Der Job, der zu mir passt - Uta Glaubitz - E-Book

Der Job, der zu mir passt E-Book

Uta Glaubitz

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Beschreibung

Beruf kommt von Berufung – doch was ist, wenn man die eigene Berufung noch nicht gefunden hat? Die praxiserprobte Methode von Uta Glaubitz hilft dabei, aus den eigenen Wünschen und Begabungen das persönliche Berufsprofil zu entwickeln und den Traumjob zu finden. Zahlreiche Beispiele zeigen den Weg von den ersten grundsätzlichen Überlegungen über die Informationsbeschaffung bis hin zum Aufbau von Kontakten zum möglichen Arbeitgeber. Darüber hinaus bietet die Neuauflage wertvolle Extratipps für Berufseinsteiger.

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Seitenzahl: 190

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Uta Glaubitz

Der Job, der zu mir passt

Das eigene Berufsziel entdecken und erreichen

Campus VerlagFrankfurt/New York

Über das Buch

Sind Sie unzufrieden in Ihrem Job? Wollten Sie eigentlich schon immer etwas anderes machen? Dann finden Sie heraus, welcher Beruf zu Ihnen passt – zu Ihren Talenten und Leidenschaften, Ihren Wünschen und Stärken.

Seit mehr als fünfzehn Jahren unterstützt Uta Glaubitz andere dabei, herauszufinden, was sie werden wollen: Mit ihrer Hilfe wurde aus einer Krankenschwester eine Kapitänin, aus einem Banker ein Veranstalter von Drachenboot-Rennen und aus einer Journalistin eine Försterin. Sie zeigt Ihnen anhand vieler Beispiele aus ihren Workshops, wie Sie Ihr persönliches Berufsprofil entwickeln und Ihren Traumjob bekommen – egal, ob Sie bereits seit Jahren im Berufsleben stehen oder Ihren Schul- oder Hochschulabschluss frisch in der Tasche haben.

Der Bestseller zur Individuellen Berufsfindung grundlegend überarbeitet und aktualisiert!

Über die Autorin

Uta Glaubitz ist eine der führenden Berufsberaterinnen Deutschlands. In ihren Workshops und Seminaren hilft sie täglich Menschen dabei, ihre individuellen Wünsche und Talente aufzuspüren und zu ihrem Beruf zu machen. Zahlreiche Leser fanden dank ihrer Hilfe endlich den Job, der zu ihnen passt.

Inhalt

Einleitung: Was soll ich werden?

Teil IWie finde ich den Job, der zu mir passt?

Über sich selbst nachdenken

Was kann ich?

Was will ich?

Welcher Beruf passt dazu?

Eigene Ideen entwickeln

Zehn Fragen zur Individuellen Berufsfindung

1. Für wen eignet sich Individuelle Berufsfindung?

2. Ist Individuelle Berufsfindung überhaupt realistisch?

3. Wie lange brauche ich für Individuelle Berufsfindung?

4. Soll ich mich lieber auf ein Ziel festlegen oder mir möglichst viele Optionen offenhalten?

5. Wer garantiert mir, dass Individuelle Berufsfindung auch funktioniert?

6. Und wenn ich nicht genug Zeit dafür habe?

7. Wer hilft mir, wenn ich nicht weiterkomme?

8. Ist man irgendwann zu alt dafür

9. Was ist mit meinem Kinderwunsch?

10. Was kostet ein Berufswechsel?

Teil IIWorkshop Individuelle Berufsfindung

Die Vorbereitung

Wiederholungen zum Einprägen

Die Selbstreflexion

Schritt 1: Was kann ich?

Schritt 2: Was will ich?

Schritt 3: Was würde ich tun, wenn ich nicht scheitern könnte?

Die Anatomie Ihres Traumberufs

Das Brainstorming

Schritt 4: Welche Berufe ergeben sich aus diesen Fähigkeiten und Motivationen?

Schritt 5: Spezialisieren Sie sich

Die Recherche

Schritt 6: Wo gibt es solche Tätigkeiten?

