Der Blöde und der Gscheite - Hugo Wiener - E-Book

Der Blöde und der Gscheite E-Book

Hugo Wiener

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Beschreibung

"Was soll ich reden?" – Der Blöde "Etwas Gescheites!" – Der Gscheite Der "Blöde" und der "Gscheite" unterhalten sich. Der Gscheite versucht, dem Blöden etwas zu erklären, aber der versteht ihn nicht. Am Ende ist der Blöde nicht gescheiter, der Gscheite scheinbar umso blöder – und das Publikum lacht Tränen. Hugo Wiener gilt bis heute als Meister der "Doppelconférence", legendär verkörpert am Kabarett "Simpl" von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn. Der vorliegende Band präsentiert die besten Zwiegespräche aus Wieners Feder, wie "Levkojen", "Butter am Kopf" oder "Olé" – für eine neue Generation köstlich illustriert vom preisgekrönten Comic-Zeichner Nicolas Mahler.

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Seitenzahl: 134

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HUGOWIENER

Der Blödeund der Gscheite

Die bestenDoppelconférencen

Sketches, geschrieben fürKarl Farkas, Maxi Böhm, Heinz Conrads,Fritz Muliar und Ernst Waldbrunn

Illustriert von

Nicolas Mahler

Gefördert von der Stadt Wien Kultur

Notiz des Verlages:

Die vorliegenden Doppelconférencen stammen aus einer Zeit, in der Political Correctness von der Gesellschaft noch nicht gefordert wurde. Nach unserem heutigen Verständnis sind Begriffe und Worte wie »Neger« oder andere politisch unkorrekte Formulierungen, die in manchen der Texte vorkommen, nicht mehr zeitgemäß und vertretbar. Da die Sketche jedoch auch als historisches Zeitdokument des österreichischen Kabaretts der 1950er- und 60er-Jahre zu betrachten sind, wurde entschieden, die Texte aus der Feder Hugo Wieners im Sinne einer Dokumentation unverändert zu belassen – jedoch unter Vorbehalt und mit ausdrücklicher Distanzierung von jeglicher rassistischen oder diskriminierenden Weltanschauung.

Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at

© 2021 by Amalthea Signum Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

Neuausgabe in neuer Rechtschreibung;

Originalausgabe © 1972 by Amalthea Signum Verlag, Wien

Umschlaggestaltung und -illustrationen sowie alle

Illustrationen im Buch: © Nicolas Mahler

Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

Gesetzt aus der 12/15,15 pt Alegreya

ISBN 978-3-99050-210-5

eISBN 978-3-903217-82-9

Inhalt

Inhalt

Was ist eine Doppelconférence?

Typisch Doppelconférence

Nichts für Inder!

Butter am Kopf

Zwei Gescheite

Zwei Jahre später

Heimgefunden

Olé!

»Bitte sehr, bitte gleich«

Levkojen

Geldzirkulation

Statistiker

Elefantenkauf

Der Herr Powondra

Dieses Buch stellt keinen Beitrag zur Kulturgeschichte des Wiener Kabaretts dar, es soll nur allen jenen eine Erinnerung sein, die die »Simpl-Doppelconférence«, wie sie Karl Farkas und Ernst Waldbrunn praktizierten, schätzten und liebten. Die Dialoge wurden absichtlich nicht aktualisiert, es wurde nichts weggestrichen und nichts dazugeschrieben, sondern alles so belassen, wie es in den Jahren zwischen 1950 und 1965 von Karl Farkas mit Ernst Waldbrunn, Maxi Böhm, Heinz Conrads und Fritz Muliar auf der Bühne des Wiener Kabaretts »Simpl« gesprochen wurde.

Hugo Wiener

Was ist eine Doppelconférence?

