Der Hexer von Hymal, Buch XXI: Mit neuer Kraft - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XXI: Mit neuer Kraft E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Teil 21 des Fantasy-Epos Nach dem Ritual scheint erst einmal alles besser zu laufen. So stellt der Herzog von Khondharr auch endlich die versprochenen Beamten zur Verfügung, die sogleich auf die Lehen verteilt werden. Die dadurch gewonnene Zeit wollen Nikko und Danuwil dazu nutzen, um in der Sache mit der Zwergenbinge weiter voranzukommen. Ob sich der Aufwand dafür aber wirklich lohnt? Null Papier Verlag

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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N. Bernhardt

Buch XXI: Mit neuer Kraft

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch XXI: Mit neuer Kraft

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 3. Auflage, ISBN 978-3-954188-81-9

null-papier.de/angebote

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Das Ri­tu­al

Zwei­tes Ka­pi­tel: Ein üb­ler Nach­ge­schmack

Drit­tes Ka­pi­tel: Der Ver­trag

Vier­tes Ka­pi­tel: Per­so­na­li­en

Fünf­tes Ka­pi­tel: Ein ver­schlos­se­ner Ein­gang

Sechs­tes Ka­pi­tel: Für ein biss­chen Sil­ber

Sieb­tes Ka­pi­tel: Stör­ri­sches Me­tall

Aus­blick

Der Hexer von Hy­mal

Der Hexer von Hy­mal, Buch I: Ein Jun­ge aus den Ber­gen

Der Hexer von Hy­mal, Buch II: Der Un­ter­gang des Fürs­ten­tums

Der Hexer von Hy­mal, Buch III: Eine Rei­se in den Sü­den

Der Hexer von Hy­mal, Buch IV: Ein ta­len­tier­ter Schü­ler

Der Hexer von Hy­mal, Buch V: Rück­kehr ins Un­be­kann­te

Der Hexer von Hy­mal, Buch VI: Die Fes­tung im Fein­des­land

Der Hexer von Hy­mal, Buch VII: Der leid­li­che Her­zog

Der Hexer von Hy­mal, Buch VIII: Freund und Feind

Der Hexer von Hy­mal, Buch IX: Kein leich­tes Spiel

Der Hexer von Hy­mal, Buch X: Schuld und Schmach

und wei­te­re …

Inhalt

Nach dem Ri­tu­al scheint erst ein­mal al­les bes­ser zu lau­fen. So stellt der Her­zog von Khond­harr auch end­lich die ver­spro­che­nen Be­am­ten zur Ver­fü­gung, die so­gleich auf die Le­hen ver­teilt wer­den.

Die da­durch ge­won­ne­ne Zeit wol­len Nik­ko und Da­nu­wil dazu nut­zen, um in der Sa­che mit der Zwer­gen­bin­ge wei­ter vor­an­zu­kom­men. Ob sich der Auf­wand da­für aber wirk­lich lohnt?

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Das Ritual

Die rest­li­che Nacht war er­staun­lich ru­hig ge­we­sen. Den­noch hat­te Nik­ko kein Auge mehr zu­tun kön­nen. Im­mer wie­der war ihm die ge­träum­te Sze­ne durch den Kopf ge­gan­gen. Im­mer wie­der hat­te er sich einen Schat­ten der Wär­me und Lie­be ins Be­wusst­sein brin­gen kön­nen, auch wenn die­ser von Mal zu Mal schwä­cher ge­wor­den war.

Am Mor­gen wa­ren die Ge­füh­le dann kaum mehr als eine blas­se Erin­ne­rung, die zwar fern wirk­te, aber ir­gend­wie trotz­dem prä­sent war – zu prä­sent, als dass es sich doch nur um einen nor­ma­len Traum ge­han­delt ha­ben könn­te. Nein, so viel rei­ne Lie­be hat­te Nik­ko in sei­nem gan­zen Le­ben noch nicht ver­spürt. Wie konn­te das Er­leb­te also nur ein Traum ge­we­sen sein?

Trotz sei­ner Mü­dig­keit war es dem Ma­gier an die­sem Mor­gen nicht da­nach, noch ein we­nig in der Kraft zu me­di­tie­ren. Wahr­schein­lich hät­te er sich dar­auf auch gar nicht kon­zen­trie­ren kön­nen. Lie­ber ver­schlang er schnell sein Früh­stück, um dann bei ei­nem kur­z­en Spa­zier­gang in der Mor­gen­luft den Kopf wie­der frei zu be­kom­men.