Schritt 7: Informieren Sie sich

Schritt 8: Bauen Sie Kontakte auf

Die Arbeit

Schritt 9: Machen Sie schon vor der Bewerbung die ersten Berufserfahrungen

Schritt 10: Sprechen Sie Ihren Wunscharbeitgeber an

Teil IIIZusätzliches Wissen

Wie Sie sich als Experte profilieren

Wie Sie Kontakte pflegen

Selbstbewusstsein

Wie Sie sich während der Berufsfindung bei der Stange halten

Prokrastination

Mit dem Umfeld umgehen

Dunkle Linien der Berufsfindung

Gibt es auch Ideen, die sich nicht als Beruf eignen?

Zehn Tipps für Schulabgänger

Im Lauf der Zeit

Nachwort: Philosophische Schlussbemerkung

Anmerkungen

Register

Einleitung: Was soll ich werden?

Wenn Ella nur wüsste, was sie machen soll, dann hätte sie längst gekündigt. So sagt sie. Ursprünglich hatte sie sowieso nicht ins Büro gewollt, schon gar nicht in eine Bank. Als Kind wollte sie Fußballerin werden, danach Trainerin oder Sportlehrerin. Später hatte sie über Försterin oder ökologische Landwirtschaft nachgedacht. Ganz sicher aber war sie sich während ihrer Schulzeit nie.

Als Ella Abitur machte, wurde in ihrem Heimatdorf eine Lehrstelle in der Sparkasse frei. Ihre Eltern sagten: »Mach doch erst mal eine Banklehre. Das ist eine gute Grundlage für alles.« Ella hatte sich darauf eingelassen, aber die Arbeit vom ersten Tag an gehasst. Am liebsten hätte sie direkt wieder gekündigt. Doch ihre Freunde meinten, sie solle erst einmal die Banklehre fertig machen: »Dann hast du wenigstens was!« Also biss sie die Zähne zusammen und machte ihren Abschluss als Bankkauffrau.

Danach schwor sie sich: Nie wieder mache ich so etwas! Sie würde an die Uni gehen, Garten- und Landschaftsbau studieren oder vielleicht Sportwissenschaft. Allerdings meinte ihre Freundin: »Damit kann man doch kein Geld verdienen.« Was sollte Ella machen? Die Freundin schlug vor: »Du hast doch eine Banklehre. Studier doch BWL!«

Ella begann, Betriebswirtschaft zu studieren, und hasste es vom ersten Tag. Aber alle meinten, sie solle erst einmal ihren Bachelor machen: »Dann hast du wenigstens was!« Dann meinten alle, nun habe sie schon so viel Arbeit in ihren Bachelor investiert, jetzt solle sie auch ihren Master machen. Also studierte sie weiter. Doch sie schwor sich, nie als Betriebswirtin zu arbeiten. Niemals wollte sie im Büro versauern.

Ella hatte losen Kontakt zu ihrem ehemaligen Chef aus der Ausbildung gehalten. Noch während der mündlichen Prüfungen rief er sie an: »Sie haben ja jetzt eine Banklehre und ein abgeschlossenes BWL-Studium. Wollen Sie nicht zurückkommen? Wir hätten da was für Sie in der Personalabteilung. Und Sie könnten berufsbegleitend noch Ihren MBA machen.« Ella war schockiert. Sie wollte auf keinen Fall zurück in die Bank. Aber was hätte sie tun sollen? Den lukrativen Job ausschlagen? Immerhin sollte es ja eine Stelle in der Personalabteilung sein. Sie hätte also nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit Menschen zu tun.

