Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Einige Jahre sind vergangen, seit der Wupp aus Annas Traum heraus in ihr wirkliches Leben kam. Inzwischen ist der Wupp der beste Freund und Gefährte von Lola – Annas Tochter. Eines Tages folgen Lola und der Wupp dem Hilferuf von Sturmwindwolke, einem kleinen Stoffpferd, das insgeheim ebenfalls höchst lebendig ist. Hierdurch machen sie die Bekanntschaft von Alfie, Sturmwindwolkes Freund und Besitzer. Der hat ein riesiges Problem: der Angerhof, auf dem er mit seiner Familie lebt, ist zur Hälfte abgebrannt, und nun droht der Verkauf. Hierauf lauern die gierigen Lotterhofers, um auf dem Grundstück eine Wellness-Oase für die Reichen und Schönen zu bauen. Keine Frage, dass Lola und der Wupp zusammen mit Alfie und Sturmwindwolke alles tun, um das zu verhindern! Ihre zahlreichen tierischen Freunde helfen dabei tatkräftig mit. Und selbstverständlich steht ihnen auch Anna zur Seite. Werden sie es gemeinsam schaffen, den Angerhof zu retten? Welche Rolle spielt der hinterhältige Chauffeur Ottokar? Und warum können die Tiere auf dem Hof auf einmal sprechen? Eine neue spannende Geschichte über ungewöhnliche Freundschaften, die Kraft der Träume…und ein weiteres Mal auch ein wenig über Elvis.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 97
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Martina Temming wurde 1972 in Gelsenkirchen geboren. Die Leidenschaft für Bücher und Geschichten begleitet sie bereits seit frühester Kindheit. Beruflich schlug sie mit einem Wirtschaftsstudium und Tätigkeiten im Marketing einen völlig anderen Weg ein und widmete sich erst später dem Schreiben eigener Kinder- und Jugendbücher. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Essen.
Noch einmal für Anna
Viel Spaß mit den neuen Abenteuern des Wupp
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Es war einmal vor langer (oder auch kurzer) Zeit, da lebte in einer großen (oder auch kleineren) Stadt ein Mädchen, und das hieß – das weiß man ganz genau – Lola. Lola hatte viel Ähnlichkeit mit Anna. Das ist auch kein bisschen verwunderlich, denn schließlich war Anna Lolas Mutter. Außerdem ähnelte Lola auch ein wenig Max. Auch das verwundert nicht, denn Max war Lolas Vater.
Aber eigentlich war Lola ganz und gar Lola, von Kopf bis Fuß. Zu der Zeit, in der diese Geschichte spielt, war Lola neun Jahre alt, hatte blanke blaue Augen, blonde Haare und ein ansteckendes Lachen. Sie war meistens lustig, manchmal kratzbürstig, immer neugierig, häufig schmusig – also alles in allem so einzigartig, wie es alle neunjährigen Mädchen nun mal von Natur aus sind.
Jedoch – im Gegensatz zu den allermeisten neunjährigen Mädchen besaß Lola einen ganz außergewöhnlichen Schatz. Es war kein Gold, es war kein Palast und es war auch sonst nichts, was man hätte kaufen können. Nein, Lolas Schatz war ein Freund, der mindestens so einzigartig war wie sie. Ihre Mutter Anna hatte ihr diesen Freund zu ihrer Geburt geschenkt. Dieser Freund war der Wupp. Vielleicht kommt manch einem dieser Name bekannt vor. Und auch das ist nicht verwunderlich, denn über den Wupp und auch Anna und Max wurde bereits einmal ein Buch geschrieben.
Eigentlich, vor allem in den Augen der meisten Erwachsenen, war der Wupp nur ein ziemlich sonderbares Stofftier. Er hatte die Beine und den Kopf eines Hasen, die Schwanzflosse eines Delfins, den Stachelleib eines Igels und die Flügel eines Engels.
