Der Vital-Code - Dr. med. Carsten Lekutat - E-Book

Der Vital-Code E-Book

Dr. med. Carsten Lekutat

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Beschreibung

Der neue Gesundheitsratgeber des Bestsellerautors - mit dem richtigen Lebensstil zu Vitalität und Longevity Lassen Sie sich nicht täuschen: Auch wenn Alterung normal ist, sind die meisten Beschwerden eben nicht normal. Wir mögen altern, müssen jedoch nicht zwangsläufig alt und gebrechlich werden – besonders nicht, wenn wir die Signale unseres Körpers verstehen und entsprechend handeln.  Stille Entzündungen, Hormonstörungen, Erschöpfung, Schlafprobleme oder ein Mangel an wichtigen Mikronährstoffen – all diese Probleme stehen einem langen und gesunden Leben im Weg. Dr. med. Carsten Lekutat klärt über alltägliche Symptome auf, damit wir das Frühwarnsystem des Körpers entschlüsseln lernen und die richtigen Entscheidungen treffen.  Wirksame Tools, die man einfach in den Alltag integrieren kann Dr. Carsten Lekutat erläutert fachkundig und unterhaltsam, auf was wir z. B. bei der Ernährung, beim Umgang mit Stress oder unseren Schlafgewohnheiten achten müssen. Ebenso benennt er die entscheidenden präventivmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, die jeder von uns in Betracht ziehen sollte. Langlebigkeit heißt: Ein langes und gesundes Leben führen, während wir unsere Lebenszeit vital und aktiv gestalten – über die gesamte Lebensspanne.

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Seitenzahl: 273

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Dr. med. Carsten Lekutat

Der Vital-Code

Entschlüssle die Signale deines Körpers für ein langes und gesundes Leben

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Der neue Gesundheitsratgeber des Bestsellerautors – mit dem richtigen Lebensstil zu Vitalität und Longevity

Lassen Sie sich nicht täuschen: Auch wenn Alterung normal ist, sind die meisten Beschwerden eben nicht normal. Wir mögen altern, müssen jedoch nicht zwangsläufig alt und gebrechlich werden – besonders nicht, wenn wir die Signale unseres Körpers verstehen und entsprechend handeln.

Stille Entzündungen, Hormonstörungen, Erschöpfung, Schlafprobleme oder ein Mangel an wichtigen Mikronährstoffen – all diese Probleme stehen einem langen und gesunden Leben im Weg. Dr.med.Carsten Lekutat klärt über alltägliche Symptome auf, damit wir das Frühwarnsystem des Körpers entschlüsseln lernen und die richtigen Entscheidungen treffen.

Wirksame Tools, die man einfach in den Alltag integrieren kann

Dr.Carsten Lekutat erläutert fachkundig und unterhaltsam, auf was wir z.B. bei der Ernährung, beim Umgang mit Stress oder unseren Schlafgewohnheiten achten müssen. Ebenso benennt er die entscheidenden präventivmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, die jeder von uns in Betracht ziehen sollte.

Langlebigkeit heißt: Ein langes und gesundes Leben führen, während wir unsere Lebenszeit vital und aktiv gestalten – über die gesamte Lebensspanne.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Einleitende Zitate

1. Biohacking: Der Weg der Selbstoptimierung

Warum man ohne Energie keinen Marathon laufen sollte

Abwägen von Nutzen und Risiken

Die Vielfalt der Methoden – maßgeschneiderte Lösungen für jeden

2. Langlebigkeit: Die Zukunft der Medizin

Die Vision Longevity

Healthspan – die Bedeutung gesunder Lebensjahre

Präemptive Therapie – ein neuer Ansatz

Biohacking und Transhumanismus

Die Realität des Transhumanismus

Der Traum von Unsterblichkeit

3. Der Vitalcode: Schlüssel zur Gesundheit

Körperliche Kommunikation – der Vital-Code im Alltag

Joggen – Feedback für den Körper

Diabetes an der Haut erkennen

Krankheitserreger und ihr Einfluss auf das Verhalten

Der Zombie-Ameisen-Pilz

Toxoplasma gondii

Zurück zur Praxis – Hannahs Fall

Der Zusammenhang von Infektionen und psychischen Erkrankungen

Diagnose und weitere Schritte

Reflexion über individuelle Therapieansätze

4. Vorsorge: Chancen und Risiken

Gesundheitliche Probleme rechtzeitig erkennen

Was ist die Vortestwahrscheinlichkeit?

Die Bedeutung von Diagnostik in der Präventivmedizin

Die Rolle von Prävalenz und Sensitivität

Vorteile serieller Untersuchungen

Die Herausforderung von Falschdiagnosen

Präventivmedizin im Niedriginzidenzbereich

Einschränkungen der Einzeltest-Diagnose

5. Cholesterin: Freund oder Feind?

Cholesterin – mehr als nur ein einfacher Blutwert

Die Framingham-Studie – die Wurzel der Cholesterin-Forschung

Die 4S-Studie – der Durchbruch für Statine

Relative versus absolute Risikoreduktion – was bedeutet das für den Patienten?

