Der Blutnäher - Rainer Löffler - E-Book
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Rainer Löffler

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Beschreibung

Ein Thriller wie ein Stich ins Herz!

In der Nähe von Köln verschwinden zwei schwangere Frauen. Martin Abel, Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, übernimmt die Ermittlungen. Kurz darauf werden die Leichen einer Mutter und ihres Kindes entdeckt. Es handelt sich um eine Frau, die vor Jahren verschwunden ist. Dann taucht eine der beiden vermissten Frauen wieder auf und gibt erste Hinweise auf den Täter. Martin Abel muss sich in eine Welt zerstörerischer Fantasien hineindenken. Denn der Mörder tötet nicht nur, sondern platziert etwas im Körper der Toten ...

Der dritte Band aus Rainer Löfflers fesselnder Thriller-Reihe um den Fallanalytiker Martin Abel. Dieser Thriller ist bereits unter dem Titel DER NÄHER erschienen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

"Grandioser Teil 3 um Martin Abel. Ein rasanter, spannender und schockierender Thriller." (LESEJURY, MONIQUEO_76)

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Zitat

Prolog

Erster Tag

Zweiter Tag

Dritter Tag

Vergangenheit – Der Beginn

Vierter Tag

Vergangenheit – Die Veränderung

Fünfter Tag

Vergangenheit – Die Eröffnung

Sechster Tag

Letzter Tag

Nachwort

Danksagung

Über den Autor

Weitere Titel des Autors

Impressum

 

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Über dieses Buch

Ein Thriller wie ein Stich ins Herz!

In der Nähe von Köln verschwinden zwei schwangere Frauen. Martin Abel, Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, übernimmt die Ermittlungen. Kurz darauf werden die Leichen einer Mutter und ihres Kindes entdeckt. Es handelt sich um eine Frau, die vor Jahren verschwunden ist. Dann taucht eine der beiden vermissten Frauen wieder auf und gibt erste Hinweise auf den Täter. Martin Abel muss sich in eine Welt zerstörerischer Fantasien hineindenken. Denn der Mörder tötet nicht nur, sondern platziert etwas im Körper der Toten …

Der dritte Band aus Rainer Löfflers fesselnder Thriller-Reihe um den Fallanalytiker Martin Abel.

RAINER LÖFFLER

DERBLUTNÄHER

THRILLER

 

Es gibt nichts, was die Abwesenheiteines geliebten Menschen ersetzen kann.Je schöner und voller die Erinnerung,desto härter die Trennung,aber die Dankbarkeit schenktin der Trauer eine stille Freude.Man trägt das vergangene Schönewie ein kostbares Geschenk in sich.

Dietrich Bonhoeffer

Prolog

Du stellst dich vor die Tür und überprüfst deine Ausrüstung.

Die dunkle Tarnkleidung – sitzt.

Die schwarze Sturmhaube, die nur deine Augen frei lässt – übergezogen.

Nachtsichtbrille – funktioniert.

Das Messer, das in der dicken Lederscheide an deinem Gürtel steckt – gesichert.

Und natürlich deine Handschuhe, die du trägst, obwohl es scheißegal ist, wenn du Fingerabdrücke hinterlässt. Nichts, was sich in dem Raum hinter dieser Tür befindet, wird jemals an die Öffentlichkeit gelangen. NICHTS! Trotzdem. Du bist schließlich ein Profi. Und Gentests erzielen noch nach Jahren sensationelle Ergebnisse bei der Identifizierung von Straftätern. Warum also ein Risiko eingehen?

Zuallerletzt löschst du das Licht in der Zelle. Falls die Frau es innen angeschaltet hatte, weiß sie spätestens jetzt, dass du zu ihr kommst.

Während du deine Hand auf die Türklinke legst, hörst du das Pochen deines Herzens in dir. Schwere, kräftige Schläge und dein Blutdruck jenseits von allem, was gesund sein kann. Trotzdem ist es gut so, wie es ist, denn deine Pumpe muss ja irgendwie für zwei schlagen. Du genießt für einen Moment das Gefühl, gleich das Ergebnis deiner wochenlangen Vorbereitungen zu erleben – dann drückst du die Klinke nach unten.

In dem Raum hinter der Tür ist es stockfinster. Trotzdem siehst du die Frau auf der Liege scharf und klar. Sie scheint noch zu schlafen, jedenfalls rührt sie sich nicht, als du hineinhuschst und die knarzende Tür schließt. Vorsichtig näherst du dich. Du stellst dich vor sie hin und schaust sie dir genau an.

Sie schläft tatsächlich. Und sie trägt noch die Stretchjeans und die weite Bluse, die sie anhatte, als du sie überwältigt hast. Die dünnen Arme und der magere Hals, aber ihre Figur ist auch nicht der Grund dafür, dass du sie auswähltest. Ihr blondes Haar rahmt ihren Kopf ein wie die Heiligenscheine die Figuren in den bunten Fenstern des Doms. Ihr Atem geht ruhig, doch in ihrem verzerrten Gesicht liegt der Schreck der zurückliegenden Stunden. Wenn sie aufwacht, wird sich dieser Ausdruck verstärken.

Du setzt dich neben sie und fühlst ihren Puls. Alles in bester Ordnung, sie wird es überleben. Langsam lässt du dich zu ihr auf die Pritsche sinken. Diese ist so schmal, dass du dich an sie pressen musst, um nicht herunterzufallen. Du drehst die Frau zur Seite, drückst deinen Bauch fest an ihren Rücken und legst einen Arm um sie.

Deine Hand liegt jetzt unterhalb ihres Nabels. Fasziniert fühlst du, wie sich ihr Bauch langsam hebt und senkt. Erregung kocht in dir hoch, als du ihre Wärme spürst, am liebsten würdest du sofort ihre Bauchdecke aufreißen und ihr Innerstes betasten.

Mein Gott, wie lange hast du auf diesen Augenblick gewartet!

Aber natürlich beherrschst du dich. Du willst doch jetzt nicht alles zunichtemachen, oder? Alles zu seiner Zeit. Der Moment der Erfüllung wird kommen.

Die Frau bewegt sich, dein Streicheln hat sie aufgeweckt. Benommen legt sie ihre Hand zu deiner auf ihren Bauch – und zuckt im nächsten Moment zusammen!

»Wer …« Sie will sich umdrehen, aber du hältst sie fest.

»PSSSSST!« Nur dieser Laut, und sie liegt still.

»Wo bin ich … wer sind Sie?«, fragt die Frau. Sie schaltet schnell, aber die Panik in ihrer Stimme ist nicht zu überhören.

Du lachst auf. Mein Gott, sie weiß wirklich noch gar nichts. »Die Frage ist nicht, wer ich bin, sondern wer du bist. Das ist der Punkt, um den sich für dich ab sofort alles dreht.«

»Wer ich bin?« Ihre Stimme überschlägt sich. »Ich bin Sandra Galinski, und ich will wissen, wo ich mich befinde! Wie komme ich überhaupt …«

»Wer bist du?«

Die Frau stockt. »Ich sagte doch, ich bin Sandra Galinski, und ich will …«

»WER BIST DU?« Dein Griff wird fester.

Sie hält inne. Vielleicht nur ängstlich, vielleicht aber auch begreifend, dass von ihrer Antwort einiges abhängt.

»Wie meinen Sie das?« Ihre Stimme bebt. »Hören Sie, ich bin sicher, das ist alles nur ein Missverständnis. Ich bin nicht die, die Sie wollen. Ich besitze keine Reichtümer, und ich habe niemandem etwas getan. Ich heiße Sandra Galinski und …«

Du streichelst ihren Bauch erneut, was sie am ganzen Körper steif werden lässt. »Sandra Galinski …« Du lauschst dem Klang deiner Worte. »Das war früher. Diese Zeit ist vorbei.«

Du nimmst deine Hand von ihr und erhebst dich langsam. Du gehst zur Tür und drehst dich noch einmal zu ihr um. Zitternd liegt sie da und versucht, sich nicht zu bewegen. Du siehst, wie sie in der für sie herrschenden Dunkelheit mit den Augen rollt, um irgendwo wenigstens ein Fünkchen Helligkeit zu finden. Oder vielleicht sogar dich. Aber Licht wird es für sie nicht geben. Nicht, wenn du bei ihr bist.

»Sagen Sie – sagen Sie mir doch, was Sie von mir wollen …« Ihre Stimme klingt jetzt so ängstlich, wie das ihrer Situation angemessen scheint.

»Was ich von dir will?« Als du an die Antwort auf ihre Frage denkst, zitterst du vor Erregung. »Natürlich das, was dir am wichtigsten ist.«

Du siehst ihre aufgerissenen Augen erstarren. Nun ist sie dabei zu begreifen.

Du gehst hinaus und verriegelst sorgfältig die Tür hinter dir. Du schaltest das Licht im Vorraum ein und schaust in den Wandspiegel.

Nein, sie ist noch nicht so weit. Sie ist noch nicht Leda.

Aber sie wird es bald sein.

Erster Tag

Zwei einatmen, zwei ausatmen! Zwei einatmen, zwei ausatmen!