Danach gefragt, was eine »Doppelconférence« eigentlich sei, antworte ich: »›Eine Doppelconférence‹ ist ein Dialog zwischen einem Gscheiten und einem Blöden, worin der Gscheite dem Blöden etwas Gescheites möglichst gescheit zu erklären versucht, damit der Blöde möglichst blöde Antworten darauf zu geben imstande ist – mit dem Resultat, dass zum Schluss der Blöde zwar nicht gescheiter, aber dem Gescheiten die Sache zu blöd wird. Beide haben daher am Ende nichts zu lachen. Dafür desto mehr das Publikum …«

Typisch Doppelconférence

FARKAS(kommt vor den Vorhang): In unserem nächsten Bild führen wir Sie in einen Schönheitssalon – und zwar in einen Herrenschönheitssalon – zu einem Vorstadtfriseur. Eigentlich wären wir ja jetzt an der Stelle im Programm angelangt, an der eine sogenannte »Doppelconférence« folgen müsste. Wer unsere beiden letzten Revuen gesehen hat, wird sich erinnern, dass wir immer erklären: »Es gibt keine Doppelconférence mehr!«, »Doppelconférencen sind nicht mehr modern!« usw. – und dass sich dann gerade aus diesem »Es gibt keine Doppelconférence mehr!« eine neue Doppelconférence entwickelt. Wir machen das so wie die Politiker, die auch immer behaupten: »Es gibt keinen Krieg mehr!«, »Kriege sind unmodern!« – die sich zusammensetzen, um den Frieden zu besprechen – bei diesem Zusammensetzen kommt es zu Auseinandersetzungen – und aus diesen Auseinandersetzungen geht der nächste Krieg hervor.

Gewiegte Kabarettbesucher erkennen ja die Doppelconférence auf den ersten Blick. Sie wissen, wenn zwei auf die Bühne kommen: »Aha! Jetzt ist der eine der Gescheite, der andere der Blöde – der Blöde versteht nicht, was der Gescheite spricht – dabei ist der Gescheite meistens auch blöd!« usw. usw. – Es wird aber auch andere im Publikum geben, die nicht so oft ins Kabarett gehen – die, wenn zwei Herren auf die Bühne kommen, naiv und unschuldig unten sitzen und gar nicht ahnen, was für ein entsetzlicher Blödsinn auf sie zuzukommen droht – und diesen Herrschaften möchte ich jetzt das Rezept zu einer Doppelconférence geben. Sie sollen auch wissen, was sich da vorbereitet, wenn plötzlich zwei Künstler vor den Vorhang treten. Ich sage zwei Künstler – in unserm Fall ist es ja nur ein Künstler und der Waldbrunn. Hören Sie also das Rezept: Man nehme einen äußerst intelligenten, gut aussehenden Mann – das bin ich – und lasse ihn ein paar einführende Worte über das nächste Bild sprechen. Zum Beispiel: »Ich führe Sie jetzt in einen Schönheitssalon – und zwar in einen Herrenschönheitssalon – zu einem Vorstadtfriseur!« Jetzt ist es so weit, jetzt kommt der Zweite – also der »Blöde« – dazu. Und zwar mit dem dümmsten und unpassendsten Satz, der einem Autor einfallen kann. Zum Beispiel:

WALDBRUNN(tritt auf): Karl! Bei dir zu Haus’ brennt’s!

FARKAS(zum Publikum): Das ist doch wirklich ein blöder Satz! Ich gehe natürlich darauf ein und frage ihn: Hast du die Feuerwehr verständigt? Drauf sagt er:

WALDBRUNN: Nein. Ich wollte dich erst fragen, ob du versichert bist.

FARKAS(zum Publikum): Doppelconférence! Aber gehen wir weiter! (Zu Waldbrunn) Bist du versichert?

WALDBRUNN: Nein. Mein Vater war versichert – jetzt ist er gestorben, und man will mir die Prämie nicht bezahlen.

FARKAS: War er auf Ableben versichert?

WALDBRUNN: Nein. Gegen Feuer.

FARKAS: Warum soll man dir dann die Prämie bezahlen?

WALDBRUNN: Er hat sich verbrennen lassen.

FARKAS(zum Publikum): Doppelconférence! – Gehen wir weiter!

