Der Zaubergarten – Freundschaft macht lustig - Nelly Möhle - E-Book

Der Zaubergarten – Freundschaft macht lustig E-Book

Nelly Möhle

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Beschreibung

Ein neues blumenbuntes Zauberabenteuer der »Dein Spiegel«-BestsellerreiheEndlich Ferien! Tilda und Anni ziehen für eine Woche in den Schuppen im Garten von Tildas Großeltern. Von hier aus können sie jeden Tag heimlich über die Mauer klettern. Im Nachbargarten von Herrn Bovist warten große Aufgaben auf die beiden Mädchen und ihren neuen Freund Lilian: Die Prüfung für die Aufnahme in den Kreis der Zauberblumenzüchter steht an! Da quartiert sich Tildas Schwester Leni ebenfalls im Schuppen ein und will einfach nicht mehr ausziehen. Ob dagegen auch ein magisches Kraut gewachsen ist?Fliegend wie ein Vogel, bärenstark und unsichtbar – mit den magischen Blumen aus dem Zaubergarten meistern die Freunde Tilda, Anni und Lilian auch die gefährlichsten Abenteuer.Der vierte Band der erfolgreichen Reihe – mit vielen magischen Bildern von Eva Schöffmann-DavidovAlle Bände der Reihe »Der Zaubergarten«:Band 1: Geheimnisse sind blauBand 2: Abenteuer können fliegenBand 3: Überraschungen haben FellBand 4: Freundschaft macht lustigBand 5: Wunder blühen bunt (erscheint im Frühjahr 2022)Band 6: Ferien bringen Glück (erscheint im Sommer 2022)Reihe bei Antolin gelistet

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Seitenzahl: 153

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Nelly Möhle

Der Zaubergarten

Freundschaft macht lustig Band 4

FISCHER E-Books

Mit Bildern von Eva Schöffmann-Davidov

Inhalt

WidmungPrologDieses Mal muss ich [...]Wenig später quetschten Anni, [...]Hinter dem Hexenhaus beginnt [...]Bei Gunnars Anblick war [...]Am Montagmorgen hatte Papa [...]Die beiden Häuschen standen [...]Am nächsten Morgen wurde [...]Ich hatte noch eine [...]Ruperts Nackenfell war aufgerichtet. [...]Da Milla in Omas [...]Der nächste Tag war [...]Anni, Lilian, Susi, Rupert [...]Am nächsten Morgen schaute [...]Um den Zaubergarten zu [...]Ich dirigierte Lenis Freund [...]Wir schafften es gerade [...]An diesem Freitag wurde [...]Die kurze Pause reichte [...]Am nächsten Morgen stieß [...]

Für Marie, Lotti und Resi

Hallo! Ich bin Tilda. Und ich habe dir in letzter Zeit schon einige meiner unglaublichen Geschichten erzählt. Weil meine beste Freundin Anni und ich gerade ein Abenteuer nach dem anderen erleben. Das liegt an Herrn Bovist und seinem Hund Rupert. Die beiden leben in einem riesigen und wildwuchernden Garten. Dort züchten sie Blumen. Aber nicht irgendwelche Blumen, wie man sie bei Blumen-Einstein in unserer Stadt kaufen kann. Nein! Unser Freund züchtet Zauberblumen! Wenn man an ihren wunderschönen Blüten riecht, passieren die unglaublichsten Dinge.

Das Abenteuer, das ich euch nun erzählen möchte, ist uns wirklich genau so passiert. Echt und ungelogen!

Dieses Mal muss ich mit dem Erzählen an einem Sonntag beginnen. Der erste Sonntag in den Sommerferien!

Mein Schulranzen lag schon unter dem Schrank. Mit Zeugnis drin. Und das sollte die nächsten sechs Wochen auch so bleiben.

