Der FM4 Ombudsmann - Martin Puntigam - E-Book

Der FM4 Ombudsmann E-Book

Martin Puntigam

4,9
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Leben ist deutlich schwieriger und unverständlicher geworden. Plötzlich sollen wir uns überall auskennen und alles können und nie ist eine Ruhe! Unsere Möbel sollen wir selber zusammenbauen, unseren Job selber erfinden. Aber in der Messe dürfen wir nur die Fürbitten mitgestalten und nach unserer Meinung werden wir überhaupt nur alle fünf Jahre einmal gefragt. Das versteht kein Mensch! Der ORF reagiert schnell und unbürokratisch auf die prekäre Gesamtsituation und stellt seinen erfahrensten Universalgelehrten, den "FM4 Ombudsmann", zur Verfügung. Man darf ihn sich generell als freundlichen Menschen vorstellen. Im mittlerweile sechsten Jahr setzt er sich täglich und geduldig mit den Fragen seiner lieben Hörerinnen und Hörer auseinander. Die süßesten Früchte des generationenübergreifenden Mammutprojekts "FM4 Ombudsmann" erscheinen nun endlich auch in Buchform. Im Sinne der "Usability" orientiert sich der Aufbau des unverzichtbaren Lebensleitfadens uneitel am Alphabet. Von Audimaxismus bis Zungenkuss: Der "FM4 Ombudsmann" alphabetisiert für dich das 21. Jahrhundert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 285

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Martin Puntigam Hosea Ratschiller

DER FM4 OMBUDSMANN

beantwortet deine Fragen

Martin Puntigam Hosea Ratschiller

DER FM4 OMBUDSMANN

beantwortet deine Fragen

Czernin Verlag, Wien

Puntigam, Martin; Ratschiller, Hosea: DER FM4 OMBUDSMANN beantwortet deine Fragen / Martin Puntigam, Hosea Ratschiller Wien: Czernin Verlag 2012 ISBN: 978-3-7076-0402-3

© 2012 Czernin Verlags GmbH, Wien Umschlagfoto: Ingo Pertramer Lektorat: Sabine Edith Braun Produktion: www.nakadake.at ISBN E-book: 978-3-7076-0402-3 ISBN Print: 978-3-7076-0401-6

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien

Vorwort von Matthias Egersdörfer

... ein brechmittel der linken, ein juckpulver der rechten ...

(aus: The Best of H. C. Artmann)

Ein Freund von mir hat vor Jahren den verschworenen Kameradenkreis regelmäßig mit Aufnahmen vom Ombudsmann versorgt. Meine Ohren haben gebitzelt, als ich diese wohltuenden Gemeinheiten hören durfte. Anders als bei den seichten Harmlosigkeiten aus dem bundesdeutschen Schlaftablettenfunk ergriff mich sofort eine Art heilige Erregung. In geradezu barocker Üppigkeit wird hier aus dem Hadern über eine blödsinnige und gemeingefährliche Welt ein rächendes Feuerwerk abgeschossen. Es ist gut und richtig, dass man diese Radiogeschichten jetzt auch lesen kann. Zwischen Poesie und Blödsinn brennt hell die Flamme der Aufklärung und das sollen die Augen auch erblicken dürfen. Mit liebevollem Neid habe ich seit jeher zu den österreichischen Nachbarn hinübergeschielt. Helmut Qualtingers Lesung aus Mein Kampf ist mein Altes Testament. Josef Haders Programm Privat hat mich bekehrt. Wenn Ludwig Hirsch die Vatermörder Billy, Bobby und Jack ohne Zungen am Galgen singen lässt, fröstelt es mich immer noch wohlig wie beim ersten Hören. Einmal sah ich österreichische Politiker im Fernsehen auf einer Vernissage, die vorgaben sich zu freuen, weil Manfred Deix sie als pralle Lustsklaven in Latexkostümen abgebildet hatte. Da stand mir mein Göscherl schön offen. Man sollte auch gehört haben, wie der junge Ambros davon singt, dass er sich im warmen Wasser die Pulsadern aufschneidet, bevor man in Wien die Kapuzinergruft besucht. Es ist schlimm, wenn man vor dem Einschlafen Thomas Bernhard liest und sich sein Gesang im Hirn verselbstständigt. Es ist schön, wenn einem Leben und Werk von H. C. Artmann das Leben retten. Die Erfinder des Ombudsmannes gehören für mich in diese Reihe der aufrichtigen Kämpfer. Puntigam und Ratschiller antworten auch mir, wenn ich Rat und Trost suche im trüben Morast des Daseins. Wenn es nach mir ginge, sollten die Herren am Sonntagvormittag eine Radiosendung übereignet bekommen, auf dass von ihrem Gebell die Wohnstuben dröhnen und die Kleinherzigen und Lauen bibbern und ihnen die Zähne klappern.

