Der Tod lauert im Museum - Alexander P. Dyle - E-Book

Der Tod lauert im Museum E-Book

Alexander P. Dyle

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Bei einem Museumsbesuch werden der Privatermittler Achille Corso und seine Verlobte, die Forensikerin Pentesilea Orsini in einen doppelten Kriminalfall hineingezogen. Zuerst wird eine Leiche gefunden und danach folgt eine weitere Tat. Hängen die beiden Fälle miteinander zusammen? Corso ermittelt dieses Mal in München. Eine wilde Jagd führt die beiden Ermittler zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und auch auf das Oktoberfest. Auch als Printausgabe verfügbar: ISBN: 978-3758415418 Trailer zur Kriminalreihe auf YouTube: https://www.youtube.com/@AlexanderPDyle

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Seitenzahl: 145

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Ähnliche


Alexander P. Dyle

Eireen M. O’Brien

Der Tod lauert im Museum

Der vierte Kriminalfall des Privatermittlers Achille Corso

Kriminalroman

Vorwort

Die Geschichte beruht auf vielen Begebenheiten, welche wahr sind. Aus Diskretionsgründen wurden aber Namen und Orte verändert. München bot sich dabei an, weil die Stadt einfach schön und interessant ist.

Der zum Teil blühende Unsinn im Kulturmarketing ist keineswegs der Phantasie der Autoren entsprungen. Der Esoterik-Marketing-Weiterbildungskurs wird effektiv angeboten [1]. Die Idee von „Bindungs-Klebstoff“ im Kontext der Museumsbesucherbindung existiert ebenfalls – wenngleich nicht wortwörtlich gemeint [2].

Alle Gemälde im Roman existieren wirklich und waren zum Teil in der Vergangenheit in spektakuläre Kunstdiebstähle verwickelt [3].

Museumsbesuch

Wenige Minuten vor der Einfahrt vernahmen Pentesilea Orsini und ihr Verlobter Achille Corso die Lautsprecherdurchsage in Bayrisch an Bord des Nachtzuges aus Bologna:

„In wengn Minudn drifft da Nightjet Zwoahundertvierundneinzig in Minga Habtbohof a. I hoff sie hatdn a ognehme Reise mid den den Österreichischen Bundesbohn und da Deitschn Bohn und frein uns, sie boid wieda bei uns begrüssn zua dürfa…“

Pen, wie sie genannt wurde, und Achille waren erst vor kurzem aus dem Bordrestaurant gekommen, wo sie einen Kaffee und ein Frühstück eingenommen hatten.

Pen blickte auf ihre Grande Classique. Die elegante Uhr mit blauem Zifferblatt zeigte 9:10.

„Der Zug ist sogar pünktlich in München…“ murmelte Pen, während sie die letzten Dinge im Koffer verstaute.

„Perfekt, dann haben wir genügend Zeit für den Besuch der Kunstausstellung und sind dennoch früh genug zurück, um uns für das Treffen mit Kommissar Schleifmayr vorzubereiten…“ sagte Corso.

„Du meinst, präventiv einen Magenbitter einzunehmen…?“ fragte Pen.

„Das Essen wird deftig sein, da er uns in ein Traditionsrestaurant eingeladen hat…“ stimmte Corso zu.

Sie verließen das Abteil nachdem sie sich vergewissert hatten, nichts zu vergessen und trugen die Reisekoffer in den Korridor. Schon fuhr der Zug in den Hauptbahnhof München ein.

Sie strebten zum Taxistand und fragten den Fahrer:

„Können Sie uns zum Hotel Bayrischer Hof bringen?“

„zum Boarischa Hof? Grnde de Dame und da Herr...“ antwortete der Fahrer, nahm Pen und Achille die Koffer ab und fuhr sie in weniger als zehn Minuten zum Hotel.

