Der Nachlass Domenico Minettis - Gnedt Dietmar - E-Book

Der Nachlass Domenico Minettis E-Book

Gnedt Dietmar

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Beschreibung

War der Italiener Domenico Minetti ein Kriegsverbrecher? Ein Liebender? Ein Mensch wie jeder andere? Im Lager Wieselburg der k. u. k. Monarchie wurden zur Zeit des Ersten Weltkrieges rund 51 000 Kriegsgefangene festgehalten. Liebe und Leid des 1917 dort inhaftierten Domenico Minetti haben bis heute nachhaltige Auswirkungen auf das Leben seiner Enkelin Rosa. Sie muss sich auf den Weg in die Vergangenheit machen, um die Gegenwart bewältigen zu können. Was hat Domenico damals in Bassano Veneto erlebt, an den Fronten zwischen dem Königreich ­Italien und der Donaumonarchie, im Wahnsinn des Ersten Weltkrieges? Sind es dunkle Schatten oder ist es ein helles Licht, das da aus der Vergangenheit heraufleuchtet?

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2014 Verlag Anton Pustet

5020 Salzburg, Bergstraße 12

Sämtliche Rechte vorbehalten.

Lektorat: Martina Schneider

Layout und Grafik: Nadine Löbel

Coverfoto: Peter Dedeurwaerder. Mit Genehmigung von Shutterstock.com

eISBN 978-3-7025-8003-2

Gedruckte Version ISBN 978-3-7025-0745-9

www.pustet.at

Gefördert durch das Land Niederösterreich

War der Italiener Domenico Minetti ein Kriegsverbrecher? Ein Liebender?

Ein Mensch wie jeder andere?

Im Lager Wieselburg der k. u. k. Monarchie wurden zur Zeit des Ersten Weltkrieges rund 51 000 Kriegsgefangene festgehalten. Liebe und Leid des 1917 dort inhaftierten Domenico Minetti haben bis heute nachhaltige Auswirkungen auf das Leben seiner Enkelin Rosa. Sie muss sich auf den Weg in die Vergangenheit machen, um die Gegenwart bewältigen zu können.

Was hat Domenico damals in Bassano Veneto erlebt, an den Fronten zwischen dem Königreich-Italien und der Donaumonarchie, im Wahnsinn des Ersten Weltkrieges? Sind es dunkle Schatten oder ist es ein helles Licht, das da aus der Vergangenheit heraufleuchtet?

Ein hoffnungsvoller Roman über Verrat, Freundschaft und Liebe vor dem Hintergrund von Krieg und Verblendung.

Dietmar Gnedt

geb. 1957, lebt in Petzenkirchen (NÖ) und ist Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge. Zahlreiche Veröffentlichungen und Preise, diverse Stipendien. Bühnenprojekte und Lesungen in Österreich und Deutschland. Zusammenarbeit mit Milo Dor: Projekt „aqua mediterran“ (Mehrere Aufführungen, zum Beispiel: Orpheum Wien), Texte für Sendungen im ORF, ERF und Radio Africa.

Dietmar Gnedt

Der NachlassDomenico Minettis

Für Larina, Jonas, Kimo, Julian, Elisabeth, Linaund alle, die nachkommen werden

Inhalt

Erstes Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Zweites Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Chronologie

Nachwort

Erstes Buch

1

Karl von Rößnitz hatte sich auf diesen Tag so gut vorbereitet wie auf keinen anderen Tag seines jungen Lebens. Seit dem ausgezeichneten Abschluss seiner Ausbildung an der Höheren Bundeslehranstalt arbeitete er auf diese einzigartige Chance hin. Es gab in seinen Jahren des Studiums eine Art Gewissheit, der Tag könne nicht fern sein, an dem sich die entscheidende Tür öffnen würde. Das trieb ihn voran. Das ließ ihn alles andere als zweitrangig bewerten.

Er war der Erfolgreichste seines Jahrgangs auf der BOKU. Man hatte ihn nach dem Abschluss wissen lassen, es habe wohl noch keinen Studenten an der Hochschule gegeben, der brillanter und schneller ans Ziel gekommen sei.

