Der wunde Punkt im Alphabet - Anne Duden - E-Book

Der wunde Punkt im Alphabet E-Book

Anne Duden

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Beschreibung

Aber vielleicht sollte zur Rettung der Vielstimmigkeit neben den Natur- und Vogelkundlern - sozusagen übergreifend - Schönheitskundler mit auf den Plan treten. Schon damit das Erkennen und Beschreiben der vielleicht letzten unerhörten Stimmen nicht allein den Be-Stimmungsbüchern vorbehalten bleibt.

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Seitenzahl: 94

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Anne Duden

Der wunde Punkt

im Alphabet

Rotbuch Verlag

eISBN 978-3-86789-591-0

© 2014 by BEBUG mbH / Rotbuch Verlag, Berlin

© der Originalausgabe Rotbuch Verlag, 1995

Umschlaggestaltung unter Verwendung

eines Ausschnitts von Christus und die

Ehebrecherin von Pieter Bruegel d. Ä.

Für Aurel

und für Dorothea

O dolorosa sorte

Über die Musik Carlo Gesualdos (1560–1613)

Es scheint nur eine immer wieder schnell vorübergehende Ruhe zu geben, einen Moment fiebrig ausbalancierten Innehaltens in gemäßigteren Zonen, eine kurze hochempfindliche Kontenance, herbeigeführt und erkauft durch ein einziges Mittel: den mit größter Anspannung angehaltenen Atem.

Wo Aufruhr die Regel ist, wird lebenerhaltender Ausgleich, Dauer-Homöostase sich nicht einstellen. Mille volte il di moro – tausendmal am Tag sterbe ich. Also bisweilen mehrmals pro Minute, wenn man die Nacht nicht zum Tag rechnet. Die Klagelaute, Seufzer sind die Alarmsignale bei diesem Tagwerk, sie skandieren die Zeit – einmal unmerklich langsam schleichende, dann wieder ruckartig vorspringende Minutenzeiger eines Uhrwerks.

Bis an eine unerhörte Grenze ist, was je ausdrückbar schien, vorgerückt und vorgestoßen. Noch die Grenze selbst wird transparent, gibt sich plötzlich zu erkennen als das, was sie immer schon gewesen sein muss: eine dünne Haut, verwundbar, ja stoßbar. Einer großen vielköpfigen Leidenschaft ist immer auch ihr gefürchtetes oder wütend ersehntes Abkappen, Vertilgen, Auslöschen benachbart, ihr panikartig herbeigewünschtes, und sei es gewaltsames, Ende. Jeder Moment, auch noch der der Ruhe, überwach ausgehaltene, nie nachlassende Spannung; ein Durchqueren eines einzigen, wenn auch vielfältig geformten und sich stets neu formenden Geländes: des Schmerzes. Einer hat also wieder einmal Herzweh gehabt? Ein bisschen heftiger als andere vielleicht. Sodass auch seine Affekthandlungen heftiger ausfielen? Einer, der zudem Fürst war, Unterkönig, oft hoch zu Ross, leidenschaftlicher Jäger, Doppelmörder – auf seinen Besitzungen, jenseits der mit ihrem Körper arbeitenden Massen ganz Ohr und ganz Gespür für die Tragödien, die erst jenseits der Arbeit beginnen. Herzweh – auf hoher Stufe der gesellschaftlichen Hierarchie. Nicht das jedoch bleibt Wirklichkeit und als solche haften, nicht die Geschichte ist unvergesslich, wohl aber der – zunächst jäh erscheinende – Ausdruck, seine auf einmal möglich gewordene, möglich gemachte Spannweite. Eine neu und anders aufgegangene Saat, Frucht einer Arbeit, die erst jenseits der der Körper beginnt und doch bedingungslos leibhaftig ist.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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