Der Sternenring - Eva Seith - E-Book

Der Sternenring E-Book

Eva Seith

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Beschreibung

Lili ist verzweifelt. Erst erhält Ariane ein seltsames Paket aus Peru und dann erscheint dieser grässliche Lehrer an der Schule und stellt ihrer Freundin nach. Eine furchtbare Vision beginnt Lili zu quälen, doch bevor sie die Bilder versteht, ist Ariane spurlos verschwunden. Auf der Suche nach ihr machen Lili und Cornelius eine schreckliche Entdeckung, die Lili keine Wahl lässt: Wieder muss sie durch das Tor, denn nur auf der anderen Seite ist der entscheidende Hinweis zu finden. Der führt die Freunde bis in die Tiefen des südamerikanischen Urwaldes und an geheime Orte einer längst verschollenen Kultur. Was dort auf sie wartet, sprengt ihre kühnsten Träume …

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Die Vision

Ein seltsames Paket

Ein neuer Fall

Kidnapping

Der Wahrheit auf der Spur

Überraschende Entdeckung

Vergebliche Bemühungen

Der Vorhof des Lichts

Kostbare Informationen

Einsatz in der Dämmerung

Schlimme Nachrichten

Das Abenteuer geht weiter

Reise über den Atlantik

Urwaldcamp

Flussmonster

Der Geist der Wildnis

Die Höhle

Diamantenfeuer

Prinzessin Anacua

Das Geheimnis der Grabkammer

Inkagold

Sternentechnologie

Die Hinterlassenschaft

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Der Sternenring

Liebe, was du tust.

Band 2

Eva Seith

© Talawah Verlag

Besuchen Sie uns im Internet:

www.talawah-verlag.de

www.facebook.com/talawahverlag

Umschlaggestaltung: Susann Julieva

Bildmaterial: © Shutterstock

Illustrationen: Melanie Phantagrafie

Satz/Layout: Grittany Design

1. Auflage 2018

ISBN: 978-3947550-2-9 (Print)

ISBN: 978-3-9475500-3-6(Ebook)

Eva Seith

Liebe, was du tust.

Im Gedenken an

Walburga Keller,

Lehrerin der alten Schule.

Weise und ein Herz,

so groß wie die Sonne.

Danke.

Ich werde es nicht schaffen, dachte der Mann, als er die dichte Blätterwand des Urwalds durchbrach. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, und es spielte auch keine Rolle mehr. Er hatte versagt, seine Gegner völlig unterschätzt.

Erschöpft sah er sich auf der Lichtung um. Sie bot keinen Schutz. Er wusste, er würde gleich sterben, und es machte ihm nichts aus. Er war so müde, so leer. Es würde eine Erlösung sein. Doch gab es etwas, das ihm schwer auf der Seele lag und das er unbedingt noch tun musste: Er musste seine Familie warnen!

Wie hatte er nur so naiv sein können, so schrecklich dumm, die, die ihm auf der Welt am meisten bedeuteten, in Gefahr zu bringen?

Hart stolperte er über eine Wurzel und schlug hin. Im selben Moment glitt das Laub erneut auseinander. Die Zeit gefror. Da war er auch schon über ihm, sein bester Freund, mit der Waffe in der Hand. Immer noch trug er diesen hässlichen Siegelring, den er nie zuvor an ihm gesehen hatte.

Kalt sah sein Freund auf ihn herunter. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. »Hab ich dir nicht gesagt, du kommst nicht weit?«, flüsterte er keuchend. »Hast du wirklich gedacht, du könntest mir entkommen? Sag nicht, ich hätt dich nicht gewarnt. Es war deine Sturheit, die dich zu Fall gebracht hat, deine eigene Entscheidung, vergiss das nie.« Dann drückte er ab.

Der Mann spürte, wie die Kugel eindrang, ihn zerriss, dann sah er nur noch Licht ... Gleißendes, silbernes Licht. Wunderbare Klänge erfüllten sein Ohr und Liebe hüllte ihn ein wie eine Umarmung. Eine leuchtende Gestalt reichte ihm die Hand. Dankbar ergriff er sie. Er wusste, er war zu Hause … wusste, er war tot.

Tot?! Ein stechender Schmerz durchfuhr sein Herz. Unwillkürlich ließ er wieder los und setzte sich stöhnend auf. Aber er durfte noch nicht sterben. Nicht jetzt, nicht bevor … Panik erfasste ihn. Da beugte sich das Wesen tiefer zu ihm hinab. Eine Welle der Sanftmut durchdrang ihn.

Nein! Heftig wies er die Gestalt zurück. Doch die blieb und begann mit ihm zu reden. Singend fast, melodisch, engelsgleich. Die Stimme war direkt in seinem Kopf, so herrlich … Zu gern wäre er ihr gefolgt, doch alles in ihm sträubte sich. In Gedanken begann er sich zu erklären. Er würde ja mitgehen, er wollte ja, aber er durfte noch nicht …

Die Gestalt sah ihn liebevoll an. Ihm war, als scanne sie seine Gedanken, überzeuge sich von seiner Redlichkeit. Eine Weile sagte das Wesen nichts, dann begann es, ein Bild in seinem Kopf zu formen. Ganz langsam wurden die Umrisse schärfer, und er erkannte das Gesicht eines jungen Mädchens mit feuerrotem Haar.

Wer ist das, fragte er.

Sie wird dir helfen, deinen letzten Wunsch erfüllen.

Er hatte das Mädchen noch nie gesehen. Sie war so jung … Wie sollte sie …? – Doch für Zweifel war jetzt keine Zeit. Es blieb ihm nichts, als zu vertrauen. Er sah das Wesen an und nickte.

Was muss ich tun? Doch es kam keine Antwort.

Plötzlich lag er wieder auf der Lichtung. Erneut hörte er das Laub auseinandergleiten und seinen Mörder nahen. Das Gesicht des fremden Mädchens stand immer noch vor ihm, riesengroß, überdeutlich, und schaute ihn fragend an. Da wusste er mit einem Mal, was er zu tun hatte. Schnell griff er in die Hosentasche, zog ein Foto hervor und hielt es dem Mädchen entgegen. Bitte, rette sie!Dumusst sie warnen! Dann starb er.

Lili saß auf einem schroffen Kalkfindling im alten Steinbruch außerhalb des Schulparks und hing mit krauser Stirn ihren Gedanken nach. Die bunt gemusterte Alpakamütze tief ins Gesicht gezogen, verkroch sie sich fröstelnd in ihren Wollmantel. Ohne zu überlegen hatte sie die Absperrung durchbrochen und sich wieder einmal über alle Verbote hinweggesetzt.

Es war einer der ersten schönen Märztage, ein hinreißender Frühlingstag, der alle Spaziergänger ins Freie lockte und sie mit Ostersonntagsmienen über die Kieswege des Klosterparks schweben ließ. Selbst den härtesten Stubenhockern entriss dieser Tag Rufe der Verzückung über die erste zarte Blütenpracht von Schneeglöckchen, Krokussen und Osterglocken, doch an Lili tropfte der Zauber ab wie der tauende Schnee von den ausgefransten Steinklippen. Nicht einmal das Krachen und Ächzen der Felsmassen, die sich unter den Sonnenstrahlen gähnend streckten, schreckte sie auf.

Seit Tagen quälte sie ein Traum. Nein! Eine Vision, deren Bilder sich plötzlich und fetzenweise vor ihrem inneren Auge zeigten. Es war immer die gleiche Szene: ein blonder Mann, hoch aufgeschossen und schlaksig, der gehetzt über die Lichtung eines Urwalds lief. Ihr war klar, dass er vor etwas floh, das ihm große Angst, ja geradezu Todesangst einflößte. Er stolperte mehrfach, rappelte sich wieder hoch und wankte weiter. Seine Hose hing ihm in Fetzen um die Beine, sein kariertes Hemd war verschmutzt und durchgeschwitzt. Er musste schon mehrere Tage auf der Flucht sein und war ganz offensichtlich am Ende seiner Kraft. Die Szene nahm immer den gleichen Ausgang: Kurz bevor er das Ende der Lichtung erreichte, hörte man das Rascheln von Laub und das Knacken von brechenden Ästen. Bevor der Schuss fiel, drehte der Mann sich um und sah Lili direkt in die Augen. Während er in die Knie sackte, formten seine Lippen einen Satz, doch seine von Angst geschnürte Kehle brachte keinen Laut hervor. Mit letzter Kraft zog er etwas aus seiner Hosentasche und streckte es ihr flehend entgegen. Doch bevor sie erkennen konnte, was es war, brach er im hohen Gras zusammen.

Wer war dieser Mann, und was hatte er ihr zeigen wollen? Irgendetwas schien ihm so sehr am Herzen zu liegen, dass er im Moment seines Todes eine Verbindung zu ihr, der Grenzgängerin, suchte. Doch sie war sich inzwischen sicher: Sie hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen!

Ein berstendes Krachen riss sie in die Gegenwart zurück. Eine Kalkplatte hatte sich gelöst, war von einem Felsvorsprung abgesplittert und direkt vor ihre Füße gestürzt. Aus einem winzigen Hohlraum, der aufgebrochen war, sickerte ein Rinnsal kalten Wassers und fiel nun leise plätschernd auf den Felsvorsprung darunter.

Nicht nur die gesamte Klippe, auch ihr Sitzplatz war inzwischen vom Schatten verschlungen worden.

