Der rote General - Alfred Wallon - E-Book

Der rote General E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Kanada, 1812. Er träumt von der Freiheit, von einer großen Allianz der Indianerstämme und vom Recht, das Land seiner Väter besitzen zu dürfen. Doch obwohl Tecumseh, Häuptling der Shawnee, aus vielen Schlachten siegreich hervorgegangen ist, kann er nicht verhindern, dass die von ihm gegründete Stadt Prophet's Town fällt. Viele Jahre später kämpft Tecumseh an der Seite der britischen Armee in Kanada – und erfährt, wer sich im Gefolge des angreifenden amerikanischen Generals Harrison befindet: Sunwalker, der Verräter, der einst den Untergang von Prophet's Town besiegelte. Tecumseh kennt nur noch ein Ziel: Rache!

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Seitenzahl: 129

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DER ROTE GENERAL

ONLY EBOOK - WESTERN

BUCH 12

ALFRED WALLON

IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

e101 Alfred Wallon Die letzten Tage von Stonewall Jacksone102 Alfred Wallon Das Gewissen eines Killerse103 Alfred Wallon Stahlspur nach Leadvillee104 Alfred Wallon Die Pioniere von Kentuckye105 Alfred Wallon Tod am little big Horne106 Alfred Wallon Geistertanze107 Alfred Wallon Die Expeditionen des Jedediah Smithe108 Alfred Wallon Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clarke109 Alfred Wallon John Calhouns Geheimnis - Die Calhouns - Eine Texas-Dynastie - Band 1e110 Alfred Wallon Revolver-Rachee111Alfred Wallon Blutige Grenzee112 Alfred Wallon Der rote General

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Mario Heyer

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-6842-7

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INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Die geschichtlichen Hintergründe dieses Romans

Über den Autor

KAPITEL1

Leichter Wind kam auf, als die zehn Spähreiter am nördlichen Ufer des Maumee-Flusses entlang ritten und das hügelige Gelände auf der anderen Seite des Flusses inspizierten. Die Sonne stand schon weit im Westen, und der Abend war nicht mehr fern. Noch war es ruhig am Maumee – aber das konnte sich rasch ändern, denn es gab Gerüchte, dass amerikanische Truppen auf dem Vormarsch waren.

Der Mann, der die Späher anführte, trug die Unform eines britischen Brigadegenerals, aber seine Gesichtszüge standen in einem krassen Gegensatz zu dem Rang, den er inne hatte. Blauschwarzes Haar fiel ihm weit über den Kragen seiner roten Uniform. Sein bronzefarbenes Gesicht war sehr ausdrucksstark, mit wachsamen Augen, deren Blicke schon so manchen eingeschüchtert hatten. Er überragte die meisten seiner Gefolgsleute um Haupteslänge, und seine Befehle waren bei den Gefolgsleuten ungeschriebenes Gesetz. Denn seinen Namen kannte jeder der über 700 Krieger, die sich ihm in diesem Herbst 1812 angeschlossen hatten, um den Kampf gegen die verhassten amerikanischen Kolonisten und deren Truppen fortzusetzen.

Tecumseh! Ein Name, der auch in Kanada mittlerweile in aller Munde war. Tecumseh, der einstige Häuptling der Shawnees und große Anführer einer indianischen Nation, deren erklärtes Ziel es gewesen war, mit vereinten Kräften das weitere Vordringen der Weißen zu verhindern. Aber diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt, so dass Tecumseh verbittert Amerika den Rücken gekehrt hatte und vor einem Jahr nach Kanada gegangen war.

Tecumseh hob die rechte Hand, während er seinen Rappen zügelte. Er hatte längst den Schwarm Vögel in einiger Entfernung bemerkt, die fluchtartig die Baumkronen verließen und sich rasch entfernten.

„Bringt die Pferde hinter die Büsche und postiert euch dort. Rasch!“, rief er seinen Kriegern zu.

Jeder der Krieger hatte sofort begriffen, um was es ging. Die Worte des legendären Shawnee-Häuptlings, der es innerhalb eines einzigen Jahres geschafft hatte, in der britischen Armee Brigadegeneral zu werden, waren eine deutliche Warnung. Niemand hätte es gewagt, Tecumsehs Entscheidungen auch nur im geringsten anzuzweifeln. Aufgrund seines Ranges hätte er längst nicht mehr Spähtrupps anführen müssen, aber Tecumseh wollte es so. Er hatte gelernt, sich auf seine eigenen Beobachtungen zu verlassen und dann daraus seine Schlüsse zu ziehen.

Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Krieger ihre Pferde in die Büsche geführt, die in unmittelbarer Nähe der Furt besonders dicht wuchsen. Tecumseh achtete darauf, dass die Krieger jetzt ihre Musketen bereit hielten, denn es war bestimmt mit einem Kampf zu rechnen. Gefahr war im Anzug – Tecumseh spürte das, und deshalb hatte auch er seine Muskete schussbereit.

