Der Teufel kochte tunesisch - Michael Dunkel - E-Book

Der Teufel kochte tunesisch E-Book

Michael Dunkel

4,8

Beschreibung

Die Entscheidung, in Tunesien leben zu wollen, war für den Aussteiger Mike gedanklich kein großes Abenteuer. Er hatte sich auf diese Möglichkeit vorbereitet und konnte erst sehr spät heraus finden, dass es ein riesiger Unterschied war, in einem moslemischen Land Urlaub zu verbringen oder, wie er, eine zweite Heimat in ihm zu suchen. Immer tiefer wurde er in nicht durchschaubare Aktivitäten eines Glaubensfanatiker hineingezogen, der ihn mit versuchter Magie, Manipulationen durch Vergiftungen und einer Mafia ähnlichen Verbindung zu einer geheimen Organisation fast ums Leben gebracht hätte - wären Mike nicht im letzten Augenblick ein beherzter Tunesier und eine mutige Reiseleiterin zur Hilfe gekommen...

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Der Teufel

kochte tunesisch

von Michael Dunkel

Bibiliografische Informationen der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibilothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

Impressum:

Copyright: Verlag Kern - www.verlag-kern.de

Wolfsbacher Straße 19 - D-95448 Bayreuth

Satz und Gestaltung: www.verlag-redaktionsbuero.de

2. Auflage - April 2007

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

ISBN: 9783939478416

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Weitere Bücher von Michael Dunkel sind im Verlag-Kern unter www.verlag-kern.de erhältlich

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Der Teufel

kochte tunesisch

von Michael Dunkel

Ich danke all den Freunden, welche mir geholfen haben, aus dieser fast ausweglosen Situation heraus zu kommen.

Mein ganz besonderer Dank gilt einer Reiseleiterin und dem mutigen Einschreiten von Sahir.

März 2002

Vorwort

Es gibt Realitäten, welche so fiktiv sind, dass sie nicht als Wahrheit erkannt werden.

Die Entscheidung, in Tunesien leben zu wollen, war für Mike gedanklich kein großes Abenteuer. Er hatte sich auf diese Möglichkeit vorbereitet und konnte erst sehr spät herausfinden, dass es ein riesiger Unterschied war, in einem moslemischen Land Urlaub zu verbringen oder wie er, eine zweite Heimat zu finden.

Sukzessive wurde er in nicht durchschaubare Aktivitäten eines Glaubensfanatikers hineingezogen, dessen Leben vermischt war mit versuchter Magie, Manipulationen durch Vergiftungen und der Mafia ähnlichen Verbindung zu einer geheimen Organisation, deren Aufdeckung den Anhängern den Tod gebracht hätte.

Religiöser Fanatismus, geschweige die Ausübung von Magie, war von offizieller Seite strengstens verboten. Dennoch wurde das nachfolgend Beschriebene von vielen Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld unterstützt oder zumindest geduldet.

*

Wenn ein Mensch glaubt,

er sei ganz am Ende seiner Kraft angelangt,

erst dann wird er erkennen,

welche Stärke er wirklich besitzt.

Kapitel I

Mike hatte Nordafrika vor 25 Jahren das erste Mal besucht und war direkt von dieser Landschaft angetan.

Im Winter 1971, es war der Beginn von Terrorismus-Aktivitäten in Deutschland, wollte er über Weihnachten einen Kurzurlaub verbringen, um sich von dem Arbeitsstress der letzen Monate zu regenerieren.

Er war im Auslandsimmobilien-Geschäft tätig und flog mehrmals im Monat in Südeuropa umher, prüfte Grundstücke auf ihre Eignung zur Bebauung und verkaufte Ferienhäuser an sonnensüchtige Deutsche.

Er war, obwohl in Deutschland geboren und mit deutschen Eltern beglückt, das, was man einen mediterranen Typ nannte. Schlank, beweglich, mit dunklen Haaren und eher spanischfranzösischem Aussehen, spielte er mit dieser Erkenntnis, und da er für Sprachen eine Begabung zeigte, hatte er sich schnell zu seinen französischen und englischen Schulvokabeln auch ein wenig Spanisch und Italienisch zugelegt, welches ihm in seinem Beruf sehr zu Gute kam.

Jetzt, kurz vor Weihnachten, blieben die Reiseangebote eingeschränkt, und so entschloss er sich, gemeinsam mit einem Freund Tunesien, ein Land, welches er absolut nicht kannte, als Urlaubsziel zu buchen.

Morgens gegen sieben Uhr startete eine Maschine von Düsseldorf und sollte drei Stunden später auf Djerba, einer Halbinsel im Süden Tunesiens, landen.

Daraus wurden 15 Stunden Anreise mit Zwischenlandungen in Frankfurt, Zürich und Tunis, jedes Mal verbunden mit langwierigen Gepäck- und Personenkontrollen. Der Aufenthalt in Tunis zog sich mehr als fünf Stunden hin und er beschloss, die Zeit zu nutzen und mit seinem Freund den alten Souk der Hauptstadt zu erkunden.

