Der schwarze Schatten des Papstes - Walter Brendel - E-Book

Der schwarze Schatten des Papstes E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Das Konklave 2005 zur Wahl des Nachfolgers von Johannes Paul II. fand am 18. und 19. April 2005 statt. Es wählte Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst, der den Namen Benedikt XVI. annahm. Gewählt hat die Wahlversammlung der Kardinäle, aber die Strippen zogen einflussreiche Organisationen. An der Spitze steht das Opus Dei, eine Organisation voller Geheimniskrämerei, undurchschaubares Geschäftsgebaren und in der Nähe zum Faschismus. Dank der Gunst Johannes Pauls II. gelangten Opus-Mitglieder in fast sämtliche vatikanische Kongregationen und Räte, in Kommissionen und Nuntiaturen. Und ohne sie wird kein Papst jemals frei gewählt werden. Doch gerade bei dieser Wahl gab es einen anonymen Zeugen. Recherchen darüber ergeben einen spannenden Enthüllungsbericht.

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Walter Brendel

Der schwarze Schatten des Papstes

Der schwarze Schatten des Papstes

Walter Brendel

Die Wahl des Kardinals Ratzinger

Impressum

Texte: © Copyright by Waltr BrendelUmschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2021

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Einleitung

Die Veröffentlichung

Das Konklave

Die Kandidaten

Wahlgänge

Die Hintermänner

Der schwarze Schatten des Papstes

Epilog

Glossar

Einleitung

Das Konklave im Vatikan. Eingeschlossen in der Sixtinischen Kapelle wählen die Kardinäle einen neuen Papst. Der Ablauf ist ein streng gehütetes Geheimnis, geschützt durch den heiligen Eid. Auf Verletzung stehen hohe Strafen. Auf keinem Fall darf es eine Verbindung zur Außenwelt geben.

Der Tod eines Papstes versetzt die römisch-katholische Kirche in eine völlig neue Situation. Die Kirche ist so strukturiert, dass es an der Spitze diesen geistlichen Kaiser gibt. Und alles dreht sich um den Papst. Auf einmal sind die Kardinäle nicht mehr Mitstreiter, sondern entscheidendes Gremium. Mit der Wahl eines neuen Papstes beginnt das Ringen um seine Nachfolge. Ein Kampf, wo nichts nach außen dringen darf.

Alle Hinweise zum Ablauf des Konklaves werden verbrannt. Doch dann die Sensation, etwas Unglaubliches. Ein Geheimpapier überlebt die Flammen, verfasst von einem anonymen Kardinal. Es ist der Bericht dramatische Machtkämpfe an den Stuhl des Hl. Petrus.

November 2010. Der Papstpalast ist für ausgesuchte Teilnehmer geöffnet, damit sich 24 neue Kardinäle der Öffentlichkeit präsentieren können. Sie alle werden im Rahmen eines Konsistoriums ernannt, eine Art Vollversammlung aller Kardinäle. Ein neuer Kardinal kam auch aus dem Kongo und könnte sogar Papst werden. In diesem Konsistorium ist es ja so wichtig, dass gewisse Netze geknüpft werden, die dann im nächsten Konklave eine wichtige Rolle spielen können. Zwischen Glückwunsch und small Talk beginnt im Hintergrund der Streit um die Nummer Eins der katholischen Kirche.

Wer beim nächsten Konklave ganz vorn mit dabei sein will, soll dezent auftreten. Ein Papstkandidat darf nie zeigen, dass er ein Anwärter ist. Hinter ihm muss eine Lobby stehen, die ihm vorbringt.

Über Jahrhunderte hinweg gehörten die Päpste zu den einflusreichsten Männern der Weltpolitik, sie salbten Könige, riefen zu Kreuzzügen auf und zwangen Kaiser in die Knie. Das haben wir ja aus dem Bitt- und Bußgang König Heinrichs IV. von Dezember 1076 bis Januar 1077 zu Papst Gregor VII. zur Burg Canossa in Erinnerung. Bis ins ausgehende 20. Jahrhundert hinein schrieben Päpste Weltgeschichte, allem voran Papst Johannes Paul II., der eine zentrale Rolle bei Sturz der sozialistischen - kommunistischen Staaten spielte.

April 2005. Der Jahrtausendpapst ist tot. Über 26 Jahre führte er die katholische Kirche. Mit ihm endet ein Kapitel Welt- und Kirchengeschichte. Natürlich hat man sich gefragt, wie geht es jetzt weiter? Wer kann in die großen Schuhe, die er hinterlassen hat, hineinschlüpfen? Wer kann dieses Vakuum ausfüllen.

