ausführungen von Paulus so zu verstehen, dass der intensiven Vater-Beziehung die Erfahrung des Heiligen Geistes vorausgeht. In dem eher evangelikalen Schrifttum wird dieser Sachverhalt mit vielen, deutlich nüchterner klingenden, Worten beschrieben. Es sagt, und das ist durchaus zutreffend, dass wir die Worte Jesu ohne den Heiligen Geist nicht richtig erfassen können, dass er uns zu Jesus und zum Vater führt und dass überhaupt Mission nur durch seine Vermittlung möglich ist. Das stimmt alles, aber der Ehrgeiz des Heiligen Geistes geht weiter. Würde es lediglich dabei bleiben, dass er uns Verständnis-Hilfe und intellektuelle Vermittlung von Wahrheiten angedeihen lässt, dann wäre die Gemeinde Jesu gezwungen, in diesem Zustand zu verharren, den wir in der westlichen Welt vorfinden und beklagen und der doch dringend überwunden werden muss. Der Heilige Geist vermittelt uns seine Hilfe nicht nur im Hinblick auf die Botschaft Jesu, indem er uns befähigt, sie richtig zu erfassen, er verändert unsere ganze Persönlichkeit, wodurch sie heil und eine einzige Bestätigung dessen wird, was wir glauben.

Der Heilige Geist, unser Partner

Dass der Heilige Geist auch unser Partner ist, erschließt sich erst dann, wenn er unser Freund und Begleiter geworden ist. Partner zu sein, das heißt, dass er uns in jeder Hinsicht hilft. Er hilft uns aber nur auf der Basis von Gemeinschaft und Freundschaft. Das ist die unaufgebbare Voraussetzung und Reihenfolge. Wenn wir sie nicht einhalten, verleiten wir uns selbst erneut dazu, vom Heiligen Geist nur seine Hilfeleistung und die von ihm benötigten Taten zu erwarten. Wir werden ihn unweigerlich missbrauchen. So hat sich die Gemeinde Jesu über Jahrhunderte verhalten, und auch wir werden uns dieser Versuchung nicht so ohne Weiteres entziehen können.

Aber wenn der Heilige Geist sieht, dass es uns um ihn selbst und um die Wahrheit geht, was meint, dass wir gänzlich unsere eigene Unzulänglichkeit erkennen, mit unseren Kräften die Gemeinde Gottes zu bauen, dann offenbart er seine Hilfsbereitschaft. Jesus nennt ihn unseren Helfer, unseren Anwalt und Beistand und auch Tröster, wörtlich den zur Hilfe Herbeigerufenen, griechisch: parakletos (Joh 14,26; Joh 16,7). Diese Kennzeichnung des Heiligen Geistes als den zur Hilfe Herbeigerufenen markiert deutlich, wie dieser wirksam wird. Er muss gerufen werden, er muss intensiv und mit Ehrlichkeit eingeladen werden und wir selbst müssen zutiefst davon überzeugt sein, dass wir die Leistung, die wir benötigen, nicht selbst erbringen können.

In diesem Rufen wird gleichzeitig Glaube an seine Bereitschaft und Wirksamkeit wie auch ein gehöriges Stück Verzweiflung über unser Unvermögen enthalten sein. Beides verträgt sich sehr gut miteinander und bedingt sich sogar. Aber noch ein weiterer Aspekt ist wichtig, der leicht übersehen werden kann. Der Heilige Geist wird helfen, hält sich aber strikt an den Inhalt des Begriffs Hilfe. Er erwartet von uns, dass wir unseren Teil beitragen. Der besteht nicht in unserer praktischen Kooperation im Sinne eines eigenen Leistungsbeitrags, sondern im Sinne unseres Glaubens und der völligen Hingabe an ihn. Das schließt ein, dass wir uns dann, wenn die Hilfe gegeben worden ist, die Ehre für das Gelingen nicht selbst aneignen dürfen. Es wird also immer eine Arbeitsteilung gegeben sein: Der Heilige Geist übernimmt das Unmögliche, wir den leichteren Teil, nämlich ihm zu glauben, dass er helfen wird. Und er wird uns sogar noch bei diesem Anteil helfen.

Was diese Hilfe alles einschließt, ist erstaunlich. Er will uns helfen beim Beten und beim Lesen des Wortes Gottes, er will uns in jedem Fall helfen, gehorsam zu werden und mit Lust und Freude durch das Leben zu gehen. Er will uns abhalten von großen, anstrengenden Leistungen oder Höchstleistungen, die uns überfordern, die unsere Energie und unseren Frieden rauben, aber er will uns ermutigen zu kleinen Schritten von Fleiß und Ausdauer, die uns nicht überfordern. Wer mit dem Heiligen Geist lebt, wird nicht ein Opfer seines eigenen Ehrgeizes werden, der ihn zu höchsten Zielen und ganzem Einsatz drängt, um dann am Ende in die Erschöpfung oder in den Burn-out zu fallen.

Partnerschaft mit dem Heiligen Geist ist nicht ein gefälliger und schöner theologischer Begriff. Er beschreibt vielmehr einen aufregend interessanten und entspannten Lebensstil, der uns auf die Höhen des Lebens führt und uns doch gleichzeitig in seiner Gegenwart und am Herzen des Vaters ruhen lässt. Die ganze Spanne unseres Alltags und unserer Feiertage hat darin Platz: Mit ihm arbeiten wir und mit ihm schlafen wir, wir beginnen mit ihm den Tag und freuen uns darüber, dass der Herr den Tag zu unserer Erquickung und zu unserer Freude geschaffen hat. Wir essen mit ihm und lernen mit ihm. Mit ihm ruhen wir und mit ihm begegnen wir jeder Situation und jeder Herausforderung. Mit ihm lieben wir und lassen uns lieben. Vor allem aber holen wir uns seinen Beistand, genießen zu können und die Lust am Herrn zu suchen und zu finden.