Es war zwar noch recht früh am Tag, doch stand zu die­ser Jah­res­zeit die Son­ne schon hoch am Him­mel. Nik­ko schlen­der­te auf den Wehr­gän­gen sei­ner Burg um­her und wuss­te noch im­mer nicht, was er von die­sem selt­sa­men Traum hal­ten soll­te.

Er hät­te ja eher er­war­tet, dass der Ge­fal­le­ne kurz vor dem Op­fer noch ein­mal Kon­takt zu ihm auf­neh­men wür­de. Der Geist hat­te in ih­rem letz­ten Ge­spräch schließ­lich ge­meint, Nik­ko wür­de schon wis­sen, was zu tun sei, wenn es an der Zeit wäre. Genau dar­an hat­te der Ma­gier aber so sei­ne Zwei­fel. Umso ver­wirr­ter war er nun, da ihm ein an­de­rer Geist im Traum er­schie­nen war, der ihn of­fen­bar auch noch von dem Ri­tu­al ab­zu­hal­ten such­te.

Ein an­de­rer Geist? Er­schie­nen? Im Grun­de hat­te Nik­ko ja nur eine Stim­me ver­nom­men, die zu­dem von über­all her er­schol­len war. Ge­se­hen hat­te er hin­ge­gen nichts und nie­man­den. Es war also nicht ein­mal klar, ob das We­sen wirk­lich ein Geist war. Ob­wohl, was soll­te es denn sonst ge­we­sen sein?

Mo­ment mal! Hat­te die Stim­me den Ein­äu­gi­gen nicht als ih­ren ge­fal­le­nen Sohn be­zeich­net. Ja, so­gar als al­ler­tiefst ge­fal­le­nen Sohn. Dem­nach müss­te die Stim­me doch zum Va­ter des Geis­tes ge­hö­ren, also zum Va­ter al­ler De­mi­ur­gen. Das hie­ße aber … das hie­ße ja, der All­va­ter per­sön­lich hät­te zu Nik­ko ge­spro­chen!

All­va­ter? Der Zau­be­rer konn­te sich un­ter die­ser Be­zeich­nung ei­gent­lich nicht viel vor­stel­len. Pe­ryn­dor und auch der Ge­fal­le­ne hat­ten die­sen Na­men zwar kurz er­wähnt, doch war Nik­ko längst noch nicht klar, wer oder was der All­va­ter nun war. Auch in dem Buch über die Theur­gie fan­den sich zu die­sem Be­griff nur sehr we­ni­ge In­for­ma­tio­nen.

Der All­va­ter war es wohl, der einst die De­mi­ur­gen er­schaf­fen hat­te. Sie wa­ren also so­zu­sa­gen sei­ne Kin­der. Aber selbst das war eher eine Ver­mu­tung als eine Tat­sa­che, da das Buch auch in die­sem Punkt sehr vage blieb. Wenn Nik­ko das Werk rich­tig ver­stand, hat­te der All­va­ter sei­ne Macht über das Geis­ter­reich oh­ne­hin vor Ur­zei­ten ab­ge­ge­ben. Wa­rum soll­te er also in den Träu­men des Zau­be­rers auf­tau­chen?

Vi­el­leicht spiel­te ihm ja auch nur ein an­de­rer Geist einen üb­len Streich. Oder woll­te der Ge­fal­le­ne etwa wis­sen, ob Nik­ko die Sa­che mit der Op­fe­rung über­haupt ernst nahm? Soll­te das al­les viel­leicht nur ein Test ge­we­sen sein, um her­aus­zu­fin­den, wie er­ge­ben er dem ein­äu­gi­gen Geist letzt­lich war?

Ja, das könn­te schon sein. Ob­wohl – bei der kom­men­den Op­fe­rung ging es doch nicht um Treue, son­dern in ers­ter Li­nie um die Be­glei­chung al­ter Schul­den. Ob die­se über­haupt ge­recht­fer­tigt wa­ren, war zwar auch noch so eine of­fe­ne Fra­ge. Aber mit Er­ge­ben­heit hat­te das Gan­ze doch nichts zu tun, oder?

So oder so, all die­se Über­le­gun­gen brach­ten Nik­ko hier nicht wei­ter. Er wuss­te ein­fach nicht, ob es nun wirk­lich der All­va­ter war, der da zu ihm ge­spro­chen hat­te. Doch hat­te ihn des­sen War­nung tief ins Herz ge­trof­fen. Der Zau­be­rer war ja be­reits im Vor­feld nicht un­be­dingt da­von über­zeugt ge­we­sen, dass eine Op­fe­rung das Rich­ti­ge war. Nun aber hat­te er noch grö­ße­re Zwei­fel dar­an.