Jetzt sitzt er im Konzern-Headcenter des Milliardärs Randolf Kant und ist überrascht über die Unterschiede zwischen seinen Vorstellungen und der Realität. Die Wirklichkeit übertrifft die Fantasie in einem Maße, dass es ihm schwerfällt, es zu glauben. – Jetzt nichts falsch machen. Ruhig bleiben! – Keinen Anlass für Zweifel an seinen Qualitäten geben. Jeden Augenblick wird sich die Tür öffnen, und er wird einem der schillerndsten und einflussreichsten Männer des Landes gegenüberstehen. Alle Informationen über Randolf Kant ist er durchgegangen. Man schreibt über dessen sagenhaften Reichtum, über seine Verwicklungen in die Weltpolitik. Staatsmänner verschiedener Länder haben den Sprung an die Spitze geschafft – über das Sprungbrett Randolf Kant. Er setzt sich für Entwicklungsprogramme afrikanischer Länder ein, hat sich damit auch mächtige Feinde geschaffen. Manches offenbart seine Widersprüchlichkeit. Einerseits ist Kant in die Ölgeschäfte Nigerias verwickelt, andererseits unterstützt er christliche Milizen im Süden des Landes. Manche meinen zu wissen, sein Geld stecke in blutigen Auseinandersetzungen. Karl weiß, es wird viel geschrieben über Männer wie Randolf Kant, was jeglicher Realität entbehrt. Derartige Schauermärchen können nicht mit handfesten Beweisen belegt werden. Kant ist es trotz allem gelungen, sein Privatleben weitestgehend aus der Berichterstattung herauszuhalten. Es gibt nur wenige Interviews mit ihm. Und wenn, dann bezieht er nie Stellung zu Gerüchten. Man weiß nicht viel über sein Privatleben. Nur die teuerste Scheidung des Landes hat mediale Aufmerksamkeit erregt. Aber die Wellen legten sich schnell wieder. Kant meinte dazu, ihm liege am Wohlergehen seiner geschiedenen Frau. Man habe sich die Freundschaft erhalten und werde einander nicht schaden. Das Haus in einem der Villenviertel Wiens habe er seiner geschiedenen Frau geschenkt, zusätzlich werde er dafür sorgen, dass sie ihr Leben weiterführen könne wie bisher.

Und von der Hochzeit mit seiner neuen Frau gibt es keine Bilder.

Auf die ungeheuerliche Bemerkung eines Reporters, dass diese aussehe wie die geschiedene vor zwanzig Jahren, meinte er lakonisch: »Daran können Sie erkennen, dass ich mich keineswegs von Vergangenem distanziere.« Auf dem einzigen Bild von Randolf Kant mit seiner neuen Ehefrau Anna sieht man einen Mann, der tatsächlich sehr glücklich zu sein scheint. Das luxuriöse Haus für das neue Glück befindet sich im selben Villenviertel, in dem jenes Haus steht, das in den Besitz der geschiedenen übergegangen ist. »Warum diese räumliche Nähe?«, fragte man Kant.

»Aus Sorge um die Kinder. Sie werden Vater und Mutter weiterhin zu Fuß erreichen können.«

Eigentlich sind Karl diese Geschichten egal. Er hat sich mit ihnen auch nur beschäftigt, um sich ein umfassendes Bild von diesem Mann zu machen. Er wollte nichts dem Zufall überlassen, auch nicht die kleinste Kleinigkeit.

Kant hat seinen Beauftragten weltweit recherchieren lassen, um den zu vergebenden Job bestmöglich zu besetzen. Man stelle sich vor: »Weltweit!« Er, Karl von Rößnitz, hat zu den drei Geeignetsten gehört. In einer zweiten Runde lud man ihn zu einem Essen in ein Spitzenrestaurant der Stadt. Tags darauf flog man ihn nach London, um Zuchtpferde einer edlen Rasse zu besichtigen. Während des Ausrittes fragte man ihn, welche fünf Tiere er für die Zucht in dem geplanten Nobelgestüt auswählen würde. Ohne Zögern tat er seine Entscheidung kund.

Zuletzt brachte man ihn nach Wieselburg, um ihm das zur Verfügung stehende Gelände zu zeigen. Ein ehrwürdiges, schönes Haus, dem man die Jahrzehnte an der verkommenen Fassade ansah. Trotzdem besaß es einen gewissen Charme. Es sei das Kommandogebäude eines k. u. k. Kriegsgefangenenlagers gewesen, erklärte man ihm. Rundum liegen einige Hektar Land, auf dem sich ein heruntergekommener Reitstall findet, direkt am Fluss.

»Ihr Auftrag wird es sein, hier das modernste und mondänste Gestüt der Welt zu errichten und zu leiten. Wir erwarten ein ausführliches Konzept, wie Sie diese Aufgabe durchzuführen gedenken. Alle Daten und Fakten können Sie über unser Büro erhalten.«

Das war vor drei Monaten gewesen. Innerhalb zweier Wochen lag sein schriftlicher Entwurf auf dem Schreibtisch des Milliardärs. Drei Tage später kam die Zusage! »Wir wollen mit Ihnen einen Vertrag abschließen. Nennen Sie uns Ihre Gehaltsvorstellungen.«

Gutsverwalter des modernsten Gestüts der Welt! Er hatte es geschafft. Seine Vorstellungen: 8 000 Euro monatlich netto während der Errichtung des Gestüts. Weiters eine standesgemäße Behausung. Ab Fertigstellung und Inbetriebnahme wolle er Beteiligungen an den zu erwartenden Gewinnen. Ohne Zögern kam die Zustimmung. Man mailte ihm den ausgefertigten Vertrag.