Im Übrigen kenne ich die beiden Herren gar nicht und habe auch keinerlei Verlangen, sie jemals kennenzulernen.

Hochachtungsvoll

Matthias Egersdörfer

Vorbemerkung

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Vielleicht sitzt du gerade beim Frühstück, dann freue ich mich und denke an dich. Das ist nicht selbstverständlich. Bei mir kommt es vor, dass ich morgens minutenlang mein Frühstücksei anstarre und an rein gar nichts denke. Oft brauche ich nämlich einen Kaffee, bevor ich anspringe. Freilich, ein bisschen frische Luft wäre genauso erquicklich. Wenn ich allerdings mein müdes Näschen aus dem Küchenfenster schiebe, wird es gewöhnlich sofort vom beißenden Duft aufkeimender Sexualität umspielt. Immerhin wohne ich mit meiner Gattin Ilse seit geraumer Zeit in direkter Nachbarschaft einer Mittelschule, deren Turnsaalabluft in den gemeinsamen Innenhof strömt. Eine aufdringliche Erinnerung an das eigene Alter, die reife Männer wie ich kurz nach dem Aufstehen schlecht gebrauchen können. Ich bleibe also meist beim Kaffee und delegiere die Frage nach dem Fortschreiten der Zeit an meine Armbanduhr. Ticktack. Hallo, Uhr! Bin ich wirklich schon so alt? Sie antwortet nicht. Ich glaube, die Uhr weiß gar nicht, wie alt ich bin, sondern nur, wie spät es ist. Vielleicht ist Zeit ja überhaupt etwas, das nur dann vergeht, wenn wir es messen. Fest steht, dass eine genaue Altersangabe für den Moment nur dann möglich ist, wenn die Grenzen dieses Moments so weit ausgedehnt werden, dass nicht schon wieder der nächste Moment da ist, während man sie ausspricht. Sonst würde man sich ja immer selbst hinterherlaufen und in der Vergangenheit leben. Wobei Zweiteres einer entspannten Frühstücksatmosphäre durchaus zuträglich sein kann. Hierin liegt wohl eine mögliche Wurzel der Erfolgsgeschichte „Tageszeitungsabonnement“. Wer will schon andauernd einer angenommenen Zukunft entgegenhecheln, von der man als Einziges hoffen kann, dass man sie noch erreicht?

Apropos. Falls du wissen möchtest, warum ich dieses Buch geschrieben habe, dann brauchst du nur wenig Zeit zu erübrigen, denn ich sage es dir umgehend.

Ein bisschen ausholen muss ich aber schon. Vor zirka 65 Millionen Jahren sind die Dinosaurier ausgestorben, und erst ab dann hat der Mensch begonnen, sein Gehirn zu entwickeln, mit dem er heute beispielsweise sogenannte Bankenpakete schnürt oder eine sogenannte Mindestsicherung einführt, mit der dann die sogenannten Bankenpakete bezahlt werden, denn irgendwo muss das Geld ja herkommen, wenn man nicht alles neu drucken will. Gestartet ist der Mensch damals übrigens als aasfressender, rattenartiger Schadnager, was man noch immer etwa an der gerade geschilderten Umverteilungspraktik merkt. Aus diesem Schadnager haben sich erst die Primaten ergeben und nur im Einzelfall dann so etwas wie dein Ombudsmann.

