Der Schlüssel der Weisheit - Gilbert Morris - E-Book

Der Schlüssel der Weisheit E-Book

Gilbert Morris

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Beschreibung

Während sich unter Karl I. ein Bürgerkrieg zusammenbraut, steht für Robin Wakefield das Schicksal seines Sohnes fest: Er soll eine maßgebliche Rolle in der Zukunft Englands spielen. Als dieser jedoch im Tower von London landet, gibt es nur eine Lösung: Unter einem hartgesottenen Kapitän soll er endlich lernen, seine Leidenschaften im Zaum zu halten. Auf seiner Reise nach Amerika lernt Christopher schließlich jemanden kennen, der sein Leben für immer verändern soll. Wird er den Weg zurück zu seiner Familie und zu seinem Gott finden?

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SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7484-8 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5997-5 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:Satz & Medien Wieser, Stolberg

Dieser Titel erschien zuvor unter der ISBN 978-3-7751-2687-8.

1. Auflage 2020 (2. Gesamtauflage)© der deutschen Ausgabe 2020

SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbHMax-Eyth-Straße 41 · 71088 HolzgerlingenInternet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Originally published in English under the title: Shield of Honour© 1996 by Gilbert MorrisPublished by Tyndale House Publishers, Inc.

Übersetzung: Laura ZimmermannUmschlaggestaltung: Jan Henkel, www.janhenkel.comWappen: Adler: © Potapov Alexander/Shutterstock.com,Schild: ©pashabo/Shutterstock.com,Titelbild: Schloss: © Rolf E. Staerk/Shutterstock.com,Frau: © ohhi/Shutterstock.com,Mann: © Ruslan Huzau/Shutterstock.comSatz: Satz & Medien Wieser, Stolberg

Inhalt

Über den Autor

Geschichtlicher Überblick

I | Fremde und Heilige 1603–1621

1 | Die Letzte der Tudors

2 | Ein Schlüssel dreht sich im Schloss

3 | Fremde und Heilige

4 | Zwei Arten von Sturm

5 | »Ich war immer allein«

6 | Mr Bradfords Verlust

7 | Alle Welt ist krank

8 | Sir Robin erlebt einen Schock

II | Schatten über dem Land 1624–1640

9 | Zu seinen Vätern versammelt

10 | Gavin lernt einen Royalisten kennen

11 | Liebe auf den ersten Blick

12 | Ein Leben für ein Leben

III | Der Schatten des Krieges 1641–1645

13 | Der Tod triumphiert nicht

14 | »Ich sehe, dass die Vögel fortgeflogen sind!«

15 | Lasst die Hunde des Krieges los

16 | Ein Bewerber für Susanne

17 | Was bedeutet schon ein Traum?

18 | Eine Lektion in Demut

19 | »Gott ist mit uns!«

IV | Ein königlicher Tod 1645–1649

20 | Das Schwert Oliver Cromwells

21 | Auf Frauenart

22 | Die Mauern stürzen ein

23 | Die Prophezeiung

24 | Ein Zimmer in London

25 | Das Beil fällt

26 | »Wenn die Sonne erlischt!«

Mehr über Wakefield in Band 4 »Stärke des Herzens«

1 | Eine beherzte Frau

Leseempfehlungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

GILBERT MORRIS (1929–2016) war Pastor, Englisch-Professor und Bestsellerautor.

Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte er in Alabama, USA.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Geschichtlicher Überblick

1625  

Tod von König Jakob I.Sein Nachfolger Karl I. (verheiratet mit Henrietta Maria) versucht England, Schottland und Irland zu vereinigen.

1637

Karl I. und Erzbischof Laud führen die anglikanische Kirchenverfassung auch in Schottland ein, um die Monarchie zu festigen, aber es kommt zum Bürgerkrieg mit Schottland. Karl I. braucht Hilfe und beruft ein Parlament ein mit John Pym an der Spitze.

1641

wird der Große Verweis (Autor John Pym) vom Parlament angenommen.

1642

eröffnet König Karl I. den Krieg gegen das Parlament. Unter Oliver Cromwell wird das Parlamentsheer zu einem Modellheer calvinischer Zucht und Härte.

1645

Schlacht bei Naseby.Sieg des Parlamentsheeres über Prinz Rupert und die königlichen Kavaliere.

1649

Hinrichtung König Karls auf Drängen des Parlaments.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

IFremde und Heilige1603–1621

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1Die Letzte der Tudors

April 1603

»Seid Ihr auch gekommen, um das Begräbnis der alten Königin zu sehen, eh?«

Christopher Wakefield fuhr zusammen, als eine Hand seinen Arm berührte. Er dachte an die Gefahr, von Taschendieben bestohlen zu werden, und so wirbelte er augenblicklich herum, und seine Hand schloss sich um die Hand eines hochgewachsenen Mannes, der an seine Seite getreten war.

»He, Mann! Ihr braucht mir nicht die Finger zu brechen!«

»Oh, das tut mir leid –!«, entschuldigte sich Chris. Seine Wangen brannten.

Der Mann grinste ihn an und hob die Augenbrauen. »Ihr seid neu in London, nicht wahr? Und ganz allein?« Er hatte ein Paar frostiger blauer Augen unter schwarzen Brauen und trug Kleider, die beträchtlich besser als der Durchschnitt aussahen.

Chris war beeindruckt von der Lässigkeit und dem Selbstbewusstsein, die der Mann zur Schau trug. »Nun – meine Familie – wir sind zum Begräbnis gekommen.«

»Eure Familie? Doch sicher keine Ehefrau. Ihr seid ja noch keine achtzehn Jahre alt, darauf wette ich.« Er betrachtete ihn herausfordernd. Was er sah, war ein junger Mann, fast ein Meter achtzig groß. Er bemerkte das keilförmige Gesicht, den breiten Mund und ein sehr kampflustiges Kinn. Er wusste, dass die Damen Gefallen am kastanienbraunen Haar des Jungen finden würden, und an seinen dunkelblauen Augen, die erstaunlich scheu in die Welt blickten.

Da Chris erst vierzehn war – freilich groß und kräftig gebaut für sein Alter –, fühlte er bei den Worten des Mannes eine Welle von Stolz. Dass man ihn für einen Mann hielt, war schon eine großartige Sache! Er warf sich in die Brust, als er sagte: »Ich meinte meinen Vater, Sir Robin Wakefield –«

»Nicht zu glauben, ich habe im ersten Augenblick gesehen, dass Ihr ein Lord seid! Nun, mein Name ist Harry Jones. Und der Eure, Sir?«

»Chris Wakefield.«

»Darf ich annehmen, dass Ihr schon oft in London wart?«

»Nein, das ist das erste Mal. Allein, meine ich.«

»Das sagt Ihr mir?« Jones riss die Augen weit auf und klopfte Chris freundschaftlich auf die Schulter. »Nun, es gibt eine Menge zu sehen in dieser Stadt. Aber Ihr müsst vorsichtig sein, wisst Ihr.«

»Vorsichtig?«

»Nun, es wimmelt hier geradezu von Halsabschneidern, Sir!« Jones schüttelte missbilligend den Kopf, »und schlechten Weibern, wie ich leider sagen muss. Ich musste schon mehr als einen jungen Burschen davor bewahren, sich auf Böses einzulassen.«

»Das ist sehr gut von Euch, Mr Jones, davon bin ich überzeugt.«

Jones machte eine abwehrende Geste mit der Hand. »Wozu sind wir sonst da, als um unseren Mitmenschen zu helfen? Wir alle sind Brüder; die Bibel sagt uns, dass zwei besser sind als einer!«

Chris stand da und lauschte Jones’ Worten. Der Bursche war so unterhaltsam, dass er seine Einsamkeit vergaß. Schließlich sagte Jones: »Warum machen wir beide nicht einen kleinen Spaziergang? Ich kann Euch die Stadt zeigen.«

»Oh, das kann ich nicht«, sagte Chris rasch, »mein Vater schärfte mir ein –«

»Nun, ein junger Edelmann wird doch ein paar Minuten mit einem Freund spazieren gehen dürfen, oder? Es dauert noch Stunden, bis das Begräbnis beginnt! Kommt, wir sehen uns ein Weilchen die Stadt an.«

Chris protestierte schwach, aber Jones ergriff seinen Arm und zog ihn die geschäftige Straße entlang. Nur eine kleine Weile, versprach er sich selbst. Ich habe noch jede Menge Zeit, bis der Trauerzug beginnt …

Während der nächsten Stunden führte Harry Jones den jungen Mann durch die brodelnden Straßen der Stadt. Nach den schmalen, stillen Straßen in seinem Dorf schien es ihm, als sei ganz London ein riesiges Uhrwerk! Karren und Kutschen donnerten vorbei, dass es ihm in den Ohren brauste. An jeder Ecke und in jedem Winkel trafen sich Männer, Frauen und Kinder, drängten sich aneinander, schwatzten, lachten, schubsten einander herum und schrien. Es ging so geschäftig zu wie in einem Bienenstock! Hammer dröhnten an einem Ort, Teekessel pfiffen an einem anderen, Töpfe klirrten an einem dritten!