»Zeit aufzubrechen!«, sagte sie zu sich selbst und versuchte, ihre steif gefrorenen Knie zu strecken. Sie musste zurück und Ariane suchen. Den ganzen Vormittag hatte sie sich der Freundin schon anvertrauen wollen, doch die war bereits beim Aufstehen so nervös gewesen, dass Lili es vorgezogen hatte zu schweigen. Nachdem der Postbote außer einer Karte von Esther nichts Nennenswertes gebracht hatte, war Ariane mit Unheil versprechender Miene und einem Blick der Marke: »Lasst mich bloß in Ruhe!« im Hinterhof verschwunden und hätte dabei fast den armen Cornelius umgerannt, der ihr zum Geburtstag gratulieren wollte.

»Was hat sie denn schon wieder?«, hatte er beleidigt gefragt. Doch Lili hatte nur die Schultern gezuckt und war gegangen. »Mädchen!«, hörte sie ihn verächtlich hinter sich her flüstern, doch sie hatte keine Lust auf Erklärungen.

Dabei wusste sie genau, was der Grund für Arianes miese Laune war: Sie hatte nichts von ihrem Vater gehört! Kein Brief, kein Anruf, von einem Überraschungsbesuch ganz zu schweigen, und das schon das zweite Jahr in Folge. Hinter ihrem schroffen Benehmen versteckte sich vermutlich ein überdimensionaler Berg von Traurigkeit.

Ein Blick zum Himmel zeigte Lili, dass die Sonne ihren höchsten Stand schon überschritten hatte, und ihre Uhr bestätigte dies. Achtlos stieg sie über das rot-weiß gestreifte Band der Absperrung hinweg und betrat den Kiesweg zu den Parkanlagen. Während sie das Tempo anzog und ihr langsam wieder warm wurde, versuchte sie, sich in bessere Stimmung zu bringen.

Sie fand Ariane im Innenhof in einer Fensternische des alten Brunnenhauses sitzen, aus dem man beim Umbau des Klosters das Glas entfernt und den Baukörper so zu einem Pavillon umgestaltet hatte. Es war Arianes Lieblingsplatz. Hier las sie jeden Nachmittag die Zeitung oder lackierte sich vor den Wasser speienden Löwenmäulern die Nägel.

Lili holte aus ihrer Manteltasche das kleine, in zartes Seidenpapier gewickelte Geschenk, das sie der Freundin über-reichen wollte, und zauberte ein Gratulationslächeln auf ihr Gesicht.

»He, geht’s wieder?«, fragte sie sanft.

»Was soll’s«, bruddelte Ariane und versteckte sich weiter hinter dem dicht bedruckten Blattwerk des Tagesboten.

»Hier. Ich hoffe, es gefällt dir?«, versuchte es Lili noch einmal und schob der Freundin die bunte Schachtel hinüber. Darin lag ein kleines Silberkreuz, welches sie vor einigen Tagen zusammen beim Juwelier entdeckt hatten und das Ariane so gefallen hatte. Lili hatte fast ihr ganzes Taschengeld dafür geopfert.

Endlich ließ Ariane die Zeitung sinken: »Nett von dir«, sagte sie und machte sich daran, den Knoten der Schleife zu lösen.

Während ihre Finger mit dem Geschenkband kämpften, dachte Lili an den vergangenen Neujahrsabend, den sie zusammen in Esthers gemütlichen kleinen Stadthaus verbracht hatten. Dort hatte Ariane ihr das erste Mal von ihren Eltern erzählt. Sie hatten gerade das erste Abenteuer des Geheimen Zirkels gemeinsam überstanden, als die Freundin sie in einem Moment des Vertrauens in ihr Innerstes blicken ließ.

Ihre Eltern waren mit Leib und Seele Wissenschaftler. Ihre Mutter eine Expertin auf dem Gebiet der Ägyptologie, ihr Vater ein bedeutender Ornithologe. Sie hatten sich auf einem Kongress kennengelernt, und die Leidenschaft für ihre Arbeit hatte zu einer kurzen Leidenschaft füreinander geführt, aus der Ariane hervorging. Sie hatten überstürzt geheiratet, doch die vielen Trennungen, die ihr Beruf mit sich brachte, hatten sie ebenso schnell wieder voneinander entfernt. Ihre Mutter hatte Ariane die ersten Jahre samt einem Kindermädchen durch die halbe Welt geschleppt. Doch als Arianes Widerstand stärker und die ständigen Schulwechsel problematischer wurden, hatte man sie nach einer langen Odyssee durch verschiedene Internate vor einem Jahr im Institut für Hochbegabte und Personen mit besonderen Fähigkeiten untergebracht. Bereits zwei Jahre zuvor hatte sie es aufgegeben, ihrer Mutter in den Ferien in irgendein Wüstengrab nachzureisen. Der Kontakt beschränkte sich auf wenige Wochen im Jahr zu Hause in Berlin und verschiedene Telefonate und Mails. Zum Geburtstag erhielt sie jedes Jahr ein Video, das ihr die strahlende Mutter braun gebrannt vor irgendeiner Pyramide zeigte, einen herzlichen Gruß an ihre Große aufzeichnend. Doch selbst der farbenprächtigste Film konnte nicht darüber hinwegtrösten, dass ihre Mutter auch ohne sie rundum glücklich schien.

