Der chinesische Pfeil - Thorsten Beck - E-Book
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Der chinesische Pfeil E-Book

Thorsten Beck

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Beschreibung

Amor hat einen, Edgar Wallaces Grüner Bogenschütze auch – und erst die Amazonen! Dass ein Pfeil in Zeiten hochmoderner Schusswaffentechnologie eine mehr als ungewöhnliche Tatwaffe ist, erkennt nicht nur die Hamburger Polizei. Auch Anwalt Tim Börne weiß: Wer auf diese Weise mordet, ist ein ganz eigenes Kaliber. »Tim, ich brauche noch einmal deine Hilfe. Wir kommen in der Sache mit den Harburger Pfeilmorden einfach nicht weiter.« »Weißt du, dass der Steinzeitmensch Ötzi, der 1991 in einem Alpengletscher gefunden wurde, auch durch einen Pfeil getötet worden ist? Die Aufklärung des Verbrechens hat gut fünftausend Jahre gedauert. Der Täter war leider schon gestorben.« »Lass die Scherze, Tim. Ich habe ein echtes Problem«, bat Hanna. »Okay, was willst du wissen?« Im Grunde vor allem eines: Wer perforiert zielgenau zentrale Organe der Harburger organisierten Kriminalität mit einem tödlichen Pfeilgeschoss? Hauptkommissarin Hanna Steinbach steht vor einem Rätsel, bei dessen Lösung ihr Rechtsanwalt Tim Börne wieder einmal zur Seite steht. Seine Kenntnisse über Hamburgs schussfreudige Szene zeigen vor allem eines: Wo ein Pfeil ist, ist auch ein Schütze – und das nächste Ziel nicht weit. »Der chinesische Pfeil« ist der achtundzwanzigste Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – Tim Börne trifft immer ins Schwarze!

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Ähnliche


Thorsten Beck

Der chinesische Pfeil

Copyright der eBook-Ausgabe © 2014 bei Hey Publishing GmbH, München

Originalausgabe © 1999 by Hamburger Abendblatt in der Reihe Schwarze Hefte erschienen, herausgegeben von Volker Albers

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © privat

ISBN: 978-3-942822-97-8

Der chinesische Pfeil ist der achtundzwanzigste Band der Krimireihe hey! shorties. Jede Folge ist in sich abgeschlossen. Eine Auflistung der bereits erschienenen Titel befindet sich am Ende dieses eBooks (bitte hier klicken).

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Der chinesische Pfeil

Amor hat einen, Edgar Wallaces Grüner Bogenschütze auch – und erst die Amazonen! Dass ein Pfeil in Zeiten hochmoderner Schusswaffentechnologie eine mehr als ungewöhnliche Tatwaffe ist, erkennt nicht nur die Hamburger Polizei. Auch Anwalt Tim Börne weiß: Wer auf diese Weise mordet, ist ein ganz eigenes Kaliber.

»Tim, ich brauche noch einmal deine Hilfe. Wir kommen in der Sache mit den Harburger Pfeilmorden einfach nicht weiter.«

»Weißt du, dass der Steinzeitmensch Ötzi, der 1991 in einem Alpengletscher gefunden wurde, auch durch einen Pfeil getötet worden ist? Die Aufklärung des Verbrechens hat gut fünftausend Jahre gedauert. Der Täter war leider schon gestorben.«

»Lass die Scherze, Tim. Ich habe ein echtes Problem«, bat Hanna.

»Okay, was willst du wissen?«

Im Grunde vor allem eines: Wer perforiert zielgenau zentrale Organe der Harburger organisierten Kriminalität mit einem tödlichen Pfeilgeschoss? Hauptkommissarin Hanna Steinbach steht vor einem Rätsel, bei dessen Lösung ihr Rechtsanwalt Tim Börne wieder einmal zur Seite steht. Seine Kenntnisse über Hamburgs schussfreudige Szene zeigen vor allem eines: Wo ein Pfeil ist, ist auch ein Schütze – und das nächste Ziel nicht weit.

Ante Plavsic ging langsam die Treppe hoch. Die Stufen waren ausgetreten und knarrten bei jedem Schritt. Aber das störte ihn nicht. Er strich über den hölzernen Handlauf des Geländers. Sanft, wie es eigentlich nicht seine Art war. Das Haus in der Lassallestraße gehörte jetzt ihm. Es war das dritte, das er im Phoenix-Viertel gekauft hatte. Vielleicht sein schönstes in dem ehemaligen Arbeiterquartier, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden war. Der Rautenfries an der Fassade ließ es nicht ganz so schmucklos erscheinen wie die beiden anderen.