Da Ella nichts Besseres einfiel und sie ja Geld verdienen musste, ging sie zurück in die Bank. Sie dachte: »Vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll … die anderen kommen ja auch zurecht.« Nach sechs Monaten dachte sie: »Nächstes Jahr kriegen wir eine neue Abteilungsleiterin, vielleicht wird’s dann besser.« Und irgendwann war Ella 35 Jahre alt, hatte einen sicheren Job in einer Bank und stellte fest: »Ich wollte das alles nie. Ich wollte es schon von der ersten Sekunde an nicht.«

In meinem Berufsfindungskurs ist Ella anzumerken, wie genervt sie ist von ihrem Beruf, vom Sitzen im Büro, von der ständigen Auseinandersetzung mit ihren Kollegen. Sie fühlt sich gleichzeitig über- und unterfordert, schaut ständig auf die Uhr und zählt die Tage bis zum Wochenende. Allerdings ist sie sonntags schon schlecht gelaunt, weil sie montags wieder in die Bank muss.

Ellas Gesichtsausdruck ändert sich erst, als sie über ihren letzten Urlaub spricht. Zusammen mit einer Freundin war sie in Norwegen wandern. Mit Zelt und Rucksack waren die beiden drei Wochen unterwegs gewesen und hatten sich pudelwohl gefühlt: draußen sein, Bewegung, die Freude am einfachen Leben – das ist Ella wichtig.

Eine von vielen Möglichkeiten der Berufsfindung ist, das zum Beruf zu machen, was einem am wichtigsten ist. Aber wie sollte das gehen? Ein Teilnehmer schlägt vor: »Du solltest Försterin werden, Abenteuerreiseleiterin oder Campingplatzbesitzerin. Ich finde, es ginge auch Lehrerin für Sport und Biologie oder Jugendherbergsmutter. Am besten aber finde ich Survival-Trainerin. Da kannst du deinen Sporttick einbringen und bist viel draußen.« Ein anderer meint: »Am besten gibst du Motivationskurse für frustrierte Banker. Damit kennst du dich doch aus.« Eine dritte Teilnehmerin ergänzt: »Du bist doch schon in der Personalabteilung und weißt, was da so anliegt. Vielleicht kannst du Survival-Programme für Firmen entwickeln, die mit Teambildung, Konfliktbewältigung und Führungskräftetraining zu tun haben.«

Dann werden weitere Ideen gesammelt. Ella könnte sich zunächst einen Überblick über den Markt verschaffen, möglicherweise schon für ihren jetzigen Arbeitgeber. Sie kann recherchieren, welche Outdoor-Veranstalter erfolgreich sind, was sie anbieten und wie viel es kostet. Sie könnte sich Angebote unterbreiten lassen und für ihre Bank einen Survival-Tag zur Mitarbeitermotivation veranstalten. Am Wochenende könnte sie selbst Ausbildungen machen: Klettern, Paddeln, Floßbau, Nahrung aus der Natur, Erste Hilfe. Oder sie könnte samstags bei einem Fachgeschäft für Outdoor-Ausrüstung jobben und dabei mehr über die Ausrüstung lernen. Sie könnte selbst in den Ferien einen Survival-Kurs für Frauen absolvieren und die Leiterin fragen, ob sie das nächste Mal assistieren darf. Sie könnte sich zu Weihnachten die Bücher von Rüdiger Nehberg wünschen und lesen, wie er allein über den Atlantik gepaddelt ist, sich durch den brasilianischen Urwald geschlagen und einen Frosch aus einer Schlange herausgepresst und verspeist hat.

Irgendwann sind die Teilnehmer erschöpft, und einer wundert sich: »Ob man so für jeden einen Traumberuf entwickeln kann?«

Seine Nachbarin: »Das wäre jedenfalls genial…«

Wenn man nicht weiß, was man werden will

Die meisten wissen nicht, wie man überhaupt nach dem richtigen Beruf suchen könnte. Sie hoffen, dass eine innere Stimme sich irgendwann meldet. Bis dahin machen sie das, was sich gerade anbietet, was die Eltern machen oder was irgendeine Institution empfiehlt. Sie sagen: »Ach, hätte ich doch eine klare Begabung oder einen eindeutigen Wunsch. Dann wäre alles viel einfacher.«

Und solche Leute gibt es auch: Manche wissen bereits mit 14, dass sie Ärztin, Schneiderin oder Physikprofessor werden wollen. Das sind aber Ausnahmen. Die restlichen schätzungsweise 90 Prozent warten jahrelang darauf, dass ihnen endlich eine Idee kommt. Oft mit wenig Erfolg.

