Der tut nix! - Hildegard Jung - E-Book

Der tut nix! E-Book

Hildegard Jung

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Beschreibung

Mit diesem fundierten Ratgeber sind Sie bestens gerüstet für den Hundeführerschein und Sachkundenachweis. Er begleitet Sie von der Auswahl Ihres Welpen bis zum gut erzogenen erwachsenen Hund und vermittelt Ihnen verständlich das nötige Wissen zum richtigen Umgang mit Ihrem Hund. Lernen Sie an anschaulichen Beispielen aus der Praxis in unterschiedlichen Situationen richtig zu reagieren und so mögliche Gefahren im Familienalltag und in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Außerdem erfahren Sie alles Wichtige über Welpenauswahl, Hundeschule, Erziehung und Kommunikation, mit den relevanten rechtlichen Bestimmungen für Hundehalter. So führen auch Sie Ihren Hund in allen Alltagslagen kontrolliert!

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Seitenzahl: 199

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Hildegard Jung | Dorothea Döring | Ulrike Falbesaner

DER TUT NIX!

VORBEREITUNG FÜR HUNDEFÜHRERSCHEIN UND SACHKUNDENACHWEIS

4., aktualisierte Auflage

45 Farbfotos 59 Zeichnungen von Dorothea Döring

INHALT

Wegweiser durch das Buch

In diesem Buch erhalten Sie das für Hundehaltung und Gefahrenvermeidung relevante Grundwissen. In Teil I erfahren Sie, wie man möglichen Problemen und Gefahren allgemein vorbeugen kann – von der Auswahl des Welpen bis hin zum Führen des Hundes in der Öffentlichkeit. In Teil II werden die Möglichkeiten zur konkreten Gefahrenabwehr beschrieben. Das A und O hierbei ist das richtige Reagieren in Konfliktsituationen, um eine Eskalation zu vermeiden. Teil III gibt eine Übersicht über die wichtigsten Rechtsvorschriften.

TEIL I GRUNDLAGENWISSEN

Welpenherkunft und Entwicklung

(Dorothea Döring)

Je mehr Gedanken man sich vor dem Kauf eines Welpen macht, desto besser wird der Kleine hinterher in die Familie passen. Lesen Sie hier, warum es so wichtig ist, einen guten Züchter zu finden, und worauf Sie achten müssen, damit aus Ihrem Welpen später kein gefährlicher Hund wird.

Hund ist nicht gleich Hund

(Hildegard Jung)

Rassehunde wie Mischlinge unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihren Gebrauchs-Eigenschaften und Bedürfnissen. Kann man den Wunschhund angemessen halten und sein Beschäftigungs- oder Arbeitsbedürfnis erfüllen?

Spielen, aber richtig!

(Hildegard Jung)

Im Spiel und in der Erziehung lernen Hunde auch, wie sie sich anderen Hunden sowie dem Menschen gegenüber richtig benehmen oder dass Jagen unerwünscht ist. Lernt ein Hund diese Lektionen nicht von klein auf, kann es Probleme im Alltag geben.

Lernen und Erziehung

(Dorothea Döring)

Wie erziehe ich meinen Hund mit tiergerechten Methoden? Hier lernen Sie die Grundvoraussetzungen, damit Ihr Hund das tut, was Sie wünschen.

Woran erkennt man eine gut geführte Welpenspielstunde?

(Hildegard Jung)

In der Welpenspielstunde und der Hundeschule sollen Hunde nicht nur Gehorsam, sondern auch Sozialverhalten lernen. Und in guten Schulen lernt der Halter ebenfalls, u. a. seinen Hund zu lesen und zu motivieren.

Sinnvolle Alltagsregeln

(Dorothea Döring)

Hunde brauchen liebevolle Führung, Regeln und Rituale. Lesen Sie hier, wie Sie in Ihrem „Mensch-Hund-Rudel“ die Leitung übernehmen – und zwar mit Intelligenz, nicht mit körperlicher Kraft. Das ist deshalb so wichtig, da Unklarheiten darüber, wer bestimmt, zu Problemen führen können.

Hund und Familie

(Hildegard Jung)

Ein großer Teil der Bissverletzungen durch Hunde erfolgt in der eigenen Familie des Hundes. Kinder sind besonders häufig das Opfer. Deshalb sollte man von Anfang an darauf achten, dass das Zusammenleben zwischen Hund und Mensch für beide Seiten stressarm verläuft.