Jetzt sitzt er da in der gar nicht so luxuriös wirkenden Konzernzentrale und wird erstmals seinem Chef begegnen.

Die Tür öffnet sich. Zwei Männer betreten den Raum. Hugo Friedrich, den Privatsekretär des Milliardärs, kennt er. Der Mann dahinter wirkt auf den ersten Blick etwas verloren, fast schüchtern. Er tritt auf ihn zu. Und da er kleiner als Karl ist, muss er den Blick heben, tut dies nur kurz, gibt ihm eine schlaffe Hand, entzieht sie ihm schnell wieder.

»Setzen Sie sich.«

Hugo Friedrich, der Privatsekretär, übernimmt das Wort, nachdem Kant dies mit einem Nicken erlaubt. Monoton liest er den Anstellungsvertrag mit allen beigefügten Ergänzungen vor.

»Wie Sie sehen, haben wir Ihre Wünsche eingearbeitet. Wir erwarten aber auch, dass alle unsere Vorstellungen erfüllt werden. Sollten Sie sich zu irgendeinem Zeitpunkt außerstande sehen, dem nachzukommen, oder wir feststellen, dass dies der Fall ist, haben wir eine Kündigungsklausel ohne Kündigungsfrist im Vertragswerk inkludiert. Sie verlieren in diesem Fall alle Rechte auf jegliche Vergütung, Abfindung oder anderwärtige Zuwendung. Wir mussten diese Klausel verschärfen, da wir dahingehend mit Ihrem Vorgänger, nun sagen wir, nicht die besten Erfahrungen gemacht haben. Die gesetzlichen Regelungen setzen wir außer Kraft, indem Sie ausdrücklich und schriftlich diesem Passus zustimmen. Wenn wir auch nicht glauben, bei Ihren hervorragenden Referenzen diese Klausel jemals anwenden zu müssen. Im Gegenteil sind wir davon überzeugt, dass Sie bei uns den Platz vorfinden, der Ihren Fähigkeiten gerecht wird. Im Übrigen erwarten wir uns, dass Sie ehestmöglich Ihren Doktor machen.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Zeigen Sie uns recht bald, was Sie können.«

Karl bedankt sich lächelnd und verdeutlicht seine Zustimmung mit freundlichem Nicken. Dann werden die Verträge unterschrieben. Man lässt einen hervorragenden Wachauer Federspiel bringen und stößt an. Die Herren nehmen wieder Platz und es entsteht eine kurze Pause, in der Karl sich verunsichert fragt, ob nun er an der Reihe sei, einige kluge Worte von sich zu geben.

»Sehen Sie!«, Kants ruhige, müde wirkende Stimme. Karl weiß, dass man sich von dieser Stimme nicht täuschen lassen darf. Hinter ihrer Effektlosigkeit steht ein Wille, der Widerstand nicht duldet. »Sehen Sie!«, sagt er. »Dieses Gestüt ist ein Lebenstraum von mir. Vielleicht DER Lebenstraum. Man kann sich nicht ständig mit Geschäften, Finanzierungen und Problemen beschäftigen.

Ich will mir, meiner Familie und meinen Freunden etwas bieten, das es sonst auf der ganzen Welt nicht gibt. Und wenn ich von meinen Freunden spreche, meine ich den israelischen Ministerpräsidenten oder den New Yorker Bürgermeister. Sie alle sollen hier etwas finden, das es bei den Clintons oder sonst jemandem nicht zu finden gibt.

Sie müssen aufs Ganze gehen!

Und, junger Mann, bei mir können Sie viel erreichen, wenn Sie dieses Projekt, das mir so am Herzen liegt, perfekt durchführen.«

Er erhebt sich, nickt Karl zu und geht.

Hugo Friedrich übergibt Karl einen Ordner mit den wichtigsten Schriftstücken, einen Schlüsselbund, auf dem sich alle Schlüssel der Gebäude des zukünftigen Edelgestüts befinden.

»Viel Glück!«

Man verabschiedet sich. Karl geht.

Hugo Friedrich betritt den Nebenraum. Kant sitzt in seinem Fauteuil und raucht.

»Und? Dein Eindruck?« fragt der Privatsekretär.

Kant wiegt die Zigarre hin und her.

