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Der Läufer: Die Figur dazwischen. Sie ist nicht der König und auch nicht der Bauer. Sie ist nicht der Chef, und auch nicht die Putzfrau. Der Ingenieur auf dem Schachbrett. Die Schachfigur in der Arbeitswelt. Muss ständig die Kohlen aus dem Feuer holen. Der Sündenbock, wenn etwas schief geht. Den Ruhm indes beanspruchen andere. "Der Mohr hat seine Pflicht getan; der Mohr kann geh‘n." Kurztexte und Auszüge, unterhaltsam bis hinterfragend, manches wahr und wirklich geschehen, anderes Gedankenkonstrukte bis pure Fantasie, technisch bis Märchen, zeitkritisch, politisch bis bauernschlau. Rassistisch bis Weltbürger. Schließlich sind wir alle doch ein wenig von allem. Eine bunte Mischung aus Themen, deren ursprüngliche Herkunft zumeist nur ein Wort war. Doch finden wir uns nicht alle irgendwo da drin?
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Der Läufer
Alles was Recht ist
Wachsen
Selbsständig
Der Bruch
Der etwas andere Text
999
Frauen bevorzugt
Das Runde
Friede im Tümpel
Reserve
Nachlese
Die Zeit in der ich lebe
Schauplatz Mühlviertel
Wenn kein Funke fliegt
Grundlos
Fenster
Heute ist es mir egal
Herbstmenschen
Nachklang
Das Wesen der Einhörner
Zünglein auf der Waage
Im Gegenzug
Lauter Wahnsinn
Das Manche
Auf den Punkt gebracht
Bedenkliche Zeiten
Das Letzte was ich brauche
Wer stört?
Blockade
Das Glück des Tüchtigen
Versetzt ins Mittelalter
Schon wieder ist es soweit! Ich stehe wieder irgendwo am Rande und komme mir ziemlich nutzlos vor. Gelegentlich starren alle für kurze Zeit auf mich, nur um mich im nächsten Moment wieder zu vergessen. Der Boss führt zur Abwechslung mal wieder Manöver aus, bei denen man sich fragen muss, ob er zuviel getrunken hat. Seine Anweisungen lassen an seinem Verstand ernsthaft zweifeln. Und dann sind da noch die anderen in unserem Team. Angefangen bei der Chefin bis zum einfachen kleinen Mann erwarten sie alle, dass ich sie schütze, meinen Kopf für sie hinhalte, ihnen vorausgehe, nur damit sie sicher nachrücken können und sich die Lorbeeren für die eventuell erfolgreichen Strategien einheimsen können. Ansonsten bin ich für sie nur gut, dass sie mich an den Rand stellen und ihnen nicht im Weg stehe.
Ich nutze die Zeit der Untätigkeit und blicke mich um. Weiter vorne rittern die verschiedensten Mitglieder unseres Teams um die besten Plätze. Anderorts bricht indes unser gemeinsamer Gegner völlig unbehelligt in unser Revier ein und nimmt uns wichtige Anteile weg. Das geht immer so lange gut, bis der Chef nicht mehr weiter weiß und ich in irgendeiner waghalsigen Aktion die Situation retten soll. Wie ich das mache und was dabei für mich herausspringt, ist mein Problem. Verliere ich dabei aufopfernd meine Stellung, winkt mir der Chef nur vage hinterher, wendet sich ab und hat mich schon vergessen. Mehr ist ihm mein Einsatz nicht wert. Eines Tages werde ich ihn mit seinen Problemen einfach hängen lassen, diesen Dreckskerl, damit er weiß, was für einen selbstlosen Mitarbeiter er an mir hat!
Heute ignoriert der Chef die Aktivitäten des Gegners in ganz besonderer Weise. Zug um Zug nimmt der uns Anteile weg. Unsere eigene Stellung wird immer schwieriger. Die Leute des Gegners wittern schon siegessicher ihre Beute. Immerhin geht es scheinbar dieses Mal damit nur dem Chef an den Kragen. - Geschieht ihm recht, den alten Tyrannen!
Ich blicke wieder auf meinen Arbeitsbereich und stelle nur gähnende Leere fest. Ich stehe am Rand und habe nichts zu tun, und um mich herum werken alle in eifriger Geschäftigkeit.
Ungestört nimmt uns der Gegner weitere Anteile weg. Er formiert sich bereits zu seinem vernichtenden Schlag. Das überlebt mein Chef jedenfalls nicht! Gleich ist es vorbei mit dem Drecksack!
