Der Fährmann - Isabell Valentin - E-Book

Der Fährmann E-Book

Isabell Valentin

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Beschreibung

Als sich Damian Johannsson nach Saarbrücken in die Mordkommission versetzen lässt, geht er damit ein großes Risiko ein. Denn sein neuer Vorgesetzter, Kriminalhauptkommissar Aaron Breuer, ist einer der wenigen Menschen, die das dunkelste Geheimnis in Damians Leben kennen. Ein Geheimnis, welches seiner Karriere bei der Polizei ein jähes Ende bereiten könnte und nur darauf wartet, ihn erneut in den Abgrund zu ziehen. Schon der erste gemeinsame Fall verlangt Damian und Breuer einiges ab: Beim Staatstheater wird ein älterer Mann ermordet. Seine Leiche liegt in einem aufgemalten Fragezeichen und seine Augen sind mit Münzen bedeckt. Die eingeritzte römische Eins auf der Brust des Opfers lässt das schlimmste befürchten. Sie ermitteln gegen die Zeit, denn Der Fährmann hat mit dem Morden erst angefangen.

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Alle Personen und Ereignisse sind frei erfunden.

Über die Autorin:

Isabell Valentin wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren. Sie wuchs in Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland auf und studierte Grafik-Design in Freiburg, Baden-Württemberg.

Heute lebt die Grafik-Designerin, Illustratorin, Dozentin für Malerei und für kreatives Schreiben, Autorin und Mutter von drei Kindern im beschaulichen Saarland.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Epilog

Prolog:

Dezember 2002

Zwei Tage vor Weihnachten. Ihm war schrecklich kalt. Oft genug war er gescheitert und auch jetzt spürte er die Katastrophe. Wie sie ihn umkreiste, umzingelte, bis es kein Entrinnen mehr gab.

Warum verstand Viktor ihn nicht?

Warum legte er ihm andauernd Steine in den Weg?

Und dann war es plötzlich passiert. Er stand da, die Hände nach vorne ausgestreckt, und Viktor lag vor ihm auf den Gleisen.

Die Entsetzensschreie seines Freundes zogen ihm durch jede Faser. Die kreischenden Bremsen des Zuges schmerzten in seinen Ohren. Er wusste, es gab keine Rettung mehr für Viktor. Noch zwei Herzschläge, dann traf der Regionalzug dessen Körper mit tonnenschwerer Wucht und zerfetzte ihn wie eine Papierpuppe.

Was von Viktor Resch übrig blieb, war nur noch schwerlich als menschliche Überreste zu erkennen.

Kapitel 1

Kriminaloberkommissar Aaron Breuer parkte seinen Jeep direkt vor dem Eingang des Hauptbahnhofs in Saarbrücken und stellte das Blaulicht ab. Als er die Tür öffnete und ausstieg, blies ihm schon der eiskalte Dezemberwind entgegen. Harter Graupelschauer stach in seinen Augen und auf jeden unbedeckten Millimeter seiner Haut. Schnell zog er seine schwarzen Lederhandschuhe an und klappte den Kragen des braunen Wintermantels hoch. Er senkte den Kopf, sodass sein halbes Gesicht in seinem olivgrünen Schal verschwand. Eiligen Schrittes ging er auf das große, terrakottafarbene Gebäude zu. Kastenförmig, praktisch, hässlich. Hinter sich hörte er das Summen und Rattern der Straßenbahnen und das dumpfe Grollen der Linienbusse. Das geschäftige Treiben auf dem Busbahnhof, welcher dem Hauptbahnhof zu Füßen lag, ging ungeachtet des schrecklichen Todes eines Jungen weiter.

Er hastete zu den großen, elektrischen Schiebetüren des Bahnhofseingangs, die sich mit einem leisen Zischen vor ihm öffneten. Das Innere des Gebäudes sah nicht viel ansprechender aus als das Äußere. Er wickelte sich aus seinem Schal und strich erst über seinen sorgsam gestutzten Vollbart, dann durch das dichte, braune Haar und schüttelte die Eiskristalle heraus. Ein verlockender Kaffeeduft wehte von der Bäckerei, die zu seiner Linken lag, zu ihm herüber. Er schaute einen Moment neidvoll zu den auf den Stühlen sitzenden Menschen, die sich dort ein spätes Frühstück gönnten.

Ein Räuspern hob sich aus dem Stimmengewirr ab. Vor ihm stand ein junger Bursche in der Uniform der Bahnsicherheit. Unter den Achseln hatte sich das hellblaue Hemd vom Schweiß dunkel gefärbt. Seine Finger schienen eine Art Kampf miteinander auszutragen. „Verzeihung. Sind Sie von der Kriminalpolizei?“

„Kriminaloberkommissar Aaron Breuer“, stellte er sich vor. Er gab dem jungen Mann die Hand.

„Ich bin Steffen Langen. Ich habe Sie aus dem Wagen mit dem Blaulicht steigen sehen. Darum hab ich gewusst, dass Sie ... na ja ... von der Kripo sind.“

„Gut kombiniert, Sherlock“, sagte Breuer und schmunzelte.

Langen lächelte zögerlich zurück. Man sah, dass er sich nicht sicher war, ob er ein Kompliment bekommen hatte, oder ob sich dieser Polizist über ihn lustig machte. Er schaute sich nach den vielen Reisenden um, die sich aufgrund der Gleissperrung in der Vorhalle unter der großen Anzeigetafel direkt beim Eingang versammelt hatten und ihnen immer wieder neugierige Blicke zuwarfen.

„Ich sag doch, da ist was Schlimmes passiert.“

„Da hat sich bestimmt ein Selbstmörder vor den Zug geschmissen“, hörten sie die verschiedensten Kommentare.

Herr Langen beugte sich verschwörerisch nach vorne und flüsterte: „Ich führ Sie zum Ort des ... ähm, Vorfalls.“

Breuer nickte nur. Sie bahnten sich einen Weg durch das Gedränge der Menschen. Aus den Lautsprechern tönte die Durchsage, dass sich alle Züge bis auf Weiteres wegen eines unvorhergesehenen Zwischenfalls erheblich verspäten würden. Obwohl diese Meldung bestimmt schon einige Male erfolgt war, quittierten viele Menschen sie mit lautem Protest. Andere hatten sich offensichtlich mit der Situation abgefunden und machten es sich auf ihren Koffern oder dem Boden bequem.

An die Vorhalle schloss sich ein langer Gang an, der einen leichten Anstieg hatte. Er war momentan für die Reisenden gesperrt. Zwei weitere Mitarbeiter der Bahnsicherheit achteten darauf, dass sich alle daran hielten. Breuer und Langen passierten die Absperrung schweigend.

Rechts und links von dem Gang führten Treppen zu den verschiedenen Gleisen hoch. Sie kamen an einem schmucklosen, gefliesten Raum zu ihrer Linken vorbei, ein Wartebereich, in dem sich einige Menschen auf harten Metallstühlen niedergelassen hatten und ihnen Blicke durch die Glaswand zuwarfen.