Bei der Rezeption erkundigte sich Achille bezüglich der neuen Kunstausstellung. Der Mann am Desk erklärte den Weg: „De neie Kunstausstäiung is grod wenge Minudn vo do entfernt. Am besdn sie gengan vo do zum Marienblotz und laffa weida in de Maximiliansstrass. Do is de Ausstäiung guad zua finden…“

Corso bedankte sich, dann bezogen sie eilig ihr Zimmer. Schon vierzig Minuten später waren die beiden auf dem Weg in die Kunstausstellung.

„Die Maximilianstraße, hatte da nicht der legendäre Rudolph Moshammer seine Boutique?“ fragte Pen als sie in die breite Prachtstraße einbogen.

„Genau meine Liebe, Nummer 14. Allerdings ist heute eine Uhrenboutique dort einquartiert.“ antworte Achille.

Nur eine Minute später waren sie am Museumseingang angelangt. Das Messingschild verriet:

Sonntag 10-18

Montag 14-18

Di-Sa 10-18

Achille öffnete die Türe für Pen und sie betraten die Eingangshalle. Alles war blitzblank poliert. An der Kasse warteten bereits die ersten Leute. Es war gerade 10:15.

Am Schalter bediente sie eine Luisa Romano. Sie gab den beiden ihre Eintrittskarten

„Grazie mille…” sagte Corso ganz unbewusst.

„Siete i benvenuti.” antworte die Dame mit dunklen Haaren ebenso spontan.

„Können sie uns etwas empfehlen, was wir zuerst besuchen sollten?“ fragte Corso charmant.

“Also wenn sie schöne Kunst sehen wollen, dann am besten direkt in die neue Portraitausstellung.“ antwortete die Italienerin. Sie war etwa 40 Jahre alt, rundlich mit einem sympathischen Gesicht, dunklen kurzen Haaren und ein fröhliches Lachen spielte auf ihren Gesichtszügen.

Auf dem Weg in die Portraitgalerie kamen sie an verschiedenen Räumen mit moderner Kunst und entsprechenden Installationen vorbei.

„Ganz nett, aber für mich als Paläopathologe gibt es da nichts Medizinisches zu diagnostizieren…“ sagte Corso.

„Außer Spekulationen über den mentalen Zustand des Künstlers, Schatz…“ sagte Pen.

„Die Kunst bei der modernen Kunst ist es, jemanden zu finden der Millionen dafür bezahlt.“ meinte Corso.

„Moderne Kunst ist heute die Kunst der Provokation: Bewusste Verletzung von Tabus, Gewalt bis zur Unerträglichkeit und politisch unkorrekte Ästhetik und eine Menge Presseerklärungen…“ stimmte Pen zu. [4]

Dann strebte Corso auf eine Schwarz-Weiß-Photographie zu.

„Also diese Kunstphotographie hier ist sehr gut…“ fand Pen und ging näher zu dem Kunstwerk.

„Es ist ja auch Salvador Dalí - Dalí Atomicus…“ las Corso vom Informationsschild ab.

„Das erinnert mich lebhaft an unser Abenteuer im Castello di Sammezzano…“ schwärmte Pen.

„Einem spannenden Kriminalfall wäre ich nicht abgeneigt. Vielleicht hat Helmut Schleifmayr ein paar aufregende Dinge zu erzählen…“ sagte Corso.

„Wie hast du eigentlich den Kommissar kennengelernt?“ fragte Pen interessiert.

„Es ist schon einige Jahre her, als ich noch in den Niederlanden tätig war und ihn dort bei einer länderübergreifenden Fahndung kennengelernt habe. Damals war er noch Polizeimeister.“ sagte Corso.

„Um was ging es damals?“ fragte Pen.

„Vandalismus in Kulturinstitutionen…“ sagte Corso.

Inzwischen waren sie bei der Portraitausstellung angelangt. Es empfing sie ein Gruppenportrait von Rembrandt.

„Die Abteilung von gut abgehangenen Schinken der Alten Meister.“ witzelte Pen.

„Ah, die berühmte Anatomielektion des Doktor Nicolaes Tulp – ein prachtvolles Gruppenportrait von Doctoren der Medizin…“ schwärmte Corso.

„Mit einem Schönheitsfehler…“ fügte Pen hinzu.

