Der Mallorca Mord Club - Heilige Nacht, tödliche Nacht. Weihnachtsfolge - Laura Nieland - E-Book

Der Mallorca Mord Club - Heilige Nacht, tödliche Nacht. Weihnachtsfolge E-Book

Laura Nieland

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Weihnachten auf Mallorca - Marie freut sich auf ruhige Tage zwischen Hotel, Renovierungsplänen für ihre Bar und dem Besuch ihrer Eltern. Doch die festliche Stimmung kippt schlagartig, als sie Zeugin eines schrecklichen Vorfalls während der Mitternachtsmesse wird: Eine Nonne bricht nach einem Schluck Messwein tot zusammen. War sie das eigentliche Ziel - oder sollte der tödliche Trank jemand anderem gelten?

Neugierig wie immer schleicht sich Marie unter einem Vorwand ins Kloster - sehr zum Missfallen der Äbtissin. Doch als es brenzlig wird, sind Christian und Santiago zur Stelle ... hoffentlich rechtzeitig!

Über die Serie: Traumhafte Strände, malerische Dörfer und belebte Promenaden: Auf Mallorca will sich Marie endlich ihren großen Traum von einer eigenen Bar erfüllen. Bis es so weit ist, arbeitet sie als Rezeptionistin in einem kleinen, exklusiven Wellnesshotel. Doch schon bald muss Marie feststellen, dass hinter der sonnigen Urlaubsidylle der Baleareninsel auch menschliche Abgründe lauern können. Und sie entdeckt eine neue Leidenschaft: das Lösen von Kriminalfällen!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 252

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeDer Mallorca Mord Club – Die SerieDie ProtagonistenTitelProlog1. Es weihnachtet in Caví2. Das Weihnachtsessen bei den Navarros3. Ein Mord zu Weihnachten4. Befragungen zur Mitternachtsmesse5. Ein Streit unter Nonnen6. Ein ruiniertes Weihnachtsfest7. Weihnachtslieder und Mordgeflüster8. Nur ein bisschen Licht ins Dunkel9. Ora et labora10. Die Klosterzellen11. Ein Priester unter Verdacht12. Unter Nonnen13. Ein Kloster voller Geheimnisse14. Das Drohschreiben15. Ein Maulwurf kommt selten allein16. Josefas Sünde17. Eine Unterredung unter acht Ohren18. Eine verbotene Liebe19. Die Verräterin20. Josefas Liebschaft21. Was ist die Wahrheit?22. Ein Priester auf Abwegen23. Chaos im Kloster24. Die Schuld(en) des Priesters25. Das Geheimnis26. Geständnisse27. Ein aufklärendes Gespräch28. Das Geständnis29. Ein weiteres FamilienessenCocktailrezeptDanksagungNachwortIn der nächsten FolgeÜber die AutorinAlle Bände der »Mallorca Mord Club« SerieImpressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass du dich für ein Buch von beTHRILLED entschieden hast. Damit du mit jedem unserer Krimis und Thriller spannende Lesestunden genießen kannst, haben wir die Bücher in unserem Programm sorgfältig ausgewählt und lektoriert.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beTHRILLED-Community werden und dich mit uns und anderen Krimi-Fans austauschen möchtest. Du findest uns unter be-thrilled.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich auf be-thrilled.de/newsletter für unseren kostenlosen Newsletter an.

Spannende Lesestunden und viel Spaß beim Miträtseln!

Dein beTHRILLED-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Über diese Folge

Weihnachten auf Mallorca – Marie freut sich auf ruhige Tage zwischen Hotel, Renovierungsplänen für ihre Bar und dem Besuch ihrer Eltern. Doch die festliche Stimmung kippt schlagartig, als sie Zeugin eines schrecklichen Vorfalls während der Mitternachtsmesse wird: Eine Nonne bricht nach einem Schluck Messwein tot zusammen. War sie das eigentliche Ziel – oder sollte der tödliche Trank jemand anderem gelten?

Neugierig wie immer schleicht sich Marie unter einem Vorwand ins Kloster – sehr zum Missfallen der Äbtissin. Doch als es brenzlig wird, sind Christian und Santiago zur Stelle … hoffentlich rechtzeitig!

Der Mallorca Mord Club – Die Serie

Traumhafte Strände, malerische Dörfer und belebte Promenaden: Auf Mallorca will sich Marie endlich ihren großen Traum von einer eigenen Bar erfüllen. Bis es soweit ist, arbeitet sie als Rezeptionistin in einem kleinen, exklusiven Wellnesshotel. Doch schon bald muss Marie feststellen, dass hinter der sonnigen Urlaubsidylle der Baleareninsel auch menschliche Abgründe lauern können. Und sie entdeckt eine neue Leidenschaft: das Lösen von Kriminalfällen!