Mit federnden Schritten und nur mäßig beschleunigtem Atem lief Saskia Mayen den geschotterten Weg entlang und auf das weitläufige Waldgebiet zu, der letzten Etappe ihres heutigen Trainingslaufs. Sie wollte unbedingt einen neuen Rekord auf dieser Strecke schaffen, da hieß es Kräfte einteilen und ein möglichst gleichmäßiges Tempo wählen. Vor allem bei dem eisigen Wind, der ihr heute um die Ohren pfiff.

Als sie vor zehn Jahren als Teenager mit dem Laufen begonnen hatte, war sie in der zweiten Streckenhälfte regelmäßig eingebrochen, weil sie auf den ersten Kilometern zu viel Energie verbrannt hatte. Typischer Anfängerfehler. Aber auch ihren letzten Marathon in Berlin war sie wieder zu schnell angegangen, sodass sie die Ziellinie quasi mit heraushängender Zunge und fast fünfzehn Minuten über ihrer Bestzeit überquert hatte. So trat man das Training eines ganzen Jahres durch puren Übereifer in den Gully!

Das sollte ihr beim nächsten Mal nicht mehr passieren, hatte sie sich geschworen. Bei den langen Läufen der vergangenen Wochen hatte sie sich besser im Griff gehabt und auf den letzten Kilometern tatsächlich einen ordentlichen Zahn zulegen können. Wenn sie sich also weiter an die Basics hielt, konnte aus ihr also vielleicht doch noch etwas werden.

Zwei einatmen, zwei ausatmen! Zwei einatmen, zwei ausatmen!

Achtzehn Kilometer standen heute auf dem Programm, eine mittlere Strecke, für die sie maximal neunzig Minuten benötigen wollte. Wie immer lief sie mit MP3-Player, den sie in ihrem Oberarmgurt trug. Früher hatte sie Leute mit diesen Geräten bedauert. Wie konnte man die erholsame Stille der Natur nur so brutal übertönen? Inzwischen verzichtete sie nur noch in Wettkämpfen darauf, sich den Knopf ins Ohr zu stecken. Mit der richtigen Musik lief sie eindeutig schneller.

Als würde sie einen Haken schlagen, bog sie kurz darauf in das Waldstück ein. Die letzten Kilometer zurück zum Parkplatz, wo ihr Auto stand, wollte sie nun Vollgas geben. Sie erhöhte das Tempo und brachte sich innerhalb weniger Sekunden in Wettkampfmodus.

Dies war der schönste Teil des Laufs. Der Moment, in dem man von Sauerstoff durchflutet wurde, weil die Belastung durch das abnehmende Gefälle für kurze Zeit nachließ. Die gleichzeitig ausgeschütteten Endorphine gaben ihr das Gefühl, plötzlich zehn Kilogramm weniger zu wiegen und quasi über den Asphalt zu fliegen. Wenn sie nur immer so schnell sein könnte …

Im nächsten Moment ließ sie ein lautes Knacken hinter ihrem Rücken zusammenzucken. Erschrocken drehte sie sich um und erblickte einen Mountainbiker, der etwa dreißig Meter hinter ihr fuhr. Ohne Lenny Kravitz auf den Ohren hätte sie ihn sicher schon früher bemerkt. Durch den Helm und ein über den Mund gezogenes Halstuch konnte sie das Gesicht des Fahrers nicht erkennen, aber sie war sich sicher, dass es sich um einen Mann handelte.

Saskia Mayen sah nach vorn und lief am Rand des Weges weiter, um den Radfahrer vorbeiziehen zu lassen. Sie hasste das Gefühl, jemanden im Nacken zu haben – und sie hasste es erst recht, wenn ihr jemand ungefragt auf den Hintern starrte, zumal in diesen engen Laufhosen.

Da der Weg jetzt bergab führte, musste der Biker gleich an ihr vorbeikommen. Die Ohrstöpsel hatte sie herausgenommen und lauschte auf das zu erwartende Abrollgeräusch der Stollenreifen. Doch außer ihren eigenen Laufschritten blieb es still. Hatte der Biker angehalten, oder war er abgebogen? Unsicher drehte sie sich noch einmal um.

Der Kerl fuhr immer noch im gleichen Abstand hinter ihr her – und er sah eindeutig in ihre Richtung!

Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Was wollte der Typ? So vermummt sah er richtig unheimlich aus. Sie überlegte nicht lange und holte ihr Handy aus der Tasche am Bauchgurt hervor. Ihr Freund Chris war zwar bei der Arbeit in der Bäckerei, konnte zur Not aber sicher in fünf Minuten bei ihr sein.

Hastig aktivierte sie den Bildschirm – Mist, kein Empfang! Eines der vielen Funklöcher in dieser Einöde!

Saskia Mayen spürte, dass dieser Biker kein harmloser Sportler war. Er schien sie zu beobachten und auf eine günstige Gelegenheit zu warten … Nun wurde ihr doch mulmig zumute. Einer Eingebung folgend öffnete sie in vollem Lauf einen weiteren Reißverschluss an ihrem Bauchgurt. Dabei wählte sie bewusst eine der seitlichen Taschen, damit der Kerl sah, was sie tat. Sie steckte ihr Handy hinein und kramte stattdessen einen Müsliriegel hervor. Sie umfasste ihn mit ihrer Hand und hoffte, dass ihr Verfolger ihn für eine Reizgas-Sprühdose hielt. Dann lief sie weiter, um dem Typen eine Chance zu geben, doch noch vorbeizufahren und so zu tun, als ob alles nur ein Missverständnis sei.

Doch er kam nicht. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er sich weder zurückfallen ließ noch den Abstand verkürzte. Wollte er sich einfach nur an der Figur einer Frau in Laufklamotten aufgeilen?

Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Noch vier Kilometer bis zu ihrem Auto. Sie beschleunigte und bog in einen Weg ab, der sie aus dem Wald hinausführte. Über die Felder würde sie den Parkplatz schneller erreichen, jede Sekunde, die sie früher bei ihrem Wagen war, brachte Sicherheit. Sie legte alle Kraft in ihre Schritte. Doch wie lange würde sie dieses Tempo durchhalten können? Und was, wenn der Biker ebenfalls Gas gab?

Saskia Mayen legte einen Sprint ein, der sie zum Japsen brachte. Dann lag der Wald endlich hinter ihr, und sie blickte über ihre Schulter zurück.

Der Unbekannte war verschwunden!

Erleichtert blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Tatsächlich, ihr Verfolger war nicht mehr hinter ihr. Offenbar hatte er genug gesehen, oder die Kälte hatte ihm die Lust am Stalken ausgetrieben.

Mein Gott, wenn ich das Chris erzähle, dann verbietet er mir das Laufen endgültig! Ihr Freund war schon immer dagegen gewesen, dass sie in dieser einsamen Gegend ohne Begleitung trainierte. Am besten erzählte sie ihm nichts von dem Vorfall.

Saskia Mayen holte erneut ihr Smartphone heraus. Mist, sie hatte durch ihren Stopp bereits eine ganze Minute verloren. Andererseits war sie davor mit Sicherheit so schnell gewesen wie noch nie. Wenn sie sofort weiterlaufen und alles geben würde, war vielleicht trotzdem eine neue Bestzeit drin.

Ja, dachte sie. Dieser Lauf hat ein besonderes Finale verdient!

Sie warf einen letzten Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war. Dann drehte sie sich um, um den Schlussspurt ihres Lebens hinzulegen – und erblickte nur wenige Schritte vor sich ihren Verfolger!

Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus, als sie ihn mitten auf dem Weg stehen sah. Er hatte sein Fahrrad quer gestellt, sodass sie nicht daran vorbeikam, ohne in seine Reichweite zu geraten. Er saß lässig auf dem Sattel und sah ihr mit verschränkten Armen entgegen.

Saskia Mayen konnte aufgrund des über den Mund gezogenen Halstuchs und der getönten Biker-Brille nichts von der Mimik des Mannes erkennen. Dafür entdeckte sie einen schmalen Pfad, der direkt neben dem Unbekannten auf ihren Feldweg führte. Der Kerl hatte sie also auf dem Nebenweg umfahren und unbemerkt überholt.

Sie nahm allen Mut zusammen. »Was soll der Mist? Verfolgen Sie mich etwa? Ich habe meinen Freund angerufen, er wird gleich hier sein und Ihnen eine aufs Maul geben, wenn es nötig ist.«

Der Mann bewegte sich zunächst keinen Millimeter. Dann nahm er jedoch die Hände herunter und hakte sie lässig am Bund seiner Radshorts ein. »Ach ja?« Seine Stimme war vollkommen ruhig und kontrolliert. »Dann musst du ein Satellitentelefon haben, denn alle anderen Funknetze sind hier tot. Ich habe das komplett durchprobiert.«

Saskia Mayen schluckte. Durchprobiert? Sie machte einen Schritt zurück. »Was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich durch, und wir vergessen das Ganze. Ansonsten bekommen Sie mächtig Ärger mit der Polizei. Klar?«

Der Mann lachte auf. »Vergessen? Ich soll das Ganze vergessen?« Er nahm seine Brille ab, sodass sie seine dunklen, funkelnden Augen sehen konnte. »Ich beobachte dich schon eine Weile, weißt du. Du hoppelst durch die Gegend wie ein unschuldiges Häschen. Dabei trägst du immer diese engen Laufhosen mit den pinken Einsätzen. Deren Stoff schmiegt sich so an deinen Körper, dass ich jedes Fältchen darunter sehen kann. Willst du mir etwa sagen, dass du nicht weißt, wie geil das aussieht? Dass du es letztendlich nicht gerade für Männer wie mich machst?«

»So ein Quatsch …«, presste Saskia Mayen hervor.

