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"Der Frosch mit dem Märchenglas" ist eine Sammlung von vier Märchen für große Märchenfreunde.
Der Frosch mit dem Märchenglas
erzählt den wahren Grund, weshalb ein Prinz zum Frosch wurde
Die letzte Prinzessin und der Zwirrrrrrl
handelt von geschäftstüchtigen Drachen und Finanzmagiern und einem verschlafenen Wesen, das kaum jemand kennt.
Auf die Zutat kommt es an
In Irmelindes Hexenfamilie gibt es ein ganz besonderes Rezept für leckere Ehemänner.
Das Babbelbirkenbett
sollte eigentlich nicht in unserer Welt sein. Wie Cora auf die Reise ins All geht und dann auch noch den Mann fürs Leben findet.
Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren
KEINE Märchen für das Erstlesealter, da der Hintergrund zu komplex ist.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Impressum:
alle Geschichten (c) Anna Janzen Coverfoto by-Sassi / pixelio.de
Anna Janzen c/o S. Schnitzler, Hamburg thegirlwhowritestoo
Der Frosch mit dem Märchenglas
Es war einmal ein junger, sehr hübscher Prinz (den wir jetzt einfach mal Johann nennen - schließlich braucht jeder einen Namen), der verzaubert wurde und danach als Frosch in einem Teich lebte. Eines Tages tauchte dort die jüngste von drei Prinzessinnen auf und verspielte ihre goldene Kugel – wir erinnern uns an die Geschichte.
Wir wissen auch, dass die Lady an Wohlstandsverwahrlosung litt: Jeder Wunsch und Wille wurde ihr erfüllt und sie versuchte immer wieder, sich aus ihren Versprechen herauszuschlawinern. Kurz vor dem Ende der uns allen bekannten Geschichte hatte sie ihre Wut an dem wehrlosen Frosch ausgelassen – dass das misshandelte Tierchen als Prinz zu Boden fiel, darf als bekannt vorausgesetzt werden, nicht wahr?
Nun, lieber Märchenfreund, liebe Märchenfreundin, was meint ihr? Kann ein solcher Mensch wie die Prinzessin sich ändern?
Nein.
Jedenfalls nicht ohne Therapie, und Freud lebte damals noch nicht. Auf die Idee, seine künftige Königin der Schocktherapie einer Hexe auszusetzen, kam unser gutherziger Prinz gar nicht erst. Die Prinzessin blieb also, was sie immer war: ein verzogenes Gör.
Unser Froschkönigssohn lebte also keineswegs glücklich bis an sein Lebensende, und da sie noch nicht gestorben waren, hatte er auf unbestimmte Zeit eine zänkische Yuppi-Schnepfe am Hals, die ihm eine fürstliche Hölle bereitete.
Um das Leben etwas erträglicher zu gestalten, versteckte sich Prinz Johann fast jeden Tag am Ende seiner Wälder hinter Hecken neben einem Teich vor der gesamten Familie. Denn nicht nur seine Frau machte ihm Ärger – nein! Sein Vater verlangte mittlerweile nachdrücklich, dass Johann die Intensivschulung für Thronanwärter belegte. Dabei wollte unser Prinz doch gar nicht König werden! Was also sollte er tun?
Er musste sich entscheiden. Und an einem ganz bestimmten, für unseren Prinzen sehr wichtigen Tag saß er also still auf der steinernen Bank neben seinem kleinen Teich, zu seinen Füßen einen schlichten, grauen Beutel, und grübelte. Dabei drehte er ein kleines Glas in den Händen, aus dem eine winzige Leiter herausragte und auf dessen Boden ganz viele Kugeln kullerten. Neben ihm auf der Bank lag ein zusammengerolltes Dokument, das mit dem prinzlichen Siegel verschlossen war. Prinz Johann hatte einen Entschluss gefasst und jetzt wartete er …
… auf den treuen Kutscher Heinrich (der Typ mit den coolen Metallklammern ums Herz, ihr wisst schon), der nämlich noch immer für den Prinzen arbeitete. Er war seit ihrer gemeinsamen Rückkehr aus der Fremde Johanns engster Vertrauter geworden. Da kam er auch schon um die Ecke.
“Johann”, sprach der treue Heinrich (man war längst zum unstandesdünkeligen Du übergegangen), “ich mache mir Sorgen. Wie willst du das Reich regieren, wenn du nicht endlich das Regieren lernst?”