Der Drachenteich - S. S. Van Dine - E-Book

Der Drachenteich E-Book

S. S. Van Dine

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Beschreibung

Eine feuchtfröhliche Party in Inwood – einem ländlich geprägten Stadtteil im Norden von Manhattan: Der Schauspieler Sanford Montague springt zum Baden in den »Drachenteich« der gastgebenden Familie Stamm – und taucht nicht wieder auf. Dafür werden nach Ablassen des Wassers auf dem Teichgrund Spuren entdeckt, die denen eines Drachen ähneln. Stimmt die alte Indianer-Legende, nach der ein Seeungeheuer die Familie Stamm von ihren Feinden beschützt? Philo Vance ermittelt – und stößt auf eine in Eifersucht, Hass, Intrigen und Aberglauben verstrickte Gesellschaft, in der jeder verdächtig scheint … Der Krimi aus der Philo Vance-Reihe wurde 1934 erfolgreich verfilmt. Mit dieser Ausgabe bei krimischaetze.de ist die deutsche Erstübersetzung erstmals als E-Book verfügbar. In Zukunft werden bei www.krimischaetze.de regelmäßig weitere Titel erscheinen - überarbeitet, in neuer Rechtschreibung und mit erklärenden Fußnoten versehen. krimischaetze.de Null Papier Verlag

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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S. S. van Dine

Der Drachenteich

Ein Fall für Philo Vance. Kriminalroman aus New York.

S. S. van Dine

Der Drachenteich

Ein Fall für Philo Vance. Kriminalroman aus New York.

(The Dragon Murder Case)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]Übersetzung: Hans Herdegen EV: Goldmann, Leipzig, 1935 2. Auflage, ISBN 978-3-954185-27-6

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Über kri­mis­chaet­ze.de

Über den Au­tor

Über den Ro­man­hel­den Phi­lo Van­ce

Über die­ses Buch

Han­deln­de Per­so­nen

1. Die Tra­gö­die

2. Eine ver­blüf­fen­de Be­schul­di­gung

3. Pool­ge­plan­sche

4. Eine Un­ter­bre­chung

5. Das Seeun­ge­heu­er

6. Ein un­glück­li­cher Zu­fall

7. Auf dem Grund des Tei­ches

8. Ge­heim­nis­vol­le Fuß­spu­ren

9. Eine neue Ent­de­ckung

10. Der Ver­miss­te

11. Eine düs­te­re Pro­phe­zei­ung

12. Ver­neh­mun­gen

13. Drei Frau­en

14. Nächt­li­che Geräusche

15. Blut und eine Gar­de­nie

16. Tod in dop­pel­ter Aus­füh­rung

17. Ang­ler­la­tein

18. Dra­chen­spu­ren

19. Das letz­te Glied in der Ket­te

20. Die Auf­lö­sung

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

kri­mis­chaet­ze.de

Der Drachen­teich

Fräu­lein Ban­dit

Die blaue Spur – Mau­ri­ce Wal­li­on er­mit­telt

Das ver­schwun­de­ne Haus

Der Tod im Ka­si­no

Der Mann vom Meer

Auf der Flucht

Die wei­ße Nel­ke

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Über krimischaetze.de

Kri­mi­nal­ro­ma­ne sind heut­zu­ta­ge er­folg­reich wie nie. Kri­mi-Klas­si­ker? Da den­ken die meis­ten so­fort an Aga­tha Chris­tie (1890-1976) oder Ed­gar Wal­lace (1875-1932). Tat­säch­lich ge­hör­ten die bri­ti­schen Au­to­ren zu den ers­ten, die in den »wil­den« 1920er Jah­ren ins Deut­sche über­setzt wur­den. Kri­mi-Fans ken­nen oft auch den Schwei­zer Fried­rich Glau­ser (1896-1938), den Na­mens­ge­ber des Glau­ser-Prei­ses -- eine der wich­tigs­ten Aus­zeich­nun­gen für deutsch­spra­chi­ge Kri­mi-Au­to­ren. Wie viel­fäl­tig die Kri­mi-Sze­ne in der Wei­ma­rer Re­pu­blik war, ist in der brei­ten Öf­fent­lich­keit je­doch voll­kom­men in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten. Für kri­mis­chaet­ze.de ha­ben sich Jür­gen Schul­ze, Ver­le­ger des Null Pa­pier-Ver­la­ges, und Se­bas­ti­an Brück, Au­tor und Jour­na­list, zu­sam­men­ge­tan, um alte Kri­mi-Best­sel­ler neu zu ent­de­cken und als E-Book ver­füg­bar zu ma­chen -- über­ar­bei­tet, in neu­er Recht­schrei­bung und mit er­klä­ren­den Fuß­no­ten ver­se­hen.

