Der verführerische Plan des Milliardärs - Tara Pammi - E-Book

Der verführerische Plan des Milliardärs E-Book

Tara Pammi

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Beschreibung

Raphael Mastrantino ist außer sich: Völlig überraschend wird die junge Pia Alleinerbin des Milliardenimperiums Vito Automobiles. Bis jetzt hatte Raphael als CEO die uneingeschränkte Macht! Er fasst einen Entschluss: Wenn er die Enkeltochter des Firmeninhabers heiratet, ist seine Position gesichert. Dass es zwischen ihm und der aparten Pia prickelt, macht seinen Plan noch reizvoller. Tatsächlich verloben sie sich - bis Raphaels berechnender Plan kurz vor der Trauung auffliegt. Und trotz der überwältigenden Leidenschaft zwischen ihnen sagt Pia - Nein!

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Seitenzahl: 198

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Tara Pammi Originaltitel: „Bought with the Italian’s Ring“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2346 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ivonne Senn

Abbildungen: Harlequin Books S. A, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733710309

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Ihr ganzer Körper, der nach zwei Stunden tanzen überhitzt war, kribbelte mit einem Mal.

Pia Vito konnte den Moment, in dem ein plötzlicher kalter Schauer die warme Brise vertrieb, die durch die breiten Türen des großen Ballsaals der Villa ihres Großvaters wehte, beinahe auf die Sekunde genau bestimmen.

Es war der Moment, in dem er eintrat.

Raphael Mastrantino.

Der Patensohn und Protegé ihres Großvaters Giovanni.

CEO von Vito Automobiles.

Der Mann, vor dem die High Society Mailands in Ehrfurcht erstarrte.

Die Frauen um sie herum verfielen in stumme Verzückung, warfen ihm schmachtende Blicke zu und wiesen einander auf seine Vorzüge hin.

Seit Pia ihren lange verloren geglaubten Großvater Gio getroffen und er sie als seine Enkelin akzeptiert hatte, hörte sie ständig Geschichten über Raphael Mastrantino von ihm.

Und ihr dem Drama zugeneigter Großvater hatte dieses eine Mal nicht übertrieben.

Kein anderer Mann hätte den Ballsaal mit solch arrogantem Selbstbewusstsein betreten können – als gehörten das Anwesen und alle Menschen darin ihm.

Kein anderer Mann könnte in einem schlichten weißen Hemd so umwerfend aussehen und alle anderen Männer in ihren Smokings vollkommen overdressed wirken lassen.

Kein anderer Mann hätte die Aufmerksamkeit eines gesamten Ballsaals allein durch seine bloße Anwesenheit auf sich ziehen können.

Er fing ihren Blick quer durch den Saal auf und hielt ihn fest, als wäre er entschlossen, bis in ihre Seele zu schauen.

Es war, als hätte sich ein elektrischer Bogen zwischen ihnen aufgebaut – ein Konzept, das sie zu Hause gerade ihren Schülern aus der fünften Klasse erklärt hatte.

Kein ihr bekanntes Adjektiv konnte seine pure Männlichkeit beschreiben. Breite Schultern verjüngten sich zu einer schmalen Taille und langen Beinen. Solche Gesichtszüge sah man sonst nur an Skulpturen.

Sie musste all ihre Energie aufbringen, um ihr Lächeln beizubehalten.

Nicht einmal der Anflug einer Begrüßung erschien auf seinem strengen Gesicht. Dank des zynischen und abschätzenden Gesichtsausdrucks spürte Pia seinen Spott selbst auf die Entfernung bis in die Zehenspitzen.

Jede Wärme, die sie inmitten der tanzenden Menge empfunden hatte, erlosch, als sie begriff.

Der Patensohn ihres Großvaters akzeptierte sie nicht.

Darum hatte sie seinen Blick auf ihrem Rücken gespürt wie einen Laserstrahl.

Ihn ignorierend – was war, als versuchte die Erde die Sonne zu ignorieren – und mit ungelenken, gestelzten Bewegungen verließ sie die Tanzfläche und ging mit gesenktem Kopf weiter.

Sie rannte direkt in etwas so männlich Solides, dass ihr der Atem stockte. Mit einem unterdrückten Fluch blickte sie auf – und war gefangen von den dunkelsten Augen, die sie je gesehen hatte. Sie waren eingerahmt von so dichten Wimpern, wie selbst die beste Wimperntusche sie niemals hinbekäme.

Wann war er ihr so nahegekommen?

Seine Finger berührten ein Stück nackter Haut, das ihr Kleid und die Handschuhe an den Armen nicht bedeckten. Seine Fingerspitzen drückten sich in ihre Haut – nicht hart, aber auch nicht sanft. Als ob er wüsste, dass sie ihm entfliehen wollte.

Unter seinem abschätzenden Blick zog eine zornige Röte über ihren Hals auf ihre Wangen.

Sie hatte sich mit Männern nie wohlgefühlt. Hatte keine Ahnung von der subtilen, komplexen Sprache des Flirts, die zumindest ihre jüngeren Lehrerkollegen so mühelos zu beherrschen schienen. Selbst mit Frank hatte sie zwei Monate gebraucht, um einen vernünftigen Satz zustande zu bringen.

Aber das hier fühlte sich an, als wäre sie nackt, als lägen ihre schlimmsten Ängste – die Einsamkeit nach dem Tod ihrer Großmutter, der überwältigende Wunsch, irgendwo dazuzugehören – ausgebreitet vor ihm.

„Sie laufen doch nicht vor mir davon, oder, cara mia?“, fragte eine tiefe, seidige Stimme, die Schmetterlinge in ihrem Magen aufsteigen ließ.

Als sie mit ihm zusammengestoßen war, hatte sie sich mit den Händen abstützen müssen. Auf ihm. Genauer gesagt auf seinem Bauch. Er war eine Granitmauer unter ihren Händen. Sie bewegte ihre Finger, um zu sehen, ob da irgendwo Weichheit war, ob irgendwo etwas nachgeben würde.

Der Druck seiner Finger an ihrem Handgelenk verstärkte sich und beendete ihre Erkundungen. „Können Sie nicht sprechen?“ Nun klang er kalt und verärgert. „Kommunizieren Sie stattdessen, indem Sie Männer berühren?“

Pia zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Das war doch lächerlich. Sie bändigte jeden Tag zwanzig Elfjährige in ihrem Klassenzimmer! Wie konnte er etwas so Peinliches aussprechen, das lediglich eine Stressreaktion gewesen war?

„Ich habe Kopfschmerzen“, brachte sie irgendwie heraus, und zum Teil stimmte das. „Ich bin es nicht gewohnt, so viel Schmuck zu tragen. Die Designerschuhe, die ich trage, bringen meine Füße um. Bitte entschuldigen Sie mich.“

„Wie charmant Sie lügen, Ms. Vito.“

Er sprach die Beleidigung mit so weicher Stimme aus, dass sie einen Moment brauchte, um sie zu erkennen.

„Als Nächstes werden Sie mir erzählen, Sie hassen diese Art von Partys und hätten nur für Gio gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Und dass der Schmuck und das Kleid und die Schuhe – die Sie übrigens als wandelndes Vermögen auszeichnen – nicht wirklich Ihr Ding sind.“ Die letzten Worte sprach er mit einem übertriebenen amerikanischen Akzent aus. „Sie haben es bestimmt auch nicht genossen, mit jedem Mann zu tanzen, der Sie wegen der unschuldigen Einladung in Ihren Augen dazu aufgefordert hat. Dieser ganze Abend ist für Sie nur eine ausgeklügelte Scharade, die Sie wie ein braves Opferlamm ertragen.“

Genau das hatte sie getan.

Das Kleid, die Schuhe, der Schmuck, selbst die komplizierte Hochsteckfrisur waren nicht sie. Aber sie hatte geschwiegen.

Weil sie wollte, dass Giovanni stolz auf sie war. Weil sie jemand anderes sein wollte, wenn auch nur für eine Nacht. Weltgewandt und charmant und keine Frau, die auf Lügen hereinfiel und sich in erdrückenden Schulden wiederfand.

Doch dieser arrogante Mann ließ es so klingen, als wäre es undenkbar, dass Pia die Aufmerksamkeit nicht wollte.

„Sie haben bereits Ihre Schlussfolgerungen gezogen, Mr. Mastrantino.“

„Woher wissen Sie, wer ich bin?“

„Gio hat mir erzählt, Sie wären der attraktivste, mächtigste und arroganteste Mann, den ich je treffen würde. Er hatte recht.“ Ihre Wangen wurden heiß, als er eine Augenbraue hob.