Tecumseh war 44 Jahre alt, aber seine Ausdauer und Konditionen waren für viele jüngere Krieger ein Vorbild. Er war schlank, besaß aber dennoch starke Muskeln, die schon so manchen Gegner im Kampf bezwungen hatten.

Er verhielt sich ganz still und beobachtete von seinem Versteck aus das andere Ufer des Maumee River. Dreißig Yards weiter flussabwärts gab es eine Furt. Genau an dieser Stelle tauchte zwischen den Büschen ein einzelner Reiter auf, der sein Pferd zügelte und misstrauisch das Gelände inspizierte. Keiner von Tecumsehs Kriegern wagte sich jetzt zu rühren. Bronzenen Statuen gleich verharrten sie in ihrem Versteck und beobachteten weiter, was geschah.

Die Minuten verstrichen quälend langsam, bis der Reiter schließlich sein Pferd wendete und Sekunden später im dichten Unterholz verschwand. Tecumseh gab seinen Kriegern ein Zeichen, sich weiterhin ruhig zu verhalten. Das war auch gut so, denn kurz darauf tauchte der Reiter wieder am Waldrand auf. Diesmal war er aber allerdings nicht allein, sondern kam mit sieben weiteren Reitern.

Um Tecumsehs Mundwinkel zuckte es, als er die Uniformen der amerikanischen Soldaten erkannte. Jetzt wusste er, dass an den Gerüchten etwas dran war, die schon seit einigen Tagen an der Grenze zu Kanada kursierten. Es hieß, dass die Amerikaner einen Vorstoß wagen würden, um sich für die erlittene Schmach von Detroit zu rächen.

Kommt nur näher, dachte Tecumseh im Stillen. Auf dieser Seite des Maumee River erwartet euch nur der Tod!

Der Scout trieb sein Pferd an und dirigierte es als erster hinüber zur Furt. Die anderen Reiter folgten ihm. Wasser spritzte unter den Hufen der Tiere auf, als die Soldaten die Furt durchquerten. Einen günstigeren Moment als jetzt gab es nicht.

Als Tecumseh seine Muskete hob, einen der näher ankommenden Reiter anvisierte und Bruchteile von Sekunden später abdrückte, dachte er an das Unrecht, das ihm und vielen Indianerstämmen widerfahren war. Das Aufbellen des Schusses zerriss die Stille, und Tecumsehs Kugel traf den Soldaten, der neben dem Scout durch die Furt ritt. Der Mann schrie auf und stürzte vom Pferd.

Das war das Zeichen für die anderen Krieger, das Feuer auf die verhassten Feinde zu eröffnen. Die Soldaten waren von dem plötzlichen Angriff so überrascht, dass sie viel zu spät reagierten. Bevor sie ihre Pferde herum reißen und rasch wieder zurück ans sichere Ufer reiten konnten, fielen drei weitere Soldaten unter den Schüssen der Heckenschützen. Ihre blutigen Körper stürzten in das seichte Wasser des Maumee River.

Tecumseh erfüllte ein großer Triumph, als er sah, wie seine Krieger den fliehenden Soldaten weitere Schüsse nachjagten. Noch ein Soldat wurde von einer Kugel getroffen, bevor es ihm gelang, eine sichere Deckung zu erreichen. Sein qualvoller Schrei war klar und deutlich zu hören, als er seitlich aus dem Sattel stürzte. Aber sein Schrei ertönte nur wenige Sekunden, denn als er auf dem steinigen Uferboden aufschlug, war er schon tot.

Hufschläge signalisierten Tecumseh, dass die zwei überlebenden Soldaten hastig das Weite suchten. Trotzdem wartete Tecumseh noch einen Moment ab, bevor er sich aus seiner Deckung wagte. Die übrigen Krieger verließen nun auch das Gebüsch und stießen triumphierende Schreie aus, als sie die reglosen Körper der Soldaten sahen, die in der Furt lagen und von den Wellen des Maumee River umspült wurden.

„Behaltet das andere Ufer im Auge“, sagte Tecumseh. „Schaut dort nach, ob alles sicher ist.“

Zwei der Shawnee-Krieger spurteten sofort los. Kyashuta und Chiksika waren zwei seiner treusten Gefolgsleute, denn sie hatten sich ihm schon unmittelbar nach dem Fall von Prophet´s Town angeschlossen und waren seitdem an seiner Seite. Sie holten ihre Pferde, saßen auf und trieben die Tiere durch die Furt hinüber zum anderen Ufer. Erst als sie Tecumseh zuwinkten und ihm dadurch zu verstehen gaben, dass zumindest im Moment keine weitere Gefahr mehr drohte, begann sich der rote General zu entspannen. Der Druck der letzten Minuten wich von ihm, und er atmete auf.

