Der Weg des Psychonauten – Band 2 - Stanislav Grof - E-Book

Der Weg des Psychonauten – Band 2 E-Book

Stanislav Grof

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Beschreibung

Stanislav Grofs großes Handbuch der psychonautischen Praxis, eine Enzyklopädie über die Vielfalt psychedelischer Erfahrungen, vermittelt die wegweisenden Erkenntnisse des Autors, eines erfahrenen Psychiaters, Psychotherapeuten und Psychonauten, der sich seit sechs Jahrzehnten professionell mit der Erforschung holotroper Bewusstseinszustände befasst. Ein wertvolles Nachschlagewerk für alle Psychonauten, ob Privatforscher oder akademische Wissenschaftler. Nach dem großen Erfolg des ersten Teils komplettiert Band 2 die Enzyklopädie der psychonautischen Lebenspraxis von Bewusstseinsforscher Stanislav Grof. In diesem zweiten Band geht Grof auf spirituelle Selbsterkundung und psychedelische Therapien ein und erläutert die Bedeutung von Synchronizitäten, holotropen Bewusstseinszuständen,"höherer Kreativität", der Archetypen und der Bewusstseinsforschung. Darüber hinaus erhellt der Autor eine Reihe brisanter zeitloser Themen wie die Wurzeln der menschlichen Gewalt und die psychospirituellen Dimensionen des Sterbens und des Todes.

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Seitenzahl: 495

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Stanislav Grof

Der Weg des Psychonauten

Enzyklopädie für Reisen in innere Welten

BAND 2

E-Book-Ausgabe

Die Verbreitung dieses Produkts durch Funk, Fernsehen oder Internet, per fotomechanischer Wiedergabe, auf Tonträgern jeder Art, als elektronisches beziehungsweise digitales Medium sowie ein über das Zitier-Recht hinausgehender auszugsweiser Nachdruck sind untersagt. Jegliche öffentliche Nutzung bzw. Wiedergabe setzt die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung der Nachtschatten Verlag AG voraus.

Diese Publikation enthält versteckte und personalisierte Informationen bezüglich Herstellung, Vertrieb, Verkauf und Käufer. Im Falle von unerlaubter Verbreitung des Inhalts behält sich der Rechteinhaber vor, Missbräuche juristisch zu belangen.

Herstellung:Bookwire GmbHKaiserstraße 5660329 Frankfurt am MainDeutschland

Verlag:Nachtschatten Verlag AGKronengasse 114500 SolothurnSchweiz

Impressum

Stanislav Grof

Der Weg des Psychonauten

Enzyklopädie für Reisen in innere Welten

Band 2

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

CH-4500 Solothurn

Tel: 0041 32 621 89 49

Fax: 0041 32 621 89 47

[email protected]

www.nachtschatten.ch

© 2019 beim Autor

© 2021 Nachtschatten Verlag AG für die deutsche Ausgabe

Der Nachtschatten Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2025 unterstützt.

Redaktion: Roger Liggenstorfer

Projektbetreuung: Markus Berger

Übersetzung: Chris Heidrich, Nina Seiler, Inga Streblow

Lektorat: Markus Berger, Agnes Halski

Korrektorat: Jutta Berger, Inga Streblow

Layout: Nina Seiler

Umschlaggestaltung: Sven Sannwald, Nina Seiler

ISBN: 978-3-03788-606-9eISBN: 978-3-03788-486-7

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck sind nur mit Genehmigung des Verlags erlaubt.

Alle Bilder in diesem Buch sind der amerikanischen Originalausgabe entnommen.

Zum Titelbild: »Shiva Nataraja erschien in meinen wichtigsten psychedelischen Sitzungen, und ich betrachte ihn als meinen ganz persönlichen Archetyp. Ich hatte auch viele außergewöhnliche auf Shiva bezogene Erfahrungen mit Swami Muktananda, beschrieben in Impossible – Wenn Unglaubliches passiert«.

STANISLAV GROF

Widmung

Für Brigitte,

die Liebe meines Lebens und meine andere Hälfte,die Licht, Shakti, Inspiration, Begeisterungund bedingungslose Liebe in meine Welt gebracht hat,wunderbare Ehefrau und ideale Gefährtinauf inneren und äußeren Reisen –in tiefer Dankbarkeit und Bewunderung für das,was Du bist und wofür Du stehst.

»Der Ausdruck Psychonaut ist gut gewählt, weil derInnenraum der Seele genauso unendlich und geheimnisvollist wie der äußere Weltraum und weil die Kosmonautendes äußeren wie des inneren Weltraums nicht dort verbleibenkönnen, sondern auf die Erde, ins Alltagsbewusstseinzurückkehren müssen. Auch verlangenbeide Fahrten eine gute Vorbereitung, damit sie mit einemMindestmaß an Gefahr durchgeführt werden könnenund zu wirklich bereichernden Unternehmen werden.«

ALBERT HOFMANN: Erinnerungen eines Psychonauten (2003)

Zum 75. Jahrestag von Albert Hofmanns Entdeckung des LSD-25.

Inhalt

Eintauchen in die Geheimnisse des Seins Deepak Chopra

Vorwort Rick Doblin

7.Selbsterforschung und Therapie mit Psychedelika:

Die Bedeutung von Set und Setting

Microdosing mit LSD

Freizeitgebrauch von LSD und anderen Psychedelika

Psychotherapie und Selbsterforschung mit Psychedelika

Literatur

8.Synchronizität:

C. G. Jungs »akausales Verbindungsprinzip«

Literatur

9.Holotrope Bewusstseinszustände und das Verständnis von Kunst:

Sigmund Freud

Marie Bonaparte

Otto Rank

Der Beitrag der psychedelischen Forschung zum Kunstverständnis

Literatur

10. Der prometheische Impuls:

Höhere Kreativität

Friedrich August Kekulé von Stradonitz

Dmitri Iwanowitsch Mendelejew

Otto Loewi

Niels Bohr

Paradoxon des Kartesisch-Newtonschen Paradigmas

Isaac Newton

René Descartes

Albert Einstein

Nikola Tesla

Srinivasi Ramanujan

Inspirationen für die großen Religionen

Siddhartha Gautama

Mohammed

Biblische Visionäre

Helen Schucman und der Kurs in Wundern

Roberto Assagioli

Carl Gustav Jung

Rainer Maria Rilke

Elias Howe

Höhere Kreativität in der Musik

Die Wirkung chemischer Substanzen auf die Kreativität

Psychedelika und Kreativität

Gehirn-Neurobildgebung unter dem Einfluss von Psychedelika

Literatur

11. Archetypen:

Die Grundprinzipien der Psyche und des Kosmos

Archetypen in der Psychiatrie und Psychologie

Die Archetypen und die Wissenschaft

Archetypen, Religion und Spiritualität

Die Suche nach einem neuen planetarischen Mythos

Die Gefahren von Archetypen für Psychonauten

Literatur

12. Wurzeln der menschlichen Gewalt und Gier:

Bewusstseinsforschung und menschliches Überleben

Anatomie der menschlichen Zerstörungskraft

Perinatale Wurzeln der Gewalt

Transpersonale Wurzeln der Gewalt

Biographische Determinanten der Gier

Perinatale Quellen der Gier

Transpersonale Wurzeln unersättlicher Gier

Die Psychologie des Überlebens

Literatur

13. Psyche und Thanatos:

Die psychospirituellen Dimensionen von Tod und Sterben

1.Erfahrungen und Beobachtungen, die das traditionelle Verständnis der Natur des Bewusstseins und seiner Beziehung zur Materie in Frage stellen

2.Erfahrungen und Beobachtungen, die sich speziell auf die Möglichkeit beziehen, dass das Bewusstsein nach dem Tod weiter existieren könnte

Erscheinungen von Toten und die Kommunikation mit Verstorbenen

Die individuellen und sozialen Auswirkungen der Forschung zu Tod und Sterben

Literatur

14. Das Kosmische Spiel:

Erforschung der entferntesten Bereiche des Bewusstseins

Die Erfahrung des immanenten Göttlichen und des beseelten Universums

Die Erfahrung des transzendenten Göttlichen und der Welt der Archetypen

Die Erfahrung des höchsten kosmischen Prinzips

Der kosmische Urgrund: Suprakosmische und metakosmische Leere

Das innere Jenseits

Worte für das Unaussprechliche

Der Schöpfungsprozess

Wege zur Wiedervereinigung

Das Tabu, zu wissem, wer man ist

Das Problem von Gut und Böse

Das Kosmische Spiel

Literatur

Epilog: Psyche und Kosmos Richard Tarnas

Nachwort Brigitte Grof

Über den Autor

Index

Eintauchen in die Geheimnisse des Seins

Deepak Chopra

Die wissenschaftliche Revolution, die vor 500 Jahren begann und zu unserer heutigen Zivilisation und unseren modernen Technologien geführt hat, hat in den letzten 100 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Erforschung des Weltraums, digitale Technologien, virtuelle Realität, künstliche Intelligenz und Kommunikation in Lichtgeschwindigkeit sind für uns heute selbstverständlich geworden. Doch trotz all dieser Fortschritte entzieht sich uns die Natur der grundlegenden Wirklichkeit. Recherchiert man im Internet zu den offenen Fragen der Wissenschaft, so ist festzustellen, dass die beiden wichtigsten Fragen zur Natur der Realität unbeantwortet bleiben: Woraus besteht das Universum? Was ist die biologische Grundlage des Bewusstseins? Es ist offensichtlich, dass diese beiden Fragen miteinander verknüpft sind. Um etwas über das Sein zu wissen, müssen wir uns dessen bewusst sein.

