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Der junge Toran hat im Auftrag seines Königs ein magisches Zepter aus den Urwäldern des Landes Goor nach Khesin zurückgebracht. Sein treuer Freund Tarax, der einst in diesen Wäldern geboren und aufgewachsen ist, war ihm dabei behilflich. Die Gefährten sind wohlbehalten wieder in der Hauptstadt Khesa eingetroffen, wo sie in einem Seitenflügel des Königspalastes die erste Nacht verbringen. Doch die Schwarzen Priester von Mohon, die Widersacher des kleinen Inselkönigreichs Khesin, schrecken vor nichts zurück, um das Zepter in ihren Besitz zu bringen. Mit Hilfe von starker Magie haben sie ein geheimnisvolles Wesen nach Khesin gebracht, das ihnen helfen soll, Toran und sein magisches Schwert zu besiegen.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Der junge Toran hat im Auftrag seines Königs ein magisches Zepter aus den Urwäldern des Landes Goor nach Khesin zurückgebracht. Sein treuer Freund Tarax, der einst in diesen Wäldern geboren und aufgewachsen ist, war ihm dabei behilflich. Die Gefährten sind wohlbehalten wieder in der Hauptstadt Khesa eingetroffen, wo sie in einem Seitenflügel des Königspalastes die erste Nacht verbringen.
Doch die Schwarzen Priester von Mohon, die Widersacher des kleinen Inselkönigreichs Khesin, schrecken vor nichts zurück, um das Zepter in ihren Besitz zu bringen. Mit Hilfe von starker Magie haben sie ein geheimnisvolles Wesen nach Khesin gebracht, das ihnen helfen soll, Toran und sein magisches Schwert zu besiegen.
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Tarax erwachte durch das Gefühl drohender Gefahr. Leise tastete er nach seinem Schwert und öffnete die Augen einen Spalt weit.
Nichts deutete auf eine Bedrohung hin. Nur der Vollmond streckte einen bleichen Finger durch das schmale Fenster der kleinen Kammer und malte ein helles Rechteck an die gegenüberliegende Wand.
Sollte er sich getäuscht haben? Schon wollte er die Augen wieder schließen, als ein Laut an sein Ohr drang, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Ein qualvolles, dumpfes Stöhnen, das aus weiter Ferne zu kommen schien und doch seinen Ursprung ganz in der Nähe hatte. Ganz offensichtlich kam es aus dem Fleck Mondlicht an der Mauer. Tatsächlich war dort ein dunkler Fleck erschienen, der zusehends größer wurde.
Tarax rieb sich die brennenden Augen, doch es gab keinen Zweifel: Irgendetwas kam durch die drei Ellen dicke Steinmauer. Und noch ehe er sich von seinem Schrecken erholt hatte, begann es herauszukriechen. Schleimig und schwarz glänzend glitt und quoll es schmatzend aus der massiven Wand. Widerlicher Verwesungsgeruch begann sich in der Kammer auszubreiten.
Und wieder ertönte das Stöhnen, so qualvoll, dass Tarax vor Entsetzen wie gelähmt war. Unbeholfen kroch das Wesen auf ihn zu, ein Ekel erregender, augenloser Wurm, etwa mannsdick und drei Männer lang. Blasiger, gelber Schleim troff von seinen Seiten zu Boden, der an den benetzten Stellen sofort zu brodeln und zu dampfen begann.
Während Tarax bis zur Wand zurückwich, erhob der Wurm sein stumpfes vorderes Ende. Suchend pendelte es hin und her und abermals erklang dieses entsetzliche Stöhnen. Es war noch dumpfer und noch qualvoller als vorher, sodass Tarax, von Grauen geschüttelt, einen Augenblick lang die Augen schloss.
Am ganzen Körper zitternd, zog er schließlich sein Schwert. Allerdings bereitete es ihm die allergrößte Mühe, die Waffe in der Hand zu behalten, denn unsägliche Furcht begann in ihm aufzusteigen und ihn zu lähmen. Und diese Furcht nahm immer mehr zu. Sie blähte sich in seinem Inneren auf, bis sie auch die letzte Faser seines bebenden Körpers ausfüllte. Mit vernichtender Gewalt durchflutete ihn entsetzliche Angst und löschte seine übrige Wahrnehmung nahezu aus. Eine alles erstickende Dunkelheit begann sich über seinen Geist zu legen.
Voller Panik versuchte er zu schreien, doch der Schrei blieb in seiner Kehle stecken. So brachte er lediglich ein schwaches Stöhnen zuwege, während sich ihm der Wurm langsam, aber unaufhaltsam näherte. Die Kammer begann sich um ihn zu drehen und ihre Wände schienen ihm etwas zuzuflüstern. Er zuckte zusammen, als er die leisen Worte schließlich verstanden hatte:
„Komm“, wisperte es verführerisch von allen Seiten. „Komm zu mir und gib dich mir hin. Lass alle Schmerzen und alle Angst für immer hinter dir und werde Eins mit mir.“
Die Vorstellung, von diesem Ekel erregenden Wesen verzehrt zu werden, weckte neue Kräfte in ihm, obwohl er bereits nahe daran gewesen war, dem schier unwiderstehlichen Drängen nachzugeben. Mit letzter Kraft bäumte er sich auf und schrie seine Seelenqual hinaus. Und wie ein reißender Fluss spülte sein Schrei alle Angst, und all das unsägliche Entsetzen aus ihm heraus. Er schrie und schrie und wollte gar nicht mehr aufhören zu schreien, während der Wurm stöhnend begann, sich von ihm zurückzuziehen.
Als Tarax schließlich aufhörte zu schreien, trat ein Gefühl angenehmer Leere an die Stelle des Grauens in seinem Geist, denn er hatte nicht nur seine augenblickliche Angst vertrieben, sondern alle Furcht und alles Grauen aus seinem bisherigen Leben, von denen er niemals zu knapp gekostet hatte.