Es handelt sich bei mir, du weißt es längst, um eine Sonderausgabe der Evolution, die kein Davor und kein Danach kennt. Adam hatte keinen Nabel. Entsprechend groß ist also zwangsläufig die Begeisterung darüber, dass ich meinen Leib im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur Verfügung stelle und Menschen wie dir mein Wissen in die Futterkrippe lege, denn das hätte ich wirklich nicht notwendig. Aber ich wäre nicht der überzeugte Demokrat, der ich bei aller Bescheidenheit doch bin, würde ich mich nicht jener Verpflichtung stellen, die mein privilegiertes Dasein mit sich bringt. Als schillerndes Vorbild möchte ich demgemäß nach Kräften mithelfen, unser Land ein bisschen an die Standards des 21. Jahrhunderts heranzuführen.

Die österreichische Demokratie steckt unbestritten in den Kinderschuhen. Das ist kein Wunder. Bis vor 66 Jahren war unsere Staatsform zwölf Jahre lang, unter wechselndem Vorsitz, die faschistische Diktatur, davor Tausende Jahre Monarchie – in diversen Schattierungen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde nahezu die gesamte geistige Elite dieses Landes umgebracht oder vertrieben. Unsere Öffentlichkeit ist bis heute geprägt von den Profiteuren, die diese Menschen – zu ihrem eigenen Vorteil – nie gebeten haben zurückzukehren. Dass wir Österreicherinnen und Österreicher nicht in einer völlig dumpf feudal organisierten Jauchegrube sitzen, ist in erster Linie dem Marshallplan und dem Sputnikschock zu verdanken. Dann kamen Margaret Thatcher und Ronald Reagan bzw. bei uns Jörg Haider, und seither ist die Demokratie wieder zunehmend in Gefahr. Diese für den sozialen Frieden so gefährliche Entwicklung hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht und sie muss ihn auch nicht erreichen – wenn wir denjenigen ein wenig mehr zuhören, die bessere Ideen haben.

Leider muss ich jedoch einen Brain-Drain 2.0 gewärtigen: Viele junge, gut ausgebildete Menschen, die ihr Leben nicht in einer von Rechtsradikalen durchsetzten Verwaltung verbrauchen möchten, die mehr recht als schlecht von biederen Systemerhaltern mit folkloristischer Neigung zum Metaphysischen im Zaum gehalten werden, fliehen das Land und sorgen nun in entwickelteren Gegenden dafür, dass die Zivilisation nicht schon heute an ihren Memoiren schreiben muss.

Aber jammern ist nicht meine Art. Ich will etwas dagegen tun und ich weiß, ich bin nicht allein. Ich habe Kollegen, ja Freunde an meiner Seite, alle auf ihre Art Koryphäen, Polyhistoren sui generis, High-End-Lebensmenschen, wie sie Gott sei Dank noch immer werkseitig ausgeliefert werden. Du wirst sie alle kennenlernen dürfen in diesem Buch. Mein alter Kindergartenkollege, der international erfolgreiche Ernährungs- und Erziehungscoach Ewald Hercule Edbrustner, wird mir beistehen, ebenso mein langjähriger Freund und Nebenbuhler in dubio, der in den USA (sic!) beim FBI ausgebildete Flirttrainer Florian Finster, springt mir bei, und last und not least reitet mein alter Kumpel und Finanzguru, der Schuldnerberater Sigi Stangl, an meiner Seite. Und nicht zu vergessen Jessica Rufy: Das junge Multitalent, eine designierte Auslandskorrespondentin par excellence, pars pro toto für die Jugend, madonnengleich.

Ab urbe condita war ich als Ombudsmann eine Beratungsstelle auch und vor allem für junge Menschen, die Orientierung im Leben suchen und bei mir Halt finden. Sie sind zu Tausenden zu mir gekommen und ich habe ihnen zu essen gegeben. Deshalb weiß ich, es gibt viele junge Menschen, die sehr gut Fragen stellen können.

Für wen mache ich das alles? Doch nicht für mich! Für solche wie Jessica schrieb ich dieses Buch. Und für solche wie dich. Mit anderen Worten: Wir werden leider auch fürder nicht darum herumkommen, einander in Zukunft mit Interesse und Wohlwollen zu begegnen. Ich habe deshalb natürlich nichts dagegen, wenn es, wie derzeit, zwischen Österreich und Ungarn wieder eine Annäherung der beiden Doppeladlerhälften gibt – 100 Jahre nachdem diese so lange so segensreiche Verbindung so farbenprächtig zerbrechen musste.