Mehr als jeder andere Mensch, der mir in den Sinn kommt, hat Stan Grof in den letzten 60 Jahren Pionierarbeit geleistet, um unser Verständnis der inneren Realität und ihrer Beziehung zum Erleben der so genannten äußeren Realität zu erweitern. Dieser Band ist eine systematische Entdeckungsreise, von den persönlichen bis hin zu den transpersonalen und den transzendenten Bereichen des Seins. Wer in die Geheimnisse des Seins eintauchen und sie erleben möchte, kommt um dieses monumentale Werk nicht herum.

Welche Bedeutung haben Leben und Tod? Wie beeinflusst das Geburtstrauma unsere Lebenserfahrung? Gibt es andere Erfahrungsbereiche, die über unseren »Traum« im Wachbewusstsein hinausgehen? Warum ist es zur Linderung unseres persönlichen und kollektiven Leidens notwendig, dass wir sie kennen? Wie heilt sich die Menschheit von dem Trauma, das sie sich selbst zugefügt hat? Wie überwinden wir unsere Angst vor dem Tod? Was ist unsere wahre Natur jenseits der Erfahrung von Körper, Geist und Universum?

Stan Grof ist ein Riese unter uns, und wir haben das Glück, auf seinen Schultern zu stehen. Ihn als Einstein des Bewusstseins zu bezeichnen, wäre (sogar noch) untertrieben. Ich persönlich bin ihm zutiefst dankbar, dass er den Weg gewiesen hat. Zukünftige Generationen werden ihn für immer dafür anerkennen, dass er uns hilft, aus unserer kollektiven Hypnose, die wir Alltagsrealität nennen, aufzuwachen.

Vorwort

Rick Doblin

Das erste Buch von Dr. Stanislav Grof, ursprünglich 1975 veröffentlicht, war Topographie des Unbewussten – LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung. 1972 erhielt ich ein noch unveröffentlichtes Manuskript dieses Buches von einem Studienberater des New College in Sarasota, Florida (heute New College of Florida, das Ehrencollege des Staates Florida). Ich war in der Mitte meines ersten College-Jahres, im Alter von 18 Jahren, zur Studienberatung gegangen, da ich Hilfe suchte, um eine Reihe von herausfordernden LSD- und Meskalin-Erfahrungen zu verarbeiten.

Trotz der Kriminalisierung aller Psychedelika in den Vereinigten Staaten im Jahr 1970 und dem Entzug der Genehmigungen für die psychedelische Forschung wussten zu dieser Zeit einige Menschen Psychedelika immer noch zu schätzen – als legitime Werkzeuge, um persönliches Wachstum zu ermöglichen und damit intellektuelles Wissen mit emotionaler und spiritueller Entwicklung auszugleichen. Am New College konnte ich offen mit meinem College-Berater sprechen, und er übergab mir ein Buch, das mein Leben völlig verändern sollte.

Topographie des Unbewussten war meine erste Einführung in die psychedelische Forschung. Zuvor war mir nicht bewusst gewesen, wie viel psychedelische Forschungsarbeit auf der ganzen Welt bereits seit mehreren Jahrzehnten betrieben worden war, bevor sie aus politischen Gründen gestoppt wurde. Was ich an Stans Buch so inspirierend fand, war die Art, wie er zeigte, dass – in seinen Worten – «Psychedelika für die Erforschung des Geistes das sind, was das Teleskop für die Astronomie und das Mikroskop für die Biologie ist». Stans Kartographie des Unbewussten war ein Meisterwerk der Gelehrsamkeit, das ihn in eine Reihe mit Freud und Jung und weiteren bahnbrechenden, historischen Pionieren auf anderen Gebieten rückte.

Stan benutzte die Linse der Wissenschaft, um auf rationale und tiefgründige Weise Bereiche der menschlichen Erfahrung zu untersuchen, die normalerweise dem Gebiet der Religion zugerechnet werden. Stans breit gefächertes Wissen über Medizin, Wissenschaft, Kultur, Religion, Mythologie, Kunst und Symbolik befähigte ihn, die direkte Erfahrung, die er aus der Begleitung und dem Beobachten vieler tausend LSD-Erfahrungen gewonnen hatte, in eine neue Landkarte des menschlichen Unbewussten zu verwandeln. Ohne Dogma und mit einer leidenschaftlichen Hingabe an die wissenschaftliche Methode erhellte Stan grundlegende Aspekte der menschlichen Erfahrung, einschließlich der mystischen Einheitserfahrung – dem Gefühl, in tiefer Verbindung mit etwas zu existieren, das viel größer ist als wir selbst.

Das neue Verständnis der Realität und Gültigkeit der mystischen Einheitserfahrung, das ich durch Stan erlangte, gab mir, einem politisch denkenden 18-jährigen Vietnamkriegsverweigerer, der indirekt durch den Holocaust und die Bedrohung durch einen global verheerenden Atomkrieg traumatisiert war, neue Hoffnung. So gelangte ich zu der Überzeugung, dass die Unterschiede zwischen uns in Bezug auf Religion, Ethnie, Nationalität, Kultur, Geschlecht, Klasse und so weiter eher zelebriert als gefürchtet werden könnten, und dass Empathie und Mitgefühl für andere zunehmen würden, wenn Millionen oder Milliarden von Menschen eine solche Erfahrung machen könnten, deren Essenz die Anerkennung unserer gemeinsamen Menschlichkeit und unserer Einheit mit allem Leben, der Natur und der Materie bildete.

Doch was mich an Stans erstem Buch, und überhaupt an seinem ganzen Lebenswerk, am meisten motivierte, war sein Fokus auf Heilung, auf die Bedeutung von Psychotherapie. Der Realitätscheck für all die Theorien und Kartographien, die Stan geschaffen hat, ist, ob sie effektiv genutzt werden können, um Menschen zu helfen, ein erfüllteres und liebevolleres Leben in dieser Welt zu führen. Allzu oft sind spirituelle und religiöse Ideen auf etwas anderes als auf dieses Erdendasein ausgerichtet. Die psychiatrische Ausrichtung von Stan bestärkte ihn darin, sein Wissen und seine Erfahrung zu nutzen, um menschliches Leid zu verringern und Freude und Liebe zu vergrößern. Die Lektüre von Stans Werk vermittelte mir die tragischen Konsequenzen der politischen Unterdrückung der psychedelischen Forschung. Sie führte mich auch von der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Ungewissheit über meinen Lebensweg zur Gewissheit, zum Entschluss, mein Leben der Wiederbelebung der psychedelischen Forschung zu widmen, meine eigene psychedelische Psychotherapiearbeit weiter zu vertiefen, ein psychedelischer Forscher zu werden und ein legal arbeitender psychedelischer Therapeut zu werden.

Mein Leben ist nur eines von vielen, die von Stanislav Grofs Arbeit tief beeinflusst wurden. Es ist, als würde sich der Kreis schließen, wenn die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) – die Non-Profit-Organisation, die ich 1986 gegründet habe – jetzt Der Weg des Psychonauten: Eine Enzyklopädie für Reisen in innere Welten veröffentlicht, vielleicht (hoffentlich jedoch nicht) sein letztes Buch. Mit diesem neuen Buch, das sein Lebenswerk zusammenfasst, inspiriert Stan 44 Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Buches neue Generationen dazu, die Reise der Erforschung und Heilung fortzusetzen, für die er Pionierarbeit geleistet hat. Stans neuestes Buch ist ein Geschenk der Weisheit und Führung in einer Zeit der globalen Krise, einer Zeit der Gefahr und der Chance. Die Menschheit befindet sich in einem Wettlauf zwischen Katastrophe und Bewusstsein. Der Weg des Psychonauten ist ein Werkzeug von unschätzbarem Wert, welches das Potenzial hat, dem Bewusstsein zum Sieg zu verhelfen.

Rick Doblin

7.

Selbsterforschung und Therapie mit Psychedelika

Die Bedeutung von Set und Setting

Die Geschichte des Bestrebens, LSD und andere Psychedelika als therapeutische Mittel zu verwenden, ist geprägt von Versuch und Irrtum. Obwohl Psychedelika auf verschiedenste Art und Weise eingesetzt wurden, waren diese Bemühungen zunächst nur sehr wenig erfolgreich. Ein entscheidender Wendepunkt in dieser Entwicklung war jedoch die Entdeckung, dass der Erfolg oder Misserfolg des therapeutischen Experiments maßgeblich von nicht-pharmakologischen Faktoren abhängt, die man als Set und Setting bezeichnet. Dazu gehören derjenige, der die Substanz verabreicht, die Persönlichkeit der Versuchsperson, die Absicht und der Zweck des Experiments, die zwischenmenschliche und physische Umgebung und sogar die kollektiven astrologischen Transite und die persönlichen Transite der beteiligten Personen.

Ein Großteil dieser Verwirrung wurde durch das altmodische Verständnis einer Substanz verursacht, die, richtig verstanden und angewendet, beispiellose und revolutionäre Alternativen zu herkömmlichen Therapiemethoden und -strategien bietet. Der erste Hinweis darauf, dass LSD therapeutisches Potenzial haben könnte, findet sich in Werner Stolls historischem Aufsatz LSD-25: Ein Phantasticum aus der Mutterkorngruppe (STOLL 1947). In Stolls Text erschien die Anregung, diese Substanz als therapeutisches Mittel zu erproben, nur als flüchtiger Kommentar ohne weitere Präzisierung.

Über das erste tatsächliche therapeutische Experiment berichtete zwei Jahre später der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Gion Condrau. Er untersuchte die Möglichkeit, dass LSD ein Antidepressivum sein könnte, und verwendete die Methode zur Behandlung von Depressionen mit Opiumtinktur: Er verabreichte immer höhere und dann immer niedrigere Dosen der Substanz (CONDRAU 1949). Die Ergebnisse waren sehr enttäuschend. Condrau beschrieb sogar eher eine punktuelle Verstärkung als eine Linderung der Symptome. Dies ist verständlich, da LSD bei korrekter Anwendung homöopathisch heilt – durch eine vorübergehende Verstärkung der Symptome.

