Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann - Textanalyse und Interpretation - E.T.A. Hoffmann - E-Book

Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann - Textanalyse und Interpretation E-Book

E.T.A. Hoffmann

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Beschreibung

Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche! In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert. Inhalt: - Schnellübersicht - Autor: Leben und Werk - Inhaltsangabe - Aufbau - Personenkonstellationen - Sachliche und sprachliche Erläuterungen - Stil und Sprache - Interpretationsansätze - 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung Layout: - Randspalten mit Schlüsselbegriffen - übersichtliche Schaubilder NEU: vierfarbiges Layout Hoffmanns Erzählung gilt als Kunstmärchen der Schwarzen Romantik und handelt von einem traumatisierten Studenten, der sich in einen Automatenmenschen verliebt, dem Wahnsinn verfällt und sich am Ende das Leben nimmt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 164

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 404

Textanalyse und Interpretation zu

E. T. A. Hoffmann

Der Sandmann

Horst Grobe

Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann. Das öde Haus. Nachtstücke. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2021 (Hamburger Leseheft Nr. 174, Heftbearbeitung: Elke und Uwe Lehmann). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann, hrsg. v. Rudolf Drux. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2019 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 230); Nachdruck der durchges. und bibliogr. erg. Ausgabe 2004. Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.

Über den Autor dieser Erläuterung: Horst Grobe, Jahrgang 1944, Studium der deutschen und englischen Philologie, der Philosophie und der allgemeinen Sprachwissenschaften (Bonn 1963–69), Fremdsprachenassistent in Großbritannien (1966/67), Referendariat (Aachen 1970/71), Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Funktionen seit 1969, Dr. phil. (Bochum 1993).

1. Auflage 2023

978-3-8044-7072-9

© 2023 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Theaterszene Volksbuehne Berlin (2012). © picture alliance / Eventpress Hoensch Alle Schlüsselstellenanalysen wurden erstellt von Henrike Springhorn und alle Lernskizzen von Arnd Nadolny.

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

 

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

 

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Inhaltsverzeichnis

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. E. T. A. Hoffmann: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Hoffmanns juristische Laufbahn

Reformen in Preußen

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Romantik: Kunst, Natur, Ich

Hoffmanns Lebensmodi

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Erster Hauptteil

Nathanael an Lothar

Clara an Nathanael

Nathanael an Lothar

Zwischenrede des Erzählers

Vorgeschichte

Zweiter Hauptteil

3.3 Aufbau

Erster Hauptteil

Zweiter Hauptteil

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Nathanael und Clara

Nathanaels Entwicklung

Clara

Nathanael und Olimpia

Clara und Olimpia

Coppelius und Coppola

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Der Status des Textes

Die Vieldeutigkeit der Erzählung

Nathanaels Geschichte als Krankengeschichte

Das Element des Unheimlichen

Die Erzählweise

Erster Hauptteil

Die Zwischenrede des Erzählers

Zweiter Hauptteil

Zentrale Motive

Das Motiv des Auges

Das Automaten-Motiv

3.7 Interpretationsansätze

3.8 Schlüsselstellenanalysen

4. Rezeptionsgeschichte

Krankengeschichte

Wirklichkeit eigener Art

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 *

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Aufgabe 5 ***

Aufgabe 6 *

Lernskizzen und Schaubilder

Literatur

Zitierte Ausgaben

Gesamtausgabe

Zu E. T. A. Hoffmanns Leben und Werk

Internet-Adressen (Stand November 2022)

Verfilmungen – Hörspiel

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich alle Leserinnen und Leser schnell zurechtfinden, hier ein Überblick:

 

Im zweiten Kapitel wird die Biografie E. T. A. Hoffmanns beschrieben und in den zeitgenössischen Kontext gestellt:

Hoffmann war als Jurist auf den preußischen Staat als Arbeitgeber angewiesen und von seinem Umbruch existenziell betroffen. Das Dienstverhältnis war durch Maßnahmen wie Zensur, Strafversetzung usw. belastet; dennoch blieb er in seinem Denken und Handeln unabhängig. Nach dem Zusammenbruch des Staates 1806 war er viele Jahre arbeitslos.

Als Jurist und Künstler ist E. T. A. Hoffmann eine Mehrfachbegabung. Er komponiert, dichtet, malt. Das Theater ermöglicht ihm, seine Fähigkeiten einzusetzen. Zeitweise kann er durch Tätigkeit am Theater, durch Musikunterricht und durch Karikaturen seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Das dritte Kapitel bringt eine Textanalyse und -interpretation. Informationen und Deutungen zu folgenden Aspekten werden dargestellt:

Der Sandmann – Entstehung und Quellen:

Der Sandmann ist im Jahre 1816 in dem zweibändigen Zyklus Nachtstücke erschienen.