Die WOSCOPS-Studie – Cholesterinsenkung als Prävention bei Gesunden

Zukünftige Entwicklungen – personalisierte Strategien

6. Präventivmedizin: Revolution der Gesundheit

Die faszinierende Welt der Anti-Aging-Forschung

Mein Auftritt als Comedian auf einer Anti-Aging-Konferenz in Peking

Biohacker und ihre visionären Ansätze zur Selbstoptimierung

Der umstrittene Biohacker Aaron Traywick

Präventivmedizin: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention

Die drei Säulen der Präventivmedizin

Die Zukunft der Prävention

Die UK Biobank – ein Datenschatz für die Gesundheitsforschung

Wie Medikamente die Lebenserwartung beeinflussen

Nebenwirkungen des Biohackings

Das Dilemma der präventiven Therapie

7. Stielwarzen: Warnsignal für Insulinresistenz

Insulinresistenz – der stille Begleiter von Stielwarzen

Warnsignal Stielwarze – handeln statt warten

Nicht jede Stielwarze bedeutet Insulinresistenz

Details zur Diagnostik – Bedeutung des großen Blutbildes

Der Triglycerid-Glucose-Index – ein einfacher Marker für Insulinresistenz

Den Vital-Code erkennen und verstehen

8. Entzündungen: Der stille Feind

Die Bedeutung stiller Entzündungen

Silent Inflammation – die unsichtbare Gefahr

Dr. Paul Ridker und die Entdeckung stiller Entzündungen

Der CRP-Wert und seine Rolle in der Diagnostik

CRP – der Schlüssel zur Erkennung von Entzündungen

Die Entdeckungen der stillen Entzündungen – eine medizinische Revolution

Der Gentranskriptionsfaktor NF-kB – ein Schalter für Entzündungen

Der NF-kB und die Ernährung

Stress als Katalysator für Silent Inflammation

Meditation im Biohacking

Wenn Meditation schwerfällt – technische Hilfsmittel?

9. Blutbilder: Mehr als nur Zahlen

Das Rätsel der unspezifischen Beschwerden

Der NLR-Wert – ein wichtiger Indikator für Silent Inflammation

Diagnose: Entzündungsprozesse im Verborgenen

Wenn die PLR-Werte erhöht sind

Weitere wichtige Entzündungswerte im Blut

Das AA/EPA-Verhältnis

Die Komplexität der Labordiagnostik

10. Parasiten: Unerwartete Verbündete

Fadenwürmer und das Geheimnis hinter dem Molekül ES-62

Wenn die Basistherapie nicht funktioniert

Antiinflammatorische Ernährungsweise

Makronährstoffe: Omega-6 und Omega-3

Ist ketogene Ernährung tatsächlich besser?

Mediterrane Ernährung als ideale Basis

Die Vorteile eines moderaten Fischkonsums

Die Drittel-Teller-Regel – einfach und effektiv

Zyklische ketogene Ernährung – das Beste aus beiden Welten

11. Omega-3: Wundermittel oder Mythos?

Die Herzgesundheit der Inuit und die Entdeckung der Omega-3-Fettsäuren

Kein Nutzen für Herzgesunde und mögliche Risiken

Positive Effekte nur bei bestehenden Herzerkrankungen

Natürliche Quellen versus Supplemente

Dosierung und individuelle Anpassung

12. Fasten: Der Jungbrunnen im Alltag

Die Wirkung von Fasten auf Entzündungsmarker

Verstecktes Übergewicht – schlank, aber entzündet?

Die fünf Gewichtstypen – dick, dünn und alles dazwischen

Fasten als Allheilmittel – positive Effekte auf Gesundheit und Alterung

Mein persönlicher Weg zum Fasten

Fasten – der schlaue Weg zur Gesundheit

Molekulare Mechanismen hinter dem Fasten

Zeitlich begrenztes Essen – flexibel in den Alltag integrierbar

Intermittierende Energieeinschränkung (IER) – die 5:2-Diät

Die Wahl der richtigen Fastenform

13. Smartwatches: Gesundheit am Handgelenk

Wie Vital-Codes unsere Fitness beeinflussen

Fitness – mehr als nur Ausdauer

Wenn Fitness zum Risiko wird – Fokus Ruhepuls

Der nächtliche Ruhepuls als Vitalparameter

Störungen des zirkadianen Rhythmus

Die Rolle von Licht und Bildschirmen

Ursachen für einen erhöhten Ruhepuls

Stress und Übertraining als Einflussfaktoren

Die Bedeutung der Herzfrequenzvariabilität (HRV)

Die Rolle von Smartwatches in der Gesundheitsüberwachung

14. Augenzwinkern: Botschafter des Körpers

Myokymie – unwillkürliche Muskelzuckungen

Der Magnesiumhaushalt – Stress und seine Auswirkungen

Vital-Code Augenzucken – ein frühes Warnsignal

Diagnose und Therapie bei Magnesiummangel

Lebensmittel zur Verbesserung des Magnesiumhaushalts

15. Stress: Der heimliche Alterungsbeschleuniger

Die HPA-Achse und die Folgen von Stress

Epigenetische Modifikationen und beschleunigte Alterung

Anzeichen und Messgrößen für innere Anspannung

Die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden

16. Schlaf: Das unterschätzte Elixier

Schlafstörungen und Krankheitsrisiken

Telomere – die Verbindung zwischen Schlaf und Alterung

Schlafmangel und sein Einfluss auf Hunger und Hormone

17. UPFs: Die versteckte Gefahr in unserer Nahrung

Die Gesundheitsrisiken von Ultra-Processed Foods

Die NOVA-Klassifikation – Einteilung der Lebensmittel nach Verarbeitungsgrad

Wissenschaftliche Belege – UPFs und das erhöhte Sterblichkeitsrisiko

Verarbeitete Lebensmittel führen zu Entzündungen und Geschmacksveränderungen

18. Blaumachen: Die Kunst der Lebensfreude

Blue Zones – wo Menschen länger leben

Der Lebenssinn als Quelle für Gesundheit

Gemeinsamkeiten der Blue Zones – Ernährung, Bewegung und soziale Bindungen

Oxytocin – das Kuschelhormon mit heilender Wirkung

Soziale Bindungen und die Stärkung des Gehirns

Die Nonnenstudie – was kognitive Reserve für unser Altern bedeutet

Gesund und aktiv altern – die Kraft der Gemeinschaft

19. Hormone: Dirigenten des Alterns

Präventivmedizin und Lifestyle

Würden Sie mit einer Pille Ihre Alterung stoppen wollen?