Ebenso enttäuschend waren die Versuche anderer Forscher, diesem Ansatz zu folgen oder LSD in vereinzelten, mittleren Dosierungen zu verwenden, um seine Wirkung als chemisches Antidepressivum zu testen. Zwei therapeutische Experimente beruhten auf der klinischen Beobachtung, dass akute psychotische Episoden besser auf die Therapie ansprechen als sich langsam entwickelnde Episoden mit wenigen Symptomen. Die Idee war hier, LSD als Agens zu verwenden, das die Symptome aktiviert, und dann eine »echte Therapie« anzuwenden. Aus diesem Grund erscheint Josts und Vicaris gescheiterter Versuch, LSD zu verwenden, denjenigen unter uns, die persönliche Erfahrungen mit der Substanz gemacht haben, im Nachhinein als ungeheuerlich und sträflich. Diese Autoren aktivierten die Symptome der Patienten mit LSD und setzten dann in der Mitte der Sitzungen Elektroschocks ein (JOST 1957, JOST & VICARI 1958). Sandison, Spencer und Whitelaw verfolgten dieselbe Strategie, verabreichten jedoch Thorazin anstelle von Elektroschocks (SANDISON, SPENCER & WHITELAW 1954).

Ein weiteres extremes Beispiel für den Gebrauch von LSD im Sinne des alten Paradigmas war seine Anwendung als Schocktherapie, ähnlich wie bei der Elektrokonvulsionstherapie und bei Insulinkomata, die Verabreichung als »einzelne überwältigende Dosis« ohne jegliche Vorbereitung oder Psychotherapie. Das schlimmste Experiment dieser Art wurde 1968 von dem kanadischen Psychiater Elliot Barker durchgeführt, dem stellvertretenden Leiter und klinischen Direktor in einem Hochsicherheitskrankenhaus für »gefährliche Geisteskranke« in Ontario. Barker sperrte nackte männliche Straftäter elf Tage lang in einen Raum ein und verabreichte ihnen große Mengen LSD (2000 Mikrogramm), kombiniert mit Antiepileptika. Ihr Essen mussten sie durch Strohhalme in der Wand saugen, und man ermutigte sie dazu, ihre Gewaltphantasien durch Schreien zu äußern (BARKER 1979). Tatsächlich stieg die Rückfallquote nach dieser »Therapie« erheblich an. Barker wurde entlassen, aber nicht wegen seiner LSD-Experimente; vielmehr handelte es sich um die Reaktion auf einen Aufstand der Insassen gegen ihn. Auch die häufigeren Rückfälle seiner Versuchspersonen spielten bei seiner Entlassung keine Rolle; die Folgeuntersuchungen wurden zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Die Ereignisse, die zur Entwicklung einer echten psychedelischen Therapie führten, sind eine faszinierende Geschichte. Im Jahre 1959 veröffentlichten Ditman und Whittlesey einen Artikel in der Zeitschrift Archives of General Psychiatry, der einige oberflächliche Ähnlichkeiten zwischen der LSD-Erfahrung und dem Delirium tremens aufzeigte (DITMAN & WHITTLESEY 1959). Die kanadischen Psychiater Abram Hoffer und Humphry Osmond diskutierten diesen Artikel auf einem nächtlichen Langstreckenflug und kamen im hypnagogischen Bewusstseinszustand auf die Idee, furchterregende Bad Trips mit LSD zur Behandlung von Alkoholismus zu verwenden. Dies beruhte auf der klinischen Beobachtung, dass die Erfahrung eines Delirium tremens so entsetzlich ist, dass sie Alkoholiker tendenziell vom weiteren Trinken abhält und häufig einen radikalen Wendepunkt in ihrem Leben darstellt.

Inspiriert von dieser Diskussion starteten Hoffer und Osmond in ihrem Krankenhaus in Saskatoon, Saskatchewan, ein Programm, das darauf abzielte, bei alkoholkranken Patienten die schlimmsten möglichen Erfahrungen (»Bad Trips«) auszulösen, indem sie versuchten, das Delirium tremens durch die Gabe von LSD nachzuahmen. Die Geschichte wurde noch spannender, als der legendäre Al Hubbard, der mysteriöseste Mensch in der Geschichte der Psychedelik, unerwartet auf der Bildfläche erschien. Es ist sehr schwierig, Al Hubbard angemessen zu beschreiben; seine Biographie liest sich wie ein Drehbuch für einen Hollywood-Actionfilm.

Im Jahre 1919, er war noch keine 20 Jahre alt, erfand Hubbard – angeblich unter dem Einfluss übernatürlicher Kräfte – den Hubbard-Energietransformator. Es war eine Batterie, die angeblich Energie direkt aus einem radioaktiven Erz bezog; ihre Technologie konnte durch die damalige Wissenschaft nicht erklärt werden. Der Seattle Post-Intelligencer berichtete, dass Hubbards Erfindung, verborgen in einer kleinen Kiste von 28 x 36 cm, im Portico Bay von Seattle ein Schiff von der Größe einer Fähre drei Tage lang ohne Unterbrechung angetrieben hätte. Hubbard verkaufte x Prozent des Patents für 75 000 US-Dollar an die Radium Corporation in Pittsburgh. Die Liste seiner Verbindungen und Jobs ist außergewöhnlich. Er arbeitete wiederholt für die kanadischen Geheimdienste, das Justizministerium der Vereinigten Staaten, das US-Büro für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe, das Büro für strategische Dienstleistungen und angeblich auch für die CIA.

Während der Prohibition hatte er einen Job als Taxifahrer in Seattle. Mit einem ausgeklügelten Schiff-Land-Kommunikationssystem, das im Kofferraum seines Taxis versteckt war, half er Rum-Schmugglern, den Alkohol erfolgreich an der amerikanischen und kanadischen Küstenwache vorbei zu schleusen. Man nannte ihn den »Schmuggelkönig des Nordwestens«; später wurde er vom FBI gefasst und für 18 Monate ins Gefängnis gesteckt. Für kurze Zeit hatte er auch einen Job als Hausmeister am Stanford Research Institute in Kalifornien. In seinen frühen Vierzigern verwirklichte Hubbard sein lebenslanges Ziel, Millionär zu werden. 1950 war er wissenschaftlicher Direktor der Uranium Corporation in Vancouver, besaß eine eigene Flugzeugflotte, eine 30-Meter-Yacht und die Dayman-Insel in der Bucht von Vancouver.

Sein Spitzname »Captain Hubbard« kam von seiner Zertifizierung als Master of Sea Vessels und einer Tätigkeit am Institut der US-Handelsmarine. Er hatte noch einen anderen Spitznamen, »Johnny Appleseed des LSD«, weil er schätzungsweise 6000 Menschen – darunter Wissenschaftlern, Politikern, Geheimdienstlern, Diplomaten und Kirchenleuten – LSD verabreichte. Seinen Freunden zufolge konnte er blanke Drähte an einer 120-Volt-Steckdose anfassen und ermutigte sie, dasselbe zu tun. Als sie einen elektrischen Schock erhielten, gab er ihnen den Rat: »Ihr könnt Elektrizität nicht bekämpfen, ihr müsst mit ihr mitgehen.« Mit seiner kleinen schwarzen Aktentasche tauchte Hubbard an verschiedenen Orten auf und verschwand dann wieder; er besaß angeblich die Fähigkeit, sich an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig aufhalten zu können (Bilokation).

1953 überraschte Al Hubbard Humphry Osmond mit einer Einladung zum Mittagessen im Royal Vancouver Yacht Club. Während ihrer Unterhaltung äußerte Hubbard heftige Kritik an der therapeutischen Strategie, die Osmond und Hoffer in ihrer LSD-Behandlung für Alkoholiker anwandten. Er bestand darauf, dass der Ansatz genau das Gegenteil sein sollte; was diese Patienten brauchten, war eine tiefgreifende, lebensverändernde transzendentale Erfahrung. Um dies zu erreichen, sollten sie die Sitzungen in einer schönen, mit Blumen und universellen spirituellen Symbolen geschmückten Umgebung abhalten und spirituelle Musik spielen. Hoffer und Osmond folgten seinem Rat, und die Behandlungsergebnisse verbesserten sich erheblich (HOFFER 1970). Diese Vorgehensweise wurde unter der etwas tautologischen Bezeichnung »Psychedelische Therapie« zum Standardverfahren für die LSD-Behandlung von Alkoholikern und Suchtkranken in Kanada und den Vereinigten Staaten.

Mitte der 1960er Jahre schickte das tschechoslowakische Pharmaunternehmen Spofa, der einzige Hersteller von reinem LSD neben der Schweizer Firma Sandoz, Al Hubbard zu einem Interview zu mir. Ich sollte ihnen berichten, ob Hubbard in wissenschaftlichen Kreisen bekannt sei, da er nach Prag kam, um zwei Gramm LSD für das Hollywood-Krankenhaus in Vancouver zu erwerben. Dass er zusammen mit Myron Stolaroff und Willis Harman eine Arbeit mit dem Titel The Psychedelic Experience (STOLAROFF, HARMAN & HUBBARD 1964) verfasst hatte, erwies sich als hinreichender Beweis seiner Legitimität gegenüber den tschechischen Behörden. Sein Kauf von zwei Gramm tschechischem LSD war ein Schnäppchen; eine Ampulle mit 100 Mikrogramm kostete damals 10 US-Cent.

Abram Hoffer (1917–2009), ein kanadischer Psychiater und Pionier der psychedelischen Therapie, bekannt für seine Adrenochrom-Hypothese zur Schizophrenie.

Humphry Osmond (1917–2004), ein britisch-amerikanischer Psychiater, prägte den Begriff »psychedelisch«.

AI Hubbard (1901–1982), eine legendäre, mysteriöse Figur der psychedelischen Geschichte, bekannt als »Johnny Appleseed des LSD«, verabreichte LSD an über 6000 Menschen.

