Der Schneckenkönig - Alexa E. Bach - E-Book

Der Schneckenkönig E-Book

Alexa E. Bach

4,4

Beschreibung

Auf der Suche nach der großen Liebe und seinen Untertanen, die vor der anhaltenden Dürre geflohen waren, erlebt der Schneckenkönig zahlreiche Abenteuer und begegnet den wunderlichsten Wesen, wie den Buntlingen und lebendigen Spielfiguren. Erstmals taucht der Schneckenkönig im Roman "Ins All - Im Eins" von Rainar Nitzsche als einer der sieben auf, die auf ihrer Seelenreise durch das Universum in Erleuchtung miteinander verschmelzen.

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Seitenzahl: 90

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Alexa E. Bach ist gebürtige Vorderpfälzerin. Sie lebt in der Nähe von Mannheim in einer kleinen Altbauwohnung. In ihrer Erstveröffentlichung erzählt sie die Abenteuer des Schneckenkönigs. Auf der Suche nach seinen Untertanen begegnet er so wunderlichen Wesen wie den Buntlingen, aber auch fleischfressenden Pflanzen und Riesenameisen.

Erstmals taucht der Schneckenkönig im Roman Ins All - Im Eins von Rainar Nitzsche als einer der Sieben auf, die auf ihrer Seelenreise durch das Universum in Erleuchtung miteinander verschmelzen.

»Nein! Ich will nicht sterben!«, weinte er bitterlich, und dabei kullerten ihm winzige Tränen aus seinen Äuglein. »Gerade jetzt, als mir das Glück schon so nahe schien!« Verzweifelt versuchte er sich aus seinem beengten Gefängnis zu befreien. Doch je mehr er sich bewegte, desto tiefer schnitten ihn die dünnen Fäden in sein nacktes Fleisch. Schmerzerfüllt schrie er auf! Bevor er endgültig die Besinnung verlor, sah er in rascher Reihenfolge verschiedene Ereignisse vor seinem inneren Auge auftauchen. Er wurde von einer, wie es schien, zusammenhanglosen Bilderflut überrollt, die erst sacht, aber dann mit voller Gewalt über ihn hereinbrach.

»Es ist aus!«, sprach sie.

»Ja, schaffen wir es in unseren Bau! Die Königin wird sich freuen!«

»Ja!«, bestätigte die Erste. »Was für ein Riesenexemplar dieser unbekannten Art! Was mag das sein?«

»Eine schöne Abwechslung auf jeden Fall.«, erwiderte die Gefragte. »In der letzten Zeit ist sie ziemlich wählerisch geworden, erzählt von den alten Zeiten. Sie wird uns noch alle überleben. Wir hegen und pflegen sie ja auch gut. Wieviele Generationen vor uns mag sie schon erlebt haben? Sie erzählt desöfteren von der Alten Welt, in der es noch Menschen, Säugetiere und Vögel gegeben haben soll. Und wir schuften den ganzen Tag!«

Einige Monate zuvor

»Ich muss hier weg! Was soll ich hier noch! Ich habe es so satt! Hätte ich mich ihnen doch angeschlossen … Jetzt sitze ich hier allein in dieser Sch... Nein, ich darf so nicht sprechen, ich bin immer noch der König, auch wenn meine Untertanen alle geflüchtet sind. Aber sie haben ja so Recht gehabt! Was wäre denn aus ihnen geworden, wenn sie noch hiergeblieben wären?

Das Land ist so trocken geworden, dass ich abgesehen von ein paar verwelkten braunen Blättern, ein wenig Aas vielleicht, wenn ich Glück haben sollte, kaum mehr Nahrung finde. Aber den Gedanken lasse ich gleich mal wieder fallen, wenn ich jetzt noch ein paar fleischige Überreste finden sollte, sind die doch bestimmt ganz vergammelt und total verwest, nichts Frisches mehr. Anscheinend bin ich wirklich das einzige Lebewesen hier, nicht einmal einer von den Sandkäfern scheint noch geblieben zu sein, die habe ich immer besonders geliebt, obwohl ich ja mehr auf Pflanzen stehe – und natürlich Aas. Vielleicht finde ich noch einen dieser kleinen Krabbler, wenn er nicht allzu arg mitgenommen aussieht, dann zermalme ich ihn genüsslich mit meiner scharfen Zunge. Nein, ich darf nicht wählerisch sein, ich muss nehmen, was ich entdecke. Sch..., ich meine Kot, wäre mir am allerliebsten, mmhm... einer meiner Köche kredenzte aus Regenwurmausscheidungen, die er mit saftigen Kräutern verfeinert hatte, die tollsten Gerichte. Wenn ich daran denke, läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Nein, lange halte ich es hier nicht mehr aus! Auch wenn ich meine Behausung immer schön feuchthalte, indem ich sie kräftig einschleime, sehne ich mich nach Regenwasser … Ich muss Abschied von meiner Geburtsstätte nehmen, die ich noch nie für längere Zeit verlassen habe. Ach, und meine Aurelie, ja, meine Süße …! Ich kann dich nicht mit auf die Wanderschaft nehmen. Allzu beschwerlich wird sie vielleicht sein. Was für Abenteuer werden mich erwarten? Da ist es besser, du bleibst hier. Lass bitte nicht so dein Köpfchen hängen, ich will meine Heimat nicht in Traurigkeit verlassen. Nur an die schönen Ereignisse will ich mich erinnern. Und du warst für mich immer meine große Liebe. Ich hatte dich immer zum Fressen gern. So groß war sie gewesen, meine Liebe zu dir, dass ich darauf verzichtet habe, dich zu vernaschen. Obwohl ich schon manchmal sehr große Lust auf dich gehabt habe – meine Lustpflanze. Auch wenn ich dich gut gehegt und gepflegt habe, etwas verwelkt bist du schon. Ich muss dich verlassen, nein dieser Anblick macht mein kleines Schneckenherz ganz traurig. Lebwohl, meine Geliebte, meine süße Blume, hast mich einst mit deinem süßen Duft betört ...«