Jetzt bekomme ich auf einmal den Befehl, vorzurücken. Natürlich, aber dieses Mal hat sich der Chef verrannt. Das wird ihn auch nicht mehr retten! Mein Aufgabenbereich ist leer und alle Tätigkeit nutzlos. Das Ganze stinkt nur wieder nach einem Kamikazebefehl, mit dem der Chef Zeit gewinnen will. Aber dazu hat er schon längst den Dingen viel zu lang ihren Lauf gelassen.
Na schön, ich rücke vor und betrete meinen neuen Platz am gegenüberliegenden Rand des Feldes. Ich sichere meine neue Position und entdecke in meiner unmittelbaren Nähe den König des Gegners völlig schutzlos mir ausgeliefert. Entgeistert starrt er mich an. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Seine Beine schlottern, während sein Blick eine Weile zwischen mir und der Spitze meines Degens hin und her wandert. Jetzt sucht er einen Ausweg. Noch nicht einmal einen seiner Leute kann er zu seinem Selbstschutz dazwischen ziehen. Die sind alle anderswo beschäftigt! Niemand kann ihm zu Hilfe eilen.
Schach Matt – in einem Zug.
Es lebe mein König, der alte Fuchs, der diesen arroganten Kerl so cool besiegt!
Recht ist ein schönes Wort und wird mit höchsten Würden bedacht. Aber was genau hat dieses hochgeschätzte Recht mit Ge–Recht gemeinsam? Wird nicht allzu oft im Namen vom Recht das Ge–Recht mit Füssen getreten?
Viele Staaten brüsten sich damit, ein Rechtstaat zu sein. Darunter wird bekanntlich verstanden, dass in diesen Staaten alles nach vordefinierten Gesetzten abzulaufen hat. Gesetzte werden von der Obrigkeit beschlossen und von dieser die Einhaltung überwacht. Dies soll in einem demokratischen Staat für klare Verhältnisse sorgen und den Bürger vor Willkür und Übervorteilung wie in einer Diktatur schützen. Aber wer überwacht die Obrigkeit beim Beschließen von diesen Gesetzen? Müssen deren Vertreter womöglich Konsequenzen fürchten, wenn sie sich dann noch nicht einmal an die von ihnen gemachten Gesetze halten? Schon die Bezeichnung Demokratie wird ja bekanntlich oft genug überstrapaziert.
Vor gar nicht langer Zeit fand in einem derartigen angeblich demokratischen Land – einen deklarierten Rechtstaat – eine bezeichnende Geschichte statt:
Eine streitbare Jugendliche hatte im Kampf um den Schutz ihres Volkes zwei Löwen erschlagen. Zu ihrem Pech wurden ihr die Kadaver noch am Ort des Kampfes gestohlen. Erst einige Wochen später entdeckte sie eine Gruppe jugendlicher Krieger sich mit den Fellen dieser erschlagenen Löwen vor ihren Kameraden brüsten, wie mutig und selbstlos sie ihr Volk vor der Gefahr beschützt und die Löwen erschlagen hätten. Die junge Amazone stellte die Diebe zur Rede. Sehr schnell kam es zum Kampf, den die wehrhafte Jugendliche trotz der Überzahl ihrer Gegner, bereits im Begriff zu gewinnen war – wenn da nicht gerade rechtzeitig die Obrigkeit eingeschritten wäre! Immerhin erstritt die Amazone in der folgenden Auseinandersetzung mit den Behörden ein Gerichtsverfahren. Dass ein solches überhaupt unter diesen Umständen stattfand, war an sich undenkbar genug. Dennoch wurde das eben noch minderjährige Mädchen zur Gerichtsverhandlung gar nicht zugelassen. Erst zur Urteilsverkündung durfte sie den Gerichtssaal betreten. In hochtrabenden Worten verkündete das Gericht, dass, wenngleich die Geschichte der jungen Krieger einige Lücken und Unstimmigkeiten aufweise, diese dennoch glaubhafter sei! Ein Mädchen sei zu solch einer Heldentat nämlich gar nicht fähig! Sie standen den Kriegern bei der Bewältigung ihrer schwierigen Aufgaben bestenfalls im Weg. Eher sorgten sie für unnötige Komplikationen. Mädchen waren eben minderbemittelt und total unfähig, die Aufgaben eines Kriegers überhaupt zu verstehen! Damit seien sie in den Augen der Gesellschaft als Krieger von vorne herein total unfähig, unbrauchbar und gerade mal einen Beutel voll Silber wert! Welch immer höhere Fähigkeiten Mädchen hätten, sei dies pure Verschwendung! Deswegen betrachte man Mädchen als Sache! Bei Geschäften um Ehe seien sie schließlich selbst die Ware!“ Mit den Worten „Wenn man einem Mädchen den Sieg gegen die Löwen zugestehe, könne man eben diesen genauso gut einem Kochlöffel zugestehen!“, beschloss der Richter seine Urteilsverkündung. Mit der Dreingabe „Was sei denn das für ein Bild, wenn man einen Kochlöffel den Sieg gegen eine so schwere Bedrohung durch ein Rudel Löwen zugestehe?“ verabschiedete der Richter die Klägerin und das Gericht löste sich auf.
