Der Jakobsweg - El camino. - Moritz Schmidt - E-Book

Der Jakobsweg - El camino. E-Book

Moritz Schmidt

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Beschreibung

Im September 2011 ging ich den Jakobsweg. Über meine außergewöhnlichen und schönen Ereignisse berichte ich in meinem Buch. Mein Leben hat sich seitdem sehr verändert. Wie? Das erfahren Sie hier. Ich wünsche viel Spaß und Vergnügen bei der Lektüre.

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Imprint

Der Jakobsweg – El camino. Liebe, Freundschaft, Leidenschaft, Erlebnis

Moritz M. Schmidt

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2012 Moritz M. Schmidt

ISBN 978-3-8442-4525-7

Vorwort

„ Wie bist du denn auf den Trichter gekommen, den Jakobsweg zu laufen?“ wurde ich kurz vor der Abfahrt nach Frankreich gefragt.

Die Hauptambitionen, den Jakobsweg zu laufen, waren: wieder einmal an meine körperlichen Grenzen kommen (zuletzt geschehen bei der Bundeswehr im Jahr 2007 durch regelmäßige 30 Kilometer-Märsche) und vielleicht neue Erfahrungen in meinem Glauben zu Gott zu sammeln.

Vor allem kam ich aber durch zwei Filme auf diesen „Trichter“. Zunächst der Film „Saint-Jacques – Pilgern auf Französisch“, der von dem Gemeinschaftsgefühl erzählte, von den Schmerzen, die man erlitt und von den körperlichen Hürden. Da bekam ich zum ersten Mal das Verlangen, diesen Weg auch irgendwann zu gehen und zu bestehen. Die Herausforderung anzunehmen und „mich zu finden“.

Letztendlich den entscheidenden Ausschlag gab erneut ein Film: „Dienstagsfrauen“. Er lief in der ARD im Juni 2011. In diesem Film laufen vier „Hausfrauen“ nach Santiago und sind davon total fasziniert, sich von ihrer alltäglichen Umwelt abseilen zu können. Da fasste ich den Entschluss, das Ticket nach St. Jean-Pied-de-Port, was an der französisch-spanischen Grenze liegt, zu buchen, um dort meinen Jakobsweg, den Camino francés, zu beginnen. Zunächst hatte ich vor, in Lourdes zu starten und bis nach Finisterre durchzugehen. Dies wären dann etwa 1000 Kilometer gewesen. Für die von mir angesetzten vier Wochen wäre das allerdings viel zu viel gewesen. Ich buchte also mein One-Way-Ticket nach St. Jean, aber noch kein Rückflugticket, da ich hoffte, es würde noch günstiger werden bzw. ich könnte die Fluggesellschaft „Ryanair“ umgehen. Das war nicht möglich. Da ich also meine Reise dorthin und von dort zurück gebucht hatte, konnte ich nicht mehr sagen: „Nee, ich habe es mir anders überlegt. Ich werden den Jakobsweg ein andermal gehen.“

Meine Freunde staunten nicht schlecht, als ich ihnen sagte, dass ich den Camino alleine gehen möchte. Dann erklärte ich ihnen, wenn ich mit einem Freund oder einer Freundin den Weg laufe, dann würden unsere Gespräche vermutlich nicht so fruchtbar sein, wie ich es mit vorgestellt hätte. Ich wollte neue Gedanken sammeln und neue Meinungen, neue Gesichter kennenlernen. Nicht zuletzt ist es auch schwierig mit einem Freund zu laufen, denn wie würden wir uns entscheiden, wenn sich einer von uns verletzt? Geht der andere einfach weiter? Bleiben wir zusammen und riskieren so, den Rückflug und/oder unsere Ziele zu verpassen?

Alles in allem denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich würde jedem das gleiche sehr empfehlen.

Bevor es nun auf den Jakobsweg ging, musste ich mir noch Ausrüstung zulegen. Ich kaufte mir zunächst einen extralangen Rucksack, denn bei 800 Kilometern sollte er dein bester Freund sein und ich bin knapp 1,94 Meter groß. Dazu kaufte ich eine Wäscheleine, Funktionsunterwäsche und -socken und ein extra saugfähiges Handtuch.