Von ihrem Vater hatte sie wenige Briefe erhalten, die, wenn sie ankamen, meist schon mehrere Wochen alt und kaum noch lesbar waren. Auf der Suche nach einem Riesenvogel, der seit Jahrhunderten als ausgestorben galt, den er aber auf dem Foto eines Rucksackreisenden entdeckt zu haben glaubte, hatte er sich in den letzten Jahren im südamerikanischen Dschungel vergraben. Das letzte dieser Schreiben hatte Ariane vor anderthalb Jahren erhalten, mit dem Hinweis, dass er den seltenen Vogel bereits eingekreist habe und nun hoffe, bald am Ziel zu sein.

Wie tief die Wunde sein musste, die der Ehrgeiz der Eltern geschlagen hatte, und wie sehr Ariane die beiden vermisste, konnte Lili nur allzu gut nachempfinden. Sie hatte längst erkannt, dass sich unter der Coolness ihrer Freundin in Wahrheit einfach ein vernachlässigtes Mädchen verbarg, welches sich nach Anerkennung und Liebe sehnte.

»He, Ariane, du sollst bei Frau Mollenbach vorbeischauen«, keuchte es plötzlich neben ihnen. Die pummelige Molly stand dort, einen Stapel Bücher auf den Armen balancierend und mit vor Anstrengung geröteten Wangen.

»Und warum?«

»Wie wär’s, wenn du das selbst herausfindest«, blaffte in diesem Moment eine zweite Stimme hinter dem keuchenden Mädchen. »Wir sind schließlich nicht die Auskunft! – Nun mach schon, Molly«, herrschte Elisabeth von der Reute ihre Freundin an, »oder willst du hier Wurzeln schlagen?«

Molly, die beim Auftauchen Elisabeths so zusammengefahren war, dass eines ihrer Bücher zu Boden gefallen war, bückte sich schnell, um es aufzuheben. Dabei flüsterte sie: »Irgend so ein privater Zustelldienst hat was für dich abgegeben«, dann trabte sie gehorsam ihrer Herrin hinterher.

»Arme Molly. Die kann einem wirklich leidtun ...« Lili hatte den Satz noch nicht beendet, als Ariane schon mit einem Sprung vom Sims hechtete und so schnell in Richtung Eingangshalle davon lief, dass Lili Mühe hatte, ihr zu folgen.

Als sie die Eingangshalle erreichten, war Hanni Mollenbach gerade dabei, die Tür des Pförtnerhäuschens abzuschließen.

»Hanniiii! Halt, waaarte!«, rief Ariane ihr entgegen, nahm Anlauf und schlitterte über den blanken Marmorfußboden direkt in die Arme der Wirtschafterin.

»Kind, Kind, Kind. Wann wirst du endlich lernen, dich wie eine junge Dame zu benehmen?«, begrüßte diese sie und schüttelte den Kopf mit den frisch eingedrehten Haaren.

»Nicht böse sein, Hanni«, stieß Ariane völlig aus der Puste hervor. »Stimmt es, was Molly sagt? Es ist was für mich abgegeben worden?«

Sie war eine der wenigen, die Hannelore Mollenbach beim Vornamen nennen durfte. Hanni hatte ein riesiges Herz, in das sie alles einschloss, was ihrer Meinung nach zu Unrecht vernachlässigt wurde. In ihrem Haus hatten mehrere ausgesetzte Hunde, Katzen und Meerschweinchen Zuflucht gefunden, die sie hingebungsvoll pflegte. Ja, man munkelte sogar, sie hätte einmal unter Einsatz ihrer Fäuste ein altes Pferd vor dem Schlachter gerettet, was natürlich maßlos übertrieben war. Wie Lili erfahren hatte, hatte Hanni dem Abdecker lediglich mit erhobenem Nudelholz alle möglichen Scheußlichkeiten an den Hals gewünscht, sodass dieser sofort Reißaus genommen hatte. Na, wie auch immer. Jedenfalls nahm sie mit der gleichen einnehmenden Art, mit der sie damals das Pferd beschützt hatte, nun auch Ariane unter ihre Fittiche.

»Aber ja, Schätzchen. Nur gut, dass du noch rechtzeitig kommst. Ich wollte gerade heimgehen.« Beherzt kramte Hanni aus ihrer Schürzentasche noch einmal den Schlüssel hervor.