Die katholische Kirche steht am Scheideweg zwischen Tradition und Moderne. 115 Kardinäle schließen sich in die Sixtinische Kapelle ein, um einen neuen Pontifex zu wählen. Ein Kardinal wird es vielleicht das erste Mal, seit er den Purpur trägt, hinein genommen in die wirkliche Mitverantwortung und die Frage, ja die richtige Wahl zu treffen.

Papst Johannes Paul II.

Das Konklave, die geheimste Wahl der Welt. Die Sixtina gleicht in diesen Stunden einen Hochsicherheitstrakt. Wer Geheimnisse nach außen trägt, begeht Hochverrat.

Das ist ein streng gehütetes Geheimnis. Es dient zur Bewahrung der Kircheneinheit.

Joseph Ratzinger verliest als Kardinaldekan den Eid. „Vor allem aber versprechen wir bedienungslose Treue, seien es Kleriker oder Laien, die Geheimhaltung über alles zu bewahren, was in irgendeiner Weise die Wahl des Papstes betrifft.“

Sie alle schwören, doch einer der Eminenzen soll ein Konklave-Tagebuch veröffentlicht haben. Ein Verräter, der damit seine Exkommunikation, die höchste aller Kirchenstrafen riskiert.

„Zu den klassischen Bestimmungen des Konklaves, welches ja heißt, „Geschlossener Raum“ gehört ja, und das ist eine sehr strenge Forderung und darauf stehen hohe Strafen, ist die Verbindung zu Außenwelt zu halten“, so Karl Kardinal Lehmann, welcher 2018 verstorben ist.

Die Veröffentlichung

Der Mann, der das Tagebuch des anonymen Kardinals erhalten hat, ist Lucio Brunelli, ein römischer Vatikanexperte beim Fernsehsender RaiTV. Sollten die Angaben stimmen, so würden sie ein ganz neues Gesicht auf das Konklave werfen.

Doch wie glaubwürdig ist der Informant? Brunelli kannte ihm fast 20 Jahre lang. Es war einer seiner historischen Quellen und es bestand zu ihm ein freundschaftliches Verhältnis und gegenseitiges Vertrauen.

Lucio Brunelli wurde am 1. August 1952 geboren und Vatikan - Korrespondent von TG2 und Kommentator auf religiöse Angelegenheiten für verschiedene Zeitungen. Ab dem 5. Mai 2014 ist er Direktor der Zeitungen der Herausgeber des CEI TV2000 und von Radio InBlu .

Er schloss sein Studium der Politikwissenschaften an der Universität „La Sapienza" in Rom mit einer Arbeit über die religiöse und kulturelle Bildung von Giorgio La Pira ab. Nach seinem Abschluss widmete er sich als Assistent des Historikers Gabriele De Rosa der Universitätsforschung; kümmert sich um die kritische Ausgabe einiger Bände der Opera Omnia von Luigi Sturzo, veröffentlicht Artikel und Essays über die Geschichte des katholischen Sozialdenkens.

Lucio Brunelli

Immer wieder kommt es Mitte 2005 zur Vorbesprechung zwischen Tagebuchverfasser und Brunelli. Was will der anonyme Kardinal erreichen? Die Sache ist äußerst heikel. Dann endlich findet die Übergabe statt. Was der Kardinal in seinen Händen hält, ist eine Sensation. Strebt er eine demokratische Öffnung der Papstwahl an?

Sonntag, 17. April 2005

„Am Nachmittag bezog ich mein Zimmer in der Casa Santa Marta. Als ich meinGepäck abgestellt hatte, versuchte ich die Fensterläden zu öffnen, weil es im Raumso dunkel war. Es gelang mir nicht. Ein Mitbruder wandte sich wegen desselbenProblems an die Schwestern, die das Haus führen. Er vermutete, dass es sich umeinen technischen Fehler handelte. Die Schwestern erklärten ihm, dass dieFensterläden versiegelt wurden. Konklaveklausur … Eine neue Erfahrung, für fast allevon uns. Von 115 Kardinälen haben nur zwei bereits an einer Papstwahlteilgenommen.“

Mit diesen Worten beginnt das „verbotene“ Tagebuch des Konklaves, das am 19. April 2005 zur Wahl von Papst Benedikt XVI. führte.

Die Notizen geben Aufschluss über einflussreiche Hintermänner und Gruppierungen, die Kardinal Joseph Ratzinger unterstützt haben sollen. Will der Tagebuchverfasser die Umstände, die zu Ratzingers Wahl führten, offenlegen?

Als Journalist hatte Brunelli sofort den Eindruck, dass die Notizen eine echte Sensation waren. Es war im bewusst, dass er etwas wichtiges bekommen hat. Als Brunelli die Aufzeichnungen über die Hintergründe der Wahl Ratzingers veröffentlichte, tobte der Vatikan. Als Bestätigung der Richtigkeit konnte Brunelli einen weiteren Kardinal anführen, der meinte, dass er die Notizen glaubwürdig und für authentisch hält.

