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Tod an der Konferenz. Der erste Kriminalfall des Privatermittlers Achille Corso und Pentesilea Orsini. Ein überraschender Todesfall an einer Konferenz von Pathologen und Forensikern stellt Achille Corso vor eine Herausforderung: War es ein tragischer Unfall oder doch ein Mord? Verwirrende Spuren und Aussagen zeigen bald, dass zahlreiche Konferenzteilnehmer ganz unterschiedliche Motive hatten, die verstorbene Person aus dieser Welt zu befördern. Corso beginnt zu ermitteln... 2. Auflage. Neuer Rechtshinweis: Text- und Data Minings durch KI-Systeme ist untersagt.
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Seitenzahl: 174
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Alexander P. Dyle
Eireen M. O’Brien
Tod an der Konferenz
Eine Nutzung der Daten und Texte für Training einer Künstlichen Intelligenz verstößt gegen das Urheberrecht der Autoren und ebenso gegen dasjenige der zitierten Werke und ist daher nicht gestattet bzw. benötigt der expliziten schriftlichen Genehmigung.
Text- und Data-Mining ist ebenfalls verboten.
Da in jüngster Zeit die gesetzlichen Erben von Autoren einer inhaltlichen Überarbeitung des Werks der Vorfahren zugestimmt und damit eine Verfälschung der Schöpfungen anstreben, haben sich die Autoren dazu entschlossen, sich auf Art. 11 Urheberrecht zu berufen (Werksintegrität). Sie verfügen, dass nur die Autoren, nicht aber allfällige Erben, das Recht haben, das Werk inhaltlich zu verändern, zu kürzen oder sonst zu entstellen.
Da in jüngster Zeit die gesetzlichen Erben von Autoren einer inhaltlichen Überarbeitung des Werks der Vorfahren zugestimmt und damit eine Verfälschung der Schöpfungen anstreben, haben sich die Autoren dazu entschlossen, sich auf Art. 11 Urheberrecht zu berufen (Werksintegrität). Sie verfügen, dass nur die Autoren, nicht aber allfällige Erben, das Recht haben, das Werk inhaltlich zu verändern, zu kürzen oder sonst zu entstellen.
Der Text wurde explizit ohne Künstliche Intelligenz erstellt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2022 Eireen M. O’Brien & Alexander P. Dyle
© 2025 Neuauflage wegen rechtlicher Änderungen durch KI. Abbildungen und der Inhalt wurden leicht überarbeitet.
Kontakt c/0 M. E. Habicht: ehabicht146 [at] gmail [dot] com
Als Chronist ist es mir eine Freude, den ersten Fall von Privatdetektiv Achille Corso vorzustellen. Er lag einige Jahre in der Schublade, da zuerst Gras über die Affaire wachsen musste. Einige Namen und Orte wurden aus Gründen der Diskretion abgeändert.
Achille hatte mir die Unterlagen bei einem gemütlichen Treffen an einem Sommerabend übergeben mit der Bemerkung, dass sich das Studium der Unterlagen für mich lohnen würde, weil ich doch damals auch dabei war, jedoch als einer der Tatverdächtigen – und daher nicht aus der Sicht des Ermittlers gehandelt habe…
Mit diesen Worten zog Achille eine schon etwas vergilbte Hängeregistratur-Mappe aus einem kleinen Aktensafe, der im Büro unter zahlreichen Unterlagen begraben war und erst wie in einer archäologischen Ausgrabung gefunden und ausgegraben werden musste.
„Ich hatte damals nach dem Abschluss der Ermittlungen alle Unterlagen ausgedruckt und danach die elektronischen Datenträger zerstört – die Affaire war ein zu heißes Eisen“ erklärte Corso, während er den Safe freilegte.
Ich erinnerte wieder mich daran, dass Dr. Mirko Kovacs, der lokale Ermittler regelrecht von Panik ergriffen war, als er realisierte, wie simpel es sein konnte, jemanden aus dem Weg zu räumen und es auch noch wie ein Unfall aussehen zu lassen. Den Medien wurde damals eine wilde Geschichte zugetragen, um damit zu verhindern, dass andere Leute auf dumme Ideen kommen würden.