An diesem Sonntagmorgen hörte ich es unten an der Haustür klingeln. Und dann brüllte Papa bis in mein Kinderzimmer hinauf: »Tiiilda-Schatz, Besuch für dich!«

Verwundert flitzte ich alle Treppenstufen runter bis ins Erdgeschoss. Im Flur stand ein braun gelockter Junge und starrte interessiert auf mein pinkes Nachthemd. Da sind lauter grinsende Schweine drauf.

»Ich gehe dann mal zurück in die Küche«, meinte Papa und verschwand.

»Hallo!«, sagte der Junge.

»Hallo!«, sagte ich.

»Ich soll dir diesen Brief geben«, sagte der Junge im blau-weiß gestreiften Ringelshirt leise und hielt mir einen dunkelgrünen Umschlag hin. »Von Konrad Bovist.«

Sofort wuselten tausend Ameisen in mir herum. »Was steht da drin?«, fragte ich aufgeregt.

»Du kannst hoffentlich schon lesen«, sagte der Junge und öffnete die Haustür.

»Natürlich kann ich lesen!«, rief ich empört.

Der Junge drehte sich draußen auf dem Fußweg noch mal um. »Weiß ich doch«, sagte er und lachte. »Bis später!« Schon war er um die nächste Ecke verschwunden.

Sofort riss ich den Umschlag auf. Und zog ein dünnes, fast durchsichtiges Papier heraus. Sehr, sehr vorsichtig faltete ich es auseinander. Da stand in schnörkeliger Schrift:

Liebe Matilda, liebe Annemarie!

Es ist so weit: An diesem Freitag versammeln sich alle Mitglieder des Kreises, um mit euch die Aufnahmeprüfung zu vollziehen.

Ihr beiden Mädchen habt schon einiges rund um die Zauberblumen gelernt.

Dennoch ist es nötig, dass ihr die offizielle Prüfung des Kreises ablegt. Denn nur dann darf ich euch in das volle Geheimnis um die Zauberblumenzucht und um meinen Zaubergarten einweihen.

Aus diesem Grund beginnen heute, Sonntag, den 6. Juli, die Prüfungsvorbereitungen.

Ort: Anwesen Konrad Bovist

Beginn: 15 Uhr

Bitte erscheint pünktlich und vollzählig.

Herzliche Grüße

Euer Konrad Bovist

Ich flitzte zum Telefon. »Anni!«, raunte ich in den Hörer. »Du ahnst nicht, wer gerade einen Brief bei mir abgegeben hat! Lilian, der Enkel von Emilia Knöterich. Du weißt schon, die Zauberblumenzüchterin aus dem Kreis. Die mit dem khakigrünen Overall.«

»Sapperlot!«, sagte Anni.

»Frühstück!«, rief Papa und streckte seinen Kopf ins Wohnzimmer.

»Du musst mich um halb drei abholen«, wisperte ich in den Hörer. »Heute startet unsere Prüfungsvorbereitung!«

Meine Freundin Anni war an diesem Sonntagnachmittag sehr, sehr pünktlich. Ganz besonders aufgeregt hüpften wir die Scheffelstraße entlang in Richtung des riesigen Gartens von Oma und Opa.

»Ferien, Ferien, tralalalala!«, sang Anni, und ihre langen schwarzen Pantherhaare hüpften lustig im Takt. »Ferien, Ferien, oh, wie ist das Leben schöhöhön!«

»Und das Tollste ist«, ergänzte ich, »dass wir endlich, endlich unsere Aufnahmeprüfung für den Kreis machen! Und bald zum Zauberblumenclub gehören.«

Allein bei dem Gedanken wuselten viele, viele Glückskäfer durch meinen Bauch.

Inzwischen waren wir durch das seitliche Gartentor in den riesigen Garten meiner Großeltern geschlüpft und hüpften den mittleren Weg entlang zwischen den vielen Obstbäumen hindurch.

Da weder Oma noch Opa in Sicht waren, schnappten Anni und ich uns gleich mal die lange Holzleiter, die an einem knorrigen Apfelbaum lehnte, und schleppten sie bis zu unserem Geheimversteck. Das ist ein wunderhübsch grüner Schuppen direkt an der hohen Gartenmauer aus Natursteinen. An diese Mauer lehnten wir die Leiter und kletterten sie schnurstracks nach oben.