Er sah Rauchfangkehrer, die schmutzige Lumpen trugen, während Angehörige des Adels in Gold und glänzendem Satin vorbeistolzierten. Träger schwitzten unter ihrer Last, Kunden eilten von einem Geschäft ins andere, und Händler hasteten hin und her wie Ameisen und zogen mögliche Kunden an den Röcken.

»Vorsicht, Sir Chris!«, rief Harry Jones scharf und zog Chris gerade noch rechtzeitig zurück, um einer Flut von Spülwasser zu entgehen, das jemand aus einem Fenster im Oberstock schüttete. »Wir wollen doch nicht, dass Eure schönen Kleider ganz schmutzig werden, nicht wahr?«

Während die blasse, weiß glühende Sonne des April 1603 ihre goldenen Strahlen über London breitete, zog Jones Chris Wakefield durch die Straßen der großen Stadt. Wie hypnotisiert von den Geräuschen, den Farben, der wirbelnden Geschäftigkeit dieser Welt, verlor der junge Mann sich darin und vergaß völlig, dass die Zeit verging.

Die beiden Männer blieben stehen und beobachteten die Kapriolen einiger dressierter Affen, die auf einem Hochseil ihre Kunststücke zeigten. Die Tiere waren wie hohe Herrschaften gekleidet und zogen ihre Hüte unter dem Applaus der Menge, die sich zusammengefunden hatte, um sie zu betrachten. »So gut wie Lords, nicht wahr, Chris?«, lachte Jones. Der Junge beobachtete hingerissen, wie einer der Affen mit einem Korb Eier in der Hand einen Purzelbaum schlug, ohne ein einziges Ei zu zerbrechen. Danach zeigte ein zierliches italienisches Mädchen Kunststücke auf dem Hochseil.

»Kommt schon!«, wisperte Harry Jones. »Seht Euch nicht die fremde Dirne an! Solche machen Euch nichts als Ärger. Nun, ich kenne zufällig eine junge Dame, die einen Burschen wie Euch zu schätzen wüsste …!«

Sie schritten weiter durch die Straßen, und Jones sagte: »Seht nur, dort drüben neben dem Gasthaus zum Roten Pferd findet ein Stierkampf statt. Gefällt Euch das?«

Jones führte ihn an die Stelle, wo das Ereignis stattfinden sollte. Er bezahlte für zwei Sitze, die an zwei Seiten eines großen Hofes aufgestellt worden waren. Sie kamen gerade rechtzeitig, denn als sie sich eben setzten, wurde ein junger Ochse hereingeführt und mit einem langen Seil an einem Eisenring mitten im Hof festgebunden. »Seht nur!«, sagte Jones. Seine Augen glitzerten vor Erregung, »hier kommen die Hunde!«

Chris beobachtete, wie ein paar in Lumpen gekleidete Männer den offenen Raum betraten. Sie hatten eine Meute Hunde bei sich. Zwei von ihnen ließen etwa sechs Hunde los, die sich augenblicklich auf den angebundenen Ochsen stürzten und ein wildes Knurren von sich gaben. Sie fielen über das arme Tier her, das sich wehrte, so gut es konnte, aber es hatte keine Chance. Der Ochse schlug wild mit den Hinterhufen aus und schaffte es sogar, einige der Hunde zu treffen, ja, ihnen sogar die Gedärme herauszureißen. Aber die Männer ließen einfach noch mehr Hunde los. Diese Bestien, die jetzt vor Blutdurst rasten, fielen von allen Seiten über den schwer verwundeten Ochsen her. Einer der größeren Hunde packte das brüllende Tier an der Schnauze, die anderen stürzten sich auf seine Beine.

Die Menge lärmte, feuerte einzelne Hunde mit lautem Geschrei an, heulte vor Erregung, wenn einer der Hunde tot liegen blieb. Als der Ochse schließlich verendete, sagte Jones: »Jetzt haben sie ihn! Er war ein wackerer Bursche, was, Chris?«

Er gab keine Antwort. Die Hitze und der Blutgeruch hatten ihn überwältigt, sodass die Süßigkeiten, die er zuvor gierig hinuntergeschlungen hatte, ihm jetzt hochzukommen drohten. Er kämpfte gegen die Übelkeit an, während er sich umdrehte und den Hof verließ. Er hielt sich tapfer aufrecht und weigerte sich, dem Brechreiz nachzugeben. Sobald sie draußen waren, blieb er stehen. Harry Jones trat an ihn heran und sagte: »Oh, fühlt Ihr Euch nicht wohl? Kommt nur mit. Wir gehen in eine Schenke, die ich kenne, und genehmigen uns einen Drink.«

Während Chris Jones durch ein Labyrinth von Straßen folgte, fühlte er sich zerrissen vor Unentschlossenheit. Ich sollte lieber zur Herberge zurückkehren, sagte er sich. Aber London hatte ihn bezaubert, und Jones war ein amüsanter Bursche. Die beiden erreichten eine Schenke mit einem blauen Adler auf dem Schild, das über der Tür schwang, und Jones wurde von zwei Männern begrüßt, die Karten spielten. »Hier ist ein wackerer Bursche, der eben in London eingetroffen ist«, verkündete er, dann deutete er auf die Männer. »Der hier ist James, und dieser hässliche Bursche ist Henry.« Die beiden begrüßten Chris voll Wärme, und bald saß er mit ihnen zusammen und genoss das Braunbier, das der Wirt in Strömen fließen ließ.

Die drei Männer schienen jedermann in London zu kennen. Chris lauschte mit brennendem Interesse ihren Geschichten, während er mehrere Maßkrüge voll des warmen bernsteinfarbenen Biers trank. Es dauerte nicht lange, und seine Gedanken schienen ihren Lauf zu verlangsamen. Er fühlte sich wohlig warm und dachte voll Befriedigung: So lässt sich’s leben!

»Und nun lasst uns etwas Besonderes ausprobieren«, drängte Jones. Er winkte dem Wirt, der sofort eine braune Flasche mit vier Gläsern brachte. »Das ist das Wahre. Ich verschwende es nicht an irgendwelche Leute, müsst ihr wissen. Das ist nur für meine guten Freunde!«

Die feurige Flüssigkeit brannte in Chris’ Kehle, als er sie schluckte, aber er schaffte es, sie, ohne zu husten, hinunterzuwürgen. »Wunderbar!«, verkündete er, aber seine Stimme kam schwach und krächzend über die Lippen. Er räusperte sich und streckte sein Glas vor. »Ich zahle die nächste Runde!«

Die Flasche ging im Kreis, und dann begann ein Kartenspiel. Chris stellte fest, dass seine Zunge immer dicker wurde, und seine Finger fühlten sich wie betäubt an. Ihm war bewusst, dass er zu viel lachte, aber es schien ihm, dass er nicht einhalten konnte. »Muss – bald – gehen!«, murmelte er, dann stand er schließlich auf und sagte: »Muss – nach Hause.« Aber da überkam ihn eine Welle von Übelkeit.

»He, geht’s dir nicht gut, Chris?«, fragte Jones. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne, und Chris musste die Augen verdrehen, um sein Gesicht zu erkennen. »Hier, komm mit. Leg dich ein wenig nieder. Gleich geht’s dir wieder gut …«

Chris stolperte, von Jones geführt, in ein Zimmer und fiel auf ein Bett nieder. Es schien emporzuschnellen und ihm ins Gesicht zu schlagen – und ihm war, als falle er in eine tiefe Grube …

Chris war zumute, als versuche er aus einer Art Loch zu kriechen, einem sehr tiefen Loch. Sein Kopf drehte sich, und als er versuchte, die Augen zu öffnen, schoss ihm eine Welle von Schmerz durch den Kopf. Es war, als hätte jemand einen glühenden Bratspieß durch seinen Schädel gerammt. Er schloss rasch die Augen und lag still. Die Sonne blendete ihn, und er hustete und rollte sich auf die Seite. Irgendetwas roch abscheulich, und er begann, sich zu erbrechen. Er war so schwach, dass er nicht einmal den Kopf heben konnte. Schließlich ließ der Brechreiz nach, und er setzte sich auf und sah sich um.

Er lag in einer Art Hintergasse, in der sich der Unrat häufte. Er lag mit dem halben Körper in einem Haufen Abfälle, und noch während er sich aufsetzte, hastete eine riesige braune Ratte mit einem weißen Schnäuzchen an seinen Füßen vorbei. Er stieß danach und raffte sich in panischer Eile auf. In seinem Kopf drehte sich alles – und er war wie betäubt, als er an sich herunterblickte und sah, dass er nur seine Unterwäsche trug.

Ein Zittern ergriff ihn, und er wollte aufschreien, aber da war niemand, den er um Hilfe bitten konnte. Er schaute mit wilden Blicken um sich und sah einen Haufen alter Lumpen an der Mauer aufgestapelt liegen. Als er sie durchwühlte, fand er einige zerlumpte Kleidungsstücke. Sie stanken und waren von Schmutz bedeckt, aber er hatte keine andere Wahl. Mit zitternden Händen zog er sie an, dann drehte er sich um und verließ die Hintergasse mit weichen Knien.

Was würde sein Vater sagen – und seine Mutter?

Er sehnte sich danach, einen dunklen Ort zu finden und sich zu verstecken, aber da bestand keine Hoffnung. Die Leute lachten über ihn, als er durch die Straßen stolperte, aber er kümmerte sich kaum darum. Er hatte nur einen einzigen Gedanken: Jetzt habe ich es vermasselt! Sie werden mir das in alle Ewigkeit vorhalten!

