Der Verstoß - L. R. Carrino - E-Book

Der Verstoß E-Book

L. R. Carrino

4,5

Beschreibung

Don Antonio ist ein Boss der neapolitanischen Camorra, der seine Kinder im Geiste der Bibel erzogen hat. Sein Sohn Giovanni verbrachte einige Monate in der Jugendhaftanstalt und ehelichte dann Mariasole - eine Ehe, die den schwelenden Konflikt zwischen der eigenen und einer anderen Mafia-Familie beenden soll. Doch dann trifft Giovanni Salvatore. Er ist von ihm derart angezogen, dass er es ohne Salvatore nicht mehr aushalten kann. In der Welt des Don Antonio ist dies die größte Sünde. Eine Sünde, die teuer bezahlt werden muss. Der neapolitanische Autor L.R. Carrino erzählt von den intensiven inneren Kämpfen, die Giovanni ausfechten muss, bis er sein Anderssein akzeptiert, und legt dabei besonderes Gewicht auf die homophobe Intoleranz in der Welt des organisierten Verbrechens.

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Inhalte

Montag, 00.07 Uhr

Sonntag, 17.55 Uhr

Sonntag, 16.38 Uhr

Sonntag, 12.15 Uhr

Sonntag, 03.46 Uhr

Samstag, 22.45 Uhr

Samstag, 21.50 Uhr

Freitag, 23.49 Uhr

Montag, 02.18 Uhr

Christian Gabriele Moretti:

Der schwule Mafioso: Zur Konstruktion und

I. Homophobe Systeme

II. Dekonstruktion der Männlichkeit und di

2. Die Konstruktion von Männlichkeit und d

3. Schlussbetrachtung

Impressum

Promotion

Salvatore lacht, er hat weiße Zähne, volle Lippen, abstehende Ohren, grüne Augenund sieht mich an und lacht. Kein Auge lässt er von mir und hält sich an meinem Arm fest, nur nicht das Gleichgewicht verlieren, nur nicht abrutschen. Er klammert sich an mich, und wie klein Salvatore ist, wie ein winziger Wurm.

Montag, 00.07 Uhr

Mariasole hat recht. Kein Mensch verkauft in Neapel noch geschmuggelte Zigaretten. Damit gibt sich niemand mehr ab, es bleibt nicht genug hängen und dann die Bullen, immer und überall.

Ich meine, man muss sie ja nicht auf der Piazza Dante verkaufen, aber auf der San Domenico hat es immer noch welche gegeben. Sogar die Frau, die nahe der Poliklinik Zigaretten in ihrer Wohnung verkauft hat, ist vor zwei Monaten verhaftet worden. Sie haben sie geschnappt und Sohn und Schwiegertochter gleich mit. Die, die mir der Junge gegeben hat, sind viel zu leicht, die schmecken nicht. Außerdem rauche ich keine geschmuggelten Zigaretten, nur im Notfall. Sonntagnachts zum Beispiel, wenn alles geschlossen ist. Tja, und wie komm ich jetzt an Zigaretten? Ich muss wohl bis zur Piazza Garibaldi, dabei hab ich keine Lust, den Rettifilo entlangzufahren.

Ich binde mir die Armbanduhr über die Manschette. Die Schnalle ist defekt, sie geht immer auf. Und die Pistole stecke ich hinten in die Hose, unter das Hemd. Normalerweise trage ich sie so, dass sie nicht mit der Haut in Kontakt kommt, denn vom Metall kriege ich immer Ausschlag, aber im Sommer geht es eben nicht anders.