Die Protagonisten

Um ihren Traum von einer eigenen Bar auf Mallorca zu verwirklichen, ist die 30-jährige Marie Holstein nach Mallorca ausgewandert und arbeitet an der Rezeption des Beach Residence and Spa. Sie liebt Strandspaziergänge, Cocktails und das Essen in ihrer neuen Heimat. Mit ihrer lebhaften und freundlichen Art findet sie schnell Anschluss in der Dorfgemeinschaft von Cavís. Doch ein tragischer Todesfall wirft einen Schatten auf den sonnigen Ort und Marie scheint die Einzige zu sein, die nicht an einen Unfall glaubt …

Eigentlich will der 62-jährige pensionierte Mordermittler Christian Munker nur drei Dinge: seine Ruhe haben, seine Routine beibehalten und diesen einen Fall vergessen. Aber was ihn noch mehr nervt als schief angeordnetes Geschirr, sind ungelöste mysteriöse Fälle – und Marie Holstein. Dennoch kann der neurotische Rentner nicht nein sagen, als Marie in um Hilfe bei der Aufklärung des rätselhaften Todes von Gertrud von Timmenbach bittet.

Der 29-jährige Santiago Navarro nimmt seinen Job sehr ernst. Nicht nur, weil ihm seine Karriere bei der Mordkommission der Policía Nacional wichtig ist, sondern auch, weil er Gerechtigkeit will. Doch sein Vorgesetzter steht ihm meist im Weg und bremst ihn aus. Beim Surfen hingegen muss sich Santiago nicht ausbremsen lassen und genießt die Zeit im Wasser und in der Sonne.

Für den neuesten Klatsch und Tratsch ist man bei Alba an der richtigen Adresse. Die sympathische Dame betreibt seit Jahren ihre Boqueria, einen kleinen Supermarkt, an der Promenade von Caví. Ihr Kaffee und ihre Baguettes erfreuen sich großer Beliebtheit.

Cassandra arbeitet ebenfalls im Beach Residence & Spa. Sie hat nicht die deutsche Gründlichkeit inne und geht die Dinge gern entspannt an. Mit ihrer frechen Art versüßt sie Marie oft die Zeit an der Rezeption. Wenn sie nicht arbeitet, entspannt sie sich gerne am Strand oder in einer Bar.

Die 49-jährige Hotelbesitzerin Yolanda Ramirez ist ein Tornado auf zwei Beinen. Wo sie hingeht, entsteht Trubel und Chaos. Besonders wichtig ist ihr der Ruf des Hotels, der so einige Male ins Wanken gerät.

Rubio Alonso ist Kriminalkommissar bei der Policía Nacional. Verbrecher jagen und über mögliche Tathergänge nachzudenken ist ziemlich anstrengend. Deshalb verbringt Rubio seine Zeit lieber in Cafés und Restaurants, wo er sich den Bauch vollschlägt oder seinen Lieblingskräuterlikör Hierbas trinkt – das Ermitteln überlässt er lieber Santiago.

H E I L I G E N A C H T,T Ö D L I C H E N A C H T

Prolog

Josefa trat unauffällig von einem Bein aufs andere. Heute war die Misa de Gallo eine Qual für sie. Kaum war ihr dieser Gedanke entschlüpft, spannte sie sich an, entschuldigte sich stumm bei Gott und blickte schuldbewusst zu dem vergoldeten Kreuz, das sich an der Seitenwand über ihr erhob. Jesus erstrahlte heute heller als je zuvor, oder?

Josefa versuchte, dieses Gefühl der Wärme in sich aufzunehmen, doch irgendwie war dies nicht ihr Tag. Obwohl Weihnachten war. Nochebuena. Heilige Nacht. Und obwohl sie an dieser ganz besonderen Messe im Glaubensjahr teilnehmen durfte. Aber die Füße taten ihr weh, und die Müdigkeit hatte sie fest im Griff.

Ach, warum machte sie sich etwas vor? Schon seit längerer Zeit war nicht mehr ihr Tag, nicht mehr ihre Woche, ihr Monat. Seit dieser Sache …

Und heute stand auch noch ausgerechnet Schwester Ana neben ihr! Die Giftschlange, derentwegen all das geschehen war!

Noch einmal schickte Josefa eine stumme Entschuldigung zu dem, dessen Geburt sie in dieser Nacht feierten, wich diesmal aber dem leicht traurigen Blick des ans Kreuz genagelten Jesus aus und schaute über die Besucher dieser Messe.

Sie wusste, sie sollte sich in Vergebung üben, wie ihr Herr und Erlöser es stets getan hatte, aber wie sollte man einer Frau vergeben, die immer wieder die gleichen Sünden beging? Diese Ana war ein Frevel in Menschengestalt, und niemand außer ihr schien das zu realisieren. Stattdessen stand sie selbst nun bei den anderen Ordensschwestern des Klosters – einschließlich Pater Vidal – schlecht da. Das Tuscheln, wenn sie durch die Korridore des Klosters lief, und auch die Gespräche, die mit einem Schlag verstummten, wenn sie einen Raum betrat, machten sie langsam, aber sicher mürbe. Vielleicht war das Absicht. Vielleicht wollten sie sie loswerden.