***

»Ich denke immer noch, du hättest nicht mitkommen sollen, Liebste.« Robin Wakefield hielt vorsichtig den Arm seiner Frau, während sie die überfüllte Straße entlangschritten. »Deine Zeit ist so nahe.«

»Ich kann ein Baby genauso gut in London wie in Wakefield kriegen.« Augenblicklich bedauerte Allison ihre scharfe Antwort. Sie wusste, dass Robin sich große Sorgen um sie machte. Er benahm sich genauso, als Christopher geboren wurde, dachte sie, dann erinnerte sie sich: Jetzt gibt es noch mehr Grund zur Sorge – ich bin neununddreißig Jahre alt. Möglicherweise zu alt, um ein Kind zu bekommen. Leise ergriff sie die Hand ihres Mannes und weckte augenblicklich sein Interesse. Ihr aschblondes Haar umrahmte ihr ovales Gesicht, und ihre violetten Augen waren so klar wie an dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. »Mir geht es gut«, sagte sie mit leiser Stimme. »Hat Gott uns nicht versprochen, dass es mir und meinem Kind wohlergehen wird?«

Robin Wakefield blickte in die Augen der Frau, die er mehr als alles andere auf Erden liebte. Als sie seinen Blick auffing, dachte Allison, dass er immer noch in vieler Hinsicht so aussah wie bei ihrem ersten Treffen. Er war ein Junge gewesen, älter als sie, aber doch noch ein Junge. Als Erwachsener war er groß und schlank geworden, und seine blaugrauen Augen waren voll Wärme, als er sagte: »Ja, das hat er getan. Ich glaube, du musst mich öfter daran erinnern. Ich bin nervös wie eine Katze!«

»Komm jetzt, lass uns gehen.« Sie schob ihre Hand unter seinen Arm, und sie schritten langsam durch die gedrängt vollen Straßen. Sie waren kaum fünfzig Fuß weit gegangen, als sie sagte: »Oh, sieh nur, Robin. Da sind die Cromwells.«

»Tatsächlich.« Robin hob die Stimme und rief: »Robert – Robert Cromwell!« Ein hochgewachsener Mann, der mit einer Frau und mehreren Kindern spazieren ging, blieb stehen, sah sich nach dem Paar um und winkte dann.

»Lass uns gehen und das neue Baby ansehen«, sagte Allison. Sie ging voran, und als sie die Gruppe erreichten, sagte sie: »Guten Tag, Mr Cromwell, Elisabeth und all ihr jungen Cromwells.«

Die Kinder piepsten ein gedämpftes »Guten Tag«, und Elisabeth Cromwell meldete sich fröhlich zu Wort. »Ich erwartete nicht, dich hier zu sehen – nachdem deine Schwangerschaft so weit fortgeschritten ist, Allison.« Sie wechselte das Baby, das sie trug, auf den anderen Arm und fügte hinzu: »Ich werde kommen und dir helfen, wenn das Kind geboren ist.«

»Lass sie ansehen.« Allison streckte die Arme vor, und als sie das Baby hielt, berührte sie die feisten roten Bäckchen. »Wie hübsch sie ist!«

»Sie ist ein Mädchen!« Der kleine Junge, der dicht bei seinem Vater stand, sprach die Worte voll Abscheu aus. »Ich wollte einen Bruder.« Er sah sich stirnrunzelnd um und fügte hinzu: »Wer braucht schon so ein dämliches Mädchen?«

»Ich brauche eines, Oliver«, sagte Allison augenblicklich. »Und du wirst sehen – du wirst diese Kleine lieben, wie du alle deine Schwestern liebst.« Ihr Blick hing an dem immer noch aufgebrachten Gesicht des kräftigen Jungen. Obwohl er erst vier Jahre alt war, hatte der Junge einen sehr starken Willen – wie seine Mutter. Allison lächelte: »Vielleicht werde ich einen Jungen haben, dann könnt ihr zwei Freunde sein.«

Während die beiden Frauen plauderten, zog Robert Robin beiseite. »Nun, die Königin ist dahin. Was wird jetzt kommen?«

»Nichts, das so gut wäre wie sie, Robert«, sagte Robin ernst.

»Du hattest immer eine hohe Meinung von ihr, nicht wahr? Aber du hast sie auch sehr gut gekannt. Ich glaube, im hohen Alter hat sie ein paar dumme Fehler gemacht.«

Robins klare Augen wurden traurig und nachdenklich. »Sie war die Letzte der Tudors. Mehr als hundert Jahre lang haben sie sich mit nur einer Handvoll Leibgardisten auf dem Thron gehalten, für Frieden gesorgt, die diplomatischen Angriffe Europas zurückgeschlagen und das Land sicher durch Veränderungen gesteuert, an denen es hätte zerschellen können.«

»Ja, das stimmt.« Cromwell nickte. Er war ein hochgewachsener, vierschrötiger Mann von strengem Charakter und mit humorlosen Ansichten; ein gewissenhafter Gutsherr und Friedensrichter. »Was kommt jetzt, meinst du?«, verlangte er von Neuem zu wissen.

»Elisabeth hat Jakob IV. von Schottland zu ihrem Nachfolger berufen.«

»Was für eine Art Mann ist er?«

»Ein ehrbarer Mann, denke ich – aber er ist kein Tudor. Er wird es nicht so leicht finden, England zu regieren, wie sein heimatliches Schottland.«

»Nun, es liegt in Gottes Hand.« Als strenggläubiger Calvinist akzeptierte Cromwell den neuen Mann auf dem Thron, wie er die Sonne am Himmel akzeptierte. Beide waren von Gott an ihren Ort gestellt. Er zuckte die schweren Schultern. »Komm jetzt, es ist an der Zeit, dass wir uns einen Standplatz suchen.«

»Ja, aber wo ist mein Junge?« Eine Spur von Ärger klang in Wakefields Stimme mit. »Ich habe ihm die Erlaubnis gegeben, sich in London umzusehen, aber er versprach mir, um ein Uhr zurück zu sein.«

Robert strich sich den Bart und betrachtete eindringlich seinen Freund. Er wusste, dass Robin Wakefield ein Mann von vorzüglichen Qualitäten war, aber er fürchtete, dass diese Vorzüge irgendwie nicht auf Christopher, den einzigen Sohn der Familie, übergegangen waren. Er dachte sorgfältig nach, dann sagte er langsam: »Du machst es dem Jungen zu leicht, Robin.«

Der Jüngere blickte voll Überraschung auf. Er hatte denselben Gedanken gehabt, und es erschütterte ihn, dass ein Mann, der ein so guter Richter war, ihn aussprach. »Ich – ich wollte ein guter Vater sein«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Aber Chris hat kein Gefühl dafür, was es heißt – gehorsam zu sein.« Das war die bittere Wahrheit, die Robin kaum jemals aus seinen Gedanken verbannen konnte – und Allison wohl auch nicht, dessen war er sich sicher. Die Geburt ihres Sohnes war eine Zeit der Freude gewesen, und sie hatten große Pläne für das Kind gemacht, das eines Tages der Herr von Wakefield sein würde. Aber Christopher war von frühester Jugend an rebellisch und launisch gewesen.

Robin blickte rasch zu Allison hinüber, und sein Gesicht wurde ernst. »Er hat seine Mutter um den kleinen Finger gewickelt. Und ich war zu lasch.« Seine Lippen wurden schmal, und er nickte kurz. »Er muss lernen, was es heißt, Verantwortung zu tragen.«

»Nun, er wird sich schon noch blicken lassen.« Cromwell zuckte die Achseln. »Aber wenn wir einen Platz finden wollen, wo wir den Trauerzug vorbeiziehen sehen, müssen wir uns beeilen. Jedermann in London ist hier – und sogar Leute vom Land.«

Die beiden gesellten sich zu den Frauen, und die kleine Gruppe begann, sich durch die Menschenmenge zu drängen. »Das ist unmöglich!«, schnappte Robin zuletzt. »Du hältst das nicht durch, Allison!«

»Aber ich möchte den Leichenzug sehen!«

Robin dachte nach, dann nickte er. »Wir müssen mit einer Droschke nach Westminster fahren. Ich glaube, ich finde eine.«

»Oh, Robin, wirklich?«

Augenblicklich rief Robin eine Droschke herbei, und als sie am Straßenrand hielt, begann er, Allison hineinzuhelfen. Aber noch während er ihre Hand hielt, hörte er Elisabeth Cromwell ausrufen: »Aber da ist ja Christopher –!«

Chris Wakefield hatte ihre Zimmer in einem hübschen Anzug aus Plüsch und Seide verlassen. Sein Haar war sorgfältig gekämmt gewesen, und er hatte mit ein paar Goldstücken in seiner Börse geklimpert.

Der Junge, den sie vor sich sahen, war in schmutzige Lumpen gekleidet, die zum Himmel stanken! Sein Haar war verfilzt. Und das Schlimmste von allem war, dass er ein wenig stolperte, als er auf sie zukam, und sobald er vor ihnen stand, rochen beide den säuerlichen Geruch von Alkohol.