„Hier warten die Leute, die sich zum Tatzeitpunkt auf den Gleisen in Sichtweite befunden haben, aber nichts gesehen haben wollen. Die Zeugen, die eine Aussage machen können, sind in einem extra Raum untergebracht“, erklärte Steffen Langen. Vor der Treppe zu Gleis 14 auf der rechten Seite des Ganges hielt er an und sah nervös nach oben. „Hier ist es. Soll ich Sie noch nach oben begleiten?“

Es war ihm deutlich anzusehen, dass er darauf lieber verzichten wollte.

„Nein, schon gut. Vielen Dank, Herr Langen.“

An Gleis 14 herrschte Hochbetrieb. Der Unglückszug stand am Bahnsteig. Etliche Kollegen der Bundespolizei hatten schon mit der Sicherung des Tatorts begonnen. Die Mitarbeiter der Kriminaltechnik mit ihren weißen Overalls waren ebenfalls leicht auszumachen. Hier und da waren einige Mitarbeiter von der Bahnsicherheit zu sehen, die die Polizeibeamten mit Kaffee versorgten und Fragen beantworteten.

Aaron Breuer konnte leicht erkennen, wer hier die leitende Beamtin war. Er schätzte sie auf Mitte vierzig. Die haselnussbraunen Haare hatte sie im Nacken mit einer silbernen Spange zusammengefasst. Sie wirkte wie das Auge des Sturms. Der ruhende Pol, zu dem alles zusammenkam. Ein Mann mit Schlips, schwarzem Anzug und gleichfarbigen Wollmantel redete aufgeregt auf sie ein. Breuer wusste, was das bedeutete: Der macht uns Schwierigkeiten. Er trat zu ihnen und zeigte seinen Ausweis. „Morgen auch. Kriminaloberkommissar Aaron Breuer vom LPP 213.“

„Guten Morgen. Polizeihauptkommissarin Nadja Kunze und dieser Herr ist der Notfallmanager der Deutschen Bahn.“

„Heinrich Möller“, stellte sich der Mann vor. Sein Blick glitt grimmig über das Szenario, die schmalen Lippen waren zusammengepresst, sodass sie kaum mehr zu sehen waren. Die drei schüttelten einander die Hände.

„Wie sieht’s aus?“, fragte Breuer.

„Das Opfer ist ein 17-jähriger Junge namens Viktor Resch“, begann Kunze. „Er wurde anhand seines Geldbeutels identifiziert. Die Identität wurde vom potenziellen Täter bestätigt. Der Beschuldigte ist Damian Johannsson, 15 Jahre alt. Er wurde beobachtet, wie er erst mit Viktor lautstark stritt und ihn dann vor den einfahrenden Zug schubste. Er sitzt im Wartebereich zwischen Abschnitt D und E, direkt bei der Informationstafel, und wird dort von einem Kollegen bewacht. Die Zeugen warten in einem warmen Aufenthaltsraum im Bahnhofsgebäude. Ein Bahnhofsseelsorger ist bei ihnen und ein weiterer bei den anderen Leuten, die zwar vor Ort waren, aber nichts gesehen haben. Sie sind im Aufenthaltsraum unten im Gang. Sie werden sie gesehen haben.“

Breuer nickte.

„Der Lokführer befindet sich in der Personal-Cafeteria, um auf seine Befragung zu warten“, beendete Nadja Kunze ihren Bericht.

Die Polizeihauptkommissarin trat zum Rand des Bahnsteigs. Breuer folgte ihr. Sie ging in die Hocke und deutete auf die Schienen.

„Das Opfer befindet sich noch unter dem Zug. Wir warten, bis die Kriminaltechnik mit den Vermessungen und Tatortfotos fertig ist, bevor wir den Zug entfernen.“

Breuer drehte sich beim Anblick der verdrehten, zerrissenen und zerquetschten Leichenteile, die unter dem Zug hervorschauten, der Magen um. An so etwas würde er sich niemals gewöhnen. Da hier der Verdacht auf ein Tötungsdelikt bestand, bekam das LPP 213 die Fallleitung.

Herr Möller meldete sich zu Wort. Er war vom Bahnsteig weit weggeblieben. „Ich verstehe nicht, wozu Sie das ganze Brimborium hier veranstalten.“

„Wozu wir dieses Brimborium veranstalten? Herr Möller, hier hat ein Mensch gerade sein Leben verloren!“, zischte Polizeihauptkommissarin Nadja Kunze.

Möller trat von einem Fuß auf den anderen.

„Ich weiß, ich weiß. Und es tut mir auch wirklich leid um diesen Jungen, aber ich glaube, Sie verstehen nicht. Die Sperrung des Saarbrücker Hauptbahnhofs betrifft nicht nur die Reisenden, welche unglücklicherweise hier gestrandet sind, sondern hat Auswirkungen auf weite Teile des Schienennetzes. Verstehen Sie?“ Zustimmung heischend schaute er sie an.

Breuer schüttelte nur den Kopf.

Möller sah die Ablehnung in ihren Augen und fuhr schnell fort: „Sie haben doch den Täter. Dazu noch den Lokführer, der alles gesehen hat, sowie fünf weitere Zeugen. Diese ganze Spurensuche, Fotografiererei und Vermessung wird doch gar nicht mehr benötigt.“

Breuer zog es vor, selber zu antworten. Polizeihauptkommissarin Kunzes Gesicht hatte vor Ärger eine gefährlich rote Färbung angenommen.

„Zeugen sind nicht immer verlässlich. Vor Gericht brauchen wir so viele Fakten wie möglich. Was wir jetzt nicht sichern, ist unwiderruflich verloren. Also lassen Sie uns bitte unsere Arbeit machen.“

Er zeigte auf die Videokamera, die über der Treppe in Blickrichtung Bahnsteig angebracht war.

„Sind die Videokameras aktiv?“

Der Notfallmanager überlegte kurz. „Nicht alle. Aber diese hier schon.“ Er zeigte auf eine Kamera.

„Polizeikommissar Jürgen Steiner schaut sich gerade die Bänder an und überspielt sie“, ergänzte Kunze.

„Gut, ich befrage dann mal den Beschuldigten.“

Breuer ging langsam Richtung Wartebereich zwischen den Abschnitten D und E. Hinter den gestreiften Glasscheiben konnte er den hageren Jungen ausmachen. Er saß auf einer der silbernen Metallbänke, die bei diesem Wetter eiskalt waren. Die Arme umschlangen die hochgezogenen Knie. Das Gesicht war in ihnen vergraben, sodass Breuer nur einen Mopp aus strähnigen, etwa kinnlangen Haaren sehen konnte. Er beobachtete den Jungen einige Zeit.

Damian Johannsson hatte eine blaue, verschlissene Jeans und einen grünen Wollpulli an, aber keine Jacke. Als Breuer näher kam, sah er, dass der Junge am ganzen Körper schlotterte. Er winkte einen Mann der Bahnsicherheit heran.