Wie auch immer. Josefa versuchte, sich auf die Gesichter zu konzentrieren. Sie kannte einige, andere waren ihr fremd. Zum Beispiel erkannte sie den Polizisten Santiago Navarro. Die blonde Frau neben ihm schien seine Freundin zu sein. Sie hatten offenbar ihre Familien mitgebracht. Das konnte man erkennen. Nur dieser eine hochgewachsene Mann mit der überaus steifen Haltung passte nicht zu den anderen. Er wirkte fehl am Platz, als hätte man ihn gezwungen, die Messe zu besuchen. Josefa sah so etwas den Leuten an der Nasenspitze an.

Tatsächlich kamen viele nur an besonderen Feiertagen in die Kirche oder wenn etwas Schreckliches in ihrem Leben passiert war, sodass sie sich in ihrer Verzweiflung an Gott wandten. Allgemein war daran nichts Verwerfliches. In Gott konnte jeder Mensch Zuflucht finden. Heutzutage wandten sie sich ihm allerdings meist nur zu, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war, und ignorierten den Herrn im Himmel, solange ihr Leben gut verlief.

Pah! So waren sie eben, die Menschen. Josefa sah dabei zu, wie Pater Vidal das Brot und den Wein für die bevorstehende Wandlung und anschließende Kommunion vorbereitete. Er verschwand beinahe in seinem cremeweißen Feiertagsgewand, das golden und rot bestickt war.

Normalerweise vollführte er die heiligen Handlungen routiniert und andächtig. Doch heute wirkte er nervös. Auf seiner Halbglatze glänzte der Schweiß im Licht der Kirchenlüster, und Josefa hatte bereits einige Male beobachtet, wie seine Hände beim Umblättern der Buchseiten gezittert hatten. Der Blick auf den Kelch mit dem Wein, in den er jetzt Wasser goss, blieb ihr nun aber verwehrt.

Auch während Vidal das Hochgebet fortführte und die Gemeinde immer wieder betend antwortete, ließ Josefa ihn nicht aus den Augen. Was war nur los mit ihm? Schließlich wandte sich der Pater ihr und den anderen im Altarraum zu. Andächtig traten Josefa, die Vorbeterinnen, die die Lesungen und die Fürbitten gehalten hatten, sowie die anderen Nonnen vor, um noch vor der Gemeinde die heilige Kommunion zu empfangen.

Josefa reckte das Kinn und ging einen Schritt nach vorn. Denn sie war die Allererste. Wie immer. Kurz warf sie Ana einen Seitenblick zu, nahm dann den Kelch entgegen, der an diesem hohen Feiertag auch ihnen, den Nonnen, gereicht werden würde.

Himmel, dachte sie, von Nahem sieht Pater Vidal ja noch schlimmer aus! Einige Schweißperlen rannen an seiner Stirn herab, seine Unterlippe bebte, und sein Blick wirkte desorientiert. Als er Josefa den Kelch mit dem Wein gab, zitterten seine Hände. »Danke, Pater«, flüsterte sie, doch er war überhaupt nicht bei der Sache.

Doch ihre Gedanken darüber wurden von einer Welle des Ekels verdrängt. Ein ungewöhnlich bitterer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus. War der Wein etwa schlecht? Widerwärtig! Plötzlich brannte ihre Zunge, als stünde sie in Flammen.

Josefa schluckte hart, versuchte, ihre Mimik im Zaum zu halten. Pater Vidal schien davon nichts zu merken.

Geistesabwesend murmelte er noch ein Gebet und tupfte den Kelchrand mit einem weißen Tuch ab, ehe er zu Ana weiterging. Dabei stolperte er über seine Stola, und ein bisschen Wein schwappte aus dem vergoldeten Trinkgefäß auf den Marmorboden.

Ana streckte die Hände aus, um den Kelch entgegenzunehmen. Pater Vidal reichte ihn ihr, doch plötzlich glitt er zwischen ihrer beider Finger hindurch und fiel herunter.

Offenbar hatten ihre Hände ihnen den Dienst versagt. Mit einem lauten Scheppern knallte der Kelch zu Boden. Der Wein spritzte in alle Richtungen und auf das Gewand von Pater Vidal.

Ein kollektives Raunen ging durch das Kirchenschiff, hallte von den Wänden wider, während sich der Wein blutrot über dem Marmorboden verteilte und die Treppen hinabfloss.

»Bitte entschuldigt«, murmelte Vidal, bekreuzigte sich und hob unter den erschrockenen Blicken der Kirchgänger den Kelch auf.

»Das ist doch kein Problem«, sagte Josefa leise zu ihm und eilte in die Sakristei zu dem kleinen Schrank, in dem die Messtücher verwahrt wurden. Dort zog sie einige Tücher aus einem Fach und kehrte in den Altarraum zurück. Sie drückte Vidal eines davon in die Hand, womit er den Kelch säuberte.

»Liebe Gemeinde, ich bitte vielmals um Entschuldigung.« Er räusperte sich, dann lachte er etwas verlegen. »Es ist schon spät.«

Einige Leute stimmten amüsiert mit ein. Orgelspiel setzte ein, während Vidal zum Tabernakel zurückkehrte. In der Zwischenzeit huschte Schwester Ana in die Sakristei und kam wenig später mit neuem Messwein im Kelch zurück.