»Christopher!«, wisperte Allison und streckte die Hand aus, um sein bleiches Gesicht zu berühren. »Was ist dir zugestoßen?«

Aber Robin war nicht so sanft gestimmt wie seine Frau. Er hatte seinem Sohn erst erlaubt, mit ihnen zu kommen, nachdem er ihm ein festes Versprechen abgerungen hatte, sich gut zu benehmen. Und nun das! Er bemerkte das unterdrückte Lachen der Leute, die herankamen, um zu gaffen, und eine Welle des Zorns durchlief ihn. Als er sprach, war seine Stimme leise und kalt.

»So hältst du also dein Versprechen?«

Chris’ Augen flogen zum Gesicht seines Vaters, während ein dunkles Rot in seine Wangen stieg. »Ich – ich kann nichts dafür!«

»Jeder ist selbst schuld daran, der sich betrinkt!«

Chris war durch die Straßen geirrt und hatte die angewiderten Blicke, die ihn trafen, nicht einmal bemerkt. Als er seine Eltern gesehen hatte, war er voll Scham zu ihnen gegangen. Jetzt wusste er, dass es klüger gewesen wäre, ihnen aus dem Weg zu gehen und zur Herberge zurückzukehren und sich in Form zu bringen.

»Verschwinde mir aus den Augen, Christopher«, sagte Robin. »Geh zur Herberge und bleib dort.«

»Aber – das Begräbnis –!«

»Du bist ein prachtvoller Anblick für das Begräbnis einer Königin!« Robin Wakefield neigte für gewöhnlich nicht zur Bitterkeit, aber jetzt hatte er vorgehabt, seinen Respekt und seine Liebe zu seiner Herrscherin zu bezeugen. Herbe Enttäuschung erfüllte ihn, und er wandte sich von seinem Sohn ab und nahm Allisons Arm.

»Robin –!«, protestierte Allison, als er sie in die Kutsche schob, aber er schüttelte den Kopf. Sie warf Chris einen qualvollen Blick zu, dann wurde die Tür geschlossen. Als die Droschke davonrollte, sprach keiner von beiden ein Wort. Allison kannte das Herz ihres Gatten so gut wie ihr eigenes. Sie wusste um die Liebe, die er für Chris empfand, aber sie hatte gesehen, wie seit Jahren der rebellische Geist seines Sohnes eine Kluft zwischen ihnen aufgerissen hatte – und sogar zwischen Chris und ihr selbst.

Sie legte ihre Hand auf Robins Hand, und als er sich umwandte und ihr ins Gesicht blickte, sah sie, dass die Sehnen an seinem Hals vor Anspannung hervorstanden und Qual aus seinen Augen sprach. »Ich kann ihn einfach nicht verstehen, Allison!«, flüsterte er. »Ich würde für diesen Jungen sterben – aber ihm ist alles egal!«

Allison fühlte, wie ihr Tränen in den Augen brannten, und sie blinzelte, um sie zurückzudrängen. »Ich weiß, Liebster«, flüsterte sie. »Aber er ist jung. Er wird sich noch ändern.« Während die Droschke dahinrollte, betete sie: Oh Gott! Schenke uns mehr Liebe für diesen Jungen! Er hat uns schrecklich verletzt, aber nicht so arg, wie wir dich oft verletzt haben! Lass uns ihn lieben, wie du uns liebst.

***

Hinten an der Straße stand Chris und sah der Droschke nach, bis sie verschwand. Krank machende Scham erfüllte ihn, und ihm war plötzlich bewusst, dass die Cromwells ihn beobachteten. Er wandte sich ab, unfähig, ihnen ins Gesicht zu blicken, aber Elisabeth Cromwell sagte mit leiser Stimme: »Geh in die Herberge und warte auf sie, Christopher. Nach dem Begräbnis kannst du ihnen erklären, wie es dazu gekommen ist.«

Chris wandte sich ihr zu. Sie hielt Olivers Hand, und die Augen des Jungen betrachteten ihn eindringlich. Irgendwie entnervte dieser Blick des Jungen Chris, und er schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte er. »Sie würden es nicht verstehen.«

Chris hatte immer eine Vorliebe für Oliver gehabt und hatte sich oft mit ihm getroffen, wenn sein Vater und Robert Cromwell sich trafen, um geschäftliche Dinge zu besprechen. Jetzt kam der junge Oliver ohne Warnung zu ihm herüber und nahm Chris’ Hand. Er blickte auf und sprach mit klarer, heller Stimme: »Ich bin nicht böse auf dich, Christopher!«

Chris blinzelte den Jungen an, dann flüsterte er: »Wirklich nicht, Oliver?«

»Nein!«

»Das – das tut gut.«

Dann zog Chris seine Hand zurück und ging eilends davon. Als er verschwand, schüttelte Robert traurig den Kopf. »Zu schlimm! Er wird ihnen das Herz brechen – er hat es schon getan.« Dann sagte er mit schwerer Stimme: »Komm mit. Lass uns einen Platz finden, wo wir die Prozession beobachten können.«

Chris eilte blindlings die Straßen entlang und ignorierte die höhnischen Worte, die ihm mehrere Leute nachriefen. Der Schock der Worte seines Vaters – und der Anblick des angstvollen Gesichts seiner Mutter – hatten die Wirkung des Rausches vertrieben. Nun war es wie ein erschreckender Albtraum – nur dass es kein Albtraum war. Er würde nicht aufwachen – wie es bei anderer Gelegenheit geschehen war – und einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, dass es nicht Wirklichkeit war. Ich werde niemals den Ausdruck auf Mutters Gesicht vergessen, als sie mich sah! dachte er qualvoll. Warum habe ich es nur getan? Warum? Aber Chris fiel keine Antwort ein. Er fand niemals Antworten auf sein schlechtes Benehmen. Kummer empfand er zuweilen, aber er wusste nie, warum er den Versuchungen nicht widerstehen konnte, die ihn verlockten. Er stolperte die Straße entlang und fragte sich, warum er Harry Jones überhaupt Beachtung geschenkt hatte. Er quälte sich selbst mit Fragen. Du wusstest doch, was er war – warum um Himmels willen hast du ihn nicht einfach stehen gelassen?

Aber ihm fiel keine Antwort ein. Überhaupt keine. Er hatte diese Selbstvorwürfe schon oft in seinen vierzehn Jahren durchlitten und wusste, dass er lange Nächte damit verbringen würde, sich qualvolle Vorwürfe wegen seines Verhaltens zu machen. Vor langer Zeit hatte er gelernt, diese törichte Seite seines Lebens verborgen zu halten; niemand hatte ihn jemals gesehen, wie er Kummer über sein schlechtes Benehmen zeigte. Aber der Kummer war da, und er fuhr ihm wie ein Messer durchs Herz!

Schließlich ging er langsamer und hob den Blick, um die Menschenmengen zu beobachten, die sich alle in die Straßen drängten, durch die der Trauerzug hindurchziehen würde. Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr ihn und machte beinahe augenblicklich einer dickköpfigen Entscheidung Platz. Ich werde ihn mir eben allein ansehen. Wie kann das schlimmer sein, als was ich bereits getan habe?

Ein perverser Geist ergriff ihn, und er schloss sich der Menge an, die vorwärtsdrängte. Die Straßen waren gedrängt voll, aber er verzog sich in eine Hintergasse und kletterte auf das Dach einer Herberge mit Namen Das Springende Pony. Da saß er nun, hoch oben auf der scharfen Kante des Dachfirsts, und wartete auf den Trauerzug.

Unten drängte sich die Menge und kämpfte um Raum, aber Chris fühlte sich allein auf seinem hohen Ausguck. Die Menge schien weit weg, das Geräusch ihrer Rufe drang gedämpft zu ihm herauf. Er war gerne allein und fühlte sich, als wäre er in einer klaren Blase eingeschlossen. Er konnte sehen und hören, was sich ereignete – aber es hatte nur wenig mit ihm zu tun. Ein Gedanke kam ihm, als die ersten Reiter unten auf der Straße auftauchten: Ich wünschte, ich könnte immerzu so allein sein!

Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Niemand war allein. Jeder hatte seinen Platz – und Chris hatte nie gelernt, wo sein Platz war. Als die lange Reihe der Adeligen auf ihren glänzend herausgeputzten Pferden an ihm vorbeizog, dachte er: Ich bin der Sohn von Lord Robin und Lady Allison Wakefield. Eine Menge Jungen wären gern reich und hätten einen Titel. Warum kann ich nicht gut sein?

Die Schuld brannte in ihm wie ein Feuer und versengte sein Herz – aber er hatte gelernt, damit zu leben. Mit stoischer Entschlossenheit klammerte er sich an den Dachziegeln fest und starrte hinunter, während der Trauerzug unter ihm vorbeizog. Er war der Königin einmal begegnet, ganz kurz nur, und als die Staatskarosse mit ihrem Sarg erschien, heftete er den Blick darauf. Etliche schwarz gekleidete Trauergäste flankierten den Wagen und hielten die Fahnen des Empire hoch. Die Stille der Luft war erfüllt von dem Trauergesang, den sie anstimmten, aber Chris’ Blick hing an dem Sarg. Er versuchte sich den Leichnam vorzustellen, brachte es aber nicht zustande.