„Bitte bringen Sie dem Jungen eine Decke. Er friert sich sonst noch zu Tode“, bat er den Mann. Bei seinen Worten hob Damian Johannsson den Kopf. Der Beamte sah zu ihm herüber. Sein abschätziger Blick zeigte deutlich, dass ihm das reichlich egal war. Er zuckte mit den Schultern.

„Wenn Sie meinen“, sagte er zu Breuer und machte sich auf den Weg.

„Bringen Sie gleich zwei Decken“, rief ihm Breuer hinterher.

Breuer legte den letzten Meter zurück, setzte sich neben den Beschuldigten und schaltete das Aufnahmegerät ein. „Mein Name ist Aaron Breuer. Kriminaloberkommissar Aaron Breuer. Wurdest du schon über deine Rechte belehrt?“ Damian Johannsson nickte. Er nahm die Schuhe von der Sitzfläche und stellte sie auf den Boden. Dann verschränkte er die Arme vor seinem Bauch und grub die Finger tief in den grünen Wollpullover, als wolle er sich umarmen und selbst trösten. Sein Oberkörper sackte nach vorne.

„Hast du noch Fragen bezüglich deiner Rechte?“ Der Junge schüttelte den Kopf.

„Haben Sie ’ne Kippe?“ Breuer verneinte. „Dann fang doch mal an zu erzählen, was heute Morgen passiert ist. Und fang am besten mit den Angaben zu deiner Person an. Also deinem Namen, Alter, Wohnort, was du so machst.“

„Wozu brauchen Sie das denn? Sie wissen doch, wer ich bin.“ Breuer hob sein Aufnahmegerät.

„Nur fürs Protokoll.“

Damian atmete einmal tief durch, dann begann er: „Mein Name ist Damian Johannsson. Ich bin 15 Jahre alt und wohne in Dillingen. Ich gehe auf das Albert-Schweitzer-Gymnasium und ich bin kein Mörder!“

Breuer musste sich eingestehen, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ein so verwahrloster Junge Schüler eines Gymnasiums war.

„Was habt ihr am Bahnsteig gemacht?“, fragte er.

„Wir wollten den 10:16 Uhr Zug nach Saarlouis nehmen.“

„Es ist Montagmorgen. Habt ihr schon Weihnachtsferien?“

Damian nickte.

„Du leugnest also, Viktor Resch vor den Zug gestoßen zu haben?“, fragte Breuer mit ruhiger, tiefer Stimme.

Damian richtete sich auf und schaute ihn bestimmt an.

„Ja. Ich hab ihn nicht gestoßen.“

Breuer sah forschend in Damians Augen. Sie waren von einem reinen, satten Blau und hätten ihn wie einen unschuldigen Jungen aussehen lassen, wenn der Rest seines Äußeren dem nicht so heftig widersprochen hätte. Die alte, zerschlissene Kleidung, die dürre Gestalt, mit den dunklen Augenringen und spröden Lippen im blassen Gesicht.

Der Mann von der Bahnsicherheit kam und gab Damian die eine Wolldecke und Breuer die zweite.

Ohne den Jungen eines weiteren Blickes zu würdigen, verschwand er wieder.

Damian legte sich die Decke schief um die Schultern und drückte sie fest an sich.

„Steh mal auf“, forderte Breuer. Damian sah ihn verwundert an, tat aber, was von ihm verlangt wurde.

Breuer legte ihm die erste Decke ordentlich um die Schultern, die zweite legte er zusammengefaltet auf Damians Sitz.

„Sonst verkühlst du dir noch die Blase.“

„Das wäre wohl das geringste meiner Probleme.“

„Mit Sicherheit. Aber es muss ja trotzdem nicht sein.“

Damian setzte sich auf die Decke und blickte zu Boden, während er sich auf die Unterlippe biss.

„Also, was ist passiert?“, hakte Breuer nach.

„Viktor ist gestolpert und auf die Schienen gefallen.“

„Fünf Zeugen und der Lockführer sagen, sie hätten gesehen, wie du das Opfer vor den Zug gestoßen hast.

Wie erklärst du dir das?“

Damian zuckte mit den Schultern.

„Ein bisschen ausführlicher, wenn’s geht“, forderte Breuer streng.

Damian starrte vor sich hin.

„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Schweigen, Junge. Was ist genau vorgefallen? Beginn damit, wie ihr die Treppen dort vorne hochgekommen seid.“

Damian vergrub das Gesicht in den zitternden Händen, dann richtete er sich halbwegs auf. „Wir haben uns gestritten.“

Breuer nickte Damian aufmunternd zu. „Worum ging es bei dem Streit?“, fragte er.

Damian zuckte wieder mit den Schultern. „Um Loyalität und so. Viktor glaubte, dass ich unsere Freundschaftverraten habe, weil ich mein Leben ändern möchte.“

„Wie ändern?“

„Halt anders. Weniger Partys und dafür mehr Fokus auf die Zukunft und so. Wir haben uns ganz schön angeschrien. Er wollte einfach nicht kapieren, dass ich da raus wollte, aus dem ganzen Sumpf. Ich möchte nicht in der Gosse enden.“

Damian sah an sich herab. Auf die Hände, die die Wolldecke umklammerten, und die schäbige Jeans, die unter ihr hervorschaute. Er presste die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab.

„Und dann?“, hakte Breuer nach.

„Und dann ist er gestürzt. Ich habe noch versucht ihn festzuhalten, ihn noch irgendwie zu erreichen. Aber es war zu spät.“ Damians Körper wurde von heftigem Zittern erschüttert. Breuer legte ihm eine Hand beruhigend auf die Schultern und wartete, bis das Zittern wieder schwächer wurde.

„Geht es wieder?“, fragte er leise.

Damian nickte.

„Soll ich einen Sanitäter rufen, dass er dir etwas zur Beruhigung gibt?“

Kopfschütteln.

„Du siehst nicht gut aus, Damian. Ich möchte nicht, dass du mir hier kollabierst.“

„Es ist nur ...“, Damian atmete einige Male hörbar ein und aus. Es hörte sich sehr nach Schluchzen an. „Es war ganz schrecklich. Seine Schreie und das Geräusch, als der Zug ihn traf, und das Quietschen der Räder und Zersplittern der Knochen. Haben Sie gesehen, wie er jetzt aussieht? Das scheint denen da vorne ganz egal zu sein. Ich habe gehört, wie zwei der weiß gekleideten Männer gelacht haben. Sie haben gelacht!“ Den letzten Satz schrie er heraus. Dann fuhr er ganz leise fort. „Aber er war mein Freund und ...

und ... ich kann das alles nicht ... ich weiß nicht, wie ich ... Ich werd das niemals vergessen. Die Bilder und Geräusche. Mein ganzes Leben nicht.“ Er zog die Knie an, legte den Kopf auf die Arme und weinte leise.

