Der geteilte Himmel. Königs Erläuterungen. - Christa Wolf - E-Book

Der geteilte Himmel. Königs Erläuterungen. E-Book

Christa Wolf

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Christa Wolf: Der geteilte Himmel - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 426

Textanalyse und Interpretation zu

Christa Wolf

DER GETEILTE HIMMEL

Rüdiger Bernhardt

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Christa Wolf: Der geteilte Himmel. Erzählung. München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, 46. Aufl. 2016.

Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neureglung angepasst. Zitate aus Christa Wolfs Erzählung folgen aufgrund eines Einspruches der originalen Rechtschreibung.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2018

ISBN 978-3-8044-7043-9

© 2018 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Renate Blume (Rita) und Eberhard Esche (Manfred) in der Verfilmung von 1964 © DEFA-Stiftung/Werner Bergmann

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Christa Wolf: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Gagarins Flug ins All und der Mauerbau

Fortschrittsgläubigkeit und Genossenschaften

Der Bitterfelder Weg

Der neue Mensch und eine neue Schreibweise

Mythisches in der Erzählung

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Vorläufer, Gegenentwürfe und Zurücknahmen zum Geteilten Himmel

Thematische Vielfalt der folgenden Werke (Auswahl)

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Prolog

Kapitel 1–5

Kapitel 6–12

Kapitel 13–18

Kapitel 19–24

Kapitel 25–30

Epilog

3.3 Aufbau

Drei Zeiträume

Ritas tragischer Konflikt

Erzählstruktur

Zahlen, Symbole, Motive und Versalien

Die Klimax im Zentrum

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Rita Seidel

Manfred Herrfurth

Erwin Schwarzenbach

Rolf Meternagel

Ernst Wendland

Ehepaar Herrfurth

Mangold

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Ein tragisches Scheitern

Erinnerungen und Träume als Genesungsprozess

Fortschrittsgläubigkeit, -skepsis und deutsche Teilung

Die überzeitliche Bedeutung der Erzählung

4. Rezeptionsgeschichte

Rezeption in der DDR

Die Verfilmung von 1964

Rezeption in der Bundesrepublik

Der deutsch-deutsche Literaturstreit 1990

Rezeption nach 1990

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 **

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Weitere Sekundärliteratur

Film

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in diesem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt eine Übersicht.

Im 2. Kapitel wird Christa Wolfs Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:

Christa Wolf lebte von 1929 bis 2011; sie wurde in Landsberg an der Warthe (heute: die polnische Stadt Gorzów Wielkopolski) geboren und lebte vorwiegend in Berlin.

Zwei Vorgänge sind für die Erzählung besonders wichtig: Am 12. April flog der erste Mensch ins Weltall, am 13. August 1961 schloss die DDR die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland („Mauerbau“).

Kulturpolitische Ereignisse („Bitterfelder Weg“) und philosophische Entwicklungen jener Jahre (Johannes R. Becher, Ernst Bloch) waren für die Autorin wichtig.

Der Einfluss der zeitgenössischen Mythenrezeption auf die Literatur ist deutlich.

Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.

Der geteilte Himmel – Entstehung und Quellen:

Die Entstehung erstreckte sich von 1959 bis 1963. Ohne Christa Wolfs Aufenthalt in Halle und vorübergehende Tätigkeit im VEB Waggonbau Ammendorf mit der Entdeckung für sie unbekannter gesellschaftlicher Bereiche ist die Erzählung nicht zu denken. Christa Wolf strebte darin das Gesamtbild einer modernen Gesellschaft und ihrer menschlich-zwischenmenschlichen Probleme innerhalb der Produktion an. Literarische Vorbilder waren Anna Seghers, Aragon, Thomas Wolfe und andere.

Inhalt:

In einem Krankenhaus denkt die junge Rita Seidel Ende August 1961 über zurückliegende Erlebnisse seit 1959 nach, die zu ihrer gegenwärtigen Lage geführt haben. Sie, als Kind 1945 aus Böhmen umgesiedelt, hatte als Neunzehnjährige in der DDR den Chemiker Manfred Herrfurth kennengelernt. Seinetwegen entschied sie sich für ein Lehrerstudium und zog zu ihm in die Stadt. Während eines Praktikums im Waggonbau kommt sie mit prinzipiellen Problemen der Wirtschaft und Politik in Kontakt, die Ritas und Manfreds Liebe auf eine harte Probe stellen und sie schließlich zerbrechen lässt. Als die Konflikte durch den 13. August 1961 (Mauerbau) verschärft werden, entscheidet sie sich deshalb gegen den bereits in den Westen gegangenen Geliebten und für ihr Land, unternimmt aber einen Selbstmordversuch, der scheitert. Am Ende hat sie die Konflikte überwunden und kehrt in den DDR-Alltag zurück.