Zum Packen des Rucksacks hier eine kleine Packliste:

- eine Regenjacke

- eine Zip-Off-Hose (kurze und lange Beine)

- eine Jogginghose für abends zum Wechseln

- einen Fleece-Pullover für abends

- Flip-Flops oder Badelatschen für abends

- zwei Paar Socken

- zwei Funktionsunterhosen und -hemden

- zwei Funktionshemden oder -shirts

- einen Kulturbeutel

- eine Reiseapotheke ((Blasen-)Pflaster, Nadeln, „Voltaren“, Magnesium-Tabletten)

- einen Schlafsack

- zwei Paar Schuhe (eingelaufen, bequem)

- eine Wasserflasche (möglichst nicht unter einem Liter)

- eine Taschenlampe (Stirnlampe)

- ein Handy für den absoluten Notfall

- Geld und Kreditkarte

Wovon ich abraten würde: neue Wanderschuhe, Iso-Matte und noch mehr Kleidung.

Mein Trip startete also am 31. August 2011 in Gießen und endete am 29. September 2011 in Frankfurt am Main.

Der Jakobsweg sollte auch finanziell vorbereitet sein. Ich kaufte mir vorher Ausrüstung im Wert von knapp 250 Euro und gab auf dem Camino zwischen 1000 und 1200 Euro aus. So war ein angenehmer Camino möglich. Auch durch die finanzielle Unterstützung meiner Familie war diese Reise erst für mich möglich geworden.

Ich danke sowohl meinen Eltern und Großeltern und meinen Freunden, hier sind vor allem Ana und ihre Eltern zu nennen, bei denen ich in Burgos übernachten durfte und die mich hervorragend umsorgten. Zum Schluss möchte ich auch dem evangelischen Krofdorf-Gleiberger Pfarrer Christoph Schaaf danken, der mich vor Beginn des Weges dafür segnete.

Dieses Buch ist Louise und unserem noch ungeborenen Baby gewidmet! Ich liebe Euch!

31. August 2011 und 1. September 2011 – Paris und St. Jean-Pied-de-Port

Heute ging es am Abend für mich von Gießen nach Frankfurt am Main. Ich hatte mich entschieden, einen Eurolines-Bus um 21:30 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof zu nehmen, um am nächsten Morgen halbwegs ausgeschlafen in Paris um 7:00 Uhr einzutreffen. Natürlich spielte auch der Kostenfaktor eine wichtige Rolle, denn so bezahlte ich für die komplette Hinfahrt nach St. Jean-Pied-de-Port knapp 80 Euro. Das Rauchen in Frankfurt vor dem Einsteigen in den Bus aufzugeben hat nicht so ganz geklappt, denn bei der Ankunft in Paris um 6:30 Uhr holte ich mir schon wieder ein neues Päckchen.

Ich hatte noch etwas Zeit und schlenderte in der Nähe des Jardin du Luxembourg, da ich zum Gare Montparnasse musste, wo der TGV nach Bayonne abfahren sollte. Als ich gegen 7:00 Uhr vor der Kathedrale von Notre-Dame stand, erkannte ich sie zunächst nicht wieder. An einem Werktag, um 7:00 Uhr in der Früh, war Paris wie ausgestorben. Vor der Kathedrale befanden sich keinerlei Menschen und so hätte ich sie fast passiert, ohne von ihr Kenntnis genommen zu haben. Das Jakobsweg-Feeling begann schon am Jardin du Lux, wo ich mir nach der Busfahrt am Morgen die Zähne mit Mineralwasser im Park putzte.