Eigentlich ist das ja streng verboten. Weil die Leute in der Nachbarschaft denken, dass Herr Bovist ein unheimlicher Spinner ist. Aber Anni und ich kennen die ganze Wahrheit um Herrn Bovist. Er ist nämlich unser Freund.

Nur wenig später standen wir im grünen Dschungel des Zaubergartens. Und durch den kämpften wir uns jetzt. Vorbei an riesigen Bäumen, Büschen und Farnen bis zur ersten Lichtung. Das Gewächshaus funkelte wie ein Diamant in der Sonne. Weiter durch das Tannenwäldchen und den Pfad entlang bis zur nächsten Lichtung. Doch was war das? Ein kleines, knallblaues Zelt stand mitten auf der Blumenwiese. Direkt vor Herrn Bovists Hexenhäuschen.

»Oha!«, machte Anni und riss ihre blauen Augen erstaunt auf. »Macht Herr Bovist Abenteuerurlaub im Zelt?«

Im selben Moment wurde ich durch ein kleines rosa-schwarz geflecktes Tier abgelenkt. Es flitzte aus der grünen Hexenhaustür heraus und direkt auf uns zu.

»Ein Schwein!«, rief ich erstaunt.

»Ein Schwein kommt selten allein!«, sagte Anni und zeigte auf Rupert, den größten Hund aller Zeiten. Der wetzte in großen Sprüngen hinter dem flinken Schweinchen her.

»Haltet Susi fest!«, rief Lilian, der als Letztes aus der Tür gesprintet kam.

Also schnappte ich mir die schnelle Susi, als sie gerade in das Tannenwäldchen eintauchen wollte. Sie zappelte und grunzte.

Jetzt stand Lilian vor uns. Anni starrte den Jungen an. Stimmt, die beiden hatten sich ja noch nie getroffen.

Also sagte ich: »Das ist Lilian. Er soll mit uns zusammen die Prüfung machen.«

Und weil jetzt Lilian Anni anstarrte, fuhr ich fort: »Und das ist Anni. Meine allerbeste Freundin Anni.«

Anni fragte: »Wieso musst du Zauberblumenunterricht bekommen? Wo deine Oma Emilia doch wohl Zauberblumengroßmeisterin ist? Da wirst du ja schon alles können!«

»Klar kann ich schon viel!«, antwortete Lilian, und seine grasgrünen Augen blitzten. »Ich gehöre einer uralten Zauberblumenfamilie an. Seit Generationen züchten wir schon!«

»Und Schweine züchtet ihr auch?«, fragte Anni.

»Leider nicht«, erklärte der Junge und nahm mir das Schwein ab. »Ich habe Susi gewonnen. Bei einer Landwirtschaftsmesse. Sie ist ein Minischwein. Und unglaublich schlau.«

»Huhuuu, Kinder!«, rief genau in dem Moment Herr Bovist. Er stand auf der Treppe und winkte. Sein Haar bauschte sich prächtig auf und leuchtete zuckerwattenweiß in der Sommersonne. »Schön, dass ihr da seid! Lilian und ich haben Kekse gebacken und Limonade kalt gestellt.«

Als ich kurz darauf den Bauch voller leckerster Kekse hatte, stellte ich die dringendste aller Fragen: »Starten wir jetzt mit unserer Prüfungsvorbereitung?«

»Sicher, sicher!«, sagte Herr Bovist lachend. »Lasst uns beginnen!«

Komischerweise wuselte der alte Mann dann aber hurtig in sein Schlafzimmer. Und kam mit einer kleinen Papiertüte zurück.

»Augen zu und Hände als Schale nach vorne strecken, bitte schön«, sagte Herr Bovist.

Ich hörte mit zusammengekniffenen Augen, wie Herr Bovist in der Tüte kruschtelte. Dann legte er etwas in meine geöffneten Hände.