Die »Hallmarks of Aging«

1. Genomische Instabilität

2. Telomerverkürzung

3. Epigenetische Veränderungen

4. Verlust der Proteostase

5. Deregulierte Nährstoffwahrnehmung

6. Mitochondriale Dysfunktion

7. Zelluläre Seneszenz

8. Stammzellenschöpfung

9. Veränderte interzelluläre Kommunikation

Hormone und die interzelluläre Kommunikation

20. Lebensverlängerung: Medikamente versus Lifestyle

Die Studie der UK Biobank – Daten und Erkenntnisse

Lebensverlängernde Medikamente – Statine, Viagra und mehr

Individuelle Abwägungen und Ansätze

21. Gesundheit: Jetzt handeln für morgen

Strategien für eine gesunde Zukunft

Die besten Tipps für ein gesundes und langes Leben

Fasten Sie regelmäßig

Führen Sie ketogene Phasen in Ihr Leben ein

Vermeiden Sie UPFs und essen Sie Superfoods

Meditieren Sie und gehen Sie raus in die Natur

Bewegen Sie sich und kräftigen Sie Ihre Muskeln

Verausgaben Sie sich auch mal

Achten Sie auf Ihren Schlaf

Tracken Sie Ihre Gesundheit

Vertiefen Sie Ihre sozialen Interaktionen

Lassen Sie Ihre Hormone messen

22. Biohacking: Evolution in unseren Händen

Literatur

Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.

Kurt Tucholsky

Biohacking ist der Punk gegen die Grenzen des Menschseins.

sudo snglrt -on

1Biohacking Der Weg der Selbstoptimierung

Warum man ohne Energie keinen Marathon laufen sollte

So ein Marathon kann ganz schön lang sein. Genau genommen 42,195 Kilometer. Und genau diese Strecke hatte ich mir an diesem Tag im Spätsommer vorgenommen. Der Berlin-Marathon ist immer ein großes Event – für uns als Hobbyläufer eher eine Party als ein Wettkampf. Es geht ums Dabeisein, um die Freude am Laufen, die Gemeinschaft und den Spaß am Leben. Ich liebe das Laufen und empfinde dabei eine seltsam befriedigende Erfüllung. Doch irgendwie nicht an diesem Tag.

Ich hatte gerade einmal acht Kilometer hinter mir und bemerkte bereits, wie mich meine Kräfte verließen. Seltsam, denn eigentlich hatte ich mich beim Start noch fit gefühlt. Doch problematisch war nicht nur der Lauf an sich, sondern dass meine Frau mit mir lief. Und noch problematischer, dass sie selbst überhaupt keine Schwäche zeigte, sondern leichtfüßig neben mir hertrabte und mir nebenbei noch lange Geschichten aus ihrem Leben erzählte – während ich selbst kaum noch Luft bekam und meine Beine schmerzten. Und meine männliche Seele schmerzte ebenfalls.

Bei Kilometer zehn musste ich mir zumindest im Stillen eingestehen, dass es mir nicht wirklich gut ging. Meine Frau verlangsamte etwas und sagte: »Dann brich doch bitte ab.« Und natürlich hatte sie recht. Als Sportmediziner sage ich meinen Patienten ja auch, dass man auf die innere Stimme des Körpers hören und seine eigenen Grenzen anerkennen soll.

Aber doch nicht nach nur zehn Kilometern! Ich war verzweifelt. Und natürlich brach ich nicht ab. Ich war einfach zu stolz – ohne Luft und völlig kaputt, aber zu stolz, um die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Meine Frau ist keine passionierte Läuferin. Sie trabt ab und zu ein wenig durch den Wald und wollte mich auf diesem Marathon eigentlich nur ein paar Kilometer begleiten, um dann vorzeitig abzubrechen und mit dem Bus zum Ziel zu fahren, wo sie mich, den Helden über 42,195 Kilometer, empfangen wollte. Doch nun kam alles ganz anders.

Natürlich quälte ich mich weiter, nur um bloß keine Schwäche zu zeigen. Es war bekloppt, es war falsch, aber ich konnte nicht anders. Mit jedem Kilometer spürte ich, wie die Kraft meinen Körper verließ. Ich wurde immer langsamer. Durst! Ich hatte Durst! Bananen! Ich wollte Bananen!

Für diesen Marathon brauchte ich deutlich mehr als sechseinhalb Stunden. Geplant waren weniger als vier. Während des gesamten Laufs kam ich nicht dahinter, was an diesem Marathontag mit mir los war. Warum hatte mich die komplette Kraft verlassen? Warum war mein Energiehunger so groß, und warum wollte ich dauernd gesüßten Tee und Bananen in mich reinstopfen, als gäbe es kein Morgen? Doch auch nach dem Lauf ging es mir nicht wirklich besser. Ich atmete tief und schwer und musste den ganzen Nachmittag weiter süße Getränke und süße Lebensmittel nachfüllen. Am Abend, als ich noch immer völlig fertig auf der Couch lag, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Metformin!