„Stimmt…der angehobene Muskel, den der „Doctor“ vorzeigt, ist der Musculus flexor digitorum superficialis und der müsste an anderer Stelle ansetzen…“ gab Corso zu.

„Damals musste man nur großartig dozieren können, um als guter Arzt zu gelten – operiert wurde von anderen.“ schwärmte Pen von der guten alten Zeit.

Gleich nebenan entdeckte Corso eine Studie von Leonardo Da Vinci: La Scapigliata, die Frau mit zerzaustem Haar.

„Fällt dir etwas dabei auf?“ fragte Pen mit professionellem Unterton.

„Das Bild ist nicht vollendet, aber das ist typisch für Da Vinci…“ rätselte Corso.

„Das schon, aber ich meine etwas anderes…“ sagte Pen spitzfindig.

Corso blickte sich um und sah einige weitere Gemälde im Raum. Nun begriff er:

„Verschiedene Gemälde im Raum sind bekannt, weil sie irgendwann in ihrer Geschichte einmal geraubt wurden. Wenn ich mich recht entsinne, war die Scapigliata im Besitz der Adelsfamilie Gonzaga und wurde 1630 von einer Horde Landsknechte gestohlen, als diese die Stadt Mantua plünderten… Aufgetaucht ist das Bild erst wieder Jahrhunderte später…“

„So in etwa habe ich das gemeint…“ sagte Pen.

„Aber sieh dir doch die Aufhängung der Bilder genauer an…“ ergänzte sie.

Corso rückte seine Brille zurecht und betrachtete den Rahmen.

„Also für mich ist das ein ganz normaler Rahmen, mit Sensoren, die Alarm auslösen, wenn das Bild heruntergenommen oder bewegt wird…“ sagte Corso.

„Genau, das Museum hat sich für die Sicherheit im Brandfall entschieden, zuungunsten gegenüber der Sicherheit vor Diebstahl – Die meisten Museen machen das so.“ sagte Pen.

„Stimmt, entweder man befestigt das Bild fest in der Wand, idealerweise versenkt in einer Nische mit Panzerglas – dann können Diebe es kaum aus dem Museum stehlen…“

„Aber auch die Feuerwehr im Brandfall kann das Bild dann nicht retten…“ ergänzte Pen.

„…oder man hängt es einfach auf. Einfach zu retten, aber auch einfach zu stehlen…“ sagte Corso.

Achille und Pen schlenderten weiter zum Portrait von Arthur Wellesley, dem ersten Herzog von Wellington, gemalt von Francisco de Goya etwa um 1812.

„Dieses Gemälde ist auch einmal in einen berühmten Kunstraum in der National Gallery in London entwendet worden.“ schwärmte Corso, nun ganz in seinen beiden Passionen – Kriminalistik und Kunst.

„Wann war das?“ wollte Pen wissen.

Corso wühlte in seiner Erinnerung, konsultierte auch kurz die Informationstafel zum Gemälde.

„Sie sagen den Besuchern natürlich nicht, dass es einmal gestohlen wurde – man will die Leute ja nicht inspirieren. Aber hier steht, dass es in den Besitz von John Osborne, dem 11. Herzog von Leeds gekommen war und dieser es 1961 bei Sotheby’s versteigern ließ.“ fasste Corso die Information zusammen.

Corso erinnerte sich an eine Debatte, die er mit seinem Chronisten und Freund A. P. Dyle gehabt hatte:

„Um einen Verkauf in die USA zu verhindern, schoss die britische Regierung einer Stiftung zusätzliches Geld ein und so blieb das Bild in England und landete in der National Gallery. Nur gerade 19 Tage nachdem es dort ausgestellt war, wurde es gestohlen. Erst vier Jahre später gab der Dieb es freiwillig zurück, indem er es in einer Gepäckaufbewahrungsstelle in Birmingham aufgab und sich dann bei der Polizei meldete.“ erzählte Corso.

„Ist es wirklich so, dass die Rückgabe von gestohlener Kunst oft schwieriger ist als der Diebstahl derselben?“ fragte Pen interessiert.

„Oft ist es wirklich so. Der Mann, der den Goya geklaut hatte landete vor Gericht und wurde in einem berühmt gewordenen Prozess vorurteilt - aber nicht für den Diebstahl des Gemäldes, sondern für den Diebstahl des Rahmens, in welchem das Bild war. Absurd.“ resümierte Corso amüsiert. [3]

Pen fand das auch erheiternd.

„Noch besser ist die Episode, welche mir Dyle erzählt hat. Als die Macher von James Bond 1961-1962 den ersten Film mit dem Titel Dr. No drehten, war das Bild noch immer verschwunden. Also dachten sich die Filmproduzenten, es wäre cool, wenn das gestohlene Bild im Geheimversteck des Bösewichts Julius No zu sehen wäre. Der Bühnenbildkünstler Ken Adams pinselte an einem Wochenende mit einem Kunstdruck als Vorlage schnell eine Kopie, die sehr gut war und daher dann auch ausgestellt wurde.“ erzählte Corso.

„Und irgendjemand hat dann nach den Dreharbeiten die James Bond-Requisite geklaut.“ sagte Corso.

„Also wenn der Bühnenbildner am Wochenende einen Goya fälschen kann…“ intervenierte Pen.

„Gut, Ken Adams ist ein Großmeister seines Fachs, der weit über dem üblichen Filmset-Niveau steht, er hat im Laufe der Jahre die legendärsten Sets von 007 gestaltet…“ verteidigte Corso die Kunstmaler. [5]

Pen schlenderte weiter zum berühmten Gemälde der Lady Georgiana Cavendish, der Herzogin von Devonshire, gemalt von Thomas Gainsborough.

„Hier schreiben sie sogar, dass es einmal gestohlen wurde. 1876 war es das teuerste Gemälde der Welt: Zehntausend Guineas. Und wurde nur drei Wochen später aus der Kunstgalerie geklaut.“

„Fantastisch, wenn man bedenkt wie groß und unhandlich das Bild ist…“ meinte Achille.

„Wenn ich mir diesen Raum so ansehe, schreit er regelrecht danach, ausgeraubt zu werden…“ schwärmte Pen, in der Hoffnung auf einen neuen Fall.

Sie betraten einen neuen Raum mit Portraits aus dem 20. Jahrhundert.

Nun geriet Pen ins Schwärmen, denn sie entdeckte ein Selbstportrait von Tamara de Lempicka am Steuer ihres Bugattis und das berühmte Bild des metaphysischen Malers Giorgio de Chirico.

„Betrachte mal das Bild mit dem Titel „Il cervello del bambino“…“schlug Pen ihrem Verlobten vor.

„Seltsamer Titel und ein seltsames Bild – irgendwie unheimlich. Doch ich kann nicht genau sagen, was eigentlich unheimlich daran ist…“ sagte Corso, nachdem er das Bild einige Zeit hatte auf sich wirken lassen.

„Es spielt mit der Psyche des Betrachters. Die Gestalt mit dem Schnurrbart und den geschlossenen Augen ist das innere Bild eines Kindes von seinem strafenden und gefürchteten Vater. Die Vaterfigur wirkt fürchterlich in ihrer Blässe, mit ihrem pechschwarzen Haar; die Augen sind geschlossen, weil das Kind es nicht wagen würde, hinzuschauen, wenn sie geöffnet wären. Es spielt mit dem magischen Denken aus der Kindheit: Der Vater sieht auch mit geschlossenen Augen, was im Gehirn des Kindes vor sich geht. Es ist die auf Leinwand gebannte Angst, auch wenn eigentlich nichts geschieht.“ erklärte Pen die psychologischen Vorgänge. [6].

Corso entspannte sich: „Also dieses Bild würde niemand stehlen – für einen Kriminellen ist das Bild wohl noch furchterregender, als für jede andere Personengruppe.“ sagte Corso.

„Vater Staat…“ sagte Pen.

„Genau. Der innere Polizist im Kopf des erzogenen Menschen.“ antwortete Corso.

Es folgten weitere Säle mit Portraits aus der Renaissance, der Lieblingsepoche von Corso.

Weiter hinten in der Ausstellung hörten sie den Lärm von Handwerkern, die an irgendetwas zu arbeiten schienen. Der Raum, welcher angeschrieben war mit: „Die Schönheitengalerie des Königs Ludwig I. von Bayern“ war offenbar noch nicht ganz fertig. Es wurden noch letzte Arbeiten erledigt.

„Können wir schon hinein?“ fragte Pen den Handwerker.

„Keman sie grod, mia san haxahe fertig. Des Schloss Nymphenburg hod uns a baar da Scheeheidn vo Kini Ludwig am Easdn east voa kuazem ausglicha.“ antwortete der Handwerker.

Pentesilea und Achille betraten den Raum. Fünf klassizistische Portraits von schönen Frauen hingen an der Wand nebeneinander. Die Informationstafel informierte sie darüber, dass es insgesamt 38 Damen sind und diese bis heute sehr populär sind.

Der Handwerker erklärte: „Kini Ludwig war a Kenna. Fia ihn warn scheene Weiberleid a Gnadengschenk des Himmes. Und so vawundert ned, dass ea mid da Lola Montez üba a Frauenoffäre stolperte und obdankn musste.“

Corso fragte: „Die Lola Montez, kommt die noch in die Ausstellung?“

„Leida ned, doch mia hom de Lady Jane Digby, de war aa a legndäre Skandalnudl aus am friahn neinzehndn Joarhundert.“ sagte der Handwerker. Er packte gerade das letzte Werkzeug ein, schloss die Kiste und verabschiedete sich. Zu Pen sagte er:

„Oan scheenen Dog no, vui Freide an da Scheeheitengalerie und wenn sie um 1840 glebt hätdn, dann häd sie Kini Ludwig sicherlich ois Scheeheit Numma 39 aa moin lossn.“

Pen nickte huldvoll, danach waren die beiden einen Moment alleine im Saal.

„Bei meiner Galerie von schönen Männern wäre Achill die Nummer eins und alles…“ sagte Pen charmant.

„Hast du gewusst, dass Ludwig I. ein Philhellene war und es seine Anordnung vom 20. Oktober 1825 war der aus der alten Schreibweise Baiern das heute übliche Bayern machte?“

„Und zu welchem Zweck?“ fragte Pen.

„Er wollte ein griechisches Ypsilon im Landesnamen haben, als Ausdruck seiner Liebe für Griechenland.“ sagte Corso. Dann entdeckte er den Vers des Dichters Heinrich Heine zur Schönheitengalerie:

„Er liebt die Kunst,und die schönsten Fraun,Die läßt er porträtieren;Er geht in diesem gemalten SerailAls Kunsteunuch spazieren.“

„Und hier wären wir bei der ersten Schönheit, Helene Sedlmayr, die aus Chiemgau stammende Tochter eines Schusters, die als Dienstbotin eines Spielwarengeschäfts auch Spielzeug an den Hof des Königs brachte. Weil sie der Inbegriff der schönen Münchnerin ist, entdeckte sie der König und ließ sie malen. Der König wurde auch Pate von mehreren ihrer zehn Kinder. Geheiratet hat sie einen Kammerdiener des Königs namens Hermes Miller…“ las Pen vor.

„Glücklicher Götterbote…“ kommentierte Achille.

„Die als glücklich geltende Ehe dauerte bis 1898 als Helene Miller in hohem Alter starb. Ihr Grab gibt es übrigens noch, es ist auf dem Alten Südlichen Friedhof in München.“ las Pen vor.

„Und hier haben wird die Skandalnudel aus dem Zeitalter von Lord Byron: Lady Jane Digby, eine Frau die nur für die Liebe und ihre Neigungen lebte – eine Frau die aussieht wie Milch und Rosen – aber ein Wesen aus Stahl und Eisen hatte. Kein Mann habe es als Reiter mit ihr aufnehmen können.“ las Corso. Dabei dachte er an seine Pen, deren Qualitäten beim Autofahren auch in einer anderen Liga waren…

„Wieso eigentlich Skandalnudel? Nur weil sie emanzipiert war?“ fragte Pen.

„Nun, die Informationstafel sagt, sie habe mehrere Affären und eine Scheidung von Lord Ellenborough gehabt, dann heiratete sie einen österreichischen Diplomaten, nur um sich dann in einen griechischen Grafen zu verlieben und schließlich diesen zu heiraten.

Sie zügelte nach Griechenland und verliebte sich dort in einen Briganten-Chef namens Christos Chatzipetros und wurde die Königin der Räubertruppe. Es folgte eine Affäre mit einem Beduinen namens Saleh.“ las Corso vor.

„Und fand sie die Liebe ihres Lebens?“ wollte Pen wissen.

„Ja, als sie im Alter von 46 Jahren nach Syrien reiste um archäologische Studien zu betreiben. Dort verliebte sie sich in den Scheich Madjuel el Mezrab und heiratete ihn 1854. Sie lernte Arabisch und blieb bis zu ihrem Tod bei ihm. Sie liegt in protestantischen Friedhof in Damaskus bestattet. Mehrere Frauenromane wurden über sie geschrieben…“ sagte Corso.

„Und hier haben wir die nächste Schönheit, Katharina Botzaris Κατερίνα Μπότσαρη, die in Ioannina (Epirus) geboren wurde. Ihr Vater war ein Anführer der Griechischen Revolution. Sie wurde von den Osmanen gefangen und gelangte über einen Gefangenenaustausch zurück nach Griechenland. Ihr Bruder war Kriegsminister unter König Otto I. von Griechenland und Katharina wurde Hofdame der Königin Amalie von Griechenland. So reiste sie an zahlreiche Königshöfe in Europa und Ludwig I. von Bayern ließ sie 1841 von Joseph Karl Stieler für seine Schönheitengalerie malen. Nach ihr ist auch die Rosenart Botzaris benannt.“ sagte Pen.

„Für Bayern wichtig ist die nächste Schönheit, Marie Frederika von Preußen, welche durch Heirat mit dem späteren König Maximilian II. Joseph zur Königin von Bayern wurde. Sie ist zudem die Mutter des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern…“ sagte Corso. [7]

„Waren die Hohenzollern in Preußen nicht protestantisch?“ fragte Pen.

„Schon, aber sie konvertierte zum Katholizismus.“ sagte Corso.

„Wie ihre Zeitgenossin Elisabeth (Sisi) von Österreich liebte sie die Natur und wurde die erste Bergsteigerin von Bayern. Marie war am Hof in Preußen sehr frei aufgewachsen und nahm sich diesen Freiraum auch in Bayern. Anders als Sisi hat sie aber stets ihre Pflichten bei Hof erfüllt. Marie starb 1889 und wurde in der Seitenkapelle der Theatinerkirche gegenüber ihrem Ehemann Maximilian II. beigesetzt. Ihr Herz ist separat in der Gnadenkapelle von Altötting bestattet.“ entnahm Corso der Informationstafel des Museums.

„Und hier ist die grosse Unbekannte.“ sagte Pen.

„Theresa Spence, dargestellt als antike Dichterin Sappho, von ihr ist nur bekannt, dass sie 1815 als Theresa Renard in Florenz geboren wurde und 1836 für die Schönheitengalerie gemalt wurde. Damals war sie scheinbar schon mit einem Mann namens Spence verheiratet…“ sagte Pen.

„Und sonst nichts?“ fragte Corso erstaunt.

„Offenbar konnte man im 19. Jahrhundert noch ein Leben führen, ohne grosse Spuren zu hinterlassen…“ stellte Pen fest.

„Aber hier haben wir eine moderne Frau, die Gräfin Marianna Marchesa Florenzi. Sie war nicht nur eine Dame in der Galerie der Schönheiten, sondern die Geliebte des bayrischen Königs im realen Leben.“ lobte Pen das letzte der ausgestellten Ölgemälde.

„Und das macht sie zur modernen Frau?“ fragte Corso erstaunt.