Und die Moral von der Geschicht´?
Recht lässt sich biegen, Gerechtigkeit nicht!
Das Lebenselixier eines jeden Unternehmens. Aber gibt es denn ein Wachstum ohne Ende? Ein Baum hört ja auch irgendwann zum Wachsen auf, oder? Er kann ja auch nicht buchstäblich bis zum Mond wachsen und dann immer noch ans Weiterwachsen denken. Meine Güte, hat die Erde überhaupt Platz für so einen Wurzelstock?
Zum Glück weiß der Mensch sowieso immer alles besser als die Natur und deshalb muss ein jedes Unternehmen wachsen, egal wie groß es bereits ist. Zu den größten sagt man bekanntlich Konzern.
Also, ein Konzern möchte wachsen. Dazu muss man den Markt ausbauen. Den Markt baut man aus, indem man neue Produkte verkauft, oder diese in Länder exportiert, wo man diese bislang nicht vertreibt. Was kann man jedoch tun, wenn wirtschaftsfeindliche Gesetzte in diesem Land diese Produkte sogar verbieten? Dann sagt man: der Markt muss erschlossen werden.
Wie das im Praktischen abläuft, können wir uns am zentralistischen Staat „Uns–geht’s–zu–gut“ sehen.
Bereits bei ganz anderen Gelegenheiten setzte die Regierung von Uns–geht’s–zu–gut eine bewährte Methode ein, wenn sie despotische Beschlüsse durchdrücken wollte. Die Regierung erzeugte ein Nebenproblem. Das beschäftigte die Bürger voll und ganz. Nach langem Sturm und Kampf wurde es schließlich vom Tisch genommen, und zwar genau dann, als der eigentliche Beschluss durchgesetzt war. Da sieht man wiedermal, dass Politiker sein und wirtschaftliches Denken ein Widerspruch in sich sind. Viel effektiver ist doch, wenn man das „Seitenproblem“ nutzen kann, um das eigentliche Interesse durchzusetzen.
Als erstes wird mit Regierungsvertretern über ein freies Handelsabkommen verhandelt. Damit diese Verhandlungen nicht zu früh offiziell gestört oder gar abgeblasen werden können, führt man die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen. In einem zentralistischen Staat, der ohnedies schon viel zu sehr mit Relikten einer demokratischen Vergangenheit zu kämpfen hat, eine willkommene Gelegenheit.
Dennoch gibt es früher oder später Leckstellen. Darf oder soll es sogar geben!
Also: es sickert was raus. Das Volk regt sich auf und läuft Sturm. So eine Art Barometer. Schließlich darf bei der Markteinführung nichts schiefgehen! Das blöde, sture, eigennützige Volk ist leider viel zu sehr auf seine eigenen Traditionen und Qualitäten bedacht.
Es folgt der zweite Schritt: das „Nebenproblem“.
Weil dieses überdies so große Nutzen bringt, kann man es echt hemmungslos aufblasen. Wenn man in diesem Land zu wenige Kunden hat, die einem das fortschrittliche Produkt abkaufen, dann bringt man eben Kunden dorthin, die diese Produkte schon seit jeher kaufen. Bekanntlich bestehen diese dann auch nicht auf die landesüblichen Traditionen. Sie freuen sich sogar maßlos, dass sie dieselben Produkte kaufen können, die sie von zu Hause kennen.
Wenn da nicht das kleine Problem mit der geregelten Einreise einer jeden Nation bestünde. Schließlich brauchen wir einen angemessen großen Kundenkreis bei der Einführung von dem Produkt. Eine Quotenregelung bei der Einreise unserer Kunden in das gewünschte Land steht da mächtig im Weg. Aber es gibt kein Problem, für welches es nicht auch eine Hintertüre gibt.
Das Zauberwort heißt „Flüchtlinge“.
Da kann und darf ein humanistischer Staat nicht „Nein“ sagen!
Die erwünschten Flüchtlinge sind leicht motiviert.
