Der Schönere gibt nach - Susan Mallery - E-Book
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Der Schönere gibt nach E-Book

Susan Mallery

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Beschreibung

In Fool's Gold wartet die Liebe oft da, wo man es am wenigstens vermutet.

"Ferien im Heu" - das ist die Geschäftsidee, mit der Clay Stryker zu seiner Familie nach Fool's Gold zurückkehrt. Als Unterwäschemodel hat er die Welt gesehen und ist nun bereit, sich häuslich niederzulassen. Und bei dem Männermangel, der in der Kleinstadt herrscht, sollte sich doch auch die richtige Frau finden lassen. Nie hätte er allerdings geahnt, dass sie ihm tatsächlich direkt vor die Füße fällt! Als Feuerwehrfrau in Fool's Gold hat Charlie Dixon endlich ihren Platz gefunden. Hier wird sie geachtet, hier hat sie Freunde - mehr braucht sie nicht zum Glücklichsein. Schon gar keinen Mann. Das scheint das Schicksal aber anders zu sehen. Oder wieso sollte sie sonst ausgerechnet in dem Augenblick aus dem Baum fallen, als der schönste Mann der Welt darunter vorbeigeht?

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Seitenzahl: 455

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Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

Susan Mallery

Der Schönere gibt nach

Roman

Aus dem Amerikanischen von Ivonne Senn

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

All Summer Long

Copyright © 2012 by Susan Macias Redmond

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Bettina Lahrs

Titelabbildung: pecher und soiron, Köln

Illustration: Matthias Kinner, Köln

Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95649-316-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

An denjenigen, der mir jeden Tag versüßt, an dem ich schreibe. Du leistest mir Gesellschaft, sagst mir bei jeder Seite, wie brillant sie ist, und erinnerst mich daran, dass es hilfreich ist, ab und zu innezuhalten und ein wohlverdientes Nickerchen zu machen. Meine kleine Prinzessin. Meine süße Nikki.

Außerdem einen besonderen Dank an Bill Buchanan für seine technische Hilfe bezüglich der freiwilligen Feuerwehr. Er war großartig, und alle Fehler gehen allein auf mein Konto. (Ja, Bill, du musst die Widmungsseite tatsächlich mit meinem Pudel teilen.)

1. KAPITEL

Versteh mich nicht falsch, aber ein Kater von deiner Größe muss alle vier Pfoten auf dem Boden behalten.“

Charlie Dixon kletterte weiter die Leiter hinauf. Ihr war bewusst, dass Daytona sie mit geringschätzigem Blick aus seinen großen grünen Augen betrachtete. Ein sechsundzwanzig Pfund schweres, schwarz-weißes Bündel des Missfallens. Er mochte ein ausgezeichneter Kletterer sein, aber seine Fähigkeiten, einen Baum wieder hinunterzukommen, ließen einiges zu wünschen übrig. Mindestens einmal im Monat beförderte er seinen flauschigen Wanst auf den höchsten Ast von Mrs Coversons Ahornbaum und verlangte dann kläglich miauend, gerettet zu werden. Nach ungefähr einer Stunde bekam die alte Dame regelmäßig Panik und rief die Feuerwehr. Daytona, der seinen Namen Mrs Coversons Liebe für alles, was mit NASCAR zu tun hatte, verdankte, schaute böse und fauchte und drohte, aber am Ende ergab er sich jedes Mal und ließ sich brav auf die Erde zurücktragen.

„Komm her, du“, sagte Charlie und erklomm die letzten beiden Stufen der Leiter. „Du hast doch bestimmt schon wieder Hunger, und ich bin dein direkter Weg zum Futternapf.“

Wie auf Kommando legte die Katze die Ohren an und stieß ein beeindruckendes Knurren aus.

