Der Aderlass nach Hildegard von Bingen - Dr. Wighard Strehlow - E-Book

Der Aderlass nach Hildegard von Bingen E-Book

Dr. Wighard Strehlow

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Beschreibung

Reinigung, Selbstheilung und Soforthilfe fürs Immunsystem: Der Aderlass reinigt und entgiftet den gesamten Organismus, öffnet die körpereigene Apotheke für die Selbstheilung und beseitigt Heilungsblockaden. Er hilft gegen Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Hormonmangel, Immunschwäche, Blutarmut, Arteriosklerose, Toxine und Stoffwechselschlacken. Sämtliche Körperzellen und Gewebe werden besser durchblutet, gereinigt, regeneriert und vitalisiert. Wissenschaftliche Studien bestätigen heute, dass es kaum eine Krankheit gibt, bei der ein Aderlass nicht vorbeugend oder heilend wirken könnte. Der Heilpraktiker Wighard Strehlow hat hier aus seiner über 30-jährigen Praxiserfahrung alles Wissenswerte zu dieser hochwirksamen Methode auf den Punkt gebracht.

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Wighard Strehlow

Die Kunst der Heilung nach Hildegard von Bingen

Aderlass statt Pillen

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

WidmungEinleitung: Es geht um den ganzen MenschenUrsprung und Geschichte des AderlassesErfolgsbericht: Altbewährter Aderlass und Hildegard-Heilmittel machen neuzeitliche Medikamente überflüssigDie Viersäftelehre – die Kräfte, in denen das Leben fließtDie Entschlüsselung der ViersäftelehreDie Hauptbestandteile des BlutesDie Hauptaufgaben des BlutesDas BlutgefäßsystemBlutkrankheiten und BlutgifteUrsachen von Krankheiten und KrankheitsverhütungDer Hildegard-Aderlass – Praxis und TechnikErfolgsbericht: Aderlass erspart Bypass-OperationErfolgsbericht: Aderlass und HepatitisDie Beseitigung von Dauer- und oxidativem StressDie Technik des AderlassesDer Aderlass-Schock – das »Stichphänomen«Sieben Regeln zur Durchführung des Hildegard-AderlassesDer Aderlass als Soforthilfe bei BluthochdruckWas ist Blut(hoch)druck?Blutdruck und die sechs goldenen Regeln der Hildegard-HeilkundeBluthochdruck, Arteriosklerose und das HerzinfarktrisikoWie entsteht Arteriosklerose?Der Aderlass verbessert die Fließeigenschaft des Blutes und reguliert die BluteisenwerteDer HämatokritwertDer SerumferritinwertDer Aderlass beseitigt überhöhte CholesterinspiegelErfolgsbericht: Aderlass zur CholesterinspiegelsenkungZu tiefe Cholesterinwerte – ebenfalls ein RisikofaktorMythos CholesterinDer Aderlass verhütet Krebs und AutoaggressionskrankheitenErfolgsbericht: Aderlass – Brustkrebs nach Gebärmutterentfernung ausgeheiltDie Prävention von KrebsKriegsschauplatz DarmDer Krebssprung und die EpigenetikKooperation von Hildegard-Heilkunde und SchulmedizinFazit: Hildegards Methoden helfen, den Krebs zu besiegenDer Aderlass öffnet die körpereigene HormonapothekeDer Aderlass bei MenstruationsstörungenDer Aderlass hilft nach einer »Totaloperation«Aderlass statt künstlicher Hormonersatztherapie (HET)Alternative Hormontherapie und PhytoöstrogeneDer Aderlass hilft beim KinderwunschDer Aderlass hilft bei MyombeschwerdenDer Aderlass beseitigt Ursachen von DepressionenSchwarzgalle als Auslöser»Antimelancholika« nach dem AderlassDie Transformation von Weltschmerz zur LebensfreudeDer Hildegard-Aderlass-SpeiseplanDie Aderlass-Woche à la carteDinkel – gesunde Alternative zur »Zivilisationskost«Zu guter LetztDankAnhangKlinische Studien zum AderlassRezepte der Hildegard-Heilkunde (Auswahl)LiteraturverzeichnisAdressenFörderkreis Hildegard von Bingen e.V., KonstanzInternationale Hildegard von Bingen StiftungFarbtafeln

Meinen Patienten und ihrer Liebe für die Welt Hildegard von Bingens gewidmet.