Der Pater ließ sich von Schwester Ana den Kelch und einen kleinen Krug mit Wasser anreichen. Er gab etwas Wasser in den Kelch und sprach darüber ein stummes Gebet. Nun konnte die Messe ohne eine längere Unterbrechung weitergehen.

Beide kehrten schnellen Schrittes zu ihren angestammten Plätzen zurück. Vidal – der nun noch zittriger als zuvor wirkte – überreichte Ana den Kelch, achtete dieses Mal aber darauf, ihn nicht ein weiteres Mal fallen zu lassen, und ließ sie trinken.

Er fuhr mit dem Prozedere bei den anderen Nonnen des Klosters fort, ehe er sich am Altar der Schale mit den Hostien zuwandte.

In der Zwischenzeit war es Josefa richtig heiß geworden. Hitzewellen schossen über ihren Körper. Die Hände, die sie ausgestreckt hatte, um das heilige Brot entgegenzunehmen, zitterten.

Mit einem nervösen Lächeln übergab Vidal ihr die Hostie. »Der Leib Christi.«

»Amen«, sagte sie, nahm die Oblate und steckte sie sich in den Mund. Sie kaute vorsichtig und schluckte. Plötzlich erfasste eine weitere Hitzeattacke ihren Körper. Verdammt, was war nur los mit ihr?

Ein brennender Schmerz breitete sich in ihrem Magen aus. Krampfartig zog sich ihr Innerstes zusammen, sodass Josefa gar nicht anders konnte, als sich mit einem lauten Stöhnen zu krümmen.

»Josefa, ist alles in Ordnung?«, flüsterte Ana und sah sie besorgt an.

Keuchend japste sie nach Luft, wollte gerade antworten, als ein weiterer bohrender Schmerz sie aufschreien ließ.

Pater Vidal, die anderen Nonnen und die gesamte Gemeinde schienen nur sie anzustarren. Das Orgelspiel erstarb, und eine drückende Stille breitete sich in der großen Klosterkirche aus.

Josefa wand sich vor Schmerzen. Sie schrie erneut auf. Es fühlte sich an, als durchbohrte sie ein glühendes Eisen.

»Josefa, sag mir, was los ist«, zischte Ana.

Josefas Beine gaben unter ihr nach. Verzweifelt krallte sie sich an ihrer verhassten Mitschwester fest. Diese ging mit ihr in die Knie.

Josefas Atmung war nur noch flach. Hilfe suchend starrte sie in Anas ratlose Miene. Luft, ich brauche Luft!

Plötzlich übergab Josefa sich. Sie hörte noch, wie die Leute in den Bänken erschrocken nach Luft japsten, dann wurde alles um sie herum schwarz. Sie spürte, wie sich ihr ganzer Körper verkrampfte. Sie keuchte, stöhnte, gurgelte und merkte noch, wie sie auf dem harten Boden zusammenbrach.

»Josefa! O Gott, ruft einen Krankenwagen! Hilfe! Josefa, hörst du mich?«

Die Worte ihrer Mitschwester verhallten im Nichts.

1. Es weihnachtet in Caví

12 Stunden zuvor …

Durch El Paraíso, Maries Bar, waberte der schwere, süße Duft von Zimt. Sie hatte sich an ihrem ersten Urlaubstag schon morgens in das noch nicht fertig renovierte Lokal zurückgezogen, um in Ruhe ihre Polvorónes und Mantecados zu backen, die sie heute, an Heiligabend, mit zu Santiagos Eltern nehmen wollte.

Santiagos Mutter Gala hatte darauf bestanden, dass Marie und ihre Eltern mit ihnen zusammen feierten. Maries Eltern waren vor einigen Tagen nach Mallorca gekommen, und ihre Mutter hatte sich am Morgen kurzerhand in der Küche breitgemacht, um ihren berühmten Kartoffelsalat zuzubereiten, den sie zu der Familienfeier beisteuern wollte. Dafür hatte sie Maries Vater aus der viel zu kleinen Wohnung gejagt, um noch irgendwo deutsche Bockwürstchen zu besorgen. Also hatte Marie kurzerhand ihre Backzutaten eingepackt, um dann in aller Ruhe ihre Bar in eine Weihnachtsbäckerei zu verwandeln – natürlich nur vorübergehend.

Gut gelaunt verband sie ihr Handy mit der Musikanlage und aktivierte ihre Weihnachts-Playlist. Vergnügt summte sie wenig später In der Weihnachtsbäckerei von Rolf Zuckowski mit – wie sie es früher mit ihrer Mutter immer gemacht hatte – und zog eines der Bleche aus dem Backofen, um es auf die Metallanrichte ihrer Küche zu stellen.

»Hier versteckst du dich«, erklang Santiagos Stimme plötzlich und durchbrach Maries ruhig kreisende Gedanken.

Erschrocken schleuderte sie das Blech in die Luft und schrie spitz auf. Es folgte ein ohrenbetäubendes Scheppern, das Rolfs fröhliches »Wer hat das Rezept …« verschluckte.