Breuer blieb still neben ihm sitzen und dachte über das soeben Gehörte nach. Er rühmte sich, ein guter Menschenkenner zu sein. Die Gefühle des Jungen schienen echt. Vielleicht hatten die Zeugen die Situation ja tatsächlich nicht richtig erkannt. Das galt es herauszubekommen. Aber dass jemand einfach so vor einen Zug fiel, leuchtete ihm nicht ein. Irgendetwas stimmte an Damian Johannssons Geschichte nicht.

Der Junge verheimlichte ihm etwas.

Sollte er den Druck auf Damian erhöhen, um so an die Wahrheit zu gelangen, oder erst einmal den anderen Hinweisen nachgehen?

Er stand auf und legte Damian kurz die Hand auf die Schulter. „Ich komme später noch einmal wieder. Ich sage einem von der Bahnsicherheit, dass sie dir eine Tasse Tee bringen sollen. Versuch sie zu trinken. Du brauchst jetzt ganz dringend etwas Warmes.“

Der Junge hob sein tränennasses Gesicht. „Danke.“

Breuer nickte gedankenversunken und ging.

Kapitel 2

Breuer ließ sich von einem Mitarbeiter der Bahnsicherheit den Weg zur Personal-Cafeteria zeigen.

An einem Tisch in der hintersten Ecke des Raumes saßen zwei Lokführer. Aaron Breuer erkannte sofort, wer von den beiden der Fahrer des Unglückszuges war. Der Mittfünfziger, mit braunem, schütterem Haar und Vollbart saß mit rundem Rücken, die Schultern gebeugt, auf seinem Stuhl. Eine dampfende Tasse mit Kaffee, die auf dem Tisch stand, hatte er mit beiden Händen umklammert. Sein Blick verlor sich in der braunen Flüssigkeit.

Breuer machte sich mit einem leisen: „Guten Morgen“ bemerkbar.

„Gut war heute noch gar nichts“, murmelte der Zugführer. Sein rundes, rotes Gesicht war mit einer dünnen Schweißschicht bedeckt. In der Hand hielt er ein kariertes Taschentuch, mit dem er sich von Zeit zu Zeit Gesicht und Nacken abtupfte.

„Kriminaloberkommissar Aaron Breuer“, stellte Breuer sich vor, schaltete wieder das Aufnahmegerät ein und gab eine kurze Rechtsbelehrung ab.

„Und Sie sind ...?“

„Luther Gremel.“

„Ich bin Jakob Schwelein, ebenfalls Lokführer“, stellte sich sein Kollege vor.

„Waren Sie ebenfalls im Zug?“, fragte Breuer.

„Nein. Ich bin nur zur seelischen Unterstützung für Luther da. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Das ist eine verdammte Scheiße, wenn man jemanden überrollt. Ob Mord oder Selbstmord. Da denkt doch niemand an die Lokführer und was das für die bedeutet. Da kommt man nicht so schnell drüber weg, das kann ich Ihnen sagen. Hab schon Kollegen gekannt, die danach mit ihrem Beruf aufhören mussten.“

Luther Gremel nickte zustimmend und tupfte sich wieder mit dem karierten Lappen über das Gesicht.

„Ich weiß, es ist schwer, aber können Sie mir bitte genau erzählen, was passiert ist?“, fragte Breuer.

Luther Gremel atmete tief durch und begann mit bebender Stimme: „Ich bin um Punkt 10:00 Uhr im Bahnhof eingefahren. Ich hab die zwei Jugendlichen sich schon am Bahnsteig streiten sehen. Schien ein ziemlich heftiger Streit zu sein. Da wurde laut herumgebrüllt, das konnte ich sehen. Hören konnte ich natürlich nichts. Ich dachte nur: Macht ja keinen Scheiß, Jungs. Und dann schubst der Junge den Älteren mir direkt vor den Zug. Da konnt’ ich nicht mehr rechtzeitig zum Stehen kommen. Ganz unmöglich.“

Wieder tupfte er sich das Gesicht ab.

„Sie konnten genau sehen, dass das Opfer geschubst wurde?“, fragte Breuer.

Gremel warf seinem Kollegen einen kurzen Seitenblick zu. Wieder betupfte er sich das Gesicht.

„Na ja. Fast.“

„Was heißt hier, fast. Das ist unglaublich wichtig, Herr Gremel“, sagte Breuer.

„Also gut. Ich hab nur ganz kurz auf die Anzeige geschaut. Jeder Lokführer hat so seine Fixpunkte, bei denen er weiß, wie schnell er an dieser Stelle sein darf, um sein Baby, ich meine, den Zug, punktgenau zum Stehen zu bringen.“

Sein Kollege brummte zustimmend.

„Ich passiere also gerade einen dieser Punkte und kontrollier’ mit einem schnellen Blick meine Geschwindigkeit. Als ich wieder hoch schau, liegt der eine Junge vor mir auf den Schienen und der andere macht noch einen Ausfallschritt und hat dabei beide Arme nach vorne gestreckt. War also ziemlich klar, was passiert war.“

Mit zitternden Händen hob er die Tasse an seinen Mund und trank einen Schluck. Er bemerkte offensichtlich gar nicht, dass sich ein Schwall des heißen Getränks über seine Hand ergoss. Es war Zeit, mit der Befragung zu einem Ende zu kommen. Der Mann stand unter Schock und brauchte seine Ruhe.

„Noch eine letzte Frage: Ich weiß, Sie mussten Ihre Geschwindigkeit kontrollieren und ich mach’ Ihnen jetzt auch gar keinen Vorwurf, aber hätten Sie noch rechtzeitig bremsen können, wenn Sie in diesem Moment nicht gerade nach unten geschaut hätten?“, fragte Breuer vorsichtig.

„Nein, ganz unmöglich. Dafür war die Entfernung zu kurz“, erwiderte Gremel mit bebender Stimme und Schwelein fügte hinzu: „Obwohl ein einfahrender Zug sehr langsam ist, ist der Bremsweg sehr lang. Von hinten drückt ein großes Gewicht, das in Bewegung ist und erst einmal zum Stehen gebracht werden muss.“

Breuer nickte. „Gut, ich danke Ihnen. Hier ist meine Karte, falls Ihnen noch etwas einfallen sollte. Ist kein Mitarbeiter von der Bahnhofsseelsorge für Sie da?“

„Doch, doch. Eben war noch jemand da. Die müssen sich nur aufteilen, bei den vielen Leuten, die das mit angesehen haben.“

„Gut. Auf Wiedersehen, Herr Gremel. Ich danke Ihnen für die Mitarbeit. Falls ich noch Fragen haben sollte, weiß ich ja, wo ich Sie finden kann.“

Kapitel 3

Kaum war Aaron Breuer wieder am Bahnsteig, winkte ihn Polizeihauptkommissarin Nadja Kunze zu sich rüber. Neben ihr stand ein Beamter mit einem Laptop in der Hand.

„Kommen Sie mal her, Breuer. Das müssen Sie sehen.“

Sie stellte den Laptop auf einen Mauervorsprung, sodass sie alle einen guten Blick hatten.

„Das sind die relevanten Aufzeichnungen der Überwachungskameras. Hier sehen wir, wie Viktor Resch und Damian Johannsson die Treppen hochkommen.

Sie streiten. Viktor ist möglicherweise betrunken. Er schwankt leicht. Jetzt sind sie schon außerhalb des Kamerawinkels. Hier kommt noch eine Aufnahme. Im Hintergrund, hinter der Gruppe Jugendlicher, sieht man sie streiten. Jetzt sind sie außerhalb des Blickwinkels.“

„Kommt auch noch eine Aufnahme, die zeigt, wie es passiert?“, fragte Breuer frustriert.

Kunze schüttelte den Kopf. „Negativ. Alle Aufnahmen sind von vor oder nach dem Vorfall.“

„Scheiße!“, fluchte Breuer und trat frustriert gegen die Mauer, was prompt mit einem schmerzenden großen Zeh quittiert wurde.

„Hallo, Aaron. Wieder voll im Einsatz, hm?“, ertönte eine dunkle Frauenstimme.

Die Staatsanwältin Theresia Rau kam auf sie zu. Mitte vierzig, blonde, kurze Haare, Hosenanzug unter einem dicken, fellbesetzten Mantel. Ihre rot geschminkten Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen und ihre blauen Augen funkelten hinter der dünnen, silbernen Brille.

Breuer musste unweigerlich lachen. „Hallo, Theresia.

Wie geht es dir?“

Er arbeitete schon sieben Jahre mit Theresia Rau zusammen und mochte sie sehr. Sie war nicht nur eine fähige Staatsanwältin, sondern auch ein sympathischer Mensch. Und sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er in seinem Job kompetent war und man sich auf seine Empfehlungen und Einschätzungen verlassen konnte.

„Du kennst mich doch: Gut, wie immer. Wie sieht es aus?“

Sie gaben einen kurzen Lagebericht ab.

„Wir haben also Videoaufnahmen, die uns nichts nützen, einen Beschuldigten, der behauptet, unschuldig an dem Vorfall zu sein, und sechs Zeugen, die das Gegenteil behaupten. Als ich kam, dachte ich noch, dies sei ein leichter Fall. Wie glaubwürdig sind die Zeugen?“

„Der Lokführer hat genau im entscheidenden Moment auf seine Armaturen gesehen. Er hat nur geschlussfolgert, dass der Beschuldigte das Opfer auf die Gleise gestoßen hat. Die fünf anderen Zeugen wollte ich gerade befragen“, sagte Breuer.

„Gut, mach das. Ein Toter auf einem Hauptbahnhof und Dutzende Menschen stehen in der Nähe, als es passiert. Da muss doch etwas Niet- und Nagelfestes dabei herauskommen.“

Ein Mitarbeiter der Bahnsicherheit brachte den ersten Zeugen. Bernhard von Hohenbergen, ein nervöser, älterer Herr, dessen graue Haare sich schon lichteten, aber ordentlich zurückgekämmt waren. Sein langer, schwarzer Mantel war sicherlich einmal sehr teuer gewesen, aber inzwischen hatte er die besten Jahre schon hinter sich gelassen. In der einen Hand hielt er einen schwarzen Gehstock und einen schwarzen Hut und in der anderen Hand eine Reisetasche, aus deren vorderem Fach eine Klatschzeitschrift über die Adelshäuser herausragte.

Nach eigenen Angaben, hatte sich Herr von Hohenbergen zum Tatzeitpunkt ebenfalls auf dem Bahnsteig des Gleises 14 befunden.

„Sie waren also ganz nah dran und haben alles gesehen?“, fragte Breuer. Sein Puls beschleunigte sich.

Das konnte der Zeuge sein, den sich jeder Ermittler wünschte. Nah dran am Geschehen, freie Sicht: Perfekt! Er wechselte einen Blick mit der Staatsanwältin, die sich im Hintergrund hielt, aber jedes Wort mithörte.

„Ja, ja. Ich hab alles gesehen. Tragische Sache, so etwas. Tragische Sache.“

„Wo waren Sie genau?“, fragte Breuer.

„Dort, bei dem Pfeiler.“

„Lassen Sie uns dorthin gehen und Sie stellen sich genauso auf, wie Sie zu diesem Zeitpunkt dort gestanden haben.“

Bernhard von Hohenbergen stellte sich direkt hinter den Pfeiler. Es sah beinahe so aus, als wolle er sich verstecken. Breuers Enthusiasmus erhielt einen Dämpfer. Er stellte sich zu dem Zeugen. Gut. Er konnte den von der Spurensicherung errechneten Tatort von hier aus gut sehen.

„Sie haben also genau so dagestanden?“

Herr von Hohenbergen nickte. „Sehen Sie: Normalerweise fahre ich ja nicht mit einem öffentlichen Verkehrsmittel.“ Er rümpfte die Nase. „Man ist ja schließlich seinem Namen verpflichtet. Aber in Zeiten wie diesen müssen auch wir, von Adel, gewisse Opfer bringen.

Früher wäre mir das nicht passiert. Da hatte ich meinen Chauffeur.“

Breuers Blick heftete sich wieder auf das aus dem Koffer schauende Schundblatt.

„Was war mit Ihrer Zeitschrift?“, unterbrach er den Mann.

„Die Zeitschrift, ach ja. Ich hatte gerade einen interessanten Artikel über die Windsors gelesen, da ...“

„Sie haben hier gestanden und gelesen. Das heißt, Sie haben gar nicht richtig hingeschaut, was dort vor sich ging“, unterbrach ihn Breuer erneut.

Theresia Rau fasste sich frustriert an die Stirn.

„Nein, ... doch, ... ja. Ich habe immer wieder hingeschaut. Die beiden Lümmel waren ja so unverschämt laut. Es war ungeheuerlich, dieses Benehmen.“

„Und als das Opfer vom Beschuldigten gestoßen wurde, haben Sie das genau gesehen?“

„Ja, ja, habe ich.“

„Gut! Nehmen Sie bitte Ihre Zeitschrift in die Hand und schlagen den Artikel auf, den Sie gerade gelesen haben.“

Herr von Hohenbergen schlug mit vor Aufregung zitternden Händen den Artikel auf.

„Wo im Text waren Sie zum Zeitpunkt des Vorfalls?“

Der alte Mann überflog die Zeilen und tippte dann auf einen Abschnitt. „Ich habe gerade die Biografie von Prinz Charles gelesen, da hörte ich diese fürchterlichen Schreie und das Quietschen der Bremsen und als ich aufblicke sehe ich, wie der eine Bursche den anderen vor den Zug stößt.“

Breuer atmete hörbar aus und presste frustriert die Lippen aufeinander. „Ich danke Ihnen, Herr von Hohenbergen.“

Er winkte einen Beamten der Bahnsicherheit zu sich.