»Augen auf!«, sagte Herr Bovist.

»Oh!«, konnte ich beim Anblick des wunderhübschen Säckchens nur sagen. Das moosgrüne, weiche Leder war über und über mit kleinen Blumen bestickt. Und wenn man die Lederbändel lockerte, öffnete es sich.

»Schööön!«, sagte Anni und schnüffelte an ihrem kirschroten Ledersäckchen. »Und es duftet so fein.«

Lilians Beutel leuchtete knallblau.

»Noch sind eure Notfallsäckchen leer«, erklärte Herr Bovist, der sich wieder zu uns an den runden Wohnzimmertisch gesetzt hatte. »Aber ihr drei werdet sie bis Freitag mit Essenzen füllen. Wie ihr bereits wisst, steckt in der flüssigen Essenz der Zauberblume die geballte Zauberkraft.«

»Sapperlot!«, rief Anni. »Jeder von uns bekommt sein eigenes gefülltes Notfallsäckchen?«

Herr Bovist nickte. »Im Notfallsäckchen stecken die Zauberessenzen, die man im Notfall am dringendsten brauchen kann. Der Kreisvorstand hat beschlossen, dass ihr bis Freitag euer eigenes Notfallsäckchen erstellt. Diese Aufgabe ist schon Teil der Prüfung. Ihr müsst sie zu dritt bewältigen. Ohne Hilfe eines Kreismitgliedes.«

»Allein?«, fragte ich nach. »Bis Freitag?«

»So ist es«, antwortete Herr Bovist. »Hört mir gut zu: Damit ich euch voll und ganz in das Geheimnis um die Zauberblumen und diesen Zaubergarten einweihen darf, müsst ihr dem Kreis angehören. Und das heißt: Ihr müsst die Prüfung am Freitag unbedingt bestehen.«

»Und wenn wir durchfallen?«, fragte ich atemlos.

»In diesem Fall könnt ihr die Prüfung in einem Jahr nochmals versuchen«, antwortete er mit ernstem Blick. »Allerdings dürftet ihr in diesem Jahr nur zu Besuch in den Zaubergarten kommen. Die Zauberblumen wären für euch tabu. In weitere Geheimnisse dürfte ich euch auf keinen Fall einweihen.«

Anni und ich starrten unseren alten Freund entsetzt an.

»Ihr beiden Mädchen habt schon viel über die Zauberblumen gelernt«, sagte Herr Bovist. »Ihr wisst, wie ihr die Blumen, die ihr braucht, im Zauberbuch findet. Ihr habt die Samen auch schon des Öfteren im Gewächshaus gepflanzt und großgezogen. Selbst eine Essenz habt ihr schon hergestellt. Zwar ohne Unterweisung meinerseits, doch durchaus erfolgreich!«

»Ich kann das auch schon alles!«, sagte Lilian.

Herr Bovist nickte wieder.

Ich guckte zu Lilian. Als Enkelsohn von Emilia und Sohn von Viola wusste er bestimmt schon alles über Zauberblumen, als er noch gemütlich in Violas warmem Bauch steckte.

Herr Bovist fuhr fort: »Es steht viel auf dem Spiel. Ich zähle auf euch!«

Ich schluckte. Und nickte.

Herr Bovist stand auf und sagte: »Dann startet jetzt mit eurer heutigen Tagesaufgabe: dem Anpflanzen der benötigten Zauberblumensamen. Ihr habt keine Zeit zu verlieren. Viel Erfolg!«

Wenig später quetschten Anni, Lilian, Rupert, Susi und ich uns ohne unseren Zauberblumengroßmeister in das klitzekleine Arbeitshäuschen. Richtig, richtig eng war es jetzt. Weil das Arbeitshäuschen zwar genauso aussieht wie das Hexenhäuschen, aber viel, viel kleiner ist.

Das riesige und uralte Zauberbuch der Familie Bovist lag auf dem großen Schreibtisch für uns bereit.