Keuchend lehnte Marie sich an die Anrichte, presste ihre Hand auf ihr wild hämmerndes Herz und starrte Santiago empört an. »Ich habe nicht mit dir gerechnet! Hast du noch nie etwas von Anklopfen gehört?«, ächzte sie.

»Bitte entschuldige.« Santiago grinste. »Tatsächlich habe ich geklopft, aber dieses merkwürdige Gedudel war wohl etwas zu laut.«

Auf Maries Lippen zuckte nun ebenfalls ein Lächeln. Sie stellte die Musik leiser. »Das ist kein ›merkwürdiges Gedudel‹. Das ist meine Kindheit.«

Santiago fuhr sich durch seine schwarzen Locken. Er trug eine beige Chino-Hose und ein marineblaues Polo-Shirt, das sich eng über seinen muskulösen Körper spannte. »Okay, okay. Es ist ganz süß, und soweit ich es verstehe, geht es ums Backen.«

»Exakt. Genau wie gerade bei mir.« Marie wandte sich nun wieder dem Blech zu, legte Backpapier darauf und verteilte den vorbereiteten Plätzchenteig in kleinen Kugeln darauf, in die sie eine Mulde mit dem Zeigefinger drückte. »Meine Mutter hat die Küche belagert, also bin ich …«

»Geflohen?« Santiago schmunzelte und sah Marie durchdringend an.

Sie hatte ihm am vergangenen Tag erzählt, dass sie es zwar liebte, ihre Eltern wiederzusehen, die beiden jedoch auch anstrengende Charaktere waren, die sie ab und an in den Wahnsinn trieben.

Marie wich seinem Blick aus und konzentrierte sich auf das zweite Blech. »Vielleicht.« Sie grinste. »Auf jeden Fall gibt es heute Abend leckere Plätzchen zum Nachtisch.«

»Du weißt, dass du nichts mitbringen musst.«

Empört sah Marie Santiago an und stemmte eine Hand in die Hüfte, mit der anderen schlug sie ihm sanft mit dem Küchentuch auf die Brust. »Ich werde sicher nicht ohne ein kleines Präsent aufkreuzen.«

Santiago lachte. »Ah, okay. Dann lass mich dir wenigstens helfen, wenn ich schon einmal hier bin.«

»Oh, du kannst mir gern helfen. Die Toiletten müssen noch immer saniert werden. Ich habe noch keinen Handwerker gefunden, der diesen Auftrag gerade annehmen kann. Alle sind ausgebucht«, seufzte sie.

Santiago legte die Stirn in Falten und hob eine Braue. »No cometo ningún pecado! Ich werde keine Sünde begehen. Du willst mich am Heiligen Abend arbeiten lassen? In meinem Urlaub? Dem ersten seit … seit … über einem Jahr?«

Lachend warf Marie den Kopf in den Nacken und hob beschwichtigend die Hände. »Beruhige dich. Das war ein Scherz.« Sie band ihm eine Schürze um und klopfte ihm auf die Schulter. »Komm, wasch dir die Hände. Wir backen zusammen.«

In den nächsten zwei Stunden backten sie die süß-buttrigen Kekse, die Marie in durchsichtige Tüten füllte, die sie mit hübschen goldenen Schleifen verschloss, um sie in einem weihnachtlichen Korb zu dekorieren. Sie lachten, sie sangen Weihnachtslieder – erst deutsche, dann spanische –, sie küssten sich, besudelten sich mit Mehl und naschten rohen Plätzchenteig.

Nachdem der Korb gefüllt war, verließen sie Hand in Hand Maries Bar und traten in den sonnigen Nachmittag hinaus. Noch immer steckte Marie der Zimtgeruch in der Nase, zu dem sich nun auch der Duft des Meeres mischte. Sie lauschte dem Rauschen und bestaunte die festliche Dekoration, die schon seit einigen Wochen die gesamte Promenade von Caví schmückte. Außerdem fand seit einer Woche beinahe täglich ein Weihnachtsmarkt statt. An kleinen Ständen konnte man abends Churros und andere Süßigkeiten kaufen oder auch Glühwein und heiße Schokolade genießen und mit Freunden und Verwandten die Vorweihnachtszeit feiern.

Sobald es dunkel wurde, glitzerten nun noch mehr Lichter und erhellten die Promenade. Große Schleifen hingen an den alten mediterranen Häusern, manche Läden hatten beleuchtete Weihnachtsbäume aus Holz vor ihre Läden gestellt.

Über ihren Köpfen baumelten noch mehr Lichterketten sacht im kühlen Wind und zogen sich von einer Hauswand zur nächsten.

Kinder rannten vergnügt zum Strand und lachten. Touristen sah man kaum noch. Nur vereinzelte Einheimische, die die letzten Erledigungen machten.

Alba schloss gerade ihren kleinen Supermarkt zu, als Marie und Santiago näher kamen.

»Hola, Alba!«, rief Marie.