»Sie ist tot«, murmelte er und versuchte über den Tod nachzudenken. »Wo ist sie jetzt? Im Himmel oder in der Hölle?«

Irgendwie ängstigte ihn der Gedanke, und er schlüpfte über die Dachziegel hinunter und stieg zum Pflaster ab. Der Gedanke kam ihm ganz plötzlich: Ich kann davonlaufen! Weit weg – und Vater und Mutter niemals wiedersehen! Ich kann niemals gut sein, also werden sie mich auch niemals lieben!

Dann hob er den Kopf und starrte den Himmel an – der ihm eine Farbe wie Grabsteine zu haben schien. Einsamkeit ergriff ihn, und er wusste, dass er keine Wahl hatte. Langsam drehte er sich um und verließ die Hintergasse, dann trottete er die Straßen von London entlang zu der Herberge.

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2Ein Schlüssel dreht sich im Schloss

Juni 1620

London ertrank beinahe in heftigen Regenfällen. Jeden Morgen sammelten sich tief hängende Wolken, dunkel und geschwollen vor Feuchtigkeit, über der Stadt und ließen dicke Tropfen fallen, die auf die Straßen und Dächer niederklatschten. Und jeden Nachmittag wurden die Bürger der Stadt von Überschwemmungen geradezu biblischen Ausmaßes heimgesucht.

Chris Wakefield war am Dienstagvormittag um zwölf Uhr aufgestanden, war hastig in seine Kleider geschlüpft und hatte das Frühstück vergessen. Sein Schädel pochte gewaltig, als er seine Unterkunft verließ und sich nach Lincoln’s Inn begab, eines der vier altertümlichen Häuser, die den Rechtsanwälten als Stützpunkt dienten. Der kalte Regen rann über seinen Hut, lief ihm den Nacken hinunter und durchnässte seine Kleidung, während er tropfend die Straße entlangeilte. Die Gossen standen tief unter Wasser, und Chris musste durch sechs Zoll Wasser waten, als er die Straße überquerte. Er fluchte gedämpft und drängte sich durch die Gruppe von Männern, die den schmalen Eingang versperrte.

»Guten Tag, Mr Dollarhyde«, sagte er, sobald er eines der Büros betreten hatte, die zu beiden Seiten eines dunklen, schmalen Flurs lagen.

»Ah, da seid Ihr ja, Mr Wakefield.« Ein außergewöhnlich hochgewachsener Mann mit einem beinahe erschreckend mageren Gesicht blickte von einem schäbigen Schreibtisch auf, der mit Papieren bedeckt war. Er hatte ein Paar blassblauer Augen, aus denen Enttäuschung sprach – das Resultat von Jahren, in denen er beobachtet hatte, wie Leute von den Mühlen der Gerechtigkeit erfasst und durch die Mangel gedreht wurden. Er lehnte sich zurück, ließ seine langen, knochigen Finger knacken, die von schwarzer Tinte befleckt waren, und betrachtete seinen Besucher mit forschenden Blicken.

Im Alter von zweiunddreißig Jahren waren Chris’ blaue Augen zynisch – und gerötet von den späten Stunden, in denen er zu Bett zu gehen pflegte. Vermutlich trinkt er auch, dachte der Ältere. Er guckt jeden Tag in die Flasche, so wie er aussieht. Eine Schande – ich glaube nicht, dass er es schaffen wird. Aber er sagte nur: »Ihr sucht, äh, Mr Cromwell, nehme ich an?«

»Ja – ist er hier, Silas?«

Der hochgewachsene Mann verschränkte seine Finger zu einem komplizierten Muster und befreite sie dann wieder. Er schüttelte den Kopf und sprach in bedauerndem Ton. »Ah – Ihr vergesst die Zeit, Sir.«

»Zeit? Welche Zeit meint Ihr?«

»Den Zeitpunkt von Mr Cromwells Heirat.« Ein leises Lächeln kräuselte die Lippen des Anwalts, als sei ihm plötzlich ein erheiternder Gedanke gekommen. »Ah – ich sehe, Ihr habt den Termin vergessen. Eure Geschäfte lassen Euch keine Zeit, nehme ich an.« Es erfordert ja auch viel Zeit und Energie, sich zu betrinken und hinter jedem Weiberrock in London her zu sein! dachte er verächtlich.

Chris starrte Dollarhyde mit leeren Augen an, dann schnitt er ein Gesicht. »Ja, Ihr habt recht. Dann ist er also fort?«

»Ah – ja, er ist vor vierzehn Tagen aus Lincoln’s Inn abgereist. Ich nehme an, er wird jetzt zu Hause sein.«

»Verflucht!« Chris schlug sich mit dem regendurchweichten Hut an den Schenkel, sodass sich ein Sprühregen von Wasser über die abgetretenen Dielen des Bodens ergoss. Er schob das Kinn mit einer zornigen Geste vor und spürte augenblicklich, wie das Hammerwerk in seinem Kopf gegen seine Schläfen schlug. Er schnitt von Neuem ein Gesicht. »Er hat nicht – etwas für mich hinterlassen, nehme ich an?«

Dollarhyde öffnete die Lippen, gerade genug, um zu fragen: »Etwas für Euch, Mr Wakefield? Ah – nein, ich glaube nicht. Habt Ihr etwas erwartet?«

Höchstwahrscheinlich geliehenes Geld – oder eine Abzahlung! Dollarhyde wusste Bescheid über die intimen Details von Oliver Cromwells Geschäften, wie er die Details von Dutzenden junger Männer kannte, die in Lincoln’s Inn residierten. Obwohl sein Gesicht keine Spur erkennen ließ, brauchte sein rasiermesserscharfer Verstand nur die Seite in einem von Cromwells Aktenordnern aufzurufen – der Anwalt hatte die phänomenale Fähigkeit, Seiten in seiner Erinnerung zu »sehen«, als würden sie ihm vor Augen gehalten –, und er dachte über die Serie von »Krediten« von Mr Cromwell an Mr Wakefield nach.

Mehr als einmal hatte Dollarhyde den jungen Cromwell vor solchen Geschäften gewarnt. »Dieser Mr Wakefield ist nichts wert, Mr Oliver – kein Vergleich mit seinem Vater oder seinem Urgroßvater, Sir Myles! Ihr wisst doch, dass er alles, was Ihr ihm gebt, für Wein und Weiber verschleudert!«

Aber Cromwell hatte immer nur die Achseln gezuckt und ihm dieselbe Antwort gegeben. »Er hat einen guten Kern, Silas. Ich hoffe, dass er eines Tages erwachen und Gott erkennen wird.«

Dollarhyde erlaubte keinem seiner Gedanken, sich auf seinem Gesicht widerzuspiegeln, sondern fragte nachdenklich: »Geht Ihr nicht zur Hochzeit, Mr Wakefield? Ich weiß, dass Mr Cromwell Euch erwartet.«

Chris warf dem Anwalt einen bösen Seitenblick zu. Er wusste, dass Dollarhyde trotz seiner höflichen Manieren nichts für ihn übrighatte. »Ich nehme an, das werde ich tun, Silas«, murmelte er. Er musste Oliver einfach sehen. Er war verzweifelt auf der Suche nach Geld, um seine Gläubiger abzuschütteln. Ein weiterer Blick auf Dollarhydes Gesichtsausdruck verriet ihm, dass der Anwalt das vermutlich wusste. Zur Hölle mit ihm! – Er hat ein Paar Augen, das durch einen Mann hindurchblickt, als wäre er aus Glas! »Nun, dann gehe ich jetzt.«

»Oh – richtet Braut und Bräutigam meine besten Wünsche aus, Sir«, rief Dollarhyde, als Wakefield den Raum verließ. Die Tür fiel krachend ins Schloss, der Anwalt kicherte. Er griff nach seiner Schreibfeder, aber die Tür schwang von Neuem auf, und ein kleiner dicker Mann mit einem fröhlichen roten Gesicht tauchte auf.

»War das Wakefield?«, fragte er. Er deponierte einen Stapel Papiere auf dem Berg von Dokumenten, der sich auf Dollarhydes Schreibtisch erhob. »Wieder mal da, um Cromwell abzustauben, eh?«

»Warum sollte er sonst kommen sollen?«

»Verstehe nicht, warum Euer Vorgesetzter sich das gefallen lässt!«

Dollarhyde schnappte: »Das geht dich nichts an, James!« Dann gab er nach und zuckte die mageren Schultern. »Es ist, nun ja, seltsam. Mr Cromwell ist ein harter Mann – aber er hat eine Vorliebe für diesen Wakefield-Burschen, die ich nie verstanden habe. Natürlich, sie wuchsen zusammen auf, und Wakefield war mehr oder weniger ein älterer Bruder für ihn. Cromwell hat hauptsächlich Schwestern, und Wakefield nahm ihn auf die Jagd mit – und dergleichen mehr. Und er brachte immer etwas mit für Mr Wakefield, wenn er auf Reisen ging. Ich nehme an, es liegt daran, obwohl ich wünschte, er würde den Mann abschütteln. Er wird demnächst ins Schuldgefängnis kommen. Entweder das oder man wird ihn in irgendeiner Kneipe bei einer Rauferei wegen eines Mädchens erstechen.«

»Wie viel schuldet er Mr Oliver?«

»Das geht dich nun wirklich nichts an! Und jetzt – raus mit dir!«

Draußen trottete Chris durch den stürmischen Regen, ging mit schweren Schritten den gepflasterten Bürgersteig entlang.