„Leere Drohungen, Großer.“ Charlie streckte die Hand nach dem Kater aus. Daytona versetzte ihr einen Schlag mit der Pfote, den man bestenfalls als halbherzig bezeichnen konnte, denn gleichzeitig robbte der Kater ein Stückchen näher heran und ließ sich anstandslos von ihr auf den Arm nehmen.

„Keine Sorge“, rief jemand von unten vom Bürgersteig. „Ich halte Ihre Leiter.“

Charlie seufzte schwer. „Zivilisten“, murmelte sie. „Wieso finden die immer ausgerechnet mich?“

Daytona enthielt sich eines Kommentars.

Charlie schaute nach unten und sah einen Mann am Fuß der Leiter stehen. „Alles in Ordnung“, rief sie. „Treten Sie zurück.“

„Aber jemand muss doch die Leiter halten“, erwiderte der dunkelhaarige Mann.

„Nein, eigentlich nicht.“

Charlie klemmte sich Daytona sicher unter einen Arm und begann den Abstieg. Sie kletterte schnell, weil sie wusste, dass Daytonas Stillhaltevermögen nur knapp bis zur Erde reichte. Wenn er anfing, sich zu winden, liefen sie beide Gefahr, von der Leiter zu fallen. Dieses Mal kam es fast dazu.

Daytona stemmte sich mit allen vier Pfoten gegen ihre Brust, dann drehte er sich in dem Versuch herum, den Rest des Baumes allein herunterzuklettern. Charlie hielt ihn und sich fest. Nicht nur, weil sie nicht von der Leiter fallen wollte, sondern auch, weil sie der alten Mrs Coverson auf gar keinen Fall einen ramponierten Daytona übergeben konnte.

„Hör auf damit!“, schalt sie den Kater.

„Soll ich raufkommen?“, fragte der Mann.

Charlie fragte sich kurz, wie viel Ärger sie bekommen würde, wenn sie ihn mit ihren Stahlkappenstiefeln treten würde, und ob es das wert wäre. Einige ihrer besten Freunde waren Zivilisten, aber bei Gott, es gab Leute, denen fehlte jeder Ansatz von Grips.

„Bleiben Sie zurück“, rief sie. „Treten Sie von der Leiter zurück und behindern Sie mich nicht bei meiner Arbeit.“

„Ich behindere nicht, ich helfe.“

Bevor Charlie reagieren konnte, passierten mehrere Dinge auf einmal. Daytona drückte sich mit aller Macht von ihr ab. Charlie beugte sich vor, um den sich windenden Kater festzuhalten. Die Leiter geriet ins Schwanken, der Idiot von unten fing an, die Stufen zu erklimmen, und alle zusammen durften sie einen Moment lang die pure Macht der Schwerkraft erleben.

Daytona kam damit am besten zurecht. Er schlug seine Krallen in die Rinde des Baumes und raste dann nach unten. Charlie kam als Zweite. Sie befand sich knapp zwei Meter über dem Boden, der zwar schnell näher kam, doch anstatt auf den Bürgersteig oder das Gras daneben zu stürzen, fiel sie auf den Kerl, der versucht hatte, ihr zu „helfen“.

Während sie auf ihm lag und nach Luft rang, kam Daytona zu ihr und fauchte noch ein letztes Mal. Dann stakste er davon, den Schwanz steil in die Luft gereckt. Charlie robbte von dem Mann herunter, wobei ihr auffiel, dass sie mit ihren muskulösen eins neunundsiebzig vermutlich mehr wog, als schicklich war. Ohne Zweifel hatte sie ihm den Atem verschlagen. Wenn sie Glück hatte, war nur sein Stolz ein wenig angeknackst, und sie könnte ihm eine Standpauke darüber halten, warum es nie klug war, sich dumm zu benehmen. Wenn sie Pech hatte, müsste sie einen Krankenwagen rufen.