Ich bin nicht nur Arzt, ich bin auch Biohacker. Okay, viele meiner Patienten und Freunde würden behaupten, ich bin ein zwanghafter Selbstoptimierer. Ein bisschen Nerd, ein wenig Freak. Auf Partys nicht unbedingt der beliebteste Gast – zumindest nicht, wenn es ungesundes Essen gibt und jemand den Fehler macht, meine Meinung dazu wissen zu wollen. Aber hey: Brokkoli geht doch immer!

Das Wort »Selbstoptimierer« gefällt mir natürlich nicht besonders. Mit »Biohacker« bin ich hingegen ganz zufrieden, denn das klingt für mich ein wenig nach »Held«. Es weckt Bilder von einem schwarzen Hoodie in dunklen Räumen, von Glory und Iron Man – also dem Superhelden, nicht dem in Hawaii.

Im Kern geht es beim Biohacking darum, die Kontrolle über die eigene Biologie zu übernehmen. Wir wollen unseren Körper und unseren Geist gezielt »hacken«, um uns und die Welt um uns herum zu verbessern – für bessere Leistung, mehr Wohlbefinden und mehr Gesundheit. Glaubt man den Biohackern, dann ist unser Körper ein wenig wie ein Computer, den man programmieren, upgraden und optimieren kann, wenn man nur weiß, wie. Und wie an einem Computer basteln wir Biohacker deshalb auch ständig an uns selbst herum. Wir experimentieren mit verschiedenen Methoden und Techniken, immer auf der Suche nach dem vollen Potenzial. Und es gibt viel zu basteln: von Ernährungsumstellungen, Fitnessprogrammen bis hin zur Verwendung verschiedener Medikamente – nahezu alles scheint möglich.

Abwägen von Nutzen und Risiken

Allerdings hat Biohacking auch Risiken. Einige Praktiken können gefährlich sein, und nicht alle Methoden sind wissenschaftlich fundiert. Deshalb teste ich neue Ansätze zunächst an mir selbst, ehe ich sie möglicherweise meinen Patienten empfehle.

Eine dieser Methoden, die ich gerade an mir selbst ausprobierte, war die Gabe von Metformin. Dieses Medikament wird für die Behandlung der Zuckerkrankheit eingesetzt und ist ein Standardpräparat für Diabetiker. Interessanterweise verlängert Metformin auch das Leben von Mäusen, selbst wenn sie keine Zuckerkrankheit haben.

Ich habe keinen Diabetes, aber ein um 5 Prozent verlängertes Leben würde mir schon gefallen. Bei Männern in Deutschland wären das immerhin fast vier Jahre mehr. Wir würden im Durchschnitt also nicht nur 78 Jahre, sondern fast 83 Jahre alt werden. Das ist viel Zeit. Vier Jahre können zum Beispiel den Unterschied ausmachen, ob man seine Urenkel noch kennenlernen kann oder nicht. Grund genug für mich, das mit dem Metformin einmal auszuprobieren.

Nun, ganz ehrlich: Es ist keine kluge Idee, einen Marathon zu laufen, während man Metformin nimmt. Die Energiebereitstellung im Körper ist dermaßen eingeschränkt, dass man kaum noch Power hat. Es ist nicht so, dass man einfach nur langsamer wird und sich irgendwann hinsetzen muss. Metformin kann in solchen Extremsituationen nicht nur bremsen, sondern sogar gefährlich werden. Es kann zu einer Laktatazidose bis hin zum Koma führen.

Mein Leistungsabfall und das enorme Energiedefizit beim Berlin-Marathon waren wahrscheinlich auf die Metformin-Einnahme zurückzuführen. Während des Laufs habe ich den Zusammenhang leider nicht erkannt, und am Abend, als ich völlig erschöpft auf der Couch lag, wurde mir dann angst und bange. So sollte Biohacking nicht sein! Meine Frau schüttelte nur den Kopf, als sie mir half, die dünne Nadel in meine Vene einzuführen, um mir selbst eine Infusion zu geben, die meine Stoffwechselstörung korrigieren sollte.

Während ich recht in mich gekehrt auf der Couch lag und die Infusionslösung betrachtete, die langsam meinen Normalzustand wiederherstellte, arbeitete es in meinem Kopf. Ist Selbstoptimierung zu jedem Preis sinnvoll? Sollten wir alles versuchen, was die moderne Medizin uns bietet? An diesem Abend wurde mir klar, dass Biohacking-Maßnahmen immer auch individuell angepasst werden müssen. Als Arzt behandle ich schließlich auch nicht alle Patienten gleich und setze jede verfügbare Therapie ein. Stattdessen wäge ich jedes Mal ab, ob mein jeweiliger Patient für diese Art von Behandlung infrage kommt und ob sie ihm nützt oder eher schaden könnte. Warum sollte das bei Biohacking-Maßnahmen anders sein?

Die wissenschaftlichen Untersuchungen an Mäusen, die die Effekte der Langlebigkeit von Metformin belegen, können wir natürlich nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen, auch wenn das die Hoffnung vieler Biohacker ist. Aber selbst wenn es so wäre: Es handelt sich um statistische Mittelwerte, und nicht jeder Mensch wird im gleichen Maße davon profitieren.

Die Vielfalt der Methoden – maßgeschneiderte Lösungen für jeden

Wir benötigen also auch im Bereich der Lebensoptimierung »Einstiegspunkte«, also Indikationen, wann wir eine Maßnahme beginnen und wann wir lieber die Finger davon lassen sollten. Vorsorgliche Maßnahmen müssen ebenfalls sehr individuell betrachtet werden. Und dabei denke ich nicht nur an die Gabe von Medikamenten. Ein häufiger Versuch, das Leben gesünder zu gestalten, besteht zum Beispiel in der Optimierung unserer Ernährung. Schon hier zeigt sich, dass nicht jede Ernährungsform für jeden Menschen gleichermaßen geeignet ist. Was dem einen guttut, kann für den anderen weniger hilfreich sein. Die Kunst des Biohackers besteht darin, genau diese Individualität zu erkennen.