Das kri­mis­chaet­ze.de-Pro­gramm star­tet zu­nächst mit sechs Ti­teln -- so­wohl Über­set­zun­gen aus dem Eng­li­schen (S.S. Van Dine) und Schwe­di­schen (Ju­li­us Re­gis), als auch deutsch­spra­chi­ge Ori­gi­na­le: In je zwei Fäl­len er­mit­teln Phi­lo Van­ce, der »ame­ri­ka­ni­sche Sher­lock Hol­mes«, und Mau­ri­ce Wal­li­on, der »De­tek­tivre­por­ter« und »Ur­va­ter« von Stieg Lars­sons »Mil­le­ni­um«-Pro­tago­nist Mi­kael Blom­qvist. Eben­falls ver­tre­ten sind die ver­ges­se­nen Wer­ke zwei­er jü­di­scher Au­to­ren: Die in Bu­da­pest, Pa­ris und San Se­bas­tián spie­len­de Kri­mi­ko­mö­die »Fräu­lein Ban­dit« des Ös­ter­rei­chers Jo­seph Del­mont so­wie der hu­mor­vol­le Kri­mi­nal­ro­man »Das ver­schwun­de­ne Haus -- oder: Der Ma­ha­ra­dscha von Bre­cken­dorf« des Frank­fur­ters Karl Ett­lin­ger.

In Zu­kunft wer­den bei www.krimischaetze.de re­gel­mä­ßig wei­te­re Ti­tel er­schei­nen.

Über den Autor

Noch heu­te wird S.S. Van Dine im­mer wie­der ge­mein­sam mit Au­to­ren wie Aga­tha Chris­tie oder Do­ro­thy L. Sayers als Mit­be­grün­der des gol­de­nen Zeit­al­ters des Kri­mi­nal­ro­mans ge­nannt. Wil­liam Hun­ting­ton Wright -- so lau­tet der ech­te Name des US-Au­tors -- wähl­te für sei­ne Kri­mi­nal­ro­ma­ne ein fik­ti­ves Ich-Er­zäh­ler-Pseud­onym: »Van« ist sein drit­ter Vor­na­me und nicht mit dem nie­der­län­di­schen Adelsprä­di­kat zu ver­wech­seln, »S.S.« steht für »steam­ship« (Deutsch: »Dampf­schimpf«).

Wright wur­de 1888 in Vir­gi­nia ge­bo­ren, wo sei­ne El­tern ein Ho­tel führ­ten. Er stu­dier­te mit mä­ßi­gem Er­folg an drei Col­le­ges, un­ter an­de­rem in Har­vard. Da­nach ging er für ein Kunst­stu­di­um nach Mün­chen und Pa­ris. Zu­rück in den USA mach­te er sich in den 1910er Jah­ren einen Na­men als Li­te­ra­tur- und Kunst­kri­ti­ker für die Los An­ge­les Ti­mes so­wie als Re­dak­teur ei­nes Li­te­ra­tur­ma­ga­zins. Au­ßer­dem ver­öf­fent­lich­te er ein Fach­buch über Fried­rich Nietz­sche (»What Nietz­sche Taught«, 1915) -- ein kom­men­tier­ter Über­blick über alle Wer­ke des deut­schen Phi­lo­so­phen -- so­wie meh­re­re Kurz­ge­schich­ten.

Sei­ne Kar­rie­re als Kri­mi-Au­tor be­gann in New York, als er von sei­nem Arzt eine zwei­jäh­ri­ge Bett­ru­he ver­ord­net be­kam -- of­fi­zi­ell auf­grund von Herz­pro­ble­men, tat­säch­lich in Fol­ge sei­ner heim­li­chen Ko­kain­sucht. In die­ser Zeit, ab 1923, wühl­te er sich in­ten­siv durch das Gen­re der Kri­mi­nal- und De­tek­tiv­li­te­ra­tur, die da­mals in li­te­ra­ri­schen Zir­keln einen schlech­ten Ruf hat­te. Wright er­schuf als Ge­gen­pol sei­nen aus der rei­chen und ele­gan­ten Ge­sell­schaft stam­men­den Pro­tago­nis­ten Phi­lo Van­ce, der schnell zum er­folg­reichs­ten Kri­mi-Er­mitt­ler sei­ner Zeit avan­cier­te, bis er ab 1939 -- dem Jahr in dem Wright verstarb -- all­mäh­lich von Ray­mond Chand­lers De­tek­tiv Phi­lip Mar­lo­we ab­ge­löst wur­de.

Über den Romanhelden Philo Vance

Ein ame­ri­ka­ni­scher Sher­lock Hol­mes der 1920er und 1930er -- bis heu­te ist Phi­lo Van­ce im­mer wie­der mit die­sem Eti­kett ver­se­hen wor­den. In der Tat er­in­nert schon die Er­zähl­wei­se an Ar­thur Co­nan Doy­le: In die­sem Fall heißt der Chro­nist nicht Dr. Wat­son, son­dern S.S. Van Dine -- ein gu­ter Freund von Phi­lo Van­ce und des­sen Be­ra­ter und Pri­vat­se­kre­tär.

Phi­lo Van­ce ist Mit­te drei­ßig, groß und kräf­tig, scharf ge­schnit­te­ne Ge­sichts­zü­ge, graue Au­gen -- ein durch­aus at­trak­ti­ver Mann, aber kein Schön­ling. Zu­wei­len wirkt er et­was sno­bis­tisch und di­stan­ziert. Dazu pas­sen auch die stets ta­del­lo­se Klei­dung, sei­ne pri­va­te Kunst­samm­lung so­wie ex­klu­si­ve In­ter­es­sen wie Polo, Hun­de­zucht oder Bo­gen­schie­ßen. Die­ser Typ New Yor­ker kann nur aus der obe­ren Ge­sell­schafts­schicht der Me­tro­po­le stam­men.

Van­ce hat im bri­ti­schen Ox­ford stu­diert, ist durch eine Erb­schaft fi­nan­zi­ell un­ab­hän­gig und wohnt mit sei­nem But­ler Cur­rie in der 38. Stra­ße Ost in ei­nem lu­xu­ri­ösen Stadt­haus -- ein so­ge­nann­tes Brown­sto­ne mit Dach­gar­ten. Durch sei­ne lang­jäh­ri­ge Freund­schaft mit dem Ge­ne­ral­staats­an­walt John Mark­ham wird Phi­lo Van­ce im­mer wie­der in span­nen­de Kri­mi­nal­fäl­le hin­ein­ge­zo­gen. Auch Ser­geant Heath, Lei­ter der Mord­kom­mis­si­on des New York Po­li­ce De­part­ment (NYPD), greift ger­ne auf den Scharf­sinn und die hohe Bil­dung des Ama­teur-De­tek­tivs zu­rück. Kri­mi­nal­fäl­le als in­tel­lek­tu­el­le Her­aus­for­de­rung: In­di­zi­en sam­meln, Fak­ten ana­ly­sie­ren -- dar­in ist Phi­lo Van­ce ähn­lich gut wie ei­ni­ge Jahr­zehn­te vor ihm Sher­lock Hol­mes.

Nach dem durch­schla­gen­den Er­folg der Kri­mi-Rei­he wur­den von 1929 bis 1947 ins­ge­samt fünf­zehn Fil­me mit wech­seln­den Phi­lo Van­ce-Dar­stel­lern ge­dreht. Ein­mal (1930) über­nahm auch der Ame­ri­ka­ner Ba­sil Ra­th­bo­ne die Rol­le, der ein paar Jah­re spä­ter als Sher­lock Hol­mes-Dar­stel­ler welt­be­rühmt wer­den soll­te. Auch für das Ra­dio wur­den die Phi­lo Van­ce-Kri­mis ad­ap­tiert, NBC brach­te in den 1940er Jah­ren drei Hör­spiel­se­ri­en.

Ei­ni­ge Jahr­zehn­te spä­ter gab es das ers­te Re­vi­val: 1974 wag­te das ita­lie­ni­sche Fern­se­hen eine fil­mi­sche Neu­auf­la­ge und dreh­te eine drei­tei­li­ge Mini-Se­rie, 2002 ent­stand ein tsche­chi­scher TV-Film.

Über dieses Buch

Eine feucht­fröh­li­che Par­ty in In­wood -- ei­nem länd­lich ge­präg­ten Stadt­teil im Nor­den von Man­hat­tan: Der Schau­spie­ler San­ford Mon­tague springt zum Ba­den in den »Drachen­teich« der gast­ge­ben­den Fa­mi­lie Stamm -- und taucht nicht wie­der auf. Da­für wer­den nach Ablas­sen des Was­sers auf dem Teich­grund Spu­ren ent­deckt, die de­nen ei­nes Dra­chen äh­neln. Stimmt die alte In­dia­ner-Le­gen­de, nach der ein Seeun­ge­heu­er die Fa­mi­lie Stamm von ih­ren Fein­den be­schützt? Phi­lo Van­ce er­mit­telt -- und stößt auf eine in Ei­fer­sucht, Hass, Int­ri­gen und Aber­glau­ben ver­strick­te Ge­sell­schaft, in der je­der ver­däch­tig scheint ...

Der Kri­mi aus der Phi­lo Van­ce-Rei­he wur­de 1934 er­folg­reich ver­filmt. Mit die­ser Aus­ga­be bei kri­mis­chaet­ze.de ist die deut­sche Er­st­über­set­zung erst­mals als E-Book ver­füg­bar.

Handelnde Personen

Phi­lo Van­ce: Pri­va­ter Er­mitt­ler in New York.

S.S. Van Dine: Pri­vat­se­kre­tär von Phi­lo Van­ce und im Hin­ter­grund blei­ben­der Ich-Er­zäh­ler. Wird von Phi­lo Van­ce mit sei­nem drit­ten Vor­na­men »Van« an­ge­spro­chen.

John Mark­ham: Be­zirks­staats­an­walt von New York.

Ser­geant Heath: Lei­ter der Mord­kom­mis­si­on des New York Po­li­ce De­part­ment (NYPD)

San­ford Mon­tague: Ein gut­aus­se­hen­der Schau­spie­ler, der beim Ba­den im Drachen­teich ver­schwun­den ist.

Ru­dolph Stamm: Ober­haupt ei­ner rei­chen New Yor­ker Fa­mi­lie

Mat­hil­da Stamm: Sei­ne Mut­ter

Ber­ni­ce Stamm: Sei­ne Schwes­ter und Ver­lob­te von Mon­tague

Le­land: Gu­ter Freund des Hau­ses Stamm, hat die Po­li­zei in­for­miert.

Alex Greeff: Be­kann­ter Bör­sen­mak­ler und Finanz­be­ra­ter der Fa­mi­lie Stamm

Kir­win Ta­tum: Le­bens­künst­ler mit schlech­tem Ruf, ist in Ber­ni­ce Stamm ver­liebt

»Tee­ny« McAdam: Ver­gnü­gungs­süch­ti­ge Wit­we. Hat ein Auge auf Ru­dolph Stamm ge­wor­fen.

Ru­by Stee­le: Ex­zen­tri­sche Künst­le­rin

Trai­nor: But­ler im Hau­se Stamm

Dr. Hol­li­day: Haus­arzt der Stamms

Hen­nes­sey, Bur­ke, Snit­kin: De­tec­ti­ves des NYPD

Dr. Ema­nu­el Do­re­mus: New Yor­ker Po­li­zei­arzt und Lei­chen­be­schau­er

Cur­rie: Eng­li­scher But­ler und Haus­meis­ter von Phi­lo Van­ce

1. Die Tragödie

(Sonn­abend, 11. Au­gust, 23.45 Uhr)

Phi­lo Van­ce hat­te eine Fe­ri­en­rei­se nach Nor­we­gen ge­plant, aber eine wis­sen­schaft­li­che Ar­beit über Ägyp­ten nahm ihn so in An­spruch, dass er in Ame­ri­ka blieb. Auf die­se Wei­se wur­de er in die Un­ter­su­chung ei­nes der selt­sams­ten Mord­fäl­le der Kri­mi­nal­ge­schich­te hin­ein­ge­zo­gen.

Kurz nach sei­ner Stu­den­ten­zeit auf der Har­vard-Uni­ver­si­tät hat­te er mich ge­be­ten, als Rechts­an­walt und Ver­mö­gens­ver­wal­ter für ihn tä­tig zu sein, und ich fühl­te eine so große Zu­nei­gung und Be­wun­de­rung für ihn, dass ich dar­auf ein­ging und aus der Fir­ma mei­nes Va­ters Van Dine, Da­vis & Van Dine aus­trat. Die­sen Ent­schluss habe ich nie­mals be­reut, denn der Um­gang mit Phi­lo Van­ce er­mög­lich­te es mir, au­then­tisch über die ver­schie­de­nen Ver­bre­chen zu be­rich­ten, die er ganz al­lein auf­klär­te.