»Ein guter Fang. Nicht so hündisch wie sein Vorgänger. Entschlossen … Aber wer weiß! Ich möchte, dass du ihm genau auf die Finger schaust. Lass ihn nicht aus den Augen.«

»Keine Sorge. Er ist umringt von ergebenen Leuten.«

Sein erster Weg in Wieselburg führt Karl von Rößnitz in sein neues Heim. Bei mehreren Besichtigungen hat er sich für dieses Objekt entschieden. Ein renovierter und modernisierter Vierkanthof in den Hügeln am Rande der Stadt. Er hat noch nie so exquisit gewohnt. Das meiste von dem, was die nahe Zukunft mit sich bringen wird, hat es vorher in seinem Leben nicht gegeben. Er wird die Chance nutzen! Und er wird sofort damit beginnen. Schritt für Schritt!

Er setzt sich vor den offenen Kamin und liest ein weiteres Mal die Unterlagen durch.

Der erste Schritt, er sucht nach dem ersten Schritt, den es zu tun gilt. Keines der vorhandenen Gebäude soll bestehen bleiben. Alle, inklusive des ehrwürdigen Hauses vergangener Zeiten, müssen abgerissen werden. Pläne für den Neubau liegen vor. Eigentlich hätte sein Vorgänger den Bau längst schon beginnen müssen. Warum ist das nicht geschehen? Karl entnimmt den Papieren, dass es Mieter gab in dem so bezeichneten früheren »Kommandogebäude«. Und es gibt nach wie vor eine Mieterin. Die letzte. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln hat sie sich gegen die Auflösung ihres Mietvertrages gewehrt: Rosa Luise Minetti. Warum ist seinem Vorgänger die Auflösung des Mietvertrages bei den anderen Parteien gelungen, bei dieser Dame aber nicht? Das geht aus den vorhandenen Papieren nicht hervor. Der Mietvertrag der Frau weist keine Besonderheiten auf. Den Parteien wurden Wohnungen mit höherem Standard zum gleichen Mietpreis angeboten. Warum hat Frau Minetti dieses vorteilhafte Angebot nicht angenommen? Warum wurde ihr der Mietvertrag danach, wegen des unumgänglichen Abrisses des Objektes, nicht einfach gekündigt, wie laut Vertrag möglich?

Karl schreibt in sein Notebook:

1. Kündigung Minetti: Rechtlich abklären, morgen überbringen, keine Kündigungsfrist.

Gegen Mitternacht geht Karl schlafen. Er liegt in dem aus Zirbenholz gefertigten Doppelbett und denkt an seine Verlobte. Trotz der Differenzen, die es in letzter Zeit gegeben hat, wäre er jetzt gerne mit ihr zusammen. All das, was sie ihm vorgeworfen hat, stimmt doch nicht. Sie wird das begreifen, und eines Tages wird er nicht alleine in diesem für ihn viel zu großen Bett liegen.

Für Karl ist das Erwachen ein paradiesischer Traum. Dafür hat er hart gearbeitet. In der Monarchie kamen die von Rößnitz’ von Sachsen nach Wien. Mit Ende des Ersten Weltkrieges verloren sie dort ihr »von«. Wenn Karl auch keinen Wert darauf legt, Spross eines traditionsreichen Geschlechtes zu sein, die Sicherheit, sich von der breiten Masse zu unterscheiden, kennt er von Kindheit an. Dazugehört hat er nie. In seinem neuen Umfeld fühlt er sich erstmals in seinem Leben zu Hause. Sein Großvater wäre stolz auf ihn.

Er will sich nicht erlauben, Zeit für diesen Gedanken zu verschwenden. Er hat zu tun. Dem in ihn gesetzten Vertrauen will er gerecht werden. Wie Kant mit erfolglosen Mitarbeitern verfährt, kann Karl an den wenigen Details, die er über seinen Vorgänger weiß, ablesen. Und er will Randolf Kant schnell und umfassend beweisen, dass seine Erwartungen ohne Einschränkung gerechtfertigt sind.

Als Karl in seinen alten Opel Corsa steigt, erinnert er sich lächelnd an den Hinweis Hugo Friedrichs, als dieser erstmals diesem Fahrzeug gegenüberstand: »Sie sollten sich nach einer standesgemäßen Limousine umsehen. Herr Kant mag es nicht, wenn sein Team verlottert daherkommt. Nehmen Sie etwas, das zu Ihrer neuen Aufgabe passt. Erklären Sie dem Verkäufer, er soll den Wagen in Kants Fuhrpark eingliedern.«

Ja, das wird er gleich nach dem ersten Punkt auf der Prioritätenliste tun.