Zu seinen Beweggründen sagte der Tagebuchverfasser, dass die Welt erfahren sollte, was bei diesem Konklave tatsächlich geschah. Mit Hilfe des Dokuments lässt sich die Wahl hinter geschlossenen Türen zu rekonstruieren.

Das Konklave

18. April 2005. Das Konklave beginnt. Nach der Vereidigung der Kardinäle fordert der Päpstliche Zeremonienmeister mit der Formel „alle hinaus“ die nicht zum Konklave Gehörenden auf, die Kapelle zu verlassen, und verschließt anschließend deren Eingang. Die 115 Kardinäle sind nun unter sich. Für die Weltöffentlichkeit heißt es jetzt zu warten.

Die längste Wartezeit bei einem Konklave erlebte das mittelalterliche Städtchen Viterbo im 13. Jahrhundert (1268 nach dem Tod von Clemens IV.). 11 Kardinäle aus Italien und sieben aus Frankreich, brauchte nahezu drei Jahre, um sich auf einen neuen Papst zu einigen. Um den Wahlkampf zu beschleunigen, schlossen die Stadtoberen die Kardinäle in den Bischofspalast ein. Als das nicht half, deckten die Bürger das Dach ab. Erst als die Kardinäle nur noch Wasser und Brot bekamen, brachte der nahende Winter das Wahlkollegium dazu, nach 1005 Tagen Teobaldo Visconti die nötige Zweidrittelmehrheit zu bescheren. Zur großen Freude nahm der die Wahl auch an, von der ihn die Nachricht nach Monaten auf einer Pilgerfahrt im Heiligen Land erreichte.

Unter dem Namen Gregor X. entpuppte sich Visconti als höchst machtbewusster und umsichtiger Papst. Er bestimmte, dass die Kardinäle das Wahllokal nicht mehr verlassen duften, wobei er sich an ähnlichen Verfahren italienischer Stadtrepubliken orientierte. Zwar wurde diese Regelung wiederholt außer Kraft gesetzt, setzte aber Maßstäbe für die Kirchengeschichte.

Bezeichnend ist auch die zweijährige Sedisvakanz nach dem Tod von Clemens V.

1315. Die französischen Könige hatten die Päpste gezwungen, in Avignon zu residieren. Von 24 Kardinälen waren 16 Franzosen. Obwohl das Konklave auch noch im französischen Carpentras zusammentrat – erst nach der Rückkehr der Päpste an den Tiber setzte sich Rom als Ort der Papstwahl durch –, konnten sich die Kardinäle zwei Jahre lang nicht auf einen Kandidaten einigen. Nach drei Monaten flohen sie vor einem Feuer aus der Stadt. Schließlich ließ sie Prinz Philipp in einem Kloster in Lyon einschließen, wo sie notgedrungen nach 40 Tagen zu einem Ergebnis kamen.

Seit dieser Zeit werden die Kardinäle mit einem Schlüssel eingesperrt, auch im Jahre 2005. Und wieder kämpfen sie um die Macht in der Kirche. Es gibt drei Lager, vor allem im ersten Wahlgang. Das Pro-Ratzinger-Lager, ein reformbereites Lager und das große Lager der Unentschiedenen. Bis zur Wahl von Johannes Paul II. war über 500 Jahre stets ein Italiener Papst. Sollte das jetzt nach dem Papst aus Rom auch wieder Tradition werden?

Die Kandidaten

Besonders große Chancen werden den Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano eingeräumt.

Angelo Kardinal Sodano wurde am 23. November 1927 in Isola d’Asti geboren. Er ist seit 2005 Kardinaldekan und war zwischen 1991 und 2006 Kardinalstaatssekretär der römischen Kurie.

Angelo Sodano (2016)

Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie wurde er am 23. September 1950 in Asti vom damaligen Bischof von Asti, Umberto Rossi, zum Priester geweiht.

Anschließend ging er nach Rom. Er studierte dort kanonisches Recht an der Päpstlichen Lateranuniversität und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und besuchte die Päpstliche Diplomatenakademie. Am 30. November 1977 wurde er zum Titularerzbischof von Nova Caesaris und zum Apostolischen Nuntius in Chile ernannt.

Sodanos Amtsantritt als Apostolischer Nuntius 1977 in Chile erfolgte während des Militärregimes von Augusto Pinochet. Sodano wird vorgeworfen, gegenüber den Menschenrechtsverletzungen des Regimes geschwiegen zu haben. So forderten beispielsweise 1987 sieben katholische Priester in einem Brief nach Rom Sodanos Abberufung aus Chile.