Während des Gesprächs öffnete Al seine schwarze Aktentasche und zeigte mir von der amerikanischen und der kanadischen Regierung autorisierte Dokumente, die es ihm ermöglichten, beliebige Substanzen über die Grenzen dieser beiden Länder zu transportieren. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, ihm eine Frage zu stellen, die mich beschäftigte, seit ich von seinem Rat über den Einsatz von LSD gehört hatte, den er Osmond und Hoffer gab: Wie kam er an diese Informationen? Die Antwort war faszinierend. Er erzählte mir, dass er (Al Hubbard), zehn Jahre bevor Albert Hofmann die psychedelischen Wirkungen von LSD entdeckte, eine Vision von einem archetypischen Engelwesen hatte, das ihm verkündete, dass eine einzigartige Substanz in der Schweiz entdeckt werden würde, und die Art und Weise beschrieb, wie sie verwendet werden sollte.

Myron Stolaroff (1920–2013), ein psychedelischer Pionier, erforschte die Auswirkungen von LSD und Meskalin auf die Kreativität.

Während meines Besuchs im kalifornischen Palo Alto im Sommer 1967 lud mich der psychedelische Pionier Myron Stolaroff ein, ihn in seinem viersitzigen Cessna-Flugzeug auf einer Reise zu seinem engen Freund Al Hubbard zu begleiten. Wir flogen über die Gebirgskette der Sierra Nevada und besuchten Al in seinem felsigen Refugium im Onion Valley. Nachmittags unternahmen wir drei eine Wanderung in den Bergen, bei der Myron mir immer wieder phantastische Geschichten über Als Leben und seine Fähigkeiten erzählte. Einmal erklärte er mir zu meiner Verwunderung, dass er ihn als ein bedeutendes spirituelles Wesen betrachtete, das Jesus Christus gleichgestellt sei.

Die allgemeine Schlussfolgerung aus den frühen therapeutischen Experimenten mit LSD war, dass diese Substanz nicht per se ein chemisches Therapeutikum ist. Um wirksam zu sein, muss sie in Verbindung mit einer Psychotherapie und in einem speziell gestalteten Umfeld verabreicht werden. Aber auch hier setzte sich die Geschichte der Versuche und Irrtümer fort. Wenn LSD in kleinen Dosen als Ergänzung zur Psychotherapie in einer Reihe von Sitzungen verabreicht wurde, führte es nicht zu einer merklichen Verbesserung des therapeutischen Prozesses. Stattdessen verlängerte es die Sitzungen erheblich, und gelegentlich verstärkte es sogar die Symptome. Es war definitiv besser, den Schwerpunkt umzukehren – die LSD-Dosis zu erhöhen und Psychotherapie zur Verarbeitung und Integration der Erfahrung zu verwenden.

Ein weiterer erfolgloser therapeutischer Versuch war die hypnodelische Therapie, ein von Levine und Ludwig entwickeltes Verfahren zur Behandlung von Alkoholikern und Drogenabhängigen; dabei handelte es sich um eine Kombination aus der Verabreichung von LSD und Hypnose (LEVINE & LUDWIG 1967). Die Patienten wurden als Probanden für die Hypnose geschult, und man nutzte die Latenzzeit des psychedelischen Effekts zur Einleitung der Hypnose. Die Idee war, dass sich die Patienten zum Zeitpunkt des Wirkungseintritts der Substanz in einer hypnotischen Trance befinden würden. Hypnotische Suggestionen könnten dann verwendet werden, um sie zu ermutigen loszulassen, sich der Erfahrung hinzugeben, Angstgefühle zu überwinden und sie auf bestimmte Aspekte ihrer Biografie zu lenken. Das Verfahren war komplex und zeitaufwendig; es erforderte ein hypnotisches Training sowohl der Klienten als auch der Experimentatoren, und es brachte nicht die erwarteten günstigen Effekte.

Eine ehrgeizige, wenn auch unausgereifte Studie, in der die Ergebnisse der hypnodelischen Therapie getestet wurden, lieferte verheerende Resultate. Die Autoren ordneten 176 Patienten einer von vier Gruppen zu:

1. »Psychedelische Therapie« mit LSD

2. Hypnodelische Therapie

3. Ausschließliche Verabreichung mittlerer LSD-Dosierungen

4. Keine spezifische Therapie (nur »Milieutherapie«)

Darüber hinaus erhielt die Hälfte jeder Gruppe nach Beendigung der Behandlung das Medikament Antabus. Die Autoren fanden keinen Unterschied in den therapeutischen Ergebnissen zwischen den Gruppen, und die Gesamtremissionsrate war extrem niedrig. In einer Folgeuntersuchung nach sechs Monaten tranken noch zwischen 70 und 80 Prozent der Patienten, und in der Folgeuntersuchung nach einem Jahr stieg diese Zahl auf 80 bis 90 Prozent (LUDWIG, LEVINE & STARK 1970). Die Therapeuten in dieser Studie waren meist unmotivierte Assistenzärzte, die in keiner der verwendeten Methoden ausreichend geschult waren. Eine scharfe Kritik an dieser Studie von Charles Savage findet sich in meinem Buch LSD-Psychotherapie (GROF 2001).

Einige Therapeuten, die von den frühen Arbeiten von Sigmund Freud und Joseph Breuer inspiriert waren (FREUD & BREUER 1936), untersuchten die Möglichkeit, LSD als Mittel zur Abreaktion einzusetzen; dies fand jedoch keine Akzeptanz als spezialisierte Form der LSD-Therapie (ROBINSON 1963). Die Abreaktion wurde im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung von traumatischen Kriegsneurosen sehr populär, wurde aber bei der Therapie von Psychoneurosen für wirkungslos erklärt (FENICHEL 1945). LSD brachte die Abreaktion als wichtigen therapeutischen Mechanismus in die Therapie zurück, jedoch nicht als primäres Ziel oder als spezifische Behandlungsmethode.

Die Londoner Psychoanalytikerinnen Joyce Martin und Pauline McCririck entwickelten ein sehr interessantes Verfahren, das sie Fusionstherapie nannten. Es wurde für die Behandlung von Patienten entwickelt, die in ihrer Kindheit unter Verlassenheitsgefühlen und emotionaler Deprivation litten. Joyce und Pauline verabreichten ihren Klienten mittlere Dosen LSD und ließen sie mit einer Decke zugedeckt in einem halb abgedunkelten Raum auf einer Couch liegen. Anschließend legten sie sich neben die Klienten und hielten sie in einer engen Umarmung, wie es eine gute Mutter mit ihrem Kind tun würde.

Der Vortrag von Pauline und Joyce 1965 auf der Konferenz über LSD-Psychotherapie in Amityville führte effektiv zu einer Spaltung der Therapeuten im Publikum, die ihren Vortrag hörten und sich ihr Video anschauten. Einige unter ihnen betrachteten die Fusionstherapie als einen höchst logischen Ansatz für ein schwerwiegendes klinisches Problem, das außerhalb der Reichweite der verbalen Therapie liegt; anderen grauste vor der Gefahr, die ein derart enger Kontakt zwischen Therapeuten und Klienten für die Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung bedeuten würde. Die Fusionstherapie wurde nicht zum therapeutischen Trend und blieb ein einzigartiges Experiment zweier Frauen, das eng mit ihren außergewöhnlichen Persönlichkeiten verbunden war. Die Therapeuten, insbesondere die Männer, fühlten sich nicht wohl dabei, sich hinter den verschlossenen Türen ihrer privaten Praxen in dieses neue, riskante Gebiet vorzuwagen.

Ich hatte die Gelegenheit, eine Woche in London mit Pauline und Joyce in ihrer Klinik in der Welbeck Street zu verbringen und die Chance, zwei Sitzungen der Fusionstherapie mit Pauline zu erleben, eine in London, die andere in Amsterdam. Meine eigenen Erfahrungen und Interviews mit ihren Patienten überzeugten mich, dass dies ein sehr wirkungsvoller Weg zur Heilung des Traumas ist, das durch anaklitische Deprivation oder das, was ich als »Traumata durch Unterlassung« bezeichne, verursacht wird. Ich habe die Fusionstherapie in unsere Arbeit mit Psychedelika sowie in Workshops und Schulungen in Holotropem Atmen eingeführt und fand sie bemerkenswert effektiv und hilfreich. Meine Erfahrungen und Abenteuer mit Pauline sind im Kapitel »Die sterbende Königin« in meinem Buch Impossible – Wenn Unglaubliches passiert (GROF 2006) beschrieben.

Die anfänglichen Versuche, LSD in der Gruppentherapie einzusetzen, blieben ebenfalls erfolglos. Kleine Dosierungen, die den Patienten in der Transaktionsanalyse nach Eric Berne gegeben wurden, schienen die Gruppendynamik nicht signifikant zu verbessern. Wenn die Dosierungen erhöht wurden, neigten die Patienten dazu, sich auf ihre eigenen Erfahrungen zu fokussieren, sie verloren das Interesse an konzentrierter Gruppenarbeit, und viele von ihnen verschwanden in ihrer eigenen inneren Welt. Letztendlich entwickelte sich die Gruppentherapie mit Psychedelika in zwei Richtungen:

1. Aggregierte psychedelische Therapie, bei der eine größere Anzahl Menschen gemeinsam psychedelische Substanzen einnahm, aber es wurden während der Sitzungen keine Anstrengungen unternommen, mit der gesamten Gruppe zusammenzuarbeiten. Der hauptsächliche Vorteil dieses Ansatzes ist ökonomischer Natur, wenn man den Unterschied zwischen der Anzahl der Therapeuten oder Facilitatoren und der Anzahl der Gruppenteilnehmer berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist besonders nützlich bei Gruppen mit erfahrenen Teilnehmern, die nicht viel Unterstützung benötigen und in der Lage sind, die Geräusche der anderen Teilnehmer zu tolerieren und sie in ihre eigene Erfahrung zu integrieren. Unter diesen Umständen konnten Teams aus zwei qualifizierten Facilitatoren mit Gruppen aus 14 bis 16 Personen arbeiten, insbesondere wenn diese Gruppen wiederholt zusammenkamen und ihre Mitglieder Gemeinschaftsgefühl und ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt hatten. Die Effizienz dieser Art von Arbeit kann verbessert werden, wenn sie nach der Sitzung durch den Austausch und die Aufarbeitung in der Gruppe ergänzt wird.