Inhalt:

Der Sandmann besteht aus zwei aufeinander bezogenen Teilen. In der Erzählung stellt ein Erzähler nach drei Briefen der Hauptpersonen und einer Zwischenrede die Lebensgeschichte des sensiblen Nathanael in verschiedenen Perspektiven dar. Nathanael sieht sich feindlichen Mächten, die sich in der Gestalt des Sandmanns verdichten, ausgesetzt, während seine Verlobte Clara und ihr Bruder Lothar dies für eine Einbildung halten, von der er sich befreien muss.

Chronologie und Schauplätze:

Die Erzählung beschreibt in Szenen zusammengerafft das Leben der Hauptfigur Nathanael. Sie spielt an zwei Schauplätzen, in Nathanaels irgendwo in einer Provinzstadt gelegenem Elternhaus und in einer nicht näher bezeichneten Universitätsstadt.

 

In zwei Hauptteilen werden die Ereignisse aus Nathanaels Leben dargestellt und durch verschiedene Erzähler und damit verbundene Zeit-, Orts- und Perspektivenwechsel vielfältig aufeinander bezogen.

Personen:

Die Personen verweisen aufeinander.

Clara wird in Nathanaels Herzen durch Olimpia verdrängt. Sie ist eine lebensgroße Holzpuppe, die erst durch Nathanaels Blick zum Leben erweckt wird.

An die Stelle von Coppelius, der mit dem Vater alchemistische Versuche machte, die zu dessen Tod durch eine Explosion führte, tritt Coppola. Als er sich mit Spalanzani um Olimpia streitet, wird Nathanael wahnsinnig.

Im Wechsel von Krankheit und Genesung hat sich Nathanaels Befinden immer wieder verschlechtert, und auch diesmal ist die Genesung nicht dauerhaft. Am Ende stürzt er sich von einem Turm, als er den zurückgekehrten Coppelius erblickt.

Stil und Sprache Hoffmanns:

Die Vieldeutigkeit des Textes verweist auf die Wirklichkeit, die Erzählung erfolgt mit wechselnder Erzählweise und beinhaltet zentrale Motive.

Interpretationsansätze:

Aus den Aspekten der Textanalyse und -interpretation ergeben sich vielfältige Zugänge für das Verständnis von Hoffmanns Erzählung:

Innenwelt und Außenwelt

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Krankheit und Gesundheit

Wahnsinn und Normalität

Künstlertum und Bürgertum

Aufklärung und Romantik

Historizität und Modernität

2. E. T. A. Hoffmann: Leben und Werk

2.1 Biografie

E. T. A. Hoffmann

1776–1822© picture-alliance / akg-images | akg-images

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1776

Königsberg

Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann wird am 24. Januar geboren; seinen letzten Vornamen änderte er etwa 1809 aus Verehrung für W. A. Mozart in Amadeus. Vater: Christoph Ludwig Hoffmann (1736–1797), Advokat am preußischen Gerichtshof in Königsberg; Mutter: Luise Albertine Hoffmann geb. Doerffer (1748–1796). Geschwister: Johann Ludwig (1768 geboren und früh verstorben), Carl Wilhelm Philipp (1773 bis nach 1822).

 

1778

Königsberg

Scheidung der Eltern, Ernst wird der Mutter zugesprochen und wächst im Haus der Großmutter Sophie Luise Doerffer geb. Voeteri (gest. 1801) auf; Erziehung durch den Bruder der Mutter, Otto Wilhelm Doerffer (1741–1803), und die Schwester der Mutter, Johanna Sophie Doerffer (1745–1803).

2

1782–1791

Königsberg

Besuch der reformierten Burgschule, Beginn der Freundschaft mit Theodor Gottlieb Hippel (1775–1843); Privatunterricht beim Organisten Podbielsky und beim Maler Saemann.

6–15

1792–1795

Königsberg

Jurastudium an der Universität Königsberg, Hoffmann erteilt Musikunterricht; Verhältnis mit Dora Hatt (1766–1803), die zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet ist und fünf Kinder hat.

16–19

1795

Königsberg

Erstes juristisches Examen und erste Dienststellung als Regierungs-Auskultator (d. i. Referendar) in Königsberg.