WALDBRUNN: Ich brauche, Gott sei Dank, die Versicherungssumme nicht, weil ich sowieso auswandere.

FARKAS: Du wanderst aus? Wo wanderst du hin?

WALDBRUNN: Nach Italien.

FARKAS: Nach Italien? Du beherrschst doch nicht einmal die Landessprache.

WALDBRUNN: Was für eine Landessprache?

FARKAS(gereizt wiederholend): Was für eine Landessprache! Jedes Land hat doch seine Sprache, ohne die man nicht weiterkommt. Außer man beherrscht eine andere wichtige Sprache.

WALDBRUNN: Welche?

FARKAS: Das kommt darauf an. Was ist bei uns in Österreich die wichtigste Sprache?

WALDBRUNN: Die Fürsprache.

FARKAS: Aber nein!

WALDBRUNN: Aber ja!

FARKAS: Reden wir von Italien. Da wirst du doch sicher auch nach Neapel kommen, wo Caruso geboren wurde. Von Caruso wirst du zwar wahrscheinlich niemals gehört haben …

WALDBRUNN: Doch. Als ich noch ein Bub war, habe ich sogar das Buch gelesen, das alle Buben einmal lesen …

FARKAS: Was für ein Buch hast du gelesen?

WALDBRUNN: Robinson Caruso.

FARKAS(wütend): Der heißt doch Robinson Crusoe! Caruso war ein Sänger, und Crusoe war ein Abenteurer! Reden wir von Italien weiter!

WALDBRUNN: Warst du schon einmal in Italien?

FARKAS: Natürlich! Ich habe dort sogar einer Schiffstaufe beigewohnt.

WALDBRUNN: Das ist doch nichts Besonderes. Ich habe in Wien einer Schiffstaufe beigewohnt.

FARKAS: In Wien? Wie kannst du in Wien einer Schiffstaufe beigewohnt haben?

WALDBRUNN: Einer meiner Freunde, der Mundi Schiff, hat sich taufen lassen.

FARKAS: Ich habe doch einer wirklichen Schiffstaufe beigewohnt!

WALDBRUNN: Ein Schiff lässt sich auch taufen?

FARKAS: Es lässt sich nicht taufen – es wird getauft!

WALDBRUNN: Liegend?

FARKAS: Stehend!

WALDBRUNN: Der Mundi hat sich auch stehend taufen lassen. Du hast geglaubt liegend?

FARKAS: Ich habe gar nichts geglaubt. Das Schiff steht also dort – der Bürgermeister hält eine Rede – die Taufpatin kommt und zerschlägt eine Champagnerflasche an seinem Bauch – –

WALDBRUNN: Und das lässt er sich gefallen?

FARKAS: Wer?

WALDBRUNN: Der Bürgermeister.

FARKAS: Was?

WALDBRUNN: Dass man an seinem Bauch eine Champagnerflasche zerschlägt.

FARKAS: Nicht an seinem Bauch! Am Bauch von dem Schiff!

WALDBRUNN: Von dem Mundi?

FARKAS: Nein! Von dem wirklichen Schiff! Und so etwas fährt nach Italien und überschreitet den Rubikon!

WALDBRUNN: Wen?

FARKAS: Den Rubikon!

WALDBRUNN: Den kenne ich nicht. Ich kenne nur den Bubi Kohn – und dann kenne ich einen Kohn, der Schneider sein dürfte, weil er jeden Tag woanders flickt.

FARKAS: Was heißt das wieder?

WALDBRUNN: Liest du keine Zeitungen? Da steht doch immer »Kohn flickt in China«, »Kohn flickt in Amerika«, »Kohn flickt in der UNO« …

FARKAS: Das heißt doch Konflikt – du durch Gottes Unvorsichtigkeit zum Mensch gewordenes Ross! Konflikt ist ein Zusammenstoß!

WALDBRUNN: Ich weiß! Ich habe ihn gestern gesehen.

FARKAS: Wen hast du gesehen?