»Was ist es denn?«

»Och, Kindchen«, sagte Hanni während sie versuchte, das alte Schloss zu überlisten, »das weiß der Himmel. Ich hätte es dir ja gebracht, aber das Ding ist ziemlich groß und schwer und außerdem pappen da überall diese Aufkleber drauf. Du weißt schon, Vorsicht zerbrechlich und so«, erklärte sie angestrengt und stieß endlich die klemmende Tür auf. »Da hab ich mir gedacht: Hanni, lass das besser steh‘n, nachher is noch was kaputt und du bist schuld.« Sie griff unter den Schreibtisch und zog vorsichtig ein Paket hervor. Sorgsam lupfte sie es mitten auf die Tischplatte. »Hier, das is es.«

Ariane und Lili musterten das zerknitterte Packpapier.

»Wenn du nix dagegen hast, hätt ich gern die Briefmarke. Weißt schon, Otto sammelt die doch, und die is so schön bunt, da würd er sich sicher freuen«, sagte Hanni verlegen.

»Klar doch!«, rief Ariane in bester Laune und riss das Stück Papier, auf dem die Marke klebte, mit einem Ruck heraus. Lili sah flüchtig den Poststempel und verstand ihren Stimmungswechsel. Die Stempelfarbe war leicht verschmiert, doch man konnte den Herkunftsort noch gut entziffern: Lima.

Das Paket kam von Arianes Vater!

»So, nu müsst ihr aber verschwind‘n, ich bin schon spät dran.« Hanni schob die beiden Freundinnen sachte, aber bestimmt aus dem Raum und schloss die Tür. Dann nahm sie noch etwas von einer kleinen Kommode, das ihren Blicken vorher entgangen war. Sie legte es Lili in die Hand, da Ariane das Paket trug. »Hier, lasst es euch schmecken, und alles Gute zum Geburtstag!«, flüsterte sie und drückte Ariane kurz mitsamt dem Paket an ihren mächtigen Busen. Es war ein kleiner Kuchen in Herzform, verziert mit rosa Marzipanrosen.

Ariane schien ehrlich gerührt.

»Danke Hanni«, hauchte sie zurück. »Du bist echt die Beste!«

Sie hatten sich auf dem Boden ihres Zimmers niedergelassen und bestaunten das Paket. Es stand kein Absender darauf.

»Es muss von ihm sein«, flüsterte Ariane andächtig. »Wer sonst sollte mir ein Paket aus Südamerika schicken? Ich kann es nicht fassen, er hat an meinen Geburtstag gedacht!«

Lili freute sich ehrlich für sie. Nun nahm der Tag doch noch ein gutes Ende. Sie sah gebannt zu, wie Ariane vorsichtig einen Knoten nach dem anderen löste. Endlich hatte sie es geschafft und zog das Packpapier auseinander. Zum Vorschein kam eine Holzkiste, etwa so groß wie eine Hutschachtel. Der Deckel war sorgfältig mit kleinen Nägeln verschlossen und auch auf ihr prangten überall leuchtend rote Kleber mit dem Hinweis, dass der Inhalt der Sendung zerbrechlich sei.

»Meine Güte«, flüsterte nun auch Lili. »Was kann da nur drin sein?« Sie schaute die Freundin voller Spannung an.

»Hoffentlich keine Vase«, grinste Ariane. »Ich hab gehört, dass Männer so was oft verschenken«.

»Vielleicht ’n Paar lederne Mayaschlappen?«, riet Lili.

»Die sind doch nicht zerbrechlich.« Ariane zeigte ihr gut gelaunt einen Vogel.

»Na, dann eben kostbarer Inkaschmuck – ein Amulett oder so? Lass mich mal überlegen, was gibt’s denn sonst noch typisch Peruanisches ...« Während Lili weiter riet, reichte sie Ariane vergnügt die Schere, um den Deckel abzuhebeln. »Tonfiguren? Panflöten, Tee?«

Ein lautes Krachen erklang, als eine Latte zerbarst. Dann konnten sie den Deckel abnehmen. Die Schachtel war bis zum Rand mit Holzwolle gefüllt.

»Oh, shit!«, staunte Ariane. »Jetzt bin ich aber wirklich neugierig. Väterchen scheint sich ja richtig Mühe gemacht zu haben.«

Mit spitzen Fingern zog sie vorsichtig die Fasern auseinander und entdeckte einen Briefumschlag, der auf einer weiteren, viel kleineren Kiste lag, die nicht aus Latten, sondern aus massiven Holzplatten bestand.

»Ein Keramiklama? Eine kostbare Edelsteinschale?«

Ariane legte den Brief neben sich und hob die Kiste heraus. Voller Erwartung löste sie das Klebeband und öffnete dann den Deckel, während Lili fröhlich weiter riet.

»Perlmuttohringe, mundgeblasenes Gla…

»EIN EI!« Ariane sprang auf wie von der Tarantel gestochen. »Ein idiotisches, bescheuertes, blödes Ei! Dieser elende Mistkerl hat mir tatsächlich eins seiner dämlichen Vogeleier geschickt!« Aufgebracht warf sie die Kiste aufs Bett und rannte aus dem Zimmer.

Lili saß wie erstarrt.

Was für ein Albtraum! Wie vernagelt musste ein Vater sein, um seiner einzigen Tochter, bei der er sich nach anderthalb Jahren das erste Mal meldete, ein Vogelei zu schicken, und das auch noch ausgerechnet zu ihrem Geburtstag? Konnte ein berühmter und in unzähligen Fachzeitungen geehrter Wissenschaftler wirklich so dämlich sein?

Ohne zu überlegen nahm sie den Brief aus dem Umschlag und begann zu lesen:

Liebe Ariane,

du wirst dich sicher über dieses merkwürdige Souvenir wundern. Ich kann dir jetzt nicht erklären, wieso ich dir dieses Paket sende und was es damit auf sich hat. Doch ich bitte dich inständig, es gut zu verwahren, bis ich mich bei dir melde.

Wenn ich gut aus dieser Sache rauskomme, werden wir uns schon sehr bald wiedersehen, und dann holen wir alles nach. Bitte erzähle niemandem von dem Inhalt des Paketes, es ist zu gefährlich!

Glaube mir, es fällt mir sehr schwer, dich da mit reinzuziehen, aber auf die Idee, bei dir zu suchen, werden sie sicher nicht kommen.

Gott behüte dich!

Dein Vater

Das war definitiv kein Geburtstagsbrief, dachte Lili. Dieser Brief barg eine Botschaft, und sie schien sehr wichtig zu sein. Was konnte an einem unauffälligen, braun gesprenkelten Ei irgendeines südamerikanischen Urwaldvogels so bedeutend sein? In was war Arianes Vater da hineingeraten, und vor allem: Wen hatte er so verärgert, dass er das Ei ausgerechnet bei Ariane ablud und sie damit angeblich auch noch in Gefahr brachte?

Ein ungutes Gefühl beschlich Lili. Nochmals untersuchte sie den Brief genau. Ganz klar: Arianes Vater musste in großer Eile gewesen sein. Die Handschrift wirkte zackig und gehetzt, die Zeilen liefen schräg, die Tinte war an einigen Stellen verschmiert. Das Papier selbst nicht mehr als ein flüchtig aus dem Block gerissener Zettel.

Langsam stand sie auf, nahm die Kiste vorsichtig vom Bett und ließ sie mit einem leichten Schubs darunter verschwinden. Dann steckte sie den Brief in den Hosenbund ihrer Jeans und ließ den Pullover darüber fallen. Als Letztes stopfte sie jeden Schnipsel Holzwolle, der an die Kiste erinnern konnte, in eine Papiertüte und verließ das Zimmer. Nachdem sie die Tüte unter Bergen von Abfall im Container hinter Ottos Werkstatt entsorgt hatte, machte sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf, um ihre Freundin zu suchen.

Sie fand Ariane hinter den Stallungen auf einer alten Kutsche mit einem von Hannis Meerschweinchen auf dem Arm.

Lili setzte sich einfach dazu, ohne ein Wort. Sie wusste nicht recht, wie sie Ariane trösten und gleichzeitig davon überzeugen sollte, dass ihr Vater in Schwierigkeiten steckte und vielleicht Hilfe brauchte.

Ariane kam ihr zuvor. »Ich bin ihm scheißegal«, murmelte sie trotzig, ohne Lili anzusehen, und kraulte das Meerschwein auf ihrem Schoß. »Er interessiert sich einen Dreck für mich. Das Einzige, was ihm wichtig ist, sind seine bekloppten Vögel.«

Lili biss sich auf die Lippe. Irgendetwas musste sie jetzt sagen, sonst würde man ihr Schweigen als Zustimmung auslegen.

»Weißt du«, begann sie vorsichtig, »ich kann deine Wut verstehen. Wenn meine Mutter nach wochenlanger Abwesenheit mal daheim ist und dann nichts anderes zu tun hat, als von ihrem Job zu labern, dann denke ich das auch immer und möchte sie am liebsten auf den Mond schießen. Aber dann sage ich mir, dass sie es ja auch nicht leicht hat und dass sie eben ist, wie sie ist, und ich sie trotzdem lieb hab. Es kann halt nicht jeder mit seinen Gefühlen so offen umgehen, und Wissenschaftler sind da bestimmt noch verklemmter als normale Leute. Wahrscheinlich geht er so in seiner Arbeit auf, dass er gar nicht merkt, wie sehr er dich vermisst. – Ich meine«, bemühte sich Lili weiter, »so ’ne Expedition im Urwald, das muss doch echt irre aufregend sein, da vergisst man bestimmt schnell, dass ...«

»Dass was? Dass manKinder hat?«, schnauzte Ariane. Als sie Lili aus dem Augenwinkel heraus zusammenzucken sah, fuhr sie ruhiger fort: »Schon gut, vergiss es. Du willst mich trösten, das ist okay. Klappt nur nicht.« Ariane sah auf und lächelte tapfer.