Sie schaute sich im Ballsaal um. Jedes Augenpaar war auf sie gerichtet. Als sie den silbernen Schopf ihres Großvaters ausmachte, schickte sie ihm eine stumme Bitte, sie zu retten.

Doch als hätte er sie nicht gesehen, setzte Gio seine Unterhaltung fort. Es war, als spielten Mr. Mastrantino, Gio und selbst die Gäste ein Spiel, dessen Regeln Pia niemand erklärt hatte.

„Dann sind Sie im Vorteil, denn er hat mir nichts von Ihnen erzählt. Bis ich die Einladung sah, wusste ich nicht einmal von Ihrer Existenz. Ein Ball zu Ehren von Pia Alessandra Vito.“ Er war ein paar Zentimeter größer als sie, und sie war schon ungewöhnlich groß. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Pia sich zart, ja sogar zerbrechlich. „Giovannis verloren geglaubte Enkeltochter ist endlich an den Busen ihrer liebenden Familie zurückgekehrt, und sein Vermächtnis wird der Gesellschaft präsentiert wie die Kronjuwelen.“

Warum ist er meinetwegen so gereizt?

„Die Aschenputtel-Geschichte des Jahres“, fuhr er fort, und um seinen sinnlichen Mund lag ein harter Zug. „Ich nehme an, Gio hat auch einen Prinzen für Sie gekauft, mit dem Sie tanzen, bevor die Uhr Mitternacht schlägt?“

Einen Prinzen für mich gekauft?

Als ob ein Mann gekauft werden müsste, um mit ihr zusammen zu sein! Pia spürte, wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. Raphael hatte keine Ahnung, wie tief sein gedankenloser Kommentar sie traf. Wie sehr er schmerzte.

„Gio weiß, dass ich keinen will …“ Die Worte erstarben, als sie im Geist all die Männer durchging, die sie heute Abend umworben hatten.

Warum hatte Gio so viele junge Männer im heiratsfähigen Alter eingeladen? Warum war jeder einzelne von ihnen direkt auf sie zugekommen? Sicher, sie war der Ehrengast, aber trotzdem. Auf dem Ball gab es auch andere Frauen.

Ein Schauer überlief sie.

„No?“ Raphael betonte das Wort auf eine Weise, die ihr verriet, dass er ihr nicht glaubte. „Warum, glauben Sie, überschlagen sich all diese Männer förmlich, um mit Ihnen zu tanzen? Wegen Ihrer großen Schönheit?“ Sein Blick glitt über sie hinweg. „Ihrem Talent zu charmanter Konversation? Ihrer bemerkenswerten Präsenz?“

Mit jeder weiteren abwertenden Frage wusste Pia, dass er recht hatte. Aber sie sollte verdammt sein, wenn sie hier noch einen weiteren Moment stehen blieb und sich von ihm verspotten ließ.

Sie drehte sich um – und stolperte. Starke Arme schlangen sich von hinten um ihre Taille, bevor ihr Po mit dem schwarz-weißen Marmorboden in Kontakt kommen konnte. Seine muskulösen Unterarme berührten die Unterseite ihrer Bürste und drückten sie nach oben.

Pia klammerte sich an ihn. Ihr Atem ging flach. Die Gefühle, die in ihr tosten, waren zu viel, zu roh.

Langsam und ganz sanft drehte er sie herum und ging mit einer fließenden Bewegung vor ihr in die Knie.

Das Herz hämmerte in ihrer Brust.

Im Ballsaal hätte man eine Stecknadel fallen hören können, und es wäre wie eine Explosion gewesen.

Seine Hose spannte sich über seinen Oberschenkeln. Er wandte ihr sein Gesicht zu, während er behutsam ihren Fuß umfasste. Eine Strähne seines dichten schwarzen Haars fiel ihm in die Stirn. Er betrachtete ihr Gesicht, sein Blick glitt zu ihrer Kehle, wo ihr Puls heftig pochte, zu den Kurven ihrer kleinen Brüste, die von dem Mieder hochgedrückt wurden.

Er neigte den Kopf und stellte ihren rechten Fuß auf seinen linken Oberschenkel. Ihre Fingerspitzen ruhten auf seinen Schultern, und sie spürte, wie sich die Muskeln dort zusammenzogen.