»Haben wir es eilig, Giovanni?«

»Ein wenig.«

»Was hast du vor? Es ist doch Sonntag.«

»Komm schon, Salvatore, bist du so weit? Wo hast du die Umschläge? Ist alles fertig?«

»Hier sind sie. In den gelben ist das Geld. Im weißen steckt die Liste mit den Namen und Adressen. Sonst weißt du doch nicht, wo alle wohnen.«

»Bist du bescheuert, oder was?«

»Ach was, wenn du fertig bist, verbrennst du die Liste samt Umschlag und keiner kriegt was mit.«

»Du bringst mich noch mal in Schwierigkeiten.«

»Schwierigkeiten bekommst du, wenn du das Geld nicht ablieferst.«

»Ja, schon gut ... ich fühl mich nun mal unsicher mit all den Namen und Adressen … «

»Und was willst du sonst machen? Etwa an alle Türen in Secondigliano klopfen?«

»Schon gut, Klugscheißer. Du bist immer super or ga nisiert, ein Scheißbuchhalter eben.«

Salvatore macht das Licht aus, schließt den Gashahn und schaltet den Hauptschalter der Wohnung aus. Wir gehen raus.

Acht Stockwerke, runter ist es angenehmer. Diese Wohnhäuser sind alt, fast alle Wohnhäuser in San Biagio sind alt und haben keine Fahrstühle.

Am Ende der Treppe liegt ein Innenhof. Als wir unten sind, fällt mir ein klappriger, blauer Fiat Punto auf. Er steht links, unter den kaputten Schaufensterscheiben, die Windschutzscheibe hat ein paar Löcher, anscheinend hat jemand auf die Scheibe geschossen, sie ist aber nicht zerstört worden und steckt immer noch im Auto.

Heute Nachmittag hat das Auto da nicht gestanden, ganz sicher nicht, ich sehe es zum ersten Mal. Aber heute Nachmittag bin ich auch mit den Gedanken woanders gewesen. Es hat auch in den letzten Tagen nicht hier gestanden, davon bin ich überzeugt. So geht das nicht, nein, so geht das überhaupt nicht, ich bin so durcheinander. Früher oder später bekomme ich noch eins über den Schädel und krieg es nicht mal mit.

Wir müssen über den Innenhof, bevor wir rausgehen. Ich sehe kurz hoch und entdecke sie an den Fenstern. So ist das nun mal, wenn man die Leute kennt, wenn man weiß, wie sie sind, wie sie sich bewegen, wie und warum sie sprechen, wenn man wirklich weiß, wie es in Neapel läuft, dann kann man mit diesen Scheißkerlen alles abziehen, was man will. Man kann sie sich hinten in die Tasche stecken, man kann sogar dafür sorgen, dass sie sich gegenseitig niedermetzeln. Man kann sie dazu bringen, den Blick zu senken, wenn sie einem begegnen.

Wir müssen über den Innenhof, bevor wir rausgehen.

»Und das Auto da?«

»Das haben die Jungs von oben hier abgestellt.«

»Das darf aber hier nicht stehen.«

»Und das sagst du mir?«

»Logisch. Wem denn sonst?«

»Okay. Ich rede morgen mit ihnen.«

»Ist schon gut, vergiss es. Ich bringe es ihnen schon bei.«

Im zweiten Stock lehnen drei Kerle am Geländer.

Einer raucht, einer spricht, einer trägt eine Militärmütze mit gebogenem Schirm. Er beobachtet uns, als wir unten vorbeigehen, gibt dann dem, der raucht, ein Zeichen. Der wiederum sieht den an, der spricht und jetzt plötzlich schweigt. Dann gehen sie hinein.

Salvatore spricht leise, sehr leise, damit man ihn nicht hört.

»Eins verstehe ich nicht ganz. Dein Vater hat nichts mehr dazu gesagt?«

»Wozu?«

»Na wegen der Gehälter, dass du sie verteilst ... «

»Immer noch diese Geschichte? Ich hab’s dir doch gesagt, wir haben es gemeinsam beschlossen, Papa und ich. Ist doch besser, ich bringe die Gehälter persönlich vorbei. Dann glauben sie, dass sie uns wichtig sind, sie denken, es interessiert uns, ob es ihnen gutgeht, ob sie alles haben, was sie brauchen.«

»Es gibt doch genug Leute, die das machen können. Es gibt andere. Warum musst ausgerechnet du das machen?«

»Die U-Boote setzen wir nur bei denen ein, die we nig bekommen. Die U-Boote bringen nämlich gleich noch den Einkauf mit, vor allem den Frauen, deren Männer im Knast sitzen. Was soll ich deiner Meinung nach machen? Soll ich dafür sorgen, dass einer von denen Franco ’O Vaccaro das Gehalt bringt? Der spuckt mir ins Gesicht, was noch harmlos wäre.«