„Alles in Ordnung?“ Sie kniete sich neben ihn und schaute den Mann zum ersten Mal an. „Haben Sie sich den Kopf gestoßen oder …“

Ach du heilige Scheiße! Das ist nicht einfach irgendein dummes Exemplar der Gattung Mensch, dachte sie und ließ den Blick über den perfekten Kiefer, die festen, vollen Lippen und – als er langsam die Lider öffnete – die dunklen Augen gleiten, die von dichten, langen Wimpern eingerahmt wurden. Dies hier war vermutlich der am besten aussehende Mann des gesamten Planeten.

Clay Stryker. Model. Hintern-Double. Seine Kehrseite war auf Anzeigen, in Kalendern und Filmen zu sehen. Er hatte einen umwerfenden Körper und ein noch umwerfenderes Gesicht. Er war ein Mann, für dessen Lächeln die Erde ihre Umlaufbahn ändern würde.

Sie hatte ihn schon ein paar Mal getroffen. Zum Beispiel auf der Hochzeit ihrer Freundin Heidi mit Clays Bruder. Außerdem wohnte Clay auf der Ranch, auf der sie ihr Pferd untergebracht hatte. Sie nickten einander über Stalltüren und Heuballen hinweg zu. Doch von so nahe hatte sie ihn bisher noch nie gesehen. Zumindest nicht in Fleisch und Blut. Überhaupt war sie einem so makellosen Menschen noch nie so nahe gekommen.

Widerstrebend musste sie zugeben, dass er sie ein wenig nervös machte.

Es zuckte um einen seiner perfekten Mundwinkel. „Hey“, sagte er. „Ich habe dich gerettet.“

Charlie schnaubte. „Wohl kaum. Hast du dir den Kopf gestoßen? Denn wenn ja, hoffe ich, dass dir dabei ein wenig Verstand eingebläut worden ist.“

Aus dem Zucken wurde ein Lächeln. „Gern geschehen.“ Er setzte sich auf.

Charlie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ganz ruhig, Hitzkopf. Bist du verletzt? Du lagst in unserem Haufen ganz unten. Wir müssen sichergehen, dass du dir nichts gebrochen hast.“

„Mein Ego ist nur ein wenig verletzt, weil du so gar nicht zu schätzen weißt, was ich für dich getan habe.“

„Du hast mich von der Leiter geschubst und uns beide damit beinahe umgebracht. Nein, dafür bekommst du tatsächlich keinen Keks.“ Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin. „Kannst du aufstehen?“

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Verdammt, der Kerl sieht aber auch gut aus, dachte sie versonnen. Trotz der Tatsache, dass es beinahe zehn Jahre her war, dass sie einen Mann attraktiv gefunden hatte, zog sie etwas an seiner gottgleichen Erscheinung irgendwie an.

Er ignorierte ihre Hand und stand in einer fließenden Bewegung auf. „Mir geht es gut.“

„Charlie, hast du dir etwas getan?“

„Alles gut, Mrs Coverson.“ Charlie versuchte, nicht die Zähne zusammenzubeißen. Ihre Zahnärztin hatte sie gewarnt, dass sie aufhören müsste, immer mit den Zähnen zu knirschen, sobald sie genervt war. Was die meiste Zeit des Tages zutraf.

Mrs Coverson stand mit Daytona auf dem Arm auf der vorderen Veranda. Hinter ihr stand Charlies Kollegin Michelle Banfield mit einem halb gegessenen Brownie in der Hand und einem etwas schuldbewussten Ausdruck in den Augen.

„Ich wollte gerade helfen kommen“, nuschelte Michelle. „Aber dann waren da diese Brownies.“

„Schon okay“, warf Clay ein. „Ich war ja da.“

Charlie musste sich zusammenreißen, um ihm nicht einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben.