19

1796

Glogau

Versetzung an das Obergericht Glogau auf Betreiben seines Patenonkels Johann Ludwig Doerffer (1743–1803), der dort Rat ist; dadurch wird dem Verhältnis mit Dora Hatt ein Ende gesetzt; Ernst wohnt beim Onkel; Liebe zur Cousine Sophie Wilhelmine (Minna) Constantine Doerffer (1775 bis nach 1832), der Tochter des Patenonkels.

20

1798

Glogau

Zweites juristisches Examen; Verlobung mit Minna, Beförderung des Onkels zum Obertribunalrat in Berlin; Versetzung Hoffmanns nach Berlin; Übersiedlung der Familie Doerffer und Hoffmanns nach Berlin.

22

1798–1799

Berlin

Tätigkeit am Kammergericht; Wiedersehen mit Jugendfreund Theodor Gottlieb Hippel.

22–23

1800

Berlin Posen

Assessorexamen. Versetzung nach Posen (das zu dieser Zeit zu Preußen gehört), Gerichtsassessor am Obergericht in Posen.

24

1802

Plock

Strafversetzung an das Gericht in Plock wegen Karikaturen auf preußische Offiziere; sie verstärken einen Konflikt zwischen Verwaltung und Militär. Auflösung der Verlobung mit Minna Doerffer; Eheschließung mit Maria Thekla Michalina (Mischa) Rorer-Trzynska.

26

1804

Warschau

Ernennung zum Regierungsrat und Übersiedlung nach Warschau; Beginn der Freundschaft mit Eduard Hitzig (1780–1847), der am selben Gericht tätig ist.

28

1805

Warschau

Geburt der Tochter Cäcilia (gest. 1807).

29

1806

Warschau

Ende von Hoffmanns beamteter Tätigkeit in der Justiz, nachdem das Gericht nach dem Einmarsch der Franzosen seine Arbeit einstellt und die preußischen Behörden aufgelöst werden.

30

1807

Berlin

Umzug nach Berlin; vergebliche Stellensuche; Teilnahme am kulturellen Leben.

31

1808

Bamberg

Umzug nach Bamberg; Tätigkeit am Theater zunächst als Kapellmeister, dann als Komponist.

32

1809

Bamberg

Bankrott des Theaters; Hoffmann als privater Musiklehrer; Erscheinen des Ritter Gluck in der Leipziger „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“, seitdem Mitarbeit als Musikkritiker.

33

1810

Bamberg

Freundschaft mit Dr. Adalbert Friedrich Marcus (1753–1816); Neueröffnung des Bamberger Theaters unter Franz von Holbein, Mitarbeit Hoffmanns als Direktionsgehilfe, Hauskomponist, Bühnenarchitekt und Kulissenmaler.

34

1811

Bamberg

Unerwiderte Liebe zur fünfzehnjährigen Gesangsschülerin Julia Marc (1796–1865).

35

1813

Leipzig Dresden

Musikdirektorstelle in Joseph Secondas in Leipzig und Dresden auftretender Operngesellschaft.

37

1814

Leipzig Dresden Berlin

Kündigung nach Streit mit Seconda, Tätigkeit als Karikaturist und Komponist; nach dem Sieg Preußens über Napoleon Wiedereinstellung in den preußischen Staatsdienst (zunächst ohne feste Besoldung) durch Vermittlung Hippels.

38

1815

Berlin

Beginn der Freundschaft mit Ludwig Devrient; Tätigkeit im Justizministerium.

39

1816

Berlin

Ernennung zum Kammergerichtsrat; Nachtstücke I erscheint, darin Der Sandmann.

40

1819

Berlin

Mitglied der „Immediatkommission zur Ermittelung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“; Konflikt mit Ermittlungsbehörde.

43

1820

Berlin

Einsatz Hoffmanns in der Kommission zugunsten des verhafteten „Turnvaters“ Jahn.

44

1821

Berlin

Entlassung aus der Kommission auf eigenen Wunsch; Ernennung zum Mitglied des Oberappellationssenats am Kammergericht.

45

1822

Berlin

Disziplinarverfahren wegen Hoffmanns Erzählung Meister Floh; E. T. A. Hoffmann stirbt am 25. Juni.

46

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zusammenfassung

Nach dem Zusammenbruch von 1806 führte Preußen grundlegende Reformen durch. Sie sollten in den Bereichen Militär, Wirtschaft, Verwaltung und Bildung Kräfte für den Wiederaufstieg des Staates freisetzen.

