Der Haytor Fall - Rob Reef - E-Book

Der Haytor Fall E-Book

Rob Reef

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Beschreibung

England, 1938: Auf dem Rückweg nach London machen der Literaturprofessor John Stableford und Sir Perceval Holmes Station an dem beliebten Ausflugsziel "Haytor Rocks" am Rande des Dartmoors. Bei einem Rundgang nimmt Holmes aus einiger Entfernung mehrere Personen wahr, die sich für ein Foto am Rand des steilen Felsens versammeln. Plötzlich stürzt ein Mann aus der Gruppe in die Tiefe. War es ein tragischer Unfall oder doch ein kaltblütiger Mord? Genug Feinde hatte der Tote zweifellos. Gemeinsam mit dem lokalen Beamten Inspektor Wallace finden die Freunde im Laufe der Ermittlungen einige Motive und noch mehr Indizien. Reichen Sie aus um den Mörder zu überführen?

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Der Haytor Fall

Ein Kurz-Krimi aus Dartmoorvon Rob Reef

Titel

Der Fall Haytor

Tatortskizze

Cover

Erzählung

Der Haytor Fall

Von Rob Reef

Professor John Stableford saß im Wintergarten des Moorland Hotels und konstatierte missmutig die dunklen Wolken, die tief über die kargen Ausläufer des Dartmoor zogen. Immer wieder blickte er auf seine alte Grabenuhr, nur um wiederholt feststellen zu müssen, dass das Zeitmessgerät an seinem Handgelenk nicht mit seinem subjektiven Zeitempfinden synchron lief. Im Auftrag des War Office hatte er gemeinsam mit Sir Perceval Holmes, dem dritten Baronet of Durbar, einen kniffligen Mordfall in der Nähe von St. Ives gelöst, und auf dem Rückweg nach London hatten die beiden Freunde entschieden, am Rande des Moors Halt zu machen, um einen späten Lunch einzunehmen. Sie wollten für diesen gerade bezahlen, als sich völlig unverhofft die Sonne zeigte und Holmes spontan darauf bestand, vor ihrer Weiterfahrt noch schnell den ganz in der Nähe liegenden Hügel mit den berühmten Haytor-Felsen zu besuchen. Doch nun war er schon fast zwei Stunden überfällig und die Dämmerung war bereits weit vorangeschritten.

„Professor Stableford?“

Der so Angesprochene fuhr aus seinen Gedanken auf und blickte in das freundlich-forschende Gesicht eines Hotelangestellten.

„Der bin ich!“

„Ein Telefongespräch für Sie, Sir! Ich habe es in den Morning room legen lassen. Dort sind Sie ungestört.“

Er folgte dem jungen Mann, der ihm im besagten Zimmer angelangt den Hörer reichte und sich dann zurückzog.

„Stableford am Apparat!“

„Ich bin verflucht!“, raunte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Sind Sie das, Holmes?“

„Natürlich!“

„Und weshalb sind Sie verflucht?“

„Nun, bisher dachte ich, Sie würden die Leichen auf unseren gemeinsamen Reisen wie ein Magnet anziehen. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.“

„Was reden Sie da, Holmes! Und wo zum Teufel sind Sie? Haben Sie getrunken?“

„Nein, aber ich könnte ein Glas vertragen!“

„Dann haben Sie wirklich eine Leiche entdeckt? Am Haytor? Mitten am Samstagnachmittag? Es muss dort doch vor Touristen nur so gewimmelt haben!“

„Die meisten Ausflügler waren wohl schon wieder auf dem Weg nach Hause. Aber wie dem auch sei, ich wurde Zeuge eines Mordes. Das heißt, ob es sich um einen Mord handelt, ist noch unklar. Und genau da kommen Sie ins Spiel!“

„Ich? Ich warte seit fast drei Stunden auf Sie, damit wir unsere Heimreise fortsetzen können!“