„Das hier ist allerdings der einzige Ort, an dem du dich nicht befinden solltest. Es ist illegal, einen Mitarbeiter der Feuerwehr bei der Arbeit zu behindern. Wenn du das noch einmal machst, werde ich dich verhaften lassen.“

Anstatt entsprechend beeindruckt zu sein, grinste Clay nur. „Du bist echt tough.“

„Du hast ja keine Ahnung.“

Er streckte ihr die Hand hin. „Freut mich, dass ich helfen konnte.“

„Du hast nicht …“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie auch immer. Gut. Danke. Und jetzt geh.“

Sie schüttelte seine Hand und spürte jeden einzelnen seiner Finger. Er war mindestens zehn Zentimeter größer als sie. Alles interessante Fakten, aber keine, die irgendeinen Nutzen hätten.

Als Allererstes musste sie einmal ihre Männerphobie überwinden, und wenn sie beschloss, das zu tun, wäre es garantiert nicht mit einem Mann wie ihm. Sie würde nach jemandem Ausschau halten, der Sicherheit versprach. Nett war. Normal. Außerdem, wenn sie so dumm wäre, sich von ihm angezogen zu fühlen – was sie nicht war –, würde ein Mann wie er sich in einer Million Milliarden Jahren nicht für eine Frau wie sie interessieren. Männer verliebten sich in Supermodels und in … in … in Frauen wie ihre Mutter. Zumindest damals, als ihre Mutter noch jünger gewesen war.

Charlie machte sich nichts vor. Sie war stark und tüchtig. Sie konnte die fünfundzwanzig Kilo schwere Ausrüstung, die ihre Arbeit verlangte, tragen, ohne ins Schwitzen zu geraten. Sie konnte einen Schlauch ohne Probleme zehn Stockwerke hochschleppen. Sie war autark. Sie wusste, wie man einen Reifen wechselte und einen tropfenden Wasserhahn reparierte. Sie brauchte keinen Mann. Abgesehen vielleicht von einer winzig kleinen Sache.

„Äh, Charlie?“

„Was?“, gab sie angespannt zurück.

Clay schaute auf ihre immer noch miteinander verbundenen Hände. „Wolltest du nicht, dass ich gehe? Denn dann bräuchte ich die hier zurück.“

Verdammt. Sie ließ ihn sofort los. „Sorry.“

„Kein Problem.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das eine weniger robuste Frau in die Knie gezwungen hätte. „Wir sehen uns auf der Ranch.“

Die Ranch, dachte sie verblüfft. Ah, stimmt ja. Er wohnte dort. Sie hatte ihr Pferd da untergestellt. Sie würden einander über den Weg laufen. „Sicher.“

Er winkte den beiden Frauen auf der Veranda zu. „Einen schönen Tag noch, die Damen.“

Sie nickten beide, ohne zu sprechen. Als er davonschlenderte, sah Charlie, dass Michelle und Mrs Coverson ihre Augen nicht von seinem Hintern lösen konnten. Charlie gestattete sich selber noch einen schnellen Blick, bevor sie auf das Haus und einen frisch gebackenen Brownie zumarschierte.

Zucker ist einfach, dachte sie. Köstlicher Geschmack gefolgt von einem Anstieg des Blutzuckerspiegels. Aber Männer … das war eine ganz andere Geschichte. Und Clay war schlimmer als die meisten. Denn als er dieses letzte Lächeln hatte aufblitzen lassen, hätte sie für den Bruchteil einer Sekunde schwören können, tief in ihrem Inneren etwas zu spüren.

Keine Anziehung. Das wäre zu viel gesagt. Aber ein leichtes Flackern. Ein zartes Flüstern. Was bewies, dass ein gewisser Teil von ihr doch noch nicht tot war. Leider hatte ausgerechnet ein Pomodel mit dem Gesicht eines Engels diese Reaktion ausgelöst. Ein Mann, der jede Frau haben konnte, die er wollte. Und dafür nicht mehr tun musste, als sie zu fragen. Oder einfach nur anzuschauen.

In seiner Welt regierten die Makellosen. Sie hingegen war gebrochen. Vielleicht nicht so, dass alle es sehen konnten – was daran lag, dass sie gelernt hatte, Normalität vorzutäuschen. Doch sie selber kannte die Wahrheit.