Spät am Abend durften sie endlich ihre Reise fortsetzen. Es war jedoch eine alte Militärmaschine ohne jegliche Verkleidung im Inneren des Flugzeugs, mit der sie das letzte Stück der Route bewältigen sollten. Man konnte das Gerippe des Flugkörpers sehen, und kurz bevor sie starteten, schlug der Flugbegleiter mit einer Notaxt den Riegel der Luke zu.

Kaum in der Luft brach ein Gewitter los mit einer solchen Heftigkeit, die Mike so noch niemals erlebt hatte. Die Maschine trudelte, und man hörte die Nähte im Inneren knakken und ächzen.

Einschließlich der anderen Passagiere saß er, sich angstvoll an den Sitz klammernd, vollkommen starr und hoffte, möglichst schnell und heil zu landen.

Der Regen prasselte weiter, und als der Stahlvogel die Rollbahn berührte, schlingerte er und rutschte weit über das Feld, bis er sich querstellend fing.

Den Weg zum Flughafengebäude mussten sie laufen und kamen völlig durchnässt in der Halle an. Nach langatmigen Passkontrollen und ermüdendem Suchen der Gepäckstücke wurden sie von mürrischen Taxifahrern in alte Karossen gestopft und los ging die Fahrt in eine schwarze Nacht.

Mike verging die Urlaubsfreude, und er wäre auf der Stelle zurück geflogen, hätte es einen Flug zu dieser Zeit gegeben. Die Fahrt schien endlos und führte über einen Damm, welcher die Insel mit dem Festland verband. Sie erreichten ihr eigentliches Ziel: Zarzis, ein kleiner Touristenort im Süden Tunesiens.

Am nächsten Morgen zeigte sich das Land von seiner schönsten Seite.

Strahlend blauer Himmel, frisch gewaschene Palmen und weiß gekalkte Häuser blitzten in der Wintersonne, und die Strapazen des letzten Tages waren verflogen.

Tunesien hatte auch in diesem Winter sehr kalte Nächte und nur mäßig warme Tage. Es waren keine langen, ausgedehnten Sonnenbäder möglich, und die Hotelanlage, sie bestand aus einzelnen Bungalows, welche sich um ein zentrales Haupthaus mit Speisesaal, Bar und Leseräumen zentrierten, wirkte auf Mike eher langweilig. Das internationale Publikum, überwiegend Engländer und Franzosen, bestand aus meist älteren Semestern und beschränkte sich, wie heute noch üblich, mehr auf die Ferienanlage. Es gab in der Überzahl Gäste, die 14 Tage keinen Fuß über die Hotelgrenze setzten.

Mike erkundete lieber die Umgebung des relativ einsam gelegenen Komplexes und schloss schnell Kontakt zu den Einheimischen.

Zu dieser Zeit hatten, mit wenigen Ausnahmen, nur öffentliche Gebäude Strom. Nachts blieb die ganze Umgebung in ein tiefes Dunkel gehüllt und ließ die Palmen und die Umrisse der vereinzelt gelegenen Berberhäuser sehr romantisch erscheinen.

Es stieg ihm zum ersten Mal die Vision der Geburt Jesu vor Augen und er konnte sich in die Situation der flüchtenden Familie, auf einem Esel durch die kalte Nacht reitend, hineinversetzen.

Die Straßen, eher Sandpisten, wurden gesäumt von vereinzelten Palmen und Schafställen. Ihm fielen tagsüber die verstohlen am Straßenrand hockenden Gestalten auf, welche betont unauffällig ihre Zigarette rauchten. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Notdurft verrichteten. Da die Luft jedoch sehr trocke war und überall Sand der Wüste lag, konnten die Geschäfte schnell verwischt werden und niemand störte sich daran. Auch er gewöhnte sich rasch an diesen Anblick.

Außerhalb der Clubanlage gab es weder Cafés noch Geschäfte. Die einzigen Autos, welche ab und zu über die Piste fuhren, waren Taxen. Ansonsten rumpelten Holzkarren mit vorgespannten Mulis vorbei.

Der ganze Ort lag in einer Oase, die berühmt war für die vielen Dattelpalmen und Olivenhaine, welche, ringsum angelegt, die Landschaft mit auslaufenden Hügeln zum Landesinneren hin begrenzten.

Sie ermöglichten den Menschen ein sehr bescheidenes Auskommen, und die ersten Ansätze eines sich entwickelnden Tourismus unterstützte dies.

Hier erlebte Mike einen Urlaub, der sein späteres Leben deutlich prägen sollte.

Er hatte tiefe Einblicke in die faszinierende Welt des Orients bekommen.

So erhielt er eine Einladung zu einer Hochzeit und folgte dieser mit großer Freude und Neugier.

Eine Karawane von Esel gezogenen Karren, angeführt von einer Musikgruppe und einem Kamel, zockelte von dem Wohnort des Bräutigams ausgehend zum Hause der Braut. Das Bild vom Tamtam dieser Berber Hochzeit, mit den rotweiß gekleideten Trommel-Tänzern, verbunden mit dem Kamel hoch beladen mit Brautgeschenken, fixierte sich in seine Erinnerung. Die Braut selbst, gefärbt mit Henna und in prächtige blau-goldene Schleier gehüllt auf einem Eselkarren sitzend, beleuchtet von der fahlen Wintersonne und gefolgt von der Hochzeitsgesellschaft, blieb ihm unvergessen.

Er erhielt Einladungen zum Tee in die kargen Behausungen der Einheimischen, und die Gespräche, welche sie dort führten, ein Radebrechen auf englisch, französisch und damals schon ein wenig deutsch, waren von erstaunlicher Philosophie, und die Berber beschämten ihn mit ihrem Wissensdurst und den Kenntnissen von der Welt ohne die Möglichkeit, diese bereisen zu können. Mike wurde in verschiedene Familien als Gast gebeten und war über die Herzlichkeit dieses Volkes jedes Mal aufs Neue erstaunt.

Er bewahrte sich die Eindrücke an die klare Luft und die Gerüche von Kameldung vermischt mit Eukalyptus und Sand. Dies konnte er später jederzeit in seiner Erinnerung abrufen. 25 Jahre später, eher durch Zufall, hatte er die Möglichkeit seine Bilder des Orients zu erneuern.

*

Die berufliche Eigenständigkeit ist für viele ein Traum und für einige eine Ankettung an langer Leine.

Mike hatte sich bereits mit 24 Jahren in Köln ein Einzelhandels-Geschäft aufgebaut und dieses mit viel Erfolg geführt. Die dauernd abverlangte Präsenz dafür machte ihn in langen Jahren jedoch müde und ebenfalls gereizt. Er war einfach nicht in der Lage, sein Leben mit Urlaub oder anderen Freiheiten so zu gestalten, wie er es gerne gehabt hätte.

Diese Unzufriedenheit, gekoppelt mit zusätzlich aufkommenden finanziellen Sorgen, ließen in ihm den Gedanken wachsen, dies alles für ein freieres Leben einzutauschen.

Als sein vierzigster Geburtstag nahte, verwirklichte er seine Vorstellungen von Ungebundenheit und gab, für Außenstehende unverständlich, sein Geschäft auf.

Damit er allem Gerede oder dummen Fragen aus dem Weg gehen konnte, flog er in ein Land, über welches er sich nie wirklich Gedanken gemacht hatte.

Er bereiste die Türkei, ging von Izmir nach Istanbul, danach zurück in den tiefen Süden und verstärkte seine Erfahrungen mit der orientalischen Welt. Die Sprache, Melodien und Landschaft ließen in ihm den Wunsch aufkommen, längere Zeit in der so anderen Kultur zu bleiben.

Dank eines Teppichhändlers, welcher ihm anbot ihn bei sich arbeiten zu lassen und seine Kenntnisse von Sprachen und Verkauf nützlich für sich einzusetzen, konnte Mike ohne Probleme in einem malerischen Ort Namens Dalijan leben. Erst als der Winter nahte und die Frage aufkam, im Land zu bleiben oder nach Deutschland zurück zu reisen, musste eine Entscheidung gefällt werden. Da er kein Türke war und die Bestimmungen der Aufenthaltserlaubnis sich nicht so einfach gestalteten, holte ihn die Realität ein, und er plante schweren Herzens seine Abreise.

Zurück in Deutschland musste er zunächst wieder Boden unter seine Füße bekommen und einen neuen Weg finden, Geld zu verdienen. Sein Metier war der kosmetische Bereich. Schnell fand er ein Fundament und arbeitete vier Jahre relativ sorglos, mit nicht zu verachtendem Erfolg in der Branche des "schönen Scheins."

Leider konnte er sich nicht lange an seiner Tätigkeit erfreuen. Der Bruch entstand, als innerhalb des Konzerns, in dem er arbeitete, zwei Kosmetikgiganten fusionierten und die Mitarbeiter reduziert wurden. Mike, noch unverheiratet und einen Tick zu jung, musste so einem, ihm den früheren Erfolg neidenden, intriganten Kollegen seinen Platz übergeben.

Er glaubte jedoch schon sein ganzes Leben an die Gerechtigkeit des Schicksals.

Diese Gerechtigkeit siegte auch hier, denn er erhielt nach einigen Monaten Rechtsstreites eine nicht unbeträchtliche Abfindung und, um das Füllhorn fast ganz auszugießen, eine schöne, unverhoffte Erbschaft.

Dieser Umstand half ihm über das erfahrene Unrecht hinweg und er beschloss, eher peinlich berührt, sein Gehalt einige Zeit vom Arbeitsamt zu beziehen.

Mittlerweile war er fast 45 Jahre alt und dieses "Amt des Erbarmens" sah sich nicht in der Lage ihn zu vermitteln, und die zuständige Sachbearbeiterin munterte ihn zusätzlich mit der Bemerkung auf, er sei sowieso zu alt und würde nicht einmal eine Umschulung erhalten.

Hier nahm sein Leben eine sehr entscheidende Wende.