Besser also, man wartet nicht auf einen erlösenden Moment, sondern überlegt, auf welche Weise man die Entscheidung für einen Beruf herbeiführen will. Was soll die Grundlage der Berufswahl sein? Wodurch wird ein Beruf zum richtigen Beruf?

Die Überlegungen beginnen damit, dass man diese Fragen überhaupt erst einmal ernst nimmt. Um sich zu entscheiden, muss man sich entscheiden wollen, anstatt unentschlossen in Angststarre zu verharren – so wie ein Kaninchen vor der Schlange, das denkt: »Eine falsche Bewegung, und ich bin tot!«

Man lässt also den unproduktiven Vermeidungsmodus hinter sich und entscheidet sich für eine Methode. Dann folgen Selbstreflexion und die Entscheidung für ein berufliches Ziel. Danach geht es an die Umsetzung.

Die Methode dieses Buchs heißt Individuelle Berufsfindung. Das sind zwei Worte mit vielen Silben, aber der Name hat sich über die Jahre so eingebürgert. Individuelle Berufsfindung setzt bei der Frage an: Was wollen Sie eigentlich wirklich? Und was treibt Sie morgens aus dem Bett?

In diesem Buch forschen wir nach Ihren Wünschen, Interessen und Motivationen und entwickeln daraus berufliche Ziele. So werden Tätigkeitsfelder erschlossen, in denen Sie bereits von sich aus motiviert sind. Dort fällt es leichter, die Energie aufzubringen, die nötig ist, um viel zu leisten und andere von sich zu überzeugen.

Gerade wenn der Arbeitsmarkt schwierig ist (oder wenn man sich einbildet, dass der Arbeitsmarkt schwierig ist), ist es dumm, sich ziellos zu bewerben. Besser, man geht die Suche nach dem passenden Beruf systematisch an und spart sich Notlösungen und Panikaktionen. Manchmal hilft es auch, aufzuhören, sich den aktuellen Beruf schönzureden, etwa so: »Eigentlich wollte ich nie Buchhalterin werden, aber immerhin sind die Kollegen nett, und wir kriegen auch Weihnachtsgeld.« Nette Kollegen und Geld sind wichtig, machen aber allein nicht glücklich.

Ein Teilnehmer: »Ich habe auch keine Lust auf meinen Job, aber wenigstens habe ich so viele Meilen auf meinem Miles-and-More-Konto.«

Seine Nachbarin: »Ist das den ganzen Frust wert?«

Individuelle Berufsfindung bedeutet:

Sich für ein Berufsziel entscheiden

Dieses Ziel dann Schritt für Schritt in die Tat umsetzen

Die Umsetzung kann je nach Fall mit einer Lehre oder einem Studium beginnen, sie kann auch mit einem Quereinstieg oder einer Selbstständigkeit zu tun haben. Welches der richtige Weg ist, hängt von drei Aspekten ab: vom Ziel, vom Typ und von der Ausgangsposition. Ein Schüler wird eher über eine Lehre nachdenken als jemand, der bereits zehn Jahre Berufserfahrung hat. Eine eben entlassene Bankerin wird eher über eine Selbstständigkeit nachdenken als ein Student, der nach einem Semester Sozialpädagogik überlegt hinzuschmeißen.

Allerdings kann der Einzelfall ganz anders aussehen: Ich habe einen diplomierten Betriebswirt begleitet, der seine Eigentumswohnung in München vermietet hat, in eine WG gezogen ist und eine Ausbildung zum Gärtner macht. Ich habe eine Mutter begleitet, die nach der Kinderphase nicht in den alten Beruf zurück wollte und mit 45 Jahren eine Ausbildung zur Fotografin absolviert. Eine andere Mutter, die aus der Informatik kam, macht mit 43 Jahren noch eine Ausbildung zur Schuhmacherin. Am Ende hängt alles davon ab, was einem wichtig ist und ob man bereit ist, für einen neuen Beruf möglicherweise auch bereits Erreichtes aufzugeben.