Und so verließ der Schneckenkönig sein kleines Reich.

»Kannst du nicht aufpassen? Beinahe hättest du mich mit deinem fetten Leib zertrampelt!«

»Was? Was für eine Ungehörigkeit! Ich muss doch sehr bitten! So hätte einer meiner Untertanen niemals mit mir gesprochen! Was bildest du dir ein! Du – du Aaskäfer! Wenn ich wollte, könnte ich dich jetzt verspeisen! Wieso sprichst du überhaupt meine Sprache? Noch nie ist mir einer von deiner Sorte begegnet, der meiner Sprache mächtig ist.

»Ich muss auch sehr bitten!«, sprach die Kreatur, die gegen den Schneckenkönig wie ein Zwerg wirkte. »Vielleicht sehe ich wie ein gewöhnlicher Aaskäfer aus, bin ich aber nicht. Ich ernähre mich vorwiegend von saftigen Blättern. Und nun zu deiner Frage, die ich dir gerne beantworten will: Du befindest dich hier bei den Buntlingen. Schau und hör dich ruhig einmal um! Hier sprechen alle dieselbe Sprache. Du bist hier unter Freunden, wir verstehen uns alle ganz prächtig! Ha!«

»Das ist aber schön, so richtige Freunde hatte ich noch nie! Ich bin nämlich der Schneckenkönig, ich war das Oberhaupt von vielen Untertanen!«

»Hier sind wir alle gleich! Wir haben hier den Güldenen Strauch, der schon seit ewigen Zeiten hier lebt. Man sagt, er sei sehr weise und klug. Weißt du, die Blätter sind nicht so ganz richtig …, aber was quatsche ich so viel. Komm und erfahre selbst, wie gut es sich hier leben lässt. Wir haben keine Feinde.«

»Ich sehne mich so nach Gesellschaft und belebender Unterhaltung!«, sprach der Schneckenkönig.

»Da bist du hier ja genau richtig! Und jetzt führe ich dich zu unserem Ältesten! Alle die hier durchkommen, machen erst einmal seine Bekanntschaft!«

Der Gastropode staunte nicht schlecht, als er diese wundersame Pflanze zum ersten Mal zu Gesicht bekam, strahlten deren winzigen Augen wirklich in einem glänzenden Gold.

»Willkommen, du Neuling! Fühle dich hier sehr recht wohl! Du brauchst dich hier vor nichts zu fürchten, aber sei wachsam! Du kannst hier so viel dein Herz begehrt verspeisen. Finde selbst deine Lieblingsspeise heraus, aber einen guten Rat möchte ich dir noch auf deinen Weg mitgeben: Hüte dich vor allzu großer Vertraulichkeit mit den Blättern! Begegne ihnen mit freundlicher Distanz! So viel sei dir gesagt! Mache selbst deine Erfahrungen! Ich möchte mich jetzt ein wenig zurückziehen, ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste!«, sprach der Güldene Strauch und schloss müde seine Äuglein. Nur eines schaute den Schneckenkönig ganz aufmerksam an, nachdem er noch eine letzte Bemerkung von sich gegeben hatte, die den Bauchfüßer überraschte und ihn schon zu dem Ansetzen einer Widerrede herabließen, da er eine solche doch keineswegs erwartet hatte:

»Ab jetzt heißt du Willy! Und basta! Bei uns gibt es keine Könige. Und außerdem hast du ja auch keine Krone!«