„Tecumseh!“, hörte er auf einmal Kyashutas Stimme, während er wild mit der rechten Hand gestikulierte und auf den Weißen zeigte, der am Ufer lag. „Dieser Soldat hier lebt noch. Sollen wir ihn töten?“

Während er das sagte, hatte er bereits sein Kriegsbeil aus dem Gürtel gezogen und zeigte damit auf den Weißen. Tecumsehs lauter Befehl ließ ihn jedoch sofort inne halten.

„Warte, Kyashuta!“, rief ihm Tecumseh zu. Auf einen kurzen Wink hin brachte ihm einer der anderen Krieger sein Pferd. Tecumseh saß rasch auf und lenkte das Tier durch die Furt hinüber zum anderen Ufer. Dort sah er den Weißen, dessen Uniform einen großen dunklen Fleck an der Stelle aufwies, wo ihn die Kugel getroffen hatte. Die Wunde blutete immer noch, und der Soldat stöhnte leise, als Tecumseh abstieg und mit schnellen Schritten zu ihm ging. Während er sich zu ihm herunter beugte, schlug der Soldat die Augen auf und zuckte zusammen, als er in das mitleidlose Gesicht des einstigen Shawneeführers blickte.

„Ihr roten Hunde …“, murmelte er, während der ganze Körper auf einmal zu zittern begann. „Wir werden euch … alle in die Hölle … jagen …“

„Du wirst vor uns dort sein, Soldat“, erwiderte Tecumseh mit ausdrucksloser Miene.

Der Soldat murmelte etwas, was Tecumseh nicht verstehen konnte. Deshalb kam Tecumseh noch näher. In diesem Moment griff der sterbende Soldat nach Tecumsehs rechten Oberarm und klammerte sich ganz fest daran, während er seine letzten Kräfte mobilisierte.

„Triumphiert nicht … zu früh“, murmelte er. „Generals Harrisons …Truppen sind nicht mehr … weit entfernt. Bald werden sie … hier sein, und dann …“

Ein weiterer Hustenanfall unterbrach die Worte des Soldaten. Blut lief ihm aus dem linken Mundwinkel, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern.

„Amerika wird …siegen, Rothaut. Daran … ändert auch … deine stolze Uniform … nichts mehr. Du bist … nur ein elender … Indianer!“

Seine Augen weiteten sich, und er bäumte sich noch einmal kurz auf. Dann fiel er zurück. Die weit im Westen stehende Sonne konnte er nicht mehr sehen, denn er war schon tot.

Tecumsehs Gesichtszüge wirkten im ersten Moment verschlossen und sehr nachdenklich. Denn jedes einzelne Wort des Soldaten hatte Dinge wieder zum Leben erweckt, die er in den hintersten Winkel seiner Erinnerungen verbannt hatte. Aber jetzt waren sie wieder da – und lebendiger denn jemals zuvor.

Während seine Krieger die toten Soldaten ausplünderten, deren Waffen und sonstige verwertbaren Besitztümer an sich nahmen, drifteten Tecumsehs Gedanken zurück bis zu dem Tag, an dem sich sein Leben von Grund auf verändert hatte.

KAPITEL2

15.Juli 1811, in der Nähe von Prophet´s Town

Tecumseh spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte, aber er konnte nicht sagen, was es war. Je näher er seiner Heimat und der Stadt kam, in der Tecumseh und sein Bruder Tenkswatawa so viele Anhänger um sich geschart hatten, umso unruhiger wurde er. Seine Nervosität stieg noch an, als er dem Lauf des Tippicanoe folgte und am Ufer auf einmal etwas entdeckte, was ihn sofort veranlasste, sein Pferd zu zügeln und rasch abzusteigen.

Es war ein Teil eines Lederhemdes, wie man es bei seinem Volk trug, aber die Ränder waren geschwärzt. Tecumseh roch kurz daran und zuckte zusammen. Dieses Gefühl steigerte sich noch, als er wieder aufsaß und weiter ritt.

Tecumseh wunderte sich darüber, dass ihm auf dem Weg nach Prophet´s Town niemand begegnete. Angesichts der Spannungen zwischen den Kriegern und den Truppen des Gouverneurs William Henry Harrison beunruhigte ihn das. War etwas Schlimmes in der Zwischenzeit geschehen? Immerhin war er mehrere Monate weg gewesen und hatte versucht, seine Botschaft einer alles umfassenden indianischen Union den anderen Stämmen weiter im Süden zu erklären und sie dafür zu gewinnen. Es gab berechtigte Hoffnung, dass diese Allianz entstehen würde.

Aber diese Hoffnung zerschlug sich, als Tecumseh nur noch eine knappe Meile von Prophet´s Town entfernt war. Eigenartig – er roch kalten Rauch in der Luft. Als wenn er in der Nähe ein großes Feuer gewütet hatte. Schlimme Gedanken gingen Tecumseh durch den Kopf, als er schließlich den Hügel erreichte, von dessen höchsten Punkt man das bewaldete Tal sehen konnte, in dessen Zentrum Prophet´s Town lag.

Nichts war mehr so wie er es gekannt hatte. Dort, wo sich die Stadt befunden hatte, waren nur noch geschwärzte Ruinen und nieder gerissene Palisaden. Selbst Teile des nahe liegenden Waldes waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Was für ein mächtiges Feuer mochte hier gewütet und ein unglaubliches Werk der Zerstörung angerichtet haben!

Tecumseh trieb sein Pferd an. Er hatte es eilig, die Trümmer der Stadt zu erreichen. Als er so nahe gekommen war, dass er weitere Einzelheiten erkennen konnte, wurde sein Herz dunkel vor Kummer. Alles war vernichtet. Die Langhäuser waren verbrannt, die Felder verwüstet und sämtliche Gerätschaften unbrauchbar gemacht worden. Selbst die Lagerhäuser, in denen ein Teil der Ernte deponiert worden war, existierten nicht mehr. Über der ganzen Stadt hing eine Atmosphäre des Todes. Und ihre Bewohner waren auf und davon!

Tecumseh fuhr im Sattel herum, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Sofort griff er nach seiner Perkussionspistole und zog sie mit einer fließenden Bewegung aus dem Gürtel. Er ließ die Waffe aber rasch sinken, als er den alten Mann erkannte, der sich nur zögernd aus seiner Deckung hervor gewagt hatte. Erst als er den Reiter erkannt hatte, gab er sich zu erkennen.

„Talequah!“, rief Tecumseh entsetzt, als er den alten Mann erkannte. „Was ist geschehen? Wo ist mein Bruder, der Prophet?“

Die Miene des alten Mannes drückte unsagbaren Kummer aus. Er senkte sein Haupt, weil er dem Blick von Tecumseh nicht länger Stand halten konnte. Der Shawneeführer stieg rasch vom Pferd, ging auf Talequah zu und packte ihn hart an den Schultern.

„Du sollst reden, alter Mann!“, fuhr er ihn grimmig an. „Ich komme zurück und erkenne meine Heimat nicht wieder. Was ist geschehen? Bist du stumm, Alter?“

„Ich wünschte, ich wäre es“, antwortete Talequah. „Sie sind alle geflohen, Tecumseh. Dein Bruder Tenkswatawa – er beging einen großen Fehler. Er erkannte nicht das falsche Spiel Harrisons und fiel auf ihn herein.“

„Was willst du damit sagen, Talequah?“

„Sie haben alle darauf gewartet, dass du weggehst von hier, Tecumseh“, sagte der alte Shawnee. „Die Völker der Choctaw und Chickasaw leben zu weit entfernt von hier. Harrison und seine Soldaten wussten das. Sie begannen Prophet´s Town zu belagern, als du schon eine Woche weg warst. Tenkswatawa beging den Fehler, sich zu sehr herausfordern zu lassen. Er hetzte die Krieger auf, sich gegen diese Drohung zu wehren und beschloss, Harrisons Soldaten anzugreifen. Aber der Angriff misslang, Tecumseh. Die Waffen der Soldaten spuckten Feuer und töteten viele von uns, bevor sie uns in die Flucht schlugen. Tenkswatawa zog sich den Hass vieler Bewohner zu, und er musste genau wie viele andere mit ansehen, wie die weißen Soldaten die Stadt stürmten und sie schließlich niederbrannten …“

„Wo ist Tenkswatawa, alter Mann?“, fragte ihn Tecumseh, während er versuchte, gegen das immer stärker werdende Gefühl von Panik anzukämpfen. Weil ihm mit jeder weiteren Minute immer deutlicher bewusst wurde, dass sein Traum von einer vereinten indianischen Nation hier und heute ein Ende gefunden hatte und nur noch ein großer Scherbenhaufen zurück geblieben war.

„Ich weiß es nicht, Tecumseh“, antwortete Talequah. „Er ist mit den anderen geflohen – tiefer in die Wälder hinein. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht. Ich bin zu alt, um noch einmal zu fliehen, Tecumseh. Meine Wurzeln sind hier – auch wenn alles zerstört ist. Dies ist der Ort, an dem ich sterben will. Weil ich wenigstens für kurze Zeit noch einen Traum haben durfte. Auch wenn dieser Traum von Kriegern meines eigenen Volkes zerstört wurde.“

Er hielt einen kurzen Moment inne, weil er nicht wusste, wie er seine Gedanken in Worte kleiden sollte. Tecumseh bemerkte, dass es dem alten Mann sehr schwer fiel, und deshalb ließ er ihm Zeit.