„Bitte begleiten Sie Herrn von Hohenbergen zurück zu unserem Zeugenraum und bringen Sie mir Louisa Bauer zu Gleis 12 dort drüben.“

Als die beiden außer Sichtweite waren, polterte Breuer los. „So eine Scheiße. Nichts hat er gesehen.

Gar nichts. Als der Zug die Vollbremsung hinlegte, lag Viktor Resch schon auf den Gleisen. Wie kann er da gesehen haben, wie er geschubst wird?“

„Gehen wir schon mal zu Gleis 12 rüber. Mir ist kalt.

Die Bewegung wird uns guttun“, sagte Theresia beschwichtigend.

Die vier restlichen Zeugen waren auch nicht hilfreicher. Sie hatten alle auf Gleis 12 gestanden. Die Schwestern Louisa und Emma Bauer, 60 und 62 Jahre alt, hatten im entscheidenden Moment mit dem Rücken zum Geschehen gestanden und sich eine Infotafel angeschaut. Die Jungunternehmer Konrad Stein und Jürgen Trippen waren viel zu beschäftigt mit ihren eigenen Problemen gewesen, um brauchbare Zeugen zu sein.

Sie waren wieder zum Bahnsteig von Gleis 14 zurückgekehrt. Kriminaloberkommissar Aaron Breuer lehnte sich frustriert an einen Pfeiler. Die Knöchel der rechten Faust presste er in Gedanken gegen seine Lippen.

Er schaute zum Beschuldigten hinüber. Ihre Blicke begegneten sich. Die Staatsanwältin sah ebenfalls zu Damian. „Seine Version der Geschichte könnte also wahr sein“, sagte sie.

„Nicht so, wie er sie erzählt hat. Man fällt nicht so einfach auf die Gleise. Da ist etwas passiert und ich möchte wissen, was.“ Wieder verfiel er in Schweigen.

Ruckartig richtete er sich kerzengerade auf.

Theresia zuckte erschrocken zusammen. „Was ist?

Was hast du?“, wollte sie wissen.

„Die Videoaufnahmen der Überwachungskameras!

Ich muss sie noch einmal sehen.“ Er winkte den Beamten mit dem Laptop herbei.

„Wozu? Dort war nicht zu sehen, was genau geschehen ist.“

„Nein. Das war nicht zu sehen. Dafür aber etwas anderes, auf das ich im ersten Moment gar nicht geachtet habe.“

Polizeihauptkommissarin Nadja Kunze gesellte sich wieder zu ihnen. Zusammen sahen sie sich noch einmal die Aufnahmen an.

„Hier! Drücken Sie bitte die Pause-Taste. Ja, genau hier. Sehen Sie: Dort hinten gehen unsere zwei Hauptpersonen Damian Johannsson und Viktor Resch. Sie verlassen gerade das Sichtfeld der Kamera.“

„Ja, aber die entscheidende Szene ist genau dort.

Außerhalb des Sichtfeldes. Was wollen Sie hier erkennen?“, fragte Nadja Kunze.

„Ich, gar nichts. Aber die Frage ist, was hat er erkannt?“

Breuer deutete auf einen der Jugendlichen im Vordergrund, der die Späße seiner Freunde mit einer Kamera festhielt. Man konnte sie auf den schlechten Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Überwachungskamera kaum erkennen. Er hielt sie dabei genau in die Richtung, in der sich der Tatort befinden musste.

„Lassen Sie mal weiterlaufen“, wies er den Beamten der Bundespolizei an. Der drückte wieder die Start-Taste seines Laptops.

Alle starrten gespannt auf den Jungen mit der Wollmütze und der hellen Jack Wolfskin-Jacke. Die Aufnahmen waren ohne Ton, aber als sich alle Personen im Bild Richtung Tatort drehten und die entsetzten Gesichter zu sehen waren, wussten sie, dass der Vorfall soeben stattgefunden hatte. Und noch immer hatte der Junge seine Videokamera in diese Richtung erhoben und ließ sie nur langsam sinken.

„Ich will diesen Jungen hier haben. Und zwar sofort!“, rief Breuer.

Kapitel 4

Markus Maurer wusste, dass er Mist gebaut hatte. Als er in dem kargen, gefliesten Aufenthaltsraum neben dem Gang zu den Gleisen wartete, bis ihnen jemand mitteilen würde, dass sie endlich gehen dürften, kam er sich schon vor, wie in einer überfüllten Gefängniszelle. Er war in seinem jungen Leben zwar noch nie in einer gewesen, aber düsterer und trostloser als hier konnte es auch dort nicht sein. Ein Beamter der Bundespolizei betrat den kleinen Raum. Er suchte mit seinen scharfen Augen die Menge ab. Sein Blick blieb an ihm hängen. Oh Mann. Er war in fürchterlichen Schwierigkeiten.

„Du. Mitkommen“, hieß es nur knapp.

Mit weichen Knien stand er auf, schulterte seinen Rucksack und folgte dem Beamten.

Sie gingen auf eine Gruppe ernst aussehender Leute zu.

„Wie ist dein Name?“, fragte ihn einer der Männer.

Man sah gleich, dass er hier das Sagen hatte. Er besaß eine natürliche Autorität. Allerdings, so fand Markus, sah er eher wie ein Uni-Professor aus. Mit den braunen, leicht gewellten Haaren, die ordentlich nach hinten gekämmt waren und dem sorgsam gestutzten Vollbart, dem braunen Mantel und dem um den Hals hängenden olivgrünen Schal.

„Ich heiße Markus. Markus Maurer“, antwortete er mit zittriger Stimme.

„Nun, Markus Maurer. Ich bin Kriminaloberkommissar Aaron Breuer. Sieh mal, was wir hier aufgenommen haben.“ Breuer sprach leise. Dennoch konnte Markus den Ärger in seiner Stimme hören. Auf dem Laptop war zu sehen, wie er mit seiner Videokamera den Vorfall gefilmt hatte. Verdammt. Er war so was von in Schwierigkeiten.

„Warum hast du dich nicht als Zeuge gemeldet?“, fragte Breuer und seine hellbraunen Augen schienen ihn zu durchbohren.

„Ich ... weil ... ich wollte nicht, dass Sie mir meine neue Videokamera wegnehmen. Ich hab sie erst gestern zu meinem 16. Geburtstag bekommen.“

Der Kriminal-Ober-Dingsda-Polizist Breuer streckte die Hand fordernd aus. Mit einem Seufzer holte Markus seine geliebte Kamera aus seinem Rucksack und übergab sie Breuer.

„Haben wir deine Erlaubnis, die Daten zu überspielen?

Anderenfalls müssen wir auf die richterliche Anordnung warten“, fragte Breuer.

„Bekomm ich sie dann wieder?“

Breuer nickte.

„Ok, dann dürfen Sie.“

Breuer reichte sie an den Polizisten mit dem Laptop weiter. Der suchte aus seiner Tasche den richtigen Anschluss heraus und zog sich die Videodateien auf den Computer. Die heutige Aufnahme wurde gestartet.