Immerhin hatte sie Fortschritte gemacht. Heute ein leichtes Flackern, morgen ein winziges Kribbeln. Noch ein oder zwei Jahrtausende, und sie wäre vielleicht auch endlich so normal wie alle anderen.

Clay sicherte die große Leinwand, die das Zentrum seiner Präsentation darstellte. Er hatte Stunden damit verbracht, die Informationen auf ein paar leicht verständliche Grafiken und Diagramme zu reduzieren. Zu jeder Zahl hatte er unterstützende Forschungsergebnisse im Kopf.

Hier im Wohnzimmer des Farmhauses, in dem er die ersten Lebensjahre verbracht hatte, wollte er seiner Mutter und seinen beiden Brüdern einen Vorschlag unterbreiten.

Vor die Wahl gestellt, hätte er es lieber mit tausend unruhigen Aktienbesitzern zu tun gehabt. Sicher, die Familie sollte einen eigentlich unterstützen, aber Rafe und Shane waren beide erfolgreiche Geschäftsmänner. Sie würden sich nicht so leicht von emotionalen Bindungen ablenken lassen. Im Gegenteil, Rafe würde ihn vermutlich eher noch härter beurteilen, eben weil er sein Bruder war.

Clay konnte sich nicht mehr wirklich an seinen Vater erinnern. Der war noch vor Clays fünftem Geburtstag gestorben. Doch Rafe, sein ältester Bruder, hatte versucht, die Lücke auszufüllen, die der Tod ihres Vaters hinterlassen hatte. Er hatte sich für seine Geschwister verantwortlich gefühlt und sich für sie geopfert. Für Clay hätte er sich einen etwas traditionelleren Berufsweg gewünscht – College, danach ein sicherer, fester Job. Dass sein kleiner Bruder stattdessen Model geworden war, hatte Rafe überhaupt nicht gefallen, und er ließ keine Gelegenheit aus, ihm unter die Nase zu reiben, dass er sein Leben vergeudete.

Nun, gute zehn Jahre später, war Clay bereit, den Rat seines Bruders anzunehmen und sich niederzulassen. Nur wollte er seine eigene Firma aufmachen, und dazu bedurfte es der gesamten Familie.

Clay hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Über ein Jahr lang hatte er mit verschiedenen Geschäftsmodellen gespielt, bis er sich schließlich für das entschied, das ihm am sinnvollsten erschien. Er wusste, was er wollte: denen nahe sein, die er liebte, mit seinen Händen arbeiten und sich in eine Gemeinschaft einbringen. Seine Idee erfüllte alle diese Wünsche und versprach noch dazu einen guten Gewinn. Bislang hatte er keine Nachteile erkennen können. Aber sollte es welche geben, würde Rafe ihn garantiert darauf hinweisen, da machte er sich keine Illusionen.

Rafe, Shane und ihre Mutter May betraten hintereinander das Wohnzimmer. Clay hatte das Sofa vor die Leinwand gerückt. Jetzt drückte er ein paar Knöpfe auf seinem Laptop, um die Präsentation zu laden.

„Setzt euch“, sagte er und deutete auf die Couch. Als seine Nerven anfingen zu flattern, rief er sich ins Gedächtnis, dass er gründlich recherchiert hatte und seine Idee verdammt gut war. Wenn seine Brüder nicht clever genug waren, das zu erkennen, würde er sich an jemand anderen wenden.