Er soll­te die An­ge­le­gen­heit wohl bes­ser mit Pe­ryn­dor be­spre­chen. Auch wenn er kei­ne all­zu große Hoff­nung heg­te, dass der Alte da­bei für mehr Klar­heit sor­gen könn­te, so war es ihm doch wich­tig, dass we­nigs­tens der Groß­meis­ter von der War­nung wuss­te. Soll­te Nik­ko ihn also noch vor dem Ri­tu­al kon­tak­tie­ren?

Der Zau­be­rer wäg­te ei­ni­ge Mi­nu­ten lang das Für und Wi­der ab. Ob­wohl er sich nicht schon wie­der vor dem Al­ten die Blö­ße ge­ben woll­te und auch kaum hof­fen konn­te, dass die­ser einen gu­ten Rat pa­rat hät­te, ent­schied er sich letzt­lich doch da­für. Die nächt­li­che War­nung ein­fach so in den Wind zu schla­gen, war ihm viel zu ris­kant.

Also eil­te Nik­ko zu­rück in sei­ne Biblio­thek, von wo aus er den Groß­meis­ter te­le­pa­thisch kon­tak­tie­ren woll­te, um ihn zu ei­ner kur­z­en Un­ter­re­dung zu bit­ten. Hof­fent­lich wäre der Alte be­reit, schon jetzt nach Hal­fuár zu kom­men, denn ir­gend­wie hat­te Nik­ko kei­ne Lust, die Be­spre­chung in Khond ab­zu­hal­ten.

Nik­ko war­te­te be­reits un­ge­dul­dig in der Biblio­thek, als er schließ­lich am spä­ten Vor­mit­tag den Groß­meis­ter die Wen­del­trep­pe hin­auf schnau­fen hör­te. Zum Glück hat­te der Alte zu­ge­stimmt, vor dem Ri­tu­al noch ein­mal kurz nach Hal­fuár zu kom­men. Dass er sich da­für je­doch meh­re­re Stun­den Zeit ge­las­sen hat­te, fand Nik­ko al­ler­dings nicht son­der­lich er­bau­lich.

»Ich hof­fe, Ihr habt mich nicht um­sonst her­ge­be­ten«, keuch­te der Groß­meis­ter, als er die Trep­pe ge­meis­tert hat­te und die Biblio­thek be­trat.

»Ver­spre­chen kann ich es nicht«, zuck­te Nik­ko mit den Schul­tern und war schon jetzt ge­nervt.

»Also gut, was habt Ihr denn nun so Wich­ti­ges für mich?«, frag­te der Alte und setz­te sich ne­ben Nik­ko in einen der Ses­sel.

»Ich hat­te letz­te Nacht wie­der einen … Traum«, ant­wor­te­te der Zau­be­rer. »Doch war die­ser ganz an­ders als die bis­he­ri­gen.«

»Ihr müsst schon kon­kre­ter wer­den, jun­ger Meis­ter«, brumm­te Pe­ryn­dor. »In­wie­fern an­ders?«

»Ich den­ke nicht, dass es der Ge­fal­le­ne war, der zu mir sprach«, er­klär­te Nik­ko. »Die Stim­me be­zeich­ne­te die­sen gar als ih­ren … al­ler­tiefst ge­fal­le­nen Sohn.«

»Soso«, stutz­te der Alte. »Was hat die­se … Stim­me denn sonst noch ge­sagt?«

»Sie hat mich ge­warnt«, sag­te Nik­ko. »Ja, sie hat mich da­vor ge­warnt, dass ich … wie hat sie es doch gleich aus­ge­drückt? … sie sie hat mich da­vor ge­warnt, den … größ­ten Fre­vel zu be­ge­hen.« Ei­nen Mo­ment spä­ter er­in­ner­te er sich noch: »Ach ja, sie hat auch ge­meint, ich wür­de mir das nie ver­zei­hen. Oder so ähn­lich.«

»Was hat sie noch ge­sagt?«, frag­te Pe­ryn­dor und schi­en nun sehr in­ter­es­siert zu sein.