Mit einer für sie völlig untypischen Häme hoffte Pia, der spitze Absatz würde seinen steinharten Oberschenkel durchbohren.

Mit geschickten Fingern öffnete er den zarten Verschluss ihrer Sandalette, zog ihr den Schuh aus und legte seine Finger auf ihre bloße Haut. Er massierte die schmale Druckstelle, die das Lederriemchen in ihrer Haut hinterlassen hatte. Vor und zurück, sanft, langsam, bis sie leise stöhnte.

Unentwegt sah er sie an, während er sie etwas absichtsvoller berührte.

Ein seltsames, verbotenes Verlangen breitete sich in ihrem Bauch aus. Ihr Herz schlug im Rhythmus der Bewegung dieser Finger. Als er mit der Hand höher glitt und beinahe ihr Knie berührte, riss Pia ihren Fuß zurück.

Und fiel, aus dem Gleichgewicht gebracht, gegen ihn.

Fluchend fing er sie auf. Aber er war selbst kniend so groß, dass sein Gesicht sich dabei in ihrem Bauch drückte. Unter der Wärme seines Atems zog sich ihr Innerstes so schmerzhaft zusammen, dass Pia wimmerte.

„Lassen Sie mich los“, verlangte sie.

Er zuckte mit den breiten Schultern und sah sie unschuldig an. „Sie werden fallen, wenn ich Sie loslasse.“

Dieser Mann war gefährlich. Was er sie so leicht fühlen ließ – das Stocken ihres Atems, dieser nervöse Knoten in ihrem Magen, die Wärme, die sich in jedem Muskel ausbreitete –, war gefährlich.

Anstatt ihren Fuß wieder auf seinen Oberschenkel zu stellen, legte sie eine Hand auf seine Schulter, fand ihre Balance und zog ihre andere Sandalette aus. Sie hielt ihre Schuhe mit der linken Hand, murmelte ein eiliges Danke an seiner Schulter und richtete sich auf.

Sie war erst ein paar Schritte weit gekommen, da stand er schon wieder vor ihr. „Es hat noch nicht Mitternacht geschlagen, also ist es sicher noch nicht an der Zeit für Sie zu verschwinden, oder?“

Nach seiner intimen Berührung zitterte Pia noch immer. Sein harter, schlanker Körper hatte seinen Abdruck auf ihr hinterlassen. „Sie sind kein Prinz. Eher der Teufel.“

Ihre Füße schmerzten, ihr Kopf pochte, sie war wirklich müde. Aber natürlich war der Patensohn ihres Großvaters mit einem Plan auf den Ball gekommen.

Er drehte sie an der Schulter herum und schob sie sanft in die Mitte der Tanzfläche. Ein arrogantes Nicken von ihm, und das Orchester spielte einen klassischen Walzer.

Eine seiner großen Hände umfasste ihre Taille, während die andere ihre Finger umfing. Sie versteifte sich, um ihn nicht mit ihrem Körper zu berühren. Ein paar Minuten glitten sie elegant über das Parkett, doch sie konnte sich nicht entspannen, konnte nicht ruhig atmen. Sein Duft stieg in ihre Nase. Überall, wo sie ihn berührte, war er hart und unnachgiebig.

„Mein Ego würde leiden, wenn ich nicht bereits wüsste, dass Sie mit anderen Männern genauso steif und ungelenk sind“, flüsterte er an ihrem Ohr.

Pia spürte, wie sie in den Tiefen dieser schwarzen Augen versank. Ja, sie war unscheinbar und ungelenk, aber kein Feigling. „Ich bin sicher, diesem riesigen Ego könnte ich keine Delle versetzen.“

Sein tiefes, raues Lachen erschreckte sie.

„Erzählen Sie mir von sich.“ Trotz ihres Widerstands hatte er sie näher an sich gezogen. Ab und zu berührte ihre Hüfte seinen Oberschenkel, und Pia erschauerte. „Von Ihren Träumen und Sehnsüchten“, fuhr er fort, als spüre er nicht, welche Qualen sie litt. „Vielleicht, welches Ihre Lieblingseissorte oder Ihr liebster italienischer Designer ist. Oder was Sie sich von Gio zu Ihrem Geburtstag wünschen.“

„Geburtstag?“

„Sie wissen schon, um die ganzen Jahre wiedergutzumachen, die er verpasst hat. Eine Jacht? Segeln Sie gern? Eine Wohnung in Venedig?“

„Ich habe keine Ahnung …“

Er wirbelte sie erneut auf dem Parkett herum.