Mit die­sem be­son­de­ren Fall brach­ten ihn sei­ne freund­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen zu John Mark­ham in Berüh­rung, dem Be­zirks­staats­an­walt von New York.

Es war am 11. Au­gust, und es ging auf Mit­ter­nacht zu. Mark­ham hat­te mit mei­nem Freund und mir zu­sam­men im Dach­gar­ten von Van­ces Woh­nung zu Abend ge­ges­sen, und wir drei hat­ten uns zwang­los über die ver­schie­dens­ten Din­ge un­ter­hal­ten. Wir wa­ren alle et­was müde und ab­ge­spannt, und all­mäh­lich ent­stan­den im­mer grö­ße­re Pau­sen im Ge­spräch. Drau­ßen war es schwül und drückend. Stun­den­lang hat­te es ge­reg­net, und erst ge­gen zehn Uhr abends hat­te das Un­wet­ter auf­ge­hört. Van­ce hat­te ge­ra­de einen küh­len Drink für uns ge­mischt, als Cur­rie, sein But­ler, in der Tür zum Dach­gar­ten er­schi­en.

»Mr. Mark­ham wird drin­gend am Te­le­fon ge­wünscht«, mel­de­te er. »Ich habe mir er­laubt, den Ap­pa­rat gleich mit­zu­brin­gen. Es ist Ser­geant Heath.«

Mark­ham sah är­ger­lich und über­rascht auf, nick­te aber. Sei­ne Un­ter­re­dung mit dem Ser­geant dau­er­te nicht lan­ge, und als er den Hö­rer zu­rück­leg­te, run­zel­te er die Stirn.

»Son­der­ba­re Ge­schich­te«, brumm­te er. »Das sieht Heath gar nicht ähn­lich. Er macht sich Ge­dan­ken über eine Sa­che und will mich un­be­dingt se­hen. Um was es sich han­delt, hat er nicht ge­sagt, und ich habe auch nicht dar­auf ge­drun­gen. Er hat bei mir zu Hau­se er­fah­ren, dass ich hier bin. Der merk­wür­di­ge Ton, in dem er mit mir sprach, ge­fiel mir nicht, des­halb sag­te ich Heath, er sol­le her­kom­men. Hof­fent­lich ha­ben Sie nichts da­ge­gen, Van­ce.«

»Im Ge­gen­teil«, er­wi­der­te mein Freund und setz­te sich be­que­mer in den Lehn­stuhl. »Ich habe den tüch­ti­gen Ser­geant schon mo­na­te­lang nicht mehr ge­se­hen ... Cur­rie«, rief er, »brin­gen Sie Whis­ky und Soda. Ser­geant Heath kommt.« Dann wand­te er sich wie­der zu Mark­ham. »Ich hof­fe, es ist kein Un­glück ge­sche­hen. Vi­el­leicht hat ihn die Hit­ze zu sehr mit­ge­nom­men.«

Mark­ham schüt­tel­te be­sorgt den Kopf.

»Es ge­hört mehr als die­se Hit­ze dazu, um Heath aus dem Gleich­ge­wicht zu brin­gen.« Er zuck­te die Schul­tern. »Nun, wir wer­den ja bald hö­ren, was los ist.« Un­ge­fähr zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter kam der Ser­geant. Als er auf den Dach­gar­ten hin­austrat, wisch­te er sich die Stirn mit ei­nem großen Ta­schen­tuch, und nach­dem er uns alle et­was geis­tes­ab­we­send be­grüßt hat­te, ließ er sich in einen Ses­sel sin­ken und griff nach dem Glas Whis­ky-Soda, das Van­ce ihm zu­schob.

