Jobs für Nachteulen - Uta Glaubitz - E-Book

Jobs für Nachteulen E-Book

Uta Glaubitz

4,8

Beschreibung

Scheuen Sie das Tageslicht? Verlassen Sie vor Einbruch der Dunkelheit das Haus nur mit Sonnenbrille? Werden Sie erst dann so richtig aktiv, wenn andere verstohlen anfangen zu gähnen? Dann sollten Sie vielleicht aus Ihrer Ausgeschlafenheit einen Beruf machen.

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Glaubitz, Uta

Jobs für Nachteulen

Machen Sie Ihre Ausgeschlafenheit zum Beruf

www.campus.de

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2002. Campus Verlag GmbH

Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de

E-Book ISBN: 978-3-593-40025-9

|9|Teil I

Machen Sie Ihre Ausgeschlafenheit zum Beruf

|10|Lieber arbeiten als sich langweilen

Gustave Flaubert, Schriftsteller

Wenn ich so viel Erfolg hatte, dann nur, weil ich nie auf die Leute gehört habe, die dauernd sagten, was ich machen muss, um Erfolg zu haben.

Jack Nicholson, Hollywoodstar

Wer nachts schläft, muss sich nicht wundern, wenn er tagsüber arbeiten muss.

Anonymus

|11|1. Nachts sein Geld verdienen

Gehen Sie nie vor Mitternacht ins Bett? Kommen Sie lieber nach Hause, wenn Büromenschen bereits auf dem Weg zur Arbeit sind? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht aus der Nachtschwärmerei einen Beruf zu machen? Dann hilft Ihnen dieses Buch den Job zu finden, der zu Ihnen passt.

Wenn Sie keinen Wert darauf legen, morgens um sieben per Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden, bieten sich zahlreiche Karrieren an: Denken Sie nur an die Kneipiers, Barkeeper und Diskjockeys, die in Clubs und Bars dafür sorgen, dass andere Nachtschwärmer einen gelungenen Abend feiern. Denken Sie an die Moderatoren der großen Fernsehshows wie Thomas Gottschalk, Linda de Mol, Amelie Fried, Giovanni di Lorenzo und Erich Böhme, die Spiele anleiten oder mit Prominenten und weniger Prominenten über das aktuelle Geschehen oder persönliche Geschichten sprechen. Oder an Polizeireporter, die den großen und kleinen Verbrechen überwiegend nachts auf der Spur sind. Und natürlich an die Leute im Musikgeschäft: Konzertveranstalter, Bandmanager, Lichttechniker, Soundmixer und Roadies.

Auf den folgenden Seiten begegnen Sie Leuten, die in diesen Bereichen arbeiten. Außerdem machen wir Sie mit Berufen bekannt, von denen Sie noch nie im Leben gehört haben. Oder wissen Sie bereits, was ein Inspizient oder ein Call-In-Show-Master macht? Oder wie man als Nachtfotograf, Croupier oder Nightmanager sein Geld verdient?

|12|Worum geht’s?

»Arbeit muss weh tun«. Und: »Qualität kommt von quälen«. Mit diesen und ähnlichen Sätzen sind die meisten von uns groß geworden. Kein Wunder also, dass viele blockiert sind, wenn es darum geht, ein eigenes Berufsziel zu finden, das nicht nur das nötige Kleingeld ins Portemonnaie schafft, sondern auch Spaß macht und ein erfülltes berufliches Leben verspricht.

Traditionell läuft Berufsfindung etwa so: Der Berufssuchende fragt sich:

Was könnte ich mit dieser oder jener Ausbildung werden?

Welche Planstellen könnte es für mich geben?

Was kann ich mit meinem Schulabschluss werden?

Was kann ich mit meinem Notendurchschnitt studieren?

Was kann ich mit meinem Studium werden?

Welche Weiterbildungen werden vom Arbeitsamt angeboten?

Was raten meine Eltern, meine Freunde, mein Partner, meine Partnerin?

In welchen Berufen hat man heute die größten Chancen?

Leider helfen solche Fragen überhaupt nicht dabei herauszufinden, welcher Job wirklich zu Ihnen passt. Daher geht dieses Buch anders vor. Es fragt: Was für ein Typ sind Sie? Und welcher Beruf passt dazu? Zur Anregung finden Sie zahlreiche Berichte über Leute, die nachts ihr Geld verdienen. Und eine Anleitung, wie man aus seiner Aufgewecktheit einen Beruf macht.

Dabei kommt es nicht darauf an, ob Sie bereits in einem Beruf arbeiten – und möglicherweise keinen Spaß daran haben – oder ob Sie als Schülerin, Student oder Arbeitsloser auf der Suche nach einer Tätigkeit sind, die zu Ihnen passt.

Berufliche Chancen für Nachteulen

Natürlich geht es im Nachtleben erst einmal um Spaß, Genuss und Lebensfreude. Wer sein Tagleben zwischen Computer und den |13|schlecht gelaunten Kollegen verbringt, will nach Feierabend gut essen und trinken und vor allem etwas erleben. Man geht ins Restaurant und in die Kneipe, später in einen Club und auf den letzten Drink in die Cocktailbar. Neben Wirten, Kellnern und Barkeepern arbeiten dort DJs, Köche, Sommeliers und Türsteher.