Im Falle von Metformin war mir das – zumindest im Nachhinein – ziemlich klar. Wenn man einen Marathon läuft: Hände weg von diesem Medikament. An Tagen, an denen ich mich jedoch nicht körperlich verausgabe, könnte Metformin dennoch hilfreich sein.

Trotz meiner Erfahrung beim Berlin-Marathon bin ich weiterhin überzeugt, dass Biohacking eine sinnvolle Methode ist. Wir haben so viele Möglichkeiten, unser Leben in die richtige Richtung zu schubsen, dass wir das auch regelmäßig tun sollten. Wie weit wir dabei gehen, bleibt jedoch jedem selbst überlassen. Schon ein Verdauungsspaziergang nach einer üppigen Mahlzeit ist Biohacking. Durch die kurz ansteigende körperliche Belastung nach dem Essen verändern wir unseren Insulinspiegel und verhindern Entzündungen im Körper. Das ist Biohacking! Wenn ich meinem Hund über den Kopf streichle, wird in meinem Hypothalamus und meiner Hirnanhangsdrüse Oxytocin ausgeschüttet. Dieses Hormon sorgt nicht nur für Wohlbefinden bei mir und meinem Hund, sondern verbessert meinen Fettstoffwechsel und kann sogar das Wachstum von Krebszellen regulieren. Das ist Biohacking!

Jetzt könnte man sagen: Das ist doch super, also sollte jeder Mensch mehrmals am Tag einem Hund über den Kopf streicheln. Meine Hündin würde dem sofort zustimmen. Aber medizinisch gesehen gibt es in der Tat Menschen, die das besonders häufig tun sollten. Wir wissen zum Beispiel, dass soziale Vereinsamung im Alter nicht nur zu Depressionen führt, sondern handfeste körperliche Erkrankungen nach sich ziehen kann. Daher haben einige Pflegeheime damit begonnen, Tierbesuche nicht nur zu erlauben, sondern gezielt Therapiehunde einzusetzen, um die Gesundheit der Bewohner zu verbessern. Auch das ist Biohacking, und hier sehen wir sogar eine besondere und individuelle Indikation dafür.

In diesem Buch werden wir uns damit beschäftigen, welche Methoden die moderne Medizin zur Verbesserung unseres Lebens bietet, und gemeinsam versuchen, unsere Chancen auf ein langes und gesundes Leben zu erhöhen. Dies soll jedoch kein herkömmlicher Ratgeber für Anti-Aging-Maßnahmen sein. Die moderne Langlebigkeitsmedizin ist zwar unglaublich spannend – ich stehe immer wieder wie ein kleiner Junge mit großen Augen im Spielzeugladen vor der Vielzahl der Biohacking-Methoden –, aber wir dürfen nicht vergessen, dass nicht jede Methode für jeden Menschen gleichermaßen passt oder sinnvoll ist. Und genau das wollen wir herausfinden: Welche Methoden sind für wen geeignet?

Lassen Sie uns also gemeinsam zum Biohacker werden. Suchen Sie sich den nächsten Hund, streicheln Sie ihm über den Kopf, und los geht’s.

Gut zu wissen: Biohacking – Chancen und Risiken
Fakten
Was ist Biohacking?

Methode zur gezielten Optimierung von Körper und Geist

Ziel: Verbesserung von Leistung, Wohlbefinden und Gesundheit

Vergleich: Körper als »Computer«, den man upgraden kann

Beispiele für Biohacking

Ernährungsumstellung

Fitnessprogramme

Einsatz von Medikamenten

Risiken

Nicht alle Methoden wissenschaftlich erwiesen

Mögliche Gesundheitsgefahren bei falscher Anwendung

Bis hierhin

Individuelle Anpassung der Methoden notwendig

Abwägung von Nutzen und Risiken erforderlich

Nicht jede Methode ist für jeden geeignet

Wie geht es weiter?

Biohacking kann sinnvoll sein, erfordert aber einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema und individuelle Anpassung. Es reicht von einfachen Alltagsmaßnahmen bis hin zu komplexen medizinischen Interventionen.

2Langlebigkeit Die Zukunft der Medizin

Die Vision Longevity

Wo willst du in 800 Jahren leben? Dieser Satz schwirrte mir über viele Wochen im Kopf herum. Nicht etwa, weil mich das Thema Wohnen im Jahr 2823 wirklich beschäftigte – die Mietpreise in Berlin sind bereits in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass ich mir gar nicht ausmalen möchte, wie sie sich in den nächsten 800 Jahren entwickeln werden. Nein, dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf, weil genau dieser Spruch auf einem Wahlplakat der Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung an einer Laterne vor meinem Praxisfenster hing. Schwer zu glauben, aber diese Partei gibt es wirklich. Jedes Mal, wenn ich von meinem Schreibtisch aufstand, um einen Patienten in mein Sprechzimmer zu rufen, fiel mein Blick auf genau diesen Satz. Ist ja vielleicht auch nicht der schlechteste Start in eine ärztliche Konsultation.

Nun gut, die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung ist eine kleine politische Gruppierung in Deutschland, die sich fast ausschließlich mit nur einem Thema beschäftigt: der medizinischen Verlängerung des menschlichen Lebens. Aber das Thema Langlebigkeit, oder »Longevity« auf Neudeutsch, scheint wohl inzwischen in der Öffentlichkeit angekommen zu sein – zumindest an den Berliner Straßenlaternen.