Die Schritte zur Umsetzung eines neuen beruflichen Ziels hängen außerdem davon ab, was Sie erreichen wollen: Wer Herzchirurg werden will, muss Medizin studieren. Wer Friseur werden will, muss eine Lehre machen. Aber schon bei Fotografin wird die Sache schwieriger: Man kann eine Ausbildung machen, Fotografie studieren oder sich seine Karriere learning by doing aufbauen. Zu Webdesigner oder Cafébesitzerin führt ein Grafikdesignstudium oder eine Konditorausbildung, aber vielleicht auch ein Existenzgründungskurs oder schlicht Mut zu Selbstständigkeit und Unternehmertum.

Auch die Frage, ob man selbstständig oder angestellt arbeiten will, hängt oft vom gewählten Beruf ab: Kapitäne, Lokführer und Tierpflegerinnen arbeiten in der Regel angestellt; Heilpraktiker, DJs und Imageberater fast nie. Friseure und Floristen können zwar angestellt arbeiten, die Verdienstaussichten sind dann aber begrenzt. Manchmal geht das eine dem anderen voraus: Man ist zunächst angestellter Weinhändler oder Apotheker und macht sich dann mit einem eigenen Weinladen oder einer Apotheke selbstständig. Oder umgekehrt: Bevor man eine feste Stelle als Redakteur bekommt, haben viele bereits als freie Journalisten gearbeitet.

Natürlich ist »selbstständig oder angestellt?« auch eine Typfrage: Während sich die einen nicht vorstellen können, selbstständig zu sein, können sich die anderen nicht vorstellen, angestellt zu sein. Für die Berufsfindung ist es sinnvoller, die Frage nach der Arbeitsform erst einmal zurückzustellen und sich zunächst dem Inhalt des Berufs zu widmen: Was will ich eigentlich machen?

Zur Individuellen Berufsfindung gehört auch, das große Ziel in kleine Schritte herunterzubrechen. Denn Erfolg oder Nichterfolg hängt oft davon ab, ob der Berufssucher sich entschließt, die ersten Schritte zu gehen oder nicht (»Das Schwierigste ist nicht die Distanz; das Schwierigste ist der erste Schritt«). Entgegen landläufigen Vorurteilen ist fast nie ausschlaggebend, ob man letztendlich ausreichend Kapital, gute Noten oder überdurchschnittliches Talent hat.

Eine Teilnehmerin: »Aber was ist, wenn so ein beruflicher Plan nicht funktioniert?«

Ihr Nachbar: »Wenn du in deiner Freizeit etwas planst, fragst du auch nicht ständig, ob das wohl alles funktionieren wird. Du überlegst, wie man die Sache am besten anpackt. Und wenn du dich nicht ganz doof anstellst, dann kommt auch etwas dabei heraus.«

Über dieses Buch

Dieses Buch zeigt, wie Sie den Job finden, der zu Ihnen passt. Der erste Teil gibt einen Überblick über die Methode der Individuellen Berufsfindung. Wenn Sie es eilig haben, wissen Sie danach, wie es ungefähr funktioniert. Im Anschluss daran werden zehn häufig gestellte Fragen beantwortet, beispielsweise, für wen sich die Methode überhaupt eignet oder wer einem hilft, wenn man nicht weiterkommt.

Der zweite Teil ist ein Do-it-yourself-Workshop, in dem Sie Fragen und Denkübungen finden, die helfen, Ihre Wünsche so lange zu präzisieren, bis Sie ein klares Ziel formulieren können: »Ich werde Pastorin«, »Ich werde Kameramann«, »Ich werde Hutmacherin«. Danach gibt es eine Anleitung, wie Sie aus dem Ziel einen Plan entwickeln: Mit welchen Schritten können Sie das neu gesteckte Ziel erreichen? Welche Maßnahmen führen von A nach B?