[home]

Einleitung: Es geht um den ganzen Menschen

Wer sich ein Bild machen möchte von der Größe und Schönheit des Menschen, kommt an den Visionen Hildegard von Bingens nicht vorbei. Hier steht der Mensch im Mittelpunkt des Universums, und alle Kräfte stehen ihm zur Verfügung: »Der Mensch ist ein Wunder Gottes, ein Licht aus Gott, das lebt und wieder stirbt. Dabei ist jedes Geschöpf mit einem anderen verbunden, und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten. Jede Kreatur hat einen Urtrieb nach liebender Umarmung. Im Menschen liegt das ganze Universum als Mikrokosmos verborgen: Der Mensch hat Himmel und Erde und alles, was geschaffen ist, in sich vereinigt, und alles liegt in ihm verborgen … Der Mensch ist das vollkommenste Werk Gottes … Auch die Elemente hat Gott geschaffen, sie sind im Menschen, und der Mensch wirkt in ihnen.«[1]

Diese Worte Hildegards werden durch die Theorien und Erkenntnisse der alten wie der neuen Wissenschaft gestützt und bewiesen. Die vier Elemente finden ihre Entsprechung etwa in den vier Körpersäften (nach der Viersäftelehre oder Humoraltheorie, auf die wir später noch genauer eingehen werden), den vier Temperamenten, nach den Erkenntnissen späterer Zeiten in den vier hauptsächlichen Blutbestandteilen, den vier Blutgruppen oder in den vier Nukleinbasen der DNS-Doppelhelix – Thymin, Adenin, Cytosin und Guanin. Der Körper braucht für seine mannigfaltigen Funktionen ein komplexes Versorgungssystem mit einer optimalen Logistik für den Wärme-, Wasser- und Energiehaushalt, die Versorgung mit Lebensmitteln und deren Verwertung sowie eine gründliche »Entsorgung« der Stoffwechselendprodukte. Außerdem besteht Bedarf für die Kommunikation der Milliarden Körperzellen untereinander und die täglichen Aufgaben und Dienste für das Wohlbefinden aller Organe. Das Ganze ist im ständigen Auf- und Abbau, deshalb müssen leistungsfähige Transportmöglichkeiten zur Verfügung stehen … Und dringt man darüber hinaus weiter in den Mikrokosmos des menschlichen Körpers ein, wird es noch wesentlich komplexer, ja, er liegt jenseits des normalen menschlichen Vorstellungsvermögens!

Wenn man dann auch noch über die mehr oder weniger unmittelbare Umgebung hinausgeht und die Architektur des unendlichen Kosmos mit dem Bauplan und der Funktion des menschlichen Körpers in Zusammenhang bringen will, braucht man die Vorstellungskraft einer Visionärin wie Hildegard von Bingen und mehr als die Summe der Erkenntnisse aller menschlichen Weisheit und Wissenschaft, die sich in den letzten Jahrhunderten angesammelt haben.

Dazu gehört beispielsweise das Wissen um die jahrtausendealte Säftelehre, die aber erst durch die Entschlüsselung durch Hildegard von Bingen, Paracelsus und Hufeland ihre medizinische Bedeutung offenbarte.[2] Rudolf Virchow wandte sich von der Humoralpathologie ab und setzte auf die Zellularpathologie (»… nur wenn die Zelle krank ist, ist auch das Organ krank«), die bis heute das Weltbild der Schulmedizin beherrscht.

Hier gibt es kaum noch umfassende und ganzheitlich orientierte Informationen über die Zelle und ihr Milieu, über das System der Grundregulation und seine Bedeutung für die Entstehung chronischer Erkrankungen und somit auch für die Erhaltung der Gesundheit sowie über den Einfluss der »Säfte« auf die Steuerung des Organismus und der Körperzellen. Die Verbannung dieses altbewährten Wissens ist im 19. Jahrhundert von den Kräften des Fortschritts offenbar sehr rigoros betrieben worden. Viele der Erben Virchows scheinen das Kind nämlich mit dem Bade ausgeschüttet und mit der Säftelehre auch noch das Wissen um die Heilpflanzen über Bord geworfen zu haben, um sie ausnahmslos durch chemische Arzneimittel zu ersetzen. Ein derart einseitiges Vorgehen hat natürlich Folgen für die Heilkunde: Mittlerweile sind 80 Prozent aller Krankheiten »chronisch«, das heißt, sie gelten als »unheilbar«. Und wer noch nicht krank ist, wird offensichtlich krank gemacht mit chemischen Arzneimitteln oder Impfungen, die infolge von Überdosierungen und Nebenwirkungen vielfach mehr schaden, als dass sie Nutzen stiften.