Lili legte ihr den Arm um die Schulter. »Gib ihm noch ’ne Chance. Denk doch nur, wie weggetreten du warst, als du wegen Gustavson recherchiert hast. Absolut unansprechbar und für nichts anderes mehr zu haben. Er ist bestimmt genauso. Wenn er wirklich so blöd wäre, wie du glaubst, hätt er nicht so ’ne tolle Tochter!«

Endlich musste Ariane lachen. »Jetzt hör aber auf, sonst muss ich noch flennen!«

»Okay, nur noch eines. Ich hoffe du bist nicht wütend, aber ich hab den Brief gelesen.« Lili zog den Umschlag aus ihrem Hosenbund und reichte ihn der Freundin. »Ich glaube, dein Vater sitzt ganz schön in der Tinte.«

Damit ließ sie Ariane allein und ging zurück. Sie hatte Tischdienst.

Schrill klang die Pausenglocke an ihr Ohr und riss sie aus ihren Tagträumen. Endlich, dachte Lili. Sie hätte sich keine Minute länger konzentrieren können. Pause, wenn auch nur kurz.

»Okay, ladies and gentlemen, please learn the vocabularies of unit four and five. Next lesson, we will write a test. Thank you and good bye!«, schrie Peter Lollemann gegen das Geplärre der Schulglocke an und verließ den Raum.

Ihr Englischlehrer war ein hoch gewachsener, unkonventioneller Mann Mitte dreißig, und im Gegensatz zu seinen Kollegen war er meist sehr nachlässig in Jeans und kariertes Sakko gekleidet. Ariane hatte ihm den Spitznamen Socke verpasst, da er stets zwei Exemplare trug, die nicht zueinander passten. Schon allein deshalb, weil Elisabeth von der Reute ihn hasste, bemühte sie sich ihn zu unterstützen, wo es nur ging. Auch wenn sie ihn mit seiner hellen, weichen Stimme echt gay fand.

»Für eine Schule wie unsere untragbar, so eine nachlässige Figur!«, zischte ihre Erzfeindin vor jeder Stunde. »Ein Lehrer sollte Würde und Distanz bewahren. Mit diesem antiautoritären Gehabe kann er bei mir jedenfalls nicht landen. Ich kann nicht begreifen, dass hier so jemand eingestellt wird! Mein Vater hat allerdings erfahren, dass er sein Studium in Oxford mit Auszeichnung absolviert hat. Leuchtegrund ist sein persönlicher Mentor, da kann man natürlich nichts machen!«

Molly nickte gelangweilt: »Wie du meinst.«

Bei Lili hatte er schon deshalb einen Stein im Brett, weil er rothaarig war.

Cornelius trat zu ihr: »Na, hat sie sich wieder beruhigt?«

Sie zuckte mit den Schultern. Seit Samstag war Ariane ungewöhnlich still. Als Lili nach dem Abendbrot in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie das Paket nirgends mehr gesehen. Sie hatte keine Ahnung, was Ariane damit angestellt hatte, und sie traute sich auch nicht, danach zu fragen.

Die Glocke schellte erneut.

»Wird schon wieder!«, tröstete Cornelius und schlurfte zu seinem Platz zurück.

Als die Tür aufging, verstummte alles gespannt. Professor Leuchtegrund betrat den Raum in Begleitung eines mittelgroßen Mannes, der seine schwarzen Haare mit Gel in Zaum hielt und die von Aknenarben entstellten Wangen unter einem kurzen Bart zu verstecken suchte. Er bemühte sich, freundlich zu lächeln, doch seine dunklen Augen schauten kalt in die Menge.

»Das, meine Lieben, ist Karl Düster, der euch von heute an in Biologie unterweisen wird. Bitte helfen Sie ihm, sich bei uns zurechtzufinden. Herr Düster hat früher wissenschaftlich an der Universität in Berlin gearbeitet, und wir sind sehr stolz, dass wir ihn für unser Institut gewinnen konnten. Danke.« Daraufhin verließ er das Klassenzimmer.

»Was für ’ne Ätztype!«, flüsterte Ariane ihr ins Ohr. »Sieht aus wie ’n Kinderhasser.«

Normalerweise hätte Lili diese Bemerkung Arianes momentaner Seelenstimmung zugeschrieben. Doch just in diesem Moment knallte Karl Düster seine Aktentasche auf den Tisch und öffnete den Verschluss. Lili blickte wie hypnotisiert auf seinen rechten Mittelfinger, an dem ein dicker goldener Siegelring prangte. Wie ein Blitz durchfuhr es sie. Dieser Ring kam ihr bekannt vor! Wo hatte sie den nur schon mal gesehen? Sie konnte sich beim besten Willen an niemanden erinnern, der einen solchen Ring besaß, und doch war sie sicher, dass sie ihn kannte. Ihre Gedanken tauchten weg, tiefer, immer tiefer, zurück zu der Vision und mit einem Mal sah sie wieder die Szene auf der Lichtung vor sich.