»Schon klar, aber das habe ich nicht gemeint. Ich habe nicht von den U-Booten gesprochen.«

»Was ist denn los? Hast du ein Problem damit?«

»Nein.«

»Ich habe aber den Eindruck, es stört dich.«

»Aber nein, wie kommst du darauf? Du weißt doch genau, was ich sagen will.«

»Du bist doch so klug, warum fällt dir keine andere Lösung ein? Und jetzt hör auf damit, hier haben nämlich die Mauern Ohren.«

»Mein Güte, was sind wir empfindlich heute.«

Wir gehen durch das Tor, hinaus auf die Via San Biagio dei Librai, mein Blick begegnet dem der Alten und ich hebe kurz meine Hand und grüße. Um diese Zeit verkauft sie noch. Ich grüße auch den Jungen auf dem Mofa, der mir vorhin die Zigaretten gegeben hat. Auf der Piazza San Domenico beobachtet uns eine Gruppe Drogenkuriere, es müssen so sechs bis zehn sein. Ich habe das Gefühl, alle beobachten mich, sie gaffen uns an, durchbohren uns mit Blicken, als wüssten sie Bescheid. Automatisch gehe ich ein wenig schneller, sodass Salvatore hinter mir bleibt.

Wir sind am Auto. Ich habe es an der Mezzocannone abgestellt und dabei unmöglich geparkt. Natürlich steckt ein Strafzettel am Auto. Interessiert mich einen Dreck, morgen sorge ich dafür, dass er sich in Nichts auflöst. Wir steigen ein und ich starte den Motor. Dann mache ich Musik an. Salvatore sieht mich an, sagt nichts, lauscht nur der Musik. Er dreht den Rückspiegel auf seine Seite, betrachtet sich, macht einen Finger feucht und fährt sich damit über die Augenbrauen. Dann dreht er den Spiegel wieder zu rück, bringt ihn wieder in die Position von zuvor, aber nicht ganz genau und ich sehe jetzt hinten gar nichts mehr.

Ich will, dass du bei mir bist

wenn draußen schlechtes Wetter ist

ich will, dass du bei mir bist

aber ich will nichts wissen

»Was ist das? Die neue CD von Ida?«

»Ja, genau, die hat mir Peppino besorgt.«

Ich verlasse die Mezzocannone, fahre Richtung Rettifilo, ich will nämlich zum Bahnhof und rote Marlboro kaufen. Doch ich überlege es mir anders und fahre zurück, Richtung Piazza Borsa, jemand wird schon noch offen haben.

Wir lieben uns nur

und sprechen nie

wie schlimm ist es danach

wenn du gehst

und nichts mehr von mir willst

»Wann ist sie rausgekommen?«

»Sie ist noch nicht rausgekommen.«

»Der Song ist schön ... «

»Ich hab Hunger. Gehen wir ’ne Pizza essen.«

»Ist es nicht zu spät dafür?«

Ich fahre durch den Tunnel. Es stinkt zwar ein wenig, aber es ist kühl. Draußen ist es verdammt schwül, man zerfließt förmlich, und von der Klimaanlage bekomme ich Kopfschmerzen.

ZuCiroin Mergellina. Vorhin habe ich noch Hunger gehabt, jetzt ist er mir vergangen. Vielleicht esse ich etwas Obst oder ein Eis, obwohl, vielleicht esse ich doch eine Pizza Margherita, schließlich ist es von der Piazza San Nazzaro nur zwanzig Meter bis zuCiro. Ich parke.

Mir platzt gleich der Schädel, es pocht nur so hinter meiner Stirn.

Verdammt, wie ist Pompeji doch schön, auch ohne Klimaanlage.