Auch die Medien stehen nachts nicht still. Schließlich passiert immer irgendwo auf der Welt etwas. Spätnachrichten wie die Tagesthemen oder das RTL Nachtjournal bringen die zu Bett gehende Bevölkerung auf den letzten Stand der Dinge. Wer danach noch nicht bettreif ist, schaut bei Live-Sendungen wie Biolek oder Christiansen rein. Die ganz späten können mit den beiden Jürgen – Domian und Kuttner (von der Radioshow Sprechfunk) – über Privatgeschichten und Schicksale plaudern. Hier arbeiten neben den Moderatoren auch Redakteure, Aufnahmeleiter und Regisseure. In den Printmedien sind es vor allem die Society-Reporter der Klatschmagazine und die Polizeireporter der Tageszeitungen, die nachts unterwegs sind.

Wer sich lieber im Bereich Kino, Theater, Oper oder Konzerthalle betätigen möchte, kann eine Laufbahn als Regisseur anstreben oder als Conférencier, Bühnenarbeiter, Filmvorführer oder Souffleur arbeiten. Auch Maskenbildner und Requisiteure sind überwiegend abends und nachts aktiv.

Darüber hinaus gibt es nach Einbruch der Dunkelheit eine Menge Service-Jobs. Kleine Agenturen beispielsweise bieten professionelle Babysitter an, Tankwarte versorgen die Nachtschwärmer mit Kraftstoff, Dosenbier und Zigaretten. EDV-Notdienstler springen ein, wenn nachts der Rechner abstürzt. Und schließlich gibt es eine ganze Reihe von Tätigkeiten, die für Nachteulen attraktiv sind, obwohl sie eigentlich auch frühmorgens erledigt werden könnten. Die meisten Übersetzer, Programmierer und Tontechniker ziehen es vor, nachts mit open end zu arbeiten und dafür morgens auszuschlafen.

Das bedeutet: Um nachts Karriere zu machen, brauchen Sie nicht unbedingt ein großes Schauspieltalent oder eine Sterneköchin zu sein. Viel wichtiger sind häufig ein Händchen für den Umgang mit Gästen, Spaß an Entertainment und Spektakel und natürlich gute Laune – auch wenn es wieder einmal viel später geworden ist als geplant.

|14|Über dieses Buch

Sie möchten wissen, wie man Geld verdient, ohne morgens um sieben aufstehen zu müssen? Der zweite Teil des Buchs präsentiert Ihnen Jobs für Nachteulen und Leute, die gern spät ins Bett gehen. Dabei haben wir darauf geachtet, überwiegend Berufe zu präsentieren, die sich auch für Umsteiger eignen, für die Sie also nicht unbedingt eine weitere formale Ausbildung oder ein zusätzliches Studium benötigen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie keinerlei Fachkenntnisse brauchen. In den meisten Fällen werden Sie sehr viel dazu lernen müssen. Ob Sie dafür jedoch (noch einmal) eine Ausbildung machen oder eine Universität besuchen, liegt ganz an Ihnen. In jedem Fall finden Sie Hinweise, wo es das nötige Zusatzwissen gibt und wie Sie Ihre Fähigkeiten ausbauen können.

Die vorgestellten Tätigkeiten werden durch konkrete Beispiele und Interviews mit Leuten aus der Praxis illustriert. Die großen Bereiche dabei sind:

Nachtleben

Medien

Kunst, Musik, Showbusiness

der lange Weg nach Hause

Sonstiges

Tipps von Experten, Literaturangaben, Adressen und Informationen runden den ersten Teil ab.

Die vorgestellten Berufe dürfen jedoch über eins nicht hinwegtäuschen: Keins der Beispiele erspart es Ihnen, sich über den Job, der zu Ihnen passt, eigene Gedanken zu machen. Im dritten Teil finden Sie daher einen Workshop, wie Sie sich ein individuelles Berufsziel erarbeiten. Schritt für Schritt zeigen wir Ihnen, wie Sie klar über Ihre Fähigkeiten und Motivationen nachdenken können.

Im Schlusskapitel geht es darum, wie man trotz des ausgiebigen Nachtlebens gesund bleibt.

Die Arbeitswelt von heute ist voll von Anglizismen. Niemand bemüht sich mehr, deutsche Ausdrücke für Call-In-Show oder Roadie zu finden. Weil nicht jeder alles wissen kann, finden Sie im Anhang ein kleines Wörterbuch für die im Text gebrauchten Begriffe|15|. Ein Register der vorgestellten nächtlichen Berufe schließt das Buch ab.

Ein erster Tipp: Umgeben Sie sich während der Lektüre dieses Buchs mit Leuten, die nicht nur gern ausgehen, sondern die durch eigene Aufgewecktheit überzeugen und die Sie unterstützen. Ideentechnische Bremsklötze mit ihrem ewigen »das bringt doch sowieso nichts« oder »das schaffst Du nie« können Sie jetzt nicht gebrauchen. So habe auch ich mich während des Schreibens streng an diesen Grundsatz gehalten.