„Wie alt sind Sie?“

„Dreiundzwanzig.“

„Für das junge Alter haben Sie schon viel erreicht.“

Ihr Körper war sich seiner so bewusst, dass ihr Gehirn den Sinn seiner Worte nicht verstand. „Bitte hören Sie auf. Hören Sie einfach auf. Ich bin … in diesen Dingen nicht gut.“

Beinahe abwesend strich er mit dem Daumen über die Adern auf ihrem Handrücken. „Was sind das für Dinge, in denen Sie nicht gut sind?“

„Mit Männern wie Ihnen umzugehen. Lächerliche Spielchen zu spielen. Ich bin nicht wie die anderen Frauen, die Sie vermutlich kennen. Ich bin nicht einmal wie die anderen Frauen, die ich kenne.“

Sein Blick glitt über die Tiara in ihrem Haar, die Diamanten an ihrem Hals. „Ich würde sagen, Sie machen das ganz gut. Nach allem, was ich so sehe, haben Sie Giovanni um den kleinen Finger gewickelt.“

„Ich weiß nicht, wie ich Ihre Worte entschlüsseln soll. Ich verstehe nicht, warum Sie entschlossen sind, mich hier vor all den Leuten bloßzustellen. Ich weiß nicht, warum Sie …“

Die Anziehung zu Gios Patensohn war das Letzte, was sie gebrauchen konnte. Vor allem, da er sie offensichtlich nicht leiden konnte.

Er sah sie an. Wieder traf sie seine unglaubliche Attraktivität wie ein Fausthieb in den Magen. „Warum ich was?“

„Warum Sie mich überhaupt so berühren. Ich weiß nicht, warum ich so auf Sie reagiere. Warum da dieses …“ Seine Augen flammten auf, und Pia hielt die Worte zurück, die aus ihrem Mund strömen wollten. „Und warum Sie so darauf versessen sind zu beweisen, welche Wirkung Sie auf mich haben, obwohl Ihr Blick voller Abscheu ist.“

Sein Mund verlor den zynischen Zug. Es schien, dass sie ihn endlich schockiert hatte.

Sein Griff wurde sanfter, und Pia löste sich von ihm. Der Marmorfußboden war kalt unter ihren Füßen und erinnerte sie daran, dass sie ihre Schuhe zurückgelassen hatte.

Aber sie war genauso wenig Aschenputtel wie Raphael Mastrantino ein Prinz war.

Raphael lockerte seinen Kragen. Sein gesamter Körper summte vor unterdrückter Energie, als wäre er ein hormongesteuerter Teenager.

Die Anziehung, die Pia auf ihn ausübte, entbehrte jeder Logik. Sie war nicht im konventionellen Sinne hübsch, war trotz ihres Kleides und des Schmucks nicht weltgewandt, und doch hatte sie etwas unwiderstehlich Verlockendes an sich.

Welche Frau aus seinem Umfeld würde so offen zugeben, was sie für ihn empfand? Und das mit einer so naiven Bestürzung?

Nein, erst gab es die Spielchen, die jede Frau spielte. Selbst seine Mutter hatte sie gespielt, als Raphael sich geweigert hatte, ihr den neuesten Vito Viva zu kaufen. Entweder sie kochte ihm jeden Abend sein Lieblingsessen, oder sie vergoss falsche Tränen über den Tod seines Vaters – alles nur, um ihm Schuldgefühle zu verursachen und ihn daran zu erinnern, dass er ein guter Sohn sein und ihr jeden ihrer teuren Wünsche erfüllen sollte.

Auch seine vier Schwestern spielten Spiele. Mit Raphael, mit ihren Freunden, die sie unausweichlich zu ihren Ehemännern gemacht hatten.

Keine würde jemals auf diese schlichte Weise zugeben, welche Gefühle ein Mann in ihr weckte. Keine stöhnte so sinnlich, wenn ein Mann ihren Knöchel berührte. Keine Frau, die er kannte, schaute einen Mann mit diesen großen, leuchtenden Augen an, als wäre er die Antwort auf all ihre Träume.