Muss Bargeld auftreiben – kann meine Gläubiger nicht mehr länger hinhalten!

Die Wolken über ihm wurden immer dunkler, und schließlich fand er sich in einer schmalen Straße vor einer Taverne. Er presste die Lippen zusammen und murmelte: »Nein! Ich muss genug Geld auftreiben, um über die Runden zu kommen, bis ich auf einem Schiff anheuern kann!«

Er stand unsicher da. Der Regen rann von der Krempe seines Hutes. Verzweiflung umfing ihn, so dunkel wie die schmutzfarbenen Wolken, die den Himmel bedeckten. Er dachte an seine Vergangenheit, an die Zeiten, als er mit goldgefüllten Taschen von einer Reise zurückgekommen war … und bald überschwemmten ihn bittere Erinnerungen daran, wie ihm das Geld wie Wasser durch die Finger geronnen war. Wie oft hatte er den festen Entschluss gefasst festzuhalten, was er erworben hatte! Wie oft hatte er sich geschworen, sich aus dem Teufelskreis zu befreien, in dem er gefangen war – er machte Geld, und dann verschleuderte er es bei Wein und Weibern und Glücksspiel!

Der Regen trommelte dumpf auf die Steine. Chris duckte den Kopf und starrte das wirbelnde Wasser an, das Strohhalme, kleine Stöckchen, Papierstückchen und anderen Unrat an seinen Füßen vorbeischwemmte. Die Stadt London hatte eine einfache Methode gefunden, sich des Abfalls zu entledigen. Unrat und Kehricht wurden einfach auf die Straße geworfen – und wenn die Regenfälle kamen, wurden sie fortgeschwemmt, die einzige Gosse in der Mitte der Straße entlang.

Warum gibt es nichts, das all den Unrat wegschwemmt, den ich in meinem Leben angehäuft habe?

Christopher Wakefield war ein Mann der Tat und neigte nicht zum Grübeln. Wenn man ihm eine Aufgabe stellte, ihm ein Schwert in die Hand gab – nun, dann wusste er, was er zu tun hatte! Aber als er da durchnässt im Regen stand, erfüllte ihn ein jähes Gefühl dafür, wie leer und nutzlos und verpfuscht sein Leben war. Er hatte das schon früher empfunden, aber er hatte immer Vergessen im Rausch und im Trubel gesucht.

Er dachte an seine Familie – wie er seinen Eltern mit seinem wilden Leben das Herz gebrochen hatte –, und ein tiefer Schmerz durchschauerte ihn. Er dachte an seinen jüngeren Bruder, Cecil, der mit siebzehn Jahren all die Vorzüge besaß, an denen es ihm mangelte.

Mit jäher Gewalt überschwemmten ihn das Elend seiner Kopfschmerzen, die Krise, die sich drohend am Horizont abzeichnete, und die Erkenntnis, dass er in jeder Hinsicht ein Versager war. Die Tür der Schenke öffnete sich vor ihm, als ein Mann heraustrat – und Wakefield roch den Duft des Braunbiers und hörte das Gelächter der Leute drinnen. Er hasste sich selbst dafür, dass er schwach wurde, und während er eintrat, schwor er sich: Nur ein Trunk – ich muss darüber nachdenken, was ich tun soll, aber was schadet schon ein einziges Glas?

Egal, wie hell die Sonne auch draußen schien, das Innere der Schenke zum Schwarzen Drachen war immer düster und schattenverhangen. Selbst das Geschäftsschild, das diesen angriffslustigen Titel trug, war zu einem nebelhaften Grau verwittert, und die Farbe darauf war so verwaschen, dass das Tier, nach dem die Schenke benannt war, eher einem verzerrten Schwein als einem Drachen glich. Die namenlose Gasse, in der der Drache sich zwischen andere Schenken quetschte, war selbst im strahlenden Mittagssonnenschein düster. Das lag an den vorspringenden zweistöckigen Etagen des hölzernen Gebäudes, die die Sonnenstrahlen von der schmalen Straße unten abschnitten.

Im Innern der Schenke jedoch breitete sich ein behagliches Gefühl aus. Ein Feuer knisterte in dem großen Kamin, der eine Seite der Schenke beherrschte. Kerzen tüpfelten die Dunkelheit mit ihrem gelben Glanz, und ein fröhliches Durcheinander von Stimmen erhob sich, als die Steingutkrüge auf die Eichentische geschmettert wurden, an denen Myriaden von Trinkern saßen.

Chris setzte sich an den einzigen freien Tisch, und eine Frau kam heran, um ihn zu bedienen. »Nun, wir haben dich eine ganze Weile nicht gesehen, Chris.« Sie war eine üppig gebaute Frau mit einem Paar scharfer schwarzer Augen. »Warst du auf Reisen, ja?«

»Hallo, Maude«, sagte Chris. Sie war eine einfache Frau, nicht hübsch, aber sie war immer für jeden Spaß zu haben, und sie schätzte die Geschenke, die er ihr brachte. Sie war die Besitzerin des Drachen, hatte ihn von ihrem Mann geerbt, den die Pest dahingerafft hatte. Nun füllte sie einen Becher mit Braunbier und stellte ihn vor ihm hin, wobei sie kokett bemerkte: »Ich hoffe, du hast ein wenig Zeit, bevor du wieder zur See fährst, eh?«

Chris war zumute, als hätte er diese Szene schon oft durchlebt. Er trank hastig den Becher aus und versuchte Entschlossenheit zu zeigen. Er wollte sich erheben, sagte: »Hab geschäftlich zu tun –«

»Oh, du kannst doch jetzt nicht fortlaufen, Chris!« Die Frau unterbrach ihn, schubste ihn zurück und lächelte lockend. »Du und ich – wir müssen uns ein bisschen unterhalten. Eine Frau fühlt sich manchmal einsam, weißt du das nicht? Nun bleibst du erst einmal hier sitzen, und ich bringe dir etwas zu essen.«

Die Stunden vergingen wie hinter einer Nebelwand, und der letzte verzweifelte Gedanke, den Chris hatte, bevor der Rausch ihn völlig übermannte, war: Ich muss hier raus! Aber der Alkohol überwältigte ihn, und es war zwölf Uhr mittags am nächsten Tag, als er den Drachen verließ – ausgebrannt und von Elend überwältigt. In seinen Ohren hallten die wütenden Schreie der Frau wider, die entdeckt hatte, dass er kein Geld in der Tasche hatte, und ihn deshalb mit Flüchen und der Warnung, sich nie wieder blicken zu lassen, hinausgejagt hatte.

Als er sein Zimmer erreichte, wusch er sich das Gesicht und bemerkte, dass seine Hände zitterten. Während er sie noch anstarrte und versuchte, einen Ausweg aus der Klemme zu finden, schien ein schwerer Schlag die Tür zu erschüttern. Er blinzelte vor Überraschung, dann trat er vor, um sie zu öffnen. Zwei Männer standen da, und ihre Augen waren kalt und hart. »Christopher Wakefield?«, verlangte einer von ihnen zu wissen.

Chris wusste augenblicklich, wer sie waren. Er hatte sie erwartet. »Ich bin Wakefield. Und Ihr seid gekommen, um mich wegen Schuldenmacherei zu verhaften.«

Der Größere der beiden grinste und zeigte geschwärzte Zähne dabei. »Ein kluger Bursche, was?« Dann nickte er abrupt. »Kommt am besten ohne Widerstand mit. Keine Schwierigkeiten, verstanden?«

»Keine Schwierigkeiten.«

Der kleinere Mann hatte ein einfaches Gesicht und wirkte betrübt. »Tut uns leid, dass wir das tun müssen, Sir. Aber Befehle sind Befehle. Und Ihr habt doch sicher Freunde, die Euch heraushelfen werden, oder etwa nicht?«

Wie er da vor den beiden Männern stand, ging Chris in Gedanken die Männer durch, die er kannte – dann sagte er mit verzweifelter Stimme, die zu seinen stumpfen Augen passte: »Nein, ich habe niemand. Ich bin bereit.«

»Ah, so schlimm kann es doch nicht sein, Sir!«

»Halt’s Maul, Harry!«, schnappte der Größere. »Hast du im Tower nicht genug so feine Gentlemen wie diesen hier gesehen, um es besser zu wissen?« Er stieß ein verächtliches Schnauben aus, dann sagte er: »Packt Eure Sachen, Wakefield. Euer neues Zuhause wartet auf Euch!«

***

Die Kirche von St. Giles war keineswegs eine Kathedrale, aber sie war ein vornehmes Gebäude, gut gebaut und voll Würde. Elisabeth Bourchiers Familie waren gestandene Mitglieder, und die Kirche war gedrängt voll mit Familienangehörigen und Freunden, als sie das Kirchenschiff entlangschritt und neben ihren Bräutigam, Oliver Cromwell, trat. Er lächelte, als er ihre Hand ergriff, und die beiden drehten sich um, um von Angesicht zu Angesicht vor dem Pfarrer zu stehen.