Er drückte einen weiteren Knopf, und das erste Bild erschien. Eine Familie bei einem Picknick. „Da immer mehr Technologie in unseren Alltag Einzug hält, wünschen sich viele Leute eine Möglichkeit, ab und zu die einfachen Freuden des Lebens zu genießen. In den letzten Jahren gewinnt eine alte Form der Ferien immer mehr Anhänger: Urlaub auf dem Bauernhof. Oder wie es heute heißt: Farmilienurlaub. Eine Möglichkeit für Familien, in schöner Umgebung Zeit miteinander zu verbringen und gleichzeitig das Leben so zu erfahren, wie es einst war. Sie arbeiten auf einer Farm oder einer Ranch mit, kommen in Kontakt mit der Natur und können endlich mal wieder abschalten.“

Clay klickte, und ein zweites Bild erschien. Eine Frau und ein Mann, die auf einem Traktor fuhren. „Die Durchschnittsfamilie verlangt etwas für ihr Geld: bequeme Unterkünfte, einen Ort, an dem Kinder und Eltern auf Entdeckungstour gehen können, ohne auf die Zeit, Verbrechen oder die neuesten Nachrichten aus aller Welt achten zu müssen.“

Er führte durch mehrere Grafiken, die zeigten, wie viel Urlaub Familien jedes Jahr machten, dann kam er zum Hauptteil seiner Präsentation. Er schlug vor, achtzig Hektar Land auf der anderen Seite der Castle Ranch zu kaufen. Dort würde er Heu und Alfalfa für die Pferde und die anderen Tiere der Ranch sowie biologisches Gemüse und Obst anbauen. Überwacht würde das Ganze von einem Farmmanager, und die Arbeit würde zum Großteil von den Urlaubern erledigt.

Wohnen könnten die Farmilienurlauber in den Ferienhäusern, mit deren Bau Rafe auf dem Grundstück angefangen hatte. Die Stadt war nah und bot genügend Attraktionen, falls es die Familien mal nach ein wenig Abwechslung verlangte. Mit Reitpferden, einem Gemeinschaftspool und dem perfekten Sommerwetter in Fool’s Gold würden sie bald ein beliebtes Urlaubsziel werden.

„Die Vorteile für die einheimische Wirtschaft sind offensichtlich“, sagte er. „Zusätzlich habe ich mit ein paar Lehrern der Middle- und Highschool gesprochen. Sie hätten gerne einen kleinen Garten für ihre Schüler, in dem sie landwirtschaftliche Projekte durchführen könnten.“

Er endete mit einer Übersicht über die Kosten und Einnahmeprognosen. Seinen Berechnungen zufolge würden sie im zweiten Jahr den Break-even-Point erreichen und ab dem dritten Jahr Gewinne machen.

Als er fertig war, schaltete er den Computer aus und stellte sich seiner Familie. Seine Mutter May sprang auf die Füße und umarmte ihn.

„Das war ganz toll“, sagte sie. „Ich bin so stolz auf dich. Wie viel Arbeit du dir gemacht hast. Wir sollten das auf jeden Fall umsetzen.“ Sie drehte sich zu ihren anderen Söhnen um. „Findet ihr nicht?“

Shane und Rafe tauschten einen Blick, den Clay nicht deuten konnte. Er gab seiner Mom einen Kuss auf die Wange. „Danke für die Unterstützung.“

May seufzte. „Ja. Ich weiß. Ich bin deine Mutter. Ich liebe alles, was du tust. Okay. Ihr Jungs besprecht die Einzelheiten.“ Sie drehte sich erneut zu den beiden Älteren um. „Und keinen Streit.“

„Wir?“, fragte Shane ernst. „Niemals, Mom.“

„Ha.“

Sie verließ das Wohnzimmer. Clay setzte sich auf den Stuhl neben der Leinwand und wartete darauf, dass seine Brüder etwas sagten.

Rafe nickte langsam. „Beeindruckend. Wer hat dir geholfen, die Präsentation zusammenzustellen?“

„Niemand.“

Rafes Augenbrauen schossen in die Höhe.