WALDBRUNN: Den Konflikt. Auf der Mariahilfer Straße hat ein Auto mit der Straßenbahn konfliktiert.

FARKAS: Du blöder Kerl! Da kannst du doch nicht konfliktiert sagen! Konflikt ist ein Zusammenstoß … sagen wir … in der Politik. Auf den Konflikt folgt dann meist die Konflagration.

WALDBRUNN: Mit den Fremdwörtern hör mir auf. Die kann ich nicht leiden.

FARKAS: Warum nicht?

WALDBRUNN: Weil sie keiner versteht und jeder anders ausspricht. Mein Bruder zum Beispiel sagt »Pathologie«, meine Schwester sagt »Philologie« und mein Schwager »Phrenologie«!

FARKAS: Ernst! Zwischen diesen Dingen besteht doch gar keine Analogie!

WALDBRUNN: Siehst du? Du sagst wieder Analogie!

FARKAS: Jedes dieser drei Worte hat doch eine andere Bedeutung! Pathologie ist die Lehre von den Krankheiten, Philologie ist die Sprachwissenschaft und Phrenologie ist die Schädellehre!

WALDBRUNN: Wenn einer einen leeren Schädel hat?

FARKAS: Ich rede nicht von dir. Phrenologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Form des Schädels befasst! Wenn einer zum Beispiel eine gewölbte Stirn hat, ist er sinnlich. Hat er einen länglichen Schädel, ist er ein Trottel.

WALDBRUNN: Lass dich einmal anschauen! (Betrachtet ihn aufmerksam) Du bist ein sinnlicher Trottel!

FARKAS: Ich gebe es zu. Wenn man dich kennt, wird einem der Pessimismus Schopenhauers verständlich.

WALDBRUNN: Wer?

FARKAS: Schopenhauer. Ein Philosoph! Wie der Kant, der Hegel, der Spencer …

WALDBRUNN: Tracy.

FARKAS: Was ist Tracy?

WALDBRUNN: So heißt er.

FARKAS: Wer?

WALDBRUNN: Der Spencer.

FARKAS: Das ist doch ein Filmstar! Ich spreche doch von Philosophen! Von Nietzsche zum Beispiel, der gesagt hat: »Wenn du zum Weibe gehst, dann vergiss die Peitsche nicht!«

WALDBRUNN: Das hat er gesagt? Das hätte ich ihm nicht angesehen.

FARKAS: Wem hättest du es nicht angesehen?

WALDBRUNN: Dem Nietzsche. Ich habe mir doch einen Anzug bei ihm machen lassen. Wenn ich gewusst hätte, dass er so ein Sadist ist, hätte ich mir einen anderen Schneider gesucht.

FARKAS: Der Nietzsche ist doch kein Schneider! Der Nietzsche ist ein Philosoph!

WALDBRUNN: Wieso hat er mir dann einen Anzug gemacht?

FARKAS: Er hat dir doch keinen Anzug gemacht!

WALDBRUNN: Doch! Ich bin ihn doch heute noch schuldig!

FARKAS: Das ist nicht Nietzsche! Der ist doch schon tot!

WALDBRUNN: Schrecklich! Vorige Woche hat er mir noch Maß genommen! (Weinend) Was ist der Mensch?!

FARKAS: Weine nicht – weinen soll er, weil du ihm den Anzug schuldig bist! Der, den du meinst, ist nicht der Nietzsche, sondern der Kniže!

WALDBRUNN: Nein: Kniže ist der, der den Leuten sagt, wie sie sich benehmen sollen.

FARKAS: Das ist der Knigge! Ich habe genug von dir! Du merkst dir ja doch nichts!

WALDBRUNN: Ich merke mir nichts? Ich habe mir gemerkt, dass ich nach Italien fahre, weil der Robinson den Mundi Schiff mit einer Champagnerflasche taufen will, dass der Caruso durch die Philologie erkannt hat, dass der Bubi Kohn ein Trottel ist und dass der Kniže seine Frau schlägt!