Während die Zeremonie weiterging, betrachtete Robin Wakefield von seiner Kirchenbank im Mittelteil aus das Paar mit forschenden Blicken. Elisabeth war ein hübsches Ding – adrett und mit rosigen Wangen. Ihre Augen waren riesengroß, und zwei Grübchen zeichneten sich in ihren Wangen ab, als sie den Geistlichen anlächelte.

Eine gute junge Frau für Oliver – vernünftig und hinreichend hübsch. Robin nickte leise, dann zuckten seine Lippen in einem Lächeln, als ihm ein Gedanke kam: Nachdem er mit sechs Schwestern aufgewachsen ist, sollte Oliver über Frauen Bescheid wissen! Er dachte darüber nach, wie Oliver im Alter von achtzehn Jahren gezwungen gewesen war, zum Oberhaupt der Familie zu werden, nachdem sein Vater gestorben war. Jedermann hatte beobachtet, wie viel Zärtlichkeit der junge Mann seiner Mutter entgegenbrachte und wie freundlich er mit seinen Schwestern umging.

Familienoberhaupt mit achtzehn – das ist eine schwere Belastung für einen jungen Mann, aber Oliver hat sich wacker gehalten. Das Bild von Robins eigenen zwei Söhnen huschte durch seine Gedanken: Cecil, der ein wenig wie Oliver war, und Chris, das genaue Gegenteil. Er wies den Gedanken zurück und betrachtete den Bräutigam weiterhin mit forschenden Blicken. Er sah die hohe Gestalt und das ziemlich strenge Gesicht. Etwas Mystisches leuchtete in Cromwells Augen, und seine Lippen waren entschlossen zusammengepresst. Er war nicht attraktiv; er hatte mehrere kleine Warzen und eine mächtig vorspringende Nase – aber die Kraft in seinen Gesichtszügen war nicht zu leugnen. Als er sprach, trug seine Stimme weit durch die Kirche, hoch und ein wenig rau. Nachdem Robin einige Male mit dem jungen Mann auf die Jagd gegangen war, wusste er, dass diese Stimme sich wie eine Trompete erheben konnte, wenn Oliver gehört werden wollte. Ich hoffe, er schreit Elisabeth nicht an, dachte Robin, aber als er die Zärtlichkeit in den Augen des jungen Mannes sah, wusste er, dass das niemals der Fall sein würde.

Schließlich endete die Zeremonie, und Braut und Bräutigam mischten sich im großen Vorraum der Kirche unter die Gäste. Robin führte Allison und Mary, ihre Tochter, auf das Paar zu und sagte: »Meinen Glückwunsch, Oliver! Du hast eine bessere Frau, als du verdienst, aber so ist es mir auch ergangen!«

Cromwell ergriff den Arm seiner frisch angetrauten Frau und lächelte breit. »Ja, da hast du recht, Robin. Sie wird es nicht leicht haben, aus mir einen guten Ehemann zu machen.«

»Ich verrate dir ein paar Geheimnisse, wie du das anstellst, Elisabeth«, sagte Allison, während sie sich vorbeugte, um die glatte Wange der Braut zu küssen. »Aber du kannst nur den zweitbesten Ehemann in England haben. Den besten habe ich!«

»Sieh einer an!« Oliver nickte und lachte laut. »Das setzt mir ein hohes Ziel – der zweitbeste Gatte im ganzen Land zu werden!«

Die Hochzeitsparty nahm ihren Lauf, und schließlich war es Mary, die von ihrem Platz neben ihren Eltern aufblickte und ihren Zwillingsbruder Cecil ansah. »Cecil! Hierher!«, rief sie aus. Als er herbeikam und neben sie trat, sagte sie: »Du hast die Hochzeit verpasst! Schande über dich!«

Cecil Wakefield war klein gewachsen, nicht viel mehr als ein Meter einundsiebzig. Er warf seiner Schwester einen vorwurfsvollen Blick zu und klagte: »Es war nicht meine Schuld, Mary. Ich musste …« Plötzlich unterbrach er sich und warf seinen Eltern einen zweifelnden Blick zu, als hätte er schlechte Nachrichten zu überbringen.

Augenblicklich fragte Allison: »Was ist los, Cecil? Ist zu Hause jemand krank?«

»Nein, nicht dass ich wüsste, Mutter.«

»Na – raus damit, Junge!«, stieß Robin scharf hervor. »Ich sehe doch, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist.«

»Ja, Sir, ich fürchte, da ist …« Cecil zögerte ein wenig, dann zuckte er die Achseln. »Es geht um Chris. Er steckt in Schwierigkeiten.«

Ein Schatten fiel über Robins Züge, und er warf Allison einen raschen Blick zu. »Lass uns hier verschwinden«, murmelte er. »Ich werde uns bei Braut und Bräutigam entschuldigen.«

Er drängte sich durch die Menge, dann blieb er vor dem Paar stehen. »Ich wünsche euch beiden viel Glück«, sagte er. Er unterhielt sich kurz mit beiden, dann fügte er hinzu: »Ich fürchte, wir müssen uns augenblicklich verabschieden.«

Cromwell betrachtete ihn mit beunruhigtem Blick. »Ihr seid ja ganz verstört, Mr Wakefield. Gibt es Schwierigkeiten?« Als Robin zögerte, sagte Cromwell: »Ich nehme an, es geht um Christopher?«

Robin biss sich auf die Lippen und nickte. »Ich fürchte es. Cecil hat uns eben die Nachricht überbracht, aber mach dir deshalb keine Sorgen, Oliver.«

Cromwells tief liegende Augen nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an. »Ich erinnere mich an den Tag, an dem die gute Königin Bess starb … erinnert Ihr Euch, wie er daherkam, schmutzig und betrunken von irgendeiner Schlägerei?«

»Ich erinnere mich.«

Ein Lächeln huschte über die Lippen des Jüngeren. »Ich habe ihm gesagt, ich sei ihm nicht böse. Wie oft habe ich ihm seither dasselbe gesagt?« Er schüttelte den Kopf und sagte nachdenklich: »Chris ist ein Mann ohne Stern, denke ich. Er kann ein Schiff zu einem unmöglichen winzigen Fleckchen von einer Insel im weiten Ozean steuern, aber er kann nicht einmal seinen eigenen Weg finden!«

»Lass dir deinen Hochzeitstag nicht verderben«, sagte Robin rasch. Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Ich habe ihn immer ausgelöst, wenn er in Schwierigkeiten war – oder du hast es getan, Oliver. Ich weiß, wie sehr du dich bemüht hast, ihm zu helfen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass solche Hilfe ein Ende hat.«

Cromwells Blick wurde scharf. »Ich habe ebenfalls daran gedacht, Sir. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Chris gezwungen wird, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber lasst es mich wissen, wenn ich helfen kann.«

»Danke, Oliver. Das ist sehr liebenswürdig von dir.« Robin lächelte, dann verabschiedete er sich von den Hochzeitsgästen. Er gesellte sich zu den anderen im Schatten des Glockenturms, wo Cecil ihm die Einzelheiten mitteilte. »Er ist im Tower«, sagte Cecil kurz angebunden. Als er sah, wie seine Mutter die Hand an die Kehle hob, sagte er rasch: »Hab keine Angst, Mutter, es geht nicht um ein Kapitalverbrechen.«

»Gott sei Dank dafür!«, sagte Robin mit tiefer Erleichterung. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte er gedacht, Chris hätte jemanden getötet. »Wie lautet die Anklage, Cecil?«

»Er ist wegen Schulden in Haft, Vater.«

Der Schatten, der über Allisons Gesicht gezogen war, löste sich auf. »Oh. Nun, wir werden uns darum kümmern müssen.«

Aber Robins Lippen hatten einen strengen Ausdruck angenommen. Er schüttelte zornig den Kopf. »Nein, wir werden uns nicht darum kümmern. Diesmal nicht!«

»Aber, Vater«, protestierte Mary, »du kannst Chris nicht im Tower lassen!«

»Er ist einunddreißig Jahre alt«, sagte Robin grimmig. »Er hat alles verschleudert, was ich ihm je gegeben habe. Wie oft mussten wir ihm schon aus der Klemme helfen?!«

»Aber der Tower«, murmelte Allison. Tiefer Gram stand in ihren schönen Augen geschrieben.

»Er wird nicht daran sterben«, schnappte Robin. »Mein Urgroßvater war dort und überlebte recht gut. Obwohl Chris nicht aus demselben Holz geschnitzt ist wie Robert Wakefield, wird das vielleicht ein wenig vom Feuer seines Urgroßvaters in dem Jungen entfachen. Nein, wir werden ihn nicht auslösen. Diesmal soll er es auf die harte Tour lernen!«

»Wirst du ihn wenigstens besuchen gehen, Robin?«, fragte Allison.

Robin blickte auf sie herab, und die Härte verließ sein Gesicht. Nach so vielen Ehejahren liebte er sie mehr als zuvor. »Ich hätte es wissen müssen, dass du Entschuldigungen für ihn finden würdest«, sagte er schließlich, dann lächelte er ein wenig. »In Ordnung, ich werde ihn besuchen, aber …«

Allison bemerkte die Pause. »Was ist, Liebster?«, fragte sie.