Der Unbekannte stieg vom Rad und klappte den Ständer herunter. Dann setzte er seine Brille so sorgfältig wieder auf, als ob es sich um eine wichtige Zeremonie handelte. »Ich glaube, wir sollten uns jetzt darüber unterhalten, wie es mit uns weitergeht«, sagte er bedächtig.

Und kam langsam auf sie zu.

Saskia Mayens gespieltes Selbstvertrauen zerstob in tausend Stücke. Hilfesuchend sah sie sich um, außer Wald, Büschen und Feldern war jedoch nichts um sie herum. Und jetzt beschleunigte der Mann seine Schritte auch noch. In wenigen Sekunden würde er sie erreicht haben und dann …

Sie schoss runter vom geteerten Weg direkt in die Felder hinein. Der Kerl mochte auf seinem Rad gut unterwegs sein, aber zu Fuß hängte sie fast alle Männer ab!

Sie sprang über einen schmalen Wassergraben und sah sich im vollen Lauf um. Der Biker hastete zu seinem Rad, warf es in den Graben – dann sprintete er in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit hinter ihr her!

Saskia Mayen geriet in Panik und kam auf der holprigen Wiese ins Stolpern. Du darfst jetzt keinen Fehler machen!, befahl sie sich. Immer geradeaus zum Auto, dann kann dir nichts passieren!

Sie holte nochmal alles aus sich heraus und rannte so schnell wie nie zuvor. Sie durchbrach kratzende Büsche, schlug mit der Schulter hart gegen einen knorrigen Ast und wäre fast gestürzt, weil sie im hohen Gras in ein Erdloch getreten war – doch sie lief und lief und lief. Immer wieder sah sie sich dabei um. Aber der Verfolger ließ sich nicht abschütteln.

Er war ausgeruht.

Und er wollte sie haben.

Sie war höchstens noch zwei Kilometer von ihrem Wagen entfernt, als sie merkte, wie die Kräfte sie verließen. Noch eine Minute vielleicht, dann würde sie zusammenbrechen. Grauenvolle Angst stieg in ihr hoch, und sie sah sich schon in der Gewalt des Mannes am Boden liegen.

Sie musste sich verstecken. Aber wo? Da! Einen Steinwurf von ihr entfernt und ganz in der Nähe der geteerten Straße befand sich ein Erdhügel. Sie rannte auf einen danebenstehenden Busch zu, bog dahinter vor den Blicken des Bikers verborgen scharf nach rechts ab und machte einen riesigen Satz hinter den Hügel!

Noch während sie sich in der Luft befand, wusste sie, dass dies der Moment der Entscheidung war. Wenn der Unbekannte sie in dieser Sekunde sah, war es aus mit ihr. Sie hatte nicht die Kraft, um auch nur einen Meter weiterzulaufen. Sie würde sich hier ins hohe Gras legen und warten, was das Schicksal für sie entschied.

Im nächsten Augenblick schlug sie hinter dem Erdhaufen auf – und spürte entsetzt, wie der Boden unter ihr nachgab!

In einem Reflex versuchte sie, sich irgendwo festzuhalten, doch ihr Schwung war viel zu groß. Sie wurde in die Tiefe gerissen und rutschte zwischen nassem Erdreich und blankem Fels immer weiter nach unten. Als ihr Sturz ein gutes Stück tiefer schließlich zu Ende war, atmete sie völlig entkräftet aus.

O Gott!, dachte sie benommen. Was zur Hölle ist gerade mit mir passiert?

Vom Sturz noch betäubt versuchte sie, sich zu orientieren. Alles um sie herum roch modrig und nach verwesten Mäusen. Sie sah nach oben und erkannte, dass sie sich ungefähr zwei Meter unter der Erdoberfläche befand. Der Schacht, in den sie gerutscht war, wurde vor ihr durch einen Felsen und hinter ihr durch Erdreich begrenzt. Er war gerade so breit, dass sie hatte hindurchfallen können. Vermutlich war er von Regenfällen ausgewaschen worden, jedenfalls wurde er nach unten hin immer schmaler, sodass ihr Sturz hier geendet hatte.

Obwohl nicht viel Licht von oben zu ihr drang, erkannte sie, dass sie bis zur Hüfte zwischen dem Erdreich und dem Felsen eingeklemmt war. Darunter konnte sie sich keinen Zentimeter rühren, darüber hatte sie gerade genug Platz, um zu atmen und die Arme und Hände zu bewegen. Es grenzte an ein Wunder, dass ihr Kopf beim Sturz nicht gegen den Felsbrocken geprallt war.

Schnaufend versuchte sie, sich nach oben zu ziehen – vergeblich! Ihre Beine steckten so fest in dem Spalt, dass sie sich allein niemals befreien konnte.

MIST! MIST! MIST! Ich brauche Hilfe!

Instinktiv öffnete sie den Mund, um zu rufen, schluckte den Schrei aber im letzten Moment herunter. Nein, sie durfte jetzt nicht rufen! Denn wenn der Biker sie hörte, war sie ihm hilflos ausgeliefert. Andererseits – wenn sie nicht rief, würde sie hier unten möglicherweise verrotten. Sie hatte also die Wahl zwischen einem Gewalttäter und … vielleicht dem Tod.

»Hey, Süße!« Sie zuckte zusammen. Die Stimme des Radfahrers war plötzlich ganz nah.

»Ich weiß genau, dass du dich hier irgendwo versteckst. Komm also raus, damit wir ein bisschen Spaß haben können. Es ist zwar kalt, aber mit dem richtigen Programm werde ich dir schon einheizen.«

Saskia Mayen hielt den Atem an. Erde rieselte auf sie herab, der Mann musste direkt über ihr am Rand des Lochs stehen! Doch er schien es nicht zu bemerken. Wenn er auch nur einen Schritt machen würde, könnte er das Loch entdecken – und somit auch sie!

»Jetzt spielst du wieder die Schüchterne, was?« Er klang immer noch völlig kontrolliert. »Das musst du nicht. Ich weiß, dass du nicht schüchtern bist. In Wirklichkeit bist du ein richtiges Luder. Willst mich ein bisschen zappeln lassen und mir dann zeigen, was du alles draufhast. Ich mag es, wenn du mit mir spielst. Aber danach werde ich mit dir spielen. Und ich weiß auch schon genau, was.«

Nochmals rieselte Erde herab. »Ich bin gleich bei dir!«, hörte sie ihn zischen, dann schien er sich zu entfernen. Er rief aus einiger Entfernung noch ein paar Mal nach ihr, dann war es still.

Erleichtert atmete sie auf. Diese Chance, aus dem Loch herauszukommen, war vertan, aber sie hätte diesen Verrückten niemals um Hilfe bitten können! Also musste sie einen anderen Weg in die Freiheit finden. Und zwar schnell, denn es war eisig kalt hier unten.

Aber erst ein paar Minuten erholen! Völlig entkräftet legte sie die Hände auf den Felsbrocken vor sich. Merkwürdigerweise fühlte er sich rau an, überhaupt nicht so glatt und abgeschliffen, wie sie das von Naturstein erwartete, der vermutlich vor Hunderttausenden von Jahren von einem der riesigen Urströme hier abgelagert worden war.

Als ihr Atem ruhiger geworden war, versuchte sie, sich ein Stück von dem Fels wegzudrücken, aber ihr Oberkörper bewegte sich keinen Zentimeter. Auch fand sie nirgendwo einen Vorsprung, an dem sie sich abstützen und nach oben drücken konnte. Verdammt, es muss doch eine Möglichkeit geben …

Da wurde ihr bewusst, dass sie ja nur eine Seite des Schachts sah, denn während des Sturzes hatte sie den Kopf nach links gewendet. Vielleicht war ja in Reichweite ihres rechten Armes etwas, das ihr helfen konnte.

Ermutigt von diesem Gedanken drehte sie ihren Kopf nach rechts, bis ihre Stirn den Fels streifte. Dann presste sie den Kopf nach hinten, um mit der Bewegung fortfahren zu können. Für eine Sekunde zuckte sie zusammen, denn aus dem Erdreich hinter ihr ragten scharfkantige Steine, die in die Haut ihres Hinterkopfs stachen. Aber sie fuhr fort, um diesen engsten Punkt zu überwinden und auf ihre rechte Seite sehen zu können. Gerade als sie merkte, dass sie es geschafft hatte, hielt sie verblüfft inne.

Sie sah nun direkt auf den Felsbrocken vor sich. Bereits vorhin war ihr seine merkwürdige Rauigkeit aufgefallen. Und jetzt, als ihre Augen nur ein paar Fingerbreit von ihm entfernt waren, erkannte sie auch den Grund für diese Abweichung.

Das war kein Fels, der sie einklemmte.

Es war Beton.

Saskia Mayen blinzelte irritiert. Wie zur Hölle sollte solch ein riesiger Brocken in diese einsame Gegend kommen? Hier war mit Sicherheit niemals gebaut worden, trotzdem hatte jemand das Zeug hierher gebracht. Wieso sollte das jemand tun?