Chronologie und Schauplätze:

Die Erzählung verarbeitet Ereignisse von 1959 bis 1961 wie die wirtschaftlichen Probleme der DDR, den Weltraumflug Gagarins und die Grenzschließung der DDR („Mauerbau“). Ästhetisch steht sie in der Tradition des Bitterfelder Weges, aber auch im Zusammenhang mit philosophischen und ästhetischen Überlegungen Ernst Blochs und Johannes R. Bechers. Die Handlung spielt vorwiegend in Halle (Saale) und im dortigen Waggonbau Ammendorf, in dem Christa Wolf während ihrer Zeit als Lektorin beim Mitteldeutschen Verlag Halle (S.) als Leiterin eines Zirkels schreibender Arbeiter tätig war. Eine Szene handelt in West-Berlin.

Aufbau:

Die Erzählung wird nicht chronologisch erzählt; drei Zeiträume (1959–1961, August bis November 1961, 1939–1961) durchdringen und überlagern sich.

Das retrospektive Erzählen hat Folgen für den Ablauf der Erzählung.

Statt eines Konflikts gibt es Konfliktbündel, Ritas Konflikte sind tragisch.

Auf die moderne Erzählstruktur des Textes hatte u. a. Georg Büchners Lenz Einfluss.

Personen:

Rita Seidel

1940 geboren, 1945 aus Böhmen umgesiedelt,

Pädagogik-Studentin, Praktikantin im Waggonbau.

Die Liebe zu Manfred wird zur tragischen Situation.

Manfred Herrfurth,

1930 geboren, bürgerlicher Herkunft,

„Chemiedoktor“ (7) mit Vorbehalten gegen DDR und Sozialismus,

verlässt im Juni 1961 die DDR.

Die Liebe zu Rita scheitert bereits zuvor.

Erwin Schwarzenbach,

stammt aus einer Arbeiterfamilie, Dozent für Geschichte,

durch Lebenserfahrung nachsichtig und geduldig,

setzt sich für eine neue Gesellschaft ein,

tritt gegen Dogmatiker auf.

Rolf Meternagel,

1912 geboren, Tischler;

trat aus ehrlicher Überzeugung 1948 in die SED ein,

insgeheim gilt er als der eigentliche Brigadier (80).

Sein Leben spiegelt die wechselvolle deutsche Geschichte wider.

Ernst Wendland,

Jahrgang 1928, ist Produktions-, dann Werkleiter im Waggonbau,

drei Jahre Sibirien und Umerziehung in der Antifa-Schule,

war mit einer Tochter Meternagels verheiratet,

ein selbstloser Helfer, der Rita liebt.

Ehepaar Herrfurth,

Manfreds Eltern,

opportunistisch und borniert

auf wenige Charakterzüge festgelegt,

werden partiell zur Karikatur.

Mangold,

wurde 1927 geboren, politischer Scharfmacher,

Ritas Mitstudent,

demagogisch, einschüchternd.

Stil und Sprache:

unterschiedliche Qualität der Sprache in Erzähltem und im Dialog

deduktives Verfahren, existenzielle sowie mythische und soziale Grundbegriffe

ungewöhnlicher Wechsel der Erzählzeiten und Stilisierung des Außergewöhnlichen

Einsatz der Simultantechnik

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

das tragische Scheitern einer Liebe an unterschiedlichen Lebensprogrammen

Erinnerungen und Träume begleiten einen Genesungsprozess.

Die Fortschrittsgläubigkeit wird von Fortschrittsskepsis abgelöst.

individuelle Tragik und deutsche Teilung

Rezeptionsgeschichte:

Die Erzählung hatte bei ihrer Veröffentlichung einen beispiellosen Erfolg, gerade in der DDR, löste aber auch kritische Diskussionen aus.

Die DDR-Verfilmung von Konrad Wolf 1964 wurde unterschiedlich beurteilt.

Nach 1989 bewerteten Kritiker im deutsch-deutschen Literaturstreit die Erzählung als überschätzt und vergessenswert.

Die Erzählung hat sich als bleibendes Kunstwerk durchgesetzt. Das unterstrichen auch Einschätzungen aus dem Ausland (Polen, Frankreich).

Dramatisierungen wurden Bühnenerfolge.