Unentbehrliche Hilfe leistete die Fachautorin Andrea Dornseif, die sich kopfüber ins Nachtleben stürzte und Reportagen über Theater- und Filmleute lieferte. Thorsten Reinke als Mann fürs Grobe scheute keine Mühe, um Heiner Bremer vom RTL Nachtjournal und Jürgen Kuttner vom ORB Sprechfunk zu interviewen. Julia Richter suchte einen Croupier und einen Nachtfotografen auf, interviewte Sprengmeister und Babysitter. Und sie schaffte es, den Konzertveranstalter Fritz Rau über seine Karriere zu befragen, so wie es Matthias Grauer gelang, den Manager der Glamrockband KISS aufzutreiben. Ohne die Gastronomie-Begeisterte Anja Richter, die Autoren Nana Plötz, Hajo Völler und Danuta Schmidt wäre das Buch nur halb so schön geworden. 1000 Dank an alle.

|16|2. Sechs Fragen zu Jobs für Nachteulen

In diesem Buch geht es um die Frage, wie Sie für sich selbst ein Berufsziel erarbeiten – auch, wenn Sie noch keinen blassen Schimmer haben, in welchem Bereich Sie Ihre Begeisterung fürs Nachtleben einsetzen könnten. Bevor Sie sich im Folgenden von anderen professionellen Nachteulen zu eigenen Berufsplänen inspirieren lassen, hier noch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Für wen eignet sich dieses Buch?

Dieses Buch gibt Berufssuchenden ein Werkzeug an die Hand, eigene berufliche Ziele auszuloten. Damit ist Jobs für Nachteulen geeignet für alle, die sich beruflich orientieren oder umorientieren möchten: Berufstätige und Arbeitslose, Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen. Sie lernen, sich systematisch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Sie Ihr berufliches Leben gestalten möchten. Dabei setzt die im dritten Teil des Buchs geschilderte Methode der Individuellen Berufsfindung keine bestimmten Qualifikationen voraus, sondern die Bereitschaft, seine bisherige Biografie zu durchleuchten und neue Wege der Berufsfindung zu gehen.

|17|Muss man heute nicht froh sein, überhaupt einen Job zu haben?

Wer heutzutage über Befriedigung im Beruf, Spaß an der Arbeit und vielleicht sogar über Traumberufe spricht, wird schnell mit Resignation und Aggressivität konfrontiert. »Heute kannst Du froh sein, wenn Du überhaupt etwas kriegst«, lautet die gängige Antwort. Auf der Suche nach echten Motivationen und Herzenswünschen wird man schnell zum Spinner abgestempelt.

Ist die Suche nach dem maßgeschneiderten Beruf nur etwas für gute Zeiten? Ganz sicher nicht: Denn gerade in schwierigen Situationen ist es für den Berufssuchenden notwendig, sich zu orientieren und konkret darüber nachzudenken, auf welchem Gebiet er wirklich arbeiten will. Schließlich ist er nur dort in der Lage, mit (zwangsläufig auftretenden) Rückschlägen fertig zu werden und langfristig gute Arbeit zu liefern. Dabei kann es sich niemand leisten, auf den Zufall zu hoffen und sich ohne einen konkreten Plan ziellos in der Arbeitswelt zu bewerben.

Verdirbt es einer echten Nachteule nicht den Spaß am Ausgehen, wenn er oder sie es zum Beruf macht?

»Arbeit muss wehtun. Und wenn Du mit etwas, das Du gerne tust, Dein Geld verdienst, macht es Dir spätestens dann keinen Spaß mehr.« Solche und ähnliche Sprüche geistern durch die Welt der Berufsberatung. Bei unseren Recherchen haben wir jedoch eins festgestellt: Keine der befragten Nachteulen würde lieber einer geregelten Bürotätigkeit nachgehen. Im Gegenteil: Gerade die Atmosphäre der Nacht, der lockere Umgangston und die Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen machen echte Nachteulen am Arbeitsplatz zufrieden. Und natürlich die Möglichkeit, morgens lange auszuschlafen. Der persönliche Lebensstil und der Spaß an der Aufgabe sind Voraussetzungen für den beruflichen Erfolg.

|18|Ist es nicht gefährlich, sich festzulegen?

Stellen Sie sich vor, Sie geben Ihr berufliches Ziel in einen Computer ein und starten ein Programm, mit dem der Computer automatisch einen Weg findet, dieses Ziel auch zu erreichen. Das hört sich gut an? So einen Computer besitzen Sie bereits – es ist Ihr Gehirn. Wenn Sie Ihrem Gehirn ein klares Ziel vorgeben, wird es auch einen Weg finden, dieses Ziel zu erreichen. Genau dafür wurden wir von Geburt an mit grauen Zellen ausgestattet. Bleibt Ihre Software jedoch ohne klare Zielvorgabe, kann sie keinen Lösungsweg finden.

»Ich möchte gern etwas mit Musik machen« zählt dabei noch nicht als klare Zielangabe. Oft ist die Spezialisierung eines Technikers, Kneipiers oder Service-Anbieters der Schlüssel zum Erfolg. Herkömmliche Berufsratgeber empfehlen oft das Gegenteil einer Spezialisierung: »Bleiben Sie flexibel, legen Sie sich nicht zu sehr fest, und halten Sie sich möglichst viele Optionen offen.« Diese Strategie birgt jedoch einen entscheidenden Nachteil: Als Bewerber, der sich alle Möglichkeiten offen hält, werden Sie bei Ihrer Arbeitssuche stets auf viele andere Bewerber treffen, die sich ebenfalls alle Optionen offen gehalten haben. Arbeitgeber suchen aber nicht Leute, die sich alle Optionen offen halten, sondern Arbeitskräfte, die für ein ganz bestimmtes Publikum eine ganz bestimmte Leistung anbieten können.

Wer garantiert mir, dass das Konzept der Individuellen Berufsfindung auch funktioniert?

Mithilfe der Individuellen Berufsfindung legen Sie zwei Dinge fest: Ihr persönliches berufliches Ziel und den Weg dorthin. Damit allein haben Sie Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt bereits um ein Vielfaches erhöht, und zwar denen gegenüber, die weder über ein Ziel noch über eine Strategie verfügen – und das sind viele.

Der Rest wird sich an Ihrem persönlichen Einsatz, Ihrem Durchhaltevermögen |19|und Ihrer Fähigkeit zur Überwindung des inneren Schweinehunds entscheiden. Wenn Ihnen auf dem Weg zu Ihrem beruflichen Erfolg Zweifel kommen, so akzeptieren Sie diese als vollkommen normale Erscheinung. Die meisten haben jahre- und jahrzehntelang diverse Abwehrmechanismen trainiert, wenn es darum geht, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Einer dieser Mechanismen ist die Produktion von Versagensängsten.

Sind Sie wieder einmal an dem Punkt angelangt, an dem Sie »ganz sicher« sind, dass Ihre beruflichen Pläne niemals funktionieren werden, halten Sie sich eine Situation vor Augen, in der Sie etwas geschafft haben, das Sie (und alle anderen) vorher für unmöglich hielten. Dann wird Ihnen wieder bewusst, dass man so ziemlich alles schaffen kann, wenn man es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hat. Und noch etwas: Alle erfolgreichen Nachteulen, die in diesem Buch vorgestellt werden, haben auch einmal klein angefangen.

Wer hilft mir, wenn ich nicht weiterkomme?

Zu Beginn Ihres Berufsfindungsvorhabens engagieren Sie ein Unterstützungskomitee von etwa zwei bis vier Freundinnen und Freunden, die Ihnen während Ihrer Berufsfindung zur Seite stehen. Niemand bleibt von Phasen verschont, in denen er Schwierigkeiten hat, den nächsten Schritt zu planen, oder in denen er sich einfach nur wenig zuversichtlich fühlt.

Viele Vorhaben scheitern daran, dass der Berufssuchende einen wahren Fundus an Vermeidungsstrategien bereit hält, um gerade erst beschlossene Schritte auf keinen Fall in die Tat umsetzen zu müssen. Daher empfiehlt es sich, einen Freund einzuschalten, der einem gegebenenfalls auf die Füße tritt. Rufen Sie ihn an, sobald Sie eine Entscheidung gefällt haben. Teilen Sie ihm mit, bis wann welche Schritte in die Tat umgesetzt sein sollen. Verabreden Sie, dass er anruft und kontrolliert, ob Sie alles erledigt haben. Sie können Ihrem Freund, Ihrer Freundin auch eine Kopie Ihres schriftlich ausgearbeiteten Plans schicken. Bei Ankunft des Briefs gilt der Inhalt als verbindlich.

|20|Undefinierbare Motivationsprobleme lösen Sie also am besten, indem Sie über andere Leute Verbindlichkeiten schaffen. Das Wichtigste aber ist: Wenn in Ihrem Berufsfindungsprozess Probleme auftauchen, so ist das für Sie noch lange kein Grund aufzugeben. Beweisen Sie stattdessen Problemlösungskompetenz, und finden Sie Mittel und Wege. Wenn Ihnen keine einfallen, fragen Sie jemanden, der erfahrener ist als Sie. Aber lassen Sie sich nicht auf halbem Weg von lösbaren Problemen entmutigen.

|21|Teil II

Reportagen

|22|Bei Nacht sind alle Katzen grau.

Ovid, römischer Dichter

Das Müllerleben hat Gott gegeben. Aber das Schaffen bei Nacht hat der Teufel erdacht.

Müllerweisheit

Er hat eine Schlüsselposition im Unternehmen – er ist Nachtwächter.

|23|3. Nachtleben

Das Nachtleben ist die ureigenste Domäne der Nachteulen. Hier wird bei Dämmerung erwacht und nicht selten erst im Morgengrauen heimgegangen. Dazwischen wird gegessen, getrunken, geflirtet und gefeiert. Wer nicht tanzt, kann an der Theke mit dem Wirt parlieren, am Stammtisch diskutieren oder seinen Feierabend mit philosophischen Betrachtungen über Gott und die Welt verbringen – vor dem passenden Hintergrund, versteht sich. Zwar könnte man auch auf dem heimischen Sofa trefflich über Auf- und Untergang des Abendlandes spekulieren, doch erst der richtige Rahmen (Spelunke, Bar, Salon) macht den Abend zum bewegenden Ereignis. Das Ambiente stimuliert.