Gegen 10:00 Uhr lief der TGV nach Bayonne aus dem Bahnhof aus. Vor mir stand eine fünf Stunden lange Zugfahrt. Es war schon etwas langweilig, da ich mich entschlossen hatte, keine elektronischen Gegenstände – außer einer Taschenlampe – mitzunehmen. Jedoch verging auch diese Zeit. Nach einer knapp einstündigen Fahrt in einer Bummelbahn von Bayonne nach St. Jean kam ich dort gegen 16:30 Uhr am 1. September an. Noch im Zug und auf dem Weg zum Pilgerbüro lernte ich Mauro, einen braungebrannten, muskulösen, 37-jährigen Italiener kennen, der nur Italienisch und gefühlte zehn Wörter Englisch sprach.

Das Pilgerbüro in St. Jean stoppte Mauros und meinen Plan, noch hoch bis nach Orisson zu laufen, da dort bereits alles voll sei, genauso wie in Hunto. So entschlossen wir uns, in St. Jean zu bleiben und am nächsten Tag früh aufzubrechen. Wir fanden eine süße kleine Herberge mit Blick auf die Pyrenäen und kauften uns noch ein kleines Abendessen in einem Supermarkt ein. Bevor wir um 21 Uhr schlafen gingen, schauten wir uns noch ein wenig St. Jean an. Wir stießen jedoch schnell an seine Grenzen, denn dieser Ort lebte nur von den dort beginnenden Pilgern, von denen wir beide selbstredend auch zwei waren. Trotzdem befanden sich dort ein riesiges Sportzentrum, vier Tennisplätze und ein Schwimmbad.

Die erste Nacht war gut, da niemand schnarchte und die Mitbewohner die Nachtruhe respektierten. Die Herbergsmutter ähnelte übrigens sehr der Rolle „Schwester Hildegard“ aus der ARD-Fernsehserie „Um Himmels Willen“.

Tipp: Nach Bordeaux fliegen!

2. September 2011 – Bizkarreta-Gerendiain

Mauro und ich standen heute um 5:00 Uhr zu unserer ersten Etappe auf. Gegen 5:30 Uhr verließen wir St. Jean-Pied-de-Port in Richtung Roncesvalles. Wir verließen also St. Jean über eine kleine Brücke, die wir uns am Vortag angesehen hatten und die sich auch in mehreren Reiseführern befindet. Zunächst war es noch dunkel, so dass wir mit Taschenlampe liefen. Ich startete mit langen Hosen und Fleece-Jacke, da es doch etwas kühl war, aber schon nach weniger als zwei Stunden konnten wir die Jacken ausziehen.

Der Aufstieg in die Pyrenäen war fantastisch! Die Wolken hingen tief unten im Tal und wir konnten über sie hinweg schauen. Als wir uns noch knapp unterhalb der Wolkendecke befanden, sahen wir überall die mehr und mehr beleuchteten Dörfer.

Der Anstieg auf den Gipfel war zeitweise sehr steil und uneben, aber auch auf einer Asphaltstraße (bis zum Gipfel nur selten unterbrochen). Zwischen St. Jean und Orisson wird die körperliche Fitness gleich auf die Probe gestellt. Zweifeln ist erlaubt, aber wer zu sehr mit dem Weg hadert, wird Schwierigkeiten haben, den Rest des Caminos zu bestehen.

In Orisson frühstückten wir dann. Wir hatten uns am Vortag Croissants und Aprikosen-Marmelade gekauft und bestellten uns dort in der Herberge zwei Milchkaffees.

Als wir weitergingen, fing der Wind langsam an, immer stärker zu blasen. Mauro hörte sowieso mit seinem Musikspieler einige Songs von Freddy Mercury und ABBA. Hier muss ich einschieben: Mauro konnte kaum einen Satz Englisch sprechen, sang aber komplette bekannte Evergreens nahezu akzentfrei. Er hatte also etwas in den Ohren. Ich nahm mir ein Papier-Taschentuch und zerriss es, um mir so kleine Papierkügelchen in die Ohren zu stecken. Das war um einiges angenehmer, da ich selbst während des Aufstiegs die Befürchtung hatte, dass es vielleicht zu spät war und ich am nächsten Tag mit einer Mittelohrenentzündung zu kämpfen hätte. Glücklicherweise hatte ich alles richtig gemacht.