Als im Jahr 2001 das menschliche Genom vollständig entschlüsselt war, wurde dies als Paukenschlag der Gentechnologie gefeiert. Nun schien es klar – alles Vererbung: ein Gen, eine Krankheit. Man bräuchte nur die kranken Gene auszutauschen, und die Krankheit wäre verschwunden … Wenn da nicht der kleine Rechenfehler wäre, weil man die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Natur gemacht hatte. Denn zur Enttäuschung der Genetiker fand man nur 25000 Gene, obwohl im menschlichen Organismus 150000 verschiedene Eiweiße hergestellt werden müssen. Man wusste: Ein Gen produziert ein Eiweiß. Hatte man sich verrechnet? Nein, lediglich geirrt. Der Zellkern besteht nämlich nicht nur aus Genen, sondern auch aus Eiweiß. Den Einfluss des Milieus auf die Zelle hatte man scheinbar einfach ignoriert. Eine neue Wissenschaft war geboren: die Epigenetik[3]. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wer uns regiert, kontrolliert und steuert. Die Epigenetik setzte das schulmedizinische Dogma außer Kraft, nach dem unsere Gesundheit allein durch unseren genetischen Code gesteuert werden soll und jede Krankheit eine Folge kranker Gene sei. Fünfzig Jahre nach Entdeckung der Molekularstruktur der Desoxyribonukleinsäure (DNS) als Doppelhelix durch Francis Harry Compton Crick und James Watson weiß man nun, dass die Gene durch die epigenetische Regulation gesteuert werden und diese Steuerung durch die Signale aus der Umwelt ausgelöst wird. Man kann es auch mit den Worten Hildegards beschreiben, die durch klinische Studien bestätigt sind: Gesund bleibt der Mensch durch eine gewählte und wohlausgewogene Ernährung sowie einen sinnvollen Lebensstil, während er durch ein verhängnisvolles Konglomerat »psychosozialer Fehler« und destruktiver Ernährung krank und schwach wird. Epigenetische Faktoren können sogar die Funktion der Gene verhindern, wenn sie dabei sind, einen Tumor, Herzinfarkt, Schlaganfall oder seelisch-geistige Krankheiten wie Depressionen, Schizophrenie oder Alzheimer auszulösen. Ein Weg zur Heilung besteht immer darin, die destruktiven Bestrebungen in positive spirituelle Kräfte umzuwandeln. Hier liegt der Schlüssel für ein Leben voller Liebe, Lebenslust und Gesundheit.

Große weltweite Studien beweisen inzwischen, was Hildegard schon vor 850 Jahren empfohlen hat: Mit einer gesunden Ernährung und einem liebevollen Lebensstil könnte man die Krebsrate und die aller anderen Autoaggressionskrankheiten um 80 Prozent senken! Ja, es gibt kaum eine Krankheit, die man nicht durch eine bewusste Lebensführung und die Wahl zuträglicher Nahrungsmittel weitgehend verhüten könnte. Zu den begleitenden Maßnahmen, die hier besonders unterstützend wirken, zählt der Aderlass nach Hildegard von Bingen.

Bei der Heilung von Krankheiten muss immer das Zusammenspiel von der Zelle und ihrem Milieu mitberücksichtigt werden. Wir verdanken dem Wiener Ordinarius für Histologie und Embryologie Prof. Dr. Alfred Pischinger diese Gesamtschau von Zellen und ihrer Umgebung, die er 1975 über das System der Grundregulation[4] veröffentlicht hat. Er wird heute als der »Vater« dieser Theorie gewürdigt, der zufolge die Rolle des Mesenchyms, also der Zwischenzellsubstanz, bei der Entstehung chronischer Erkrankungen und somit auch für die Erhaltung der Gesundheit von allergrößter Bedeutung ist. In diesem Bindegewebe erkannte er das Fließen der Säfte und der Ströme, er legte den Grundstein zum vertieften rationalen Verständnis der Homöostase[5] und auch für das, was man als die heute offiziell kaum mehr beachtete, aber dennoch zeitlos wertvolle antike, mittelalterliche und eben hildegardische »Elemente- und Säftelehre« kennt.