1. Kündigung Rosa Luise Minetti.

Er hat alles dafür vorbereitet. Das Schreiben ist per Mail mit Kants Hausjuristen abgeklärt. Rechtlich keinerlei Einwände. Einer fristlosen Kündigung des Mietvertrages der Dame steht nichts im Weg. Alle Rechtsmittel dagegen wurden von Frau Minetti bereits ausgeschöpft. Unfassbar, warum sein Vorgänger die Dame nicht einfach auf die Straße gesetzt hat. Gut, das hat auch Karl nicht vor. Kulanterweise wird man ihr, wenn sie bereitwillig die Kündigung zur Kenntnis nimmt, eine neue, höherwertige Wohnung zum selben Preis anbieten. Kant ist kein Unmensch. Im Gegenteil, gerne sieht er sich als Wohltäter an denen, die es nicht so gut haben. Auch das Gestüt wird ein soziales Mäntelchen bekommen. Oder besser: ein Schmucktuch. Zwei Ziele sollen damit verfolgt werden: Hilfe für Bedürftige und andererseits eine Imageaufwertung der Person Randolf Kant.

Karl parkt den alten Opel hundert Meter vor seinem Ziel am Straßenrand. Etwas komisch ist es doch, in der neuen Rolle, erhobenen Hauptes aus der alten Karosse zu steigen. Karl geht auf das Haus zu. Von der Ferne macht es einen imposanten Eindruck. Schönbrunner Gelb, dunkel gebeiztes Holz, grüne Fensterrahmen. Ein schön geschwungenes Dach mit darin eingebetteten Erkern. Jetzt, Anfang Juli, umbauschen die mächtigen Kronen der alten Kastanien und Linden mit ihrem Grün die Würde des Gebäudes. Einige der Bäume wird man stehen lassen. Vielleicht ist es möglich, den einen oder anderen zu verpflanzen, um ihn ins Gesamtarrangement einzubinden. Man wird sehen.

Aus der Nähe betrachtet ist klar, warum die alte Bausubstanz, auch wenn man es wollte, nicht erhalten bleiben kann. Wahrscheinlich war damals während des Weltkrieges auch nicht geplant, ein langlebiges Haus für den Kommandostand des Gefangenenlagers zu errichten. Es hatte zu repräsentieren, herauszuragen aus dem Meer der Gefangenenbaracken, symbolisch die Macht des Habsburger Kaiserhauses zum Leuchten zu bringen. Gebaut wurde es wie all die anderen Gebäude des Lagers in Barackenweise, was heißen soll: ein Holzbalkengerüst, verschalt mit Fichtenbrettern. Die Wände wurden mit Sägespänen und Schlacke gefüllt. Auf die Balken nagelte man Schilfmatten, verlegte elektrische Kabel rohrlos darauf, ebenso Wasser- und Kanalisationssysteme. Danach verputzte man Wände und Decken. Auf die Böden legte man Fichtenbohlen. Es gibt gemauerte Kamine. Ein geschwungenes Blechdach, gehalten von vier verputzten Säulen, soll ihm den Charakter eines kleinen Herrensitzes verleihen. Selbst im Krieg hat man in jener Zeit auf Schönheit und Repräsentation geachtet.

Im Gegensatz dazu steht die jetzige Beschaffenheit des Gebäudes: Das Dach befindet sich in desolatem Zustand, an vielen Stellen läuft Wasser in den Dachboden ein.

Das Füllmaterial in den Wänden hat sich bis hinunter ins Erdgeschoß abgesetzt, sodass eine entsprechende Isolation in weiten Teilen nicht mehr gegeben ist. Wasserrohre vereisen. Elektrische Kabel liegen ungeschützt im Putz. Wie weit die tragenden Balken vermorscht sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Das wird man erst beurteilen können, wenn die Decken abgetragen sind.

Im Gesamtbild bestätigen alle Gutachter, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder trägt man das Gebäude ersatzlos ab, oder man renoviert mit der an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, mehr oder minder die gesamte Bausubstanz erst recht neu errichten zu müssen.

Beide Varianten machen den Auszug der Bewohner unumgänglich. Die weitaus kostengünstigere Alternative ist der Abriss.

Unverständlich, denkt Karl, während er den weitläufigen, verwilderten Garten besichtigt, der einmal Teil eines wunderbar angelegten Parks gewesen ist, unverständlich, warum Rosa Luise Minetti sich dem Umzug widersetzt hat. Beim Zustand des Hauses kann man für ihre Sicherheit nicht garantieren.

Karl betritt das Vorhaus. Er kennt das Foto vom Stiegenaufgang im Kommandogebäude. Immer noch das gleiche Stiegengeländer, aber anstelle der strahlenden Pracht in strenger militärischer Ordnung ist nur noch Verfall zu sehen.

Er steigt die ächzenden Holzstufen hinauf. Oben links der Eingang zur noch bewohnten Wohnung. Schales Licht aus der Oberlichte. Weiß lackierte, an manchen Stellen abgeschabte, angeschlagene Planken. Tür, Zargen und Wand mit formschönen Kantenprofilen und herausgedrechselten Füllungen.

Er klingelt. Irgendwo in der Wohnung hört er Geräusche. Schritte auf den knarrenden Bohlen. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss, die Wohnungstür wird einen Spaltbreit aufgetan. Ein Gesicht: »Ja?«

Ein ovales Gesicht. Locker nach oben gefasst das dunkelbraune Haar. Strähnen haben sich gelöst und fallen in Stirn und Nacken. Dunkle Brauen über leicht gewölbten Augen. Die Nase gerade und schlank, vielleicht ein wenig zu groß für die ansonstige Zartheit. Karl von Rößnitz stellt sich vor. Freundlich, aber klar erklärt er seine Position.

Die Lippen, jetzt zusammengepresst, mit leicht gesenkten Mundwinkeln. Ihre Mimik sagt: »Sinnlos, was du da tust!«

»Darf ich kurz reinkommen?«, fragt Karl höflich und denkt: – Für sechsundfünfzig Lebensjahre eine überraschende Schönheit. –

»Kommen Sie nur.« Sie will ihn in die Küche bitten.

»Danke, danke! Ich denke, das wird nicht nötig sein.« An wen erinnert ihn diese Frau in ihrer reifen Weiblichkeit? Es will ihm nicht einfallen.

»Hat man Ihren Vorgänger abgeschossen?«

»Entschuldigen Sie, das entzieht sich meiner Kenntnis. Außerdem führen wir hier keinen Krieg. Das Vorhaben bedurfte wohl eines Mannes vom Fach.«

»Dann sind Sie also Türsteher, besser bezeichnet als Rausschmeißer?« Sie sagt das provokant, aber keineswegs feindselig, fast kabarettistisch.

»Womit wir beim Thema wären. Ich bitte Sie, mir zuzuhören.«

Karl beschreibt in kurzen Sätzen den baufälligen Zustand des Hauses. Er stellt Gefahrenszenarien in den Raum und schließt mit gesetzeskonformen Notwendigkeiten.

»Kurz und gut! Es führt kein Weg daran vorbei, Ihren Mietvertrag aufzulösen.« Er drückt ihr den Brief in die Hand. Ein Hauch von Rosenduft geht von ihrer Bewegung aus. Sie öffnet das Kuvert, entfaltet das Blatt, liest, lächelt: »Delogierung, nach Ablauf von drei Tagen, sollte ich nicht zustimmen?«

»So wird es sein, wenn Sie nicht zur Vernunft kommen.«

Die Dame kontert unbeeindruckt: »Hat man Ihnen gesagt, dass dieses Gebäude den Status ›denkmalwürdig‹ besitzt?« Sie sieht ihn herausfordernd an und er fühlt sich wie ein Schüler, der eine Frage nicht beantworten kann.

»Hat man also nicht. Und Sie waren nicht klug genug, Herr Mann vom Fach, dies zu überprüfen? – Auf den ersten Blick hätte ich mir da mehr von Ihnen erwartet, Herr Karl Rößnitz, von und zu.«

Karl hebt die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, doch bevor er antworten kann, setzt sie neuerlich an.

»Nun hören Sie mir mal zu! Sobald Sie das Haus oder zumindest meine Wohnung verlassen haben, weil ich Sie gebeten habe zu gehen, werde ich das Denkmalamt anrufen. Ich stehe mit einem sehr versierten Herrn Doktor in Verbindung. Der wird morgen bei Ihnen vorsprechen und Ihnen ein Kuvert überreichen. Was glauben Sie, was da drinnen stehen wird?

Die Denkmalwürdigkeit wurde – unter bestimmten Umständen arbeiten die zuständigen Behörden prompt – in »vorläufigen Denkmalschutz« umgewandelt.

Das heißt für Sie: Jegliche Baumaßnahmen stehen ab sofort unter Aufsicht des Denkmalamtes. Von einem Abriss kann nicht die Rede sein. Zumindest muss Ihr lieber Herr Randolf Kant einige Jahre den Ausgang des von ihm wahrscheinlich eingeleiteten Rechtsstreits abwarten, bis auch nur irgendetwas an diesem Haus verändert werden kann. Ich bin mir sicher, dass dann eine umfassende Renovierung vom Eigentümer verlangt wird. Können Sie mir folgen?«

Darauf ist Karl nicht vorbereitet. Und er hasst Situationen, auf die er nicht vorbereitet ist. Sein Zeigefinger schwingt in der Luft, was seine Verunsicherung nur an Deutlichkeit gewinnen lässt.