Clay lehnte sich entspannt zurück. Er würde das, was jetzt kam, genießen, das wusste er. „Ich habe einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing von der New York University. Außerdem habe ich vor ein paar Jahren eine Ausbildung in Farmmanagement auf einer Ranch in Vermont absolviert.“ Er zuckte mit den Schultern. „Als Model hat man viel Zeit zu überbrücken. Ich habe meine nicht vergeudet.“

Diane, seine verstorbene Frau, hatte ihn immer ermutigt, zu studieren. Die Idee einer Ausbildung war ihm später gekommen, nachdem sie gestorben war. Er hatte eine Weile aus der Stadt rausgemusst, und die harte körperliche Arbeit hatte ihm geholfen, über ihren Verlust hinwegzukommen.

Rafe blinzelte. „Wirklich?“ Er wandte sich an Shane. „Hast du das gewusst?“

„Klar.“

Rafe schaute wieder Clay an. „Wieso hast du es mir nicht erzählt?“

„Ich habe es ein paarmal versucht.“

Rafe schüttelte den Kopf. „Lass mich raten. Ich habe nicht zugehört.“

Clay zuckte mit den Schultern. „Eine erfolgreiche Firma aufzubauen benötigt viel Zeit und Aufmerksamkeit.“

Er hätte mehr sagen können, aber Rafe hatte sich in den letzten Monaten stark verändert. Der einst so streitbare, nur seine Sicht der Dinge akzeptierende Mogul war zu einem Menschen geworden. Das war eindeutig seiner Frau Heidi zu verdanken. Liebe hatte die Angewohnheit, Prioritäten neu zu ordnen. Eine Lektion, die Clay schon vor vielen Jahren auf die bestmögliche Weise gelernt hatte.

Nachdem sich Rafe, Shane und ihre Mutter alle in Fool’s Gold niedergelassen hatten, verspürte Clay den Wunsch, in ihre Nähe zu ziehen. Zumal es die perfekte Gegend für seine Idee vom Urlaub auf der Farm war. Die starke Gemeinschaft im Ort war noch ein zusätzlicher Bonus. Sein Unternehmen war ihm zwar wichtig, aber es würde nicht seine gesamte Zeit in Anspruch nehmen, sondern ihm ausreichend Gelegenheit lasen, sich in der Stadt zu engagieren. Er hatte auch schon ein paar Ideen – eine davon würde er mit einer gewissen Feuerwehrfrau besprechen, wenn er sie das nächste Mal sah.

Rafe blätterte die ausgedruckte Präsentation durch, die Clay ihnen beiden gegeben hatte. „Das sind eine Menge Informationen, die du da zusammengestellt hast.“

„Ich habe viel recherchiert.“

Shane schaute sich die Pflanzliste an. „Mir gefällt das Mitspracherecht beim Anbau der Pflanzen.“

Shane züchtete und trainierte Rennpferde. Nachdem er jahrelang Vollblüter gezüchtet hatte, hatte er gerade seinen ersten Araberhengst gekauft.

„Glaubst du, dass Menschen im Urlaub wirklich arbeiten wollen?“, fragte Rafe.

„Wer will denn nicht mit dem Trecker fahren?“ Clay grinste. „Wenn das nicht reicht, können wir immer noch Schüler oder Studenten aus der Gegend engagieren. Es gibt auch eine Gemeinschaft der Farmarbeiter in der Nähe. Ich habe schon mit ihnen gesprochen. Wir können jederzeit zusätzliche Arbeitskräfte von ihnen anheuern.“Shane schaute ihn an. „Mom wird dir eine Liste mit all ihren Wünschen geben.“

May war so begeistert davon gewesen, endlich Teilhaberin einer Ranch zu sein, dass sie sofort angefangen hatte, alle möglichen seltsamen Tiere aufzunehmen, um die sich keiner mehr kümmern wollte. Es gab ein ältliches Schaf, ein paar Lamas und eine alte indische Elefantendame namens Priscilla.

„Ich habe mich schon erkundigt, was Priscilla am liebsten frisst“, erwiderte Clay locker.