Sie schob die Frage beiseite. Für sie ging es nur um ihre Befreiung. Dafür musste sie alles tun.

Sie presste ihren Kopf erneut nach hinten gegen die kantigen Steine, und zwar mit aller Kraft, die sie mit ihren Nackenmuskeln entfalten konnte.

Dann drehte sie ihn mit einem kräftigen Ruck nach rechts.

Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie da sah. Es war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, sodass sie es nicht über seine ganze Größe überblicken konnte. Zudem war es hier unten zu dunkel für ihre Augen, um sofort den richtigen Blickwinkel zum Scharfstellen zu finden.

Doch dann wurde das Bild mit einem Mal klarer. Im einen Augenblick nichts, im nächsten alles. Plötzlich sah sie ganz genau, was da vor ihr war – und im selben Moment hörte ihr Herz für eine gefühlte Ewigkeit auf zu schlagen!

Direkt vor ihr befand sich eine menschliche Hand. Oder das, was einst eine Hand gewesen sein musste. Nun war es nur noch ein Skelett, von dem letzte Reste organischen Materials hingen, das entsetzlich stank.

Eine verweste Hand an diesem Ort, wo Saskia Mayen ohnehin schon alle Kraft zusammenreißen musste, um nicht laut loszuschreien. Sie schluckte und vermochte für Sekunden nicht, ihre Blicke davon zu lösen.

Doch es kam noch schlimmer.

Denn die Hand gehörte zu einem Körper. Und wo sich dieser befand, wurde Saskia Mayen klar, als sie dem Verlauf der Unterarmknochen folgte. Diese ragten direkt aus dem Betonklotz, geradeso, als ob jemand die Hand von drinnen zu ihr nach draußen gestreckt hätte.

Und das Grauen war immer noch nicht zu Ende. Der mit Abstand furchtbarste Anblick stand ihr noch bevor. Obwohl sich das betreffende Objekt ebenfalls direkt vor ihren Augen befand, hatte sie es noch nicht richtig erfasst – zu abwegig war seine Existenz hier unten.

Zu grausam.

Denn es war nicht einfach nur eine Hand, auf die sie starrte. Diese Hand hatte etwas Besonderes an sich. Etwas, das einfach nicht sein durfte!

Zum einen trug sie ein silbernes Armband, das über die blanken Knochen hing. Es glänzte nicht mehr, sondern es war grau und stumpf, was angesichts der Umstände aber nicht überraschte.

Was Saskia Mayen jedoch den wahren Schock einjagte, war etwas anderes. Diese Hand war nicht leer. Wie im Todeskampf erstarrt umklammerten die Finger etwas, das von solcher Grausamkeit war, dass kein Mensch, der bei Sinnen war, es sich vorzustellen vermochte. Der bloße Anblick rammte dem Betrachter ein Messer ins Herz.

Es brauchte ein paar Sekunden, bis die Erkenntnis, worum es sich handelte, ihren Verstand erreichte. Doch dann öffnete Saskia Mayen den Mund und brüllte ihre Angst hinaus, so laut sie nur konnte.

Sie schrie, schrie, schrie und konnte nicht mehr damit aufhören, bis sie vor Entkräftung in Ohnmacht fiel.

Bundeskriminalamt, Wiesbaden-Biebrich, Äppelallee

Martin Abel sah in die Gesichter der Beamten, die ihn mit ihren Blicken zu scannen schienen. Im Hintergrund hörte er das Surren des Beamers, der einen Zeitungsbericht zu einem älteren Fall an die Wand projizierte.

Und er hörte seine Stimme, die mechanisch von Dingen erzählte, die er früher einmal auswendig gelernt hatte.

»… weshalb die Dateneingaben und Recherchen in der ViCLAS-Datenbank für den Erfolg einer Fallanalyse von entscheidender Bedeutung sind.«

Er beugte sich über das Pult und betrachtete die glänzenden Augen der Leute im Schulungsraum. Während die eine Hälfte von ihnen noch zu begreifen versuchte, was er da gerade von sich gegeben hatte, lehnte die andere Hälfte seine Aussagen innerlich bereits ab. Wer brauchte schon eine Datenbank, wenn man als Fallanalytiker doch nur aufs Knöpfchen drücken musste, um die Gedanken von Mördern zu verstehen?

Ein Polizist aus der ersten Reihe, ein dünner Mann mit dunklen Haaren, hob die Hand. »Das heißt, Sie schauen immer erst in ViCLAS nach, bevor Sie den Ermittlern vor Ort eine Handlungsempfehlung geben?«

Abel hatte den Eindruck, dass der Beamte enttäuscht war. »Nein, das heißt, ich füttere die Systeme mit den Fakten zum aktuellen Fall, suche nach Parallelen zu alten Vorgängen und schalte dann mein Hirn ein. Unsere Vorschläge müssen zwingend in die richtige Richtung weisen, sonst sind die Kollegen an der Front aufgeschmissen. Und gute Ergebnisse liefert man nur ab, wenn man die Vergangenheit mit einbezieht. Um solche Zusammenhänge geht es bei der Fallanalyse ja schließlich.«

»Und was ist mit den Erkenntnissen, die man dadurch erzielt, sich in die Gedankenwelt eines Serientäters hineinzuversetzen? Ich meine, nur wenn man versteht, warum jemand das alles macht, kann man doch herausfinden, um wen es sich dabei handelt.«

Abel schnaufte laut. Na, das hatte dieses Mal ja lange gedauert.

»Was haben Sie studiert?«

»Psychologie.« Der Mann richtete sich auf. »Mit Auszeichnung.«

Natürlich, dachte Abel. Was auch sonst?

Er zeigte auf den Bericht, den er auf die Wand projiziert hatte. »Und Sie glauben also, im Fall von Volker Eckert hätte es genügt, dass sich die Soko Fernverkehr damals in ihn hineinversetzt hätte, um ihm auf die Schliche zu kommen?«

Der Mann hob die Schultern. »Das ist zwar schon eine Weile her – aber warum nicht? Immerhin waren seine Vorlieben ja bekannt.«

»Und warum waren sie bekannt?« Abel sah sein Gegenüber eine Sekunde lang an. »Weil man in der Vergangenheit nach Parallelen suchte!«, beantwortete er seine Frage dann selbst. »Eckert war verdammt geschickt, daher hat er bis auf seine erste Tat alle seine Morde im Ausland begangen. Die polizeiliche Zusammenarbeit in Europa ist immer noch mies, das ist kein Geheimnis. Aber Eckert hatte eben eine bestimmte Handschrift, also Dinge, auf die er bei den Taten nicht verzichten wollte. Er erwürgte seine Opfer und hatte dann mit den noch warmen Leichen Geschlechtsverkehr. Zudem hat er ihnen entweder Haarbüschel abgeschnitten oder Kleidungsstücke von ihnen mitgenommen. Er war also ein eiskalter Planer, aber auch ein Trophäensammler, und so etwas bleibt in den Datenbanken nicht unbemerkt. Die Kollegen wussten daher, dass sich auf dem Kontinent ein mobiler Serienmörder herumtrieb.«

»Und deshalb hat man ihn dann auch geschnappt?«, wollte eine Beamtin weiter hinten wissen.

Abel schüttelte den Kopf. »Nein. Gefasst wurde er, weil er einen Fehler machte. Er übersah auf einem Parkplatz in Spanien eine Überwachungskamera, als er dort die Leiche einer Prostituierten ablegte. Kommissar Zufall ist manchmal eben doch der beste Ermittler.«

Für einen Moment herrschte Stille im Schulungsraum.

»Aber wenn die Datenbanken tatsächlich so wichtig sind«, meldete sich der erste Beamte wieder zu Wort, »warum haben Sie dann bis heute nicht die Daten von Torsten Pfahl, dem Metzger von Köln, in ViCLAS eingegeben? Ich meine«, der Mann breitete fragend die Arme aus, »gerade so ein Psychopath wäre doch besonders lehrreich für uns.«

Abel fühlte, wie sein Puls durch die Decke schoss. Ruhig bleiben, ermahnte er sich. Es ist nur ein unwissender Wicht, der keinen Schimmer hat, was bei der Fallanalyse eines Tages auf ihn zukommen wird!

»Torsten Pfahl ist tot, und seine Taten sind aufgeklärt«, antwortete er dann. »Ich weiß also nicht, was Sie davon hätten, wenn Sie in ViCLAS nach ihm suchen könnten.«

Der Beamte verschränkte die Arme. »Und ich weiß nicht, warum gerade Sie nicht zugeben, dass es noch etwas anderes gibt als Datenbanken. Das in einer Kiste vergrabene letzte Opfer von Horst Lehmann, diese Julia Peters, haben Sie ja auch nicht gefunden, weil Sie in ViCLAS suchten, sondern weil Sie plötzlich verstanden, wie der Typ denkt.« Er sah sich zu den anderen Anwesenden um. »Und ich gehe davon aus, dass die meisten hier sich genau deshalb für Ihren Kurs angemeldet haben. Wir wüssten zu gern, was in diesen Sekunden in Ihnen vorging. Nur so können wir eines Tages vielleicht genauso gut werden wie Sie.«

Abels Hals war wie zugeschnürt, und er musste sich befehlen, Luft zu holen. Dann blickte er in die Runde und erkannte in den Augen der meisten Kursteilnehmer erwartungsvolle Zustimmung zu dem gerade Gesagten.