Der Hund in der Öffentlichkeit

(Dorothea Döring)

Wenn Sie sich mit Ihrem Hund korrekt und rücksichtsvoll benehmen wollen, müssen Sie auf viele Punkte achten. Hunde können Menschen nicht nur durch Bisse verletzen, sondern auch z. B. durch zu wildes Spiel gefährden oder zumindest erschrecken.

Kommunikation: Missverständnisse vermeiden

(Hildegard Jung)

Mimik und Körpersprache: So erkennen Sie, ob ein Hund entspannt ist, Angst hat, spielen will oder droht.

TEIL II KONKRETE GEFAHRENABWEHR

Deeskalation ist das Ziel

(Dorothea Döring)

Hier erfahren Sie, wie es zu Bissen kommt und warum man einen aggressiven Hund nicht bestrafen darf.

Wie verhalte ich mich bei drohenden Konflikten?

(Hildegard Jung)

Wenn Sie von einem Hund bedroht werden, gilt es geistesgegenwärtig zu sein. Lesen Sie hier, was Sie tun sollten, wenn Sie oder Ihr Hund auf einem Spaziergang in die Klemme geraten.

Richtig reagieren

(Dorothea Döring)

Im Ernstfall müssen Sie schnell und richtig handeln. Lesen Sie hier, wie Sie reagieren sollten, wenn Ihr Hund beispielsweise das Baby oder den Besuch anknurrt.

TEIL III RECHTLICHE BESTIMMUNGEN

Rechtliche Bestimmungen

(Ulrike Falbesaner)

Jeder Hundehalter muss bestimmte Gesetze kennen und mit seinem Vierbeiner beachten, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen.

Service

Hilfreiche Links und Literatur

Danksagung

Dieses Buch wird herausgegeben von der Bayerischen Landestierärztekammer und vom Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Bayerische Landestierärztekammer

Präsident: Dr. Karl Eckart

Bavariastr. 7 a

80336 München

Telefon: 089/219 908–0

Fax: 089/219 908–33

http://www.bltk.de

Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München

Vorstand: Prof. Dr. Michael Erhard

Veterinärstr. 13/R

80539 München

Tel.: 089/21 80-7 83 00

Fax: 089/21 80-7 83 33

http://www.tierhyg.vetmed.uni-muenchen.de

Die Autorinnen

Dr. med. vet. Hildegard Jung – Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, öffentl. best. Sachverständige für Hundeverhalten – führt ihre eigene tierärztliche Praxis für Verhaltenstherapie in München mit Schwerpunkt Bissprävention, wie den Kinderprogrammen „Blue Dog“ und „Beißt der?“.

PD Dr. med. vet. Dorothea Döring – Fachtierärztin für Verhaltenskunde und für Tierschutz mit Zusatzbezeichnung Verhaltentherapie – ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Dr. med. vet. Ulrike Falbesaner – Fachtierärztin für Verhaltenskunde, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, öffentl. best. Sachverständige für Hundeverhalten – hat eine eigene Praxis mit Schwerpunkt Kleintiermedizin und Verhaltenstherapie.

Haftung

Die in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen und Angaben sind von den Autorinnen mit größter Sorgfalt zusammengestellt und geprüft worden. Eine Garantie für die Richtigkeit der Angaben kann jedoch nicht gegeben werden. Die Autorinnen, die Herausgeber und der Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden und Unfälle. Der Leser sollte bei der Anwendung der in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen sein persönliches Urteilsvermögen einsetzen.

Titelfoto

Hund und Kleinkind müssen immer beaufsichtigt werden, damit der Hund nicht bedrängt wird.

VORWORT

Das Hundeleben in Deutschland und Österreich wandelt sich aktuell rasant. Neben dem typischen Familienhund gibt es auch immer mehr mobile Tiere, die mit Dogsitter, Huta (Hundetagesstätten) und Dog-Sharing rund um die Uhr organisiert werden. Studien, wie gut Hunde mit dieser flexiblen Lebensform zurechtkommen, gibt es bisher noch nicht. Gleichzeitig möchten etwa 30 % der Hundehalter etwas Gutes tun – und sich oft auch die zeitintensive Welpenzeit sparen – und entscheiden sich für einen (Auslands-) Tierschutzhund, der unter Umständen schon viel Prägendes erlebt hat und spezielle Fürsorge benötigt. Zudem steigen die Hundezahlen immer schneller. In Deutschland leben aktuell geschätzt 10,7 Millionen Hunde, in Österreich rund 840.000.