Pischinger und seine Schüler, insbesondere Prof. Dr. Hartmut Heine aus Baden-Baden, beachteten die Erkenntnisse der traditionellen Humoralpathologie und setzten hier einen Meilenstein. Damit begann eine völlig neue Ära der Medizin als Synthese aus Zellular- und Humoralpathologie.

Dabei geht es um ein großes »Organ« – eben das Mesenchym, das zum embryonalen Bindegewebe gehört und aus dem sich das Stütz- und Bindegewebe (Interstitium oder Zwischengewebe) entwickelt. Aus dem Mesenchym gehen außerdem noch die Knochen und Knorpel hervor, die glatte Muskulatur und Herzmuskeln sowie Niere und Nebenniere.

Im Bindegewebe verlaufen die Versorgungsbahnen der Blutgefäße und die Nerven, sie stehen im Zusammenhang mit dem Kreislauf, dem feinen Kapillar-, dem Lymph- und dem vegetativen Nervensystem. Im Bindegewebe befinden sich auch das humorale und korpuskuläre Immunsystem und die Extrazellularflüssigkeit als Nährlösung mit ihrer Beziehung zu den Zellen. Hier geschieht ebenso die Grundregulation für den Stoffwechsel, das Immunverhalten, den Säure-Basen-Haushalt, die Informationsübermittlung, die Auf- und Abbauarbeiten für die Körperzelle sowie die Regeneration des ganzen Körpers – und noch vieles mehr, was unserem Leben zuträglich ist und unser Wohlbefinden gewährleistet.

Erst der Gewebszwischenraum ermöglicht die Aufrechterhaltung des Energiehaushalts, der für die Ordnung und für die Lebenskräfte zwischen Zellen und dem Bindegewebe erforderlich ist. Als »Stromquellen« stehen dem Bindegewebe »Batterien« aus Eiweißzuckermolekülen und den flüssig-kristallinen Flüssigkeiten zur Verfügung. Wird dieser Energiehaushalt gestört, können bei zu viel Energie Entzündungen, Allergien, Rheuma bzw. Krebskrankheiten auftreten und bei zu wenig Energie Sklerosen, Arthrosen und Sarkome. Da dieses System mit äußerst subtilen Kräften arbeitet, reagiert es sehr spontan, so dass geringe Einflüsse große Wirkungen auslösen können. Der Psychiater Prof. Dr. Rudolf Gottfried Arndt sowie der Pharmakologe und Hildegard-Übersetzer Prof. Dr. Hugo Schulz, beide wirkten an der Greifswalder Universität, entdeckten dieses biologische Grundgesetz vor mehr als hundert Jahren, weswegen das Prinzip auch »Arndt-Schulz-Regel« genannt wird: »Schwache Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittelstarke Reize fördern sie, starke hemmen sie, stärkste heben sie auf.«

Viele erfolgreiche Beispiele aus der Naturheilkunde bestätigen die Richtigkeit dieser Theorie:

die Wirkung der sanften Pflanzenheilkunde,

die Heilerfolge der Homöopathie,

der Aromatherapie oder

der Massagen mit der Hildegard-Kosmetik.[6]

Das von Pischinger und seinen Schülern so genannte »Grundregulationssystem« bezeichnete man später auch als »bindegewebige Matrix«. Das von Heine erforschte feine Netzwerk aus Eiweißzuckermolekülen, das den gesamten bindegewebigen Raum umspannt, nennt man nunmehr auch den »Pischingerschen Raum« (siehe auch die Abbildung im Bildteil dieses Buches).

Die Zuckerenden dieser Moleküle haben elektrische Ladungen, und diese Ladungen sind mit der Extrazellularflüssigkeit im ganzen Körper energetisch verbunden. Die Impulse der elektrisch schwingenden Grundsubstanz wirken sich wie ein Regelkreis bis in den Zellkern aus, auch um die Zellen immer mit Informationen zu versorgen.

Dieses hauchfeine Netz des Bindegewebes hat sowohl piezo-[7] als auch thermoelektrische Eigenschaften, die bei vielen naturheilkundlichen Anwendungen eine große Rolle spielen, etwa bei der Edelsteintherapie, beim Aderlass, beim Schröpfen und bei Heilungen über die Haut durch die Hildegard-Kosmetik und das Hildegard-Fasten. Gerade im Fasten wird der gesamte Bindegewebszwischenraum gereinigt, entgiftet und gestärkt.

Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass die Medizin der Zukunft auf einer Kombination von Zell- und Humoralpathologie basieren wird. Heilung kann nur eintreten, wenn die Selbstreinigungskräfte über die Entsorgung von Stoffwechselschlacken und die Endprodukte beim Abbau im Bindegewebe und in der Zelle berücksichtigt werden. Es ist plausibel, dass sich Störungen ergeben, wenn hier ständige Blockaden bestehen. Gestörte Reaktionen, fehlerhafte Abläufe, Verschlackung oder Übersäuerung führen zu Einschränkungen mit negativen Folgen für die Funktion von Bändern, Gelenken oder Knochen, die sich dadurch zwangsweise degenerativ verändern können. Die Schwächung der Organe Lunge, Darm, Leber, Niere, Herz usw. folgt unmittelbar darauf. Ein gesundes und daher reines, ungestörtes Bindegewebe mit richtig funktionierender Informationsübermittlung, gut geregelten Immunreaktionen, ungehindert fließenden »Säften« und elektrischen Strömen ist vor allem anderen der stärkste Schutz vor jeglichen Krankheiten!

Über das Bindegewebe schließen sich alle Lebensvorgänge zu Regelkreisen in einer komplexen gegenseitigen Abhängigkeit. Kein Bereich des Organismus und der Psyche ist da ausgenommen. Das Nervensystem ist über die Wirbelsäule mit allen Organen verbunden: mit der Leber, dem Herzen, der Niere, der Lunge oder dem Darm. Daraus ergibt sich zwangsläufig auch die Tatsache, dass chronische Erkrankungen wohl niemals »wie der Blitz aus heiterem Himmel« entstehen können, sondern eine in der Regel jahr(zehnt)ealte Vorgeschichte mit Beschwerden haben, die in den meisten Fällen durch Belastungen im seelischen Bereich ausgelöst werden und sich über das Bindegewebe auf alle Körperzellen und Organe übertragen können.

Daher ist der hildegardische Aderlass als effiziente Maßnahme zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung all dieser Funktionen auf jeden Fall auch immer einer der ersten Schritte bei der Verhütung und Heilung von (fast) allen Krankheiten.

Dr. Wighard Strehlow

Allensbach am Bodensee

im Herbst 2011

[home]

Ursprung und Geschichte des Aderlasses

Die gezielte Blutentnahme, in der medizinischen Fachsprache auch »Phlebotomie« genannt, ist in Europa ein seit der Antike bis ins 19. Jahrhundert vielfach angewandtes und erfolgreiches Heilverfahren. Der Aderlass zählt aber zu den ältesten therapeutischen Maßnahmen der Menschheit überhaupt.

Bereits vor 40000 Jahren nämlich begannen die australischen Ureinwohner jede Zeremonie mit einem Aderlass, wobei sie sich ihre Venen oder Initiationsnarbe öffneten. Das nun herausfließende Blut galt als heilig, und der Zeremonienmeister verwandelte sich während des Rituals in einen göttlichen Urahn. Gleichzeitig wurde durch diese Maßnahme auch die damals einzig zugängliche, nämlich körpereigene »Wüstenapotheke« geöffnet, weil die Ureinwohner durch den Aderlass nicht nur ihr Blut reinigten, sondern auch vom eigenen Organismus produzierte Heilstoffe freisetzen konnten, um ihre Gesundheit zu erhalten.

Der »Wüstenarzt« Dr. Herbert Basedow hat mehrfach die Missionsstation meines Großvaters Carl Strehlow in Zentralaustralien besucht und bei seinen Inspektionen zwischen 1910 und 1920 festgestellt, dass die Aborigines trotz ihrer extremen Lebensbedingungen erstaunlich gesund waren, frei von Seuchen und den gefürchteten sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Rheuma, Diabetes und Depressionen.