Sie wollten ein Geheimrezept hören. Wissen, wo das Knöpfchen war, das man drücken musste, um sich in die Gedankenwelt eines Mörders hineinzuversetzen.

Abel löste seine in das Pult verkrallten Hände und ging zu dem Beamten hinüber. Er stellte sich vor ihn hin und schaute auf ihn hinab. Aus der Nähe sah der Mann noch dünner aus. Dafür konnte er bestimmt schnell denken. Dünne Leute konnten das immer. Weniger Triglyzeride in der Blutbahn, die einem so ungesund lebenden Sportmuffel wie Abel ständig das Hirn vernebelten. Er hätte weiß Gott was für den BMI dieses Mannes bezahlt. Seine Naivität aber wollte er nicht einmal geschenkt.

»Sie möchten also wissen, was ich gedacht habe, als ich im Schrebergarten von Horst Lehmann stand und nach Julia Peters suchte?«

Der Beamte nickte und lächelte ihn erwartungsvoll an.

Abel beugte sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf den Lehnen des Stuhls ab, sodass er dem Mann direkt ins Gesicht sehen konnte. Seine Stimme war leise, aber eindringlich, als er sprach. »Ich dachte: Wenn mir in den nächsten fünf Minuten nichts einfällt, dann ist das Mädchen tot. Wenn ich nicht sofort herausfinde, wo der Typ, den ich kurz davor in einem Kampf erschießen musste, sie verscharrt hat, dann kann ich mein Versprechen nicht halten, das ich ihrer Mutter gegeben habe. Das Mädchen wird sterben und ich mich ziemlich beschissen fühlen. Ein Punkt mehr auf der Liste der Schuldgefühle, die man als Polizist ständig mit sich herumträgt. Und glauben Sie mir, als Fallanalytiker haben Sie eine besonders lange Liste, denn Sie wissen genau, dass fast alle Ihre Kunden weiter töten, wenn Sie sie nicht finden. Mir war es in dieser Sekunde daher scheißegal, was Horst Lehmann bei seinen Taten gedacht hatte. Für mich zählten nur die Gedanken des Mädchens in der Kiste. Nämlich ›o Gott, ich ersticke‹ und ›ich will noch nicht sterben‹.«

Das Lächeln des Mannes war verschwunden, und in dem Raum herrschte dieselbe Stille, die man sonst nur auf Begräbnisgottesdiensten vorfand.

Abel richtete sich auf und sagte laut: »Ich schlage vor, Sie denken alle nochmal über Ihre Motivation für diesen Kurs nach. Wenn Sie das Gefühl haben, auch stark genug für die Empfindungen der Opfer zu sein, dann können wir heute Nachmittag mit den Aspekten der Täter-Opfer-Beziehung fortfahren.«

Der Raum leerte sich innerhalb einer Minute, ohne dass ein weiteres Wort gesprochen wurde.

Abel sah den Beamten nach und stellte sich dann vor eines der Fenster. Mit zusammengepressten Lippen sah er auf die Äppelallee hinunter, auf der sich der immerwährende metallene Lindwurm des Rhein-Main-Gebiets schlängelte. Unwillkürlich zog er sein Jackett enger, denn ein dichtes Schneegestöber hatte den Verkehr zum Stocken gebracht.

Super. Genau das Wetter, das er wie die Pest hasste. Trotzdem … Wenn er Vollgas gab, konnte er in zwei Stunden in Freiburg bei Hannah sein. Ein verlockender Gedanke angesichts der geistigen Ödnis, mit der er hier im Kriminaltechnischen Institut des BKA konfrontiert wurde.

Er seufzte und machte sich auf den Weg zur Mensa. Immerhin hatte ihm die Woche hier nicht auf den Magen geschlagen. Typisch Frustesser eben. Gewohnheitsgemäß nahm er die Treppe anstatt des Aufzugs, um nicht mit acht anderen Personen auf drei Quadratmetern eingepfercht sein zu müssen. Unten angekommen stapelte er sich zwei Schnitzel und einen Berg Pommes auf den Teller – man konnte ja nie wissen, wann es das nächste Mal etwas zu essen gab. Sein schlechtes Gewissen wegen des Versprechens, das er Hannah bezüglich seiner Ernährung gegeben hatte, ließ ihn dann jedoch zu einer Cola Light greifen. Ein bisschen Koffein zum Essen musste sein, aber dann eben in leichter Verpackung.

Er setzte sich an einen leeren Tisch und begann sofort, alles in sich hineinzuschaufeln. Das war eines der Dinge, die er ziemlich gut konnte. Schnell und viel essen. Mit regelmäßigem Training war da einiges machbar, wie er wusste. Ein dehnbarer Magen schuf Möglichkeiten.

Das war nicht immer so gewesen. Als junger Polizeikommissar trieb er täglich Sport und zählte jedes Gramm Fett. Im Laufe der Jahre ließ sein Körperbewusstsein jedoch nach, und andere Dinge rückten in den Vordergrund. Man hätte auch sagen können, dass sein Beruf ihn von innen heraus auffraß, aber die Sache war natürlich komplizierter. Ein Kraftprotz war er noch immer, aber einer mit einem lästigen Bauchansatz.

Abel hatte gerade das erste Stück Fleisch geschafft, als sich vor ihm jemand aufbaute.

»Martin! Das ist ja nett!«

Abel erstarrte, denn natürlich hatte er die Stimme sofort erkannt. Und selbstverständlich wusste er auch, was es zu bedeuten hatte, dass er sie ausgerechnet an diesem Ort zu hören bekam.

Schlechte Nachrichten waren im Anzug. So war es bisher noch immer gewesen. Er hörte diese Stimme und saß am nächsten Tag knietief im schlimmsten Morast. Er überlegte daher einen Moment, ob er sich nicht einfach tot stellen sollte. Im privaten Bereich hatte das lange Zeit funktioniert. Vielleicht würde die Stimme samt schlechten Nachrichten also verschwinden und ihn in Ruhe lassen.

Dann sah er jedoch ein, dass er vor diesem Menschen nicht davonlaufen konnte. Er würde ihn überall finden und nicht lockerlassen, bevor er seinen Mist nicht abgeladen hätte. Also warum nicht gleich?

Abel legte sein Besteck beiseite und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Dann blickte er auf – und sah in das Gesicht von Frank Kessler.

*

Frank Kessler erkannte sofort, wie es um Abel stand. Auch wenn der noch nie ein Freund großer Höflichkeiten gewesen war, so konnte Kessler die Ablehnung, die er gerade ausstrahlte, fast mit Händen greifen.

Er wartete daher nicht, bis Abel ihn aufforderte, sondern stellte sein Tablett auf den Tisch und setzte sich.

»Ich darf doch, oder?«

»Gibt es irgendetwas auf der Welt, das dich daran hindern könnte?«

Kessler zog die Mundwinkel nach unten. »Wie meinst du das denn? Ich werde mich doch noch zu meinem Quasi-Schwiegersohn setzen dürfen.«

»Sicher. Und du bist bestimmt auch nur ganz zufällig in der Gegend.«

»Warum denn sonst?« Kessler begann mit dem Essen und versuchte, dabei möglichst ungezwungen zu wirken. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Abel jedoch weiterhin und sah, wie dieser die Arme verschränkte und sich zurücklehnte. Na, das fing ja richtig gut an!

»Wie geht’s dir denn so?«, fragte Kessler schließlich zwischen zwei Bissen. »Hannah hat erzählt, dass du wieder mit dem Joggen angefangen hast. Find ich gut. Find ich echt gut.«

»Klar mache ich Sport. Lass mich rechnen: Wenn ich heute nochmal laufen gehe, dann war das sogar schon das zweite Mal in diesem Jahr. Und ich finde es natürlich schön, dass du dich mit Hannah über mich austauschst.«

»Warum denn nicht?«, fragte Kessler, der sich unverhofft in der Defensive sah. »Immerhin ist sie schon ein paar Jahre länger meine Tochter als deine Lebensgefährtin, da wird man sich doch …«

»Lass stecken, Frank.« Abel winkte ab. »Du kannst tun und lassen, was du willst. Hauptsache, du verschonst mich mit irgendwelchen schwiegerväterlichen Ratschlägen. Das ist so ziemlich das Letzte, was ich heute noch brauchen kann.«

Kessler zeigte mit der Gabel neben sich in den Raum. »Gefällt es dir hier nicht? Ist doch ein schönes Gebäude. Ich wette, dein Büro hier ist doppelt so groß wie das in Stuttgart – und bestimmt um einiges besser eingerichtet. Ganz abgesehen von den geregelten Arbeitszeiten. Davon können wir im LKA nur träumen.«

Abel zuckte mit den Schultern. »Was interessieren mich die Arbeitszeiten? Meine Überstunden gehen alle aufs Zeitkonto; wenn ich hier nicht vor Langeweile sterbe, habe ich das erste Jahr früher in Pension also bald beisammen.«

Kessler legte das Besteck beiseite. »Martin, wir sind doch übereingekommen, dass du dich nach den Vorkommnissen in Köln eine Weile schonen sollst. Du nennst das hier vielleicht langweilig, ich nenne es sicher. Du hast einiges mitgemacht und bist noch nicht so stark, wie du tust. Doktor Müller …«

»… kann mich kreuzweise.« Abel machte eine wegwerfende Geste. »Bleib mir bloß mit unserem Psychoheini vom Leib. Von der Sorte laufen hier mehr als genug herum, und alle wissen besser als ich, was in mir vorgeht. Diese Typen stehen mir bis hier.« Abel legte eine Handkante an die Unterlippe und streckte die Zunge heraus.