Das wäre an sich schon außergewöhnlich genug. Das wirklich Besondere aber war, dass der Wupp lebendig wurde, sobald niemand anderes als „sein“ Kind in der Nähe war.
Dieses Kind war zunächst Anna gewesen. Anna hatte sich als Kind nichts sehnlicher gewünscht, als so wie der Wupp sein zu können. Sie hatte sich ausgemalt, im Frühjahr ein kleiner Hase zu sein, der an Ostern dem Osterhasen beim Verstecken der Ostereier half. Im Sommer hatte sie sich vorgestellt, ein wunderbar glatter und schneller Delfin zu sein, der durch Meere und Ozeane zog und mit den Meerjungfrauen um die Wette schwamm. Wurde es dann im Herbst bunter und kühler, hatte Anna sich in ihrer Phantasie in einen flinken lustigen Igel verwandelt, der sich durch Laubhaufen wühlte, Beeren und Nüsse sammelte und sich gern zu einem Probe-Winterschläfchen zusammenkugelte. Im Winter hatte sie die Gestalt eines wunderschönen kleinen Engels mit silbrig glänzenden Federflügeln angenommen, der dem Weihnachtsmann und dem Christkind half, den Advent und Weihnachten zu einer besonders zauberhaften Zeit zu machen.
Anna war von diesen Träumen völlig begeistert gewesen - so begeistert, dass sie sich zu ihrem 6. Geburtstag den Besuch eines Wesens gewünscht hatte, welches all diese Wesen in sich vereinte. Sozusagen ein Hasen-Delfin-Igel-Engel. Und dann war ihr Traum Wirklichkeit geworden: in der Nacht vor ihrem Geburtstag hatte sie den Hasen-Delfin-Igel-Engel aus ihrem Traum in ihr wirkliches Leben geholt und ihn Wupp genannt. Seit diesem Tag hatte der Wupp Annas Leben begleitet, und beide hatten unzählige schöne und aufregende Dinge miteinander erlebt. Ein einziges Mal nur waren der Wupp und Anna voneinander getrennt gewesen, als der Wupp während einer Zugfahrt verloren gegangen war. Aber durch Traumtreffen in der Nacht und mit der Hilfe neuer Freunde hatte der Wupp wieder heil und glücklich zu seiner Anna zurückgefunden.
Ja, und als Anna dann Mama wurde, war es für sie selbstverständlich gewesen, dass der Wupp von da an auf ihre geliebte Tochter Lola aufpassen sollte – was dieser nur zu gern tat.
Seither war der Wupp auch Lolas bester liebster Freund und diese Freundschaft Lolas größter Schatz. Es störte sie auch nicht die Bohne, dass der Wupp vom vielen Liebhaben und Drücken schon ein wenig außer Form geraten und faltig war (schließlich hatte Lola ihre Mama und ihren Papa auch nicht weniger lieb, obwohl dasselbe mit der Zeit auch mit ihnen geschehen war). Lola fand auch nichts dabei, dass eines seiner Hasenohren schon ganz schief hing, sein Fell abgeschabt war und er bereits das dritte neue Auge angenäht bekommen hatte (okay, das war bei ihren Eltern zum Glück nicht so, aber bei ihrem Wupp fand sie es absolut nicht schlimm). Da mochten andere ruhig mit ihren neuen Puppen und modernen Spielzeugen angeben und sie mitleidig anlächeln. Lola hätte ihren Wupp für nichts in der Welt eingetauscht.
Lola hatte von ihrer Mutter aber nicht nur den Wupp bekommen. Mit ihm zusammen hatte Anna ihrer Tochter auch noch die wunderbaren Freundschaften aus ihren eigenen Abenteuern mit dem Wupp geschenkt. Anna hatte Lola bereits kurz nach ihrer Geburt mit in den Wald genommen, um sie dem inzwischen alten und graufelligen Dachs Lepusmetus vorzustellen. Sie hatte sie auch mit den Ur-Ur-Ur-Urenkeln der kleinen Ameise Poetria bekanntgemacht, die selbst bereits im Himmel war und dort bestimmt immer noch wunderbare Gedichte dichtete. Anna war mit Lola auch zu dem Kuckuck Fidelis gegangen, und sie wurde von ihm und allen Bewohnern von Wolkenkuckucksheim herzlich willkommen geheißen. Und natürlich hatte Anna mit Lola auch den Bauernhof besucht, auf dem die kleine Ente Porcella zu Hause war, die sich immer so gern im Schlamm suhlte. Überall hatte man sich über die kleine Lola gefreut und sie in den Kreis der Freunde aufgenommen.
