Der kleine Hirtenkönig - Lise Gast - E-Book

Der kleine Hirtenkönig E-Book

Lise Gast

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Beschreibung

David ist zwar schon sechs Jahre alt, in die Schule darf er aber trotzdem nicht, weil der Schulweg viel zu weit ist. Denn David wohnt mit seinen Eltern mitten im Wald. Sein Vater ist der Förster. Noch ein ganzes Jahr müssen Davids Beine wachsen, dann sind sie lang genug und er darf den weiten Weg ins Dorf zur Schule alleine bestreiten. David kommt das wie eine Ewigkeit vor. Er langweilt sich, denn es gibt im Wald keine anderen Kinder. Seine Mutter hat bisher immer so großartig mit ihm gespielt, doch nun ist sie krank und liegt seit Wochen im Bett. Alles scheint ganz trist im Haus. Bald ist Weihnachten und es gibt noch nicht einmal einen Adventkranz...-

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Seitenzahl: 34

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Lise Gast

Der kleine Hirtenkönig

Saga

Der kleine Hirtenkönig

German

© 1969 Lise Gast

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711508879

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

David war sechs Jahre alt geworden. Er hatte sich sehr auf diesen Geburtstag gefreut. Mit sechs Jahren kommt man ja eigentlich in die Schule. Aber David nicht. Mutter meinte, er sei noch zu klein, und Vater stimmte schließlich zu. So ein kleiner Junge und so ein weiter Schulweg — das sah der Lehrer auch ein. Davids Elternhaus liegt weit vom Dorf entfernt, mitten im Wald. Sein Vater ist Förster.

„Ein Jahr lang müssen deine Beine noch wachsen“, sagte Mutter, als sie sah, wie enttäuscht David war. „In einem Jahr wachsen sie bestimmt ein tüchtiges Stück. Aber den Schulranzen kaufen wir jetzt schon.“

Das war ein Trost. Sie kauften also im Dorf bei Mayers, die einen Laden hatten, in dem es alles gab — Brot und Schnürsenkel, Kuchenformen und Schulhefte —, einen Schulranzen und eine Frühstückstasche mit Lederriemen. Als sie damit heimkamen, packte David alle seine Bilderbücher in den Ranzen, und die Frühstückstasche füllte er mit Äpfeln, Birnen und Kastanien. Dann spielte er, er ginge in die Schule. David mußte immer allein spielen, denn er hatte keine Geschwister. Andere Kinder hatten welche. Mayers hatten sieben Kinder, Jungen und Mädchen. Einige gingen schon in die Schule, aber drei von ihnen waren dazu noch zu klein, wie David. Gern hätte David eins der kleineren Kinder mitgenommen, um zu Hause mit ihm zu spielen. Aber es müßte dann am Abend allein durch den Wald zunücklaufen. Dazu war der Weg zu weit und zu einsam.

„Du hast doch Treff“, sagte Vater, wenn David manchmal maulte, er könnte nicht allein spielen. „Alle Försterbuben spielen mit ihren Hunden. Ich war auch der einzige.“ Treff hieß der blauweiß gefleckte Jagdhund, den David sehr liebte. Aber Treff gehörte Vater und nicht ihm. Wenn er einen eigenen Hund gehabt hätte ... aber Schule spielen konnte man mit einem Hund sowieso nicht.

Sonst hatte Mutter oft mit David gespielt. Sie konnte wunderbar spielen; sie war der Froschkönig, wenn David die Königstochter sein wollte, und kam angehopst, platsch, platsch!, und rief: „Königstochter, jüngste, mach mir auf!“ Mit Mutter spielte David alle Märchen, die sie ihm erzählt hatte. Dies Jahr aber konnte sie nicht mit ihm spielen, weil sie immer kränkelte. Schon im Herbst, als sie den Schulranzen gekauft hatten, war sie blaß und müde. Und jetzt, als der erste Reif über dem Garten lag, wenn David früh aus dem Fenster guckte, mußte Mutter oft im Bett bleiben. Deshalb kam Tante Rosi, Vaters Schwester, ins Haus, wusch ab und kochte, was Mutter sonst getan hatte, und ihre flinken Schuhe klapperten lustig über die Dielen.

„Mach Platz, David, kleiner Hirtenkönig!“ rief sie manchmal und scheuchte ihn vor sich her, wenn sie über den Flur gelaufen kam, „mach Platz! Nein, was bist du doch für eine Schnecke! Fix, fix, kannst du nicht springen?“

„Warum denn fix?“ fragte David und blieb stehen.

„Weil so viel zu tun ist“, lachte Tante Rosi munter.

„Mutter hat doch auch viel zu tun, und bei ihr muß es niemals fix gehen“, sagte David nachdenklich.

Tante Rosi schob ihn aus dem Weg.

„Das versteht du noch nicht“, sagte sie und war schon wieder drei Schritte weiter, „ich muß fertig werden. Husch husch —“, und am Abend setzte sie sich auf ihr blitzendes Fahrrad und sauste davon, heim ins Dorf, wo sie auch noch zu tun hatte.

„Tante Rosi ist sehr tüchtig“, sagte Mutter und seufzte und lächelte David zu, wenn er Gute Nacht sagen kam. „Du mußt immer lieb zu ihr sein, weil sie uns hilft.“