Frank Kessler überlegte einen Moment, wie er weiter vorgehen sollte. Er hatte gehofft, das nächste Thema eleganter platzieren zu können. Angesichts Abels mieser Laune sah er sich aber genötigt, direkt zur Sache zu kommen.

»Okay, Martin. Ich heiße es zwar nicht gut, doch ich verstehe, dass dich deine Tätigkeit hier nicht ausfüllt. Und von einem demotivierten Dozenten haben die Kursteilnehmer nichts. Ich schlage daher vor, dass du nächste Woche wieder in Stuttgart arbeitest. Wir haben gerade zwei Mordkommissionen, die wir unterstützen sollen. In den Fallanalyseteams selbst kann ich dich beim besten Willen noch nicht einsetzen, aber ich kann mir dich als eine Art Berater vorstellen. Du schaust dir die Ergebnisse der Teams an, und wenn du meinst, dass etwas übersehen wurde, dann sagst du das den Kollegen. Du darfst also das tun, was du ohnehin am liebsten machst: querdenken und widersprechen. In ein paar Monaten können wir dann …«

Abel schnitt ihm mit einer energischen Handbewegung das Wort ab, und Kessler sah, wie sein Gesicht rot anlief. »In ein paar Monaten? Und solange soll ich mich bei den Kollegen unbeliebt machen und ihre fertigen Ergebnisse kommentieren? Bist du noch bei Trost, Frank? Wie lange willst du mich denn noch ruhigstellen? Wegen der paar Kratzer, die ich in Köln abbekommen habe, bin ich doch kein Wrack. Was ich von dir will, ist kein weiteres Abstellgleis, sondern ein richtiger Job. Eine Aufgabe. Und zwar sofort!«

In der Mensa war es still geworden, und die Blicke der Leute an den Nachbartischen waren auf sie gerichtet. Entweder verstohlen aus den Augenwinkeln oder direkt und neugierig darauf wartend, wie diese Unterhaltung weiter verlaufen würde.

Kessler presste die Zähne zusammen. Das Verhältnis zwischen Abel und ihm hatte sich verändert. Früher war er eindeutig der Herr im Ring gewesen. Immer. Nicht nur weil er als Leiter der Abteilung für operative Fallanalyse Abels Vorgesetzter war, sondern auch, weil er sich in jeder Minute ihres Zusammenseins einen letzten Rest Chef-Autorität bewahrt hatte. Sogar bei den manchmal unvermeidlichen Kneipenbesuchen, wo die Kollegen bei ein paar Bierchen die sonst eiserne Maske der Unverletzlichkeit fallen ließen – er war immer der Boss gewesen.

Bis er Abel und Hannah zusammen nach Köln geschickt hatte. Seitdem war alles anders. Beide waren fast draufgegangen, und er hatte deshalb ein schlechtes Gewissen – milde ausgedrückt. Als die beiden dann auch noch ein Paar wurden, war es vollends vorbei mit der guten alten Zeit, in der ein Vorgesetzter auch mal ungerecht scheinende Dinge tun konnte, ohne dass dies gleich hinterfragt wurde. Bei Hannah war dies schon seit seiner Scheidung von ihrer Mutter so gewesen, aber nun stellte auch Abel sein Verhalten um. Sobald ihm etwas Dienstliches nicht passte, sagte er es ihm.

Unmissverständlich. Hart. Und vor allem kompromisslos.

Und ihm, dem sonst unumstrittenen Herrscher über die OFA in Stuttgart, fiel wenig ein, wie er darauf reagieren sollte. Er würde noch eine Weile brauchen, um sich an diese Situation zu gewöhnen.

»Du willst also eine neue Aufgabe? Na gut, du sollst sie haben. Ob das für dich dann interessanter und vor allem auch gesünder ist als die Lehrtätigkeit hier, vermag ich aber nicht zu sagen. Doch komm mir hinterher bloß nicht und sag, ich hätte dich nicht gewarnt.« Er klopfte sein Jackett ab und zog dann ein Blatt Papier aus der Innentasche. Er überflog kurz den Text darauf, bevor er das Schriftstück auf den Tisch legte.

Abel runzelte die Stirn. »Was ist das?«

Kessler breitete die Arme aus. »Alles, was ich dir zu bieten habe. Es kam gestern Abend per E-Mail. Vor einiger Zeit sind in Gummersbach zwei Frauen verschwunden. Wahrscheinlich liegen gar keine Verbrechen vor, denn es gibt in beiden Fällen glaubwürdige Abschiedsbriefe. Aber ein Angehöriger will sich nicht damit zufriedengeben und hat das LKA angeschrieben. Und gründlich, wie die Leute sind …«

»Du willst mir also allen Ernstes einen Cold Case geben.« Abel rümpfte die Nase. »Klingt ja mächtig spannend.«

»So kalt ist der Fall nicht und wie gesagt: Mehr hab ich nicht. Normalerweise wäre die Sache auch gar nicht bei uns gelandet. Aber da die Kollegen in Düsseldorf gerade viel um die Ohren haben, fragten sie bei den anderen Landeskriminalämtern nach, ob jemand einspringen kann. Ich wollte eigentlich heute absagen, doch da du so bettelst …«

Abel zog die Augenbrauen zusammen. »Sagtest du gerade Düsseldorf?«

Kessler nickte. »Gummersbach liegt im Bergischen Land.«

»Wenn du mir als Nächstes sagst, dass ich wieder nach Köln soll, drehe ich dir den Hals um.«

»Du sollst gar nichts, sondern du willst ja unbedingt. Aber zu deiner Beruhigung: Gummersbach liegt zwar im Zuständigkeitsbereich des Kölner Polizeipräsidiums, aber ich gehe davon aus, dass du mit den Leuten dort nichts zu tun haben wirst. Nach einem so brisanten Fall sieht es schließlich nicht aus. Du darfst also alles schön mit den Beamten vor Ort klären. Konrad Greiner hat gerade selbst genug zu tun. Er wird aber natürlich sofort zur Stelle sein, wenn du ihn brauchst.«

Abel nickte. »Ja, bestimmt rufe ich ihn gleich an. Meine Sehnsucht kennt jetzt schon keine Grenzen.«

Er griff nach dem Blatt Papier und hob es mit Daumen und Zeigefinger so vorsichtig hoch, als ob es eine schlimme Krankheit übertragen könnte.

»Hoffentlich ist es nicht wieder so eine Kindergartenscheiße wie die letzten Sachen, die du mir angedreht hast«, sagte er dann. »Mein Bedürfnis nach Langeweile ist für die nächsten hundert Jahre gestillt.«

Frank Kessler schüttelte ergeben den Kopf. Bestimmt war es nur eine Frage der Zeit, bis Abel ihn anrufen und einen anderen Auftrag verlangen würde.

*

Martin Abel brachte die Schulung ohne weitere Zwischenfälle hinter sich. Die Teilnehmer waren nun mit Begeisterung bei der Sache, und der dünne Kerl aus der ersten Reihe stellte keine dummen Fragen mehr. Stattdessen schien er voll und ganz in die korrekte Gestaltung seiner Mitschrift vertieft. Abel verfolgte, wie er darin bereits geschriebene Buchstaben mehrfach mit dem Kuli nachzog. Ein alter Trick, den Abel selbst noch aus der Schulzeit kannte. Solange man beschäftigt schien, war die Wahrscheinlichkeit geringer, vom Lehrer aufgerufen zu werden.

Dumm nur, wenn der Lehrer den Trick kannte.

Es war längst dunkel, als er mit seinem angerosteten Ford Escort in Freiburg ankam. Die Fahrt über die A5 war aufgrund des Wetters eine Katastrophe gewesen, dennoch konnte er nicht behaupten, dass ihm der Abschied vom BKA schwerfiel. Er bekam schon eine Gänsehaut, wenn er solche Verwaltungsgebäude nur von weitem sah. Darin zu arbeiten war wirklich das Letzte, was er auf Dauer machen wollte. Er musste raus an die Ermittlerfront, dahin, wo das echte Leben zu finden war.

Und natürlich auch der Tod.

Er parkte direkt vor dem älteren Mehrfamilienhaus im Ortsteil Sankt Georgen, wo sich Hannahs Wohnung befand. Für ihn war es immer noch ihre Wohnung, obwohl er sich natürlich längst an der Miete beteiligte. Sämtliche Möbel stammten von ihr, und die Wandfarbe hatte sie auch ausgesucht, kein Wunder also, dass er sich manchmal noch als Gast fühlte. Ihrem Vorschlag, sich gemeinsam etwas Neues zu suchen, war er allerdings, wie er zugeben musste, bisher ausgewichen.

