Der tiefe Graben - Ulrich Lucas - E-Book

Der tiefe Graben E-Book

Ulrich Lucas

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Beschreibung

„Wie weit bist du bereit, zu gehen?“ Donnernd brach eine gigantische Welle am Bug und bespritzte die beiden Männer mit kalter, salziger Gischt. „Ich gehe sehr weit, wenn es sein muss und wenn es die Sache wert ist, für die ich es tue“, rief Mikaere und wischte sich Salz aus den Augen. „Ich will Rache“, schrie Tom zurück. „Mit dem Gefühl der Rache war noch niemals jemand gut bedient“, antwortete der riesige Maori. Er schien nicht sonderlich überrascht zu sein. „Ich will es aber! Egal, ob du mir hilfst, oder nicht. Sie werden bezahlen!“ Tom ist zurück. Und er ist wütend!

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Freitag, 24. August, Nordatlantik, 300 Seemeilen vor Tanger, Marokko

Freitag, 24. August, 21.00 Uhr, Hafen von Tanger, Marokko

Montag, 27. August, 15.00 Uhr

Vier Wochen später. 25. September, Anwaltskanzlei Bahisto, Hamburg

Mittwoch, 30. September, Mayrhofen, Österreich, 12 Kilometer südlich vom Turnerkamp-Massiv

Freitag, 01. Oktober, Landau, Pfalz

Montag, 04. Oktober, Kreiskrankenhaus Landau, 21.00 Uhr

Fünf Stunden später, Turnerkamp-Anlage

Dienstag, 05. Oktober, 07.00 Uhr, Landau

Mittwoch, 06. Oktober, 07.00 Uhr Alte Festungsanlage Landau

Mittwoch, 06. Oktober, 13.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage

Donnerstag, 07. Oktober, Annweiler am Trifels

Freitag, 08. Oktober, Geschäftszentrum, Landau

Turnerkamp-Bunker, fünf Stunden später

Samstag, 09. Oktober, Pension Waldblick

Montag, 11. Oktober, 22.00 Uhr, Erlangen

23.30, Baustelle der neuen Bibliothek Erlangen

Dienstag, 12. Oktober, 03.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage

Dienstag, 12. Oktober, 04.00, Turnerkamp-Anlage

Dienstag, 12. Oktober, 16.00 Uhr Autobahn 9, Rasthof Hirschberg, 300 Kilometer vor Berlin

Berlin-Weißensee, 18.30 Uhr

Mittwoch, 13. Oktober, 14.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage

Mittwoch, 13. Oktober, 15.30 Uhr

Mittwoch, 13. Oktober 23.00, Montalivet-sur-Bains

Donnerstag, 14. Oktober, 06.45 Uhr, Montalivet-sur-Bains

Freitag, 15. Oktober, 15.30, Hamburg-Hafen, Containerterminal Altenwerder

Ein paar Anmerkungen

Freitag, 24. August, Nordatlantik, 300 Seemeilen vor Tanger, Marokko

Das dumpfe, rhythmische Stampfen der Maschinen war in jedem Winkel des Schiffes zu hören und zu spüren. Ein immerwährendes dröhnendes Brummen, das in den Körper drang und, je länger man sich an Bord befand, zur Selbstverständlichkeit wurde. So selbstverständlich, dass es einem fehlte, wenn der Frachter in einem Hafen festmachte, um Ladung zu löschen oder neue aufzunehmen. Je tiefer man in die buchstäblichen Abgründe des Schiffes vordrang, umso intensiver wurden die Maschinengeräusche der Motoren, die die Portland kreuz und quer über die Weltmeere schoben. Hier hörte und spürte man auch die Bewegungen des Schiffes selbst. Wenn es bei hohem Seegang ächzte und knarrte und bei ruhiger See leise, wispernde Geräusche machte, so, als spräche es und erzählte von seinen vielen Reisen rund um die Welt.

Heute war ein ruhiger Tag. Die See lag wie ein glitzernder, bis zum Horizont und darüber hinaus reichender Teppich aus ewigem Wasser vor der Portland, die ihre Fracht in Kürze im Hafen von Tanger loswerden würde. Gebrauchte Teile einer Maschinenfabrik, die man in Europa billig erworben und nun im nicht gerade von Industrie und Arbeitsplätzen verwöhnten Marokko sehnlichst erwartete.