Kokette Blicke, sexuelle Anspielungen, Neckereien, sich anderen Männern an den Hals werfen, um ihn eifersüchtig zu machen – die Liste der Dinge, die seine Exfrau Allegra vor ein paar Jahren an ihm ausprobiert hatte, war endlos.

Ich bin nicht gut darin, Spielchen zu spielen.

Ihre Verzweiflung, ihre Verwirrung hatten echt gewirkt. Als ob ihr Körper sie verriet und sie nicht wusste, was sie tun sollte.

Entweder sie war wirklich naiv oder sie wusste einfach, wie man mit einem Mann umging, der so abgestumpft und zynisch war wie er. Vielleicht hatte sie entschieden, dass sie seine Aufmerksamkeit am besten erregte, wenn sie den traditionellen Mann in ihm ansprach. Den Neandertaler, wie Allegra ihn so oft genannt hatte.

Konnte das sein? Hatte sie beschlossen, seinem Misstrauen zu begegnen, indem sie sich seinen Vorlieben entsprechend verhielt?

Ein Schauer überlief ihn, als er seine Runde durch die Villa drehte, wie üblich, wenn er zu Besuch war.

Er zweifelte nicht daran, dass Gio im letzten Monat über ihn gesprochen hatte. Als sein Patensohn und Protegé war er Giovannis Stolz und Freude. Raphael hatte die kleine Zuliefererfirma für Automobilbedarf, die Gio ihm übertragen hatte, zu Vito Automobiles gemacht, einem führenden Unternehmen auf dem Gebiet.

Giovanni war seine Rettungsleine gewesen, als er als Siebzehnjähriger zu ertrinken gedroht hatte. Er war das Licht in einem langen, dunklen Tunnel gewesen, in den Raphaels schwacher Vater sie hineingestoßen hatte.

Was Giovanni nicht davon abhielt, ihn zu manipulieren. Während des gesamten Abends hatte er am Rand gestanden und der Szene zufrieden lächelnd zugesehen. Wie ein Marionettenspieler, der mit dem Ergebnis seines Fädenziehens sehr glücklich war.

Was auch immer der alte Mann vorhatte, es würde schließlich Raphael zufallen, hinter ihm aufzuräumen. So wie er Giovannis gierige Verwandte in Schach hielt. So wie er dafür sorgte, dass die Überbleibsel von Gios Zeit im Vorstand – Männer, die Raphael ohne zu zögern ein Messer in den Rücken rammen würden – nicht die Gewinne verspielten, die er erzielt hatte.

So wie er sich um die verschiedenen Zweige der Mastrantino-Familie kümmerte, ohne im Gegenzug etwas zu erwarten.

Und doch, als er einen der Angestellten über Pia ausfragte, war sich Raphael auf einmal bewusst, dass dies hier eine ganz andere Verantwortung war, als er sie sonst trug.

Denn keine nörgelnde Exfrau von Gio oder gierige Cousine seiner Mutter hatte sein Blut je so in Wallung gebracht.

Keine Frau hatte je seine niederen Instinkte so angesprochen wie diese angeblich so unschuldige Enkeltochter seines Patenonkels.

2. KAPITEL

Kaltes Wasser strömte über ihren Körper, als Pia Bahn um Bahn in dem Innenpool von Gios Anwesen schwamm, als wäre der Teufel hinter ihr her.

Raphael Mastrantino war ein Teufel.

Die Arroganz dieses Mannes!

Sie arbeitete ihre Wut am Wasser ab.

Ausgerechnet von ihm muss ich mich angezogen fühlen.

Stöhnend tauchte sie mit dem Kopf unter Wasser. Sie spürte immer noch das träge Gewicht seiner Hände an ihrer Taille. Seinen harten Oberschenkel, der sich an ihrem rieb …

Ihre einzige Genugtuung war, ihn überrascht zu haben, als er sie verspottet und aufgezogen hatte.

Sie und Raphael Mastrantino lebten in komplett unterschiedlichen Welten. Er hätte sie nicht einmal angeschaut, geschweige denn mit ihr getanzt, wenn sie nicht zurechtgemacht gewesen wäre – und wenn sie nicht Gios Enkelin wäre. Was sie jedoch nicht verstand, war, warum er das getan hatte. Warum hatte er sich so auf sie gestürzt?