Das aufstrebende Bürgertum der Zeit wird durch einen lebhaften Kulturbetrieb angesprochen.

E. T. A. Hoffmann war als Jurist auf den preußischen Staat als Arbeitgeber angewiesen. Das Dienstverhältnis war durch Strafversetzung, Disziplinarverfahren und Zensurmaßnahmen belastet. Viele Jahre war er ohne Stelle, als die Gerichtstätigkeit nach dem Einmarsch der Franzosen in Warschau eingestellt war.

E. T. A. Hoffmann wurde 1776 in eine Juristenfamilie hineingeboren. Ein prägendes Elternhaus hatte er nicht, die Eltern wurden 1778 geschieden, die Kinder wuchsen getrennt auf. Der Vater Christoph Ludwig Hoffmann, Advokat am preußischen Gerichtshof in Königsberg, starb 1797; die Mutter, Luise Albertine Hoffmann geb. Doerffer, war ein Jahr vorher gestorben. Er wuchs bei Onkel und Tante, Otto Wilhelm Doerffer und Tante Johanna Sophie Doerffer, auf.

Hoffmanns juristische Laufbahn

Nach Schulzeit und Jurastudium trat er in den preußischen Staatsdienst ein. Er legte die erforderlichen Prüfungen ab und durchlief die Beamtenlaufbahn:

Jahr

Stufe

Ort

1792–1795

Studium

Universität Königsberg (erstes juristisches Examen 1795)

1795–1798

Referendar

Königsberg, Glogau (zweites juristisches Examen 1798)

1798–1800

 

Berlin (Assessorrexamen 1800)

1800–1802

Assessor

Posen

1802–1804

 

Plock

1804–1806

Regierungsrat

Warschau

1804–1822

Kammergerichtsrat (ab 1816)

Berlin; Immediatkommission (1819–1821), Disziplinarverfahren (1822)

 

Die berufliche Tätigkeit fand sowohl bei Regierungs- als auch bei Gerichtsstellen statt. Seine Ausbildung absolvierte er mit großem Erfolg, seine Dienstpflichten erfüllte er zur großen Zufriedenheit des Dienstherrn. Dreimal wurde die Laufbahn empfindlich gestört:

1802 durch die Strafversetzung nach Plock,

1806 durch die Besetzung Warschaus durch die Franzosen,

im letzten Lebensjahr durch das Disziplinarverfahren.

Anlass für die Strafversetzung waren einige bei einem Ball herumgereichte Karikaturen Hoffmanns auf preußische Offiziere. Hintergrund war die in der Kleinstadt Posen aufsehenerregende Verurteilung eines Anwalts wegen Beleidigung eines Offiziers. Die bereits ausgefertigte Ernennungsurkunde zum Regierungsrat wurde nicht ausgehändigt. Stattdessen wurde die Versetzung in die Provinz verfügt. Nach zwei Jahren wurde Hoffmann dann zum Regierungsrat ernannt und nach Warschau versetzt.

Durch die französische Besetzung Warschaus zwei Jahre später waren die preußische Verwaltung und damit auch die Gerichtstätigkeit eingestellt. Hoffmann war ohne Dienstherrn und diese Phase dauerte acht Jahre an. Erst 1814 konnte er in den Staatsdienst zurückkehren.

In den letzten Lebensjahren war er durch einen Konflikt mit dem Dienstherrn belastet. Er wurde 1819 in die „Immediatkommission zur Ermittelung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ berufen. Dieses Gremium war im Zusammenhang mit den „Demagogenverfolgungen“ gebildet worden und sollte mit juristischen Mitteln gegen die bürgerliche und liberale Opposition vorgehen. Diese Erwartung erfüllte Hoffmann nicht. Er ließ sich von der politischen Zielsetzung nicht beeindrucken und kam zu eigenständigen juristischen Schlussfolgerungen, die der Regierung nicht genehm waren. So vertrat er im Fall des „Turnvaters“ Jahn die Auffassung, dass dessen Inhaftierung unbegründet sei. Hoffmanns Widersacher war der Polizeidirektor Kamptz. Er bewirkte, dass die Entscheidung der Kommission wirkungslos wurde, und Hoffmanns Berufung wurde auf eigenen Antrag zurückgenommen. In kaum verhüllter Form stellte Hoffmann seine Erfahrungen in der Erzählung Meister Floh dar. Gegen sie schritt die Zensur ein und gegen Hoffmann wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Reformen in Preußen