Der dritte Teil des Buchs beschäftigt sich mit einigen zusätzlichen Fragen, die in den Workshops Individuelle Berufsfindung immer wieder auftauchen: Wie man sich selbst während der Berufsfindung bei der Stange hält, wie man mit seinem Umfeld umgeht oder wie man an seinem Selbstbewusstsein arbeiten kann.

Alle Beispiele dieses Buchs wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Workshops Individuelle Berufsfindung erarbeitet: überwiegend von Berufstätigen, die wechseln wollen, aber auch von Arbeitslosen, Schülern und Studenten, Bundeswehrsoldaten und Zivildienstleistenden (als es die Pflichtdienste noch gab), Müttern, die seit zehn Jahren aus dem Beruf sind, oder von Lebenskünstlern, die die letzten Jahre mit Weltenbummelei verbracht haben. Sie zeigen, wie andere vor Ihnen bestimmte Fragen gelöst haben, und illustrieren damit die einzelnen Schritte des Workshops.

Seit 1996 habe ich erlebt, wie eine Krankenschwester zur Kapitänin, ein Banker zum Drachenboot-Event-Manager und eine Journalistin zur Försterin wurden. Ein Werber wurde zum DJ, eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamts zur Maskenbildnerin, eine Weiterbildungsreferentin zur Bibliothekarin. Ich habe einen Biologen begleitet, der mit 40 seinen Job in einem Forschungsinstitut gekündigt hat und Winzer geworden ist. Ich habe eine wunderschöne Frau aus dem Versicherungscontrolling befreit und sie dabei unterstützt, in die Modebranche zu wechseln. Eine weitere schöne Bankerin arbeitete wenige Monate nach dem Seminar in einem Wellnesshotel an der Algarve. Eine Software-Verkäuferin veranstaltet heute alternative Touren durch den Hamburger Hafen, eine Großhandelskauffrau unterrichtet als Berufsschullehrerin, ein Programmierer ist Rettungsassistent, und ein Unternehmensberater wurde Journalist. Wenn Sie mehr über diese Frauen und Männer erfahren möchten, besuchen Sie sie auf meiner Internetseite www.berufsfindung.de. Von jedem dieser Fälle habe ich ein bisschen mehr über Berufsfindung gelernt.

TEIL I

WIE FINDE ICH DEN JOB, DER ZU MIR PASST?

Über sich selbst nachdenken

Individuelle Berufsfindung basiert auf den Fragen:

Was kann ich?

Was will ich?

Welcher Beruf passt dazu?

Am Anfang der Individuellen Berufsfindung steht gerade nicht die Frage, welche Berufe in Zukunft die besten Chancen haben. Erstens handelt es sich dabei um Kaffeesatzleserei. Zweitens ist es besser, sich antizyklisch zu verhalten, also nicht das zu machen, was alle anderen gerade auch machen. Drittens (und das ist das Wichtigste) sollte man in der Berufsfindung nicht sein Fähnchen nach dem Wind drehen, sondern das machen, was man selbst für richtig hält. Also setzen wir lieber bei der Frage an: Was wollen Sie eigentlich wirklich?

Doch diese Art der Berufsfindung ist schwierig. Denn sie verlangt, dass man über sich selbst nachdenkt. Viel einfacher ist es, darüber nachzudenken, welchen Drucker man kauft, welches Fahrrad man gern hätte oder wo man im Urlaub hinfahren könnte. Denn das sind äußerliche Fragen. Doch um herauszufinden, was einen motiviert und was einem wichtig ist, muss der Blick nach innen gehen. Da dies den meisten Menschen nicht leicht fällt, werden wir uns in diesem Kapitel der Selbstanalyse widmen.

Was kann ich?