Wer hier arbeitet, tischt auf, mixt Cocktails, serviert Wein, zapft Bier und macht Musik. Die Jobs haben mehr mit Spaß, guter Laune und Lebensfreude zu tun als der gemeine Büroalltag. Kommunikation und Offenheit gegenüber den unterschiedlichsten Menschen sind gefragt. Ziel der Arbeit ist es, dem normalen Tagelöhner einen gelungen Feierabend zu bereiten. Und mit anderen Nachteulen zusammen das Leben in der Dunkelheit zu genießen.

Der Einstieg ins Nachtleben ist leicht: Überall gibt es Anfängerjobs für Leute, die nicht unbedingt scharf darauf sind, dass morgens um sieben der Wecker klingelt. Wer in der Praxis lernt und Erfahrungen mitbringt, kann sich schnell in höhere Ebenen vorarbeiten. Cafés, Diskotheken, Restaurants und Spielcasinos brauchen Leute, die wissen, wie man das investierte Geld zum Erfolg führt. Das beinhaltet auch klassische Managementaufgaben: |24|Expansionsplanung, Zielvereinbarungen, Controlling, Marketing, Personalauswahl und -schulung.

Kneipier

»Wer nichts wird, wird Wirt«, sagt der Volksmund. Eine echte Nachteule kann darüber nur die Schultern zucken. Schließlich gehen auch Autoverkäufer, Beamte, Webdesignerinnen und Manager abends in die Kneipe, um sich dort mit ihrem zuvor verdienten Geld einen schönen Abend zu machen.

Doch Kneipe ist nicht gleich Kneipe: Manch eine läuft und läuft und läuft, während sich in anderen für wenige Monate ein paar Gäste tummeln, bis sie schließlich wieder verschwindet. Die Gründe für Erfolg oder Misserfolg sind unterschiedlich. In jedem Fall aber hängt vieles vom Kneipenkonzept und von der Persönlichkeit des Gastgebers ab.

Volker Hauptvogel beispielsweise, erfolgreicher Wirt und Urgestein des Berliner Nachtlebens, hat mit drei verschiedenen Konzepten den Ausgehwütigen der Stadt erfolgreich Unterhaltung geboten: Noch als Musiker der Kultband MDK eröffnete er in den achtziger Jahren den Pinguin-Club, in dem spätnachts das Szenepublikum auf die damals angesagte Neue Deutsche Welle traf.

So wie Hauptvogel selbst erwachsener wurde, etablierten sich auch seine Gäste. Ein paar Häuser neben dem Pinguin eröffnete der Profi-Wirt den Storch, eine Art elsässisches Brauhaus, in dem auch Berufstätige nach Feierabend essen und trinken können. In den ersten Wochen stand er selbst an der Tür und begrüßte jeden Besucher persönlich und so strahlend, als habe er nur auf ihn gewartet.

Dass Hauptvogel auch im heiß umkämpften Markt der Stadt ohne Sperrstunde ein Gespür für Erfolg versprechende Konzepte hat, zeigt sein Ausflug in die Welt der harten Säufer: Wieder ein paar Häuser weiter übernahm er die traditionelle Eckkneipe Felsenkeller, die im Schöneberger Kiez einen Jahrzehnte alten Ruf als Treffpunkt professioneller Tresenhänger hatte und machte daraus |25|das, was man heute wohl eine Kult-Kneipe nennt. Zu Hauptvogels Geheimnissen als Wirt gehört sicher seine eigene Begeisterung für das gepflegte – und eben auch das nicht ganz so gepflegte – Nachtleben.

Der Wettbewerbsdruck im Gastgewerbe ist hoch. Im Klartext: Kneipen gibt es eigentlich überall genug. Nach Schätzungen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands schenken rund 165000 Unternehmen in der Bundesrepublik Bier aus. Davon werden etwa 113000 als Restaurants, Cafés, Eisdielen und Imbisshallen betrieben, rund 52000 im Bereich des sonstigen Gaststättengewerbes, insbesondere als Schankwirtschaften, also Kneipen.1 Gefragt sind bei dieser Konkurrenz originelle Ideen. Die Leute wollen nicht einfach nur ausgehen – der Trend zur Erlebnisgastronomie schließt auch die Kneipe mit ein. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, solange die Idee den Nerv des Publikums trifft.

Steuerfahnder in der Kneipe – dies erinnert wieder an den Satz vom Wirt, der nichts anderes werden konnte. Viele Kneipen verschwinden schnell wieder, weil ihre Besitzer tatsächlich mehr vom Nachtleben als von Steuern, Betriebswirtschaft und Kalkulation verstehen. Es ist leicht zu übersehen, dass in den Endpreisen der Gastronomie 16 Prozent Mehrwertsteuer enthalten sind, die der Fiskus am Quartalsende aus der Kasse haben will.