Bei den Mayas war der Aderlass ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens. Die Herrscher glaubten, dass sie sich durch den Aderlass enger mit ihren Göttern verbinden konnten, weil diese sich damit veranlasst fühlten, an den Zeremonien der Menschen persönlich teilzunehmen.

Die ayurvedische Medizin kannte ebenfalls den Aderlass, wie in dem Sanskrittext der Sushruta Samhita dargestellt ist. Bis zu 700 Blutgefäße wurden beschrieben, von denen der Körper wie ein Garten durch Wasserleitungen oder wie ein Feld durch Kanäle bewässert wird.

Zu Zeiten des berühmten »Ärztevaters« Hippokrates, der etwa von 460 bis 370 vor unserer Zeitrechnung auf der griechischen Ägäisinsel Kos lebte und praktizierte, schätzte man die entzündungshemmende, krampf- und schmerzlindernde Wirkung des Aderlasses. Man glaubte, durch das »Zur-Ader-Lassen« Krankheiten aus dem Körper ausleiten zu können, und erzielte damit für die damalige Zeit große Heilerfolge.

Hippokrates führte die Begriffe der »Dyskrasie« (»fehlerhafte Zusammensetzung der Körpersäfte«) und der »Plethora« (»Blutfülle«) ein, und er vertrat die These, dass hierin wichtige Ursachen für Erkrankungen liegen. Vorbeugung und Heilung waren für ihn mit der Ausleitung und der Entleerung des Blutes untrennbar verbunden.

Schon sehr früh kam es damit zu einem ersten humoralpathologischen[8] Ansatz, der besagte, dass der Organismus aus verschiedenen Säften besteht – Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle – und Krankheit deren Fehlverteilung im Körper als Ursache habe.

Die »Viersäftelehre« der hippokratischen Medizin und die daraus von dem Arzt Galen alias Galenos von Pergamon (circa 129–199 n.Chr.) entwickelte Humoralpathologie war wie gesagt von der Antike bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste medizinische Theorie zur Krankheitsentstehung, der Pathogenese. Nach diesem klassischen Konzept befinden sich die vier Körpersäfte also beim gesunden Menschen im Gleichgewicht. Für Galen war der Aderlass das prompteste Mittel bei Entzündungen, er überragt alle anderen Methoden und ist die Vorsorgemaßnahme Nummer eins!

Galens umfangreiches Werk setzte bis über das 17. Jahrhundert hinaus Maßstäbe in der Medizin. Er ging davon aus, dass Blut der dominante Stoff der vier Säfte sei, der besonders kontrolliert werden müsse. Er schuf ein umfassendes System, das vorgab, bei welchen Patienten (Alter und Zustand) wie viel, wie oft und zu welchem Zeitpunkt Blut abgelassen werden sollte.

Karl der Große (747–814) verfügte im St. Galler Klosterplan für alle Benediktiner, im sogenannten Aderlass-Haus einen jährlichen Aderlass vorzunehmen. Dieser sollte dazu dienen, »die Lebensgeister zu wecken, Vollblütigkeit zu hemmen, hypochondrische Wallungen zu stillen, angebrannte Köpfe zu kühlen und den Stachel des Fleisches zu zähmen«.

Die mittelalterlichen Ärzte, die die Entstehung von Krankheiten ebenfalls auf eine Störung des Gleichgewichtes der »vier Kardinalsäfte« zurückführten, sahen den Nutzen des Aderlasses in zwei Aspekten: Zum einen wurde angenommen, Blut könne sich in den Gliedern stauen und verderben, schlechtes Blut müsse entfernt werden. Zum anderen wurden Krankheiten auf ein Ungleichgewicht im Verhältnis der vier Säfte untereinander zurückgeführt. Durch die Ausleitung von »schlechten Säften« und bei »Blutfülle« konnte nach dieser Vorstellung das Gleichgewicht wiederhergestellt werden.

Hildegard von Bingen beschreibt ihn als Bestandteil ihrer Lebenskunst und empfiehlt einen Aderlass pro Jahr zur regelmäßigen Reinigung und Entgiftung des Gesamtstoffwechsels und zur Stimulation der körpereigenen Selbstheilungskräfte.