Selbstverständlich hatte Anna Lola auch mit Elvis bekanntgemacht. Der freundliche alte Landstreicher wohnte noch immer mal hier, mal dort und schlug sich mit Straßengesang durch, wofür er von den Leuten den einen oder anderen Euro bekam. Anna steckte ihm ebenfalls häufig ein wenig Geld, abgelegte Kleidung von Max oder andere Kleinigkeiten zu. Auch Lola spendierte ihm von ihrem Taschengeld Eiscreme, Cola und einmal sogar einen Kinobesuch. Sie mochte den lustigen, zerknitterten Mann von Herzen. Und auch in diesem Fall störte es sie nicht im Geringsten, dass andere Kinder über diese Freundschaft die Nase rümpften. Sie hatten einfach keine Ahnung, welch wundervolle Geschichten Elvis zu erzählen hatte. Außerdem war er – abgesehen von Anna – der einzige Erwachsene, dem der Wupp sich in seiner wahren Gestalt zeigte. Er war nun einmal - abgesehen von Anna – der einzige Erwachsene, der sich über einen sprechenden Hasen-Delfin-Igel-Engel nicht wunderte.
Alles in allem hatte Lola also ein wirklich wunderbares Leben. Anna und Max liebten sie von Herzen, sie wohnte in einem schönen Haus in der Nähe ihrer Großeltern, hatte liebenswerte und außergewöhnliche Freunde…und mit dem Wupp an ihrer Seite fühlte sie sich, als könne nichts, aber auch gar nichts ihr Glück jemals trüben.
Und dann geschah eines Tages, an einem wunderbaren Julitag etwas, das das Leben von Lola und ihrem Wupp gehörig durcheinanderwirbelte.
So viel sei an dieser Stelle schon gesagt: am Ende wird alles gut. Aber bis dahin erlebten Lola und der Wupp noch einige wundersame und aufregende Abenteuer. Und von ihrem ersten soll im nächsten Kapitel berichtet werden.
Wie gesagt, es war ein wunderbarer Julitag, an dem diese Geschichte beginnt. Genau genommen war es ein später Samstagnachmittag kurz vor den Sommerferien. Schon seit Tagen brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, und alle Kinder sehnten sich bereits nach Ferien im Freibad, in der Eisdiele oder in der Hängematte im Schatten eines Baumes.
Lola lag in eben einer solchen Hängematte und schaute schlaftrunken in die Wolken. Neben ihr döste der Wupp leise schnarchend vor sich hin.
Plötzlich flatterte etwas Dunkles auf sie zu, setzte sich auf einen Ast und stieß einen durchdringenden Laut aus. Lola setzte sich auf und äugte konzentriert hinauf ins Geäst. Nach ein paar Sekunden erkannte sie voller Freude, wer dort saß.
„Pusio!“, rief sie glücklich aus und sprang aus der Hängematte, um den Enkelsohn des Kuckucks Fidelis zu begrüßen. Dabei vollführte der Wupp einen Salto heraus aus der Hängematte und plumpste platschend auf seinen Hasen-Delfin-Igel-Engel-Popo. Er schaute sich verwirrt um, hopste dann aber ebenfalls erfreut auf seine Hasenfüße, als er ihren Besucher sah.
Pusio flatterte vom Ast auf den Boden. Lola und der Wupp setzten sich im Schneidersitz ihm gegenüber.
„Wie schön, dich zu sehen, Pusio“, sagte Lola herzlich.