Die herzliche Frau wandte sich um. Wie immer war ihr graues Haar zu einem ordentlichen Knoten zusammengesteckt. Ihre Pauswangen waren gerötet. Ein Lächeln ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen. »Chica.« Mit ausgebreiteten Armen kam sie auf Marie zu und drückte sie. »Miamor!« Danach zog sie Santiago in eine feste Umarmung. »Schön, euch zwei zu sehen. Was habt ihr gemacht?« Sie grinste und wischte Santiago über die Wange, wo sich noch Mehlreste befanden.

Marie griff in ihren Korb und überreichte ihrer Freundin ein Tütchen Polvorónes. »Hier, ein paar Kekse für dich. Wir haben Plätzchen gebacken. Ich bin heute Abend bei Santiagos Eltern zum Essen eingeladen, bevor wir zur Misa de Gallo gehen.«

»Ah! Muy bien! Dann sehen wir uns dort. Ich freue mich.«

»Was machst du denn vor der Messe?«, fragte Santiago. »Du bist herzlich eingeladen. Christian kommt auch.«

Marie nickte begeistert. Sie und Santiago wussten, dass Alba alleinstehend war, und wollten nicht, dass ihre Freundin den Heiligen Abend allein verbrachte.

»Queridos. Ihr Lieben.« Sie lachte, winkte aber ab. »No, muchas gracias. Ich feiere mit meiner hermana, meiner Schwester! Ihr habt sie ja kennengelernt. Deswegen mache ich ja auch früher zu heute. Ich muss noch das Essen vorbereiten.« Sie lachte vergnügt. »Aber wir sehen uns beim großen Feuer nach der Misa de Gallo, sí?«

»Ja, natürlich!«, stimmten Marie und Santiago unisono zu.

»Vale. Hasta luego.«

Die beiden winkten Alba noch einmal zu, dann gingen sie in unterschiedlichen Richtungen davon.

2. Das Weihnachtsessen bei den Navarros

»Meinste, der Kartoffelsalat reicht aus, Mariechen?« Ihre Mutter Rosa umklammerte die Salatschüssel, als hinge ihr Leben davon ab. Sie sprach mit einem ausgeprägten rheinländischen Akzent und besaß eine rauchige Stimme. Ihre gebräunte Haut zeugte von den vielen Urlauben in tropischen Gefilden, die sie und Maries Vater gern unternahmen.

»Nun beruhige dich doch mal, Schatzi«, schnaubte Otto, Maries Vater. Er war einen Kopf kleiner als seine Frau, schlank und hatte einen grauen Schnauzbart. Otto trug eine weitere Salatschüssel, die er auf einem Paket balancierte. Ein Geschenk für Santiagos Eltern. »Wenn ich deine Mutter nicht bremsen würde, hätte sie noch fünf weitere Salate und drei verschiedene Desserts zubereitet – nur für den Fall, wir würden nicht satt –, und wir müssten uns nun mit all den Schüsseln rumschlagen.« Er lachte laut auf. »Jetzt atme mal tief durch die Hose, Rosa.«

»Ach, du und deine bescheuerten Sprüche, Otto. Nun lass dat mal jut sein. Du blamierst uns noch«, schimpfte seine Frau und blickte zu Marie, als bäte sie sie stumm um Unterstützung.

Marie lächelte milde. »Beruhigt euch, ihr beiden. Ihr seid einfach zu aufgeregt. Entspannt euch. Santiagos Eltern sind supernett und wollten eigentlich nicht einmal, dass wir etwas mitbringen.«

»So weit kommt dat noch. Natürlich sind wir aufgeregt, Mariechen.« Rosas blaue Augen funkelten vor Nervosität. »Schon so lange haben wir darauf gewartet, dass du uns endlich mal wieder einen netten Mann und eine Schwiegerfamilie vorstellst.«

»Du hast darauf gewartet, Rosa.« Otto grinste und zwinkerte Marie zu.

»Okay, ihr zwei, solange ihr nicht anfangt, über zukünftige Enkelkinder zu reden … Dafür wäre ich euch wirklich sehr dankbar.« Marie lächelte verunsichert. Denn bei ihren Eltern konnte sie sich nie sicher sein, wo sie die Unterhaltung hinführen würden.

Sie dirigierte die beiden in eine ruhige Wohngegend, die sich an der Grenze von Caví und Cala Rajada befand. Es war eine stille Straße, auf der sich mehrere moderne weiße Naturstein-Fincas befanden. In den Bäumen, die die Straßenränder säumten, baumelten Lichterketten.

Zielstrebig trat Marie auf das Haus zu, vor dem der moderne Sportwagen von Santiagos Bruder Guillermo stand. Den hatten sie sich kürzlich einmal bei einer Ermittlung ausgeliehen, um bei der Besichtigung eines luxuriösen Anwesens den Schein eines wohlhabenden Pärchens aufrechtzuerhalten. In Wahrheit hatten sie den Makler unauffällig in einem Mordfall befragen wollen.