»Sie mein­te, je tiefer ich fal­le, de­sto wei­ter wäre der Weg zu­rück«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Und dann eben, dass ich ein Ge­fan­ge­ner wäre, so­lan­ge ich ih­rem tiefst ge­fal­le­nem Sohn die­ne.«

Pe­ryn­dor brumm­te und brab­bel­te vor sich hin, schüt­tel­te hin und wie­der den Kopf und mein­te schließ­lich: »Macht Euch kei­ne Sor­gen, das wird wohl nur ein ein­fa­cher Traum ge­we­sen sein.«

»Das glau­be ich nicht«, ent­geg­ne­te ihm der jun­ge Zau­be­rer. »Da­für hat sich al­les viel zu echt an­ge­fühlt.«

»Nein, nein«, wie­gel­te der Groß­meis­ter ab. »Der Ge­fal­le­ne ist ei­ner der erst­ge­schaf­fe­nen Geis­ter. Er ist also der Sohn des All­va­ters, nie­man­des sonst.«

»Glaubt Ihr denn wirk­lich, der All­va­ter selbst wür­de im Traum zu Euch re­den?«, höhn­te er dann. »Macht Euch doch nicht lä­cher­lich, jun­ger Meis­ter!«

»Wa­rum soll­te er denn nicht zu mir spre­chen?«, woll­te Nik­ko wis­sen und war nun ein we­nig be­lei­digt.

»Fragt lie­ber, warum er es denn tun soll­te!«, lach­te der Alte. »Nein, der All­va­ter hat noch nie zu uns ge­spro­chen. Je­den­falls wäre mir so et­was nicht be­kannt.«

»Über­haupt«, zuck­te er die Schul­tern, »der All­va­ter hat sei­ne Schöp­fung längst an sei­ne Erst­ge­schaf­fe­nen über­ge­ben. Wer weiß schon, ob er noch Teil der Schöp­fung ist?«

»Dann hat viel­leicht ein an­de­rer Geist zu mir ge­spro­chen«, mein­te Nik­ko, der nicht glau­ben woll­te, dass das wirk­lich nur ein Traum ge­we­sen sein soll­te.

»Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass ir­gend­ein Geist die Dreis­tig­keit be­sä­ße, sich als der All­va­ter aus­zu­ge­ben. Nein, auch in der Geis­ter­welt gibt es ge­wis­se Re­geln«, schüt­tel­te Pe­ryn­dor sein Haupt und ätz­te: »Fin­det Euch doch end­lich da­mit ab, dass Ihr ein­fach nur ge­träumt habt!«

Nik­ko war von den Wor­ten des Al­ten noch im­mer nicht über­zeugt, sah aber kei­nen Sinn dar­in, mit ihm wei­ter dar­über zu dis­ku­tie­ren. Im­mer­hin hat­te er ihm al­les ge­sagt. Pe­ryn­dor war also ge­warnt, falls … ja, was ei­gent­lich?

In den ver­blie­be­nen Stun­den des Ta­ges hat­te Nik­ko sei­nen ei­ge­nen Turm lie­ber ge­mie­den und war in der Burg um­her spa­ziert. Er war sich näm­lich nicht si­cher, ob der Groß­meis­ter nun gleich dort ge­blie­ben oder doch noch ein­mal nach Khond zu­rück­ge­kehrt war. Auf die Ge­sell­schaft des Al­ten konn­te er nach der vor­he­ri­gen Dis­kus­si­on gut und ger­ne ver­zich­ten.

Erst am Abend kehr­te er in den Turm zu­rück. Denn es war nicht nur höchs­te Zeit für das Abendes­sen, auch das Ri­tu­al muss­te lang­sam vor­be­rei­tet wer­den. Bis Mit­ter­nacht wa­ren es zwar noch ei­ni­ge Stun­den, aber man wuss­te ja nie, zu wel­chen Ver­zö­ge­run­gen es noch kom­men könn­te.

Zu Nik­kos Er­leich­te­rung wa­ren die Meis­ter Ni­be­gu und Khon­dyr nicht zu­ge­gen, als er den Spei­se­saal be­trat, in dem Pe­ryn­dor es sich ge­müt­lich ge­macht hat­te. Auch die Spei­sen wa­ren be­reits auf­ge­tra­gen. Also setz­te sich der jun­ge Zau­be­rer dazu und füll­te sich sei­nen Tel­ler.

»Ich wer­de die Meis­ter in Kür­ze aus Khond ab­ho­len«, be­merk­te der Alte schließ­lich, der mit dem Es­sen of­fen­bar schon fer­tig war. »Ihr soll­tet dann als­bald das Ri­tu­al vor­be­rei­ten.«

»Was muss ich denn ma­chen?«, frag­te Nik­ko, dem die gan­ze Sa­che nun mehr und mehr miss­fiel.