Ein extremes Beispiel für eine aggregierte psychedelische Therapie war die Psychosynthese, der von dem mexikanischen Psychiater Salvador Roquet entwickelte marathonartige Gruppenpsychotherapieprozess (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen psychospirituellen System des italienischen Psychotherapeuten Roberto Assagioli). Unter Salvadors Leitung trafen sich große Gruppen von Menschen (bis zu 30) in nächtelangen Sitzungen (»Convivials«). Die Teilnehmer wurden sorgfältig ausgewählt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Gruppe in Bezug auf Geschlecht, Alter, Krankheitsbild, die Dauer der vorangegangenen Behandlung und die verabreichte psychedelische Substanz so heterogen wie möglich zu gestalten (ROQUET 1971).

Der mexikanische Psychedelik-Pionier Salvador Roquet (1920–1995) und Stan Grof auf der Dritten Internationalen Transpersonalen Konferenz 1976 in Inari, Finnland.

Einige der Klienten erhielten Arzneipflanzen, zum Beispiel verschiedene psilocybinhaltige Pilze, Peyote sowie Datura ceratocaula, während andere psychedelische Substanzen wie LSD und Ketamin verabreicht bekamen. Der Zweck des Auswahlverfahrens bestand darin, ein breites Spektrum an Erfahrungen und Personen für Projektionen und imaginäre Rollen – Vaterfiguren, Ersatzgeschwister und sexuelle Objekte – verfügbar zu machen. Während der Sitzungen setzte Salvador die Teilnehmer einer emotionalen Überlastung aus, indem er verstörende, emotional aufwühlende Filme mit Bildern aus Nazideutschland sowie sexuellen, aggressiven und sadomasochistischen Szenen verwendete.

Salvadors Ziel war es, die Erfahrungen von Ego-Tod und Wiedergeburt zu ermöglichen. Er besaß eine exzentrische Persönlichkeit und war unter seinen Kollegen äußerst umstritten. Er lud eine Gruppe mexikanischer Psychiater und Psychologen zu einer Party in sein Haus ein und servierte ihnen ohne ihr Wissen Sandwiches mit psychedelischen Pilzen. Salvadors therapeutische Strategie war eng mit seiner Persönlichkeit verbunden und blieb eine Kuriosität in der Geschichte der Psychedelik.

Die Förderung der Projektion und die Verwendung äußerer Reize zur Durchsetzung einer bestimmten Art von Erfahrung lenkt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer von der fokussierten Innenschau ab, und dies beeinträchtigt die spontane Selbstheilungsintelligenz der Psyche. Das Unbewusste hat sicherlich die Fähigkeit, uns in die dunklen Tiefen unserer unterbewussten Seeleninhalte zu führen, einschließlich der Erfahrung von Vernichtung, Tod und Wiedergeburt, sofern dies ein natürlicher Verlauf des Heilungsprozesses ist. Versuche, einen »Bad Trip« zu erzeugen und die Selbstauflösung zu erleichtern, können jedoch abschreckend wirken und die Patienten von einer Fortsetzung der Therapie abhalten. Diese Strategie könnte auch den Verlauf einer Sitzung stören, die den Patienten andernfalls in eine zutiefst ekstatische und heilsame mystische Erfahrung führen würde (eher eine »neptunische« als eine »plutonische« Art transpersonaler Erfahrung).

Im Jahr 1974 wurde Roquet wegen Drogenhandels und Verbrechen gegen die Gesundheit seiner Patienten angeklagt. Die Anklagen wurden am 10. April 1975 nach einem Verfahren am Obersten Gerichtshof, in welchem er für nicht schuldig befunden wurde, fallen gelassen. Außerdem verbrachte er neun Monate im berüchtigten »Schwarzen Palast«, Palacio de Lecumberri, dem Gefängnis von Mexiko-Stadt, aus dem zu fliehen fast unmöglich war.

2. Psychedelische Rituale. Die zweite Möglichkeit, psychedelische Substanzen in Gruppen zu nutzen, besteht in der Form eines Rituals, wie es in vielen einheimischen Kulturen verwendet wird: die Verwendung von Peyote in der Native American Church und durch die Huichol-Indianer, die Verwendung von Psilocybe-Pilzen durch die Mazateken, von Ayahuasca durch Ayahuasqueros, Angehörige der Santo-Daime-Religion und der União do Vegetal in Brasilien oder von Iboga durch die Ureinwohner in Zentralafrika. Es handelt sich dabei in der Regel um strukturierte Rituale; sie können besondere Kleidung, die Aufrechterhaltung einer bestimmten Position, vorgeschriebene Verhaltensweisen, Gruppentanz oder Gesang usw. erfordern.

Der britische Anthropologe Victor Turner, der sein Leben der Erforschung indigener Rituale widmete, kam zu dem Schluss, dass Menschen, die an Ritualen mit holotropen Bewusstseinszuständen teilnehmen, dazu neigen, eine starke Bindung oder ein Gefühl der communitas (Gemeinschaftlichkeit) zu entwickeln (TURNER 1969). Aus diesem Grund könnte diese Form der Teilnahme für industrielle Zivilisationen von großer Bedeutung sein, da eines der hervorstechendsten Merkmale der modernen Gesellschaft die Entfremdung ist.

Wir sind von unseren Körpern, voneinander, von der Natur, vom Universum und vom Göttlichen entfremdet. Rituale mit Psychedelika oder anderen Formen holotroper Zustände könnten zu einem wirkungsvollen Weg werden, um die Entfremdung zu überwinden. Der holotrope Bewusstseinszustand, den die Ritualteilnehmer erleben, löst die Situation zudem aus dem alltäglichen Kontext. Er hebt die hierarchische Struktur der Gesellschaft zumindest für die Zeit des Rituals auf und schafft ein Gefühl der Gleichheit. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass indigene Gruppenrituale eine tiefgreifende soziale Dynamik aufweisen und aus anthropologischer Sicht interessant sind; aufgrund ihrer überwiegend extravertierten Ausrichtung sind sie jedoch gewöhnlich nicht förderlich für eine tief fokussierte Selbsterforschung.

Im Verlauf der oben beschriebenen komplizierten Geschichte entwickelten sich aus dem Einsatz von LSD zur Selbsterforschung und zur Psychotherapie zwei wesentliche Verfahren: die Psycholytische Therapie und die Psychedelische Therapie.

1. Psycholytische Therapie ist ein Begriff, der vom britischen Psychiater und Psychotherapeuten Ronald Sandison geprägt wurde. Es geht dabei um den Abbau von Spannungen und die Lösung von Konflikten in der Psyche. Diese Therapie wurde bisher vor allem von europäischen Therapeuten angewendet (Hanscarl Leuner, Wilhelm Arendsen Hein, John Buckman und Thomas M. Ling, Milan Hausner, Juraj und Sonia Styk, Peter Baumann, Peter Gasser und anderen). Sie basiert auf der psychoanalytischen Theorie, aber ohne die Prinzipien und Einschränkungen der Freudschen Praxis, wie die Position des Therapeuten, das Verbot des Ausagierens oder der Beantwortung von Fragen, die strategische Anwendung von Schweigen, das Nichtberühren usw.

Die psycholytische Behandlung besteht aus einer Serie von 15 bis 100 Sitzungen mit mittleren Dosierungen von LSD-25 in ein- bis zweiwöchigen Intervallen. Die Art und der Umfang der Unterstützung, die den Patienten während der Sitzungen gewährt wird, sind unterschiedlich. Ich selbst blieb fünf bis sechs Stunden bei meinen Patienten und gab sie dann in die Obhut der Pflegekräfte, die alle Schulungen mit LSD absolviert hatten, und anderer Patienten auf der Station, die selbst alle an der Forschung teilnahmen und ebenfalls persönliche Erfahrungen mit LSD vorweisen konnten.

Hanscarl Leuner (1919–1996), deutscher Psychiater und Psychedelik-Pionier, Begründer der Katathym-Imaginativen Psychotherapie (K.I.P.).

Das System von Hanscarl Leuner verfolgte einen anderen Ansatz. Seine Patienten wurden in der Regel allein gelassen und konnten das Pflegepersonal mit einer Klingel rufen, wenn sie Hilfe benötigten. Der Rest der Therapeuten, die ich persönlich kannte, lag irgendwo dazwischen; sie verbrachten einen Teil der Sitzungen mit den Klienten und setzten Pfleger und Studenten als Sitter ein.

Viele der psycholytischen Therapeuten hielten den verbalen Kontakt zu den Patienten aufrecht; sie erwarteten von ihnen einen Bericht über ihre Erfahrungen und machten gelegentlich Kommentare oder versuchten sogar, Interpretationen anzubieten. Den Patienten war es erlaubt, die Augen offenzuhalten, Augenkontakt mit dem Therapeuten aufzunehmen und sich umzusehen. Sie wurden ermutigt, zu beschreiben, was sie sahen und wie ihre Wahrnehmung der Welt beeinflusst wurde. Viele Therapeuten baten die Patienten außerdem, Fotos ihrer Ehepartner, Partner und Familienmitglieder zu den Sitzungen mitzubringen und diese in den späteren Phasen ihrer Erfahrung zu betrachten.