Die Tücken der Bürokratie im Gastgewerbe hat auch Susanne Majewski kennen gelernt. Die studierte Soziologin und Politikwissenschaftlerin hatte bereits aus der Studienzeit Erfahrung in der Gastronomie. Mit dem Examen in der Tasche schienen ihr die praktischen Kenntnisse bessere Berufsaussichten zu bieten als die Theorie: »Statt Prospekte zu verteilen oder gar auf dem Sozialamt zu landen, hab ich lieber Geld organisiert und eine Kneipe aufgemacht.« Heute ist sie ihre eigene Chefin. Doch ob der Laden läuft oder nicht, hängt unter anderem am Bierverlag, an Saison und Wetter, aber auch am Wirtschaftsamt, an den Hygienevorschriften und der Berufsgenossenschaft. Noch vor dem ersten verkauften Bier plagte sie sich mit Bauaufsicht, Vermieter und Steuerberater herum.

Seit 1993 hat Majewski ihren Laden im traditionellen Berliner |26|Ausgehbezirk Kreuzberg und ist seither wirtschaftlich erfolgreich. Sie warnt Nachteulen, die mehr Enthusiasmus als Sachverstand mitbringen: »Wenn man einen Laden neu macht, arbeitet man erstmal für die Bank.« Pro Quadratmeter Ladenausbau zahlte sie damals rund 750 Euro.

Mittlerweile beschäftigt Majewski sechs feste Kellner und Köche und zehn Aushilfen. Das geht nicht ohne Talent im Umgang mit Menschen und Führungsqualitäten. Schwarzarbeit gibt es in ihrem Betrieb nicht, das könnte das Finanzamt ärgern und teuer werden. Majewski bietet auch Cateringservices: Cocktails zum Beispiel für Veranstaltungen mit bis zu 3000 Leuten und Partys mit Essen und allem Drumherum für 300. Das sind meist Firmenfeiern oder Sportturniere. »Das ist schon lustig, wenn man eine nette Crew hat und der Koch richtig zaubern kann.«

Majewskis Nächte – und Tage – sind lang. Denn die Arbeit für die Kneipe findet nicht ausschließlich nachts hinterm Tresen statt. Ein Drittel der Arbeitszeit eines Kneipiers ist gewöhnlich mit Computer-, Büro- und Finanzangelegenheiten ausgefüllt, mit Einkaufen, dem Erstellen von Dienstplänen und Buchhaltung. Schön an dem Job findet sie augenzwinkernd: »Es ist immer was zu trinken im Haus.« Allerdings sollte der Kneipier nicht selbst sein bester Kunde sein: »Leider nicht unbedingt eine Seltenheit in dem Business.«

Die Gastronomie ist traditionell eine Praktikerbranche. Die Einstiegsgehälter sind niedrig, der Aufstieg dafür schnell. Die meisten Kneipiers haben zuvor in der Gastronomie gejobbt, als Kellner oder Barkeeper, dann als Geschäftsführer eines größeren Ladens. Schließlich muss man wissen, wie die Registrierkasse funktioniert, wie ein Schankhahn aussieht, dass ein Vorstecker eine Servierschürze und eine Bainmarie ein Wasserbad zum Warmhalten ist. Ganz wichtig für die eigene Kneipe: »Ein verlässlicher Kompagnon, der jederzeit einspringt, wenn ich krank werde oder sonstwie verhindert bin«, sagt Majewski. »Ohne Chef oder Chefin im Laden fehlt einfach etwas.« Neben Führungskraft und Betriebswirt müssen Kneipiers auch präsente Gastgeber sein. Denn die Gäste merken schnell, wie persönlich die Atmosphäre ist. Ganz schön viele Aufgaben für einen Kneipier also. Wer nichts wird, so Majewski, werde eben auch kein Wirt.

|27|Praxis-Box

Um eine Kneipe zu eröffnen, muss eine Konzession erworben werden. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:

Bei der Industrie- und Handelskammer: eine vier- bis sechsstündige Unterweisung, in der Sachkenntnisse in Fragen des Lebensmittelrechts vermittelt werden.

Beim Gesundheitsamt: Antrag auf Gesundheitspass, ohne den niemand mit Lebensmitteln oder Getränken umgehen darf (gilt auch für die Mitarbeiter).

Beim Bauaufsichtsamt: Infos über die Auflagen, denen Gaststätten aus hygienischen und Sicherheitsgründen unterliegen. Die Einhaltung dieser Vorschriften lassen die Behörden durch den Gewerbeaußendienst in unregelmäßigen Abständen kontrollieren.

Anmeldung bei der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte): Wenn in der Öffentlichkeit, also auch in einer Gaststätte Musik gespielt wird (auch durch Rundfunk- oder Fernsehgeräte), erhebt die GEMA dafür Gebühren.

Info-Box

Künftige Wirte können den DEHOGA Deutschen Wirtebrief durch verschiedene, einzelne Seminare (insgesamt 168 Stunden) erwerben, der mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Informationen bei der örtlichen Hotel- und Gaststätteninnung.

Leitfaden für Existenzgründer im Gastgewerbe. Gastgewerbliche Schriftenreihe.

Selbstständig im Gastgewerbe. Checkliste für Existenzgründer.