Beginnen wir unsere Überlegungen mit der ersten Frage »Was kann ich?«. Der ideale Beruf bietet die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten einzusetzen und weiterzuentwickeln. Wenn man aber nicht weiß, was man kann, ist es schwierig zu überlegen, in welchem Beruf man diese unbekannten Fähigkeiten wohl einbringen könnte. Auch Arbeitgeber wollen bei einer Bewerbung wissen, welche Fähigkeiten ein Stellensucher anzubieten hat. Und zwar vorzugsweise, welche Fähigkeiten er anzubieten hat, die andere nicht haben.

Daher stellt die Individuelle Berufsfindung die Frage nach Stärken und Fähigkeiten nicht abstrakt, sondern anhand konkreter Erlebnisse. Im zweiten Teil des Buchs werden Sie angeleitet, darüber nachzudenken, wann Sie stolz auf sich waren. Wann haben Sie sich selbst auf die Schulter geklopft, wann hatten Sie das Gefühl »Das habe ich wirklich gut gemacht«?1

An diesen Situationen lassen sich erste Fähigkeiten erkennen. Ein Beispiel: Der Architekturstudent Norbert erzählt in einem Workshop Individuelle Berufsfindung von einer Seminarreise nach Rom: Jeder Teilnehmer musste ein Referat über ein Bauwerk halten. Die meisten waren langweilig, und niemand interessierte sich wirklich dafür. Daraufhin entschloss sich Norbert, seinen Vortrag über die Kirche Sant’Andrea al Quirinale lebendiger zu gestalten. In einer Ein-Mann-Show spielte er Szenen vor, die sich dort vor ein paar hundert Jahren ereignet haben könnten. Sein schauspielerisches Talent und seine Fähigkeit, andere zu amüsieren, ermöglichten es ihm, Historisches unterhaltsam zu vermitteln. Am Ende war er stolz darauf, das mit Abstand interessanteste Referat gehalten zu haben. Norbert stellt anhand seines Rom-Erlebnisses folgende Stärkenliste zusammen:

Geschichtswissen

Architekturgeschichte

Wissen aufbereiten, vermitteln

schauspielerisches Talent

Geschichten erzählen, Vorträge halten

gutes Gedächtnis

witzig sein, andere amüsieren

gut formulieren

für Kultur begeistern

tote Sachen lebendig gestalten

Daraus kann man in einem Brainstorming Tätigkeitsgebiete entwickeln, zum Beispiel: Leiter historischer Stadtführungen, Schauspieler, Comedian, Geschichtslehrer, Autor historischer Romane, Archäologieprofessor, Architekturprofessor oder Architekturkritiker. Schon lange hatte sich Norbert über die langweilige Berichterstattung zum Thema Architektur aufgeregt. Daher konzipiert er zunächst eine Sendereihe fürs Uniradio Die zehn interessantesten Baustellen der Stadt. So lernt er, Radio zu machen. Danach kann Norbert sich an einen größeren Sender wenden: »Ich habe eine zehnteilige Serie über die zeitgenössische Kölner Architektur im Uniradio gemacht. Etwas Ähnliches würde ich jetzt gerne für Ihren Sender machen. Ich könnte mir beispielsweise Die zehn erstaunlichsten Kirchen dieser Stadt, Zehn Beispiele für eine ökologische Industriearchitektur oder Zehn Orte, an denen die Römer Geschichte schrieben vorstellen. Kann ich bei Ihnen ein Praktikum machen?«

Norbert wird an 15 Stadtführungen in zehn Städten in drei Ländern teilnehmen und danach eigene Führungen mit Schwerpunkt Architektur anbieten. Dort wird er den Leuten auf unterhaltsame Weise Architektur nahebringen; so wie damals in Rom.

Eine Teilnehmerin: »Kann man mit so etwas überhaupt Geld verdienen?«

Ihr Nachbar: »Es gibt heute so viele Berufe, mit denen man Geld verdienen kann. Denk mal an den Pferdeflüsterer. Früher hätte man auch gesagt, dass man mit so was kein Geld verdienen kann. Und heute ist er Millionär.«

Was will ich?