»Und jetzt bitte ich Sie zu gehen. Wie Sie gehört haben, gibt es einiges für mich zu tun!«

Sie öffnet die Tür, ihr Arm weist nach draußen. Karls Beine setzen sich mechanisch in Bewegung. Doch er dreht sich nochmals um, kommt direkt vor Rosa Luise Minetti zu stehen.

»Morgen stehen die Bagger vor dem Haus!«

»Oh, das wird ein hübsches Bild auf dem Titelblatt der Krone: Eine armselige Frau steht hilflos zwischen dem schönen Haus und Ihren Monsterbaggern. Also muss ich auch noch die Presse aktivieren. Guten Tag!«

Karl hastet grußlos davon. Die Treppe hinunter. Unten angekommen, schielt er zurück nach oben. Er ist dieser Frau nicht gewachsen. Wie ein kleiner Schuljunge fühlt er sich. Doch das darf nicht sein! Rosa steht oben ans Geländer gelehnt: »Seine Baupläne kann sich Ihr Chef …«

Das hat er nicht nötig. Wirklich nicht, das nicht!

Karl schmeißt die Tür hinter sich ins Schloss.

Später sitzt er an seinem Schreibtisch und denkt nach.

Das mit dem »vorläufigen Denkmalschutz« des Hauses hat sich als Tatsache herausgestellt. Er ärgert sich über sich selbst. Mit Freundlichkeit und entsprechendem Charme hätte er wahrscheinlich mehr erreicht.

Er weist den Anruf seiner Verlobten ein drittes Mal ab. Jetzt kann er nicht sprechen. Es hilft nichts, er muss seinen Stolz überwinden. Er versucht, sich in die Lage Rosa Luise Minettis zu versetzen. Sie ist eine schöne Frau. Das hat ihn angesprochen. Er wählt ihre Nummer.

»Ja?« Ihre kehlige, dunkle Stimme. Etwas verschlafen.

»Es tut mir leid. Ich entschuldige mich für mein Vorgehen. Es geht doch gar nicht darum, dass wir Ihnen etwas wegnehmen wollen. Ganz im Gegenteil!«

Er wirbt für eine beiden Seiten dienliche Lösung. Dabei versucht er, sein positives Bild von ihr vor seinem geistigen Auge nicht zu verlieren. Er wolle ihr die Pläne ihrer neuen Wohnung zeigen. »Ein Prachtstück! Gerne fahre ich Sie hin!« Wie charmant er sein kann.

Eine Weile ist es still am anderen Ende der Leitung.

»Was sagen Sie?«

»Nein!« sagt sie. »Ich habe nichts Persönliches gegen Sie! Sicher sind Sie ein sympathischer junger Mann. Wenn Sie verstehen wollen, warum ich diese Wohnung nicht aufgeben kann, müssen Sie mir zuhören. Ich meine nicht ein paar Minuten, sondern ein paar Stunden. Aber wenn Sie sich die Zeit nehmen, werden Sie verstehen. Ihr Vorgänger hat das abgelehnt. Wahrscheinlich führte das letztlich zu seiner Kündigung.«

»Wann?«

»Jetzt!«

»Aber es ist knapp vor dreiundzwanzig Uhr.«

»Ich bin ein Nachtmensch, und Sie wollen und müssen die Sache so schnell wie möglich klären. Sie stehen unter Druck. – Also?«

»Okay! Jetzt! Warten Sie auf mich.«

Karl setzt sich in den Wagen und fährt los. Er will und muss das Problem lösen.

Während der Fahrt kommt ein weiterer Anrufversuch seiner Verlobten herein. Er nimmt das Gespräch an.

»Hallo, meine Liebe!«

»So geht das nicht! Seit Wochen komme ich an dich nicht mehr heran. Noch weniger als sonst. So geht das nicht! Aber wenn dein Herr Randolf Kant ruft, stehst du Habt-Acht …«

»Liebste, ich bin in Eile. Können wir das ein anderes Mal klären? Es ist nicht so, wie du das empfindest.«

»Nein, jetzt hörst du mir zu. Ich bin auf dem Weg zu dir. Wir werden uns in deinem neuen Haus treffen …«

»Das ist unmöglich! Lass uns morgen darüber sprechen! Ich mache das alles auch für dich!«

»Nein! Entweder du bist in einer halben Stunde zu Hause oder ich verzichte auf dich.«

»Wie meinst du das?«

»Ich habe deinen Verlobungsantrag angenommen, weil du versichert hast, du würdest dich ändern. Geändert hat sich nur, dass ich mit einem Mann verlobt bin, den ich nie zu Gesicht bekomme. Und das reicht mir jetzt. Also, entweder bist du da, oder du findest meinen Schlüssel deiner neuen Behausung unter deinem Fußabstreifer!«

Bevor er noch etwas sagen kann, hat sie das Gespräch beendet. So hat er sich das nicht vorgestellt. Ganz im Gegenteil. Warum macht er denn das alles?