»Ich war eben in In­wood«,1 er­klär­te er sei­nem Vor­ge­setz­ten. »Es ist je­mand ver­schwun­den, und die Sa­che kommt mir ver­däch­tig vor.«

Mark­ham sah ihn düs­ter an. »Wes­halb?«

»Heu­te Abend um zehn Uhr fünf­und­vier­zig ruft ein ge­wis­ser Le­land die Mord­kom­mis­si­on an und sagt, dass sich auf dem al­ten Land­sitz der Fa­mi­lie Stamm in In­wood eine Tra­gö­die ab­ge­spielt hät­te, und dass ich so­fort hin­kom­men sol­le ...«

»Das ist al­ler­dings der ge­ge­be­ne Platz für ein Ver­bre­chen«, un­ter­brach ihn Van­ce. »Die Stamms ha­ben eine der äl­tes­ten Park­vil­len der Stadt. Vor un­ge­fähr hun­dert Jah­ren wur­de sie ge­baut, und man er­zählt sich vie­le son­der­ba­re Ge­schich­ten dar­über.«

Heath sah ihn er­leich­tert an. »Ja, ganz recht. Das­sel­be Ge­fühl hat­te ich auch, als ich hin­kam. Na­tür­lich habe ich Le­land ge­fragt, was pas­siert ist. Da­rauf er­fuhr ich, dass der Schau­spie­ler Mon­tague dort beim Ba­den in das Schwimm­bas­sin ge­taucht und nicht mehr zum Vor­schein ge­kom­men war.«

»Han­delt es sich viel­leicht um den al­ten Drachen­teich?«, frag­te Van­ce, rich­te­te sich auf und lang­te nach ei­ner Zi­ga­ret­te.

»Ja. Ich habe den Na­men al­ler­dings heu­te Abend zum ers­ten Mal ge­hört. Ich sag­te Le­land, dass ich mich nicht da­mit be­fas­sen könn­te, aber er be­stand dar­auf und er­klär­te, dass sich die Po­li­zei so­fort um die An­ge­le­gen­heit küm­mern müs­se. Er sprach so ein­dring­lich, dass es Ein­druck auf mich mach­te. Sein Eng­lisch hat­te kei­nen aus­län­di­schen Ak­zent, trotz­dem glau­be ich nicht, dass er Ame­ri­ka­ner ist. Ich frag­te ihn, warum ge­ra­de er an­rie­fe, wenn sich bei den Stamms et­was er­eig­net hät­te. Da­rauf er­wi­der­te er, dass er ein al­ter Freund der Fa­mi­lie sei und die Tra­gö­die mit­er­lebt hät­te. Stamm wäre au­ßer­dem nicht in der Lage, selbst zu te­le­fo­nie­ren, des­halb hät­te er sich im Au­gen­blick der Sa­che an­ge­nom­men. Mehr konn­te ich nicht aus ihm her­aus­brin­gen.«

»Und dar­auf­hin sind Sie hin­aus­ge­fah­ren?«, frag­te Mark­ham.

»Ja.« Heath nick­te ver­le­gen. »Ich nahm Hen­nes­sey, Bur­ke und Snit­kin mit, und wir fuh­ren in ei­nem Dien­st­au­to hin.«

»Und was fan­den Sie?«

»Nichts!«, ent­geg­ne­te Heath ner­vös. »Ich fand nur be­stä­tigt, was ich am Te­le­fon ge­hört hat­te. Zum Wo­che­n­en­de hat­te Stamm ei­ni­ge Da­men und Her­ren ein­ge­la­den. Mon­tague ge­hör­te auch zu den Gäs­ten und hat­te zur Er­ho­lung ein Bad im Drachen­teich vor­ge­schla­gen. Vor­her hat­ten die Leu­te an­schei­nend et­was zu viel ge­trun­ken. Sie gin­gen zum Was­ser hin­un­ter und zo­gen sich aus ...«

»Ei­nen Au­gen­blick, Ser­geant«, un­ter­brach ihn Van­ce. »War Le­land auch be­trun­ken?«

»Nein. Er hat­te einen kla­ren Kopf be­wahrt, aber er mach­te trotz­dem einen et­was merk­wür­di­gen Ein­druck. Es schi­en ihn sehr zu be­ru­hi­gen, dass ich kam. Er nahm mich bei­sei­te und sag­te mir, ich sol­le die Au­gen of­fen­hal­ten. Na­tür­lich frag­te ich ihn, was er da­mit mei­ne, aber nun tat er plötz­lich gleich­gül­tig und er­wi­der­te nur, dass sich frü­her selt­sa­me Vor­gän­ge in die­ser Ge­gend ab­ge­spielt hät­ten und heu­te Abend et­was Be­son­de­res pas­siert wäre.«