Als er das Wohnzimmer betrat, brannte dort kein Licht. Dafür war der Fernseher eingeschaltet und zeigte eine weißstichige Waschmittelwerbung. Hannah lag mit angezogenen Beinen auf dem Sofa. Sie hatte sich in eine Decke gewickelt und schien zu schlafen.

»Hallo, du Schlafmütze«, sagte er leise und setzte sich zu ihr. Als er sich über sie beugte, sah er, dass ihre Augen geöffnet waren. Sie drehte ihr Gesicht zur Seite, sodass sein Kuss auf ihrer Wange landete.

»Stimmt was nicht?«

»Ich glaube, ich bin krank. Mein Kopf brummt wie ein Bienenstock, und in meinem Bauch tanzt ein Bandwurm Samba. Steck dich bloß nicht an.«

Abel zuckte mit den Schultern. »So ein Virus hat auch einen Stolz. Hast du dich schon krankgemeldet? So kannst du morgen unmöglich arbeiten.«

»Ich habe meinem Vater eine E-Mail geschickt, das muss reichen.«

Er nickte. Jetzt verstand er. »Aber deine Kopfschmerzen hängen nicht zufällig mit meinem Gespräch heute mit ihm in Wiesbaden zusammen?«

»Nein«, brummte sie. »Natürlich hat er mir geschrieben, dass du ihn in der Mensa an die Wand gestellt hast. Aber mein Mitleid hält sich in Grenzen. Von dem hören wir doch nur, wenn er was von uns will. Wo ist er zum Beispiel jetzt, wo ich ein bisschen Beistand gebrauchen könnte? Und wo warst du den ganzen Tag? Ich habe nichts von dir gehört.«

Abel streichelte ihr Haar. »Ich war Brötchen verdienen in der bösen Welt da draußen. Irgendjemand muss die Bude hier ja finanzieren.«

»Sehr witzig. Erinnere mich morgen daran, dass ich darüber lache.«

Irgendwie schien sein Humor heute nicht anzukommen. Er stand auf und ließ sich gegenüber dem Sofa in den Sessel fallen.

»O Gott«, sagte er dann. »Du weißt ja nicht, wer heutzutage alles Fallanalytiker werden will. Waren wir früher auch so unbedarft?«

»Keine Ahnung, wovon du redest.« Ihr Desinteresse schien ehrlich. »Aber über ein Glas Wasser und eine Paracetamol würde ich mich freuen – wenn das für den Superpolizisten nicht zu viel verlangt ist.«

»Kommt sofort«, sagte er beschwichtigend, während er aufstand, um im Bad die Tablette zu holen.

»Bring am besten die ganze Packung. Dann kannst du dich ins Bett legen oder noch was arbeiten. Bestimmt hast du etwas Besseres zu tun, als mir Gesellschaft zu leisten.«

Er blieb stehen. »Wie kommst du darauf?«

»Ich hätte dich heute echt gut gebrauchen können, Martin. Aber du hast den ganzen Tag nicht angerufen.«

»Weil ich dachte, dass du arbeitest. Und ich war selbst neben der Spur wegen dieser bescheuerten Schulung in Wiesbaden. Warum hast du mir keine Nachricht geschickt, dass du krank bist?«

»Warum muss ich mich erst melden, damit du dich dafür interessierst?«

Abel runzelte die Stirn. Hannah war in letzter Zeit nicht gut drauf, und er hatte den starken Verdacht, dass dies mit seiner mangelnden Bereitschaft zusammenhing, ein gemeinsames Nest zu bauen. Immer wenn sie mit dem Thema anfing, hatte sie einen sehnsüchtigen Glanz in den Augen. Und jedes Mal, wenn er ihr mit fadenscheinigen Begründungen auswich, schnappte sie sich wortlos ihre Handtasche und traf sich mit einer Freundin zum Essen oder ging mit unbekanntem Ziel in die Stadt. Sie bestritt diesen Zusammenhang zwar, aber er war davon überzeugt, dass es ihr in Beziehungsdingen gerade alles zu langsam ging. Den Wunsch, ihr etwas über seinen beschissenen Tag zu erzählen, konnte er fürs Erste jedenfalls begraben.

Er ging ins Bad, nahm die Tablettenpackung aus dem Arzneimittelschrank und füllte ihren Zahnputzbecher mit Wasser. Anschließend trug er alles ins Wohnzimmer und stellte es vor ihr auf den Tisch.

»Hier, bitte«, sagte er. »Vielleicht geht’s dir dann besser.«

Hannah reagierte nicht darauf, aber er konnte sehen, wie sie ihre Lippen zusammenpresste.

Zweiter Tag

Als Abel am nächsten Morgen aufwachte, hörte er Geschirr klappern, und der Geruch von etwas Gebratenem stieg ihm in die Nase. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es nicht mal fünf Uhr war.

Er streckte sich und schwang die Beine aus dem Bett. Wollen wir doch mal sehen, was das Stimmungsbarometer heute anzeigt, dachte er. Als er in die Küche kam, stand Hannah in Slip und Schlafshirt am Herd und drehte gerade ein Spiegelei um. Sie sah ihn an und lächelte. »Hat dich der Hunger aus dem Bett getrieben? Mein Gott, ihr Männer seid wirklich einfach gestrickt!«

»Ich weiß«, sagte Abel und stellte sich hinter sie an den Herd. Er umfasste sie mit beiden Händen und zog sie an sich heran. »Wie viel Zeit haben wir?«

»Finger weg!«, rief Hannah und klopfte ihm mit dem Pfannenwender auf die rechte Hand. »Glaubst du, ich brutzle hier zum Spaß? Erst wird gegessen, und bei guter Führung sehen wir dann weiter.«

Sie deckten den Tisch und frühstückten anschließend ausgiebig. Hannah genussvoll und in aller Ruhe, Abel hastig, aber aus seiner Sicht nicht minder genießend.

»Ah, es geht doch nichts über eine ordentliche Portion Eiweiß am Morgen«, sagte er, nachdem er seine Spiegeleier verschlungen hatte. Er sah sie vielsagend an. »Man weiß nie, wozu man es später noch gebrauchen kann.«

»Nur nicht gleich übermütig werden«, sagte Hannah und schlürfte an ihrem Milchkaffee. »Wobei … In deinem Alter plant man vielleicht wirklich besser kurzfristig als langfristig. Man weiß ja nicht, wie lange man überhaupt noch hat. Vielleicht ist das auch der Grund für deinen Hang, gewisse Dinge zu verschleppen …« Sie sah ihn erwartungsvoll an.

»Äh, ja, vielleicht«, sagte er, nachdem er begriffen hatte. Also doch! »Aber warum soll man auch etwas ändern wollen, wenn doch alles perfekt ist? Ich meine, uns geht es doch richtig gut. Oder?«

»Ja, alles ist wunderbar!«, pflichtete Hannah ihm überschwänglich bei. Dann stellte sie ihre Tasse ab und lächelte. »Gib zu: Du hast Schiss.«

Er kratzte sich am Hinterkopf. »Also, wenn sie für Guantanamo mal Nachwuchs brauchen – ich wüsste da jemanden.«

Hannah verzog zustimmend den Mund, sagte aber nichts. Er war am Zug.

»Okay, ich gestehe. Ich habe Schiss. In den letzten Jahren gab es in meinem Leben mehr Veränderungen, als mir lieb war. Und jetzt, wo endlich alles wieder passt, soll ich erneut etwas ändern. Dabei will ich doch genau das Gegenteil, nämlich dass alles so bleibt, wie es ist.«

Hannah nickte. »Okay, verstanden. Aber du vermischst da zwei Dinge. Das eine ist unser Zuhause. Da will ich was Neues. Weil es schöner ist und weil ich dann nicht mehr deine Vermieterin, sondern deine Partnerin bin. Das andere ist unsere Beziehung. Und unsere Gefühle füreinander werden sich doch nicht ändern, nur weil wir plötzlich eine tolle Wohnung haben.«

»Sagst DU!«

Hannah tippte sich dreimal an ihre rechte Schläfe. Dann verschränkte sie die Arme und sah ihn durchdringend an.

»Ich gebe dir Zeit, bis du aus Gummersbach zurück bist. Dann hätte ich aber gern mal eine Entscheidung, du Held.«

Abel wusste nicht, ob er sich über den Aufschub freuen oder vor der Deadline fürchten sollte.

»Das heißt, ich habe die Spiegeleier ganz umsonst gegessen?«

Sie hob die Schultern. »Auf jeden Fall solltest du deinen Koffer packen. Vielleicht regt ein bisschen Abwechslung ja deine grauen Zellen an.«

»Ich habe aber überhaupt keine Lust auf dieses … Gummersbach! Frank schickt mich nur dahin, weil dort mein Blutdruck nicht in Wallung kommt. Außer alte Akten zu wälzen werde ich dort wohl kaum etwas tun. Hier bei dir würde ich mich im Moment viel wohler fühlen«, sagte Abel wahrheitsgemäß. Insgeheim hegte er nämlich die Befürchtung, dass ihm etwas Wichtiges entgleiten könnte, sobald er erst einmal abgereist war.

Hannah schüttelte den Kopf. »Du gehst. Und wenn dort nichts los ist, umso besser. Dann hast du wenigstens Muße zum Nachdenken.«

Er verschränkte die Arme vor der Brust. Auch wenn sie recht hatte – zufrieden war er mit der Situation ganz und gar nicht.