Ja, wo will ich eigentlich in 800 Jahren leben? Wenn ich dieses Thema mit Freunden bei einem fröhlichen Zusammensein bespreche, höre ich meistens Antworten wie »Ich will gar nicht so lange leben«, »80 Jahre reichen mir völlig« oder »Der Mensch ist nicht für so ein langes Leben gemacht«. Klingt alles plausibel, aber ist das wirklich so? Sind Lebewesen aus gutem Grund sterblich by design? Und wollen die meisten von uns wirklich und aus gutem Grund keine 800 Jahre alt werden?

Wenn ich, ohne die Theorie der Longevity oder die Wohnsituation in 800 Jahren anzusprechen, die gleichen Freunde frage, ob sie morgen gerne noch leben würden, dann sagen sie immer »Ja, natürlich«. Dabei schauen sie mich ein wenig besorgt an – schließlich bin ich Arzt und könnte vielleicht etwas Krankhaftes an ihnen entdeckt haben, was ihnen selbst noch nicht aufgefallen ist. Egal, wie alt meine Freunde sind, auf die Frage, ob sie morgen noch leben möchten, sagen alle »Ja« – vorausgesetzt, sie sind gesund.

Dieser unbedingte Lebenswunsch kann sich dramatisch ändern, wenn die Gesundheit fehlt – wie ich leider auch regelmäßig in der Praxis erfahren muss. Wer krank ist, hoffnungslos, voller Schmerzen und kein eigenständiges Leben mehr führen kann, möchte nicht unbedingt morgen noch am Leben sein.

Wenn ich eine Partei wäre, würde mein Laternenplakat eher so aussehen: »Möchtest du in 800 Jahren noch gesund sein?« Diese Frage klingt schon ganz anders. Man könnte sie einfach mit einem »Ist egal, in 800 Jahren bin ich eh tot« beantworten. Oder man lässt sich auf das Gedankenspiel ein, dass es eine klitzekleine theoretische Möglichkeit gibt, in 800 Jahren doch noch auf diesem Planeten zu sein. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?

Zumindest der englische Altersforscher Aubrey de Grey ist davon überzeugt, dass das Altern ein lösbares Problem darstellt und dass die ersten Menschen, die 1000 Jahre alt werden könnten, bereits geboren sind und unter uns weilen. Eine gewagte These, und die Ansichten von de Grey werden weltweit sehr kontrovers diskutiert. Aber immerhin hören ihm viele seriöse Wissenschaftler zu, und viele seiner Ideen sind alles andere als nur heiße Luft.

Auf die Frage: »Möchtest du in 800 Jahren noch gesund sein?«, können wir also nicht einfach und guten Gewissens mit einem »Nein« antworten. Ich gehe davon aus, dass jeder von uns, sollte er im äußerst unwahrscheinlichen Fall in 800 Jahren doch noch leben, absolut gerne gesund wäre. Schließlich werden bestimmt auch im Jahr 2823 die Pflegeheime nicht die erstrebenswertesten Ort sein, um seine irdische Zeit zu verbringen.

Healthspan – die Bedeutung gesunder Lebensjahre

Unsere Lebenserwartung hat sich in den letzten 200 Jahren ungefähr verdoppelt. Im späten 19. Jahrhundert betrug sie für Männer noch knapp 36 Jahre und für Frauen 39 Jahre. Heute können Männer in Deutschland durchschnittlich rund 78 Jahre alt werden, Frauen sogar 83. Wenn wir jedoch über unsere eigene Spezies hinausblicken, entdecken wir noch beeindruckendere Lebensspannen. Ein Grönlandhai kann bis zu 500 Jahre alt werden und der Vulkanschwamm Anoxycalyx joubini, der in den Tiefen des antarktischen Ozeans lebt, sogar bis zu 10000 Jahre. Wenn Sie dem Schwamm die Frage stellen würden: »Wo willst du in 800 Jahren leben?«, wäre seine Antwort vermutlich: »Über meine Jugendjahre habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«

Ganz gleich, wie wir zu einem Lang-länger-am-längsten-Leben stehen, eins ist wahrscheinlich unbestritten: Wir wollen vor allem gesund sein. Fit, leistungsfähig und selbstbestimmt mitten im Leben stehend, egal, ob mit 0 oder mit vielleicht möglichen 120 Jahren. Altersmediziner sprechen hier von der Healthspan, der »Gesundheitsspanne« – also der Phase im Leben, in der ein Mensch gesund und frei von schweren Krankheiten oder Einschränkungen ist.

Im Gegensatz zur Lebensspanne (Lifespan), die die gesamte Lebensdauer einer Person angibt, konzentriert sich die Healthspan auf die Qualität dieser Jahre. Es geht jetzt also nicht mehr nur darum, lange zu leben, sondern auch möglichst lange gesund und aktiv zu bleiben. Konzentrieren wir uns auf die Verlängerung unserer Healthspan, könnte eine unerwartete Nebenwirkung auftreten: Wir könnten automatisch auch länger leben! Ha, erwischt! Denn vielleicht ist eine Lebensverlängerung einfach ein Nebeneffekt guter Gesundheit – nach dem Motto: Wenn ich Healthspan habe, bekomme ich Lifespan gleich mit dazu.