Schließlich ist ja im Staat Uns–geht’s–zu–gut tatsächlich so super leben! Die Passage für die kleingeschäfts-orientierten Schlepper stellt für den Konzern auch in Summe nur ein Trinkgeld dar. Wieviel Geld das eigentlich ist, darf nur kein Uns–geht’s–zu–gut–ianer nachrechnen. Also wird das in den Medien gebührend totgeschwiegen. Milchmädchenrechnungen sind in der Regierung eines zentralistischen Staates ohnehin nicht gern gesehen. Da glaubt das profane Volk immer, dass es die komplizierten Vorgänge in der Politik mitbestimmen könnte. Unter andern müssen also die Beträge, welche die Schlepper pro Flüchtling kassieren, zwar so hoch sein, dass ein jeder Uns–geht’s–zu–gut–ianer den Eindruck von richtig viel Geld bekommt, aber er darf nie und nimmer darüber nachdenken, dass eben ein solcher Betrag im Land des „Flüchtlings“ zwischen 3– bis 20–mal soviel Geld ist. Das kratzt auch der gesamte Clan eines Ziegenhirten niemals zusammen. Kalkuliert man dazu, dass eine jede Fuhre über das Meer nach Uns–geht’s–zu–gut durchschnittlich mit 400 Flüchtlingen besetzt ist, könnte sich für jeden Bürger die Frage stellen, wo diese Unmengen an Geld herkommen, wenn doch besagte Staaten seit einem Jahrhundert von sozialer Hilfe von Uns–geht’s–zu–gut abhängig sind.
Das Fazit unterm Strich ist jedoch, dass bei der legalen Einführung des Produktes ein genügend großer Kundenkreis im Land vorhanden ist. Wer das Produkt nicht haben will, der braucht es ja nicht zu kaufen. Was alle anderen betrifft, bedient der Konzern ja nur das Interesse der Konsumenten. So funktioniert Wirtschaft eben.
„Suchen zwecks Erweiterung unseres Teams im Analgenbau neue Mitarbeiter. Voraussetzung: fachliche Qualifikation, einschlägige Erfahrung, selbständiges, zuverlässiges Arbeiten, Bereitschaft, im Außendienst zu arbeiten.“
Als Uwe die Anzeige las, kam ihn dieses Angebot gerade recht. Trotz dessen, dass er seine Lehre mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, behandelten ihn seine Vorgesetzten wie einen Hilfsarbeiter, der sich halt fachlich besser auskannte. Sofort setzte er auf diese Anzeige hin ein Bewerbungsschreiben auf und wirklich – er wurde sogar innerhalb zwei Wochen zur Vorstellung vorgeladen. Das Vorstellungsgespräch verlief zu beidseitiger Zufriedenheit. Als der Abteilungsleiter Uwe den Betrieb und seinen neuen Aufgabenbereich zeigte, gewann Uwe den Eindruck, in diesem Betrieb fortan ein freundliches Zuhause zu finden. Seine Kündigungsfrist im Lehrbetrieb konnte Uwe sehr leicht überbrücken, als dass er in seinem alten Arbeitsverhältnis über fast einen ganzen Monat Urlaubsguthaben verfügte.
Pünktlich erschien Uwe am ersten Arbeitstag bei seinem neuen Arbeitgeber. Selbstverständlich erforderte die neue Tätigkeit ein gewisses Maß an Einschulung, weshalb Uwe froh war, dass man ihn nicht einfach ins kalte Wasser stieß. Seine Kollegen verhielten sich freundlich und zeigten ihm, wie die verschiedenen Arbeiten zu verrichten seien. Dass sie dabei für gewöhnlich viel zu sehr ins Detail gingen, gerade so als hätte Uwe bislang überhaupt keine fachliche Ausbildung genossen, viel anfangs kaum ins Gewicht. Die Probezeit verging wie im Flug. Fortan konnte sich Uwe der neuen Arbeitsstelle sicher sein. Allerdings störte immer mehr die Tatsache, dass er eigentlich nur Hilfsarbeiten verrichtete. An die eigentlichen fachlichen Aufgaben ließen ihn die dienstälteren Kollegen gar nicht dran. Dafür schrieben sie ihm nach wie vor jede Tätigkeit mit abnehmender Toleranz bis auf den letzten Handgriff vor. Wich Uwe von den Vorgaben auch nur im Geringsten ab, stand sofort der nächstbeste leitende Kollege neben ihm und kritisierte Uwes Tun. Harsch forderten sie zu erfahren, warum sich Uwe nie an die Vorgaben halte? So werde aus ihm nie etwas! Versuchte Uwe eine angemessene Antwort auf das erniedrigende Verhalten seiner Kollegen, schnauzten sie ihn erst richtig an, nur um sich gleich im Anschluss auch noch beim Abteilungsleiter zu beschweren. Dieser rief Uwe in sein Büro und Uwe durfte die amtliche Standpauke auch noch über sich ergehen lassen.