Sie sprachen noch eine Weile über die Zahlen. Rafe interessierte hauptsächlich, für wie viel Geld die Bungalows vermietet würden und was die Extras wie der Swimmingpool kosten sollten. Es wurde auch diskutiert, ob die Übernachtungskosten das Mittagessen beinhalten sollten – gegrillte Hamburger oder Hotdogs oder Sandwiches. Schließlich erhob Rafe sich.

„Das hast du gut gemacht, Kleiner“, sagte er. „Ich denke, wir sollten das umsetzen.“

Clay stand ebenfalls auf. Endlich verspürte er die Befriedigung, nach der er schon so lange suchte. Vor ihm lag harte Arbeit, aber er freute sich auf jeden einzelnen Schweißtropfen, den er vergießen würde.

„Ich bin dabei“, sagte Shane und gesellte sich zu ihnen.

Die drei Brüder schüttelten einander die Hand.

„Sind alle damit einverstanden, dass Dante die Papiere aufsetzt?“, wollte Rafe wissen. Dante war sein Geschäftspartner und Anwalt.

Clay legte seinem ältesten Bruder eine Hand auf die Schulter. „Kein Problem. Solange es dir nichts ausmacht, dass ich alles auch noch einmal von meinem Anwalt prüfen lasse.“

„Vertraust du mir etwa nicht?“ Rafe grinste.

„Doch, aber meine Mama hat keinen Dummkopf großgezogen.“

2. KAPITEL

Charlie überprüfte ein letztes Mal den Sattel, dann tätschelte sie Masons Flanke. „Bereit?“, fragte sie ihr Pferd.

Er schnaubte, was sie als Zustimmung nahm, und ließ sich von ihr aus dem Stall führen.

In der Morgenluft lag noch ein kühler Hauch, doch später am Nachmittag sollten die Temperaturen auf über dreißig Grad steigen. Blau wölbte sich der Himmel über ihr – der Anfang eines schönen Tages in einem schönen Leben. Sie hatte eine Arbeit, die ihr gefiel, Freunde, auf die sie sich verlassen konnte, und einen Ort, den sie Heimat nannte.

Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und drehte sich um. Clay Stryker kam auf sie zu.

„Du reitest aus?“, fragte er lächelnd. „Hast du Lust auf Gesellschaft?“

Das Wort, das ihr als Erstes in den Sinn kam, war nein. Sie wollte keine Gesellschaft. Sie wollte alleine reiten, weil sie das lieber mochte. Doch er war neu in der Stadt, und eine ihrer besten Freundinnen war mit seinem Bruder verheiratet. Und ihre andere Freundin war mit seinem anderen Bruder verlobt. Sie würde ihm also noch oft über den Weg laufen. So war das Leben in Fool’s Gold.

Ihr Blick fiel auf seine eng sitzende Jeans, und sie fragte sich kurz, ob die mehr oder weniger als die monatliche Miete für ihr Haus gekostet hatte. „Kannst du reiten?“

Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Ein amüsiertes Funkeln in den Augen verriet ihr die Antwort. „Ich denke, ich werde mich irgendwie oben halten. Gib mir fünf Minuten.“

Er ging zurück zum Stall. Charlie ertappte sich dabei, auf seinen Hintern zu starren, der immer noch genauso ansehnlich war wie beim letzten Mal. Es ist bestimmt interessant, körperlich perfekt zu sein, dachte sie und lehnte sich an Mason. Gedankenverloren kraulte sie ihn hinterm Ohr. Clay hatte es geschafft, ihre Aufmerksamkeit zu wecken, was beinahe unmöglich war. Vielleicht würde sie nach einem gemeinsam verbrachten Vormittag noch einmal dieses Flackern spüren. Da sie sich zum Ziel gesetzt hatte, ihr „Männerproblem“ zu lösen, wäre es ganz gut, ein wenig Flackern und Kribbeln zu fühlen. Wenn er sie dazu bringen könnte, sich wieder für normale Männer zu interessieren, umso besser. Sie könnte geheilt werden und endlich mit ihrem Leben weitermachen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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