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Einfach nur den Alltag hinter sich lassen, sich auf sich selbst besinnen - das war Antrieb und Ziel der Autorin, als sie sich, wie viele vor ihr, auf den schon häufig beschriebenen Pilgerweg begab. Hinzu kam die gespannte Erwartung, ob und was das Pilgern mit ihr machen würde. Sie entschied sich für die softe Version. Mit einem kleinen Rucksack lief sie eine Teilstrecke des Pilgerweges von knapp 250 Kilometern in zehn Tagen. Sie übernachtete nicht in Mehrbett-, sondern ganz komfortabel in Zweibettzimmern. Trotz der "leichten" Art des Pilgerns hielt der Camino so viele Überraschungen für sie bereit, dass sie ihn sofort wieder gehen würde. Stimmungsvoll und detailreich weiß die Autorin von den kleinen, ganz unspektakulären Dingen während ihres kleinen Abenteuers zu berichten, die diesen Reisebericht besonders lesenswert machen und aus der Fülle der Literatur über den Jakobsweg herausheben. Nach Abschluss der Lektüre ist man geneigt, seine Sachen zu packen, um sich selbst auf den Camino zu begeben.
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Seitenzahl: 66
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Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun.
(Mark Twain)
Zur Person:
Mechthild Tammena
Zuletzt beruflich als Rektorin tätig
Co-Autorin der Broschüre
Der Fall Koch Eine rechtsradikale Karriere in der Provinz
Herausgeberin der Broschüre
Ein Name hat ausgedient! Eine kommentierte Dokumentation zur
Umbennung der Von-Lettow-Vorbeck-Kaserne in
Evenburg-Kaserne Leer
Co-Autorin des Autorenteams Leer
Wir können auch anders - Unternehmen Ruhestand
Mechthild Tammena
Der Camino - Eine Welt für sich
Pilgertour von Ponferrada nach Santiago de
Compostela
Impressum
©2021 Mechthild Tammena
Umschlag, Illustration: Wolfgang Kellner
Lektorat: Anemone Hehl
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-23383-6 (Paperback)
Hardcover
978-3-347-23384-3 (Hardcover)
e-Book
978-3-347-23385-0 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Vorbemerkung
Vorbereitung des Pilgerweges
Es geht los
Ponferrada
1. Pilgertag: Ein Tag der besonderen Art
2. Pilgertag: Auf dem Camino passt es!
3. Pilgertag: Herausforderung
4. Pilgertag: Besonderheiten der Region
5. Pilgertag: Völkerwanderung
6. Pilgertag: Die kleinen Dinge am Wegesrand
7. Pilgertag: Veränderte Pilgerschar
8. Pilgertag: Santiago in greifbarer Nähe
9. Pilgertag: Vorletzter Tag
10. Pilgertag: Geschafft!
Santiago
Fisterra
Muxia
Rückreise
Fazit
Kreuz
Literatur / Dank
Vorbemerkung
Das vorliegende Buch ist kein Reiseführer, der die Orte, die Kirchen und die Gegenden am Camino - dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela – ausführlich beschreibt. Entsprechendes Lesematerial lässt sich zur Genüge finden.
Vielmehr berichte ich hier über „meinen Camino“, über meine Erlebnisse während des Pilgerns. Die kleinen, ganz unspektakulären Dinge, die sich mir am Wegesrand oder auf dem Weg boten, stehen hier im Fokus. Diese Eindrücke, die das Pilgern so besonders und einzigartig machten, ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass der Camino „eine Welt für sich“ ist.
Mein Mann, Wolfgang Kellner, hat die Fotos vom Camino eingefügt und die Gestaltung des Buches übernommen.
Vorbereitung des Pilgerweges
Ein Jahr vor dem Ruhestand reifte in mir der Entschluss, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu gehen, den Weg, den Hape Kerkeling in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ beschrieben hat. Es gibt viele Pilgerwege, die nach Santiago führen – etwa den Küstenweg, den spanischen und den portugiesischen. Doch sie alle sind bestimmt nicht so stark frequentiert wie der Camino francés, der in den Pyrenäen beginnt und nach achthundert Kilometern in Santiago endet. Trotzdem stand für mich von Anfang an fest, dass ich, sollte ich tatsächlich pilgern, diesen Weg gehen würde – den bekanntesten Pilgerweg Europas. Ich hatte sowohl das Buch von Hape Kerkeling gelesen als auch die Verfilmung gesehen und wollte mir nun selbst ein Bild davon machen.
Schon während meiner sechzehn Jahre währenden Tätigkeit als Schulleiterin einer Grundschule hatte die Idee in mir geschlummert. Man könnte annehmen, dass die Sommerferien für ein solches Vorhaben genügen. Doch als Schulleiterin hatte ich auch in den Ferien präsent zu sein, zumal die Angelegenheiten für das neue Schuljahr organisiert werden mussten. Wäre ich ungeachtet dessen gelaufen, hätte ich einen Zeitdruck verspürt, den ich mir nicht auferlegen wollte. Somit habe ich das Pilgern in der Zeit meines Schuldienstes nicht weiter verfolgt, es aber nie aus den Augen verloren.