Und ob er wollte oder nicht, musste sich der Schneckenkönig dieser Weisung fügen. Schließlich wollte er hier einen entspannten Aufenthalt verleben. Wie lange er hier verweilen wollte, wusste er noch gar nicht. Er konnte sich vorstellen eine Zeit lang zu bleiben, wenn es ihm gut gefiel. Zuerst machte er sich zu einem Strauch auf, um einige seiner bunten Blätter zu kosten. Wuchsen in seinem Reich nur grüne, die ihm fast alle ausnahmslos wohl gemundet hatten, fand er diese zu seinem Erstaunen überhaupt nicht vor. Doch darüber war er nicht traurig, lockten ihn doch die wunderbaren roten, blauen und gelben Pflanzenteile in allen Farbschattierungen und -abstufungen. Die Nacktschnecke frohlockte, als sie merkte, dass diese nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch noch ausgesprochen köstlich schmeckten. Hielt er sich am Anfang noch zurück, so schnappte sich seine scharfe Zunge immer größere Happen, die sie begehrlich zerkaute. Er gab sich völlig der Wollust hin, fraß mal an einem roten, dann wieder an einem blauen Blatt, als er auf einmal eine barsche Stimme vernahm: »Hey, willst du mich verarschen?«

»Spricht da jemand mit mir?«, erschrak er und wurde jäh aus seiner genüsslichen Hingabe gerissen. »Verarsch mich ja nicht!« Schon wieder war diese unfreundliche Stimme ertönt.

Ein Blatt …?, überlegte er. War das eben ein Blatt, das da gesprochen hat? Womöglich mit mir? Was … Ich habe gedacht, diese stünden mir unbegrenzt zur Verfügung … Vielleicht habe ich mir diese Worte von eben nur eingebildet. Ich bin der Schneckenkönig, so redet niemand mit mir.

»Ich bin der Schneckenkönig! Ach so, nein, hier bin ich nur der Willy! Entschuldige! Aber trotzdem, wer oder was redet da?«

»Vernasch mich!«, kam kurz darauf die Antwort.

Hatte er jetzt richtig gehört? Wenn ja, kam er nur allzu gern dieser Aufforderung nach. Dann musste er an die Weisungen des Güldenen Strauches denken, der ihn ermahnt hatte, nicht allzu nahen Kontakt zu den Blättern aufzubauen.

Ach, was! Vielleicht habe ich mal wieder nur geträumt. Dieser Saft ist aber auch zu göttlich! Ich werde gleich meinen Fuß ein wenig nach oben bewegen, nachdem ich ihn rasch noch gut eingeschleimt habe. Oh, Aurelie! Wenn du mich so sehen könntest … Meine Süße! Schade, dass du nicht bei mir bist. Aber ich hätte dich unmöglich mitnehmen können. Das verstehst du doch. Ich hoffe, dir geht es gut. Och, mmhm … hier oben duftet es besonders süß. Ihr Blätter wartet, gleich bin ich bei euch! Geh mir aus dem Weg, du komisches Ding da, was immer du bist! Ja, flatter schon weg! Ich bin der Willy – und ich will genau hier hin – auf dieses knallrote Blatt! Ja, das ist schön groß, darauf habe ich genug Platz. Was bist du aber auch für ein niedliches Ding … Aurelie, verzeih. Aber ist es nicht wirklich wunderschön?

Nein, er hatte es nicht über das Herz gebracht, diesem Wunder der Natur etwas zuleide zu tun. Und so war er noch höher hinaufgekrochen, so dass er schon befürchtete, die Stängel würden unter seiner Last anfangen zu stöhnen. Als jedoch diesbezüglich noch keine Reaktion erfolgt war, kroch er immer beherzter nach oben. Ein wahrhaft riesiges Exemplar von einem Strauch hatte er sich da ausgesucht, dessen Stängel prall und dick waren. »Ich komme …!«, rief er voller Vorfreude auf neue sinnliche Gaumengelüste, als er plötzlich von einem daherkommenden Etwas schlagartig wieder auf den Boden der Normalität zurückgebracht wurde. Ein seltsames Gewächs war im Begriff, sich gerade um seinen Fuß zu schlingen. Und obwohl dieser von recht muskulöser Beschaffenheit war, hatte er Mühe, sich von dieser Last zu befreien, welche sich immer mehr und mehr um ihn wickelte, so dass er zu straucheln drohte.

Stille herrschte im Blätterwald, die von einem gleichmäßigen, scheinbar immerwährenden Wispern und Flüstern überlagert wurde. Hatte man sich erst einmal an diese eigentlich nicht störenden Geräusche gewöhnt, konnte und wollte man sie sich gar nicht mehr wegdenken, gab es hier doch keine Vögel, welche mit ihrem Gesang und Lauten für Leben in diesem Gebiet sorgten.