Als Beamter, der sowohl im Rechtswesen als auch in der Verwaltung tätig war, gehörte Hoffmann zu einer der führenden Schichten in Preußen. Die Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution hatte das alte Preußen verloren. Der Zusammenbruch wurde durch die militärische Niederlage im Jahr 1806 in der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt deutlich. Reformen waren erforderlich. Dazu war die Mitwirkung der Beamtenschaft erforderlich. Folgende Reformen wurden in Angriff genommen:

Die Reformen zielten auf die Freisetzung von Kräften in nahezu allen Bereichen: Wirtschaft und Soziales, Regierung und Verwaltung, Militär und Bildung. Sie sind u. a. mit den Namen Stein, Hardenberg, Humboldt, Scharnhorst und Gneisenau verknüpft.

Die Reformen stellten eine „Revolution von oben“ dar. Ihnen liegt ein Menschenbild zugrunde, das auf die Philosophie von Kant und Fichte und die Pädagogik Pestalozzis zurückgeht. Autonomie und Freiheit vom Staat sind Kennzeichen des Staatsbürgers, der durch loyales und verantwortliches öffentliches Handeln Träger des Modernisierungsprozesses ist. Die Beamtenschaft war durch Zuverlässigkeit, Sparsamkeit und Uneigennützigkeit Garant dieses Prozesses. Mit diesen Merkmalen entsprach sie dem Prinzip von Befehl und Gehorsam des Soldatenstandes und verlängerte es in den öffentlichen Bereich hinein. Damit war ein gesellschaftliches System entworfen, das die absolutistische Ständegesellschaft ablöste.[1] Im Gegensatz zum Gesellschaftssystem, das sich aus der Französischen Revolution entwickelte, war der preußische Staatsbürger an die obrigkeitliche Verwaltung gebunden, die ihm zuerkannte, was er sich aufgrund seines selbstverantwortlichen Handelns erdient hatte.

Allerdings ließ sich der Entwurf dieses gesellschaftlichen Systems nicht vollständig verwirklichen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Der Wille zur Reform entsprang gerade bei denen, die sie umsetzen sollten, nicht einer tief gefühlten Einsicht, sondern war nur eine unliebsame Konsequenz aus dem staatlichen Zusammenbruch, die es zu vollziehen galt, solange keine Alternative sichtbar wurde. Daher war das Reformvorhaben nicht abgesichert und wurde nur inkonsequent umgesetzt. Durch Adel und Beamtenschaft ging ein tiefer Riss.

Auch gab es unterschiedliche Interessen, die in dem Maße auseinanderliefen und sich gegeneinander kehrten, in dem Napoleons Herrschaft zu Ende ging. Dem Adel ging es um die Konsolidierung und Wiedergewinnung seines Besitzstandes und seines Einflusses, während es den Burschenschaften und der patriotischen Bewegung, die aus der Freiheitsbewegung gegen Napoleon ihren Elan bezogen hatte, um die bürgerlichen Freiheiten und die Überwindung der Kleinstaaterei ging. Mit den von Metternich initiierten Karlsbader Beschlüssen von 1819, den Zensurbestimmungen und der sog. „Demagogenverfolgung“ bestimmte das politische Establishment von einst wieder das Gesetz des Handelns.

Als Jurist war Hoffmann in die schwebende Situation zwischen Reform und Restauration und die Erwartungen der Politik an die Justiz hineingestellt. Seine Stelle hatte er durch den Einmarsch der Franzosen in Warschau verloren und erst acht Jahre später trat er wieder in den Staatsdienst ein. Der Dienstherr schätzte seinen Arbeitseifer und sein Urteilsvermögen und berief ihn 1819 in die „Immediatkommission zur Ermittelung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährliche Umtriebe“. Die Bezeichnung macht die Erwartungen der Politik an die Justiz deutlich. Sein unbestechliches Urteil bescherte Hoffmann einen Konflikt mit seinem Dienstherrn. Gegen ihn wurden ein Disziplinarverfahren und Zensurmaßnahmen durchgeführt.

Das Schaffen E. T. A. Hoffmanns steht vor dem Hintergrund eines regen gesellschaftlichen Lebens und eines geschäftigen Kulturbetriebs. Träger ist das aufstrebende Bürgertum, das sich in Ermangelung direkter politischer Mitwirkungs- oder auch nur Einflussmöglichkeiten bei Salons, Theateraufführungen und Konzertveranstaltungen traf und diskutierte. Medien, in denen die neuen Gedanken und Ideen verbreitet wurden, waren u. a. Almanache und Taschenbücher. Zusammen mit der Presse waren sie Teil eines Marktes, auf dem ein Wettbewerb der Ideen stattfand.