Als die Stunde endlich vorbei war, war ihr übel. Sie war zutiefst beunruhigt. Das Gefühl war stark und sie wusste, dass es bei ihr mehr zu bedeuten hatte als bei anderen Menschen. Sie musste auf der Hut sein.

Als sie das Klassenzimmer verließen, gesellte sich Cornelius zu ihnen, den inzwischen alle nur noch Nele nannten: »Wie wär’s mit ’ner Partie Poolbillard im kleinen Salon?«, versuchte er die Mädchen aufzuheitern. Lili nickte dankbar für die Ablenkung, als Ariane von hinten gerufen wurde: »Fräulein Hansen, warten Sie bitte einen Moment!« Es war Karl Düster, der ihnen hinterhereilte.

Als er bei der kleinen Gruppe angekommen war, reichte er Ariane die Hand und zog sie ein Stück mit sich fort: »Ich freue mich ja so, Sie einmal persönlich kennenzulernen. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.«

Ariane guckte verwirrt und misstrauisch. »Ach ja, von wem denn?«

»Na, von deinem Vater. Wir kennen uns von der Uni, musst du wissen. Ich darf doch Du sagen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, redete Karl Düster weiter. »Ein ganz hervorragender Mann. Einzigartig, was er leistet, und so stolz auf sein kleines Mädchen.«

»Wirklich? Das wär mir aber ganz neu«, antwortet Ariane. Der Typ wurde ihr immer unsympathischer.

Karl Düster schien es zu merken. »Wie geht es ihm denn?«, fragte er schnell, als Ariane sich schon abwenden wollte.

»Keine Ahnung. Wahrscheinlich hören Sie mehr von ihm als ich«, sagte sie trotzig. Der Kerl ging ihr auf die Nerven.

»So? Na, er ist ja auch ziemlich weit weg, nicht wahr, und sicher sehr beschäftigt? Wann hast du denn zuletzt von ihm gehört?«

»Weiß nicht, ist schon ewig her. Jetzt muss ich aber echt weiter«, und damit lief sie ihren Freunden hinterher, die bereits auf dem Weg nach oben waren.

»Was wollte der denn?«, fragte Lili.

»Kennt angeblich meinen Alten. Wollte wissen, wann ich zuletzt von ihm gehört habe.« Schnell öffnete Ariane die Tür zum Billardzimmer. Sie hatte keine Lust auf Gelaber und deshalb sah sie auch nicht, dass Lili und Cornelius sich hinter ihrem Rücken einen erstaunten Blick zuwarfen.

Sechs Wochen waren vergangen. Lili und Ariane hatten die Osterferien bei Esther verbracht und die Zeit mehr als genossen. Die Sache mit dem verpatzten Geburtstag schien Ewigkeiten zurückzuliegen. Ariane war genauso gut gelaunt und frech wie immer.

Doch der Alltag holte sie schnell ein!

Kaum hatten sie das IHPBF betreten, begann Karl Düster ihr aufs Neue nachzustellen und sie über ihren Vater auszufragen. In den letzten Tagen war er geradezu lästig geworden. Er lauerte ihnen überall auf und war einfach nicht mehr abzuschütteln.

»Langsam mach ich mir echt Sorgen«, sagte Lili zu Cornelius, als sie durch die Eingangshalle schlenderten. »Das grenzt ja schon an Stalking.«

»Vielleicht sollten wir zum Direktor gehen?«

»Das habe ich Ariane auch schon vorgeschlagen. Aber du kennst sie ja. Bevor sie jemanden um Hilfe bittet ... Psst! Sei mal still«, zischte sie schnell und legte den Finger an die Lippen.

In unmittelbarer Nähe hörten sie Karl Düsters raue Stimme. Er stand an einer monumentalen Säule in der Eingangshalle und telefonierte.

»Ich weiß dass die Zeit drängt, aber was soll ich machen? Aus dem kleinen Drecksstück ist einfach nichts rauszuholen. Ich glaube, sie mag mich nicht.« – Pause – »Härtere Maßnahmen? Wie stellst du dir das vor, ich bin hier schließlich nicht alleine.« – Pause – »Die harte Tour. Verstanden. Aber das wird teuer!«

Er legte auf und schaute sich in der Halle um. Schnell gingen Lili und Cornelius hinter einem Pfeiler in Deckung.

»Was hatte das denn zu bedeuten?«, raunte Cornelius und umkrallte nervös sein Notebook.

»Nichts Gutes, schätze ich.«