Natürlich können auch gesunde Menschen sterben, das bringt das Leben leider so mit sich. So wie eine Porzellantasse eigentlich ewig in der Küche stehen könnte, aber zerbricht, wenn sie uns runterfällt, ist auch das Leben von gesunden Menschen nicht vor Unfällen oder Pech gefeit. Aber im Großen und Ganzen sind Krankheiten und Alterungsprozesse nach wie vor die Hauptursache für das Sterben. Aber gibt es da eigentlich einen Unterschied? Könnte es sich bei Alterungsprozessen nicht auch um Krankheiten handeln? Anoxycalyx joubini, der Vulkanschwamm, würde uns sicherlich lauthals zustimmen.

Aber weg vom Schwamm und hin zum Menschen. Nehmen wir das Beispiel des Typ-2-Diabetes, des sogenannten Alterszuckers. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein galt unter Medizinern die Auffassung, dass Typ-2-Diabetes größtenteils eine Erkrankung der älteren Generation sei, eng verknüpft mit dem natürlichen Alterungsprozess und somit ein gewöhnlicher, unvermeidbarer Teil des menschlichen Älterwerdens. Auch heute noch wird häufig der Begriff »Alterszucker« verwendet, obwohl immer mehr jüngere Menschen an dieser Form der Zuckerkrankheit erkranken und wir Ärzte unser Augenmerk zunehmend auf den Lebensstil der Patienten richten statt auf ihr Lebensalter.

Beim Diabetes wissen wir inzwischen, dass es sich um eine Krankheit handelt, die erst mal nichts mit dem Alter zu tun hat. Könnten hinter anderen Alterungsprozessen unseres Körpers vielleicht ebenfalls Krankheiten stecken, die wir bisher nicht als solche erkennen und als »normale« Erscheinungen unseres Älterwerdens abtun? Eins ist klar: Viele altersassoziierte Erkrankungen haben das Potenzial, unser Leben zu verkürzen bzw. zu beenden, doch ihre rechtzeitige Therapie kann unser Leben verlängern. Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, viele Tumorerkrankungen – ich könnte diese Liste gefühlt endlos fortführen – sind alles Krankheiten, die wir vor allem bei älteren Menschen erwarten und die regelmäßig zum Tod führen. Doch sie können häufig vermieden oder zumindest begrenzt werden, wenn wir sie oder ihre Risikofaktoren und Vorstufen rechtzeitig erkennen. Osteoporose, Arthrose, Sehstörungen, Gedächtnisverlust usw. führen zwar nicht zwangsläufig zum Tod, sie können uns das Leben aber zur Hölle machen. Auch hier bietet eine sogenannte präemptive Therapie – also eine Behandlung, bevor die Krankheit tatsächlich ausbricht – ein enormes Potenzial.

Präemptive Therapie – ein neuer Ansatz

Hier sollten wir einen kurzen Moment innehalten. Ich spreche in diesem Zusammenhang wirklich von einer Therapie, nicht nur von einer allgemeinen Anpassung des Lebensstils. Also von der Therapie einer Krankheit, die noch gar nicht ausgebrochen ist. Tatsächlich stehen uns in der heutigen Medizin Methoden zur Verfügung, die weit über allgemein gefasste Lifestyle-Ratschläge hinausgehen. »Iss mehr Gemüse und beweg dich«, ist zwar ein toller Tipp, aber er wird der modernen Longevity-Medizin bei Weitem nicht gerecht.

Ich weiß schon: Etwas zu therapieren, was aktuell noch nicht vorliegt, sondern nur in der Zukunft droht, stellt die herkömmliche Medizin ziemlich auf den Kopf. Es ist ein, sagen wir mal, »anderes« Konzept von Krankheit. Aber moderne Langlebigkeitsmedizin – oder auch Langgesundheitsmedizin – sollte heutzutage deutlich individueller und zielgerichteter sein, als nur allgemeine Lifestyle-Ratschläge rauszuhauen. Nicht jeder Mensch profitiert von mehr Brokkoli. Einige Menschen profitieren von einer Cholesterinsenkung – aber nicht alle. Manche sollten mehr Kraftsport machen – aber nicht alle. Für einige ist regelmäßiges Fasten sinnvoll – doch auch das gilt nicht für alle.

Mit diesen modernen Methoden der Longevity-Medizin wollen wir uns beschäftigen: neuen Therapien und Interventionen, die unser Leben gesünder und sogar länger machen können. Diese Therapien stehen uns bereits heute zur Verfügung. Es ist ein Plädoyer für eine individuelle Präventivmedizin, für eine Therapie, die beginnt, lange bevor die Krankheit ausbricht. Denn wir haben viel zu gewinnen.

Es klingt vielleicht banal, doch wenn ich eine Krankheit verhindere, tritt sie schlicht nicht auf. Das wirkt simpel, ist es auf den zweiten Blick aber nicht, denn wenn eine Krankheit nicht auftritt, kann ich nicht an ihr sterben. Selbst wenn ich eine Krankheit nur hinauszögern kann – zum Beispiel durch eine präemptive Therapie –, könnte diese gewonnene Zeit ausreichen, bis die Wissenschaft eine Heilung dafür findet.

In diesem Zusammenhang denke ich immer an das tragische Schicksal von Freddie Mercury, dem Leadsänger der britischen Rockband Queen, bekannt für seine kraftvolle Stimme und seine extravaganten Bühnenauftritte. Er starb im Jahr 1991 an Aids – nur fünf Jahre bevor die sogenannte hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) eingeführt wurde. Fünf Jahre trennten ihn von der rettenden Therapie. Nur fünf Jahre!