»Nur ein Gedanke«, sagte er langsam. »Cecil, bring deine Mutter und Schwester in die Herberge. Ich bin zurück, sobald ich kann.« Er sah zu, wie sie in die Kutsche stiegen, dann sagte er laut: »In Ordnung, Mr Christopher Wakefield. Lass uns sehen, was du anfangen wirst, um aus dem Gefängnis herauszukommen!«

***

Das Knirschen des Schlüssels im Schloss riss Chris aus dem Halbschlaf. Er setzte sich augenblicklich auf der Pritsche auf, dann stand er auf, als die Tür sich öffnete. Beim Anblick seines Vaters erstarrte er, aber er wartete, bis die Tür ins Schloss fiel, bevor er sagte: »Ich nehme an, Cecil hat dir die freudige Nachricht überbracht?«

Robin sah sich in der Zelle um, ohne zu antworten. Es war ein kleiner Raum mit nur einer Pritsche und einem kleinen Tisch als Einrichtung. Ein Eimer im Winkel verströmte einen penetranten Geruch – aber der ganze Kerker roch so durchdringend nach ungewaschenen Körpern, verdorbenem Essen und menschlichen Abfällen, dass er kaum zu bemerken war. Es gab keine Fenster im Raum, und die einzelne Kerze verströmte nur schwaches Licht.

»Tut mir leid, dass ich dir keinen Sessel anbieten kann«, sagte Chris achselzuckend. »Du kannst auf der Pritsche sitzen.«

»Ich bleibe nicht lange.«

Chris blinzelte, als er den strengen Ton in der Stimme seines Vaters hörte. Er hätte damit rechnen müssen, aber es erschütterte ihn dennoch. »Ich habe nicht um deinen Besuch gebeten«, krächzte er. Er hatte »Gefängnisfieber« bekommen, und seine Kehle war rau vom Husten. »Falls Cecil das gesagt hat –«

»Dein Bruder sagte uns nur, dass du wegen Schuldenmacherei im Gefängnis sitzt.« Robin betrachtete eindringlich Chris’ Gesicht und dachte daran, was für ein gut aussehender junger Mann er gewesen war. Immer noch wäre, dachte er, wenn er sein wüstes Leben aufgäbe! »Deine Mutter macht sich natürlich Sorgen.«

Die Worte taten Chris weh, aber er sagte nur: »Sie sollte daran gewöhnt sein. Sag ihr, sie soll mich aufgeben.«

»Das wird sie nie tun, wie du sehr wohl weißt.«

»Und wie steht es mit dir, Sir?« Chris starrte die klaren Linien im Gesicht seines Vaters an. »Ich nehme an, du bist nicht gekommen, um mich hier rauszuholen.«

»Das weißt du nicht.«

»Tatsächlich? Dir steht das Nein im Gesicht geschrieben.«

Robin blinzelte überrascht. Er war immer ein wenig schockiert, wenn er feststellte, dass sein missratener Sohn einen scharfen Verstand hatte und oft in Gesichtern lesen konnte wie ein Gelehrter in einem Buch. Er runzelte die Stirn, dann sprach er langsam und wählte die Worte mit Sorgfalt. »Ich – habe dir ein Angebot zu machen, Chris.«

»Ein Angebot? Was für ein Angebot?« Chris’ Gesichtszüge erstarrten plötzlich, und er spie die Worte aus: »Oh, lass mich raten! Du holst mich raus aus diesem Höllenloch, wenn ich heimkomme und ein braver Junge bin.«

Robin sagte nichts, sondern betrachtete nur seinen Sohn. Chris empfand den Drang, sich unbehaglich zu winden, weigerte sich aber, dem Drang nachzugeben. Er war nun einmal, was er war, und es war höchste Zeit, dass seine Eltern mit der Tatsache zurande kamen.

Schließlich zuckte sein Vater die Achseln. »Ich bin kein solcher Narr, dass ich dächte, du würdest das tun. Aber wir können nicht so weitermachen. Es ist zu schwer für deine Mutter – und für mich auch, ob du es glaubst oder nicht.«

Chris fühlte einen Stich der Reue, denn er wusste, dass sein Vater ihn – nach all dem Kummer, den er der Familie angetan hatte – immer noch liebte. »Tut mir leid, Sir«, sagte er mürrisch. »Ich – ich bin nicht gerade gut aufgelegt.« Er warf seinem Vater einen fragenden Blick zu. »Bitte, erzähl mir mehr über dein Angebot.«

»Ich werde deine Schulden bezahlen und dich hier rausholen, wenn du unter dem Kommando einer meiner Freunde zur See fährst«, sagte Robin langsam. »Und du wirst unter seinem Befehl arbeiten, bis er mir sagt, dass du ein vertrauenswürdiger Mann geworden bist.«

Chris starrte seinen Vater überrascht an. Das hatte er nicht erwartet. »Wer ist er, dieser Kapitän? Was für ein Schiff befehligt er?«

»Er hat denselben Vornamen wie du, sein Nachname ist Jones. Er befehligt einen Kauffahrer.«

»Wie groß ist das Schiff?«

»Das braucht dich nicht zu kümmern, Chris. Du erklärst dich mit dem Mann einverstanden, nicht mit dem Schiff.« Robin überlegte einen Augenblick, dann fuhr er langsam fort. »Du kannst dich nicht im Zaum halten. Du hast die Gewohnheit, einfach wegzulaufen, wenn etwas nicht nach deinem Kopf geht, von dem Schiff, auf dem du unterwegs warst, und dem Job, den du gerade gemacht hast. Wenn du meinem Angebot zustimmst, muss ich dein Wort haben, dass du bei Jones bleibst, bis er der Ansicht ist, du seist in der Lage, ihn zu verlassen.«

»Du würdest mein Wort für diesen Handel nehmen?«

»Ich glaube nicht, dass du mich jemals angelogen hast, Sohn. Du hast sonst alles Böse getan, Gott weiß es – aber das nicht.«

Das stimmte – schon als kleiner Junge hatte Chris seinen Eltern die ganze Wahrheit gesagt – und als Erwachsener hatte er dasselbe getan. Es war eine Art Pfand für Chris, dass er das Richtige tun konnte, wenn er nur wollte!

Chris dachte einen Augenblick nach, dann erwiderte er den Blick seines Vaters. »Ich – kann das nicht tun, Sir.« Chris schüttelte trotzig den Kopf. »Ein Kapitän kann das Leben für einen Seemann zur Hölle auf Erden machen. Dieser Jones könnte ein Teufel von einem Kapitän sein. Und er könnte mich jahrelang auf einem schlechten Schiff festhalten.«

»In Ordnung, ich betrachte das als deine Antwort.« Robin wusste, dass es keine Diskussion mit seinem Sohn gab. Er hatte sich entschlossen, das Angebot zu machen und jede Antwort anzunehmen, die Chris ihm gab. Jetzt drehte er sich um und hämmerte an die Tür. Er rief laut: »Kerkermeister, lass mich hinaus.«

Chris war verblüfft. Er hatte erwartet, dass sein Vater die Angelegenheit zumindest diskutieren würde. Aber als die Tür geöffnet wurde, sagte der ältere Wakefield: »Du hältst den Schlüssel in der Hand, Chris. Schreib mir, wenn du einen neuen Anfang machen und hier rauskommen willst, aber du musst wissen, dass das nur zu den Bedingungen möglich ist, die ich dir genannt habe.«

Dann fiel die Tür ins Schloss, und er war verschwunden.

Chris stand da und starrte die schwere Tür an, die ihn von der Freiheit abschnitt. Zorn durchströmte ihn, und er schrie: »Ich werde das nicht tun. Hörst du mich? Lieber verrotte ich, bevor ich nachgebe!« Er trat einen Schritt vor, schlug mit der Faust an die Tür, dann wirbelte er herum und warf sich auf die übel riechende Matratze. Seine Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst.

***

»Wir haben einen Brief von Chris bekommen.«

Allison legte ihre Näherei beiseite und erhob sich augenblicklich. Ihr Gesicht war angespannt. »Ist er krank? Was steht darin, Robin?«

Robin hatte das Wohnzimmer mit einem Stück Pergament in der Hand betreten. Der Brief war eben von London eingetroffen, und er streckte ihn aus. »Lies ihn selbst«, bot er an.

Allison ergriff das Pergament und überflog es voll Eifer. Nur wenige Zeilen standen darauf:

Sir, ich akzeptiere das Angebot, das du mir gemacht hast. Du hast mein Wort, dass ich unter Kapitän Jones dienen werde, bis er überzeugt ist, dass mein Verhalten deinen Vorstellungen entspricht.

Allison blickte voll Verwunderung auf, denn Robin hatte ihr nichts von der Diskussion mit seinem Sohn erzählt. »Was bedeutet das?«, fragte sie. Ihre Augen waren von Hoffnung erfüllt.

Robin trat vor und schloss sie in die Arme. »Ich weiß, du denkst, ich war unfair zu Chris, aber ich habe ihm tatsächlich das Angebot gemacht, ihm zu helfen. Er lehnte ab, also musste ich warten, bis er zustimmte. Nun … nun habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Hoffnung für ihn.«

»Ich hätte niemals an dir zweifeln sollen«, sagte Allison. Sie zog seinen Kopf herab und küsste ihn nachdrücklich. »Nun erzähl mir, was eigentlich los ist!«

Sie lauschte hingebungsvoll, als Robin ihr die Bedingungen erzählte, dann fragte sie: »Was für ein Mann ist Kapitän Jones?«