FARKAS: Sehen Sie, meine Herrschaften – das war eine typische Doppelconférence – ein Dialog, der mit dem Satz »Karl, bei dir zu Hause brennt’s!« begonnen – und über Italien, Caruso, Robinson, Analogie, Konflikt und Spencer bis Knigge geführt hat. – Wir gehen nun weiter. Im nächsten Bild führe ich Sie …

WALDBRUNN(unterbricht zaghaft): Karl …

FARKAS: Was ist? Was willst du noch?

WALDBRUNN: Das war gar keine Doppelconférence …

FARKAS: Was denn?

WALDBRUNN: Bei dir zu Haus’ brennt’s wirklich!

Nichts für Inder!

FARKAS(kommt vor den Vorhang): Österreich wäre nichts für Inder – eine Simpl-Revue ohne Doppelconférence nichts für unser Publikum. Dazu brauchen wir natürlich Ernst Waldbrunn. Er wird sofort durch die Tür unten auftreten –

WALDBRUNN(kommt a tempo durch den Vorhang): Karl …

FARKAS: Ja?

WALDBRUNN: Eine Frage …

FARKAS: Was willst du?

WALDBRUNN: Könnte ich heute nicht einmal ausnahmsweise von da oben kommen?

FARKAS: Warum?

WALDBRUNN: Ich hab’s mir überlegt. Du kennst die Leute. Sie werden sagen: »Immer dasselbe! Immer kommt der Waldbrunn bei der Doppelconférence durch die Tür!« – Lass mich heute einmal durch den Vorhang kommen.

FARKAS: Gut.

WALDBRUNN(glücklich): Wirklich?

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Ich darf?

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Du bringst mir noch einmal das Stichwort?

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Danke! (Ab)

FARKAS: Bitte. (Zum Publikum) Sie haben es gehört – Waldbrunn will heute einmal ausnahmsweise durch den Vorhang kommen. Ich weiß nicht weshalb, aber Sie werden ja nichts dagegen haben. Ich bringe ihm also noch einmal das Stichwort. (Beginnt) Eine Simpl-Revue ohne Doppelconférence wäre nichts für unser Publikum. Dazu brauchen wir natürlich Ernst Waldbrunn. Er wird sofort durch den Vorhang auftreten – –

WALDBRUNN(kommt durch die Tür): Ich komme doch durch die Tür.

FARKAS: Warum?

WALDBRUNN: Ich hab’s mir überlegt. Du kennst doch die Leute. Sie werden sagen: »Glaubt der Trottel, dass er uns etwas Neues bringt, nur weil er durch den Vorhang auftritt?« Ich komme durch die Tür!

FARKAS(wütend): Komm durch die Tür!

WALDBRUNN: Siehst du! Du sagst es auch! Und du hast ein feines Gefühl für so etwas.

FARKAS: Geh schon!

WALDBRUNN: Bringst du mir noch einmal das Stichwort?

FARKAS: Ja!!

WALDBRUNN: Danke. (Ab)

FARKAS: Bitte. (Zum Publikum) Ich weiß nicht, was heute mit ihm los ist – Sie verzeihen die Unterbrechung. (Beginnt nochmals) Eine Simpl-Revue ohne Doppelconférence wäre nichts für unser Publikum. Dazu brauchen wir natürlich Ernst Waldbrunn.

Er wird sofort durch die Tür unten auftreten – –

WALDBRUNN(kommt durch den Vorhang): Ich komm doch durch den Vorhang.

FARKAS(wütend): Warum?

WALDBRUNN: Man soll den Leuten nicht nachgeben.

Bringst du mir noch einmal das Stichwort?

FARKAS: Nein! Du bleibst da! (Zum Publikum) Es folgt jetzt endlich die Doppelconférence. Dazu brauchen wir Ernst Waldbrunn – und er ist auch schon da. Sie kennen das Schema: Zwei Komiker – der eine ist der Gescheite – der bin ich – der andere ist der Blöde – –

WALDBRUNN: Der bin ich! Das heißt … (zögert) … Karl …

FARKAS: Ja?