»Also dann«, fragte ich, »welche Zaubereigenschaften brauchen wir für unsere Notfallsäckchen?«

Anni antwortete: »Ganz klar: den Bärenstarkzauber.«

Und da hatte sie natürlich recht. Stark zu sein war in Notfällen superwichtig!

»Im Wasser nicht untergehen können«, sagte nun Lilian.

Ich staunte nicht schlecht. »So einen Zauber gibt es?«

Lilian nickte. Und schlug das dicke Buch auf.

Vorsichtig blätterten wir die dünnen Seiten um.

»Da!«, sagte Lilian plötzlich und zeigte auf eine Blumenzeichnung. »Das ist die Schwimmblume.«

Wir beugten unsere Köpfe über die Zeichnung der Zauberpflanze.

»Die sieht aber komisch aus«, stellte Anni fest. »Schwimmt die Blüte auf dem Wasser?«

Ich legte meinen Zeigefinger unter die Schnörkelschrift und las laut vor: »Polygonaceae, Familie der Knöterichgewächse.« Verwundert starrte ich Lilian an. »Heißt deine Familie nicht Knöterich mit Nachnamen?«

Anni prustete laut.

»So ist es!«, antwortete Lilian. »Meine Familie hat vor vielen hundert Jahren diese Zauberpflanze gezüchtet. Die Knöterichs sind unter Zauberblumenzüchtern weltweit bekannt.«

»Wahnsinn!«, sagte Anni.

Ich las laut weiter: »Riecht man an dieser kerzenförmigen rosafarbenen Blütenähre, wird einem die Fähigkeit zuteil, auf der Wasseroberfläche zu schwimmen, ohne unterzugehen, ähnlich einem schwimmenden Wasservogel. Die Pflanze gedeiht bevorzugt in einem nahrhaften Tümpel/Teich. Sie verzichtet auf eine Grundwurzel und wächst als schwimmende Pflanze. Längliche, ledrige, dunkelgrün glänzende Blätter, die auf der Wasseroberfläche treiben.«

»Potz Blitz!«, rief Anni. »Da kann man ja gar nicht tauchen. Wie eine Boje dümpelst du auf dem Wasser herum. Wozu soll das gut sein?«

»Der Zauber ist nützlich, wenn jemand nicht schwimmen kann«, erklärte Lilian. »Ist ja wohl klar. Man braucht sie also im Notfall.«

Schnell blätterte er eine Seite im Zauberbuch weiter. »Und diese Zauberkraft hier brauche ich auch.« Er zeigte auf eine braunrote und eher hässliche Blume.

»Für welchen Notfall brauchst du am ganzen Körper ein dichtes Fell?«, fragte ich erstaunt.

Anni sagte kichernd: »Falls die nächste Eiszeit anbricht, ist ja wohl klar!«

»Ich mache seit einiger Zeit Zuchtversuche«, antwortete Lilian. »Ich werde eine Blume mit einer neuen und noch nie dagewesenen Zauberkraft züchten.«

»Und welche?«, fragte ich neugierig.

»Einen Tierverstehzauber!«, antwortete Lilian mit feierlicher Stimme.

»Toll!«, riefen Anni und ich fast gleichzeitig.

Und ich fügte hinzu: »Du hast es echt gut. Du züchtest bestimmt schon Zauberblumen, seit du denken kannst. Mit Hilfe deiner Zauberblumenfamilie.«

Jetzt guckte Lilian finster. »Eher nicht. Mama wollte nicht, dass ich wunderlich werde. Und zum Außenseiter. So wie sie selbst in ihrer Kindheit. Deshalb durfte ich bis jetzt nicht so viel praktisch arbeiten. Und das, obwohl die Mitglieder der Familie Knöterich schon als Kinder die tollsten Zauberblumen gezüchtet haben. Nur ich nicht. Wegen Mama! Aber Oma Emilia hat durchgesetzt, dass ich mit euch die Prüfung machen darf.«

»Als Mitglied einer Zauberblumenfamilie musst du doch wohl keine Prüfung machen?«, fragte ich.