Warum ich den Weg gehen wolle, wurde ich oft gefragt, häufig begleitet von der Assoziation „Bist du religiös?“
Ich bin zwar im katholisch geprägten Emsland aufgewachsen, allerdings zum Leidwesen meiner Eltern mit siebenundzwanzig Jahren aus der Kirche ausgetreten, da ich mit verschiedenen durch diese Institution vermittelten Einstellungen nicht einverstanden war. Die meisten Kirchen empfinde ich als zu prunkvoll, doch wenn ich auf Reisen bin, besuche ich aus kulturellem Interesse auch Gotteshäuser.
Ich glaube nicht an die Dreifaltigkeit und auch nicht an die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Da halte ich es mit dem Theologen Ernst Axel Knauf, der im Rahmen eines Spiegel-Interviews 2014 erklärte: „Die Bibel ist wie ein Museum, das großartige Stücke aus 1000 Jahren Geschichte enthält, aber die wenigsten sind beschriftet, und bei manchen sind die Erklärungen vertauscht.“
Warum also pilgern? Im Kirchenlatein bezeichnet „Pelegrinus“ eine Person, die aus Glaubensgründen in die Fremde zieht, zumeist, indem sie eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt. Das Ziel ist ein als heilig betrachteter Ort, etwa eine Wallfahrtskirche, ein Tempel oder ein Baumheiligtum.
Heutzutage – und hier liegt der Grund für mein großes Interesse – wird auch aus nicht-religiösen Gründen gepilgert, einfach, um der Natur nah zu sein. Ich verband mit dem Pilgern die Vorstellung, den Alltag hinter mir lassen und mich auf mich selbst konzentrieren zu können.
Zudem war ich schlichtweg neugierig auf das Pilgern. Ich hatte so viel in den Medien gehört und gesehen, dass es mich reizte, es einmal auszuprobieren. Viele wollen durch das Pilgern eine Krankheit oder einen Schicksalsschlag aufarbeiten. Davon war ich weit entfernt. Vielmehr beschreibt Offenheit für etwas Neues meine Haltung. Ich empfand das Pilgern überdies als einen guten Einstieg in meinen Ruhestand.
Weiter war ich gespannt, ob ich die Herausforderungen, die sich ergeben würden, überhaupt bewältigen konnte. Hatte ich Lust, jeden Tag zu laufen? Würde ich die Strecken, die ich mir vorgenommen hatte, schaffen? Würde es mir gefallen, allein unterwegs zu sein?
Mein Mann war von der Idee begeistert. Er selbst wollte nicht laufen, sondern den Weg mit dem Rad zurücklegen und die Gegend auf diese Weise erkunden. Er meldete sich zu einem Spanisch-Kurs an der Volkshochschule an und wir versuchten, uns zumindest auf dieser Ebene auf Santiago de Compostela einzustellen. Ich befasste mich mit gängigen Redewendungen, die mir – so meine Annahme – bei meiner Wanderung behilflich sein könnten: Qué tal? De donde eres? Como te llamas? Espanol no hablo. No entiendo nada!
Alle weiteren Vorbereitungen schob ich weit weg, denn ich wollte mich auf mein Abschlussjahr in der Schule konzentrieren.
Doch dann war es soweit. Der letzte Tag in der Schule war überstanden, alles war auf- und weggeräumt. Nach einem letzten Treffen mit dem Kollegium konnten die Vorbereitungen für den Camino beginnen.
In der Auseinandersetzung mit dem Pilgerweg wurde mir schnell bewusst:
- Ich wollte nur eine Teilstrecke laufen. Bislang war ich nicht mehr als zwanzig Kilometer am Tag gewandert.
- Schweres Gepäck wollte ich vermeiden. Ein kleiner Rucksack sollte genügen.
- Auf keinen Fall wollte ich in einem Sechs- oder Achtbettzimmer mit mir fremden Menschen schlafen, die womöglich des Nachts schnarchen oder sonstige Geräusche von sich geben.
Auf Basis dieser Überlegungen entschied ich mich für eine Wanderung light oder soft. Das reichte mir, denn selbst eine solche Version würde durchaus eine Herausforderung für mich werden.
Ich besorgte mir Wanderschuhe, Wandersocken und einen Schrittzähler, der mir sowohl die gelaufenen Kilometer wie auch die verbrauchten Kalorien anzeigen würde. Die neu erworbenen Utensilien erprobte ich auf Strecken in der Umgebung. Es klappte besser als erwartet: Keine Druckstellen an den Füßen, keine Konditionsschwierigkeiten und keine Probleme, allein zu laufen.
Nach einem intensiven Studieren der Karten beschlossen wir, in der Stadt Ponferrada zu starten. Sie liegt in der spanischen Provinz Kastilien. Wie das benachbarte Galicien ist sie dünn besiedelt. 27 EinwohnerInnen auf einen Quadratkilometer sind hier vorzufinden. Ostfriesland, meine Heimat, das mit 148 EinwohnerInnen pro Quadratkilometer unter dem Bundesdurchschnitt liegt, könnte im Vergleich dazu fast als dicht besiedelt angesehen werden. Umso mehr erstaunt es, dass Kastilien seit dem Mittelalter die Geschichte Spaniens wie keine andere Region bestimmt. Castellano, die kastilische Sprache, wurde zum eigentlichen Spanisch.