Gala Navarro hatte sich um die Finca herum ein kleines Paradies aus Zitrusbäumen geschaffen, die trotz der augenblicklich niedrigen Temperaturen zwar noch ihr saftiges Grün behalten hatten, aber keine Blüten und Früchte trugen. Der Rasen war gepflegt, und im Frühling würden Oleander und andere prächtige Pflanzen erblühen, die nun jedoch zurückgeschnitten worden waren.

Auch hier hingen Lichterketten in den Bäumen. Obwohl es noch hell war, hüllte der warme Schein das Haus dennoch in eine gemütliche Atmosphäre.

»Sehr stilvoll«, kommentierte Rosa und betrachtete neugierig den Garten, während sie dem Weg aus hellem Naturstein zur Haustür folgten.

Marie betätigte den bronzefarbenen Türklopfer. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür.

»Ah! Marie – und Eltern. Bienvenidos. Herzlich willkommen!« Guillermo sah seinem Bruder Santiago sehr ähnlich. Er war groß, besaß das gleiche lockige Haar und das gleiche verschmitzte Lächeln. Er hatte jedoch blaue statt braunen Augen. Die hatte er von seinem Vater geerbt, wie Marie wusste.

Der kleine gedrungene Mann lugte gerade um die Ecke des Flurs. Ein Lächeln verzog sein rundliches Gesicht. Sofort strahlte er die herzliche Wärme aus, die Marie auch bei ihrem ersten Treffen mit Santiagos Eltern gespürt hatte. Hilario war ein kluger Mann, der gern scherzte und alle zum Lachen brachte.

»Mi casa es su casa«, beteuerte derweil Guillermo und nahm Rosa galant die Salatschüssel ab.

Hilario gab ein lautes Lachen von sich. »Ha! Das hier ist immer noch mein Haus, du Clown, nicht deines. Reden wir noch mal darüber, wenn ich unter der Erde liege.« Schmunzelnd reichte er Rosa die Hand. »Willkommen, willkommen. Ich freue mich, Sie beide endlich kennenzulernen.« Er schlang einen Arm um Marie. »Wir waren schon ganz neugierig auf die Eltern unserer lieben Marie.« Nun reichte er Otto die Hand, nachdem Guillermo ihn ebenfalls von der Salatschüssel befreit hatte. »Hola, Otto. Kommen Sie rein, fühlen Sie sich wie zu Hause.«

»Hey! Tiago!«, rief Guillermo tiefer ins Haus hinein. »Ich mache hier gerade deinen Job. Das sind nicht meine Schwiegereltern.« Guillermo lachte plötzlich auf. »Wow! Langsam!«, keuchte er erschrocken und wich einem kleinen Cockerspaniel und einem vierjährigen Mädchen aus, das quietschend und jubelnd vor dem Hund davonrannte.

»Ich kann nichts dafür, Guillermo, wärst du nicht so ein Nichtsnutz in der Küche, würdest du mamá jetzt helfen und nicht ich«, konterte Santiago, der nun ebenfalls in den kleinen Empfangsbereich trat und seinen Bruder liebevoll gegen den Oberarm boxte.

Dieser konnte nichts machen, außer die beiden Salatschüsseln und deren Inhalt zu balancieren. »Warte nur ab. Das kriegst du zurück«, ächzte er.

Santiago zog Marie in eine innige Umarmung und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Hallo, Señora und Señor Holstein, bienvenido! Schön, dass Sie gekommen sind.«

Maries Mutter ergriff Santiagos Hand und zog ihn zu sich herunter, um ihm zwei Küsse auf die Wangen zu hauchen. »Liebchen, ich hab doch jesacht, du sollst mich Rosa nennen.« Lachend klopfte sie ihm auf die Schulter.

»Und mich Otto«, fügte ihr Vater hinzu und schüttelte, sichtbar fest, Santiagos Hand.

Marie spürte die zarte Röte, die auf ihre Wangen trat. Doch sie freute sich auch, dass Santiago sich so gut mit ihren Eltern verstand. Er kannte sie bereits aus mehreren Videoanrufen, bei denen sich Otto und Santiago leidenschaftlich über Fußball unterhalten hatten.

Sofort plauderte er mit ihnen und führte sie in das offene Wohnzimmer, das sie durch eine zweiflügelige Holztür betraten.

Die Einrichtung der Navarros war warm und geschmackvoll: Bücherregale, Schränke und Vitrinen aus massivem Wengé-Holz. Hübsche Kontraste dazu bildeten die hellen Vasen und Figuren. Auf dem Couchtisch, dem Esstisch und auch auf den Fensterbänken standen Stumpenkerzen zu Gruppen angeordnet, die eine behagliche Atmosphäre schufen. Das braune Chesterfield-Sofa war etwas durchgesessen, was es aber noch einladender wirken ließ. Eine Stelle war ein wenig heller. Offenbar der Platz, auf dem Gala oder Hilario besonders gern saßen oder lagen.

Der lange Esstisch, an dem problemlos zwei größere Familien Platz fanden, war üppig gedeckt. Kerzen hüllten das edle Porzellan mit Goldrand in warmes Licht. Gläser und silbernes Besteck funkelten. Alles war liebevoll mit einem cremefarbenen Tuch und Weihnachtskugeln geschmückt. Einen Weihnachtsbaum suchte Marie vergeblich, doch dieser hätte auch keinen Platz mehr gefunden.