„Glücklicherweise haben damals alle Beteiligten dichtgehalten…“ hob Achille an, als ich seinen Gedanken zu Ende formulierte: „…weil jeder ein Motiv hatte, die Person aus dem Weg zu räumen.“
„Doch nun ist die Zeit gekommen, die Geschichte zu erzählen – einfach mit ein wenig Zurückhaltung was Namen und Orte betrifft.“ sagte Corso.
Unser Gespräch wurde durch ein exzellentes Abendessen unterbrochen und erst bei einem Drink wieder aufgenommen.
„Damals waren es die übermäßigen Drinks.“ erklärte ich mit ernster Stimme, wie ein anonymer Informant am öffentlichen Telefon…
„Konferenzen mit Pathologen und Forensikern stehen die Leute hat nur mit ausreichend Promille durch – insbesondere dann, wenn man mit den Leuten im Hotel festsitzt…“ witzelte Corso, während er an einem Limoncello nippte.
„Lassen wir den Fall in Kroatien spielen, auch dort gibt es solche Inseln.“ schlug ich vor.
„Kovacs wird es schätzen, ist der doch dort geboren und die Gegend ist unserem Tatort sogar recht ähnlich – die Geographie ist für den Fall ganz wichtig… die Leute dagegen sind Typen, die man auch an anderen Orten und Gegebenheiten treffen kann. Wir können daher ihre Namen austauschen“ sagte Corso zustimmend.
„Es geht mir um den modus operandi des kriminellen Geistes und nicht so sehr um die Personen an sich.“ fügte Achille Corso nach einer kurzen Pause hinzu.
In den folgenden Wochen arbeitete ich mich durch die Akten, schrieb Namen und Orte um, bis ich ihm die Früchte der Arbeit präsentieren konnte.
Der Peristyl-Bereich und der Syrische Bogen des Diokletian-Palastes auf einem alten Stich. © 1
Die Geschichte begann in den letzten Jahren der Herrschaft ihrer Majestät Elisabeth II. (so viel darf ich als Chronist zur zeitlichen Verortung des Falles verraten). Dr. Achille Corso, der sich vor wenigen Jahren als Privatermittler selbständig gemacht hatte, war im Hotel Machiavelli Palace abgestiegen. Ein hübsches Mittelklassehotel mit sagenhaftem Blick auf die Kathedrale von Florenz. Den letzten Auftrag hatte er und seine Verlobte, Dr. Pentesilea Orsini, allgemein nur „Pen“ genannt, erfolgreich abgeschlossen und gönnten sich zwei Tage Erholung. Achille und Pen waren gerade bei einem späten Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels, als ein Hotelangestellter vorsichtig herbeikam und sich räusperte.
„Vermutlich wollen sie abräumen…“ mutmaßte Corso, nachdem er einen flüchtigen Blick auf seine Reverso-Armbanduhr geworfen hatte. Es war fünf vor Elf.
"Mi scusi, signore, è arrivato un messaggio per lei alla reception..." flüsterte der Hausdiener mit professioneller Stimme.
“Eine Nachricht für mich?” sagte Corso, leicht erstaunt. Er bat den Diener, ihm die Nachricht auf die Terrasse zu bringen, was dieser auch tat.
Corso nahm die Nachricht entgegen und öffnete den Brief.
Dann las Corso, wobei sich seine Augen weiteten, je weiter er las.
„Etwas Spannendes, mein Schatz?“ flüsterte Pen über den Tisch.
„Du wirst es nicht glauben. Mirko Kovacs, mit dem wir letztes Jahr an einen Fall gearbeitet haben, lädt uns an eine Pathologenkonferenz in seiner Heimat ein – und schickt uns sogar die Eintrittskarten und die Hotelreservierung.“ eröffnete Corso, mit Spannung, so wie wenn er ein Geschenk auspacken würde.
„Dabei hatte ich doch mit der universitären Forschung Schluss gemacht und bin in die Privatwirtschaft gegangen…“ brummelte Corso.