Die psycholytische Strategie hatte ihre Vor- und Nachteile. Sie war ideal für die Erforschung der Dynamik der Psyche. Als ich sie in der frühen Phase meiner Forschung benutzte, machte sie es mir möglich, nacheinander verschiedene Ebenen des Unbewussten zu erforschen. Es war ein Prozess, den einer meiner Patienten »Chemoarchäologie« und ein anderer »Zwiebelschälen des Unbewussten« nannte. Darüber hinaus war es mir möglich, die Logik der visuellen Wahrnehmungen, die meine Patienten erlebten, zu untersuchen und zu verstehen – warum sie mich und die Umgebung zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Sitzungen und Stadien ihrer Therapie auf eine besondere Weise verändert sahen.

Ich habe buchstäblich hunderte von Beispielen für diesen Prozess gesammelt, welche die Determinierung und Überdeterminierung der LSD-Visionen und visuellen Wahrnehmungen zeigen. Sie umfassen im Wesentlichen dieselben Mechanismen, wie sie Freud bei der Analyse der Traumarbeit entdeckte. Ich habe viele dieser Prozesse in meinem Buch Topographie des Unbewussten (GROF 1978) beschrieben und erklärt. Das wichtigste und wertvollste Ergebnis dieser Forschungsstrategie war die Entdeckung der Selbstheilungsintelligenz der Psyche, die den therapeutischen Prozess zu den wichtigsten unbewussten Erinnerungen führte, die den Symptomen zugrunde liegen. Die schrittweise Entfaltung der Psyche in aufeinanderfolgenden Sitzungen bot eine einzigartige Gelegenheit, eine neue »Landkarte« der Psyche zu erstellen und ihre dynamischen Leitprinzipien zu entdecken: die COEX-Systeme (Systems of Condensed Experience), die Perinatalen Grundmatrizen (PGM) und die archetypischen Muster im kollektiven Unbewussten.

Die Verwendung niedrigerer Dosierungen, die Tatsache, dass die Patienten einen Großteil der Sitzungen mit offenen Augen verbrachten, und das häufige Sprechen waren jedoch nicht der effektivste Weg, um positive und schnelle therapeutische Ergebnisse zu erzielen. Mir wurde klar, dass der Preis, den ich für meine Neugier und diese faszinierenden Einsichten bezahlte, die Verlangsamung des therapeutischen Fortschritts war. Diese Strategie wandelte die fokussierte vertikale Exploration, die wirksamste Methode, um die Ursachen emotionaler Probleme zu finden, in eine horizontale Sondierung um. Dies war sowohl für mich als auch für meine Patienten intellektuell interessant, diente aber leider auch dem Widerstand der Patienten und der Vermeidung tieferer schmerzhafter Probleme.

Als mir das klar wurde, änderte ich die Therapiestrategie – ich erhöhte die Dosierungen und lenkte die Sitzungen nach innen, indem ich Augenblenden einführte, den verbalen Austausch einschränkte und Musik verwendete, um die Erfahrung zu vertiefen. Diese Anpassung rückte die Strategie in die Nähe der in Kanada entwickelten »Psychedelischen Therapie«.

2. Psychedelische Therapie ist die andere beliebte Art der Durchführung einer Behandlung mit psychedelischen Substanzen. Sie besteht aus einer kleinen Anzahl von Sitzungen mit hohen LSD-Dosen: 400 bis 600 Mikrogramm (eine »überwältigende Einzeldosis«). Die Erfahrungen werden durch die Verwendung von Augenblenden und Kopfhörern streng nach innen gelenkt. Die Behandlungsräume sind mit schönen Gemälden und Blumen geschmückt, und während der Sitzungen wird spirituelle Musik in hoher Qualität gespielt. Die Aufsicht erfolgt gewöhnlich durch zwei Facilitatoren, vorzugsweise einen Mann und eine Frau.

Die Vorbereitung für die Sitzungen umfasst mehrere Stunden drogenfreier Gespräche. Der Zweck dieser Sitzungen ist es, die Lebensgeschichte der Patienten und ihre Symptome kennenzulernen, eine gute therapeutische Beziehung zu entwickeln und ihnen die Wirkung der psychedelischen Substanz zu erklären, die sie erhalten werden. Nach den Sitzungen vereinbaren die Therapeuten drogenfreie Interviews, um die Erfahrungen der Patienten zu besprechen und ihnen bei der Integration zu helfen. Dieser Ansatz wurde hauptsächlich von kanadischen und amerikanischen Therapeuten angewendet: Abram Hoffer, Humphry Osmond, Ross MacLean, Duncan Blewett, Ralph Metzner, Richard Alpert, Timothy Leary, Myron Stolaroff, James Fadiman, Robert Mogar, Willis Harman und anderen. Wir haben diese Methode auch in unseren Projekten am Maryland Psychiatric Research Center (MPRC) zur Behandlung von Neurotikern, Alkoholikern, Betäubungsmittelabhängigen und Krebspatienten sowie in LSD-Schulungen von psychiatrischen Fachkräften verwendet (PAHNKE et al. 1970, GROF 2001).

Die Verwendung dieses Ansatzes bringt sehr beeindruckende therapeutische Ergebnisse; das Leben vieler Patienten kann sich durch ein bis drei psychedelische Sitzungen drastisch verändern, aber die Mechanismen dieser Veränderung bleiben unklar. Diese Situation ähnelt den Veränderungen, die David Rosen bei Überlebenden suizidaler Sprünge von der Golden Gate Bridge und der San Francisco-Oakland Bay Bridge gefunden hat (ROSEN 1975). Anhand der Beobachtungen aus regelmäßigen psycholytischen Sitzungen kann man sich jedoch vorstellen, dass die Mechanismen, die diesen Veränderungen zugrunde liegen, durch die hochdosierte psychedelische Therapie beschleunigt und intensiviert werden und somit diese Ergebnisse hervorbringen könnten.

Vertreter dieser beiden Methoden der Anwendung psychedelischer Substanzen äußerten Kritik am gegnerischen Lager. Psycholytische Therapeuten behaupteten, dass psychedelische Therapeuten wichtige biographische Probleme vermeiden und einen »spirituellen Umweg« verursachen würden. Psychedelische Therapeuten kritisierten die psycholytischen Therapeuten, dass sie »pingelig« seien, sich unnötig mit unwichtigen biographischen Problemen aufhalten und die Chance einer lebensverändernden psychedelischen Gipfelerfahrung verpassen würden.

Nach diesem kurzen historischen Rückblick auf die therapeutischen Experimente mit LSD können wir nun die Grundprinzipien besprechen, die den Nutzen der Verwendung von LSD erhöhen und die potenziellen Risiken verringern. Viele dieser Prinzipien gelten auch für andere Psychedelika.

Microdosing mit LSD

Wir können mit dem von James Fadiman empfohlenen und untersuchten Microdosing beginnen. Fadiman begann 2017 eine Studie zu Microdosing mit LSD, das darauf abzielt, die normale Funktionsweise zu verbessern (FADIMAN 2017). Microdosing (oder subperzeptuelle Dosierung) bedeutet die Einnahme einer unterschwelligen Dosis, die für LSD 10 bis 20 Mikrogramm beträgt. Der Zweck von Microdosing besteht nicht darin, einen außergewöhnlichen Bewusstseinszustand zu erleben, sondern die normale kognitive und exekutive Funktionalität zu optimieren (nootroper Effekt).

In dieser Studie verabreichen sich die Freiwilligen die Substanz ungefähr alle drei Tage selbst. Sie berichten dann selbst über die wahrgenommenen Auswirkungen auf ihre alltäglichen Aktivitäten und Beziehungen. Zu den Freiwilligen, die an der Studie teilnehmen, gehört ein breites Spektrum an Wissenschaftlern, Künstlern und Studenten. Bisher deuten die Berichte darauf hin, dass die Probanden im Allgemeinen eine normale Funktionsfähigkeit erfahren, die jedoch mit gesteigerter Konzentration, Kreativität und emotionaler Klarheit sowie einer leicht verbesserten körperlichen Leistungsfähigkeit einhergeht. Albert Hofmann kannte Microdosing und nannte es »das am wenigsten erforschte Gebiet der Psychedelika«.

James Fadiman, ein psychedelischer Pionier, hat sich auf die Auswirkungen von Psychedelika auf die Kreativität und die Effekte von Microdosing spezialisiert.

Freizeitgebrauch von LSD und anderen Psychedelika

Menschen, die ihre Reaktion auf LSD kennen, können kleine Dosen (25 bis 75 Mikrogramm) einnehmen, um ihre Wahrnehmung in natürlichen Umgebungen zu erweitern, sofern sie die Qualität und Dosis der Substanz, die sie einnehmen, und ihre Reaktion darauf kennen. Für die meisten Menschen beeinträchtigt dieser Dosisbereich ihr normales Funktionieren im Alltag nicht (außer das Autofahren). Es kann das Erlebnis des Wanderns, des Schwimmens in einem Fluss, See oder Meer, stark bereichern und dem Liebesspiel eine neue Dimension verleihen. Diese Erfahrung mit gleichgesinnten Freunden zu teilen – Musik zu hören, gutes Essen zu genießen und über philosophische und spirituelle Angelegenheiten zu sprechen –, kann ganz besondere Gemeinschaftserlebnisse schaffen.

Das Modell für derartige Treffen lieferte der Club des Hashishins oder Club der Haschischesser, eine Gruppe aus Paris, die sich der Erforschung von Drogenerfahrungen widmete. Zu seinen Mitgliedern zählte die intellektuelle Elite Frankreichs, darunter Victor Hugo, Alexandre Dumas, Charles Baudelaire, Gérard de Nerval, Eugène Delacroix, Théophile Gautier und Honoré de Balzac. Bevor wir uns auf den Freizeitgebrauch von Psychedelika einlassen, müssen wir unsere Reaktion auf die psychedelische Substanz unserer Wahl unbedingt im privaten Rahmen testen. Die individuelle Reaktion auf Psychedelika fällt sehr unterschiedlich aus, und bei manchen Menschen können selbst die oben erwähnten moderaten Dosierungen eine unerwartet starke Reaktion auslösen.

Psychotherapie und Selbsterforschung mit Psychedelika

Sobald wir zu höheren Dosierungen übergehen, die tiefe Ebenen des Unbewussten aktivieren können, scheinen die produktivsten und sichersten Sitzungen jene zu sein, die nach innen gerichtet sind und mit Ausnahme der Musik einen minimalen Kontakt mit der Außenwelt mit sich bringen. Es ist wichtig, sich an einem abgelegenen Ort zu befinden, an dem man nicht durch Geräusche von außen gestört wird und an dem man die Freiheit hat, alles auszudrücken, was zum Ausdruck gebracht werden muss. Für eine sichere und heilsame Sitzung ist es zudem unerlässlich, dass man einen Sitter hat, eine Person, die persönliche Erfahrungen mit Psychedelika gemacht hat und sich mit dem Prozess wohl fühlt.

Obwohl mir bewusst ist, dass viele Leser Psychedelika unter unterschiedlichsten Bedingungen zur Selbsterforschung oder spirituellen Suche einnehmen, werde ich hier beschreiben, wie wir Sitzungen mit Menschen durchgeführt haben, die erhebliche emotionale Probleme hatten und uns für eine Therapie aufsuchten. Einige dieser Vorsichtsmaßnahmen wären sogar für Sitzungen nützlich, die außerhalb des therapeutischen Kontextes stattfinden. Eine notwendige Voraussetzung für jede Arbeit mit Psychedelika oder anderen Methoden, die holotrope Bewusstseinszustände mit einbeziehen, ist eine gründliche medizinische Untersuchung.

Vor allem müssen wir wissen, ob Herz und Kreislauf der Person in gutem Zustand sind. Es ist schwierig vorauszusagen, wie intensiv die Emotionen sein werden, die die psychedelische Substanz auslöst. Ein hoher unkontrollierter Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte in der Anamnese oder das Vorhandensein eines Aneurysmas könnten ein ernsthaftes Risiko darstellen. Während LSD eine biologisch sehr sichere Substanz ist, erhöht der Gebrauch von Entheogenen, die mit Amphetamin verwandt sind, wie MDA, MMDA, MDMA usw., die Gefahr eines kardiovaskulären Anfalls erheblich. Die Dosierungen sollten in einem angemessenen Bereich bleiben, und Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten niemals Substanzen aus dieser Gruppe einnehmen. Es gab Berichte über Todesfälle in Situationen, in denen diese Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten wurden.

Außerdem ist der allgemeine körperliche Zustand der Person, die eine psychedelische Substanz einnimmt, zu berücksichtigen. Die Sitzungen können insbesondere bei hohen Dosierungen emotional und körperlich anstrengend sein. Bestehende schwächende Erkrankungen oder Erschöpfungszustände nach Krankheiten, kürzlich durchgeführte Operationen oder Verletzungen können eine Kontraindikation darstellen; solche Situationen müssen individuell eingeschätzt werden. In unserem Maryland-Programm zur LSD-Therapie für Krebspatienten im Endstadium schlossen wir nur Patienten mit schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Problemen durch diagnostische Tests aus. Von den mehr als 200 Patienten starb keiner in der Sitzung oder erlitt einen körperlichen Notzustand. Und dennoch starb einer dieser Patienten vier Tage nach der Sitzung. Er hatte Hautkrebs, der im ganzen Körper Metastasen gebildet hatte, aber er hatte eine lähmende Angst vor dem Tod und schien verzweifelt am Leben zu hängen. In der Sitzung hatte er eine machtvolle Erfahrung des psychospirituellen Todes und der Wiedergeburt, die ihn von dieser Angst befreite. Er starb vier Tage später friedlich. Nach einigen ersten Versuchen beschlossen wir, keine Sitzungen mehr mit Patienten mit Hirntumoren durchzuführen. Ihre Erfahrungen wirkten unzusammenhängend und verwirrt, und sie hatten Schwierigkeiten mit der gedanklichen Integration des Inhalts.

Eine Schwangerschaft, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, stellt eine gewisse Kontraindikation dar. Frauen, die das Wiedererleben ihrer eigenen Geburt erfahren, erleben sich oft auch selbst als Gebärende. Dazu gehört tatsächlich eine starke Kontraktion der Gebärmutter. Ich habe mit Frauen gearbeitet, die in mit Geburt und Gebären verbundenen Sitzungen in der Mitte ihres Zyklus zu menstruieren begannen. Solche Kontraktionen können möglicherweise zu einer Frühgeburt führen. Im Laufe der Jahre habe ich vielen schwangeren Frauen erlaubt, das Holotrope Atmen zu praktizieren, aber wir vereinbarten, dass sie nicht weitermachen würden, wenn der Prozess die Gestalt einer Geburt oder Entbindung annehmen würde. In der psychedelischen Therapie kann man eine solche Vereinbarung nicht treffen, und es ist vernünftig, nicht mit Frauen zu arbeiten, während sie schwanger sind. Die Zeit nach der Geburt ist jedoch eine hervorragende Zeit für psychedelische Sitzungen, da Schwangerschaft und Geburt die perinatalen Erinnerungen aktivieren und verfügbarer machen.

Ein guter Abschluss der Sitzung erfordert häufig Körperarbeit. Es gibt Zustände, die möglicherweise eine Einschränkung oder Veränderung der körperlichen Interventionen erfordern könnten, darunter postfrakturelle oder postoperative Eingriffe, Bandscheibenvorfall, Schleudertrauma, Osteoporose, Zwerchfell- oder Nabelbruch, Kolostomie usw. Blockierungen oder Schmerzen in der Nähe des Genitalbereichs können durch direkte Körperarbeit nicht gelöst werden; sie können jedoch indirekt erreicht werden, indem mit den Beinen so gearbeitet wird, wie es in Band I im Kapitel 6 über das Holotrope Atmen (S. 365 ff.) beschrieben wurde.

Ebenfalls wichtig ist der emotionale Zustand der Person, die zu einer psychedelischen Sitzung oder zum Holotropen Atmen kommt. Wenn diese Person eine Vorgeschichte mit Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken hat, insbesondere längere, ist es notwendig, herauszufinden, wie diese Störung beschaffen war, in welcher Form sie auftrat und welche Umstände zu ihr führten. Diese Beurteilung muss eine Person vornehmen, die mit traditioneller Psychiatrie ebenso vertraut ist wie mit transpersonaler Psychologie. In vielen Situationen war der Zustand, der als psychotische Episode diagnostiziert wurde, ein falsch diagnostizierter spiritueller Notfall. In diesem Fall nahmen wir solche Klienten ohne Zögern in einen Workshop für Holotropes Atmen oder in eine psychedelische Therapie auf, und sie verursachten in der Regel keine besonderen Schwierigkeiten.

Idealerweise sollten die Therapeuten oder Sitter die Vorgeschichte der Person kennen, die sie in der Sitzung begleiten werden – die Besonderheiten ihres vorgeburtlichen Lebens und ihrer Geburt (sofern die Informationen verfügbar sind), die Qualität der Zuwendung, die sie in ihrer Säuglings- und Kindheitsphase erhielten, Hauptereignisse in ihrem Leben, die Traumata, an die sie sich erinnern, und die Konflikte, deren sie sich bewusst sind. Es ist sehr nützlich, herauszufinden, ob es in ihrem Leben irgendwelche sich wiederholende Muster gibt, was die Beziehungen zu bestimmten Gruppen wie Autoritätspersonen, Gleichaltrigen, Männern oder Frauen betrifft (zwischenmenschliche COEX-Systeme). Diese neigen dazu, in den Sitzungen aktiviert und repliziert zu werden, und können Probleme verursachen.

Eine wichtige Funktion der Vorgespräche besteht darin, eine gute Arbeitsbeziehung und Vertrauen aufzubauen. Wenn die Teilnehmer noch keine Informationen über die Wirkung der Substanz haben, die sie einnehmen werden, sowie über die Art der Erfahrung, müssen wir diese kurz vermitteln. Dies betrifft die Dauer der Sitzung, die Notwendigkeit, die Sitzung nach innen auszurichten, eine Vereinbarung darüber, wie wir kommunizieren werden, und die Hauptkategorien der Erfahrungen, denen sie begegnen könnten. Selbst wenn intellektuelle Informationen über perinatale und transpersonale Erfahrungen, deren Kraft und Auswirkung nicht angemessen vermittelt werden können, ist es äußerst wichtig und nützlich, über ihre Existenz und die Form, die sie annehmen können, Bescheid zu wissen.

Wir müssen die falschen Vorstellungen der westlichen Zivilisation und der konventionellen Psychiatrie in Bezug darauf, was normal und was »verrückt« ist, korrigieren. Die Menschen müssen wissen, dass solche Erfahrungen wie das Wiedererleben der Geburt oder von Episoden des vorgeburtlichen Lebens, Erinnerungen an die Ahnen, an Phylogenese und an vergangene Leben oder Begegnungen mit archetypischen Wesen und Besuche in archetypischen Gefilden völlig normale Aspekte des Erfahrungsspektrums holotroper Bewusstseinszustände sind. Diese Erfahrungen können unser Weltbild erweitern und wichtige Komponenten im Prozess der spirituellen Öffnung und inneren Transformation darstellen.

Ein äußerst wichtiges Element in der Psychonautik mit Psychedelika ist natürlich die Art der Substanz, die wir verwenden, und ihre Qualität sowie ihre Dosierung. Unter den gegenwärtigen Umständen könnten Arzneipflanzen die beste Wahl sein, es sei denn, eine zuverlässige Quelle für reine Chemikalien ist verfügbar. In einigen Staaten und Ländern ist es erlaubt, eigenes Marihuana, psilocybinhaltige Pilze, Peyote oder Ayahuasca anzubauen. Die Ohrspeicheldrüsen- und Hautsekrete der Kröte Bufo alvarius kann man bei erfahrenen und ehrlichen Heilern beziehen. Substanzen, die auf dem Schwarzmarkt erworben wurden, sind ein Risiko und können gefährlich sein. Über die Beschaffenheit der Substanz, ihre Dosis und Qualität kann man sich nie sicher sein.