Wer kann schon sagen, wie lange es dauern wird, bis wir eine Heilung für die Krankheit finden, die uns vielleicht das Leben kosten könnte? Wie weit werden wir von der rettenden Therapie entfernt sein? Wie knapp werden wir sie verpassen? Jedes Jahr, jeder Tag zählt. Einfach nicht sterben, bis eine Therapie gefunden wird, könnte eine gute Langlebigkeitsstrategie sein.

Biohacking und Transhumanismus

Mein Traum geht aber noch weiter, und jetzt wird es etwas philosophisch. Dennoch sollten wir uns mit diesen Ideen auseinandersetzen, um das volle Potenzial eines gebiohackten Lebens zu verstehen. Mein Traum ist eine Zukunft, in der uns Biohacking zu einer neuen Stufe der menschlichen Evolution führt. Und wenn ich mir die Entwicklung der Biohacking-Methoden der letzten Jahre anschaue, dann bin ich optimistisch, dass wir als Menschheit die Kurve kriegen – wenn wir es klug anstellen. Es könnte uns gelingen, Wege zu finden, um Longevity zu erreichen, ohne dabei die Natur auszubeuten und unseren Planeten zu zerstören.

In kürzester Zeit haben wir uns von einfachen Nahrungsergänzungsmitteln und Fitness-Trackern zu Gen-Editierung, Implantaten und Gehirn-Computer-Schnittstellen vorgearbeitet. Es ist klar, dass wir uns auf einem beschleunigten Weg befinden, unsere Biologie zu verändern und unsere Grenzen zu erweitern. Doch wo führt diese Reise hin? Zum Transhumanismus, der Verschmelzung von Mensch und Technik? Vielleicht sogar zu einem »Mind Uploading«, bei dem das gesamte Bewusstsein eines Menschen – inklusive Erinnerungen, Persönlichkeit, Gedanken und Emotionen – in eine digitale Form übertragen wird?

Dies würde ermöglichen, dass das Bewusstsein unabhängig vom biologischen Körper in einem Computer oder einem anderen digitalen Medium existiert. Prävention und Biohacking wären dann nicht nur Werkzeuge für ein längeres und fitteres Leben im Hier und Jetzt, sondern auch die Brücke zu einer Zukunft, in der wir die Grenzen des Menschseins überwinden.

Die Realität des Transhumanismus

Mir ist schon klar, Transhumanismus mag heute noch wie Science-Fiction klingen und uns auch ein wenig Angst machen, doch die rasanten Fortschritte im Biohacking lassen mich glauben, dass er eines Tages Realität werden wird. Technologische Entwicklungen verlaufen nicht linear über die Zeit, der Zuwachs an Technologien erfolgt exponentiell. Neue Erfindungen bauen auf bestehenden auf und beschleunigen sich gegenseitig. Wir Menschen sind allerdings nicht besonders gut darin, exponentielles Wachstum zu begreifen – unsere Gehirne denken in linearen Begriffen.

Exponentielles Wachstum bedeutet, dass etwas immer schneller wächst, je größer es wird. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Geldbetrag, der jeden Monat verdoppelt wird. Beginnen Sie mit 1 Euro, haben Sie nach einem Monat 2 Euro, nach zwei Monaten 4 Euro, nach drei Monaten 8 Euro und so weiter. Das Besondere am exponentiellen Wachstum ist, dass die Zuwächse immer größer werden, da sie auf dem bereits gewachsenen Betrag basieren. Dies führt dazu, dass es zunächst langsam erscheint, aber irgendwann sehr schnell und dramatisch ansteigt. Dieses Prinzip finden Sie nicht nur bei Geld, sondern auch in der Natur, bei der Verbreitung von Krankheiten oder in der Technologie.

Stellen Sie sich vor, wir könnten jemanden aus dem 18. Jahrhundert in eine Zeitmaschine packen und in die Gegenwart transportieren. Die moderne Welt wäre für ihn pure Magie. Er würde sich vermutlich sofort in die Psychiatrie einweisen lassen. Da sich technologischer Fortschritt allerdings nicht linear, sondern exponentiell beschleunigt, müssten wir in unserer Zeitkapsel gar nicht 300 Jahre in die Zukunft reisen, um unseren Verstand zu verlieren. Wahrscheinlich reichen 20 Jahre aus, damit auch wir in der Psychiatrie landen.

Der Traum von Unsterblichkeit

Auch wenn Transhumanismus heute noch wie die verrückte Idee einzelner halluzinierender Biohacker klingt, glaube ich, dass er eines Tages Realität werden wird – und dieser Tag könnte näher sein, als wir denken. Vielleicht sind wir tatsächlich die erste Generation, die eine Form der Unsterblichkeit erlebt. Ist das egoistisch? Warum sollten gerade wir unsterblich werden? Sollte nicht gerade unser Sterben Teil eines natürlichen Prozesses sein, um Platz für neue Ideen und nachfolgende Generationen zu schaffen?

Doch der Traum von Unsterblichkeit reicht weit über das persönliche Ziel hinaus. Es ist die Vision eines anderen gesellschaftlichen Verständnisses von Gesundheit und Alterung. Es geht darum, eine Zukunft zu schaffen, in der die Menschheit in Harmonie mit der Welt lebt – eine Zukunft, in der wir unseren Planeten nicht ausbeuten, sondern schützen und bewahren. In diesem Szenario würden wir den neuen Generationen Raum geben, eine große Gemeinschaft bilden und voneinander lernen. Vor diesem Hintergrund wird Prävention plötzlich mehr als nur einfache Vorsorgemedizin, sie wird zur Brückentechnologie in die Zukunft – einer Zukunft, die kommen wird, ob mit oder ohne uns. Unser Leben liegt in unserer Verantwortung, damit unsere Ideen die Zeit überdauern.