Markus konnte nicht hinschauen. Er hatte die Bilder noch viel zu deutlich vor Augen.

„Was ist das?“, hörte er die Frau mit dem schicken, pelzbesetzten Mantel fragen. „Sieht aus, als hätte Viktor so eine Art Anfall.“

Markus riskierte nun doch einen Blick. Der Polizist mit dem Laptop hatte die Aufnahme ein wenig zurückgespult. Jetzt konnte er es auch sehen. Der große Junge, der wohl Viktor hieß, taumelte. Plötzlich krümmte sich sein Körper zusammen. Ein heftiges Schütteln erfasste ihn. Die Hände hielt er an den Kopf gepresst. Ruckartig drehte er sich zur Seite, lief unter scheinbar starken Schmerzen auf das Bahngleis zu und stürzte hinunter auf die Schienen. Der andere Junge versuchte, ihn zu halten, berührte aber nur noch den Ärmel von Viktors Jacke. Mit ausgestreckten Armen und laut schreiend stand er vor dem Abgrund, als der Zug den älteren Jungen überrollte. Er stand noch genauso da, als die Aufnahme endete. Nur der Schrei war verstummt.

Die Erwachsenen verharrten stumm um den nun dunklen Bildschirm des Laptops. Die Frau im Mantel wandte sich an Breuer.

„Sagen Sie Damian Johannsson, dass er gehen kann.

Seine Unschuld wurde eindeutig bewiesen. Ich beantrage bei Richter Marlin eine vollständige Obduktion.

Ich will wissen, was diesen Anfall ausgelöst hat“, sagte sie.

Breuer nickte und gab Markus seine Kamera zurück.

„Kann der Bahnhof dann wieder freigegeben werden?“, fragte ein Mann im schwarzen Anzug aus einiger Entfernung.

Breuer nickte. „Wir räumen hier auf, dann können Sie wieder loslegen.“

Kapitel 5

Breuer setzte sich wieder neben Damian.

„Ich habe da noch ein paar Fragen“, eröffnete er das Gespräch. Der Junge sah ihn mit angstvoll geweiteten Augen an. Er tat Breuer leid. Er hatte aus nächster Nähe mit ansehen müssen, wie sein Freund von einem Zug überrollt wurde. Statt Trost zu bekommen, bezichtigte man ihn des Mordes und behandelte ihn wie einen Verbrecher. Aber so lief das nun einmal.

Nur so konnte man Verbrechen lösen. Und auch jetzt brauchte Breuer erst noch ein paar Antworten, bevor er dem Jungen die erlösende Nachricht überbringen konnte.

„War Viktor krank?“

Damian zuckte nur stumm mit den Achseln.

„War er betrunken?“

Wieder kam nur ein Achselzucken als Antwort.

„Verdammt, das ist wichtig, Damian. War er krank oder betrunken?“, fuhr er den Jungen an.

„Ich weiß es nicht!“, schrie dieser zurück.

Breuer glaubte ihm nicht. Aber das war im Moment nicht zu ändern. „Hast du getrunken?“

„Nein. Hab ich nicht!“

Breuer nickte zufrieden. „Es sind Videoaufnahmen aufgetaucht, die deine Unschuld belegen.“

Damians erleichtertes Aufatmen war laut zu hören. Er zog wieder die Beine an, schlang die Arme darum und versteckte sein Gesicht darin.

„Darauf ist auch zu sehen, dass Viktor von Krämpfen und Zuckungen erfasst wurde, bevor er auf die Gleise stürzte. Weißt du, was das war?“, fragte Breuer.

„Nein“, kam die zögerliche Antwort. Wieder eine Lüge. Dennoch beschloss er, es gut sein zu lassen.

Damian hatte für heute genug durchmachen müssen.

Die Obduktion, welche für den nächsten Morgen angesetzt war, würde vielleicht Klarheit schaffen.

„Kann dich jemand abholen?“, fragte er.

Damian schüttelte den Kopf.

„Ist jetzt jemand bei dir zu Hause?“, fragte Breuer weiter.

„Ja, mein Vater.“

„Gut. Komm. Ich bring dich nach Hause.“

Damian blickte auf. Breuer sah, dass er wieder geweint hatte. „Ich komm schon klar. Machen Sie sich bitte keine Umstände.“

„Das sind keine Umstände. Ich fahre dich und wechsle noch schnell ein paar Worte mit deinem Vater.“

„Wozu? Ich sagte doch, ich komme klar!“ Damians Stimme klang schrill.

„Der Tod deines Freundes auf so furchtbare Art und Weise war ein traumatisches Erlebnis für dich. Es ist wichtig, dass du die Möglichkeit bekommst, mit jemandem darüber zu reden. Mit deinen Eltern und am besten auch mit einem Psychologen. Du siehst: Du bist nicht in Schwierigkeiten. Ich möchte dir nur helfen“, versuchte Breuer ihn zu beruhigen.

Damian schüttelte seinen Kopf und lachte ein humorloses Lachen, das bei Breuer ein extrem ungutes Gefühl auslöste. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

„Ich versichere Ihnen: Das ist unnötig. Ich fahre mit dem Bus.“

„Nein, das wirst du nicht. Ich fahre dich heim. Ende der Diskussion.“

Die Fahrt von Saarbrücken nach Dillingen dauerte ungefähr eine halbe Stunde und verlief größtenteils schweigend. Breuer hatte seine Country-Musik leise gedreht, sodass sie nur noch eine zarte Untermalung war. Damian schaute aus seinem Seitenfenster, in Gedanken vertieft. Ab und zu stellte Breuer eine Frage, die Damian einsilbig beantwortete.

Breuer parkte seinen Wagen vor einem sehr kleinen, alten Haus. Die Fensterrahmen und Fensterläden waren schon so verwittert, dass es schwerfiel, die ursprüngliche Farbe zu bestimmen. Das Weiß der Hauswand hatte sich inzwischen zu einem dunklen Grau gefärbt und zahlreiche Risse durchzogen den Putz, der an manchen Stellen schon ganz abbröckelte.

Der Vorgarten war sehr schmal. Bauschutt, leere Eimer, zerbrochene Vasen und Ähnliches ragten wie Skulpturen aus dem meterhohen Gras und Unkraut.

Die Fenster waren so dreckig, dass Breuer sich fragte, ob man durch sie überhaupt noch etwas sehen konnte.

„Wo befindet sich dein Zimmer?“, fragte Breuer.

Damian deutete stumm auf ein Fenster, dessen Scheibe ein Loch hatte, welches notdürftig mit einem Stück Pappe und braunem Paketband geflickt worden war. In dem Zimmer musste es zu dieser Jahreszeit eisig sein. Breuer war schockiert. Durch seinen Beruf kannte er viele Menschen. Auch einige arme Menschen, die manchmal nicht wussten, wie sie am Ende des Monats über die Runden kommen sollten und sich dennoch ganz liebevoll um ihre Kinder kümmerten und versuchten, ihnen eine schöne Kindheit zu schenken. Da wurde schon mal aus einem alten Schuhkarton und einem Putzlappen ein wunderbares Puppenbett gebastelt. Doch das hier ...