„Daraus wird wohl nichts, mein Freund!“

„Aber ...“

„Hören Sie, Stableford! Ich kann verstehen, dass Sie so schnell wie möglich zu Ihrer hochschwangeren Frau wollen, aber ich habe nun einmal gesehen, wie ein Mann von der Spitze des Haytor gefallen ist, während er mit Arbeitskollegen für ein Foto posierte. Und da ich der einzige Zeuge bin, der nicht zu dieser bedauernswerten Reisegruppe gehört, besteht die Polizei auf meine Anwesenheit während der routinemäßigen Befragungen. Allerdings konnte ich den eigentlich in Moretonhampstead stationierten Inspektor durch die Erwähnung meiner engen Beziehung zum War Office, einer damit zusammenhängenden und natürlich frei erfundenen dunklen Anspielung auf eine ‚akute Gefährdung der nationalen Sicherheit‘ und nicht zuletzt der Preisung Ihrer detektivischen Meisterschaft immerhin davon überzeugen, dass er die Interviews in einem Pub in Buvvy vornimmt. Das liegt quasi auf dem Weg nach London, und wenn Sie ihren kriminalistischen Spürsinn spielen lassen und es schaffen, den Fall in welche Richtung auch immer zügig aufzuklären, können wir vielleicht sogar noch heute unsere Heimreise fortsetzen! Was sagen Sie dazu?“

„Buvvy?“

„Wie bitte?“

„Wo liegt Buvvy, Holmes?“

„Ah! Sie kommen ja nicht aus der Gegend! Der Ort ist als ‚Bovey Tracey‘ ausgeschildert. Zum Glück habe ich meine Aktentasche bei Ihnen gelassen! Der Autoschlüssel ist im vorderen Fach. Sie müssen nur zur Hauptstraße zurück und rechts abbiegen. Bis zum Red Lion, in dem man uns für die Befragungen untergebracht hat, können es kaum mehr als fünf Meilen sein. Sie können doch Auto fahren, Stableford? Stableford?“

* * *

Fünfzehn Minuten später machte Holmes seinen Freund in einem kleinen privaten Speisezimmer des besagten Pubs mit Inspektor Wallace bekannt. Der korpulente Herr, dessen furchteinflößender Schnauzbart Stableford gefährlich nah kam, schüttelte ihm herzlich die Hand.

„Sir Perceval erzählte mir von Ihrem detektivischen Talent, Professor. Es würde mich freuen, wenn Sie es uns für die anstehenden Befragungen zur Verfügung stellen und uns so einen Besuch der Herren von Scotland Yard ersparen könnten.“

„Natürlich“, entgegnete Stableford ernst. „Wo sind denn ...“

„... die zu Befragenden? Sie befinden sich in der Obhut von Constable Whistler in der Bar. Ich habe jedem von ihnen ein Pint zur Beruhigung bewilligt. Bevor wir hinübergehen, würde ich jedoch vorschlagen, Sie kurz mit den Fakten vertraut zu machen. Wären Sie damit einverstanden?“

„Ausgezeichnet.“

„Nun gut!“, entgegnete der Inspektor, zückte sein Notizbuch und öffnete es. „Gegen sechzehn Uhr näherte sich der hier anwesende Sir Perceval Holmes auf einem Rundweg dem Haytor aus westlicher Richtung, als er, etwa dreihundert Yards vom höheren der beiden Felsen entfernt, eben auf jenem einer Gruppe von Personen gewahr wurde, die sich nach und nach am nördlichen Rand desselben versammelten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Wolken überraschend verzogen. Die Sonne stand tief, die Luft war klar, und so konnte Sir Perceval sehr deutlich Frauen- und Männergestalten unterscheiden. Ganz vorn, an der Felskante, stand ein Mann, der einen Stock emporhielt, und bis auf zwei andere Männer, die etwas zurückgeblieben waren, gruppierten sich alle anderen Personen dicht hinter diesem. Als Sir Perceval das nächste Mal aufblickte, erkannte er den Grund für das merkwürdige Verhalten der Gruppe. Am Boden - vielleicht dreißig Yards vom Fuße des Felsen entfernt – stand ein junger Bursche mit einer Kamera. Dann –“