Wenden wir uns der zweiten Frage der Individuellen Berufsfindung zu: »Was will ich?« Auch diese Frage stellen wir anhand konkreter Situationen: Wann waren Sie besonders motiviert? Wann haben Sie gewirbelt? Wann sind Sie freiwillig frühmorgens aufgestanden?

Situationen, in denen man überdurchschnittliche Aktivität entwickelt, geben Aufschluss darüber, wo man aus eigenem Antrieb und mit Spaß arbeitet. Ein Beispiel: Enrico spielt leidenschaftlich gerne Tennis. Beim Damenturnier German Open in Berlin hatte er vor Jahren einen Job als Balljunge. Er war gebannt von der Atmosphäre, von den Zuschauern und der Nähe zu den Stars. Neun Tage lang fuhr er frühmorgens gut anderthalb Stunden hin und spätabends mehr als anderthalb Stunden zurück nach Hause, alles für ein mageres Taschengeld von 100 Euro. Im Nachhinein kann Enrico fast nicht glauben, wie viel Engagement er an den Tag gelegt hat, nur, um bei diesem Ereignis dabei zu sein.

Enricos Interesse an Technik und Informatik zeigt seine zweite Geschichte: »Als ich meinen ersten Computer hatte, kam ich jeden Morgen zur Schule mit einer Riesenliste von Fragen an meine Mitschüler, die damals schon mehr wussten.«

Enricos Motivationsliste:

Sport, Wettkampf, Tennis

Atmosphäre bei Sportveranstaltungen

Begegnung mit Leuten aus aller Welt

Technik

Computer

Daraus entwickelt Enrico mithilfe der Individuellen Berufsfindung das Berufsziel Sportanlagentechniker. Vielleicht würde er später Software für Torlinien-, Mess- und Übertragungstechnik, absenkbare Laufbahnen, Rasenheizungen, verschließbare Überdachungen und sonstige Finessen moderner Sportstadien entwickeln.

Ein Teilnehmer: »Ist denn Stadiontechniker ein richtiger Beruf?«

Seine Nachbarin: »Was man so für einen richtigen Beruf hält, ist wahrscheinlich eine Frage der Familie, aus der man kommt. Ist dein Vater Komponist und deine Mutter Opernsängerin, dann ist Schauspielerin vermutlich ein ganz normaler Berufswunsch. Ist dein Vater Heizungsmonteur und deine Mutter Krankenschwester, dann ist Fußballstadiontechniker wahrscheinlich so abwegig wie Schauspielerin. Wenn dein Vater aber Pressesprecher von Hansa Rostock ist und deine Mutter Programmiererin, dann ist Fußballstadiontechniker vielleicht ganz normal.«

Nachdem wir die ersten beiden Fragen »Was kann ich?« und »Was will ich?« erläutert haben, kommen wir nun zur dritten Frage der Individuellen Berufsfindung: »Welcher Beruf passt dazu?« Oder anders: Wo gibt es ein Tätigkeitsfeld, in das ich das, was ich kann, und das, was ich will, gewinnbringend einsetzen kann?

Welcher Beruf passt dazu?

Was soll die Grundlage Ihrer Berufswahl sein? In diesem Buch schlage ich Ihnen vor, zunächst Ihre eigene Biografie zu nehmen, an der Sie ablesen können, was Sie bewegt und was Sie bewegen wollen. Denn Sie haben es bereits erlebt: Situationen, in denen Sie von sich aus motiviert waren. Wenn es Ihnen nun gelingt, aus diesen Situationen ein berufliches Tätigkeitsfeld abzuleiten, können Sie jeden Tag mit Spaß zur Arbeit gehen. Wie diese Form der Entscheidungsherbeiführung funktioniert, haben Sie bereits an den Beispielen des zukünftigen Architekturkritikers Norbert und des Sportanlagentechnikers Enrico gesehen. Zwei weitere Beispiele:

Johanna und Kostümbild