Diese und weitere Gastronomiebroschüren und Fachbücher sind zu beziehen über:

|28|Deutscher Hotel- und Gaststättenverband

Dokumentationsstelle

Haus des Handels

Am Weidendamm 1a 10117 Berlin

Tel.: (0 30) 7 26 25 20

Fax: (0 30) 72 62 52 42

www.dehoga.de

Interhoga

Bürgerstr. 21

53173 Bonn

Tel.: (02 28) 82 00 80

Fax: (02 28) 36 69 51

www.interhoga.de

Fachzeitschriften:

Allgemeine Hotel- und Gaststätten-Zeitung

Das Gastgewerbe

Neue Gastronomische Zeitung

PV Report – Professionelle Verpflegung, Convenience, Catering, Küchentechnik

DJ

Partys beginnen in der Regel deutlich nach Einbruch der Dunkelheit. Der DJ kommt, wenn die ersten Gläser geleert und die üblichen Smalltalks geführt sind. Dann ist es Zeit zu tanzen. Und dazu braucht es Musik: in Bars und Clubs, auf Raves und Festivals, bei Geburtstagspartys, Hochzeiten und anderen Privatvergnügen. Wenn es keine Livemusik gibt, kommen die Songs aus der Konserve, sprich von Platte, CD, Kassette und neuerdings auch im MP3-Format aus dem Rechner. Die Leute, die dafür zuständig sind, heißen Diskjockey, DJ, DJane oder Selector.

Die Auftritte dauern zwischen einer und zehn Stunden, manchmal auch mehr. Während die Leute auf dem Dancefloor feiern, arbeiten die DJs im Schichtsystem. Manche gehen zwischendurch schlafen, »wenn sie vernünftig sind, sonst landen sie nach zwei Jahren in der Klapsmühle«, so Vilas, DJ aus Köln. Er sieht es als seine Aufgabe an, den Leuten einen guten Abend zu bereiten. »Das gelingt am besten mit einer Mischung aus eigener Lust und einem Gefühl für die Stimmung im Raum.«

|29|Die Haupttätigkeit eines DJs ist es, Platten aufzulegen und (tagsüber) Platten zu kaufen, in Vilas’ Fall House, Dub, Drum’n’ Bass und Techno – aber entspannt. Er nennt das: Techno ohne Gebolze und Geballere, Minimal Techno oder Kölner Schule. »Das kann man auch ganz normal zu Hause hören. Die Beats gehen den Leuten ins Gehirn, regen die Fantasie an und sind nicht ganz so profan«, erklärt er. Er selbst jedenfalls hört seine Musik auch zum Frühstück. Das allerdings findet selten vormittags statt.

Die Musikszene ist international. In großen Clubs legen DJs aus verschiedenen Nationen auf: Engländer, Holländer, Belgier, Deutsche, Skandinavier, manchmal ist auch ein Russe dabei. Verständigt wird sich über die Musik oder auf Englisch. Neben den Clubs werden die DJs von Eventagenturen, Party- und Konzertveranstaltern gebucht. Dabei kommen die meisten Aufträge über Mundpropaganda. Ein Marketinginstrument für die eigene Kunst ist die Aufnahme von CDs und Kassetten. Durch moderne Technik ist es möglich geworden, eigene Musikstücke selbst abzumischen und CDs in Kleinauflage herzustellen. So können die Musiker unabhängig von Plattenfirmen bleiben, sind aber selbst für die Vermarktung zuständig. Vilas’ Label Inna Riddim vertreibt die Scheiben über www.planet-bass.de. »Wenn die Leute sich nach einem Auftritt die CD kaufen wollen, können sie sie ganz einfach übers Netz bestellen.«

Bis in die achtziger Jahre hinein bestand der Job eines DJs hauptsächlich darin, die Platten von anderen Musikern aufzulegen. Die Stücke waren drei- bis fünfminütige Songs, bestehend aus Strophen und Refrain. DJs waren damals eher Moderatoren. Heute ist der DJ, wenn er sein Handwerk beherrscht und die nötige Inspiration hat, vielmehr selbst Komponist. Die Tracks, aus denen er seinen Auftritt zusammensetzt, sind als einzelne gar nicht mehr zu erkennen. »Die Höhepunkte auf der Tanzfläche entstehen oft nicht nur durch das vorliegende Material, sondern dadurch, dass ich an einem Punkt zum Beispiel die Basslinie ausblende und genau im richtigen Moment wieder auf die Leute loslasse. Das gibt dann häufig ein großes Hallo«, beschreibt Vilas seine Arbeit. Und DJ Talisman vom Berliner Matrix-Club ergänzt: »Der moderne DJ verkriecht sich nicht hinterm Pult, sondern will eine gute Show liefern.« Der |30|Mann oder die Frau an den Reglern müsse eine Beziehung zum Publikum aufbauen. »Du kannst zu Hause der Beste sein, es hilft aber nichts, wenn Du bei den Leuten nicht ankommst.«2

Vilas sieht es als besondere Herausforderung an, den Horizont der Leute zu erweitern. Das funktioniere aber nur, wenn diese bereit sind, Neues aufzunehmen. Er ist oft ein paar Stunden vor seinem Auftritt da und sieht sich an, was die anderen DJs machen und wie die Stimmung auf der Tanzfläche ist. »Dann überlege ich: Was passt jetzt? Wie könnte es weitergehen? Jeder DJ ist nur so gut wie sein Publikum. Wer in einer Disco auf Ibiza arbeitet und da die Charthits auflegt, der passt eben auch zu seinem Publikum.« Vilas’ Tipp zum Einstieg ins DJ-Geschäft: »So häufig und so lange wie möglich Platten auflegen.«

Viele DJs veranstalten zusätzlich eigene Events und Partys: sie suchen Locations, organisieren Licht und Anlage, verhandeln mit anderen DJs und Bands und kümmern sich um Verträge, Gagen, Hotels, Versicherungen, Türsteher und Getränke. Wer es nicht ganz so spät mag, kann auf Afterwork-Partys auflegen: In großen Städten wie München oder Köln beginnen die DJs ihre Arbeit gegen 19 Uhr, Schluss ist definitiv um Eins.