Ihre Kraft ließ nach, während die Gedanken durch ihren Kopf wirbelten. Sie wollte gerade aus dem Pool steigen, da sah sie Raphael am Beckenrand stehen.

Sein weißes Hemd war bis zur Mitte aufgeknöpft und gab den Blick auf seine Brust frei. Ihr Magen zog sich zusammen. Seine rabenschwarzen Haare sahen ein wenig zerzaust aus.

Er hielt eine Flasche Pinot Grigio und zwei Weingläser in den Händen. „Ich musste einen der Angestellten bestechen, um Ihren Aufenthaltsort zu erfahren.“

„Ich mag Sie nicht Mr. Mastrantino.“

„Ich denke, Sie mögen mich ein wenig zu sehr. Weshalb Sie sich verstecken.“

„Nur weil mein Körper Sie für ein ausgezeichnetes männliches Exemplar hält und sich von Ihnen angezogen fühlt – was übrigens auf Millionen von Jahren der Evolution und chemischer Reaktionen beruht, die eine Frau dazu treiben, sich den stärksten Mann als Partner zu wählen –, heißt das nicht, dass mein Kopf dem zustimmt.“

Seine schwarzen Augen leuchteten auf, und er verzog amüsiert den Mund. „Dann haben Sie das Schauspiel mit den zitternden Lippen und dem leichten Keuchen also aufgegeben?“

Er klang beinahe enttäuscht. Pia seufzte. „Die Distanz hat mir geholfen, mich an die Rolle der Hormone in all dem zu erinnern. Nur wenn Sie in der Nähe sind, bin ich …“ Sie zuckte lässig mit den Schultern, was nicht ganz zu ihrem Stottern passte. „Bin ich nicht in der Lage, meine Reaktion zu kontrollieren.“

„Sie sollten mich Raphael nennen.“

„Das ist nicht nötig.“

Er stellte die Flasche und die Gläser auf einen Tisch und ließ sich auf einer Liege nieder. „Weil Sie jedes Mal weglaufen werden, wenn ich in der Nähe bin?“

„Ich bin mehrfach darüber informiert worden, was für ein wichtiger, mächtiger und wohlhabender Mann Sie sind. Sie leiten einen multinationalen Automobilkonzern in der Stadt und kontrollieren und organisieren offenbar nicht nur Gios Finanzen, sondern auch die der Familie Ihrer Mutter und Ihres Vaters und der Vielzahl an Cousins und Cousinen. Ich hingegen möchte diesen Sommer damit verbringen, Gio kennenzulernen. Ich habe mich von ihm zu dem Ball überreden lassen, weil es ihm sehr viel bedeutet hat. Sie sehen also, die Chance, dass Sie und ich Zeit miteinander verbringen, ist ziemlich gering.“

„Und wenn der Sommer vorbei ist?“, schoss er zurück und sprach damit genau das eine Thema an, über das Pia nicht reden wollte.

„Dieser Sommer ist nur ein Urlaub. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Gio mir glauben würde. Aber mein eigentliches Leben findet woanders statt.“ Ein Leben ohne Großmutter, ohne enge Freunde. Ein Leben, in dem sich niemand wirklich um sie kümmerte.

Weshalb sie so eine leichte Beute für Frank gewesen war.

„Weiß Gio von Ihren Absichten?“

„Nein, und davon soll er auch nichts erfahren.“ Langsam verlor sie die Geduld.

Das Wasser plätscherte still um sie herum.

„Sie starren mich an“, sagte sie leise.

„Sie sehen wie eine ganz andere Frau aus.“

„Ich hatte den ganzen Abend über fürchterliche Angst, irgendetwas über dieses wunderschöne, teure Kleid zu schütten. Ich habe die Angewohnheit, mich in größere Schwierigkeiten zu bringen als meine Schüler. Und ich bin es nicht gewohnt, Kontaktlinsen zu tragen. Jetzt ist die Kriegsbemalung abgewaschen, und meine Haare sind wieder in ihrem natürlichen, unkontrollierbaren Zustand.“ Sie zog an einer bereits getrockneten Korkenzieherlocke.

Er folgte ihrer Bewegung wie gebannt. „Ihre Schüler?“

„Ich unterrichte Naturwissenschaften in einer fünften Klasse.“