Aber doch bitte nicht auf diesem Niveau!

Dafür gibt es dieses Buch.

Außerdem habe ich, wie du bereits im ersten Absatz erfahren hast, meine geliebte Ilse geehelicht, was ich bisher, wenn überhaupt, dann nur sehr leise bereut habe, denn sie ist eine Bereicherung für mein Leben, und auch unsere Wohnung wäre sonst viel unbewohnter. Ich liebe sie somit im Rahmen dessen, was uns der Gesetzgeber bei der Trauung zugesichert hat, heiß und begehre sie immer wieder. Mir ist aber auch bewusst, dass sie mir nicht an zerbrochenem Herzen nachsterben wird, sollte ich als Erster von uns beiden aus dem Einwohnermelderegister ausgetragen werden, was ich grundsätzlich begrüßen würde, weil ich nur ungern trauere. Andererseits muss ich davon ausgehen, dass meine Ilse meinen umfangreichen Nachlass nach meinem Ableben ohne Federlesens restlos der Wiederverwertung bzw. Kompostierung zuführen wird, habe ich ihr doch immer wieder auseinandergesetzt, dass unser Platz auf Erden nur von der nächsten Generation geleast ist – zu ausgesprochen günstigen Konditionen übrigens – und dass es mir vollkommen gleichgültig ist, was nach meinem Dahinscheiden auf dem Planeten Erde passiert. Ich meine das nicht so, aber sie nimmt es für bare Münze, und jetzt kann ich auch nicht mehr zurück, ohne das Gesicht zu verlieren.

Auch deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Sowohl Verlag als auch FM4 haben unverbrüchlich zugesichert, es zu einem Bestseller zu machen, und damit erwarte ich, meine Worte und Werke in so viele Haushalte verteilt zu haben, dass es auch nach Beendigung meiner irdischen Wanderschaft noch Generationen dauern wird, bis wirklich das letzte Mal meines Wirkens von der Erdoberfläche verschwunden sein wird. Diese Laune des Schicksals spielt dir einerseits ein Buch in die Hände, wie du es sonst vermutlich nie bekommen hättest, auch nicht für viel Geld, und spendet mir andererseits Trost, wenn ich in der Nacht wieder einmal nicht einschlafen, aber kein Licht aufdrehen kann, weil meine Ilse das nicht verträgt.

Es gehört nämlich nicht zu den geringsten Vorzügen, die meine Ilse an mir schätzt, dass ich kein Licht aufdrehe, wenn ich in der Nacht aufs Klo gehen muss. Dass ich immer ohne Aufforderung die Zeitung abbestelle, bevor wir auf Urlaub fahren, ist ein zweiter, und vermutlich der Hauptgrund, warum meine Ilse an meiner Seite bleibt und nicht mit mir tauschen möchte, ist der: Ich bin trotz aller Beschwingtheit in der öffentlichen Rede im Kern meines Wesens ein todernster Mensch, der nur dann schallend lacht, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

Florian Finster, Flirttrainer Intervention

Florian Finster: So, da bin ich schon.

FM4 Ombudsmann: Lieber Flori, ich freue mich, dass du in meinem Buch mitmachst! Es ist alphabetisch gereiht und beginnt mit dem Buchstaben A, mit dem Eintrag „Absolvent“.

Florian Finster: Das ist ja wirklich direkt aus dem Leben gegriffen! Ich habe nämlich selbstverständlich eine Top-Ausbildung. Ich stehe jeden Morgen um 4.00 Uhr auf und gehe sporteln. Wo hab ich mir das angewöhnt? In den USA, sagen viele. Wir sagen: in den Staaten. Ich war lange Zeit in den Staaten und habe dort beim FBI meine Ausbildung zum Flirttrainer absolviert. Ich habe ursprünglich ganz normal bei der Kripo angefangen. Dann bin ich hinüber in die Staaten und habe lange Zeit gelernt beim Federal Bureau of Investigation, kurz FBI. Ich möchte heute allen einsamen Herzen ein paar Tipps geben, wie das Eis brechen kann, denn mein Motto lautet: Niemand muss alleine sterben.

Und ich fange gleich an, weil Time is money, wie wir in den Staaten sagen. Das heißt übersetzt ungefähr: Zeit ist Geld. Was macht die Ausbildung zum Flirttrainer beim FBI eigentlich so besonders? Du lernst irrsinnig viel. Du schaust dir die Fotos immer und immer wieder an und dann kannst du sagen, die ist es, mit der möchte ich die Sachen ausprobieren, die ich mir normalerweise nur denke, wenn ich mich unbeobachtet fühle. Das heißt, Flirttrainer ist man rund um die Uhr. Das kannst du nicht ablegen wie ein Handtuch vor dem Aufguss. Ich komme in ein Lokal und schaue sofort, wen kann man anflirten und wen nicht. Und wen kann man anflirten? Da wirst du staunen, es sind alle! Da sind sie alle gleich. Die zwei Grundmengen ergeben eine Deckmenge, was in dem Fall in beiden Fällen günstig ist.

Erstes Beispiel: Ich habe Schwierigkeiten, meine Hemmungen zu überwinden bei der Kontaktaufnahme, es gefällt mir wer, ich möchte ihn gerne kennenlernen. Aber ich denke mir: Irgendwie trau ich mich doch nicht, den, sagen wir, geilen Typen von der Tierkörperverwertung endlich anzusprechen. Was mache ich nun? Ich gebe dir noch zwei Beispiele. Nummer eins: Wie kann ich am Arbeitsplatz das Eis brechen, wenn mir eine bestimmte Kollegin besonders gut gefällt? Es ist wichtig, dass wir das schaffen, denn die meisten Beziehungen auf der Welt beginnen im Büro, die Arterhaltung der gesamten Menschheit liegt in der, na ja, Hand des Dienstleistungsgewerbes. Ohne Bürobekanntschaften können wir gleich an die Käfer oder die Oktopoden übergeben. Aber wie stelle ich es an, dass die Arbeit nicht zu kurz kommt? Time is money, du weißt es bereits. Es ist so: Oft laufen wir im Büro hunderttausendmillionenmal sinnlos aneinander vorbei und blicken verschämt zur Seite, wie kleine Kinder. Und wenn der andere dann vorbeigegangen ist, schauen wir erst recht zurück und glotzen ihm auf den Hintern. In österreichischen Büros passiert das häufiger, als wir denken. Rund um die Uhr. Da haben wir Studien vorliegen. Und jetzt halte dich fest! Diese falsche Scham kann auf lange Sicht zu starken internen Spannungen führen und sich in der Jahresbilanz negativ niederschlagen. Ich sage immer wieder zu Top-Managern, die ich zufällig in der Kirche treffe: „Pass auf, lieber Freund. Obacht!“

Worum es aber geht, ist, dass wir das Eis brechen müssen, damit wir nicht vergletschern und ein warmes Betriebsklima entstehen kann, sonst bringen wir uns noch alle irgendwann einmal gegenseitig bestialisch um. Vielleicht schon morgen. Wer weiß? Kannst du es ausschließen? Ich frage dich: Kannst du einen Massenmord ausschließen?

Wie löse ich mich am besten aus der Anonymität des Großraumbüros und zeige der Kollegin, dass sie mich speziell interessiert? Ganz einfach. Meine Damen und Herren: Ich empfehle, kauere dich hinter dem Kopiergerät zusammen und wenn die Kollegin oder der Kollege dann etwas fotokopieren will, springst du hervor, reißt ihr oder ihm die Hose herunter und schreist: „Hallo! Ich bin’s!“, oder so. Was weiß ich. Ist ja jetzt völlig wurscht.

Im zweiten Beispiel, das ich dir gebe, geht es um den Special Interest: die gefügige Diplomkrankenschwester. Der Annäherungsversuch an Spitalspersonal im Falle stationärer Behandlung. Davon träumen viele, und ich habe die Problematik in meiner Dissertation zum FBI Flirttrainer axiomatisch herausgearbeitet.