Info-Box

Infos über Kollegen weltweit, Musik und Kommunikation mit anderen gibt es unter: www.internetdj.com

Bei der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte müssen Veranstaltungen angemeldet werden, da für die Wiedergabe von musikalischen Werken anderer Künstler Lizenzgebühren anfallen. Techno- und House-DJs dagegen argumentieren, dass sie im Mix neue Musikstücke schaffen.

GEMA

Bayreuther Str. 37

10787 Berlin

Tel.: (0 30) 2 12 45 00

Fax: (0 30) 21 24 50 09 50

www.gema.de

|31|Barkeeper

Natürlich gibt es auch tagsüber Anlässe zum Trinken, Frühschoppen, Betriebsjubiläen und Sektfrühstücke beispielsweise. Doch an der Bar werden die ersten Drinks im Regelfall nicht vor 18 Uhr gemixt.

Ob die Martinis dabei geschüttelt oder gerührt serviert werden – beides ist eine Kunst für sich: Das Schütteln des Cocktailshakers erfolgt mit ellipsenförmigen Bewegungen, gerührt wird in der Schleifenform einer Acht. Beides dient dazu, die Ingredienzien eines Cocktails so miteinander zu vermischen, dass am Ende aus verschiedenen Alkoholika, Sirups und Säften eine wohlschmeckende Einheit entsteht, die, mit Obst garniert, die durchschlagende Wirkung der Mixtur vergessen lässt.

Lisa Michaelis, Barkeeperin unter anderem in der legendären Bar Blue Note in Berlin, verwirrt den gewöhnlichen Biertrinker oder Weinfreund schon mit der Erklärung klassischer Standardcocktails: Sie kommen mit Eis oder ohne, werden eingeteilt für die Zeit vor dem Essen oder nach dem Essen, werden auf der Basis von Rum, Wodka, Gin, Whiskey gemixt, enthalten Sahne (»das lieben die Amerikaner«) oder sind »obstlastig«. Und schließlich unterscheiden sich die Cocktails in der Grundfrage: gerührt oder geschüttelt – manchmal nach Rezept vorgeschrieben, manchmal auf Wunsch des Gastes.

Neben den Klassikern sind neuere Kreationen wie Zombie an der Bar gefragt. »Der trägt seinen Namen zu Recht«, weiß Michaelis aus eigener Erfahrung, »drei, vier Sorten Rum und noch Cherry Brandy als alkoholische Basis: Nach zwei Drinks bist du selbst ein Zombie.« Professionelle Barkeeper brauchen für die Zutaten keinen Messbecher mehr. Wie viel wovon in welchen Drink muss, sagen Auge und Handgelenk.

Die Art der Gäste bestimmt auch den Status eines Barkeepers. »Die Krone in der Gastro ist, abgesehen vom eigenen Laden, in einer Promi-Bar zu servieren«, behauptet Michaelis. Cocktails werden hauptsächlich bis Mitternacht geordert. Dann gehen die Leute tanzen oder steigen auf leichtere Drinks um. Die Schicht der Barleute dauert bis in die frühen Morgenstunden, dann muss alles aufgeräumt |32|und die Fehlliste geschrieben werden. Feierabend haben die meisten Barkeeper, wenn die ersten Morgenmenschen zur Arbeit fahren.

Trotz des langen Stehens – wenn Michaelis nach einem gelungenen Abend die Bar verlässt, liebt sie ihren Job. Die Kunst, als Gastgeberin eines unterhaltungswütigen Publikums offen und freundlich zu sein, aber gleichzeitig Distanz zu halten, macht ein wichtiges Talent des Barkeepers aus. Dabei wird er oder sie von der Bar selbst »als natürliche Barriere« unterstützt.

Wie wichtig der Kontakt zu den Gästen ist, betont auch Christoph Schwanitz, Barkeeper im Szene-Bezirk Prenzlauer Berg: »Ich bin hier Animateur und Unterhaltungskünstler. Mein Job ist es, den Leuten ihre Freizeit angenehm zu gestalten. Dann gibts auch gutes Trinkgeld.« Dazu schniegelt er sich vor seinem Einsatz regelmäßig zurecht – ein gepflegtes Äußeres und gute Manieren gehören beim Arbeiten an der Bar dazu. Schließlich fungiert Schwanitz als Repräsentant des Etablissements, Blickfang und erster Ansprechpartner für die Gäste. »Manche betrachten mich auch einfach als ihren Getränkeservice und benehmen sich entsprechend. Aber dafür kann ich eigenständig arbeiten und ab und zu meiner schöpferischen Ader nachgehen, wenn jemand sich etwas Besonderes wünscht.«