2. Christa Wolf: Leben und Werk

Christa Wolf (1929–2011)© ullstein bild – B. Friedrich

2.1 Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1929

Landsberg/Warthe (heute Gorzów Wielkopolski)

18. März: Christa Margarete Elfriede Ihlenfeld wird als Tochter des Kaufmanns Otto I., Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts, und der Mutter Herta I., Buchhalterin, geboren.

1935

Landsberg

Ostern: Einschulung.

6

1939–45

Landsberg

Mitglied im BDM (Bund Deutscher Mädel). Oberschule in Landsberg.

10–16

1945

Grünefeld bei Nauen

29. Januar: Flucht auf einem Lastwagen aus Westpreußen.

16

Gammelin bei Schwerin

Februar–April: Schulbesuch. Mai: Schreiberin beim Bürgermeister von Gammelin bei Schwerin.

1946

Schwerin

März: Oberschule, Mai: Tuberkuloseerkrankung.

17

1946/47

Ostsee

Mehrmonatiger Aufenthalt in einem Lungensanatorium.

17–18

1947– 1949

Bad Frankenhausen

Umzug. November 1948: FDJ[1]; Abitur, Bekanntschaft mit Gerhard Wolf (geb. 1928), Februar 1949: Eintritt in die SED[2].

18–20

1949

Jena

Lehrerstudium: Deutsch und Geschichte bei Gerhard Scholz, Edith Braemer u. a. Mitstudent: Gerhard Wolf.

20

1951

Jena

Heirat mit Gerhard Wolf, der Rundfunkreporter in Leipzig wird.

22

Leipzig

Spätherbst: Studium der Germanistik bei Hans Mayer. Besuch des Seminars „Große Romane der Weltliteratur“: Behandelt werden Rolland, Gorki, Nexö, Thomas Mann, Tolstoi, Dreiser, Scholochow u. a.

1952

Leipzig

Januar: Geburt der Tochter Annette; journalistische Arbeit.

22

1953

Leipzig

Staatsexamensarbeit über Hans Fallada, Umzug nach Berlin.

24

1953–1959

Ost-Berlin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Schriftstellerverband, Lektorin, Redakteurin der Literaturzeitschrift NDL (Neue Deutsche Literatur). Kurt Barthel (KuBa) und Louis Fürnberg, der sie zum Schreiben ermuntert, beeinflussen sie.[3] Mitarbeit an der Zeitschrift Forum. Reise nach Moskau.

24–30

Moskau

Bekanntschaft mit Anna Seghers, Weiskopf, Willi Bredel u. a.

1955–1977

Ost-Berlin

Mitglied des Vorstands des Deutschen Schriftstellerverbandes (DSV, seit 1973 SV der DDR).

26–48

1956

Ost-Berlin

Kurzzeitig Cheflektorin des Verlags Neues Leben. Geburt der Tochter Katrin.

27

1958

West-Berlin

Herbst: als Wahlhelferin der SED verhaftet und einige Tage in Moabit inhaftiert.

29

1959

Ost-Berlin

März: Anwerbung durch das MfS (Ministerium für Staatssicherheit, Stasi), wird als GI/IM[4] Margarete bis 1962 geführt.

30

Bitterfeld

24. April: 1. Bitterfelder Konferenz.

30

Halle

September: Umzug. Die Wolfs werden Lektoren im Mitteldeutschen Verlag. Moskauer Novelle geschrieben.

1960

Halle

Waggonbau Ammendorf: Mitglied einer Brigade und Leitung des „Zirkels schreibender Arbeiter“. Beginn der Arbeit am Geteilten Himmel.

31

1961

Halle

Moskauer Novelle erscheint nach Vorabdruck in der Zeitschrift Junge Kunst (1960, H. 7 und 8). Kunstpreis der Stadt Halle.

32

1962

Kleinmachnow

Umzug; freischaffende Schriftstellerin. Film Moskauer Novelle (Regie: Konrad Wolf) „von sowjetischen Stellen abgelehnt“[5].

33

1963

Januar: Kandidatin des ZK (Zentralkomitees) der SED (bis 1967). April: Heinrich-Mann-Preis. Beginn der Freundschaft mit Brigitte Reimann.Mai: Der geteilte Himmel erscheint. Bis Ende des Jahres: 160 000 Exemplare verkauft.

34

1964

Film Der geteilte Himmel (Regie: Konrad Wolf),

Frankfurt a. M.

März: Lesereise in die Bundesrepublik, Besuch des Auschwitz-Prozesses in Frankfurt a. M.