Ein kühler Wind, feucht und nach Salzwasser schmeckend, strich über das Oberdeck. Mikaere, der Erste Offizier, ein Hüne von knapp zwei Metern mit enormen Muskelbergen und Händen wie Bratpfannen, zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und sah versonnen nach Achtern, wo gerade die Insel Madeira, die sie vor ein paar Stunden passiert hatten, aus dem Blickfeld verschwand. Die tiefstehende Sonne ließ die mystischen Tattoos in seinem gebräunten Gesicht intensiv hervortreten. Beinahe alle Maoris waren mit den althergebrachten Symbolen ihrer Kultur tätowiert. Zumindest jene, denen ihre Kultur etwas bedeutete. Und Mikaere war mit Leib und Seele Maori. Das Funkgerät meldete sich. Mikaere seufzte und betätigte die Ruftaste.

„Aye, Käpt’n?“

„Wir legen in vier Stunden an.“ Kapitän Abiola sprach mit einem extrem harten, afrikanischen Akzent, der auch nur für Geübte erst nach einiger Zeit zu verstehen war. Mikaere war jedoch schon so viele Jahre der Eins-O auf der Portland, dass er und der Kapitän sich die meiste Zeit allein durch Blicke zu verständigen wussten.

„Ich geh‘ runter und kümmere mich um ihn“, antwortete Mikaere.

„Ich will keinen Ärger!“

„Aye, Käpt’n!“

„Ich verlass‘ mich auf dich!“

„Aye!“

Mikaere schob das Walkie-Talkie wieder in die Innentasche seiner Jacke und machte sich auf den Weg. Sein Ziel war eine Kabine tief im Inneren des Schiffes. Eigentlich war es keine Kabine, vielmehr ein fensterloser, düsterer Verschlag, in dem Werkzeug, kleine Ersatzteile und Reinigungsmittel aufbewahrt wurden. Vor etwa vier Monaten hatte Mikaere den Verschlag jedoch in eine Art Kabine umgewandelt, indem er ein Feldbett hineingestellt, das emaillierte Ausgussbecken mit einem Dampfstrahler gereinigt und eine hellere Lampe installiert hatte. Für das meiste Gerümpel hatte man einen anderen Platz gefunden. Seitdem wohnte dort ein extrem seltsamer Gast, der keine Identität zu haben schien, keinen Namen und vor allem keine Stimme. Seit vier Monaten hatte der junge Mann kein Wort gesprochen, wenngleich Mikaere durchaus den Eindruck hatte, dass er verstand, wenn er gefragt wurde. Sein Blick war wach und aufmerksam und er schien trotz seines Zustandes, in dem man ihn aufgefunden hatte, bei recht guter Gesundheit zu sein, was er durch eine geradezu unglaubliche Arbeitskraft tagtäglich unter Beweis stellte. Er schien für jede noch so schwere Arbeit dankbar zu sein, er erledigte jeden noch so schmutzigen Job und Mikaere gewann im Laufe der Zeit den Eindruck, dass er sich in die Arbeit stürzte, um zu flüchten. Oder zu vergessen. Was auch immer. Er fand ihn fast immer in derselben Situation vor, wenn er die Kabine betrat. Der Junge saß aufgrund der Wärme hier unten meistens mit freiem Oberkörper auf dem Feldbett, an die Wand gelehnt und blätterte in einem schwarzen Notizbuch, in dem er hin und wieder mit einem ebenfalls schwarzen Kugelschreiber etwas hineinschrieb oder etwas zeichnete. Einige Male war er so vertieft in seine Notizen gewesen, dass er den Eins-O erst bemerkte, als sein Schatten auf ihn fiel. Er hütete das kleine Buch wie einen Schatz, bei der Arbeit trug er es entweder in der Jacken- oder Hosentasche mit sich herum, wenn er – wie heute, wie jedes Mal, bevor sie einen Hafen anliefen – hinter die Wand musste, packte er es zusammen mit einer Flasche Wasser und einer Taschenlampe in eine speckige Umhängetasche, die er eng am Körper trug. Mikaere klopfte an die Tür und trat sofort ein. Das Bild war gewohnt. Der junge Mann saß auf dem Feldbett und schrieb und sah Mikaere ausdruckslos an.

„Vier Stunden“, sagte Mikaere seufzend. „Ich würde es dir gern ersparen, glaub mir, aber …“

Der Junge nickte. Er stand auf, zog sich ein T-Shirt über und hielt die Tasche mit beiden Händen an die Brust gepresst.

„Ich find‘ das so Scheiße mit dem Zoll“, schimpfte Mikaere, während er vorneweg lief, durch enge Gänge, steile Leitern und Treppen hinab bis zu einer Wand, die nur für Nichteingeweihte eine ganz normale Bordwand war. Der Eins-O nahm aus einer wie zufällig herumstehenden Werkzeugkiste einen akkubetriebenen Schlagschrauber und löste damit sechs dicke Schrauben, bis die Metallplatte sich löste und er sie auf den Boden stellen konnte. Hinter der Wand befand sich ein Hohlraum, gerade groß genug, dass eine erwachsene Person sich liegend darin aufhalten konnte.

„Du weißt, dass ich das nicht gern mache, ja?“

Der Junge nickte.

„Wenn wir immer genau wüssten, wann der Zoll oder die Küstenwache aufkreuzen, müsstest du nicht so lange …“

Der Junge unterbrach Mikaere mit einer wegwerfenden Handbewegung und kroch in das dunkle Loch, das nur mit ein paar Wolldecken ausgestattet war. Die Luft roch abgestanden, aber von irgendwoher strömte beständig frische nach, so dass zumindest ein Ersticken ausgeschlossen war.

„Du bist’n komischer Typ“, sagte Mikaere. Und der Blick, mit dem der Junge ihn musterte, als er die Platte wieder an ihren Platz setzte, war wie immer.

Leer und ausdruckslos.

Freitag, 24. August, 21.00 Uhr, Hafen von Tanger, Marokko

Der letzte Zöllner war noch auf der Gangway, als Mikaere schon fluchend nach unten rannte. Erst im Hafen hatte man begonnen, die Portland zu filzen, fast fünf Stunden, nachdem er den Jungen in das Versteck gebracht hatte! Und sie hatten sich Zeit gelassen, diese elenden marokkanischen faulen Hurensöhne von Zöllnern! Spazierten in aller Seelenruhe durchs Schiff, guckten mal hier, mal da und ließen sich jede, aber auch wirklich jede einzelne Seite eines jeden Frachtpapiers zeigen, das es an Bord gab. Die Portland hatte noch nie Probleme mit Behörden gehabt und Mikaere hatte den Eindruck, dass die Kerle geradezu danach gierten, ihnen etwas ankreiden zu können. Konnten sie aber nicht und deshalb zogen sie die Prozedur unnötig in die Länge, um ihre Autorität zu demonstrieren. Erst nach dem letzten Stempel durfte die Mannschaft mit dem Löschen der Ladung beginnen und als der letzte Zollbeamte schlendernd das Schiff endlich verlassen hatte, war es bereits dunkel. Schließlich gab Kapitän Abiola seinem Ersten Offizier mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht ein Zeichen und Mikaere flitzte nach unten. Hektisch löste er die Schrauben und blickte schließlich in das schweißüberströmte Gesicht ihres seltsamen Passagiers.

„Alles ok“, fragte Mikaere und half dem jungen Mann aus der engen Behausung. Ein Nicken war die Antwort. Der Junge hielt dem Eins-O die leere Wasserflasche vor die Nase.

„Klar. Kriegst du. Komm erstmal an die Luft.“

Erneut unzählige Gänge, Treppen und eiserne Leitern später standen sie beide an Deck und der junge Mann atmete tief die kühle Nachtluft in die Lungen. Das Oberdeck war durch Flutlichter taghell erleuchtet und um sie herum wuselten Hafenarbeiter und Matrosen der Portland herum, riefen sich Anweisungen zu, Ketten klirrten und die Elektromotoren der Kräne wuchteten Kisten, Container und Paletten vom Schiff auf Lastwagen, die am Pier bereitstanden. Mikaere und der Junge gingen ganz nach vorne zum Bug. Auf halbem Weg hielt ihn sein seltsamer Gast am Arm fest und deutete mit einem fragenden Blick auf die Arbeiter.

„Du kriegst wohl nie genug, was“, schnaubte Mikaere. „Man könnte glauben, du willst dich mit aller Gewalt zu Tode arbeiten. Komm doch mal runter, du warst fünf Stunden im Loch, sogar der Boss hat sich Sorgen gemacht! Und alles was dir einfällt, ist arbeiten zu wollen?“

Der Junge zuckte mit den Achseln und deutete ein gequältes Lächeln an. Mikaere lehnte sich an die Reling und fischte zwei Zigaretten aus seinem Tabakpäckchen. Im Schein der kleinen Flamme des Benzinfeuerzeugs trafen sich ganz kurz ihre Blicke und der Junge wich ihm aus.

„Warum willst du nicht reden“, fragte Mikaere. „Ich bin sicher, du kannst, wenn du willst.“

Der Junge wechselte das Thema, indem er mit seinem Zeigefinger kreisende Bewegungen vor seinem Gesicht machte und dann fragend auf die Tattoos des Eins-O deutete. Mikaere seufzte.

„Das sind Symbole meiner Kultur“, erklärte er. „Ich bin Maori. Schon mal gehört?“

Der Junge nickte. Dann deutete er überall auf seinen Körper und erneut auf den kunstvollen Körperschmuck.

„Fast“, sagte Mikaere. „Arme, Rücken und Brust, Gesicht. Willst du etwa auch eins?

Mikaere lachte, als der junge Mann heftig den Kopf schüttelte. Dann schnippte er die Kippe über die Reling.

„Naja, schade, dass du nicht etwas gesprächiger bist“, seufzte er. „Mit den meisten an Bord kann man nicht reden. Du dagegen machst einen ganz intelligenten Eindruck. Ich frag‘ mich, wie so einer wie du plötzlich zu Treibgut wird.“

Der junge Mann starrte stumm ins Wasser. Mikaere zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch.

„Ich geh‘ was essen. Kommst du mit?“

Schweigen.

Mikaere war auf halbem Weg, als sich schnelle Schritte näherten. Dann war der Junge neben ihm.

„Ich verrat dir meinen Namen“, sagte er plötzlich mit einer sehr rauen Stimme, so plötzlich, dass der Eins-O überrascht stehenblieb. „Aber nur meinen Namen. Nicht mehr. Vorerst jedenfalls. In Ordnung?“

Mikaere starrte den Jungen mit offenem Mund an und nickte automatisch.

„Ich heiße Tom.“

Als sie die Messe betraten, verließ gerade der letzte Matrose den Raum. Es roch nach Essen und abgestandener, verrauchter Luft. Mikaere und der junge Mann saßen sich gegenüber und vertilgten die letzten Spaghetti mit Tomatensoße, die sie mit einem ziemlich herben Bier runterspülten. Mikaere hatte seine Mahlzeit als erster beendet und drehte sich eine Zigarette, während er dem Unbekannten, der nun einen Namen hatte, beim Essen zusah.

„Also Tom“, sagte er und blies eine Rauchwolke zur Decke. „Dann nenne ich dich mal so, wenn du das willst.“

„Ich heiße wirklich so.“

„Okay, und weiter?“

„Der Rest ist nicht von Bedeutung“, antwortete der junge Mann. „Nicht mehr. Zumindest jetzt nicht.“

Tom kratzte den Rest aus seinem Teller zusammen, nahm einen Schluck Bier und stellte beide Teller ordentlich auf die Durchreiche zur Kombüse. Dann nahm er wieder Platz und drehte sich schweigend selbst eine Zigarette von Mikaeres schwerem, schwarzem Tabak.

„Und warum jetzt so plötzlich“, wollte der Eins-O wissen.

„Ich brauchte Zeit.“

„Wofür?“

„Nachzudenken.“

„Worüber?“

„Über das, was war. Über das, was kommt. Und wem ich vertrauen kann.“

„Und du hast jemanden gefunden, dem du vertraust?“

Tom sah den Maori nachdenklich an. Das helle Licht in der Messe ließ sein Gesicht blasser erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Tatsächlich war er stark gebräunt von der Sonne an Deck, über der Nase waren noch Spuren eines Sonnenbrandes zu erkennen und sein Haar war struppig vom Salzwasser und von der einfachen Seife, die an Bord zum Waschen benutzt wurde. Dunkle Augen fixierten den Ersten Offizier.

„Ich weiß nicht“, sagte er leise und blinzelte vom Rauch. „Was meinst du?“

„Du sagtest eben, du hättest über das was kommt, nachgedacht“, sagte Mikaere. „Was genau kommt denn?“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob du in der Position bist, Fragen zu stellen.“

Tom hob die Augenbrauen, lächelte schief und nickte gleichzeitig, während er die Zigarette ausdrückte.

„Okay, vergiss es“, sagte er knapp. „Ich hab’s mir fast gedacht. Ich geh‘ schlafen.“

Er stand auf, doch der Eins-O packte ihn blitzschnell mit eisernem Griff am Handgelenk und zerrte ihn zurück auf die Bank. Er setzte zu einer heftigen Standpauke an, hielt aber inne, als er den harten Blick des jungen Mannes sah.

„In deinem Blick sehe ich Schmerz. In deinen Worten klingt Wut.“

„Ach. Ist das so?“

„Erzähl es mir.“

„Beantworte du meine Frage! Oder schmeiß mich von Bord.“

Mikaere musterte sein Gegenüber zum wiederholten Mal. Versuchte, in ihm zu lesen, um zu verstehen. Aber da war nichts. Keine Regung, kein Zucken des Augenwinkels, kein verräterisches Zeichen, das auf was auch immer hätte hindeuten können. Selbst wenn er mal lächelte, was selten genug vorkam, lächelte nur sein Mund, nicht aber seine Augen. Der Junge schien vollständig aller Emotionen beraubt worden zu sein.

„Hattest du in den letzten Monaten schon mal Grund, mir zu misstrauen?“

„Schon wieder eine Gegenfrage“, stellte Tom fest. Und fügte schnell hinzu: „Nein, hatte ich nicht. Du hast mir das Leben gerettet. Und dich für mich beim Kapitän eingesetzt.“

Mikaere nickte bedächtig. Dann streckte er seine Hand aus.