»Los geht’s, Salvatore.«

»Und was ist mit dem Zeug hier?«

»Das nehme ich mit.«

»Warte, ich hab doch den Rucksack dabei, da können wir alles reintun.«

»Ja, okay, aber gib ihn mir.«

»Denkst du, ich bin bescheuert, oder was?«

»Nein. Aber ich will ihn tragen.«

»Warum haben wir das Zeug eigentlich nicht zu Hause gelassen? Wir hätten es auf dem Rückweg mitnehmen können. Du musst mich danach sowieso nach Hause fahren ... «

»Ich hab keine Lust, noch mal die Treppen hochzusteigen … Jetzt gib schon den Rucksack her.«

Bevor ich aussteige, stelle ich den Rückspiegel besser ein. Den weißen Panda dort habe ich vorhin auf der Piazza San Domenico gesehen. Ich werfe einen Blick in den Spiegel, bringe meine Haare in Ordnung und sehe durch die Heckscheibe, wie Leute vorbeigehen. In dem weißen Panda sitzt eine blonde Frau und telefoniert. Als sie fertig ist mit Telefonieren, steige ich aus und sie lässt den Motor an und fährt davon. Einen Augenblick lang habe ich gedacht, es sei Mariasole mit einer Perücke auf dem Kopf. Mariasole, die mir nachgefahren ist, die wissen, die verstehen will. Aber dann denke ich, das ist unmöglich, überall sehe ich Mariasole. Außerdem kann ich mir gar nicht vorstellen, dass sie sich eine Perücke kauft, um mir heimlich nachzufahren. Salvatore geht schon wieder neben mir. Aber im Grunde ist doch nichts dabei, wahrscheinlich habe nur ich alle möglichen Filme im Kopf. Das hat mir noch gefehlt: Ich muss mich beruhigen, darf jetzt nicht in Panik geraten. Die Leute könnten es förmlich riechen, wenn sie merken, wie unsicher und nervös ich bin. Aber das mit Salvatore und mir ist ein Geheimnis in dieser Stadt. In dieser Stadt, wo alles hinter geschlossenen Türen geschieht, die Salz über die Schulter wirft, um das Böse und das Unglück abzuwenden. In unserer Stadt sind wir Waisen, sozusagen, und wir machen auch unsere Kinder zu Waisen, früher oder später. Wir werden erschossen, irgendwann schießen sie auf jeden von uns. Und auch in der »Familie« sind wir Waisen, wir denken nur ans Geld und daran, so lange wie möglich zu leben, jeder kümmert sich nur um seinen eigenen Kram. Und die Geheimnisse, die wir haben, bleiben nicht lange geheim. Das weiß ich, es ist unmöglich. Wir müssen leben wie die Maulwürfe, unter der Erde. Und dort sind wir, unter der Erde. Nur dort können wir unser Leben leben, ein wenig zumindest, ein wenig leben, wie es sich gehört.

Verdammt, es ist spät geworden, ich muss nach Hause. Mariasole macht sich womöglich Sorgen. Sie hat schließlich schon so viel um die Ohren, den Großhandel für Reinigungsmittel, die Zahlungen, den Verkauf und diese Woche macht sie auch noch Inventur, ganz allein. Immer will sie alles ganz allein machen, lässt sich nicht mal von den Buchhalterinnen helfen. Und ich will nicht, dass sie sich auch noch meinetwegen Sorgen macht.

»Wolltest du nicht was essen, Giovanni?«

»Nein, mir ist der Hunger vergangen. Außerdem machen sie gerade zu … «

»Alles in Ordnung?«

»Ja, doch, alles in Ordnung … komm, lass uns an die Stelle gehen.«

»Wie spät ist es denn?«

»Also was jetzt? Gehen wir?«

»Du bist verrückt, Giovanni, irgendwann erwischen sie uns noch mal.«

»Wieso bin ich verrückt? Es ist doch schön … wir betrachten nur den Mond, mehr nicht.«

»Ja, klar, den Mond! Du willst mich wohl verarschen ... brennst du mir die neue CD von Ida?«