Lilian nickte. »Schon. Aber hier bei Herrn Bovist habe ich die Chance, mit meiner eigenen Zauberzüchtung voranzukommen!«, erklärte er. »Ganz in Ruhe und ohne Mama!«

Er zog eine Schokolinse aus seiner Hosentasche. Der grüne Zuckerüberzug war etwas verschmiert.

»Ich habe schon heimlich Blumen mit Tiereigenschaften angepflanzt«, berichtete er. »In Omas Garten. Und Essenzen hergestellt. Wenn du diesen Smartie isst, kannst du eine Woche lang so gut riechen wie ein Spürhund.«

»Phantastisch!«, sagte Anni mit blitzenden Augen. »Darf ich den Smartie essen? Bitte?«

»Nix da!«, rief ich. »Du hast schon genug Zauber ausprobiert. Nachher wächst dir noch eine Riesennase. Die kannst du nicht verstecken. Da hilft auch keine Mütze!«

Bei unserem letzten Abenteuer hatte Anni Herrn Bovists Pralinen mit Hörzauber gegessen. Und riiiesige Knubbelohren bekommen. Für eine ganze Woche. Weil in einer Essenz die Zauberkraft geballt drinnensteckt.

Lilian sagte: »Also, ich habe den Zauber natürlich schon getestet. Meine Nase ist nicht gewachsen. Du kannst den Smartie haben.«

»Ich weiß nicht«, sagte ich zweifelnd.

Aber es war sowieso zu spät. Anni hatte sich die kleine grüne Schokolinse bereits in den Mund geschoben. Genüsslich kaute sie. Und schluckte.

Ich starrte meine Freundin an. Nichts. Ihre kleine Nase blieb klein. Da war ich schon mal sehr erleichtert.

Anni machte Schnüffelgeräusche. »Ich rieche nichts«, stellte sie fest.

»Oh!«, machte Lilian und zeigte auf Annis Hände. Unglaublich lange Krallennägel verlängerten ihre Finger. Wie bei einer Hexe in der Geisterbahn.

»Wahnsinn!«, sagte Anni und schlug ihre Klauen in die Luft. »Die sehen ja mörderisch aus!«

»Na prima«, stellte ich fest. »Deine Mama wird sich freuen!«

Anni zuckte mit den Achseln. »Es gibt doch Nagelscheren.«

»Äh«, machte Lilian. »Das war wohl der falsche Smartie. Ich habe schon einige Essenzen mit Tiereigenschaften zusammen. Es fehlen nicht mehr viele. Am Schluss werden alle Essenzen gemischt. Und – Palimpalim – ein neuer Zauber entsteht. Ich werde Mama damit überraschen. Und ihr zeigen, dass ich ein echter Knöterich bin.«

Anni guckte Lilian bewundernd an. »Toll!«, sagte sie wieder.

»Ich würde gerne Rupert verstehen können. Und Knox«, überlegte ich laut.

Knox ist meine kleine Schuppenmaus.

Anni und ich guckten uns an.

»Wir helfen dir«, sagte Anni schließlich.

»Echt?«, fragte Lilian grinsend. »Cool!«

Ich spendierte eine Runde Melonenkaugummi. Und sagte: »Also haben wir jetzt zwei Aufgaben.«

»Wir können uns ja aufteilen«, schlug Lilian vor. »Ich suche die fehlenden Samen mit den Tiereigenschaften heraus.«

»Und Anni und ich kümmern uns um die Samen für das Notfallsäckchen«, ergänzte ich.

Gesagt, getan. Wie die Ameisen wuselten wir zwischen Zauberbuch und Labor hin und her. Das Labor liegt neben dem Arbeitszimmer und ist so klein wie unser Reihenhausgästeklo zu Hause. Trotzdem passt in den klitzekleinen Raum ein riesiger Schrank mit vielen, vielen Schubladen. Und in den Schubladen stecken viele, viele Samentütchen mit Zauberblumensamen.