Es ist eine mächtige Fantasie im Schwerpunktfeld Uniformfetisch. Aber was lässt sich da vom wissenschaftlichen Standpunkt her sagen?

Wir beginnen das zu begehren, was wir jeden Tag sehen, sagt der Menschenfresser Dr. Hannibal Lecter sehr treffend. Und so beginnen viele Menschen im Spital die Schwester zu begehren. Es ist langweilig, man ist ausgeschlafen und wird dauernd von fremden Frauen berührt, die es gut mit einem meinen, das erleben viele ihr ganzes Leben lang nicht. Und dann müssen sie ins Spital und sind ohne Einschulung mit dieser Situation konfrontiert. Was kann man da tun, um der Stationsschwester näherzukommen? Eine Möglichkeit ist, wenn die Schwester am Morgen fragt: „Haben wir heute schon Stuhl gehabt?“, dass man schlagfertig antwortet: „Ich schon, bei Ihnen weiß ich es nicht.“ Dann ist oft das Eis schon gebrochen, weil es ist, das wissen wir aus Langzeitstudien vom FBI, für viele Frauen das Wichtigste in einer Beziehung, dass sie der Partner zum Lachen bringen kann. Wir haben das im Labor auch experimentell nachweisen können. Wie macht man das? Ganz einfach: Man fesselt die Partnerin an einen Sessel und kitzelt sie so lange an der Fußsohle, bis sie keine Luft mehr bekommt. Das funktioniert, aber leider bislang nur unter Laborbedingungen. Im echten Leben wäre so ein Vorkommnis eher ein starkes Indiz für das nahende Ende einer Beziehung.

Zurück ins Krankenhaus. Was mache ich, wenn ich mich beispielsweise in die Nachtschwester verliebt habe, da fällt die Frage nach dem morgendlichen Stuhlgang weg, und wenn man die Sprache trotzdem auf das Thema lenken will, so wirkt das mitten in der Nacht oft aufgesetzt. Die Situation ist überhaupt kniffliger. Wenn man sich eine erotische Gefälligkeit von der Nachtschwester ersehnt und man ist kein Privatpatient mit Einzelzimmer, ist das sehr schwer. Damit nämlich in einem, sagen wir, Viererzimmer die Intimität und die knisternde Erotik erhalten bleiben, müssen die anderen Patienten wirklich alle sehr tief schlafen. Wenn da nur einer schnarcht oder vor Schmerzen stöhnt, ist das natürlich ein absolutes No-No. Und dann muss die Nachtschwester auch noch von sich aus ein Interesse mitbringen, in der Arbeit sexuell initiativ zu werden. Das heißt, es muss wirklich alles passen, sonst bleibt es, vom Standpunkt des Wissenschaftlers gesprochen, leider eine Fantasie. Denn dass alle gut schlafen, keiner schnarcht, die Nachtschwester ansprechend aussieht und von sich aus will, so viel Glück ist selten. Auch in einem Sanatorium.

FM4 Ombudsmann: Danke, lieber Florian Finster, für die fachkundige Auskunft. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder. Zum Beispiel auf Seite 232 oder auf Seite 245. Hast du inzwischen einen Weg?

Florian Finster: Natürlich.

FM4 Ombudsmann: Dann will ich dich nicht länger aufhalten.

Florian Finster: Ich wäre ohnedies stärker.

Zum Geleit Teil 1: „Trümmerjugend“

Wo junge Leute sind, ist Republik.

Novalis

Mein Leben zwischen den Generationen

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Ich erzähle dir jetzt, wer ich bin, nimm dir etwas Zeit dafür; wenn du beim ersten Mal genau hinhörst, dann sparst du dir später viel Arbeit, und außerdem gehört es zum Buch. Du brauchst dir aber auch keine Sorgen zu machen wie einst für Caesar Gallien, so ist auch meine Biografie für dich omnis divisa in partes tres. Zuerst erzähle ich dir von meiner Herkunft, in der Mitte des Buches, wie ich zum FM4 Ombudsmann wurde, und schließlich gegen Ende, warum ich nach wie vor the man bin.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!