Bitterfeld

24. April: 2. Bitterfelder Konferenz: Beitrag von Christa Wolf. Oktober: Nationalpreis der DDR (III. Klasse).

1965

Ost-Berlin

Mitglied des PEN-Zentrums der DDR; Teilnahme an internationalen PEN- Kongressen. Dezember: 11. Plenum des ZK der SED, auf dem die Partei der Kunst und Literatur der DDR „Nihilismus“ und das Verderben der Jugend vorwerfen; C. Wolf bezieht als einzige Stellung gegen die Vorwürfe. 

36

1966

Moskau, Georgien

Auslandsreisen, auch in den Westen, finden von nun an fast jedes Jahr statt.

37

1967

Die Erzählung Juninachmittag erscheint.

38

1968

Halle

Der Roman Nachdenken über Christa T. erscheint nach einem langen Zensurprozess in zunächst kleiner Auflage; das Neue Deutschland wirft der Autorin „Pessimismus“ vor.[6]

39

1969

Ost-Berlin

Die Überwachung C. Wolfs und ihrer Familie durch die Stasi im Rahmen des „Operativen Vorgangs Doppelzüngler“ (bis 1989 insg. 42 Aktenbände) beginnt.

40

1974

Ost-Berlin

Mitglied der Akademie der Künste der DDR (Austritt 1993).

45

1976

Ost-Berlin

Umzug; mit Sarah Kirsch, Heiner Müller, Volker Braun, Stefan Heym u. a. Unterzeichnung des „Offenen Briefes“ gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Kindheitsmuster erscheint.

47

1979

Darmstadt

Kein Ort. Nirgends erscheint. Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung.

50

1980

Griechenland

Im März/April Reise durch Griechenland.

51

Darmstadt

Georg-Büchner-Preis (bedeutendster Literaturpreis der Bundesrepublik).

1981 ff.

Berlin

Teilnahme an den Internationalen Schriftstellerbegegnungen für den Frieden (1983 Den Haag, 1987 wieder Berlin).

52

1982

Frankfurt a. M.

Poetik-Vorlesungen an der J. W. v. Goethe-Universität über Kassandra.

53

1983

Columbus/Ohio

Gastdozentur.Kassandra. Vier Vorlesungen. Eine Erzählung.

54

Meteln

Das Landhaus in Meteln brennt nieder.

1985

Hamburg

Ehrendoktorwürde, weitere folgen.

56

1986

Die Dimension des Autors: Essays und Aufsätze, Reden und Gespräche 1959–1985 erscheint (2. Band: 1989).

57

1987

München, Ost-Berlin, Zürich

Geschwister-Scholl-Preis und Nationalpreis der DDR, Gastdozentur in Zürich.Störfall. Nachrichten eines Tages erscheint.

58

1988

Ost-Berlin

Schwere Erkrankung (Blinddarmdurchbruch, Sepsis).

1989

Ost-Berlin

Sommerstück. Juni: Austritt aus der SED. 4. November Alexanderplatz: Rede „Wir sind das Volk.“ 8. November: Aufruf im Fernsehen „Bleiben Sie bei uns.“ 26. November: gemeinsam mit Stefan Heym Aufruf „Für unser Land“, eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik. Beiden wurde daraufhin in der taz „kriminelle Überheblichkeit“[7] vorgeworfen.

60

1990

Berlin

Die Erzählung Was bleibt (entstanden 1979) erscheint und löst den deutsch-deutschen Literaturstreit aus.

61

1992/93

Santa Monica/Kalifornien

Stipendiatin am Getty Center. Ihre (von Christa Wolf selbst vergessene) Vergangenheit als IM Margarete für den Staatssicherheitsdienst 1959–1962 wird bekannt und löst eine neuerliche Debatte um die Autorin aus.

63

1993

Berlin

Austritt aus der Akademie der Künste (Ost) und der Akademie der Künste (West). Der von Hermann Vinke herausgegebene Band Akteneinsicht Christa Wolf. Zerrspiegel und Dialog. Eine Dokumentation über Christa Wolf und die Stasi erscheint.

64

1994

Dresden Berlin

27. Februar: erster großer Auftritt nach der Wende in der Semperoper: Zur Sache: Deutschland.Auf dem Weg nach Tabou. Texte 1990–1994 erscheint. Oktober: Eintritt in die Akademie der Künste.

65

1996

Der Roman Medea. Stimmen erscheint.

67

1999

Nelly-Sachs-Preis und Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Hierzulande Andernorts. Erzählungen und andere Texte 1994–1998.

70

2002

Die Erzählung Leibhaftig erscheint.

73

Leipzig

Deutscher Bücherpreis für das Lebenswerk. Laudator: Günter Grass.

Berlin

Die Akademie der Künste erwirbt das Archiv der Schriftstellerin.

2003

Ein Tag im Jahr 1960–2000.

74

2005

Mit anderem Blick (Erzählungen), Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik.

76

2006

Der Worte Adernetz. Essays und Reden erscheint.

77

2009

Ehrenpräsidentin des P.E.N.

80

2010

Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud (Roman) erscheint, Thomas-Mann-Preis, Uwe-Johnson-Preis für Stadt der Engel.

81

2011

Berlin

Tod nach schwerer Krankheit am 1. Dezember.

82

2012

Die Erzählung August und der Sammelband Rede, daß ich dich sehe: Essays, Reden, Gespräche erscheinen posthum.

2013

Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert. 2001–2011, die Fortsetzung von Ein Tag im Jahr, erscheint posthum.

2014

Nachruf auf Lebende. Die Flucht, ein erster Entwurf zu Kindheitsmuster, erscheint posthum.

2016

Die Auswahl Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten. Briefe 1952–2011 erscheint.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Zwei Vorgänge der Zeitgeschichte um 1961 sind besonders wichtig: 1) Am 12. April fliegt der erste Mensch ins Weltall und festigt die Fortschritts- und Technikgläubigkeit der Menschen in den Warschauer Pakt-Staaten. 2) Am 13. August 1961 schließt die DDR die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland („Mauerbau“).

Kulturpolitische Ereignisse in der DDR („Bitterfelder Weg“) und philosophische Entwicklungen jener Jahre (Johannes R. Becher, Ernst Bloch) beeinflussen die Entstehung der Erzählung.

Von Bedeutung für das Verständnis der Erzählung ist die Mythenrezeption in der DDR.

Gagarins Flug ins All und der Mauerbau

Die Erzählung beginnt 1959, zwei Jahre vor dem Jahr 1961, das mit zwei Ereignissen in die Weltgeschichte einging: Am 12. April flog mit dem Sowjetbürger Jurij Gagarin (1934–1968) der erste Mensch in den Weltraum; am 13. August schloss die DDR die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland und baute die „Mauer“ als Reaktion auf den eskalierenden Kalten Krieg. Die Grenzschließung war der Höhepunkt der zwischen den Westmächten und der Sowjetunion schwelenden Berlinkrise.[8] In der Sprache der DDR hieß das „Sicherung der Staatsgrenze der DDR“. Hunderte Menschen verließen bis dahin täglich die DDR, vor allem hoch qualifizierte Wissenschaftler und Facharbeiter. Die Gründe waren vielfältig: Sie lagen einmal in der DDR, im Verwaltungssystem und der Bürokratie, in den Beschränkungen bei Versorgung und Reisen und in der ungenügenden Entwicklung einer wirksamen Demokratie. Die Gründe lagen andererseits außerhalb der DDR, indem mit Abwerbungen von westlicher Seite Politik gemacht und dabei individuell Wohlstandsversprechungen gegeben wurden. Der Konflikt zwischen Republikflucht und Entscheidung für die Republik wurde seit Anna Seghers‘ Roman Die Entscheidung (1959) literarisch vielfach gestaltet. Schriftsteller wie Volker Braun, Brigitte Reimann und andere nahmen sich des Themas an. Es wurde „auch zu einem Unterton“[9] im Geteilten Himmel.

Der sogenannte „Mauerbau“, von der DDR durchgeführt, ging auf Beschlüsse der Warschauer-Pakt-Staaten zurück. Zwar war die DDR interessiert, die Grenze zu schließen, aber der Beschluss darüber lag nicht in ihren Händen. Hintergrund war die Berlin-Krise. Sie wurde ausgelöst von unterschiedlichen Interessen der westlichen Alliierten einerseits und der Sowjetunion andererseits.[10] Während die Sowjetunion für einen separaten Friedensvertrag mit der DDR und einen neuen Status für West-Berlin eintrat, wollten es die Alliierten beim Status quo belassen. Der amerikanische Botschafter in Moskau Llewellyn E. Thompson schlug am 16. März 1961 in einem Telegramm an den US-Außenminister Dean Rusk vor, zur Entspannung in Berlin den RIAS zu schließen und die westliche Spionagetätigkeit zu reduzieren, dass er aber trotzdem damit rechne, dass „die Sektorengrenze“ abgeriegelt werde.[11] Danach beschrieb er ein mehrjähriges Memorandum zur Erhaltung des Berlin-Status mit „eine(r) Absperrung der Sektorengrenze“.[12] Als am 13. August 1961 die DDR die Grenzen schloss, geschah das, was die CIA „bereits im November 1957 für möglich gehalten hatte“[13]