Anni war mir mit ihren Gruselkrallen keine große Hilfe. Weil sie die kleinen Samentütchen überhaupt nicht richtig öffnen konnte. Ein Tütchen schlitzte sie sogar auf. Aus Versehen, versteht sich. Viele, viele Samen kullerten auf dem Boden herum. Anni konnte sie mit ihren Klauen nicht wieder aufsammeln. »Sapperlot«, fluchte meine Freundin. »So ein unpraktischer Zauber ist mir ja noch nicht untergekommen!«

Das Susi-Schwein wollte dann die Samen mit seinem Staubsaugerrüssel aufsaugen.

»Du Ferkel, du!«, rief Anni und wedelte mit den Krallenhänden.

»Susi!«, rief Lilian streng und scheuchte sein Schwein nach draußen auf die Wiese.

Aber endlich hatten wir alle Samen beisammen. Lilian ließ seine direkt in seinem neuen Ledersäckchen verschwinden.

Plötzlich durchzuckte mich ein Gedankenblitz: »Ludmilla!«, rief ich. »Ich pflanze auf alle Fälle einen Samen mit dem Unsichtbarkeitszauber.«

Die Unsichtbarkeitspflanze Ludmilla ist meine absolute Lieblingsblume. Wenn man an ihrer wunderschönen blauen Blüte riecht, wird man unsichtbar. Echt und ungelogen! Schon drei Mal hatte ich eine als Hausblume. Und wir haben mit ihrer Hilfe schon so einige brenzlige Situationen gemeistert.

Ludmillas Samen hob sich weiß und kugelrund von den anderen braunen und schwarzen Samen ab. Nur der Samen der Schwimmpflanze stach noch heraus. Gelb und länglich wie ein Grassamen lag er neben Ludmillas Perle.

»Wie wird der Samen deiner Schwimmpflanze gepflanzt?«, fragte ich Lilian.

»Na, in einem Tümpel«, antwortete er.

»Dann fehlt uns jetzt nur noch der Tümpel«, sagte Anni und machte eine tolle Kaugummiblase.

Da keiner von uns wusste, woher wir einen Tümpel bekommen sollten, suchten wir als Nächstes Herrn Bovist. Sein Rat musste her, ganz klar.

»Vielleicht schneidest du vorher noch deine Nägel«, schlug ich Anni vor.

»Stimmt«, sagte Lilian und kramte in seinen Hosentaschen. Die Hose sah aus wie der khakigrüne Overall seiner Oma. Nur eben ohne Oberteil dran. Aber mit vielen Taschen entlang der Hosenbeine. Auf der Höhe des Knies zog er ein rotes Taschenmesser hervor.

»Mein Überlebensmesser hat eine Schere«, verkündete Lilian. »Und eine Säge.«

»Wir nehmen die Schere«, sagte Anni.

Die Krallen waren sehr, sehr dick. Und hart. Lilian musste die kleine Schere unglaublich doll zusammendrücken. Aber an einem Daumen klappte er dann doch kurz die Säge aus.

Ritsch, ratsch. Eklige Geräusche machte es. Endlich waren alle Nägel kurz.

»Ob an deinen Fußnägeln auch Krallen sind?«, fragte ich interessiert.

»Es ist jedenfalls ganz schön eng in meinen Turnschuhen«, antwortete Anni.

Aber dann wurden wir durch knirschende Geräusche abgelenkt. Beim Blick aus dem kleinen Fenster sahen wir ein feuerrotes Auto, das in einem Affentempo heranbrauste und scharf neben dem blauen Zelt bremste.

»Das ist Oma!«, stellte Lilian fest.

Und tatsächlich: Emilia im khakigrünen Overall sprang hurtig aus dem kleinen Fahrzeug.

»Huhuuu!«, rief sie. »Ist jemand daheim?«

Schon war sie im Hexenhaus verschwunden.