Der Sommer am Ende des Jahrhunderts - Fabio Geda - E-Book

Der Sommer am Ende des Jahrhunderts E-Book

Fabio Geda

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Beschreibung

Eine Liebeserklärung an das Leben

Der Tag, an dem der 12-jährige Zeno den größten Wolfsbarsch seines Lebens fängt, verändert alles. Denn an diesem Tag wird bei seinem Vater eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert. Zeno muss den Sommer in Norditalien beim Großvater verbringen, den er gar nicht kennt. In dessen Geschichte spiegeln sich die Tragödien des zu Ende gehenden Jahrhunderts. Ein berührender Roman über das starke Band zwischen den Generationen und die heilende Kraft der Erinnerung.

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Seitenzahl: 471

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Fabio Geda

Der Sommer am Ende

des Jahrhunderts

Roman

Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt

Knaus

Die Originalausgabe erschien 2011 bei Dalai Editore, Mailand.

Für Franco Debenedetti TeglioPartisan der Erinnerung

1. Auflage

Copyright © der Originalausgabe 2011

by Baldini Castoldi Dalai Editore S.p.A., Milano

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013

beim Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-09157-6

www.knaus-verlag.de

Beam mich hoch, Scotty.

(Käpt’n James Tiberius Kirk zu seinem Zweiten Offizier Montgomery Scott, damit der ihn wieder auf das Raumschiff Enterprise teleportiert.)

Wenn wir uns nicht erinnern,können wir nicht verstehen.

(E. M. Forster)

1. KAPITEL

Als ich in Jogginghose und K-Way das Haus verließ, mit zwei Dosen Würmern, von denen eine für mich und eine für meinen Vater bestimmt war, in der einen Hand den Kescher und in der anderen die neue Angel – und zwar auf Zehenspitzen, um meine Mutter nicht zu wecken –, sagte ich: »Okay, okay, von mir aus hast du recht.« Mein Vater reagierte nicht darauf, da ich in solchen Momenten angeblich nicht vernünftig mit mir reden lasse: Das sei in etwa so, als wollte man eine Winterbrasse fangen, und dafür braucht man Geduld und eine Langleine – das Schleppnetz kann man vergessen.

Bis wir das Boot zu Wasser gelassen hatten, wechselten wir kein einziges Wort. Während mein Vater im Bug saß und ruderte, wobei er die Ruderblätter höchst elegant eintauchte, ohne zu spritzen, so als hätte er noch eine alte Rechnung mit dem Meer zu begleichen, bedeutete er mir stumm, mich umzuschauen. Unser Dorf Capo Galilea war nur noch eine Erhebung hinter der Küste: sandfarbene Häuser und in den Gassen Lichter wie Fackeln. Der Mond stand hoch am Himmel, über dem Hafenbecken und dem Hügel, der tatsächlich jeden Sommer in Brand gesteckt wurde wie eine Fackel. Vor zwei Jahren war der Vater eines Freundes ums Leben gekommen, als er die Laube und die Weinterrassen seines Schwagers retten wollte. Denn es stimmt einfach nicht, dass Feuer ein reinigendes Element ist, wie Pfarrer Don Luciano immer so schön sagt; Feuer ist unberechenbar, es holt sich auch Unschuldige. Der Himmel war indigoblau, nur im Osten waren ein paar Wolken zu sehen. Ich hockte im Bootsrumpf und ließ meinen Vater rudern, egal, wohin. Mit ihm hätte ich das Meer überquert und wäre bis nach Afrika, ja überallhin gefahren.

Deshalb verletzte es mich auch so, dass er mir nicht glaubte. Als der Pfarrer und die Carabinieri kurz vor dem Abendessen an unsere Tür geklopft und mich beschuldigt hatten, am Nachmittag mit Michele und Salvo eine der Milchglasscheiben der Sakristei eingeworfen zu haben – »Es hat nicht viel gefehlt, und sie hätten Signora Puglisi, die dort gerade geputzt hat, am Kopf getroffen« –, hatte mein Vater sich nicht mal nach mir umgedreht, um zu erfahren, ob diese Anschuldigung überhaupt stimmte. Dabei war ich doch dabei, saß nur eine Handbreit von ihm entfernt im Sessel! Stattdessen hatte er nur gesagt: »Das tut mir leid.«

Ich war aufgesprungen. »Was tut dir leid, Papà? Ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich habe nichts damit zu tun. Ich habe Michele und Salvo heute noch gar nicht gesehen. Ich war mit dem Rad am Caddusu.« Um die Carabinieri und Don Luciano dann erschrocken über meine eigene Unverfrorenheit mit knallrotem Kopf anzuschreien: »Woher wollt ihr das überhaupt wissen? Habt ihr sie dabei fotografiert?«

»Der Laufbursche vom Celima hat sie erkannt.«

»Der Laufbursche vom Metzger? Der Blinde?«

»Er ist nicht blind.«

»Na, habt ihr seine Brille gesehen? Kennt ihr den überhaupt? Ich schon.«

»Eben drum!«, hatte sich der Carabiniere eingemischt. Er war groß und schnauzbärtig, seine Tochter ging auf dieselbe Schule wie ich und war hässlich. »Er kennt dich nämlich auch.«

»Er lügt.«

Der Carabiniere hatte nur gegrinst. »Warum sollte er?«

Ich zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Das müsst ihr ihn schon selber fragen.«

Mein Vater war aus dem Zimmer gegangen, um ein Taschentuch zu holen. Als er zurückkam, wischte er sich Blut von der Nase; er hatte häufig Nasenbluten. »Und was sagen die anderen beiden?«

»Michele und Salvo? Auch sie streiten alles ab. Und wissen Sie, wo sie gewesen sein wollen?«

»Am Caddusu?«

Der Carabiniere hatte erneut gegrinst, so als wollte er andeuten, dass eine gewisse Intelligenz dazu gehört, sich gegenseitig zu decken, wir aber nicht so intelligent wären.

»Nein. Der eine war zu Hause und hat gelernt, und zwar allein. Der andere war zu Hause und hat etwas im Fernsehen gesehen, ebenfalls allein. Der Laufbursche vom Celima hat zwei der drei Burschen erkannt, die den Stein geworfen haben.« Daraufhin fügte er an mich gewandt hinzu: »Außerdem weiß doch jeder, dass man Michele, Salvo und dich stets im Dreierpack antrifft. Ihr haltet zusammen wie ein Schwarm Sardinen.«

Meine Mutter hatte Kaffee aufgesetzt, doch sie hatten abgelehnt: »Danke, Signora, aber das ist eine ernste Angelegenheit.« Die kaputte Scheibe müsse ersetzt werden. Außerdem müssten wir zur Wiedergutmachung arbeiten, so Don Luciano: »Damit euch die ganze Gemeinde verzeiht.« Bei diesen Worten beschrieb er mit beiden Zeigefingern einen riesigen Kreis. »Und bei Signora Puglisi werdet ihr euch auch entschuldigen.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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