Die Tatsache, dass die Natur oft durch Erbrechen, Durchfälle und Schweißausbrüche Gift und schädliche Stoffe aus dem Organismus zu eliminieren sucht, kann man heute aus den Ausführungen jedes Beipackzettels chemischer Medikamente schlussfolgern und in jedem Krankenhaus bei der Chemotherapie beobachten. Der Aderlass ist in diesem Sinne auch nichts anderes als ein »Ausleitungsverfahren«, um eine allerdings möglichst natürliche Reinigung von Gift- und Schlackenstoffen sowie von »schlechten Säften« zu bewirken. Eine – neben anderem – ähnliche Funktion hat auch die Menstruation.

Von den Hippokratikern »erfunden« und von Galen systematisiert, war der Aderlass also eine allseits beliebte Methode. Im Laufe der Jahrhunderte kam der blutige Eingriff regelrecht in Mode. Schließlich schätzten sogar Gesunde den Aderlass als Vorbeugungsmaßnahme und wirksames Mittel, um die Folgen von ausschweifenden Gelagen zu umgehen oder zu überwinden. Blutige Eingriffe am Krankenbett galten schon früher für die gelehrten Medici, im Volksmund bezeichnenderweise »Maulärzte« genannt, als nicht standesgemäß. So mussten entweder »Schnittärzte« oder Bader und Barbiere auf Anordnung des Arztes den Aderlass durchführen. Sie orientierten sich dabei oft an den vielfach publizierten Lehrzeichnungen, den Aderlass-Männern: figürlichen Darstellungen, auf denen die geeigneten Venen eingezeichnet waren.

Zum Aderlass saß der Kranke für gewöhnlich auf einem Stuhl und umfasste mit seinem Arm einen Stab. Am gestauten Arm ritzte man nun klassischerweise mit einem spitzen Messerchen, genannt »Lanzette«, »Phlebotom« oder »Scalpellum«, eine Vene und fing das Blut in einem Gefäß auf.

Selbst der berühmte Arzt Christoph Wilhelm Hufeland zählte den Aderlass neben Opium und den Brechmitteln noch im 19. Jahrhundert zu den drei Kardinalmitteln der Heilkunst: Sie griffen unmittelbar ins Leben selbst ein und seien die drei entscheidenden, schnellstwirksamen Mittel, die das Leben retten könnten. Durch nichts anderes seien diese Heilmittel zu ersetzen.

Nach dieser Zeit wurde der Aderlass fast nur noch von medizinischen Außenseitern angewendet und geriet zeitweilig sogar ganz in Vergessenheit. Mittlerweile beweisen jedoch viele Wissenschaftler, dass die Denkweise der alten Ärzte nicht falsch war.

Der österreichische Gynäkologe Bernhard Aschner versuchte in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, den Aderlass und die Humoralpathologie in der Medizin wieder hoffähig zu machen. Aschner schuf genaue Indikationen, erforschte die Wirkungen und sorgte so für ein modernes Verständnis des Aderlasses und für eine Wiederaufnahme der Blutentziehung in die Medizin.

Der im Jahr 2005 emeritierte Aachener Prof. Dr. Holger Schmid-Schönbein schließlich wandte die altbewährte Aderlass-Technik zur Verhütung von Arteriosklerose an. Er konnte beweisen, dass durch den Aderlass die Fließeigenschaften des Blutes verbessert und verstopfte Gefäße wieder geöffnet werden, weil durch den Aderlass die Eiweißspeicher der Blutgefäße geleert werden: Das Blut hat normalerweise einen Anteil roter Blutkörperchen von 35 bis 42 Volumenprozent (Hämatokritwert), der bei einem arteriosklerotischen Patienten auf 50 bis 65 Volumenprozent ansteigen kann. Entfernt man nur 200 Milliliter Blut, senkt man sogleich den Eiweißgehalt des Blutes um 100 Gramm, wobei das Blut schlagartig dünnflüssiger wird (Hämodilution). Gleichzeitig wird die Durchblutung verbessert, die überhöhten Eisenwerte werden gesenkt und die damit verbundenen freien Radikale entfernt, die Thrombose- und Emboliegefahr wird gebannt, Herzinfarkt sowie Schlaganfall, Krebs und viele andere Autoaggressionskrankheiten werden verhütet.