In den 1970er Jahren analysierte Stanley Krippner Straßenproben von vermeintlichem LSD und berichtete über die Ergebnisse. Die Analyse ergab das Vorhandensein von 18 Fremdstoffen, darunter Amphetamine, Phencyclidin (PCP), kleine Mengen Strychnin und sogar Urin. Leider werden Psychonauten weiterhin in unterschiedlichem Maße mit Unsicherheit zu kämpfen haben, bis Psychedelika entkriminalisiert und in reiner Form verfügbar sind. Trotz der gegenwärtigen Renaissance des Interesses an Psychedelika müssen Personen, die eine legale psychedelische Sitzung wünschen, in eine der Forschungskategorien passen, wie beispielsweise Patienten mit Krebs, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Migräne, Angstzuständen usw.

Sofern man nicht verschiedene Dosierungen testen oder vergleichen möchte oder es aufgrund des Forschungsdesigns erforderlich ist, ist es vorzuziehen, höhere Dosierungen von LSD zu verwenden, etwa 250 bis 500 Mikrogramm. Dies könnte zwar eine etwas aufwändigere Organisation der Sitzungen bedeuten, bringt jedoch schnellere und bessere Ergebnisse und ist sicherer. Niedrigere Dosierungen neigen dazu, die Symptome zu aktivieren und die Erfahrung nicht zu einer guten Auflösung zu bringen, da sie es erleichtern, Abwehrmechanismen zu benutzen. Höhere Dosierungen bringen daher normalerweise eine klarere Auflösung.

Im höheren Dosierungsbereich ist es wichtig, die Sitzung nach innen gerichtet zu halten; das ermöglicht zu sehen und zu verstehen, was aus dem Unbewussten auftaucht und womit wir es zu tun haben. Es ist gefährlich und unproduktiv, in hochdosierten LSD-Sitzungen die Augen offen zu lassen und mit der Umwelt zu interagieren. Es verwirrt und vermischt Innen und Außen und macht eine Selbsterforschung unmöglich.

Ich habe Menschen getroffen, die hunderte Male LSD genommen hatten und nicht merkten, dass die Erfahrung etwas mit ihrem eigenen Unbewussten zu tun hatte. Für sie war es, als ob sie in einen seltsamen Film gingen, in dem sie Farben und Muster sahen, sich alles bewegte, die Gesichter der Menschen und ihre Umgebung merkwürdig verzerrt waren und sie intensive, aber unverständliche Gefühlswellen erfuhren. Diese Art der Verwendung von LSD ist gefährlich und führt zu ungenügend verarbeiteten Erfahrungen, verlängerten Reaktionen und Flashbacks oder Schlimmerem. Eine sichere Psychonautik erfordert die ungeteilte Aufmerksamkeit für das auftauchende unbewusste Material, die vollständige Erfahrung von Emotionen und die Verarbeitung des Inhalts.

Die ideale Situation für therapeutische Sitzungen ist eine geschützte Umgebung, die es dem Teilnehmer erlaubt, bei Bedarf Geräusche zu machen, und bei der ein Zweierteam aus einem männlichen und einem weiblichen Facilitator oder Sitter anwesend ist. Wir halten die Erfahrung durch die Verwendung von Augenblenden nach innen gerichtet und beschränken die verbale Interaktion und Interventionen auf ein Minimum, es sei denn, der Teilnehmer beginnt selbst damit oder fragt danach. Wenn die Person die Erfahrung unterbricht und die Augen öffnet, versuchen wir sie sanft davon zu überzeugen, zur Innenschau zurückzukehren.

Das Abspielen von Musik während der Sitzung kann dem Teilnehmer helfen, im Fluss der Erfahrung zu bleiben und sich durch mögliche Sackgassen durchzuarbeiten; es kann auch tiefe Emotionen aktivieren und an die Oberfläche bringen. Die Auswahl und Verwendung von Musik gestaltet sich ähnlich wie im Kapitel über das Holotrope Atmen. Das Grundprinzip besteht darin, das Geschehen in der Sitzung unmittelbar zu unterstützen, anstatt zu versuchen, die Erfahrung auf eine bestimmte Weise zu programmieren. Wir können die notwendigen Hinweise aus der Beobachtung des Gesichtsausdrucks, gelegentlicher verbaler Kommentare und der Körpersprache gewinnen; dazu können sinnliche Bewegungen des Beckens gehören, geballte Fäuste und Kiefer, eine entspannte Haltung und ein glückseliges Lächeln, das Aussprechen des Namens des Landes, in dem sich das Erlebnis entfaltet, und so weiter.

Darüber hinaus folgen wir dem üblichen Verlauf der LSD-Sitzung: Die Intensität der Musik nimmt allmählich zu, erreicht nach etwa drei Stunden einen Höhepunkt und wird dann emotionaler, beruhigender und weiblicher. In der letzten Phase der Sitzung wird die Musik zeitlos, fließend, meditativ und ruhig. Wir versuchen, Musikstücke zu vermeiden, die bekannt sind und die Erfahrung auf eine bestimmte Weise lenken würden, ebenso Gesangsdarbietungen in Sprachen, die der Teilnehmer versteht. Wenn wir Aufnahmen von menschlichen Stimmen verwenden, sollten sie nur als Klänge von Musikinstrumenten wahrgenommen werden und keine spezifische verbale Botschaft enthalten.

Ungefähr fünf Stunden nach Beginn der Sitzung ist es hilfreich, eine Pause einzulegen und einen kurzen mündlichen Bericht über die Erfahrungen der Person zu erhalten. Dies könnte auch ein guter Zeitpunkt sein, um nach draußen zu gehen. Idealerweise finden psychedelische Sitzungen in einer schönen Umgebung statt – in den Bergen, in der Nähe eines Parks, nahe einer Wiese, im Wald, an einem Fluss, einem See oder am Meer. Während der Abschlussphase einer psychedelischen Sitzung kann das Duschen oder Baden oder das Schwimmen im Wasser eine ekstatische und heilende Erfahrung sein.

Diese Phase kann die Regression in einen pränatalen Zustand erleichtern oder die Erfahrung sogar zum Beginn des Lebens im Urmeer führen. Je nach Ort und Tageszeit können wir den Teilnehmer an einen Ort bringen, an dem wir den Sonnenuntergang, den Mond oder den Nachthimmel beobachten können. Wenn wir nicht den Luxus einer der oben genannten Möglichkeiten haben, versuchen wir, eine so natürlich wie mögliche Umgebung zu finden. Psychedelische Erfahrungen können uns mit der Natur verbinden und uns bewusst machen, wie tief wir mit ihr verwoben und in sie eingebettet sind, aber auch wie sehr die industrielle Zivilisation dies verdeckt und uns von ihr entfremdet hat.

Wenn die Sitzung nicht zu einem guten Abschluss kommt, ist es unerlässlich, verbleibende Emotionen oder körperliche Spannungen und Blockaden mit Körperarbeit zu lösen. Ich habe jedoch nur sehr wenige psychedelische Therapeuten finden können, die dies tatsächlich anwenden. Die Prinzipien sind die gleichen, die in Band I im Kapitel 6 über das Holotrope Atmen (S. 365 ff.) beschrieben wurden. Wir verwenden keine vorgegebenen Techniken, sondern lassen uns von der heilenden Intelligenz der eigenen Psyche des Teilnehmers leiten. Wir finden die bestmöglichen Wege, um die bestehenden Symptome zu verstärken und ihn oder sie zu ermutigen, alles, was sich daraus ergibt, vollständig auszudrücken.

In unseren Therapie- und Trainingsprogrammen im Maryland Psychiatric Research Center organisierten wir gegen Ende der psychedelischen Sitzungen Familientreffen. Die Teilnehmer luden Partner, Ehepartner, Familienmitglieder oder Freunde ihrer Wahl zu diesen Zusammenkünften ein. Wir bestellten in einem nahe gelegenen chinesischen oder japanischen Restaurant Mahlzeiten mit interessanten Aromen, Texturen und Farben, und wir aßen alle gemeinsam und hörten ruhige Musik. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Teilnehmer noch in holotropen Bewusstseinszuständen, wodurch sich die Qualität der Sinneswahrnehmung erheblich verbessern kann. Indem sie dieses »Öffnen der Pforten der Wahrnehmung« – um Aldous Huxleys Begriff zu verwenden – auf alltägliche Gegenstände und Aktivitäten lenkten, erlernten sie neue Wege, die Natur zu erleben, Sonnenuntergänge zu betrachten, Essen zu schmecken, Musik zu hören und mit Menschen zu interagieren.

Trotz ihrer komplizierten Geschichte hat die psychedelisch unterstützte Psychotherapie ihr großes Potenzial bei der Behandlung von Phobien, Depressionen, psychosomatischen Störungen und körperlichen Schmerzen gezeigt. Durch die Verwendung von LSD als Katalysator wurde es möglich, den Anwendungsbereich der Psychotherapie auf Patientenkategorien auszudehnen, die zuvor nur schwer zugänglich waren: Alkoholiker, Drogenabhängige, Sexualstraftäter und kriminelle Wiederholungstäter. Die gegenwärtige außergewöhnliche Renaissance des Interesses an Psychedelika wird es hoffentlich ermöglichen, alle klinischen Erfahrungen, die 40 Jahre lang ungenutzt geblieben sind, anzuwenden, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und einen Neuanfang zu starten. Ich zweifle nicht daran, dass die neue Forschung bestätigen wird, dass Psychedelika einzigartige Therapeutika einer völlig neuen Art sind, die in der Geschichte der Psychiatrie ihresgleichen suchen.

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8.

Synchronizität:

C. G. Jungs »akausales Verbindungsprinzip«