»Was soll das hei­ßen?«, er­wi­der­te der Groß­meis­ter und wirk­te da­bei ziem­lich ver­är­gert. »Wisst Ihr denn gar nicht, wie das Ri­tu­al von­stat­ten­geht?«

»Der Ge­fal­le­ne hat beim letz­ten Mal er­wähnt, ich wür­de schon recht­zei­tig wis­sen, was zu tun sei«, recht­fer­tig­te sich Nik­ko. »Seit­her habe ich öf­ters da­von ge­träumt, ein Op­fer mit ei­nem Dolch … also, Ihr wisst schon …«

»Ist das etwa al­les?«, schi­en Pe­ryn­dor er­schro­cken zu sein. »Sonst wisst Ihr nichts?«

»Nein«, er­wi­der­te Nik­ko und hoff­te ins­ge­heim, dass die Durch­füh­rung des Ri­tuals so­mit un­mög­lich wür­de. Wäre das nicht die per­fek­te Aus­re­de, um al­les ab­zu­bla­sen?

»Hm«, brumm­te der Alte. »Ver­mut­lich er­in­nert Ihr Euch nur falsch an das, was der Ge­fal­le­ne Euch ge­sagt hat. Er hat wohl eher ge­meint, dass wir Meis­ter Euch das Ri­tu­al zei­gen sol­len.«

Auch mit die­ser Va­ri­an­te könn­te Nik­ko ganz gut le­ben, ob­wohl er noch im­mer am liebs­ten al­les ab­bla­sen wür­de. Doch läge die Verant­wor­tung so auch bei den drei Meis­tern, nicht bei ihm al­lein – oder?

»Ei­nen Au­gen­blick!«, er­schrak der Alte dann. »Ihr habt doch we­nigs­tens einen Ri­tual­dolch, oder etwa nicht?«

»Ir­gend­wo habe ich be­stimmt noch einen Dolch«, zuck­te Nik­ko die Schul­tern.

»Ja, wollt Ihr Euer Op­fer denn mit ei­nem Kä­se­mes­ser …?«, schlug der Groß­meis­ter die Hän­de über dem Kopf zu­sam­men. »Oh je, wo be­kom­men wir jetzt auf die Schnel­le einen Ri­tual­dolch her?«

Dem jun­gen Meis­ter war bis­her gar nicht be­wusst ge­we­sen, dass er für das Ri­tu­al einen ganz be­stimm­ten Dolch be­nö­ti­gen wür­de. Vor­wür­fe mach­te er sich des­we­gen aber nicht. Der Ge­fal­le­ne hät­te ihn ja dar­auf hin­wei­sen kön­nen … oder so­gar müs­sen!

Fän­de sich ein sol­cher Dolch viel­leicht un­ter den zahl­rei­chen Ar­te­fak­ten, die Nik­ko sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu­sam­men­ge­sucht hat­te? So­wohl in Te­rys als auch in Skingár und zu­letzt noch in Zulîf hat­te er ja kräf­tig zu­ge­langt. Ob un­ter all dem Krem­pel aber auch Dol­che ge­we­sen wa­ren, wuss­te er nicht mehr.

Ei­nen Mo­ment lang er­wog er, die­se Op­ti­on vor Pe­ryn­dor gar nicht erst an­zu­spre­chen. Vi­el­leicht wür­de das Feh­len ei­nes sol­chen Dol­ches ja doch noch dazu füh­ren, dass das Ri­tu­al ab­ge­bro­chen wer­den muss­te. Dann al­ler­dings be­fürch­te­te er, dass ei­ner der Meis­ter ihm einen Dolch bor­gen wür­de, wo­mit er letzt­lich so­gar noch in des­sen Schuld stün­de. Nein, das muss­te nun wirk­lich nicht sein!

»Ich den­ke, dass sich in mei­ner Samm­lung so ein Dolch fin­den wird«, be­ru­hig­te Nik­ko den Groß­meis­ter da­her. »Der Ne­kro­mant wird doch einen sol­chen be­ses­sen ha­ben, oder etwa nicht?«

»Na­tür­lich hat er das«, nick­te Pe­ryn­dor. »Lasst uns gleich nach­schau­en, ob wir ihn fin­den. Wenn nicht … ich will gar nicht dar­an den­ken.«

»Lasst mich erst ein­mal auf­es­sen«, bat Nik­ko. »Dann wer­de ich die Dol­che zu­sam­men­su­chen und sie Euch zei­gen.«