Dem 1989 verstorbenen Frankfurter Facharzt für innere Medizin und Kardiologie Prof. Dr. Lothar Wendt verdanken wir viele Forschungsergebnisse zum Eiweißstoffwechsel im menschlichen Organismus, zum Beispiel die Erkenntnis, dass – entgegen herkömmlicher wissenschaftlicher Meinung – Eiweiß im Körper sehr wohl gespeichert werden kann, wodurch die Eiweißspeicherkrankheiten ausgelöst werden.[9]

Wenn täglich ein Übermaß an Eiweiß in Form von Fleisch, Fisch, Eiern und Käse zugeführt wird, also eine regelrechte Eiweißmast stattfindet, sind die Organe nicht mehr in der Lage, derart große Eiweißmengen zu verstoffwechseln, so dass sie erst einmal in den Blutgefäßen und im Bindegewebe zwischengelagert werden. Die eingelagerten Eiweiße führen zur sogenannten Eiweißspeicherkrankheit. Der gesamte Körper ist von dieser Situation betroffen, weswegen die nötige Versorgung der Organe nicht mehr gewährleistet ist. Eine Eiweißspeicherkrankheit legt den Grundstein für die Entwicklung von Krankheitsbildern jeder Art:

Arteriosklerose,

Arthrose,

Bluthochdruck,

Diabetes Typ 2,

Gicht,

Rheuma und viele mehr.

Wenn nun beim Aderlass wie oben beschrieben 200 Milliliter Blut entfernt werden, werden sofort die Eiweißspeicher in den Blutgefäßen und im Bindegewebe geleert. Der Körper kompensiert den Eiweißverlust, indem er die gleiche Eiweißmenge aus den Eiweißspeichern entfernt. Infolgedessen werden unter anderem die Gefäße wieder frei. Das Blut kann wieder ungehindert fließen, und der Blutdruck sinkt innerhalb von wenigen Minuten auf normale Werte.

Forschungen aus neuerer Zeit beweisen also die Wirksamkeit dieser altbewährten Maßnahme: Der Aderlass führt zu einem Druckabbau in den Blutgefäßen sowie zu einer nicht zu unterschätzenden Anregung der Regenerationsfähigkeit des Körpers. Man kann sagen, dass er das Blut verdünnt, den Kreislauf und die Blutversorgung fördert, insbesondere in den kleinen Gefäßen. Durch das Entziehen des Venenblutes wird die Konzentration der festen Blutbestandteile herabgesetzt, so dass das Blut flüssiger wird. Dadurch kommt es zu einer verbesserten Fließeigenschaft mit einem daraus verbesserten Stoffaustausch zwischen Kapillaren und Zellmembran, zum Beispiel von Sauerstoff und Nährstoffen, sowie zur Ausleitung von Stoffwechselausscheidungsprodukten.

Das Ziel des Aderlasses ist es nicht, dem Patienten möglichst viel Blut abzunehmen, sondern eine Entlastung und Reinigung des Blutes und eine Freisetzung von Selbstheilungskräften zu bewirken.

Die überwältigenden Erfolge mit dem Hildegard-Aderlass sollten gerade auch in unserer Zeit ein Umdenken und eine Wende im Gesundheitssystem auslösen, zumal auch zahlreiche neuere wissenschaftliche Langzeitstudien beweisen, wozu der Aderlass gut ist (siehe auch die Auswahl klinischer Studien im Anhang dieses Buches). Er ist sozusagen ein »Allheilmittel«, denn unter anderem

senkt er den Bluthochdruck (Hypertonie) ebenso wie

zu hohe Cholesterin- und Triglyzeridwerte,

den Hämatokritwert, mit dem die Zähigkeit des Blutes angegeben wird,

erhöhte Glukose- und

überhöhte Bluteisenwerte.

Er schützt vor Arteriosklerose, Hörsturz und Schlaganfall und

senkt das Herzinfarktrisiko um 88 Prozent.

Er verhütet die Thrombose- und Emboliegefahr,

schützt vor Krebs,

neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer und amyotropher Lateralsklerose (ALS).

Er verbessert die Gehirndurchblutung,

stimuliert die Blutbildung und die Abwehrkräfte,

beseitigt Hormonregulationsstörungen,

hilft im Klimakterium bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Depressionen.