Er kennt sie gut. Sie wird tun, was sie angekündigt hat. Kurz überlegt er umzudrehen. Dann aber gibt er Gas und fährt weiter. Ihm ist zum Heulen zumute.

Diesmal parkt er den Wagen direkt vor dem alten Haus. Im ersten Stock brennt Licht. Er geht die Treppe hinauf, klingelt.

Rosa öffnet. Sie sieht ihn an und weiß Bescheid. Nicht die Fakten weiß sie, aber die dunklen Wolken, die mit ihm in ihre Wohnung schweben, sieht sie. Sie geben einander die Hand.

»Kommen Sie weiter.«

Dann sitzt er in ihrem Wohnzimmer und spürt, wie die halbe Stunde verstreicht, und sieht den Schlüssel unter seinem Fußabstreifer. Frau Minetti öffnet eine Flasche Rotwein.

»Der kommt aus Norditalien, aus der Gegend meines Großvaters«, sagt sie und setzt sich ihm gegenüber.

2

Karl sitzt auf dem Sofa und versucht, sich auf die Situation zu konzentrieren. Er möchte der Frau ungeteilte Präsenz vermitteln. Innerlich sieht er das Glas einer Sanduhr. Unerbittlich verrinnen die Sekunden der halben Stunde, von der nur noch wenige Minuten geblieben sind. Nach außen sieht er Rosa zu, wie sie den samtroten Wein in die Gläser gießt. Innen wechseln die Sequenzen, als würde jemand gegen Karls Willen den Film seiner Liebe nach Schlüsselszenen absuchen. Arvo Pärt: Cantus in Memory … als Hintergrundmusik der bewegten Bilder. – Offenbar bin ich reif dafür geworden, die Größe des Verlustes zu erkennen –, denkt Karl. – Unerklärbare Gefühle der Schuld, ja, mehr als das, entstehen in mir. – Was sieht er? Blicke im Hörsaal. Strahlend blaue Augen. Tag für Tag die Suche nach dem Platz, der ihn ins Zentrum dieser Blicke rückt. Sein Getue, als ginge ihn das alles nichts an. Die Lähmung, als säße er in einem Rollstuhl. Es gehört nicht zu seinen Begabungen, in Liebesangelegenheiten aktiv nach außen zu gehen. Sophia hat nicht nachgelassen. Ihr ist es zu verdanken, dass es zu einem Gespräch kam. Sie war es, die ihn in ihre WG einlud. Karl sieht sich mit zwei anderen Männern Sophia gegenübersitzen. Was er sich alles vorgestellt hat, wie es in einer WG abläuft, die aus einer Frau und zwei Männern besteht. Nicht er war es, der als Erster von seiner Liebe sprach. Sophia hat ihn immer wieder mit neuen Schritten überrascht. Manchmal ging ihm das zu schnell. Manchmal hat er sich gefühlt wie im Paradies. Er hätte es nicht gewusst, dass die Frauen auf ihn fliegen, hätte Sophia es nicht so geradeheraus gesagt. Das Studium, der Abschluss. Seine unbändige Sucht, der Beste sein zu wollen, um für sich die Welt zu öffnen. Das war nicht leicht mit Sophia. Sie hat begonnen zu fordern. Und er hat begonnen zu besänftigen. Dann die Verlobung vor drei Monaten. Wieder das strahlende Blau in ihren Augen. Worte, die seine Rüstung durchschlugen. Vielleicht hat er sich wirklich mehr und mehr zurückgezogen. Er glaubt es nicht. Gerne hätte er sich weiter von ihrem Werben betören lassen. Er hat die einzigartige Chance, die Randolf Kant ihm bot, vorgeschoben. Karl gaukelte Sophia ein zukünftiges Ausnahmeleben vor, worauf sie ihr Waffenarsenal zurückzog. So eine Zukunft würde ihrer Liebe zu Karl eine solide Grundlage verschaffen.

Karl sieht Sophia ihren Monolog mit ihren blauen Augen sprechen: Sie werde ihren Studienabschluss auf später verschieben. Einer sollte bei den Kindern bleiben. Ihre Aufgabe sehe sie darin, für ihn und die Familie da zu sein. Er müsse sich um nichts anderes sorgen und könne sich seinem Arbeitsfeld widmen. Verstört saß er damals da: Welches Kind? Welche Familie? Was für ein Leben?

»Ja!«, sagte er und lächelte.

Eine Kirchenglocke schlägt an.