Aus der Küche waberten deftige Gerüche nach Fleisch, geschmortem Gemüse und auch eine süße Note herüber, gemeinsam mit dem Klappern von Töpfen.

Im Wohnzimmer erhob sich ein heiteres Gewirr an Stimmen. Hilario verteilte Getränke, und Marie stellte ihren Korb auf einem kleinen Beistelltisch ab, auf dem auch eine Ensaïmada von Guillermos Frau Sofia stand.

Nach einigen Sekunden unterbrach Galas kräftige Stimme die Gespräche. »Santiago, wo bleibst du? Die Kartoffeln müssen noch umgefüllt werden.« Santiagos Mutter war der dominante Part des Ehepaares. Das sah man auf den ersten Blick. Sie war so groß gewachsen wie ihre Söhne, besaß die gleiche seidig braune Haut und schwarze Locken. Diese trug sie etwas länger als Santiago und Guillermo, sie hatte sie aber dennoch zu einer modernen Kurzhaarfrisur gestylt.

Wenn sie lächelte, erkannte Marie das gleiche Grübchen an den Mundwinkeln, das sie bei Santiago so sehr liebte. Gala war eine laute, herzliche Frau, die es perfekt verstand, streng und trotzdem liebevoll zu sein.

Dementsprechend eilte Santiago mit einem breiten Grinsen in die Küche und leistete seiner Schwägerin Gesellschaft, die nur kurz den Kopf aus der Tür gestreckt und fröhlich in die Runde gewinkt hatte. Auch Marie und Rosa machten Anstalten, in die Küche zu gehen, um zu helfen, doch Gala, die die Holsteins ebenfalls liebevoll begrüßt hatte, winkte ab.

»No, no, gracias, queridas, ihr Lieben. Wir sind auch sofort fertig. Wenn ihr so nett wärt und versuchen würdet, den Mob an den Tisch zu kriegen?« Gala wies mit dem Kopf zu den Männern und lachte. »Sie stehen sich lieber die Beine in den Bauch.«

Da schrillte die Türglocke durch das Wohnzimmer. Sofort jaulte Guillermos Hund begeistert auf.

»Das muss Christian sein«, rief Santiago aus der Küche. »Mach ruhig die Tür auf, Marie.«

Sie blickte über ihre Schulter auf die Uhr an der Wand. Natürlich. Auf die Minute pünktlich. So kannte man den ehemaligen Mordermittler Christian Munker aus Bremen, der seit einiger Zeit in der Hotelanlage Beach Residence & Spa auf Mallorca lebte. Dort hatte Marie sich während ihrer Arbeit im Hotel mit ihm angefreundet.

Mit beschwingten Schritten eilte sie in den Flur und öffnete. »Frohe Weihnachten!«, trällerte sie.

Wie ein frisch aufgestellter Weihnachtsbaum stand Christian da, sein Körper zum Äußersten angespannt. In der einen Hand hielt er eine hübsch verpackte Weinflasche. Er war in einen adretten hellgrauen Anzug und ein bordeauxrotes Hemd gekleidet. »Frohe Weihnachten, Marie!« Seine Stimme war wie immer nüchtern und kontrolliert. Nur in einem seiner Mundwinkel zuckte die Andeutung eines Lächelns, die für jeden anderen keinen Unterschied gemacht hätte. Aber für Marie war das ein vollumfängliches Lächeln.

»Komm herein«, sagte sie und öffnete die Tür noch weiter.

Mit einem einzelnen geschmeidigen Schritt trat er über die Schwelle ins Innere des Hauses.

»Ich freue mich, dass du gekommen bist.«

»Ja, ich freue mich auch über die Einladung«, erwiderte Christian und blickte sich kurz um. »Ich wünschte nur, du würdest mich nicht zwingen, später mit in die Messe zu gehen. Ich bin ein alter Mann und normalerweise um zehn Uhr im Bett. Und schon gar nicht gehe ich in die Kirche.«

Marie kicherte. »Ach, Christian. Heute ist ja kein normaler Tag. Es ist Weihnachten.« Sie sagte es mit einem Strahlen und einer Euphorie, die jedoch an Christian abprallten wie ein Squashball an einer Wand.

»Als ich noch im Dienst war, hatte ich an Weihnachten regelmäßig Bereitschaft. Ich habe mehr Gewalt unter dem Weihnachtsbaum gesehen als Geschenke.«

Marie ließ die Schultern sinken und seufzte. »Wow, Christian, deine Feiertagsstimmung ist ja auf dem Höhepunkt!«

»Ich gebe mein Bestes. Soll ich die Schuhe ausziehen?« Er sah sie fragend an. Da bemerkte Marie, dass er sich noch keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte.

Sie sah ihm wieder ins Gesicht. »Entschuldige. Zieh sie aus und komm erst einmal rein. Ich gebe dir gleich ein Paar Hausschuhe.« Sie lachte.