»Morgen, okay? Kommst du nun mit oder nicht?«

»Ja.«

»Aber zuerst hole ich mir ein Eis.«

»Ein Eis? ... wie du willst ... «

***

Sie wollen gerade schließen. Ich nehme nur Pistazie. Salvatore bezahlt. Kaum bin ich mit der Zunge über das Eis gefahren, spüre ich einen stechenden Schmerz im Mund, oben links. Der Weisheitszahn macht mir Probleme, ich vermute, der schafft es nicht, durchzubrechen, morgen gehe ich zum Zahnarzt. Wir nähern uns dem Leuchtturm, gehen durch die enge Gasse. Inzwischen ist es nach Mitternacht. In einer Seitenstraße vollführt ein LKW ein seltsames Manöver, auf einer so kleinen Fläche, um diese Zeit. Der ist verrückt, das schafft er niemals, einen Anhänger hat er auch noch dran. Was hat der denn sonntags um diese Zeit hier verloren? Das Eis geht mir auf den Wecker, ich werfe es in hohem Bogen über die Mauer, direkt auf die Klippen.

Der LKW ist langsam, sehr langsam, im Rückwärtsgang gefahren. Ich schau mich um, es ist niemand mehr da. Ab und zu hört man ein paar Geräusche von den Klippen, wahrscheinlich eine Nutte, die es einem Kunden besorgt, oder eine Transe, die sich in den Arsch ficken lässt.

Wir sind am Ende der Gasse angelangt, weiter darf man nicht gehen, nicht mehr. Vor einiger Zeit haben sie einen Zaun aufgestellt. Wir klettern rüber und gehen auf den Felsen weiter.

»Giovanni, nicht so schnell, ich hab glatte Schuhe an.«

»Dann halt dich an mir fest.«

»Als ob das so einfach wäre.«

»Na dann pass eben auf.«

»Wie heißt eigentlich das Lied, das wir im Auto gehört haben?«

»Keine Ahnung … Gib mir endlich den Rucksack! Ich trage ihn, das habe ich dir doch vorhin schon gesagt.«

Auf dem letzten Felsen, danach kommt nur noch das Meer. Auf der linken Seite liegt ein Kreuzfahrtschiff und heute Nacht geht auch gar kein Wind. Salvatore sagt, ich bin ein Vieh, er nennt mich ein Tier. Er lacht, als würde er nie mehr aufhören wollen, und so nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände und küsse ihn.

Sonntag, 17.55 Uhr

»Mach schon auf, Salvatore, es ist verdammt heiß hier draußen.«

Salvatore macht auf, ich gehe durch das Tor und über den Innenhof. Es ist kein Mensch zu sehen, man hört nichts, es herrscht Totenstille. Je näher ich den Treppen komme, je weniger scheine ich zu sehen. Mir ist, als wollten die Treppen mich herausfordern, mir den Mut nehmen. Ich höre, wie sie sagen: »Wir sind sehr viele, eine große Anzahl.« Schon als ich auf die Klingel gedrückt habe, sind sie zu einer fixen Idee geworden und haben sich in meinem Hirn festgesetzt. Es kümmert mich einen Scheiß, dass es hier so verdammt heiß ist, dass ich beinahe zerfließe, ich erreiche die Treppen, schau sie an und sprinte los!

Ich laufe die Treppen hoch. Schnell. Auf jedem Absatz hole ich Luft, wie ein Schwimmer bei jedem Armstoß. Einatmen, Treppe, ausatmen. Einatmen, Treppe, ausatmen. Sieben Stockwerke hoch, nicht aber beim letzten, hier ist die Treppe schräger, steiler. Auf dem letzten Absatz hole ich keine Luft, renne los und spurte ohne Pause die letzte Treppe hoch, nehme so zusagen die Beine in die Hand und rase wie ein Irrer nach oben.

Das schwarze Hemd durchgeschwitzt. Die schwarze Jeans klamm. Die Unterhose klatschnass, die Atmung im Eimer, die Eier schweißgebadet, die Arschritze feucht, ich bin wie aus dem Wasser gezogen.

Salvatore macht auf, bevor ich klopfe.

»Du musst immer rennen, oder? Irgendwie bist du nicht ganz dicht ... Und die Schlüssel?«

»Uh ... hab ich nicht ... Mann, ich schwitze ... Wasser. «

»Komm endlich rein.«

»Hast du Wasser da?«