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Zusammenfassung

Als Jurist und Künstler verwirklichte E. T. A. Hoffmann eine seltene Begabung. Kunst und Dienst, Fantasie und Pflichterfüllung gehen in Hoffmann eine Verbindung ein. In ihm kommen gegensätzliche Lebensmodi zusammen und geraten mehrfach in seiner Biografie miteinander in Konflikt.

Die Epoche der Romantik ist der zeitliche Hintergrund seiner künstlerischen Existenz.[2]

Außer dem Beruf war für Hoffmann immer auch die künstlerische Tätigkeit wichtig. Während zunächst die Musik in Form von Unterrichten, Komponieren und Dirigieren seine künstlerische Tätigkeit in der Hauptsache ausmachte, so verschob sich der Schwerpunkt im Laufe der Zeit zur Literatur. Zugleich war er auch im bildnerischen Bereich tätig. Bei der Arbeit im und für das Theater und beim Verfassen von Rezensionen kamen alle seine Talente zusammen. Die Werke, die seinem umfassenden künstlerischen Schaffen entsprangen, waren nicht nur elementare Äußerungen der Kreativität, sondern auch Notwendigkeit im Sinne einer Sicherung der Lebensgrundlage. Dies galt besonders während der langen Zeit ohne dienstliche Stellung, aber auch dann, wenn er eine unbesoldete Dienststellung innehatte.

Eine Bronzeplastik in Bamberg, geschaffen von Reinhard Klesse, zeigt E. T. A. Hoffmann mit dem Kater Murr auf den Schultern. © picture alliance / dpa | David Ebener

Romantik: Kunst, Natur, Ich

Prägend für die künstlerischen Bestrebungen der Zeit ist die Romantik als Sammelbecken von Gegensätzlichem. Im Mittelpunkt steht das denkende, fühlende und ahnende Subjekt. Der Künstler stellt in seiner Existenz und seinem Schaffen die Steigerung des Menschen dar. Darin wird die Philosophie Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) wirksam, in der das Ich denkend und handelnd sich selber setzt. Es setzt sich auch seine Grenzen, damit es sich in der Abarbeitung daran verwirklichen kann. So ist nach Fichte auch die Natur eine Schöpfung des Ich. Es ist nichts selbstständig Existierendes. Das Verhältnis von Ich und Natur wird durch Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) genau umgekehrt bestimmt. In seiner Philosophie ist der Geist das Produkt der Natur. Sie liegt allem zugrunde. Natur und Geist sind aufeinander bezogen. In der Natur manifestiert sich Geist, und Geist stellt Natur in unsichtbarer Form dar. Damit setzt sich Schelling von Fichte ab. Mit seiner Naturauffassung nimmt er Bezug auf Spinoza (1632–1677), dessen Ethik eine ganzheitliche Weltsicht verlangt: Da der Mensch nach vollkommener Erkenntnis strebt und da Gott vollkommen ist, muss es sein Ziel sein, eins mit Gott zu werden. Da Gott in allem ist, muss daher das Ziel des Menschen sein, eins mit der Natur zu werden. Schellings Naturphilosophie wurde von Gotthilf Heinrich Schubert (1780–1860) aufgegriffen und popularisiert. In seinem Werk Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften (1808) geht er von einem ursprünglich einheitlichen Weltganzen aus, das sich im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt habe. Doch in einigen Phänomenen bestehe noch eine Verbindung mit dem Ursprung. Dies sind die „Nachtseiten“, zu denen das Phänomen des Traums gehört. Der forschende Umgang mit der Natur ist demnach durch Ahnung, Fantasie und Spekulation bestimmt. Anders als beim modernen experimentierenden und quantifizierenden Umgang mit der Natur wird von einem ganzheitlich erlebenden und forschenden Umgang mit der Natur ausgegangen, in die auch der Mensch als geistig-leiblich-seelisches Wesen einbezogen ist. Daher haben die Romantiker ein verstärktes Interesse an den unausgeleuchteten Stellen des menschlichen Daseins, die nicht dem zergliedernden Verstand zugänglich sind. Schlaf, Traum, Krankheit und Seele ziehen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Darin deuten sie auf die kollektiven Symbole voraus, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Psychologie erforscht wurden.

Hoffmanns Lebensmodi