Der schwarze Peter - Sir Arthur Conan Doyle - E-Book

Der schwarze Peter E-Book

Sir Arthur Conan Doyle

0,0

Beschreibung

Der grausame Mord an einem ehemaligen Kapitän wirft Rätsel auf: Als Captain Peter Carey mit einer Harpune erstochen in seinem Häuschen aufgefunden wird, bittet Scotland Yard Sherlock Holmes um Mithilfe. Kurz nach dem Mord versucht ein Unbekannter, in die Hütte einzubrechen. Die Polizei verdächtigt einen jungen Mann, der ein Motiv hätte – doch dieses Urteil ist vorschnell, wie Sherlock Holmes beweisen kann... Arthur Conan Doyle (1859-1930) war ein britischer Arzt und Schriftsteller. Aufgewachsen in Schottland, studierte er Medizin in Edinburgh und lebte später in England. 1887 veröffentlichte er seine erste Detektivgeschichte über Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson und wurde damit weltberühmt. Die Erzählungen sind bis heute ein Klassiker der Kriminalliteratur. Insgesamt gibt es vier Sherlock-Holmes-Romane und 56 Kurzgeschichten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 39

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Arthur Conan Doyle

Der schwarze Peter

Saga

Der schwarze Peter Coverbild/Illustration: ShutterstockCopyright © 1904, 2020 Arthur Conan Doyle und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726619058

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Der schwarze Peter.

Ich habe meinen Freund Sherlock Holmes nie in einer besseren Verfassung des Körpers und Geistes gesehen als im Jahre 1895. Seine zunehmende Berühmtheit brachte ihm eine ungeheuere Kundschaft. Ich kann jedoch, ohne indiskret zu werden, die Persönlichkeiten aus den höchsten Kreisen, welche unser bescheidenes Heim in der Bakerstrasse aufsuchten, nicht einmal andeutungsweise bezeichnen. Holmes lebte aber, wie alle grossen Künstler, nur seiner Kunst, und, abgesehen vom Fall des Herzogs von Holdernesse, habe ich ihn selten eine grössere Summe für seine unschätzbaren Dienste verlangen hören. Er war so wenig materiell veranlagt — oder vielmehr, er war so eigensinnig — dass er häufig Mächtigen und Reichen seinen Beistand versagte, wenn ihm ihre Fälle nicht passten, während er für die Angelegenheiten irgend eines armen Klienten oft wochenlang angestrengt arbeitete, wenn sie jene eigenen Umstände und Verwickelungen zeigten, die seine Einbildungskraft reizten und seinen Scharfsinn anspornten.

In diesem denkwürdigen Jahr 1895 Hatten eine Menge der eigentümlichsten und absonderlichsten Fälle seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, von der berühmten Aufklärung des plötzlichen Todes des Kardinals Tosca — eine Untersuchung, die er auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes betrieben hatte, — bis hinunter zu der Festnahme Wilsons, des bekannten Kanarienzüchters, wodurch aus dem Osten Londons ein wahrer Schandfleck beseitigt wurde. Auf diese beiden Fälle folgte die Tragödie von Woodmans Lee, jene dunkele Geschichte vom Tode des Kapitäns Peter Carey. Eine Niederschrift der Taten Sherlock Holmesʼ, die gerade diese ungewöhnliche und auffallende Begebenheit nicht enthielte, würde nicht vollständig sein.

Während der ersten Juliwoche war mein Freund so häufig und so lange von Hause weg gewesen, dass ich merkte, er müsse etwas Wichtiges vorhaben. Aus der Tatsache, dass in dieser Zeit mehrere handfeste Kerle ankamen und nach Kapitän Basil fragten, entnahm ich, dass Holmes irgendwo in einer seiner zahlreichen Verkleidungen und unter einem falschen Namen arbeitete. Er hatte nämlich in den verschiedenen Teilen Londons mindestens fünf kleine Schlupfwinkel, wo er sich umkleiden und seine gefürchtete Persönlichkeit verheimlichen konnte. Er hatte mir nichts von seinem Vorhaben gesagt, und ich pflegte nicht, Vertrauen zu erzwingen. Das erste Anzeichen, aus dem ich auf seine Tätigkeit schliessen konnte, war ganz ungewöhnlicher Art. Er war vor dem Frühstück fortgegangen, und als ich am Tische sass, trat er ins Zimmer, den Hut auf dem Kopf und einen riesigen Speer wie einen Regenschirm unter dem Arm.

„Heiliger Himmel, Holmes!“ rief ich. „Du bist doch nicht etwa mit diesem Ding in London umherspaziert?“

„Ich bin damit zu einem Schlächter gefahren und wieder zurück.“

„Zu einem Schlächter?“

„Ja, und ich bringe einen guten Appetit mit. Körperliche Uebungen vor dem Frühstück sind zweifellos sehr wertvoll. Aber ich wette mit dir, dass du nicht raten wirst, worin meine Uebung bestanden hat.“

„Das will ich lieber gar nicht versuchen.“

Er schüttelte sich vor Lachen, als er sich den Kaffee eingoss.

„Wenn du in Allardyceʼs Metzgerladen einen Blick hättest werfen können, so würdest du nach dem Hof zu ein totes Schwein an einem Haken an der Decke haben hängen sehen, das fortwährend Hin- und herpendelte, und dazu einen Herrn in Hemdärmeln, der mit diesem Instrument wütend darauf losstach. Diese energische Person war ich. Und ich habe zu meiner Befriedigung festgestellt, dass ich auch bei der äussersten Kraftanstrengung das Schwein nicht mit einem einzigen Stich durchbohren kann. Vielleicht versuchst du’s auch ’mal?“

„Um alles in der Welt nicht. Aber wozu hast du das getan?“

„Weil es mir indirekt mit dem Geheimnis von Woodmans Lee in Zusammenhang zu stehen schien. — Ah, Herr Hopkins, ich erhielt gestern abend Ihre Drahtnachricht und erwartete Sie. Kommen Sie her und frühstücken Sie mit uns.“

Unser Besucher war ein ungeheuer lebhafter Mann von etwa dreissig Jahren. Er trug einen einfachen Anzug, man konnte an seiner strammen Haltung aber doch sehen, dass er an Uniformen gewöhnt war. Ich erkannte in ihm sofort den jungen Polizeiinspektor Stanley Hopkins wieder, auf dessen Zukunft Holmes grosse Hoffnungen setzte, und der seinerseits wie ein Schüler die wissenschaftlichen Methoden des berühmten Dilettanten mit Bewunderung und Hochachtung hörte und verfolgte. Hopkins hatte die Stirne in Falten gezogen und zeigte sich sehr niedergeschlagen.

„Nein, danke, Herr Holmes. Ich habe schon gefrühstückt, ehe ich Herkam. Ich bin die Nacht in der Stadt geblieben, nachdem ich gestern abend bei Ihnen war, um Ihnen Bericht zu erstatten.“

„Und was hatten Sie mir zu berichten?“

„Fehlschläge, lauter Fehlschläge.“

„Sie haben keine Fortschritte gemacht?“

„Gar keinen.“