„Ach, lass uns doch hingehen – vielleicht treffen wir ein paar alte Bekannte und solche Konferenzen sind immer lehrreich. Wo findet sie denn genau statt?“ fragte Pen.
„In Split und danach in einem vor kurzem zum Luxushotel umgewandelten alten Palast auf einer kleinen Adriainsel.“ sagte Corso.
Pentesilea setzte ihnen schmollenden Blick auf und warf ihre blonden langen Haare zurück. Achille ahnte, dass es wohl besser war, den Wünschen der Verlobten zu folgen.
„Dann kann ich mir endlich den Palast des Diokletian ansehen…“ gab er zu um, der Idee nach Kroatien zu reisen einen Motivationsschub zu geben.
„Brilliant.“ jubelte Pen.
Dann beendeten sie das späte Frühstück und Corso eilte an die Rezeption. Er ließ die Kleider, welche sie bei sich führten im Hotel waschen und das Hotel organisierte einen Flug nach Split.
Zurück im Zimmer klärte er Pen auf, dass es keinen Direktflug von Florenz aus gab und sie daher am nächsten Tag kurz vor Drei Uhr nachmittags mit Swiss nach Zürich fliegen müssen und erst gegen Sieben am Abend mit Air Croatia weiterfliegen könnten.
„Wir kommen spät an, aber Kovacs hat uns ein Zimmer im Hotel Antique in Split reservieren lassen.“ erklärte Corso.
„Hört sich gut an. Wo liegt es?“ fragte Pen, die sich für den Nachmittagsspaziergang bereit machte.
„Innerhalb des antiken Palastes von Diokletian mit Aussicht auf das Mausoleum des Diokletian – heute eine Kirche…“ sagte Corso.
„Genial!“ fand Pen.
Am nächsten Tag hatte die Anreise der Konferenzteilnehmer schon lange begonnen, ehe Achille und Pen ihre Koffer packten.
Eleni Konstantinou aus Athen war schon im Morgengrauen auf den Flughafen Athen-Eleftherios Venizelos gereist, um mit dem Halb Neun Uhr Flug mit der Aegean Airlines nach Zürich zu fliegen. Unglücklicherweise gab es keine Direktflüge und sie hatte sich recht überraschend für die Teilnahme an der Konferenz entschlossen. Dann war da das Problem, kurzfristig Jemand zu finden, der sich um all die Katzen in ihrem Haus kümmerte. Eleni hatte beste Kontakte und trug ihren Spitznamen „τον Τύπο“ (Die Presse) zu Recht.
Sie kannte fast Jeden und wusste über vieles Bescheid, denn ihr Vater war ein einflussreiches Tier in der Medienlandschaft. So gab es genügend Nachbarn, die ihr einen Gefallen schuldeten und daher konnte sie ihre zahlreichen Katzen auch mal einige Tage alleine lassen. Der Flug war zwar recht angenehm, doch startete er mit so viel Verspätung, dass Eleni noch im Flug darüber informiert wurde, dass sie ihren Anschlussflug verpassen würde. Nun saß sie sechs Stunden in Zürich Kloten im Flughafen herum. Es gab zwar eine Ankündigung von einem neuen Shopping-Erlebnis namens „The Circle“ doch war der neue Trakt noch im Bau. Also streifte Eleni etwas gelangweilt herum, setzte sich wieder und zog ihr Mobilfunktelephon hervor. Nach einigen Chats und Telefonaten, wusste sie nicht nur ihre Katzen in guter Obhut, sondern erhielt auch die neuesten Informationen von der kommenden Konferenz. Schließlich zog sich Eleni mit dem ganzen Gepäck in das Restaurant „upperdeck“ zu einem Caesar’s Salad zurück. Der Preisschock über die Preise in der Schweiz sorgte für einen kurzen Anstieg des Blutdrucks, den sie mit einem Espresso herunterspülte. Die Stunden vergingen schleppend und kurz nach vier Uhr kehrte sie zum Abflugbereich zurück. Die DolceVita von Longines an ihrem Handgelenk verkündete noch über zweieinhalb Stunden dämmrige Langeweile am Gate…
„Eleni!“
Der Ruf weckte sie auf und mit einem blinzelnden Auge sah sie Corso und Orsini auf sie zueilen.
Die beiden waren kurz nach vier Uhr in Zürich eingetroffen, hatten einen Imbiss genommen und waren zum Gate gegangen… Dort sahen sie ihre alte Bekannte Eleni Konstantinou.
Es folgten die üblichen mediterranen Begrüßungsriten mit Umarmungen, Küsschen auf die Wange, die obligaten Fragen nach Familie und Ähnlichem.
Corso stellte Eleni nun auch seine Verlobte Pentesilea Orsini vor. Pen war Kriminalforensikerin, Dottoressa und stammte aus einer bekannten Familie, die in Rom ihren Stammsitz hatte.
Kaum hatte sie die Vorstellung abgewartet, da konnte Eleni, genannt „die Presse“ ihre neuesten Informationen, welche ihr weitergegeben worden waren, nicht zurückhalten. Für sie war es etwa wie die Nachmittagsausgabe des neuesten Klatschblattes:
„Ich habe vor wenigen Stunden von einer gut informierten Person erfahren, dass Natalia Smirnowa wie ein Gewittersturm aus Kairo anreisen wird…“
„Sie war doch die Ghostwriterin von Professor Götze…?“ bestätigte Corso.
„Ja genau, aber er hat ihre Arbeiten seit über einem Jahr nicht bezahlt und nun will Smirnowa den Professor an der Konferenz stellen.“ sprudelte Eleni ihre Insiderinformationen heraus.
„Dann wird sie wohl ihrem Familienamen nicht gerecht werden – den Smirnowa leitet sich von smirno „ruhig“ ab. Aber wenn es um den Rubel geht…“ sagte Corso spitzfindig.
Eleni rieb sich die Hände in Erwartung der Dinge, die auf sie zukommen würden:
„Die Konferenz scheint zwischenmenschlich explosiv zu werden – denn neben dem Götze reisen auch seine beiden Rivalen an, Professor Nickel aus Sardinien und Professor Frascati mitsamt Sohn aus Padua…“ erklärte Eleni mit dem Ton einer Investigativ-Journalistin.
Sie verkündete, wie eine Fortsetzungskampagne in den Medien als Titelschlagzeile aufgemacht: „Maximaler Konflikt, da sich die Professoren alle um einen European Research Fund in Millionenhöhe bemühen. Aber es wird wohl nur einer der drei Institutsvorsteher das Geld bekommen.“
Orsini wedelte mit der Hand.
„Genau.“ bestätigte Eleni, „besonders für Götze geht es um alles.“
„Warum?“ wollte Pentesilea wissen.
„Er hat seit mehreren Jahren keinen Grant mehr gewinnen können, zahlreiche Experten sind ihm abgesprungen und nun pfeift er aus dem letzten Loch, obschon er weiterhin vorgibt, jede Menge Geld zu haben.“
„Und ich weiß auch, dass weitere Personen aus seinem ehemaligen Team anreisen, wie der Historiker Dyle und Irina Markowa, seine Genetikerin, ebenso sein Gruppenchef Dr. Kristian Pölyä, der sich aber immer mehr von seinem einstigen Weggefährten abgesetzt hat.“
„Ideale Bedingungen, die Menschen zu studieren, gleichsam wie alchemistische Homunculi im Glaskolben.“ sagte Corso.
Eleni stimmte zu: „Ich kann mir regelrecht vorstellen, wie Götze aus Berlin anreisen wird. Er kommt im allerletzten Moment, wenn die Bodencrew den „last und final call“ für Prof. Götze ausruft. Dann schwabbelt die alte Kröte mit hochrotem Kopf und Glotzaugen zum Check-in. Natürlich stets Erste Klasse.“
„Gibt es bei solchen Kurzflügen überhaupt noch Erste Klasse?“ erkundigte sich Pen.
„In der Regel nicht.“ sagte Eleni „…und dann fängt das Gemeckere über den schlechten Service der Fluggesellschaften an.“
„Nett.“ meinte Corso lakonisch.
Dann begann das Check-in und das Gesprächsthema verlagerte sich auf profanere Dinge.
Um Sieben Uhr startete der Flug der Air Croatia und war kurz vor Neun in Split.
Die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen führte der Küste entlang und gut eine halbe Stunde später checkten Orsini und Corso im Hotel Antique ein. Eleni reiste in ein nahegelegenes Hotel weiter.
Sie hatten gerade das Wichtigste ausgepackt, als das Telefonino von Corso summte.
„Pronto…“
Dann hörte Pen, dass offenbar Mirko Kovacs am Apparat war.
„Kovacs lädt uns zu einem späten Abendessen ein.“ sagte Achille zu Pen, nachdem das Telefongespräch beendet war.
„Mit dabei ist auch ein Dr. Leroy aus Frankreich, der an der Konferenz eine tolle Sache vorstellen wird.“
Nur wenige Minuten später trafen Corso und Orsini beim nahegelegenen Restaurant ein. Weil es am Abend bereits nicht mehr so warm war, hatte Kovacs im Inneren einen Tisch reserviert.
Mirko Kovacs empfing sie herzlich mit Umarmungen und langem Händeschütteln.
„Darf ich euch Dr. Nicholas Leroy vorstellen?“ sagte Kovacs.
Es folgte eine weitere Runde von mediterranen Begrüßungsritualen.
Während der Begrüßung konnte Corso sehen, dass ihr Tisch in einer Ecke des Restaurants stand, abgetrennt mit einer spanischen Wand von einem anderen Tisch. Hinter der Wand war der blonde Haarschopf eines offenbar sehr großen Mannes zu sehen und der diffuse Schatten einer weiteren Person.
„Pech, wenn man so groß ist, man fällt immer auf.“ dachte Corso bei sich.
„Leroy ist Forensiker bei den französischen Behörden tätig und hat schon einige Fälle gelöst.“ lobte Kovacs seinen Bekannten.
„Mais aujourd'hui…“ begann Leroy „…heute bin ich hier als Teilhaber eines Medizin-Startups, welches neuartige Notfallspritzen entwickelt hat, die sich eine Person selber verabreichen kann, wenn er eine Vergiftung feststellt.“
„Wie interessant, erzählen sie uns mehr davon…“ stimulierte Pen die Unterhaltung.
Sie setzten sich und schon war ein Mitarbeiter mit den Speisekarten am Tisch.
„Den Rižot Marine Plankton (Meeresfrüchte-Risotto) ist sehr empfehlenswert als Starter“ sagte Kovacs. Also entschieden sie sich dafür, dem Rat des lokalen Experten zu folgen.
Für den Hauptgang entschieden sich Orsini und Leroy für die Domaći tonnarelli (hausgemachte Teigwaren) garniert mit Garnelen, Kirschtomaten und Preiselbeeren während Kovacs und Corso das reichhaltigere Menü Filet Mignon mit geröstetem Blumenkohl und Kapern wählten.
Endlich schwenkte das Thema wieder auf intellektuell höhere Ebenen, dachte Achille bei sich, als Doktor Leroy sein unterbrochenes Thema wiederaufnahm:
„…Besonders bei Digitalis-Derivaten für Herzkranke kann es zu Verabreichungspannen kommen und dann zählt jede Minute. Ich habe in meinen Arztkoffer ein paar Prototypen der Antidot-Spritzen dabei.“
Dann kramte Leroy in einer kleinen Ledertasche, die er unter dem Tisch hervorzauberte und zeigte der Gruppe seine Erfindung.
„Aber in die Vene muss man es doch noch spritzen?“ erkundigte sich Pen Orsini mit lebhaftem Interesse.
„Natürlich, aber es ist wesentlich einfacher als mit einer klassischen Spritze und Ampulle, auch die Dosierung kann auf der Skala intuitiv abgelesen werden für Digitoxin und Digoxin. Das Digoxin wird langsamer aufgenommen, ist aber für die Patienten besser kontrollierbar, bei einer Überdosis kommt es aber schneller zum Infarkt.“ dozierte Leroy.
Dann kam schon die Vorspeise und Leroy ließ seine Wunderspritze wieder in der Ledertasche verschwinden. Nun drehte sich das Thema um gutes Essen und um Wein. Auch hier war Leroy offenbar ein Experte.
Achille und Pentesilea schliefen lange aus und erkundeten nach einem Frühstück die Altstadt von Split.
„Glücklicherweise beginnt der öffentliche Teil der Konferenz erst um Zwei Uhr nachmittags.“ fand Pen.
„Etwas Zeit für Shopping und ein kleines Mittagessen?“
„Exakt.“
Die beiden nahmen ein Taxi, denn die Eröffnung fand außerhalb der Altstadt in einem modernen Viertel in der futuristischen Universitätsbibliothek statt. Ein langgezogener Glaskasten, bei dem seitlich rechteckige Blöcke aus der Oberfläche wuchsen, wie Pickel bei einer Hauterkrankung. Das ganze Gebilde stand auf kleinen Trägern und schien über dem Boden zu schweben.
„Ein Wunder, dass diese V-Träger den ganzen Bau zu tragen vermögen.“ dachte Pen bei sich, vermied es aber, das Thema der Statik gegenüber Achille anzusprechen. Achille traute dieser Art der Architektur nicht richtig und war bereits sichtlich nervös, als sie in Empfangssaal von Mirko Kovacs empfangen wurden.
„Lass uns hinten im Saal sitzen…“ schlug Achille vor und erntete einen erstaunten Blick von Pen.
„Vorne kann man den Vortrag aber besser…“ intervenierte sie.
„Ich weiß, aber die Key Note Lectures sind meistens langweilig und es ist viel spannender zu beobachten, was im Saal bei den Anwesenden läuft.“ erklärte sich Achille.
Mirko pflichtete bei: „Dank seiner guten Kontakte hat sich Professor Götze erneut die Eröffnungsrede ergattern können – obschon seine Vorträge recht gut sind, was die Rhetorik betrifft, so sind sie inhaltlich meist unglaublich schwach. Je weniger man davon mitbekommt, umso besser für die Magennerven.“
Eingedenk dieser Logik, ergatterten die Drei Sitzplätze recht weit hinten im riesigen Auditorium maximum.
„Lass uns sehen, wer alles gekommen ist…“ flüsterte Corso zu Orsini und Kovacs.
„Eleni hat sich nahe der Mitte platziert und kann so einiges mithören.“ analysierte Pen.
„Professor Nickel und seine Assistentin Dr. Knight sind ebenso da wie Professor Frascati und sein Sohn.“ raunte Kovacs. Nickel war ein dunkelhaariger Mann mit sehr viel Haarpracht, etwa 55 Jahre alt, seine Assistentin schätzte Corso auf etwa Mitte Dreißig. Trotz englischem Namen war sie eher der mediterrane Typ mit langen dunklen Haaren.
Dr. Leroy war weit vorne platziert, da er bald nach Professor Götze seinen Vortrag halten würde. Seine Arzttasche hatte er scheinbar nicht dabei.
„Und hier drüben sind Irina Markowa, eine Genetikerin aus Russland, die auch mal für Götze gearbeitet hat und direkt daneben sitzt Alexander Dyle, ein Historiker. Ebenfalls früher in den Diensten von Professor Götze.“ erklärte Kovacs.
Auch Natalia Smirnowa saß weit vorne.
„Schau mal, Smirnowa, die Ghostwriterin von Professor Götze ist auch da, genau wie Eleni angekündigt hatte.“ raunte Pen.
„Vermutlich wird sie ihn nicht gleich hier stellen, sorgt aber dafür, dass er sie sieht. Das dürfte ihm den Vortrag verderben…“ sagte Achille.
Ebenfalls ganz vorne saßen eine großgewachsene, schlanke Frau in einem Modellkleid und direkt daneben ein dicklicher Asiate.
„Mirko, kennst du die beiden?“ erkundigte sich Achille bei Mirko.
„Nur die Frau, sie ist Beatrice Götze, eine geborene von Schattenburg – oder war es von Schaumburg? Wie auch immer, irgend so eine hochadelige Familie aus Deutschland, viel Familiengeschichte, Kunstsammlungen und Schlösser, aber zunehmend verarmt…“ sagte Kovacs. Dann studierte er den Asiaten.
„Tut mir leid, den Herrn aus Asien kenne ich nicht.“ sagte er schließlich.
Der Rektor der lokalen Universität eröffnete die Konferenz und gab zunächst eine Dankesrede an die Unterstützer und Sponsoren von sich. Heute und morgen würden die öffentlichen Vorträge stattfinden – und heute Abend wären alle Konferenzteilnehmer zum Galaessen eingeladen. Anschließend würde sich die Konferenzgesellschaft auf eine kleine Adriainsel zurückziehen, wo in der ungezwungenen Idylle die vertraulichen Themen der Forensik in kleinen Vorträgen und Arbeitsgruppen präsentiert und diskutiert würden.
Dann forderte der Rektor mit einer höflichen Geste den Sprecher der Eröffnungsrede auf, zum Redepult zu kommen. Die Anwesenden klatschten höflich, nur Beatrice Götze und der Asiate klatschten frenetisch wie bei einem Parteitag der Kommunistischen Partei in China oder Nordkorea. Professor Götze, groß und übergewichtig wabbelte wie ein seltsames Wesen aus einem Weltraumfilm zum Rednerpult.
Nun begann der Rektor mit der Aufzählung der akademischen Titel und Affiliationen von verschiedenen Universitäten aus der ganzen Welt. Er vergaß auch nicht, einige der wichtigsten wissenschaftlichen Erfolge von Professor Götze aufzuzählen.
Pentesilea knuffte Achille leicht in die Seite und flüsterte: „Beachte Natalia Smirnowa – wie sie Götze ansieht…“
„Vermutlich hat sie einige der Erfolge geschrieben, für die Götze hier nun gelobt wird…“ raunte Corso zurück.
Danach begann Götze seinen Vortrag. Wie Kovacs vorausgesagt hatte, war er sterbenslangweilig und traf das Thema der Konferenz nur in wenigen Punkten.
Corso kämpfte mit einer ihn überkommenden Müdigkeit, die auftrat, wenn ihn besonders dumme Menschen in eine Art Schlafstarre versetzten. Pentesilea langweilte sich ebenfalls, spielte mit einem Kugelschreiber und beobachtete die Teilnehmer. Sowohl Nickel als auch Frascati waren scheinbar auch wenig interessiert and Götzes Überlegungen. Plötzlich bemerkte Pentesilea, dass eine der hinteren Zugangstüren geöffnet wurde. Es traten zwei Männer ein. Ein kleiner, seltsamer Südländer und ein großer, blonder skandinavischer Typ. Sie setzten sich an der Seite auf die wenigen frei verbliebenen Sitze.
Professor Götze reizte seine Redezeit von 45 Minuten voll aus, ja überzog ein wenig. Schon machte der Rektor entsprechende Gesten, dass man ihm in einer Minute das Mikrophon abstellen würde, als Götze schnell zum Ende kam.
„Für Fragen ist im Moment keine Zeit, wir können diese dann auf der Insel besprechen.“ erklärte der Rektor und bat Dr. Leroy zum Rednerpult.
„Gängige Strategie, wenn man kritischen Fragen ausweichen will – oder wenn der Redner eigentlich keine Ahnung hat, was er erzählt…“ flüsterte Achille ins Ohr von Pen.
„Vermutlich eine Ghostwriter-Rede, gestern Abend erst erhalten…“ raunte sie zurück.
Nun wiederholte sich die Laudatio, gefolgt von einem wirklich interessanten und inhaltlich neuen Vortrag von Dr. Nicholas Leroy zur medizinischen Intervention bei Vergiftungen verschiedenster Natur.
„So muss die Pathologie sein.“ urteilte Orsini mit zufriedenem Gesicht.
Danach ging es in die grosse Nachmittagspause.