„Ich freue mich auch, euch zu sehen“, antwortete Pusio. „Wobei ich heute nicht auf ein Schwätzchen vorbeikomme, sondern eine dringende Bitte habe.“
„Dann erzähl´“, forderte Lola ihn auf.
„Heute Nachmittag“, begann Pusio, „als ich mit ein paar anderen Kuckucken etwas zum Abendessen besorgen wollte, hörte ich vom Rand des Feldes nahe unseres Wolkenkuckucksheims eine klägliche Stimme. Ich flog sofort hin und sah, dass dort ein kleines Pferd lag, das um Hilfe rief.“
„Ein kleines Pferd, das um Hilfe rief?“, wiederholten Lola und der Wupp verwirrt im Chor.
„Kein richtiges Pferd“, erklärte Pusio.
„Eines aus Plüsch, wie du, lieber Wupp. Ich sprach es an, und es schilderte mir, wie es in diese dumme Lage geraten war. Sein Kind Alfie hatte es bei einem Klassenausflug verloren. Es hatte sich nicht getraut, laut nach ihm zu rufen, da Erwachsene und häufig selbst andere Kinder ganz komisch werden, wenn Stofftiere anfangen, zu sprechen.“
„Das verstehe ich gut“, murmelte der Wupp.
„Das Pferdchen“, fuhr der Kuckuck fort, „ist nun sehr traurig und ängstlich und benötigt Hilfe.“
„Das ist klar wie dicke Kloßbrühe!“, rief Lola aus. „Und natürlich werden wir helfen, das arme Pferd wieder zu Alfie zu bringen. Aber warum hast du es denn nicht direkt mitgebracht?“
„Das ist das zweite Problem“, erklärte Pusio. „Es hat sich so sehr in einer Brombeerranke verheddert, dass ich es nicht schaffe, es heil herauszuziehen. Dazu brauche ich eure Hilfe.“
„Ja, worauf warten wir denn dann noch?“, fragte Lola und sprang sofort auf die Füße. Sie schnappte ihren Wupp und lief ins Haus.
„Warte hier auf uns“, rief sie über die Schulter dem Kuckuck zu. „Ich hole nur schnell mein Fahrrad.“
„Ich wusste, dass auf euch Verlass ist“, jubelte Pusio.
Lola stürmte zum Haus und zu ihrer Mutter Anna, die im Schatten auf der Terrasse saß und – wie eigentlich in jeder freien Minute – ein Buch las.
„Mami, ich drehe noch eine Runde mit dem Fahrrad“, plapperte Lola schnell los. „Und den Wupp nehme ich natürlich mit.“
„Mit dem Fahrrad?“, fragte Anna verdutzt. „Ist es dazu nicht ein wenig zu heiß?“
„Ach was“, winkte Lola ab. „Ist um diese Tageszeit nicht mehr so schlimm. Außerdem habe ich etwas Wichtiges zu erledigen. Pusio hat mir nämlich gesagt, dass…Ach, das dauert alles viel zu lange. Ich erzähle es dir später, ja?“ Sie schaute ihre Mutter bittend an. Zum Glück konnte Anna sich noch so gut an ihre eigenen Abenteuer mit dem Wupp erinnern, um zu wissen, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für viele Fragen war.
„Also gut“, sagte sie daher lächelnd.
„Fahrt erst einmal. Aber kommt bitte nicht so spät wieder!“
„Machen wir!“, erwiderte Lola erleichtert. „Bis nachher!“ Und zack – sauste Lola davon, schnappte sich ihr Fahrrad, setzte den Wupp in den Korb und rief nach dem Kuckuck. „Pusio! Wir können los!“
Der Kuckuck kam angeflogen und lotste sie heraus aus der kleinen Stadt zum Rand des Feldes, an welchem das arme kleine Pferd auf Rettung wartete. Da sie so schnell wie möglich fuhren und flogen, erreichten sie die Stelle nach nicht allzu langer Zeit.