Dass ihm einmal Häuser gehören würden, noch dazu in einem fremden Land, hätte er sich vor ein paar Jahren nicht träumen lassen. Er kam aus dem Kosovo, Sohn eines serbischen Vaters und einer albanischen Mutter. Eine Maurerlehre hatte er abgebrochen. Anfang der neunziger Jahre glaubte er, dass der Krieg seine Chance war. Damals bei den Tschetniks in Bosnien hatte er echte Kameradschaft erlebt. Da ging man für den anderen durch dick und dünn. Sicher, nicht alles war schön gewesen, aber wo gehobelt wird …

Von seiner Zeit als stellvertretender Kommandant des Lagers Omarska sprach er nur ungern. Aber es gab Befehle, und die waren auszuführen. Damals hatte er noch an eine Zukunft in der Heimat geglaubt. Dann mischte sich der Westen immer stärker ein. Allmählich war die Lage unübersichtlich geworden. Irgendwann hatte ihm sein ehemaliger Kommandeur die Nachricht zukommen lassen, dass es besser sei zu verschwinden.

Er war dann mit einem Trupp von Bauarbeitern nach Deutschland gegangen. Aber die Baukonjunktur lahmte. Plavsic merkte schnell, dass auf anderen Gebieten mehr Geld zu verdienen war. Angefangen hatte er mit Zigarettenschmuggel. Einer der alten Kameraden aus der Bosnienzeit holte ihn dann nach Hamburg. Er sollte sich um die Geschäfte in Harburg kümmern. Offiziell wurde er Geschäftsführer einer kleinen Baufirma. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten liefen vor allem die Drogengeschäfte immer besser. Nachdem die Claims mit den Schwarzafrikanern abgesteckt waren, boomte es. Durch die neue Senatspolitik wichen die vom Hauptbahnhof vertriebenen Junkies und Kleindealer immer mehr nach Wilhelmsburg und Harburg aus. Plavsic konnte sich die Hände reiben.

Er war jetzt vor der Tür der Dachgeschosswohnung angelangt und klopfte zweimal. Zwar gab es eine Klingel, aber die Mädchen sollten schließlich keinen Zweifel haben, wer da Einlass verlangte. Das Kassieren übernahm er fast immer höchstpersönlich. Früher hatte er oft einen seiner Gorillas geschickt, aber es war schon zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Die Mädchen merkten schnell, wenn einer ein weiches Herz hatte.

Ljiljana, die Neue, öffnete. Sie trug ein langes, weißes Herrenoberhemd, darunter einen pinkfarbenen Rüschenslip. Die weißen Pumps waren ein Geschenk von ihm. Ihre grünen Augen funkelten nicht mehr so wie bei ihrer Ankunft. Sie scheint sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen, dachte Plavsic. Seine Gewährsleute in Novi Sad hatten ihren Eltern erzählt, dass ihre Tochter als Au-pair-Mädchen nach Deutschland gehen könne. Als er Ljiljana nach ihrer Ankunft den Pass abgenommen hatte, war sie zu einer kleinen Raubkatze mutiert. Seine Kratzwunde am Hals war noch immer nicht ganz verheilt. Zum Glück hatte er Drago dabei. Er selbst hasste es, Frauen zu schlagen. Das war ihm schon in den bosnischen Lagern nicht leicht gefallen. Er hatte Drago gesagt, dass er ihr Gesicht verschonen sollte. Wunden am Körper heilten schneller.

Inzwischen kooperierte sie. Sie hatte sich in wenigen Wochen sogar schon eine ansehnliche Stammkundschaft zugelegt. Plavsic schob Ljiljana aus dem Türrahmen und betrat die Wohnung. Er setzte sich auf den großen Korbsessel und ließ den Blick schweifen. Ihm missfiel, dass sie noch keine persönlichen Gegenstände an den Wänden angebracht hatte – abgesehen von dem Poster irgendeines serbischen Schlagersängers, dessen Name ihm entfallen war. Er schätzte es, wenn sich die Mädchen in seinen Apartements zu Hause fühlten.

Wortlos reichte Ljiljana ihm ein Bündel Geldscheine. Plavsic zählte siebzehnhundert Euro. Er war zufrieden. Schließlich ließ er sie bislang nur nachmittags und am frühen Abend arbeiten. Er gab ihr dreihundert Euro zurück. Das war großzügig, wie er fand. Zuviel Geld erhöhte nur das Risiko, dass die Mädchen sich in den nächsten Zug setzten. Ein paar Mal war das schon passiert, aber er hatte die Ausreißerinnen durch die weitgespannte Organisation und ihre Partner immer wieder einfangen können.