Der Junge war nicht nur arm, sondern vernachlässigt.

Auch solche Fälle hatte er während seiner Arbeit schon zu Gesicht bekommen und es schmerzte ihn immer wieder. Er musste gar nicht das Haus betreten, um zu sehen, dass dort keine Liebe wohnte. Breuer schaute sich den Jungen an, der sich an der Haustür herumdrückte und sicherlich fieberhaft überlegte, wie er ihn davon abhalten könnte, mit nach drinnen zu kommen. Sein Erscheinungsbild allein hätte ihn darauf vorbereiten sollen, was er jetzt so deutlich zu sehen bekam. Energisch trat er nach vorne und klingelte.

„Nein! Nicht. Ich habe doch einen Schlüssel!“, rief Damian entsetzt und zog hektisch seinen Schlüssel aus der Hosentasche.

„Ich möchte mich lieber anständig bei deinem Vater anmelden und nicht plötzlich bei ihm im Wohnzimmer stehen“, erwiderte Breuer.

Damian, der gerade schnell aufschließen wollte, hielt inne und schien zu überlegen, worin das geringere Übel bestand. Die Tür wurde mit einem Ruck aufgerissen. Damian stand vor einem Mann, der eindeutig sein Vater war. Dieselbe Statur, nur etwas größer, dieselbe Augenfarbe und Gesichtsform, dieselben Haare.

Doch alles, was an Damian noch unschuldig und kindlich wirkte, hatte beim Vater verbitterte Züge angenommen. Die Augen waren glasig und rot unterlaufen.

Dass dieser Mann eindeutig betrunken war, hätte Breuer auch dann bemerkt, wenn er nicht direkt die Fahne gerochen hätte. Damians Vater schien Breuer gar nicht zu bemerken. Er sah nur seinen Sohn, der mit dem Schlüssel in der Hand erstarrt vor ihm stand, und brüllte direkt los: „Findest es wohl lustig, deinen Alten zur Tür zu scheuchen! Elender Bastard! Bist zu faul, den Schlüssel zu suchen. Aber warte nur. Gleich werden wir sehen, wer als Letzter lacht.“ Und damit packte er den Jungen brutal im Nacken und stieß ihn mit solcher Wucht ins Haus, dass Damian mit dem Gesicht voran gegen die gegenüberliegende Flurwand prallte und sich eine blutige Nase holte. Sofort stürmte Johannsson los, um wieder auf Damian loszugehen, während er der Tür einen Tritt gab, um sie ins Schloss zu werfen. Breuer stellte seinen Fuß in die Türschwelle, um sie offen zu halten. Er atmete dreimal durch, um seine Wut unter Kontrolle zu bringen.

Deeskalation, sagte er sich. Er musste die Situation unter Kontrolle bringen und versuchen, vernünftig mit diesem Mann zu sprechen. Auch wenn ihm jetzt schon klar war, dass er Damian nicht bei diesem Mann lassen konnte. Er machte sich eine mentale Notiz, direkt nach diesem Gespräch mit seinem Freund Eric Maurer vom Jugendamt zu reden. Das hier war eindeutig kein gesundes Zuhause.

„Kriminaloberkommissar Aaron Breuer“, stellte er sich mit lauter Stimme vor.

Damians Vater hielt schwankend inne, dann drehte er sich langsam zu Breuer um. „Was wollen Sie?“, fragte er unfreundlich.

„Es geht um Ihren Sohn. Darf ich hereinkommen?“

„Ich brauche keine Polizei im Haus. Was hat er ausgefressen?“

„Ihr Sohn hat sich nichts zuschulden kommen lassen, aber es ist etwas vorgefallen, worüber ich dringend mit Ihnen reden muss.“

Herr Johannsson sah ihn mit zusammengekniffenen Augen unschlüssig an.

„Ich würde das lieber im Haus tun, als hier draußen in der Kälte und vor all Ihren Nachbarn“, sagte Breuer in einem ruhigen Tonfall, der nichts von dem stürmischen Zorn in seinem Inneren verriet. Wie konnte dieser betrunkene Mistkerl es wagen, seinen Sohn so brutal zu misshandeln?

Herr Johannsson ließ ihn zögerlich ein und ging vor in ein Zimmer, wo Breuer das Wohnzimmer vermutete.

Als Breuer auf Damians Höhe war, hielt er an. Der Junge hatte das Gesicht abgewandt und sah beschämt zu Boden. Breuer nahm Damians Kinn in die Hand und drehte dessen Gesicht, sodass er den Schaden an der Nase begutachten konnte. Er merkte, wie seine Kiefermuskulatur zu malen anfing. Wie schade, dass er als Polizeibeamter Herrn Johannsson nicht eine reinhauen durfte, oder auch zwei oder drei.

„Ist dir schwindelig oder schlecht?“, fragte er den Jungen leise.

Damian schüttelte den Kopf.

„Wenn sich das ändert, sag mir sofort Bescheid. Dann fahr ich dich ins Krankenhaus.“ Er atmete tief durch und folgte Damians Vater.

Das Wohnzimmer hatte vergilbte Tapeten, eine löchrige Couchgarnitur vor einem großen Fernseher und einen Couchtisch, der allerdings von dem Unrat, der sich auf ihm stapelte, ganz verdeckt war. Überall standen leere Bier- und Schnapsflaschen herum und der Raum roch nach kaltem Rauch und altem Fusel.

Damians Vater saß halb zur Seite gesackt auf der alten Couch. „Was is’n los?“, wollte er wissen.

Breuer überlegte, wo er sich am besten setzen sollte, ohne im Anschluss seine Kleider direkt in die Reinigung bringen zu müssen. Er entschied sich für die Armlehne eines Sessels. Damian stand unschlüssig im Türrahmen, ein Taschentuch gegen die blutende Nase gedrückt.

„Zuerst einmal setze ich Sie darüber in Kenntnis, dass Sie eine Anzeige wegen Körperverletzung zu erwarten haben“, begann Breuer.

„Körperverletzung? Kommen Sie schon. Das war ein Unfall. Ich war sauer und hab ihn ein bisschen geschubst und er ist gegen die Wand gefallen. Das war keine Körperverletzung. Nicht wahr, Damian?“

„Ja ... nein ... ich meine, es ist schon in Ordnung. Es war nur ein Unfall“, stotterte der Junge.

„Wohl kaum. Das steht hier auch nicht zur Diskussion.

Ich bin hier, weil ich Ihnen mitteilen muss, Herr Johannsson, dass Ihr Sohn heute Zeuge des tragischen Todes seines Freundes Viktor Resch wurde.“

Damians Vater zog die Nase hoch. „Und was hat das mit mir zu tun?“, fragte er gelangweilt.