»Ich glau­be, ich weiß, was er meint«, ent­geg­ne­te Van­ce. »Die­ser Stadt­teil ist von vie­len Le­gen­den um­spon­nen --- Alt­wei­ber­mär­chen und aber­gläu­bi­sche Ge­schich­ten, die von In­dia­nern über­lie­fert wur­den.«

»Nun gut«, nahm der Ser­geant sei­nen Be­richt wie­der auf. »Nach­dem alle an den Teich ge­gan­gen wa­ren, trat Mon­tague auf das Sprung­brett und mach­te einen Kopf­sprung, aber er kam nicht mehr zum Vor­schein.« »Wo­her wuss­ten denn die an­de­ren so be­stimmt, dass er nicht wie­der an die Ober­flä­che kam?«, frag­te Mark­ham. »Es muss doch nach dem Re­gen sehr dun­kel ge­we­sen sein. Jetzt ist es ja noch be­wölkt.«

»Der Teich war hell er­leuch­tet«, er­klär­te Heath. »Sie ha­ben min­des­tens ein Dut­zend Lam­pen am Was­ser.«

»Gut, fah­ren Sie fort!« Mark­ham griff un­ge­dul­dig nach sei­nem Glas. »Was er­eig­ne­te sich dann?«

»Nicht viel. Die an­de­ren Her­ren tauch­ten nach ihm und ver­such­ten, ihn im Was­ser zu fin­den, aber nach un­ge­fähr zwan­zig Mi­nu­ten ga­ben sie es auf. Le­land sag­te ih­nen, es wäre bes­ser, wenn sie wie­der ins Haus gin­gen. Er wür­de die Be­hör­den ver­stän­di­gen.«

»Selt­sam, dass er das ge­tan hat, die Sa­che sieht nicht nach ei­nem Kri­mi­nal­fall aus«, mein­te Mark­ham nach­denk­lich.

»Ge­wiss ist das selt­sam«, stimm­te Heath eif­rig zu. »Aber was ich fand, war noch viel selt­sa­mer.«

Van­ce blies eine Rauch­wol­ke zur De­cke. »Die­se ro­man­ti­sche Ge­gend von New York macht also schließ­lich doch noch ih­rem Ruf Ehre. Was ha­ben Sie denn ge­fun­den, Ser­geant?«

»Zu­nächst war Stamm schwer be­trun­ken, und ein Dok­tor aus der Nach­bar­schaft be­müh­te sich, ihn wie­der zu sich zu brin­gen. Stamms jün­ge­re Schwes­ter ein hüb­sches Mäd­chen von un­ge­fähr fünf­und­zwan­zig Jah­ren -- hat­te einen Wein­krampf und fiel von ei­ner Ohn­macht in die an­de­re. Die vier oder fünf üb­ri­gen Gäs­te mach­ten Aus­flüch­te und Ent­schul­di­gun­gen, statt so­fort of­fen Aus­kunft zu ge­ben. Und wäh­rend der gan­zen Zeit ging Le­land hin und her, zog die Au­gen­brau­en hoch und mach­te ein Ge­sicht, als ob er viel mehr wüss­te, als er mir ge­sagt hat­te. Dann ha­ben sie dort drau­ßen einen son­der­ba­ren But­ler, der um­her­schleicht wie auf Filz­soh­len.«

»Ja, ja.« Van­ce nick­te ernst. »Al­les sehr ge­heim­nis­voll ... wie in ei­nem Schau­er­ro­man. Der Wind fuhr stöh­nend durch die Fich­ten, und eine Eule schrie in der Fer­ne. Vom Dach­ge­schoss her ka­men ra­scheln­de Lau­te, eine Tür knarr­te, und dann klopf­te es, nicht wahr, Ser­geant? Hier, trin­ken Sie noch einen Whis­ky-Soda, Sie zit­tern ja an al­len Glie­dern.« Sei­ne Stim­me klang be­lus­tigt, aber un­ter halb­ge­schlos­se­nen Au­gen sah er Heath scharf an, und der Ton sei­ner Stim­me ver­riet, dass er den Be­richt viel erns­ter nahm, als man nach sei­nen Wor­ten hät­te ver­mu­ten kön­nen. Ich er­war­te­te, dass sich Heath ver­letzt füh­len wür­de, aber ich täusch­te mich.

»Sie schil­dern die Si­tua­ti­on ganz rich­tig, Mr. Van­ce«, sag­te er.