Ljiljana gefiel ihm. Er stand auf, machte einen Schritt auf sie zu und zog sie an sich. Die junge Frau wehrte sich nicht. Er ließ seine Hand an ihrem Oberschenkel hinauf gleiten. Sollte er? Lust hatte er schon, aber er wusste auch, dass er um elf mit einem Geschäftspartner in einer der Kneipen an der Wilstorfer Straße verabredet war. Es ging mal wieder um die Claims, und die Sache war wichtig. Plavsic zog den Kragen ihres Herrenoberhemdes ein wenig herunter und küsste Ljil j ana auf ihr Tattoo zwischen den Schulterblättern.

»Ich komme nachher noch mal wieder«, raunte er ihr ins Ohr. Dann riss er sich los und verließ die Wohnung.

Als er wieder auf die Lassallestraße hinaustrat, war es stockfinster. Die Straße war kaum beleuchtet. Er musste jetzt nur noch um zwei Ecken und dann links eine winzige Gasse hinunter, um zu dem Treffpunkt zu gelangen. Als er die Reinholdstraße überquerte, meinte er, einen Schatten im Eingang eines Hauses wahrzunehmen. Das war um elf Uhr abends aber noch nicht weiter verwunderlich. Ihn machte nur stutzig, dass der Schatten offenbar so etwas wie eine Stange bei sich trug. Sicher, in seinem Gewerbe musste man immer auf der Hut sein. Aber seit er in Harburg Wurzeln geschlagen hatte, war ihm noch nichts Ernsthaftes passiert. Früher hatte es noch manchmal Drohungen von Konkurrenten gegeben. Aber die hatten sich als Papiertiger erwiesen. In der letzten Zeit waren die Geschäfte ausgesprochen ruhig verlaufen.

Plavsic hatte jetzt die kleine Gasse erreicht, und es lagen nur noch fünfzig Meter bis zur Eckkneipe vor ihm. Aber irgendetwas war heute anders. Vielleicht hätte er Drago doch besser mitnehmen sollen. Angst war ein Gefühl, das er sich in den bosnischen Bergen eigentlich abgewöhnt hatte. Jetzt plötzlich meldete sich dieser alte Teufel wieder zurück. Er drehte sich um. Es war niemand zu sehen. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass irgendwo eine Gefahr lauerte. Kopfschüttelnd setzte er seinen Weg fort. Als er unter einer Straßenlaterne vorbeiging, meinte er, ein leises Pfeifen wahrzunehmen. Das kommt wohl von der Straße, dachte er noch, als es plötzlich durch seinen Oberkörper zuckte. So gewaltig, als habe jemand ihm von hinten einen Hammer durch die Brust geschlagen. Im Fallen sah er noch nach unten. Aus seiner Brust ragte etwas heraus. Es war eine Pfeilspitze. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Hauptkommissarin Hanna Steinbach saß in ihrem Zimmer im Alsterdorfer Polizeipräsidium und starrte immer wieder auf den orangefarbenen Pfeil mit den kleinen Löchern in der Spitze, der von den Kriminaltechnikern in Plastikfolie eingeschweißt worden war, nachdem sie ihre Arbeit beendet hatten. Fingerabdrücke hatten sie nicht gefunden. Aber vielleicht war es bei Bogenschützen ohnehin üblich, Handschuhe zu tragen. Die Ballistiker verstanden zwar viel von Feuerwaffen, Kalibern, Riefen und Patronen, aber im Bogenschießen brauchten sie eine Nachschulung. Ihr Kollege Seifert wusste noch von der hohen Durchschlagskraft der Pfeile zu berichten. Ein geübter Bogenschütze könne jedenfalls auf bis zu neunzig Meter Distanz absolut tödlich treffen. Das habe die französische Kavallerie im Hundertjährigen Krieg zu spüren bekommen. Einfache englische Langbogenschützen hätten mit ihren Pfeilen jede schimmernde Rüstung glatt durchschlagen. Sie seien beim Nachladen so schnell gewesen, dass sich beim Abschuss des dritten Pfeils die ersten beiden noch in der Luft befunden hätten. Hanna brauchte aber keinen historischen Exkurs über die Schlachtfelder des Mittelalters, sondern Anhaltspunkte dafür, warum ein Täter heutzutage zu einem derart merkwürdigen Mordinstrument griff.