Dieser rasche Wandel erfordert von Hundefreunden fundiertes Wissen und vorausschauendes Management, damit das Zusammenleben zwischen Hunden und Menschen auch in Ballungsräumen konfliktfrei funktionieren kann.

Damit möglichst niemand durch Hunde zu Schaden kommt und sich auch Menschen in der Öffentlichkeit wohl fühlen können, die Hunde lieber auf Abstand wissen möchten, ist es erforderlich, dass Hundeliebhaber auch umsichtige Hundeführer werden. Deshalb haben einige Bundesländer in Deutschland sowie Österreich und der Schweiz verpflichtend z. B. den Hundeführerschein, das ÖTK-Hundezertifikat oder einen Sachkundenachweis eingeführt.

Als Vorbereitung hierfür ist das vorliegende Buch unter anderem gedacht. Den interaktiven, wissenschaftlich evaluierten Kurs zum Buch bieten speziell qualifizierte Tierärzte an. Dieser soll dazu beitragen, dass möglichst viele Hundehalter lernen, Situationen und ihren Hund realistisch einzuschätzen. Sie sollen für schwierige Situationen sensibilisiert werden und daher rechtzeitig und richtig reagieren können.

Denn jeder Hund kann Menschen erschrecken, belästigen oder auch verletzen. Eine große Zahl an (Biss-)Verletzungen fügen Hunde – unbeachtet von der Öffentlichkeit – ihrer eigenen Familie zu. Nicht weil diese Hunde böse sind, sondern weil der Mensch Fehler im Umgang mit Hunden macht, weil er aus Hundesicht bedrohliche Situationen nicht rechtzeitig erkennt oder weil er im entscheidenden Moment falsch reagiert. Für die Kleinsten gibt es ergänzend die App „Der Blaue Hund“, mit der sie lernen können, mit Hunden richtig umzugehen. Das Ziel, wer Probleme im Vorfeld erkennt, kann sie durch umsichtiges Handeln vermeiden.

München, im September 2023

Dr. Jung, Initiatorin des tierärztlichen Hundeführerscheins

Dr. Eckart, Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer

Prof. Dr. Erhard, Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung, LMU München

WELPENHERKUNFT UND ENTWICKLUNG

Die „gute Kinderstube“

Herkunft und Aufzuchtbedingungen eines Hundes beeinflussen sein späteres Verhalten und seine Zukunft. Schlechte Haltungsbedingungen können sogar zu Verhaltensproblemen, z. B. Aggressionsverhalten, führen. Daher ist es sehr wichtig, darüber Bescheid zu wissen, worauf man bei der Welpenauswahl achten muss.

„Sensible Phase“

In der Welpenentwicklung gibt es eine Zeitspanne, in der Erfahrungen mit der Umwelt und mit anderen Lebewesen unbedingt notwendig sind. Diese Phase liegt in den ersten drei Lebensmonaten (3. bis etwa 14. Lebenswoche). Man spricht von der „sensiblen Phase“, weil der Hund in diesem Alter besonders aufnahmefähig ist und grundlegende Erfahrungen machen muss. In dieser Zeitspanne erfolgt die Sozialisierung auf andere Hunde und Menschen, d. h. der Welpe lernt andere Lebewesen als Sozialpartner kennen und deren „Sprache“ verstehen. Der Hund ist danach zwar auch noch sehr lernfähig, aber wenn die „sensible Phase“ nicht für die grundlegenden Erfahrungen genutzt wird, lassen sich diese Lernmängel meist nicht mehr aufholen. Daher ist es unbedingt notwendig, dass Welpen besonders im Alter von drei bis etwa 14 Wochen (und natürlich auch später) viele Kontaktmöglichkeiten zu anderen Hunden und Menschen – vom Baby bis zum Senior – haben. Mit fünf bis sieben Wochen sind Welpen neuen Menschen und Tieren gegenüber ganz besonders aufgeschlossen. In der „sensiblen Phase“ kann sogar eine Sozialisierung auf andere Tierarten wie Katzen, Kaninchen usw. erfolgen.

Dann wird der Hund später mit diesen Tierarten besser auskommen und ihnen gegenüber vermutlich weniger Jagdeifer zeigen. Wachsen Hunde- und Katzenwelpen miteinander auf, vertragen sie sich später mit größerer Wahrscheinlichkeit gut.

Auch die Habituation, d. h. das Gewöhnen an Geräusche und Gegenstände, ist in dieser frühen Lebensphase des Hundes sehr wichtig, wie im Folgenden noch beschrieben wird.

Kein Welpe sollte im Zwinger aufwachsen müssen!

Mit drei bis etwa 14 Wochen ist ein Welpe besonders lernfähig. In dieser „sensiblen“ Lebensphase muss der Hund grundlegende Erfahrungen mit seiner Umwelt und anderen Hunden und Menschen machen, um sich gesund entwickeln zu können.

Welpe und Umweltreize: Was ist ein Staubsauger oder ein Auto?

Ein schöner Zwinger mit sauberem Betonboden oder eine idyllische Scheune auf einem Bauerhof in entzückender Landschaft: Ist das die richtige Heimat Ihres Traumwelpen? Vermutlich nicht, denn hier kann er nicht die Erfahrungen sammeln, die er im späteren Alltagsleben braucht. Soll sich ein Hund später im Straßenverkehr unbeeindruckt zeigen, muss er bereits als Welpe daran gewöhnt werden und Autos, Straßenbahnen oder Lastwagen kennenlernen. Soll der Hund später mit in Haus oder Wohnung leben, muss er beizeiten an Türglocke, Telefon oder Staubsauger gewöhnt werden und auch an für uns so selbstverständliche Dinge wie Zimmertüren oder Treppen. Da man vorher nie weiß, was einem Hund im Laufe seines Lebens alles begegnen oder passieren kann, sollte man einen Welpen bereits an so viele verschiedene Dinge wie möglich gewöhnen. Auf alle Fälle muss er die Geräusche und Gegenstände kennenlernen, die zu seiner späteren Umgebung gehören. Nehmen Sie daher keinen Welpen zu sich, der in einem Zwinger (und sei er noch so gepflegt), in einer Scheune oder einem Keller aufgewachsen ist oder aus dubiosen, Ihnen unbekannten Verhältnissen, z. B. aus dem Ausland, stammt. Kaufen Sie keinen Welpen beim Hundehändler. Vorsicht insbesondere auch beim Auslandsurlaub: in anderen Ländern gibt es Hundewelpen in Zoogeschäften oder bei Straßenhändlern zu kaufen. Auch wenn das kleine Kerlchen Ihr Mitleid erregt, sollten Sie nicht „weich“ werden. Finden sich Abnehmer für Welpen aus schlechten Aufzuchtbedingungen, geht das Geschäft mit ihnen weiter, und es wird umso mehr bedauernswerte Vierbeiner geben. Das Risiko, dass Sie einen Hund erwerben, der krank ist oder später Verhaltensprobleme hat, ist viel zu groß.

„Freunde“ durch gelungene Sozialisierung.

Am besten sehen Sie sich den Ort an, an dem Ihr Welpe aufwächst. Lebt er mit im Haushalt? Hat er Zugang zum Garten? Erlebt er sowohl in der Wohnung als auch draußen unter freiem Himmel all die Dinge, die ihn auch später umgeben werden? Dann scheint es sich um eine gute Welpenhaltung zu handeln. Wenn Sie den Hund übernommen haben, ist es dann Ihre Aufgabe, ihn behutsam fremde Gegenstände kennenlernen zu lassen.

Viele Welpen haben Angst vor lauten Haushaltsgeräten, wenn sie nicht behutsam daran gewöhnt werden.

Nehmen Sie keinen Welpen zu sich, der in einem Zwinger, in einer Scheune oder einem Keller aufwächst oder aus unbekannten Verhältnissen stammt. Seien Sie sehr vorsichtig mit Internet-Annoncen und lassen Sie sich nicht zu Mitleid-Käufen verleiten. Informationen über illegalen Welpenhandel finden Sie u. a. auf der Homepage des BMEL (siehe S. 123).

Welpe und Artgenossen: Vom Chihuahua bis zur Dogge

Die Verständigung mit Artgenossen ist einem Hund nur teilweise angeboren. Welpen müssen die „Sprache“ der Hunde durch Kontakt mit anderen Welpen und erwachsenen Hunden erst richtig lernen und verfeinern. Daher ist es für die Entwicklung des Hundes ganz wichtig, dass er nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Hunden aufwachsen kann. Der Mensch alleine als Sozialpartner reicht nicht aus. Ein Hund, der seine Artgenossen nicht bereits als Welpe kennenlernen und mit ihnen soziales Verhalten – z. B. im Spiel – üben konnte, wird später häufig ängstlich, unsicher oder sogar aggressiv reagieren, wenn er andere Hunde trifft. Da es Rassen mit den unterschiedlichsten Erscheinungsformen gibt, ist es ratsam, den Welpen mit Artgenossen verschiedener Altersstufen und Rassen zusammenzubringen. Dies ist sowohl die Aufgabe des Züchters als auch die Ihre, wenn Ihr Welpe zu Ihrem Haushalt gehört (siehe S. 35 ff.).

Wählen Sie nur einen Welpen, der mit Mutter und Geschwistern gemeinsam aufwächst und auch mit anderen Hunden Kontaktmöglichkeiten hat. Gewähren auch Sie nach Übernahme des Kleinen möglichst täglich den freien Kontakt mit anderen Hunden. Nach Tierschutz-Hundeverordnung hat jeder Hund grundsätzlich Anspruch auf regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen.

Welpe und Menschen: Lauter nette Leute

Ebenso wie der Kontakt zu anderen Hunden für den Welpen unbedingt notwendig ist, so ist es auch der Kontakt zu Menschen. Man hat festgestellt, dass Hunde, die ohne menschlichen Kontakt aufwachsen mussten, später Menschen gegenüber misstrauisch und scheu reagieren, nicht selten ihr Leben lang! Daher wurde mittlerweile in der Tierschutz-Hundeverordnung festgeschrieben, dass jeder Welpe bis zu einem Alter von zwanzig Wochen mindestens vier Stunden pro Tag Umgang mit einer Betreuungsperson haben muss. Manch ein Aggressionsproblem Fremden, Passanten oder Besuchern gegenüber lässt sich auf Haltungsmängel in der „sensiblen Phase“ zurückführen. Solch ein Hund fühlt sich unsicher, wenn er von einem Fremden angesprochen oder angefasst wird, und versucht, durch Bellen oder Knurren den Menschen auf Abstand zu halten. Lernt ein Welpe Menschen unterschiedlichen Alters und Aussehens kennen, begegnet er Menschen später meist viel sicherer und friedlicher. So sollten Welpen in den ersten drei bis vier Lebensmonaten die unterschiedlichsten netten Leute kennenlernen, ohne überfordert zu werden: z. B. schreiende Babys, stürmische Schulkinder, Senioren mit Krückstock oder Rollstuhl, Menschen in Uniform oder auffälliger Kleidung (Postbote, Motorradfahrer), Radfahrer, Jogger, Inlineskater usw. Hat der Welpe mit all diesen Menschen gute Erfahrungen gemacht, lässt er sich später kaum noch erschüttern.

Wo bekomme ich einen kinderfreundlichen Hund?

Die besten Voraussetzungen für einen kinderfreundlichen Hund sind gegeben, wenn bereits der Welpe mit Kindern aufwachsen kann und er mit diesen nur gute Erfahrungen macht. So lernt der Welpe die Körpersprache der Kinder kennen und verstehen und fühlt sich nicht von ihnen bedroht. Ein Hund, der erst im Erwachsenenalter Kinder kennenlernt, kann deren lautes, stürmisches und unberechenbares Verhalten häufig schlecht einschätzen und reagiert womöglich ängstlich oder aggressiv. Dadurch kann es zu sehr gefährlichen Situationen kommen! Die beste Vorsorge ist also ein behutsam an Kinder gewöhnter Welpe. Wählen Sie daher einen Welpen, der in einem Haushalt mit Kindern, zumindest jedoch mit Kontaktmöglichkeiten zu Kindern, aufwächst und bereits viele unterschiedliche Menschen kennengelernt hat. Haben Sie den Hund übernommen, sollten Sie verschiedene Begegnungen arrangieren, den Hund überallhin mitnehmen und häufig Besuch einladen.

Welpen sollten Kontakt zu Kindern haben.

Der Welpe sollte sowohl beim Züchter als auch bei seinem Besitzer möglichst oft ganz verschiedene nette Leute kennenlernen. Wächst ein Welpe zusammen mit Kindern auf und macht er mit diesen positive Erfahrungen, wird er mit größerer Wahrscheinlichkeit später ein kinderfreundlicher Hund werden.

Wo bekomme ich den richtigen Welpen?

Zuerst einmal stellt sich die Frage, welche Eigenschaften der „richtige“ Welpe haben sollte. Informieren Sie sich bitte vorab unbedingt genau über die Eigenschaften der von Ihnen gewünschten Rasse. Vorsicht bei „Moderassen“! Wird eine Hunderasse aufgrund einer Fernsehsendung oder wegen ihres Aussehens beliebt, verleitet dies unseriöse Züchter, Elterntiere nur aufgrund ihrer Schönheit zu verpaaren, nicht aber auch auf Gesundheit und tadellose Charaktereigenschaften zu achten. Da sich die Veranlagung zu diesen Eigenschaften aber ebenso vererbt, hat der Halter später womöglich mit einem Hund zu kämpfen, der aufgrund seiner angeborenen Neigung zu Ängstlichkeit oder Aggressivität Probleme macht. Neben der Auswahl der richtigen Rasse spielt somit vor allem die Herkunft des Welpen eine große Rolle. Beachten Sie zur Welpenauswahl daher bitte die Checkliste auf S. 11.

Wählen Sie einen Welpen, der in engem Kontakt mit der Züchterfamilie im Haushalt aufwächst und auch zu Kindern, fremden Menschen und anderen Hunden viel Kontakt hat. Außerdem sollte es möglich sein, dass Sie die Elterntiere (zumindest die Mutterhündin) sehen und streicheln können.

Das richtige Alter für den Erwerb

Der Welpe sollte mindestens acht bis zehn Wochen alt sein, wenn Sie ihn in Ihren Haushalt übernehmen, denn der Kleine braucht seine Hundefamilie, also Mutter und Geschwister, bis zum Alter von mindestens acht Wochen ganz nötig. Es ist sogar gesetzlich verboten, Welpen unter acht Wochen von ihrer Mutter zu trennen (siehe S. 121), es sei denn, es ist z. B. aus medizinischen Gründen notwendig. Wenn Ihr Hund von einem verantwortungsvollen Züchter stammt, gewährleistet dieser bis zur Abgabe eine gute Sozialisierung (also ausreichend Kontakt zu Menschen und Hunden) und die Gewöhnung an die wichtigsten Umweltreize (Habituation). Gehen Sie den Welpen mehrmals besuchen und erleichtern Sie ihm die Umstellung, indem er Sie und Ihre Familie bereits vor der Übernahme kennenlernen kann.

Ein Welpe darf frühestens mit acht Wochen von seiner Mutter getrennt werden.

Eine „Beißhemmung“ ist nicht angeboren

Welpen haben spitze Zähne, mit denen sie kräftig zwicken können. Dabei weiß ein Welpe noch nicht, wie stark er zupacken darf, damit es dem anderen nicht wehtut. Dies muss der Hund erst lernen. Man muss ihm eine „Beißhemmung“ anerziehen. Der Welpe lernt, sein Maul „richtig dosiert“ einzusetzen, wenn er mit anderen Welpen spielt. Zwickt er im Spiel zu fest, schreit der andere auf, zwickt zurück oder bricht das Spiel schlagartig ab. Der Welpe lernt so: „Wenn ich zu fest zupacke, ist der Spaß vorbei.“ Wenn Sie einen Welpen übernehmen, hat er die „Beißhemmung“ noch nicht vollständig gelernt. Sie müssen sie ihm bis zum Alter von ca. 18 Wochen beibringen. Wenn Sie im Spiel gezwickt werden, schreien Sie laut auf (z. B. „Au!“) und brechen sofort das Spiel ab, indem Sie sich schlagartig von Ihrem Hund abwenden. Sie können auch – je nach Situation – das Spiel abrupt beenden, indem Sie „zur Salzsäule erstarren“ und Ihre Arme eng an Ihren Körper halten. Versuchen Sie nicht, den Kleinen abzuwehren, weil er das als weiteres Spiel verstehen könnte, und werden Sie nicht grob, da dies das Vertrauensverhältnis zu Ihnen beeinträchtigen kann (siehe S. 21 ff.).

Checkliste zur Welpenauswahl

Folgende Kriterien sollte die „gute Kinderstube“ des Welpen Ihrer Wahl erfüllen:

• Haltung in der Familie in der Wohnung, möglichst mit Zugang zum Garten,

• keine Zwingerhaltung oder Haltung in Scheunen, Ställen oder ähnlichen Gebäuden,

• Kontaktmöglichkeiten mit verschiedenen Menschen, v. a. mit Kindern,

• Kontaktmöglichkeiten zu anderen Hunden,

• die Mutterhündin ist freundlich und lässt sich von Ihnen anfassen,

• Sie dürfen die Welpen vor der Abgabe (auch mehrfach) besuchen und anfassen,

• beide Elterntiere sind gesund und haben ein friedliches, nicht aggressives Wesen (bei Rassehunden Gesundheitszeugnisse und Wesensbeurteilung zeigen lassen),

• der Züchter gewöhnt die Welpen bereits behutsam an die üblichen Dinge des Alltags, z. B. ans Autofahren.

Seien Sie misstrauisch und verzichten Sie auf den Welpen:

• wenn der Züchter Welpen unterschiedlicher Rassen gleichzeitig anbietet,

• wenn der Züchter mehrere Würfe zur gleichen Zeit aufzieht,

• wenn die Tiere in Zwingern gehalten werden,

• wenn Sie sich die Zwinger oder Räume, in denen die Tiere gehalten werden, nicht ansehen dürfen (manchmal dürfen Besucher aus angeblich hygienischen Gründen die Haltungsräume nicht betreten und bekommen die Hunde in einem Schauraum vorgeführt. Lehnen Sie dann den Kauf ab!),

• wenn die Haltung ungepflegt (verdreckt) ist,

• wenn Sie die Elterntiere (zumindest die Mutter) nicht sehen und anfassen können,

• wenn die Elterntiere aggressives Verhalten gegenüber Besuchern (z. B. Ihnen gegenüber) zeigen.

„Hätt’ ich ihm doch bloß die Beißhemmung beigebracht!“

Besuchen Sie außerdem mit Ihrem Welpen eine gute Welpenspielgruppe und ermöglichen Sie ihm bei Spaziergängen viel Kontakt mit anderen Hunden. Denn das Spiel mit Artgenossen,vor allem mit gleichaltrigen, ist ganz wichtig, damit Ihr Welpe richtiges Sozialverhalten sowie die „Beißhemmung“ erlernen kann.

Hunde müssen eine „Beißhemmung“ bis etwa zur 18. Lebenswoche lernen. Dies geschieht im Spiel mit anderen Welpen, muss aber auch beim Spiel mit Menschen konsequent erfolgen.

Die Sozialisierung geht weiter …

Als stolzer Welpenbesitzer hat man nicht nur Freuden, sondern auch Pflichten. Denn nun sind Sie für die weitere Entwicklung des Kleinen verantwortlich. Da sich Ihr Welpe noch mitten in der „sensiblen Phase“ befindet, wenn Sie ihn mit zwei bis drei Monaten übernehmen, müssen nun Sie ihm die Kontakte mit Menschen, Hunden und all den Dingen des Alltags ermöglichen. Die nachfolgende Checkliste (siehe S. 14) soll Ihnen dabei helfen. Beachten Sie jedoch bitte, dass Sie bei allem Eifer Ihren Welpen nicht überfordern. Wenn er sich erschreckt, ermüdet, gähnt, sich kratzt, sich das Maul leckt oder sich hinlegt, ist es für Sie das Zeichen, dass Sie von dem Kleinen zu viel verlangen und in Zukunft behutsamer vorgehen müssen.

Die Sozialisierung des Welpen und die Gewöhnung an die Umwelt sind die Aufgaben des neuen Besitzers. Aber achten Sie unbedingt darauf, den Kleinen dabei nicht zu überfordern. Setzen Sie bei den Gewöhnungsübungen Futterbelohnungen ein.

Wissen ist wichtig

Wenn Sie sich erstmalig einen Hund anschaffen und ihn erziehen wollen, reicht es nicht aus, nur die Informationen dieses Buches zu lernen. Kaufen Sie sich weitere Bücher (siehe Literaturliste S. 123), besuchen Sie eine gute Hundeschule (siehe S. 35 ff.) und wenden Sie sich bei Fragen oder Problemen an entsprechende Fachleute – dann viel Spaß mit Ihrem Welpen!

„Second-Hand“-Hunde

Wenn man sich einen Hund aus dem Tierheim nehmen möchte, sollte man sich bewusst sein, dass es sich bei dem Vierbeiner um ein regelrechtes „Überraschungspaket“ handeln kann. Diese Überraschung kann erfreulich sein, aber auch sehr unerfreulich, wenn sich das Tier als Problemfall entpuppt. Sie wissen nicht, unter welchen Bedingungen der Hund aufgewachsen ist, welche Erfahrungen er in der „sensiblen Phase“ machen konnte, welche anderen Erlebnisse er hatte, wovor er Angst hat und auf was er aggressiv reagieren könnte. Häufig ist gerade ein problematisches Verhalten dafür verantwortlich, dass ein Hund ins Tierheim abgegeben wird. Wenn Sie erfahren sind und sich einen Tierheimhund zutrauen, informieren Sie sich bitte, so gut es geht, über die Vorgeschichte und das Verhalten Ihres Schützlings. Gehen Sie vor der Übernahme häufig ins Tierheim, besuchen Sie „Ihren“ Hund, führen Sie ihn aus und nehmen Sie ihn ab und zu am Wochenende probeweise mit. So können Sie sich wenigstens ein ungefähres Bild davon machen, was Sie bei diesem Hund erwartet. Denn dem Hund ist mit einer unüberlegten Übernahme und womöglich erneuten Abgabe ins Tierheim nicht geholfen.

Welpen müssen Hunde verschiedener Rassen und Altersstufen kennenlernen, um richtiges Sozialverhalten lernen zu können.

Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Übernahme eines Hundes aus „zweiter Hand“ über Zeitungsannoncen, Internet usw. Bei Hunden aus dem Auslandstierschutz ist ebenfalls große Vorsicht geboten. Viele Hunde sind mit ihrem neuen Leben in Deutschland völlig überfordert, sind krank, leiden an einer Angststörung oder zeigen andere Verhaltensprobleme. Es ist wichtig, sich hier sehr gut zu informieren und auf die Seriosität der Vermittlungsorganisation zu achten. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht und tierschutzgerecht.

Hunde aus Tierheimen können regelrechte „Überraschungspakete“ sein, da über ihre Herkunft und Vorgeschichte häufig wenig bekannt ist. Vorsicht ist geboten bei Internet-Annoncen und Hunden aus dem Auslandstierschutz.

Checkliste zur Welpengewöhnung

Gewöhnen Sie Ihren Welpen – behutsam in kleinen Schritten und mit viel Belohnung – an alles, was für sein späteres Leben nötig ist.

Gewöhnung an Menschen:

• Haben Sie Freunde, Nachbarn oder Bekannte mit Kindern unterschiedlichen Alters? Dann treffen Sie sich doch mit ihnen oder nehmen Sie den Welpen dorthin mit, wo es viele Kinder gibt.

• Laden Sie häufig Besuch ein.

• Zeigen Sie Ihrem Hund Radfahrer, Jogger, Inlineskater usw.

• Nehmen Sie den Kleinen z. B. zum Einkaufen in die Fußgängerzone, zum Straßenbahnfahren, in den Biergarten oder ins Café mit. Fangen Sie jedoch in kleinen Schritten mit diesen Übungen an: fahren Sie beispielsweise zuerst nur eine Station mit der Straßenbahn und geben Sie Ihrem Hund während der Fahrt Futter. Gehen Sie anfangs nur 5 Minuten in die Fußgängerzone usw.

Gewöhnung an andere Hunde:

• Gehen Sie in eine Welpenspielgruppe einer guten Hundeschule (siehe S. 35 ff.).

• Wenn Ihnen beim Spaziergang ein fremder Hund begegnet, sollten Sie Ihren Welpen nicht ängstlich auf den Arm nehmen, sondern ihm die Gelegenheit geben, den Kontakt zu seinem Artgenossen herzustellen, wenn die Situation es erlaubt (ohne Leine, freundlicher anderer Hund).