Hannah schien das zu erkennen und drückte ihm einen versöhnlichen Kuss auf die Lippen. »Ich hoffe, du wirst davon nicht krank.«

Er schüttelte den Kopf. Das war einer der wenigen Punkte, die ihn gerade nicht beunruhigten.

*

6:30 Uhr, Polizeiwache Gummersbach, Hindenburgstraße

Als Kriminalhauptkommissar Thomas Borchert die Polizeiwache betrat, war es stockfinster. Der Schneefall hatte aufgehört und war einem eisigen Wind gewichen. Die Winter im Bergischen Land waren hart, und die Winternächte waren es erst recht.

Thomas Borchert störte es nicht. Er war heute um halb fünf aufgestanden und eine Stunde gelaufen. Mit Freude und am Ende natürlich auch mit Eis in den Haaren. Trotzdem war er glücklich, denn zu keinem anderen Zeitpunkt spürte er mehr, dass er lebte.

Im Pförtnerzimmer saß der alte Fischbach und klickte am PC Daten durch – vermutlich die Anmeldungen für diesen Tag. Borchert hob die Hand, als er an ihm vorbeiging, aber der Alte sah nur kurz mit leeren Augen durch ihn hindurch, bevor er sich wieder seinem Monitor zuwandte.

Fischbach war früher Streifenpolizist im Bezirksdienst gewesen und gar kein schlechter. Nach einem Herzinfarkt hatte er sich jedoch einen Behindertenausweis besorgt und war damit aus der Schusslinie gekommen. Jetzt saß er seine Zeit bis zur Rente am Empfang ab, wo er bei Kamillentee und Schmalzbrot zum Frühstück vor sich hin moderte.

Wie lange du wohl noch hast? Deine Augen sind jetzt schon tot, und beim Rest kann es nicht mehr lange dauern. Warum setzt du dich nicht zu Hause vor den Fernseher und wartest dort darauf, dass es endlich vorbei ist?

Borchert hasste es, wenn sich jemand so gehen ließ. Wer den Tod vor Augen hatte, aber dem eigenen Verfall nicht Einhalt gebot, gehörte seiner Meinung nach nicht mehr unter Leute.

Er drückte die Tür zur Polizeiwache auf und ging die Treppe zum Kriminalkommissariat Süd – seinem Kommissariat! – hinauf. Wie immer nahm er zwei Stufen auf einmal und brachte seine Oberschenkel damit zum Brennen. Aber er genoss den Schmerz so, wie er alles genoss, was mit seinen sportlichen Aktivitäten zusammenhing. Bei den Polizeimeisterschaften im nächsten Herbst wollte er den jungen Kollegen noch einmal zeigen, wozu er mit seinen vierzig Jahren in der Lage war.

In seinem Büro angekommen, hängte er seine Jacke an den Wandhaken und schaltete den Rechner ein. Während dieser mit dem Geräusch eines kaputten Föhns hochfuhr, schlenderte er zur Kaffeeküche. Auf dem Weg dorthin öffnete er jede Tür und warf einen Blick in die Büros dahinter.

Niemand da, nirgendwo Licht. Er war wie immer der Erste im Dienst. Alles war still, und in den Gängen herrschte ein schläfriges Halbdunkel.

Ein beruhigendes Gefühl, dachte er. Keiner war zu einem Notfall gerufen worden, alles lief in geordneten Bahnen. Fast so, als ob jemand die Zeit während der nächtlichen Bereitschaft angehalten und jetzt wieder angeschubst hätte.

Er füllte Wasser in den Kaffeeautomaten, einem Überbleibsel einer Hehler-Razzia, das auf unerklärliche Weise den Weg ins Kommissariat gefunden hatte. Während er dem Zischen und Brodeln der Maschine lauschte, lehnte er sich mit geschlossenen Augen rücklings an die Wand.

Er liebte diese letzten Momente der Ruhe. Nur er und das bisschen Technik, das den Kaffee in seine Tasse füllte. In wenigen Minuten jedoch würde der Erste seiner Leute hier sein. Vielleicht Voß. Oder die Stange. Dann ging der Alltag los. Tausend Fragen, die auf ihn einstürmten und nach Antworten schrien. Er musste Kraft tanken, damit er auch diesen Tag als vorbildlicher Vorgesetzter überstand. Aber jetzt, in dieser Sekunde, war die Welt noch in Ordnung.

Die Maschine knackte, der Kaffee war fertig. Der würzige Duft drang ihm in die Nase, und er öffnete die Augen. Er füllte eine Karaffe mit eiskaltem Wasser und trug sie mit dem Kaffee hinüber in sein Büro. Vorsichtig setzte er sich an seinen Schreibtisch und stellte dann beides neben sich auf das Mousepad. Mit einem Doppelklick öffnete er das E-Mail-Programm und wartete, bis sich der Posteingang aktualisiert hatte. Es war nichts Besonderes darin, nur das übliche Nachrichten-Pingpong zwischen Beamten.

Kommissar A berichtete dies, Sesselpupser B ergänzte das, Verwaltungsfuzzi C fragte irgendeinen überflüssigen Mist dazu.

Wenn Borchert etwas an seinem Beruf hasste, dann war es die Bürokratie. Sie erstickte jede Kreativität in seinem Job. Natürlich hatte er einige Leute unter sich, aber das änderte nichts daran, dass er sich den Zwängen der Verwaltung ausgeliefert fühlte.

Er nippte an seinem Kaffee und verbrannte sich fast die Zunge daran. Im nächsten Moment wurde es draußen im Gang hell. Eine Sekunde später näherten sich schwere Schritte, und ein Mann steckte den Kopf in sein Büro.

»Guten Morgen, Chef«, sagte Jan Voß. Er lehnte sich lässig in den Türrahmen. »Wie war die Nacht?« Sein Blick fiel auf Borcherts Sportjacke, die an der Wand hing. »Du bist jetzt aber nicht hierher gelaufen, oder?«

Borchert sah zu seinem Stellvertreter hoch, der auch in seiner gebeugten Haltung immer noch ein Baum von einem Kerl war. Gut eins neunzig groß und in den Schultern so breit wie ein Berggorilla, machte er bei jeder Vernehmung mächtig Eindruck. Voß war Ende dreißig und angeblich Single – was bei seiner Erscheinung verwunderte. Seine dunklen Haare trug er schulterlang, aber gepflegt, und es gab ihm zusammen mit seinem Dreitagebart einen südländischen Touch. Borchert ging davon aus, dass er scharf auf seinen Job war.

»Nur zehn Kilometer vor dem Frühstück. Solltest du auch mal machen.«

Voß winkte ab. »Ich bin mehr der Kugelstoßer-Typ. Hechelnd durch den Wald rennen überlasse ich Heringen wie dir.«

»Dann mach, dass du an die Arbeit kommst. Vielleicht kannst du dich heute ja ausnahmsweise nützlich machen.«

Voß kniff die Augen zusammen und ging dann wieder auf den Gang hinaus. Borchert war froh, dass er weg war.

Im nächsten Moment klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Fischbach vom Empfang.

»Was gibt’s?«

»Hallo Herr Kollege, ich habe hier jemanden, der eine Vermisstenmeldung aufgeben will.«

Borchert fand es ärgerlich und belustigend zugleich, dass Fischbach ihn als Kollegen ansprach. Als ob er noch dazugehörte. »Ein Hoch auf die alten Zeiten, was? Machen Sie einfach Ihren Job, und stellen Sie das Gespräch durch. Okay?«

Er hörte Fischbach ein paar Sekunden lang laut schnaufen. Dann machte es klick. »Wer spricht da?«

»Mein Name ist Christof Nosseck, und ich möchte meine Freundin als vermisst melden!«, platzte ein Mann mit junger Stimme heraus. »Ich wollte gestern Abend schon eine Vermisstenanzeige aufgeben, aber ich sollte erst einmal abwarten … Bitte, Sie müssen mir helfen.«

»Eins nach dem anderen«, sagte Borchert. »Wie alt ist Ihre Freundin?«

»Sechsundzwanzig Jahre. Warum?«

»Weil sie dann volljährig ist und tun und lassen kann, was sie will. Sind Sie sicher, dass sie nichts vorhatte, von dem Sie nichts wissen?«

»Wir wohnen seit zwei Jahren zusammen, ich kenne ihren Tagesplan! Sie war laufen und ist nicht zurückgekommen!«

»Und Ärger hatten Sie in letzter Zeit auch nicht?«

»Ärger? Wir lieben uns! Ihr muss etwas passiert sein!«

Borchert nahm einen Kugelschreiber in die Hand und klickte ein paar Mal den Knopf auf der Oberseite. »Na gut. Ihre Personalien gehen wir gleich durch. Haben Sie einen Tipp, wo wir mit der Suche beginnen können?«

»Ich kann Ihnen sagen, wo sie losgelaufen ist.« Der Mann am Telefon klang plötzlich hoffnungsvoll. »Ihr Auto steht auf dem Parkplatz bei den Erlenhagener Feldern. Ich bin natürlich sofort hingefahren, um nach ihr zu suchen. Der Wagen ist noch dort.«