WALDBRUNN: Ich hätte ein Anliegen …

FARKAS: Ja?

WALDBRUNN: Wir haben doch schon viele Doppelconférencen miteinander gemacht …

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Voriges Jahr …

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Vor zwei Jahren …

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Vor drei Jahren …

FARKAS(gereizt): Ja!!!

WALDBRUNN: Immer hast du den Gescheiten gespielt und ich den Blöden …

FARKAS: Ja!!!

WALDBRUNN: Vor vier Jahren …

FARKAS(wütend): Hör schon mit den Jahren auf und sag, was du willst!

WALDBRUNN: Du wirst dich aufregen …

FARKAS(zitternd vor Aufregung): Nein!!

WALDBRUNN: Darf ich frisch reden?

FARKAS: Ja!!!

WALDBRUNN: Vom Leberfleck?

FARKAS: Ja!!!

WALDBRUNN: Lass einmal mich den Gescheiten spielen und spiel du den Blöden!

FARKAS: Das ist unmöglich.

WALDBRUNN: Warum, o Karl?

FARKAS: Weil uns das kein Mensch glauben würde. Ich – der Blöde! Jeder weiß, was ich geschrieben habe!

WALDBRUNN: Eben deshalb. (Bittend): Karl …

FARKAS: Was?

WALDBRUNN: Sag ja …

FARKAS: Nein!

WALDBRUNN: Karl …

FARKAS: Nein!!

WALDBRUNN: Eine kleine Bitte an eine große Liebe …

FARKAS: Also gut! Spiel du den Gescheiten – ich spiele den Blöden.

WALDBRUNN(glücklich): Wirklich?

FARKAS: Ja.

WALDBRUNN: Du machst es?

FARKAS: Ja!!

WALDBRUNN: Ich darf als Erster herauskommen … So, wie du immer kommst!

FARKAS: Ja!!

WALDBRUNN(strahlend): Und du gehst jetzt?

FARKAS: Ich gehe.

WALDBRUNN: Danke!

FARKAS: Bitte. (Schüttelt den Kopf und geht ab.)

WALDBRUNN(allein): Das ist gleich ein ganz anderes Gefühl. Immer den Blöden spielen zu müssen – wo man es gar nicht ist! – Ich beginne also: Eine Simpl-Revue ohne Doppelconférence wäre nichts für unser Publikum. Dazu brauchen wir natürlich Karl Farkas. Er wird sofort durch die Tür unten auftreten –

FARKAS(kommt durch die Tür): Servus, Ernst!

WALDBRUNN(triumphierend): Ist schon da! Servus, Karl!

FARKAS: Red was!

WALDBRUNN: Was soll ich reden?

FARKAS: Etwas Gescheites!

WALDBRUNN(denkt kurz nach, dann): Ich hab dich lange nicht gesehen.

FARKAS: Das ist sehr gescheit! Was soll ich darauf sagen?

WALDBRUNN: Etwas Blödes!

FARKAS: Gut! – Es darf dich nicht wundern, dass du mich lange nicht gesehen hast – ich bin heute früh mit dem schnellsten Schiff der Welt, mit der United States, über den Ozean nach New York gefahren.

WALDBRUNN: Wie war’s?

FARKAS(wütend): Was heißt »Wie war’s?« Du bist doch der Gescheite, du Trottel! Wenn ich heute früh mit dem Schiff über den Ozean gefahren bin, kann ich doch jetzt nicht zurück sein!

WALDBRUNN: Du hast doch gesagt, es ist das schnellste Schiff?

FARKAS: So ein schnelles Schiff gibt es nicht, du Ochs!

Fangen wir noch einmal an! So eine Blamage! – Servus, Ernst!

WALDBRUNN: Servus, Karl!

FARKAS(wütend, mit unterdrückter Stimme): Sag etwas!

WALDBRUNN: Was?

FARKAS: Etwas Gescheites, du Schaf!

WALDBRUNN: