Der Tyrann - Heinrich Mann - E-Book

Der Tyrann E-Book

Heinrich Mann

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Beschreibung

Heinrich Manns Novelle "Der Tyrann" war eines jener Stücke, die später als Einakter auf die Bühne kamen. Die junge Raminga Guidati hat vor den Tyrann, der später als Alessandro bekannt wird, zu töten. Sie will seine grausame Art nicht länger ertragen und entschließt sich ihn zur Strecke zu bringen. Raminga zeigt sich dem Tyrannen nach einem Aufenthalt im Bad nackt und erhofft sich, dass ihr Der Tyrann nicht widerstehen kann. Ihr Plan geht auf und er lässt nach ihr schicken. Da sie ihm bei dem Mordversuch sehr nahe kommen muss, ist eine solche Begegnung unausweichlich. Ramingas Plan missglückt jedoch. Was wird nun aus der gescheiterten Mörderin? Und wem wird Gerechtigkeit widerfahren?-

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Seitenzahl: 30

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Heinrich Mann

Der Tyrann

 

Saga

Der Tyrann

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1911, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726894219

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Der Herzog sitzt aufgestützt und eine Hand an der Schläfe. Hinter der niederen Tür in der Holztäfelung klopft es leise. Er schrickt auf. Mit der Hand zum Herzen:

„Es ist so weit? ... Wie lächerlich aufgeregt ich bin! Und ich fürchte mich doch nur, weil sie schön ist?... Werde ich sie besitzen: vorher noch? Schulde ich es mir nicht? Dann werde ich sie also besitzen.“

Er geht gesenkten Kopfes umher, bleibt vor dem grossen Spiegel stehen und starrt hinein.

„Warum empfange ich sie: vorher noch? Wer zwingt mich? Den Befehl, den ich in einer halben Stunde geben werde, kann ich ihn nicht gleich jetzt geben? Muss ich mir erst beweisen, dass ich sie nicht fürchte?“

Er atmet keuchend, hastet zum Tisch, entnimmt ihm einen Dolch und verbirgt ihn im Uniformrock. Er will zur Tür. Anhaltend:

„Eine Frau!“

Und er zieht den Dolch hervor und trägt ihn wieder zurück.

„Ich fürchte sie doch nur, weil sie schön ist!“

Grübelnd:

„Das ist das Unleidliche: sie begehrt zu haben und nun, indes ich sie besitze, mir vorstellen zu müssen, wie sie — nachher sein wird. Denn nachher wird sie aussehen, wie die andern aussahen: wie alle Menschen aussehen, an die ich rühre.“

Sich aufrichtend, mit bösem Lächeln:

,,Die an mich rühren.“

Es klopft, noch leiser als das erstemal. Er öffnet und spricht hinaus.

„Ihr habt die Dame mitgebracht? Bittet sie, näher zu treten.“

Die Stimme einer alten Frau:

„Herbei, Signora, Seine Hoheit ruft Euch.“

Er tritt von der Tür zurück. Steif:

„Ich warte.“

Die Stimme der Alten:

„Wo bleibt Ihr, Signora? Was fällt Euch ein, den Herrn Herzog warten zu lassen! Wohin habt Ihr Euch versteckt, im Schatten all dieser hölzernen Heiden?“

Ein Gepolter. Ein Schrei.

Die Stimme der Alten:

„Signora Raminga! Was ist Euch geschehen?“

 

Raminga Guidati stürzt wankend herein. Sie ist in einem gebauschten dunkeln Seidenkleid, über dem Scheitel schwarze Spitzen, die unter der Brust uns durchsichtig verknotet sind.

Der Herzog:

„Sie sind also gekommen, schöne Naminga. Aber ich erwartete Sie nicht so bleich zu sehen —“

Leiser, starr:

„— schon beim Kommen.“

Raminga:

,,Hoheit, ein Schwert ist gefallen.“

„Ein Schwert?“

„Vor mir nieder. Es streifte meine Brust und meine Hand.“

„Sprechen Sie im Fieber?“

„Warum befahlen Sie der Kupplerin, mich durch diese dunkle Theaterruine zu führen? Mir schauderte gleich: es roch nach Moder. Die geschnitzten Bilder auf den Galerien bebten, wie ich ging, und wollten auf mich herabspringen. Einer liess sein Schwert fallen: warf es vielleicht nach mir?“

,,Sie sprechen wahrhaftig, wie jemand spräche, der das Schwert — verdiente.“

Sie rafft sich zusammen.

„Ich verstehe Sie nicht, Hoheit. Wissen Sie nicht, was es bedeutet, wenn zwischen zwei, die sich lieben, eine Waffe fällt? Einer von ihnen wird sterben. Sie lieben mich, liessen Sie mich wissen. Und mir —“

Sie nimmt die Haltung der Schamhaftigkeit ein.

„— sind Sie nicht gleichgiltig.

Er steht befangen.

„So begreifen Sie doch, dass dies Schwert, das herabfiel, mich um Ihretwillen in Schrecken setzte!“

Der Herzog, noch befangen:

„Was haben Sie mit Waffen zu tun, Signora?“

Er richtet sich auf, sieht sie scharf an.

„Fürchten Sie nicht auch für sich?“

Pause.

Er, weicher: