Diamonds For Love – Glühende Leidenschaft - Layla Hagen - E-Book
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Diamonds For Love – Glühende Leidenschaft E-Book

Layla Hagen

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Beschreibung

Echte Gefühle oder alles nur gespielt?Nesthäkchen Summer Bennett ist davon überzeugt, dass die wahre Liebe immer einen Weg findet. Aber fordert sie mit Alexander Westbrook, dem umschwärmten Hollywoodschauspieler, ihr Schicksal zu sehr heraus? Alex scheint ein echter Traummann zu sein: Er ist nicht nur unwiderstehlich attraktiv und erfolgreich, sondern zeigt auch aufrichtiges Interesse an den Waisenkindern, die Summer ehrenamtlich in einem Kinderheim betreut. Zwischen den beiden funkt es gewaltig. Doch dann stürzt sich die Presse auf sie – und Summer muss erfahren, dass ein Leben in der Öffentlichkeit auch seine Schattenseiten hat ...

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Aus dem Amerikanischen von Vanessa Lamatsch

© Layla Hagen 2018Titel der amerikanischen Originalausgabe:»Your Endless Love«, CreateSpace IndependentPublishing Platform, 2018© der deutschsprachigen Ausgabe:Piper Verlag GmbH, München 2019Covergestaltung: zero-media.net, MünchenCovermotiv: FinePic®, MünchenDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

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Inhalt

1 Summer

2 Alex

3 Summer

4 Alex

5 Summer

6 Alex

7 Summer

8 Alex

9 Summer

10 Alex

11 Summer

12 Alex

13 Summer

14 Alex

15 Summer

16 Alex

17 Summer

18 Alex

19 Summer

20 Alex

21 Summer

22 Summer

23 Alex

24 Summer

25 Alex

26 Summer

27 Summer

Epilog

1 Summer

»Die Auswahl ist einfach zu groß.« Ich lasse meinen Blick von der Cinderella-Figur zu der Spielzeugkutsche auf dem Regalbrett darunter wandern. Mein Bruder Daniel, der neben mir steht, scheint keinerlei Probleme zu haben, sich zu entscheiden. Wir sind auf der Suche nach Geburtstagsgeschenken für unsere Nichte. Als wir in den nächsten Gang gehen, piept sein Handy.

»Tolle Neuigkeiten«, verkündet er, die Augen auf das Display gerichtet. »Alex Westbrooks Team hat mir gerade mitgeteilt, dass er diese Woche in St. Anne’s vorbeischauen kann.«

»Danke, danke, danke.« Grinsend klatsche ich in die Hände. St. Anne’s ist ein Waisenhaus, in dem ich oft freiwillige Arbeit leiste. Nichts begeistert die Kinder mehr, als wenn ein Prominenter sie besucht, und Alexander »Alex« Westbrook spielt im Kino ihren liebsten Superhelden. Daniel gehört eine Adventure-Firma mit ziemlich berühmten Kunden. Seitdem ich herausgefunden habe, dass Westbrook einer von ihnen ist, habe ich meinen Bruder ständig deswegen genervt. »Du bist mein Lieblingsbruder.«

Daniel schiebt das Handy zurück in die Hosentasche, dann stößt er mich verschwörerisch mit dem Ellbogen an. »Spiel nicht das Lieblingsspiel mit mir. Ich weiß genau, dass du das all deinen Brüdern erzählst.«

»Wie wäre es mit: Du bist im Moment mein Lieblingsbruder?«

»Aua. Verletzend, aber ehrlich.«

Ich seufze, dann lege ich den Kopf schief. »Wir haben sieben Geschwister. Du kannst nicht ständig den Platz als Liebling besetzen.«

Ich liebe es, die Jüngste zu sein, und nutze das auch weidlich aus. Als Kind bin ich mit so gut wie allem durchgekommen.

Als wir in den Gang mit den kleinen Musikinstrumenten treten, frage ich: »Hat Alex spezielle Forderungen gestellt?« Ich habe inzwischen einige Promi-Besuche im Heim organisiert und weiß, dass Stars sehr anstrengend sein können. Nachdem Alex einer der A-Promis von Hollywood ist, nehme ich an, dass auch er genaue Vorstellungen von seinem Besuch hat.

Daniel nickt, während er ein kleines Saxofon mustert. »Ja. Er will keine Presse und keine PR-Kommunikation. Keine Fotos in den sozialen Medien.«

Das ist nicht das, was ich erwartet habe. »Sicher, kein Problem.«

»Er gehört nicht zu den Promis, die mit ihrer Wohltätigkeitsarbeit angeben«, erklärt mein Bruder, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Und seit der Trennung von Amy versucht er noch mehr, sich im Hintergrund zu halten.«

»Das nehme ich ihm nicht übel. Was für ein Theater.« Ich bin niemand, der immer über die neuesten Skandale und Klatsch-Storys informiert ist, aber da Amy und Alex zu den Lieblingen Hollywoods gehören, wird so allumfassend über ihre Trennung berichtet, dass man dem Thema einfach nicht entkommt. Die offizielle Begründung für das Ende ihrer Beziehung lautet, dass sie sich einfach auseinandergelebt haben – was die Presse allerdings nicht glauben will. Und das bedeutet, dass wilde Spekulationen angestellt werden.

Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie schrecklich es sein muss, wenn das eigene Beziehungsende überall im Internet und den Magazinen auseinandergenommen wird. Eine Trennung ist so schon schlimm genug. Ich verarbeite sie gewöhnlich, indem ich jede Menge Zucker in mich reinstopfe – oder Wein – und dabei mit meinen Schwestern romantische Komödien schaue. Aber von der ganzen Welt beobachtet zu werden, wenn man gerade vollkommen down ist? Das muss die Hölle sein.

»Audrey fände ein Saxofon sicher toll«, erkläre ich meinem Bruder.

»Dann kaufe ich das hier«, verkündet Daniel und schnappt sich eines der kleinen Instrumente.

»Ich glaube, ich werde ihr dieses Schatzsucher-Set kaufen, das direkt neben dem Eingang stand.«

»Das nenne ich mal einen erfolgreichen Shopping-Trip.«

»Alles nur Übungssache, Bruder.« Nachdem alle meine Geschwister verheiratet sind und die meisten bereits Kinder haben, habe ich inzwischen ein ziemliches Talent für die Auswahl von Geschenken entwickelt.

»Nur, damit ich mich geistig darauf einstellen kann … wird das eine dieser vollkommen übertriebenen Partys?«

Ich lege mir theatralisch beide Hände an die Brust. »Ich bin schockiert, dass du etwas anderes glauben kannst. Natürlich wird sie das.« Ich lächele verlegen. Ja, vielleicht übertreibe ich ein klein wenig, wenn es darum geht, die Geburtstagspartys für meine Nichten und Neffen zu organisieren. Aber ich kann einfach nicht anders. Und die Kinder lieben es. Genau wie meine Geschwister. Sie ziehen mich nur einfach gerne damit auf. Ich deute mit dem Zeigefinger auf Daniel. »Glaub ja nicht, dass du mir entlocken kannst, unter welchem Motto die Party steht. Das ist eine Überraschung.«

»Ich habe dafür gesorgt, dass Alex das Heim besucht, und dafür bekomme ich nicht mal eine Vorwarnung?«

Ich kneife die Augen zusammen, weil ich eine meiner eigenen Taktiken zum Aufdecken von Geheimnissen wiedererkenne: das Erzeugen von Schuldgefühlen. »Nö, keine Vorwarnung. Und wo wir gerade von Alex sprechen … fliegt er für diesen einen Tag aus L.A. ein? Soll ich einen Wagen organisieren, der ihn vom Flughafen oder vom Hotel abholt? Ich kann ihn auch persönlich abholen.«

Ich schaffe es nicht, die Aufregung zu verbergen, die mich bei dieser Vorstellung überkommt. Es macht keinen Sinn, mich selbst zu belügen; ich schmelze jedes Mal förmlich dahin, wenn ich ihn auf der Leinwand sehe, genauso wie jede andere Frau in Amerika auch.

»Ich werde dir die Infos zukommen lassen, sobald ich etwas weiß. Aber er zieht aus L.A. nach San Francisco, also wohnt er nicht in einem Hotel.«

»Oh, okay.«

Ich nicke, dann richte ich meine Gedanken wieder auf Audrey, als wir bei dem Stapel mit dem Schatzsucher-Set ankommen. Ich entscheide mich für eines, dann gehen wir zur Kasse. Die Auslage mit Magazinen neben dem Laufband erregt meine Aufmerksamkeit. Bei zweien der Klatschmagazine prangt ein Bild von Alex auf dem Cover. Er wirkt auf beiden ziemlich niedergeschlagen, und auf einem der Fotos ist er sogar unrasiert. Die Schlagzeilen dazu sind so spekulativ und bissig wie immer: »Im wahren Leben kein Superheld. Warum hat Amy ihn sitzen gelassen?« Und: »Weg mit dem Landstreicher-Look, Alex. Kein Wunder, dass Amy dich verlassen hat.«

Mir wird schwer ums Herz. Ich hoffe, Alex sieht nicht alles, was über ihn geschrieben wird. Daniel, der die Schlagzeilen ebenfalls gelesen hat, schüttelt den Kopf. Wir zahlen schnell und verlassen den Laden. Wir haben nebeneinander geparkt. Als wir unsere Wagen erreichen, sagt Daniel: »Nur noch eine Sache. Versprich mir, dass du Alex nicht auf peinliche Weise anhimmeln wirst.«

Mein Bruder kennt mich einfach zu gut. Ganz oben auf der Liste meiner vielen, vielen Fehler stehen folgende Punkte: immer zu spät merken, dass ein Kerl ein Idiot ist; die Unfähigkeit, nach einem Muffin aufzuhören; und … mich vollkommen albern benehmen, wann immer Daniel mir einen seiner berühmten Kunden vorstellt.

»Ich verspreche, dass ich es zumindest versuchen werde«, antworte ich ehrlich, bevor ich mir das Haar aus der Stirn streiche, das mir eine Windböe immer wieder ins Gesicht peitscht.

Daniel presst kurz die Lippen aufeinander, dann lächelt er. »Du hast Glück, dass ich dich so liebe.«

»Du hast keine andere Wahl. Ich bin dein kleines Schwesterchen.«

Obwohl ich achtundzwanzig Jahre alt bin, liebe ich es immer noch, kleines Schwesterchen genannt zu werden. Das klingt so viel besser als jüngste Schwester.

»Und danke noch mal, dass du ihn dazu gebracht hast, diesem Besuch zuzustimmen«, füge ich hinzu, bevor Daniel mich noch weiter ermahnen kann. Ich habe wirklich den festen Vorsatz, mich so wenig wie möglich wie ein Fangirl zu benehmen. Ich habe so ein Gefühl, dass Alex gerade Ruhe und Frieden braucht. Der Mann hat zugestimmt, St. Anne’s zu besuchen, obwohl er ohne Weiteres hätte ablehnen können, also bin ich fest entschlossen, mich anzustrengen.

»Kein Problem. Hast du Lust, noch mit mir Abendessen zu gehen?«

»Ich muss zurück in die Galerie. Ich wollte nur noch kurz in den Laden, bevor er schließt.«

»Okay. Ich schicke dir die Infos zu Alex’ Besuch, sobald alles geregelt ist. Und vergiss dein Versprechen nicht, ja?«

Seufzend stelle ich mich auf die Zehenspitzen und drücke Daniel einen Kuss auf die Wange. »Ja, ja. Du musst nicht so darauf herumreiten. Gib Caroline und den beiden Kindern ein Küsschen von mir.«

»Mache ich.«

Auf der Fahrt zur Galerie plane ich in Gedanken die Party. Ich erreiche meinen Arbeitsplatz nach Geschäftsschluss. Alle Besucher sind bereits gegangen, und meine Kollegen Jacob und Diana verpacken gerade die Monet-Sammlung. Morgen wird sie zurück nach Paris geschickt.

»Olivia ist schon weg«, informiert mich Jacob und wischt sich mit der Hand imaginären Schweiß von der Stirn. Unsere Chefin ist nicht gerade ein einfacher Mensch. Ich schnappe mir eine Rolle Blisterfolie und helfe ihm, eines der größeren Gemälde einzuwickeln.

»Hey, nicht so grob«, mahne ich, als er das Gemälde so hektisch umdreht, dass es ihm fast aus den Fingern rutscht.

»Ich habe heute Abend eine Verabredung und will nicht zu spät kommen. Es ist unser erstes Date, da muss ich mich ins Zeug legen.«

Ich deute warnend mit dem Finger auf ihn. »Kein ausreichend guter Grund, deine Arbeit schleifen zu lassen. Diese Gemälde müssen mit Vorsicht und Liebe behandelt werden.«

Diana mustert ihn aus schmalen Augen. »Summer, ich würde vorschlagen, du und ich machen hier allein fertig, bevor Jacob alles in den Sand setzt, nur weil er es eilig hat.«

Jacob grinst. »Genau das war mein Plan.«

»Geh, geh, geh. Und verschreck das Mädchen nicht gleich mit deinem mangelnden Sinn für Humor«, sagt Diana und scheucht ihn Richtung Tür. Dann sieht sie mich an, die Lippen zu einem Schmollmund verzogen. »Wie kann es sein, dass bei ihm in romantischer Hinsicht mehr los ist als bei uns?«

Ich unterdrücke ein Lachen. »Muss an seinem mangelnden Sinn für Humor liegen.«

Diana hat völlig recht. Und es sieht auch nicht so aus, als würde sich mein Glück in Liebesdingen in nächster Zeit zum Besseren wenden … dafür werde ich bald schon Alex Westbrook persönlich begegnen. Das ist doch immerhin ein Silberstreifen am Horizont.

2 Alex

»Ich kann nach der Besichtigung direkt zu deinem Haus kommen und die Umzugsleute überwachen«, sagt meine Schwester am Telefon.

»Sophie, hör auf, so viel Wirbel um mich zu machen. Ich komme schon klar.«

»Machst du Witze? Wir wohnen zum ersten Mal seit unserer Kindheit in derselben Stadt. Natürlich mache ich Wirbel um dich. Wenn nicht ich, wer dann?«

Ich schmunzele. »Ich werde dich anrufen, wenn ich etwas brauche. Wann bringst du mir Drew morgen vorbei?« Drew ist Sophies siebenjähriger Sohn. Ich kann es kaum erwarten, den Tag mit meinem Neffen zu verbringen.

»Ist neun Uhr okay?«

»Sicher.«

»Er ist total begeistert, dass du hier bist. Oh, Mist, ich muss aufhören. Meine Kunden sind da.«

»Viel Glück bei der Besichtigung. Wir sehen uns morgen.«

Sophie ist Immobilienmaklerin hier in San Francisco und hat auch dieses Haus für mich gefunden. Früher bin ich immer zwischen Filmdrehs hergeflogen, aber für meinen Geschmack habe ich sie trotzdem viel zu selten gesehen. Wir stammen ursprünglich aus Portland, doch nach dem College ist Sophie hierhergezogen. Ich wollte schon seit einer Weile aus L.A. weg, und jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel.

Als meine Schwester mich gefragt hat, welche Wünsche ich für das Haus hätte, meinte ich nur, dass ich Privatsphäre, Platz und das Meer in Fußnähe haben will. Sie hat das perfekte Objekt für mich gefunden. Und sie hat auch alles für mich eingerichtet. Ich habe keine Möbel aus dem Haus mitgenommen, in dem ich in L.A. mit Amy gewohnt habe, aber trotzdem hatte ich dort noch genug anderes Zeug, dass ich eine Umzugsfirma anheuern musste, um alles in Kisten zu verpacken und vorbeizubringen.

Wir haben die Dreharbeiten für meinen letzten Film vor zwei Tagen abgeschlossen, und die Lieferung meiner Sachen ist für heute geplant. Sophie hat angeboten, die Kisten für mich entgegenzunehmen und auszupacken, aber ich will das selbst machen. Bei Dreharbeiten und Promo-Touren wird mir immer alles abgenommen. Ich will in meiner Freizeit auch mal etwas selbst machen – um ein gewisses Maß an Normalität zurückzugewinnen.

Ich sehe auf die Uhr, dann beschließe ich, noch fünf Minuten zu warten, bevor ich die Umzugsfirma anrufe. Wenn sie nicht bald kommen, muss ich mich bei Summer Bennett melden und sie bitten, mich etwas später zu dem Besuch im Waisenhaus abzuholen. Aber ich mag es nicht, unpünktlich zu sein.

Ich fülle die Wartezeit, indem ich die Mail lese, die ich während des Telefonats mit Sophie erhalten habe. Sie ist von meinem Manager, Preston.

Alex,ich habe deinen Terminkalender aktualisiert. Du bist für zwei Events gebucht. Ich muss dir das sicher nicht sagen, aber du darfst Fragen zu Amy nur wie besprochen beantworten. Das Studio ist nervös. Du weißt, was auf dem Spiel steht.

Nervös ist eine Untertreibung. Das Studio hat die romantische Komödie finanziert, in der Amy und ich die Hauptrollen spielen … und ein Teil der Marketingstrategie beruhte auf der tatsächlichen Beziehung zwischen uns beiden. Sie produzieren auch das Superhelden-Franchise, in dem ich mitwirke, und im Moment sprechen wir darüber, ob es ein Spin-off für meinen Superhelden-Charakter geben soll. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, meine Geldgeber nervös zu machen.

Ich sehe auf die Uhr. Wo bleibt der Umzugswagen? Er hätte vor fünf Minuten ankommen sollen. Wie aufs Stichwort klingelt mein Telefon, und die Nummer der Umzugsfirma leuchtet auf dem Bildschirm auf.

»Mr Fulton, es tut uns leid, aber wir stecken fünf Blocks von Ihrem Haus entfernt im Stau fest. Wir werden uns eine Viertelstunde verspäten.«

Dem Kerl wird klar sein, wer ich bin, sobald er mich sieht, aber am Telefon meinen echten Namen zu verwenden, führt manchmal zu unerwünschten Paparazzi-Besuchen.

»Danke für die Information, aber beeilen Sie sich. Ich habe in fünfundzwanzig Minuten einen Termin.«

Nachdem ich aufgelegt habe, suche ich sofort nach Daniel Bennetts E-Mail.

Hey, Alex!Ich habe mit meiner Schwester Summer geredet. Sie wird dich Punkt fünf Uhr abholen. Hier ist ihre Nummer, falls du sie brauchst.

Bingo. Ich wusste, dass er mir die Handynummer geschickt hat. Ich wähle, und Summer geht sofort dran.

»Hey, hier ist Alex.«

»Hi!«, antwortet sie schrill.

»Es tut mir leid, aber ich werde eine Viertelstunde mehr Zeit brauchen. Die Möbelpacker, die mir meine Sachen aus L.A. bringen, hätten inzwischen hier sein sollen, aber sie hängen im Stau fest.«

»Ähm, okay. Kein Problem. Ich werde einfach im Auto warten.«

»Du bist schon da?«

Sie lacht nervös. »Ich wollte nicht zu spät kommen, also bin ich ein bisschen früher losgefahren, und der Verkehr war nicht schlimm. Ich stehe vor dem Haus. Moment, ich parke um, damit der Umzugslaster durchs Tor fahren kann. Im Moment blockiere ich es.«

Instinktiv blicke ich aus dem Fenster, doch ich kann die Straße natürlich nicht sehen. Mein Grundstück ist von einer über zwei Meter hohen Hecke umgeben, die einen wunderbaren Sichtschutz bildet.

»Komm rein, sobald du geparkt hast. Du musst nicht im Auto warten.«

»Bist du sicher? Mir macht es nichts aus.«

»Ich werde dich nicht eine halbe Stunde lang in deinem Auto sitzen lassen, Summer.«

Ich habe darum gebeten, abgeholt zu werden, weil mein neues Auto erst nächste Woche geliefert wird und ich Taxis so gut wie möglich meide.

»Okay.«

Ich lege auf, gehe nach draußen und öffne gerade rechtzeitig die Tür neben dem großen Tor, um zu sehen, wie eine Frau aus einem roten Ford steigt. Sobald ihr Blick auf mich fällt, werden ihre Augen groß, und sie presst die vollen Lippen aufeinander.

Ich schalte mein Kameralächeln ein und deute mit dem Kinn Richtung Haus.

»Komm rein.«

Nickend eilt sie voran. Sie lächelt und ringt die Hände. Ich habe ein solches Verhalten schon öfter gesehen, wenn Leute versuchen, nicht zu kreischen oder ihr Gesicht neben meines zu pressen, um ein Selfie zu machen. Ich weiß die Zurückhaltung zu schätzen.

Kaum ist sie durch die Tür, schließe ich sie hinter ihr und strecke ihr die Hand entgegen.

»Ich bin Alex.«

»Ich weiß. Ich meine, natürlich weißt du, dass ich es weiß.« Sie schließt fest die Augen und atmet einmal durch. »Tut mir leid. Ich fasele. Ich bin Summer.«

Grinsend schüttele ich ihr die Hand, dann führe ich sie über den gepflasterten Weg zum Haus. »Wie lang wartest du schon da draußen?«

»Zehn Minuten. Ich bin früher aus der Galerie aufgebrochen, weil ich nicht wusste, wie schlimm der Verkehr werden würde.«

»Was tust du in der Galerie?«

»Ich bin Kuratorin, aber eigentlich mache ich ein bisschen von allem«, erklärt sie, als wir das Haus betreten.

Ich bin Summer nahe genug, um zu erkennen, dass sie kein Make-up trägt. Sie beißt sich auf die volle Unterlippe und hat die Hände vor der Brust verschränkt. Sie ist klein, doch das einfache schwarze Kleid mit dem breiten Gürtel, das sie trägt, betont ihre wunderbaren Kurven. Sobald sie sich im Raum umgesehen hat, richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf mich. In ihren Augen erkenne ich eine Mischung aus Neugier und Aufregung, gleichzeitig aber auch unerwartete Wärme.

»Tut mir leid. Ich starre«, sagt sie, als unsere Blicke sich treffen. Sie tritt von einem Fuß auf den anderen und sieht zu Boden.

»Ich bin daran gewöhnt«, antworte ich ehrlich. Außerdem habe ich sie ebenfalls abgecheckt, also sitze ich wohl selbst im Glashaus.

»Also, Daniel hat mir erzählt, dass du ziemlich gesprächig bist.«

Sie lächelt verlegen. »Gewöhnlich schon, ja.«

»Er hat außerdem erzählt, dass es ziemlich wild werden kann, wenn du dein inneres Fangirl rauslässt.«

»Das hat er nicht gesagt!« Sie richtet sich höher auf. Gleichzeitig steigt ihr Röte in die Wangen, um sich dann bis zu ihren Ohren auszubreiten. Verdammt, Summer ist reizend. »Hat er? Hat er wirklich?«

»Irgendwie schon. Aber deine Reaktion lässt mich vermuten, dass es sich lohnen würde, bei dem Thema noch ein wenig nachzuhaken.«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein.« Dann seufzt sie. »Es könnte sein, dass ich ihn ein- oder zweimal in Verlegenheit gebracht habe, weil ich unbedingt ein Autogramm wollte.«

»Ich gebe dir gerne ein Autogramm, Summer.«

»Wie kommst du darauf, dass ich eines möchte?« Sie kneift die Augen zusammen und stemmt die Hände in die Hüften. Ich habe die starke Vermutung, dass sie eine ziemliche kleine Hexe sein kann.

»Touché. Willst du was trinken?« Ich deute auf die Ledercouch links von uns. »Setz dich, wenn du möchtest.«

»Danke. Ein Glas Wasser wäre toll. Übrigens, das ist ein sehr schönes Haus.«

»Mir gefällt es auch. Meine Schwester hat es für mich ausgesucht … und eingerichtet«, erkläre ich, als ich zu der kleinen Bar in der Ecke gehe und ihr ein Glas Mineralwasser eingieße.

»Oh, deine Familie lebt in San Francisco? Tut mir leid, ich will nicht neugierig sein.«

Ich lache leise. »Du musst meinetwegen nicht wie auf Eiern gehen. Neugier macht mir nichts aus, solange nichts vom Inhalt unseres Gesprächs an die Presse gelangt.«

Summers Lächeln verblasst, als ich ihr das Getränk reiche. »Das würde ich nie tun.«

»Ich meine das generell, nicht auf dich bezogen.«

Sie nippt an ihrem Wasser. »Okay. Ich hatte übrigens noch gar keine Gelegenheit, dir dafür zu danken, dass du die Kinder in St. Anne’s besuchst. Es bedeutet ihnen eine Menge.«

»Sicher, kein Problem. Deswegen mache ich es ja. Wie kommt es, dass du dort ehrenamtlich arbeitest?«

»Na ja, Daniel und seine Ehefrau haben zwei Kinder aus dem Heim adoptiert. Und dann hat eins zum anderen geführt …« Sie lässt sich auf die Couch sinken, während sie erzählt, und ihr Rock rutscht ein paar Zentimeter nach oben. Nicht so weit, dass es unanständig wäre, aber doch hoch genug, um schöne, wohlgeformte Oberschenkel zu entblößen, bei denen mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Himmel, sie ist wirklich hübsch, wie sie dort mit überschlagenen Beinen sitzt, das hellbraune Haar über einer Schulter, sodass ich ihren schlanken Hals sehen kann. Ich schlucke schwer und wende den Blick ab.

Draußen ertönt ein Hupen und erschreckt Summer. Fast hätte sie sich ihr Wasser übers Kleid geschüttet, doch sie kann das Unglück gerade noch verhindern.

»Das dürften die Kerle vom Umzugsunternehmen sein«, sage ich. »Ich werde sie kurz bitten, die Kisten auszuladen, dann können wir aufbrechen. Wird höchstens fünf Minuten dauern.«

»Okay.«

»Mr Fulton«, sagt einer von ihnen fünf Minuten später. Seine Stimme trieft förmlich vor Sarkasmus. Er hat mich sofort erkannt. »Für diesen letzten Karton müssen Sie noch einmal zusätzlich unterschreiben. Darin befinden sich Wertgegenstände. Sie müssen die Kiste öffnen und bestätigen, dass alle aufgelisteten Gegenstände da sind.«

Sie haben alle fünfzehn Kartons ausgeladen. Den letzten hat der Mann gerade vor meinen Füßen abgestellt, jetzt hält er mir eine Liste entgegen.

»Was für Wertgegenstände?«, frage ich.

Er wirft einen Blick auf seine Liste. »Philip-Patek-Uhr, Omega-Uhr, achtkarätiger Diamantring mit Saum von Saphiren.«

Ich erstarre, weil ich mich fühle, als hätte mir jemand die Faust in den Magen gerammt. Amy hat mir den Verlobungsring mit dem Umzugsunternehmen geschickt? Lieber Himmel. Ich wollte den verdammten Ring nicht mal zurückhaben.

»Das ist in Ordnung, Sie können gehen«, sage ich so ruhig wie möglich.

»Vorher müssen Sie die Kiste öffnen und hier unterschreiben.«

Falls dem Mann bewusst ist, dass es sich bei dem Ring um einen Verlobungsring handelt, lässt er sich nichts davon anmerken. Ich gehe in die Hocke und öffne die Kiste. Zwei Uhren, eine Ringschatulle. Ich spare mir die Mühe, das Kästchen zu öffnen. Stattdessen stehe ich auf und unterschreibe die verdammte Liste. »Alles da. Sie können jetzt gehen. Danke für Ihre Mühe.«

Als der Umzugswagen davonfährt, spüre ich, wie eine Ader an meiner Schläfe pulsiert.

»Wir sollten gehen«, sagt Summer leise, als sie an den Kisten im Wohnzimmer vorbei auf mich zukommt. Als ich ihren Blick einfange, wird mir klar, dass sie genau weiß, was sich in diesem Karton befindet. Frauen zählen eins und eins viel schneller zusammen als Männer. Sie mustert mich voller Mitgefühl.

»Ja. Lass uns gehen.« Meine Stimme klingt selbst in meinen eigenen Ohren harsch – und tatsächlich, sie zuckt zusammen.

»Es tut mir wirklich leid. Das … das war der Verlobungsring, richtig?«

»Das geht dich überhaupt nichts an.«

Sie zuckt erneut zusammen, diesmal heftiger. Verdammt, was tue ich hier? Das alles ist nicht ihre Schuld.

Sie nimmt die Schultern zurück und hebt das Kinn. »Das, was da gerade passiert ist, ist ziemlich beschissen … aber ich bin nicht diejenige, die dir den Verlobungsring mit einem Umzugsunternehmen zurückgeschickt hat, also reiß nicht mir den Kopf ab. Wenn du unseren Ausflug nach St. Anne’s verschieben willst, kann ich das arrangieren. Ich will ja nicht, dass du die Kinder mit deinem sonnigen Gemüt heute blendest.«

Holla. Es ist lange her, dass mir jemand wegen irgendetwas die Meinung gesagt hat.

»Ich werde ins Auto gehen und dort zehn Minuten warten, damit du ein wenig Ruhe hast. Ruf mich an, falls du den Termin verschieben willst.«

Ohne ein weiteres Wort verlässt sie mein Haus und verschwindet durch das Tor. Ich reibe mir das Gesicht und atme ein paarmal tief durch, um mich zu beruhigen. Das war idiotisch. Doch den Termin zu verschieben wäre noch idiotischer. Ich weiß, wie sehr sich Kinder auf so etwas freuen, und ich will weder sie enttäuschen noch Summer.

Ich bin Schauspieler. Es ist mein Beruf, zu lächeln, selbst wenn ich mich eigentlich nicht danach fühle. Also schnappe ich mir meine Lederjacke von der Garderobe und gehe nach draußen.

Summer starrt angestrengt durch die Windschutzscheibe, als ich in ihren Wagen steige. Ein paar Sekunden lang herrscht unangenehmes Schweigen.

»Es tut mir leid, Summer. Das war unangebracht.«

»Ja, war es.«

Ich berühre ihren nackten Unterarm. Bei dem Kontakt durchfährt mich ein elektrischer Schlag. Ihre Haut ist verführerisch weich. Verdammt, ich habe keinerlei Recht, mich verführt zu fühlen. Ich gebe sie in dem Moment frei, als sie den Kopf zu mir herumreißt. Sie wirkt ein wenig misstrauisch.

»Ich war überrumpelt«, fahre ich fort, weil ich das Bedürfnis verspüre, meine Reaktion zu erklären. Ich will, dass sie weiß, dass ich kein Idiot bin; niemand, der andere schlecht behandelt, nur weil er selbst gerade keine gute Laune hat. »Gewöhnlich benehme ich mich nicht so. Die Sache mit dem Ring war einfach … unerwartet. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich angeblafft habe.«

Sie seufzt. »Schön. Dir sei verziehen.«

Das bringt mich zum Lächeln. »Einfach so?«

»Das ist einer meiner vielen Fehler. Ich vergebe leicht. Wütend zu bleiben kostet einfach zu viel Energie. Und, na ja, das war wirklich furchtbar. Da hätte jeder geblafft. Bist du dir sicher, dass du den Termin nicht verschieben willst?«

»Ja. Ich will die Kinder nicht enttäuschen. Ich kann Leute unterhalten, auch wenn mir eigentlich nicht danach ist, versprochen. Schauspielern ist mein Job.«

Sie kneift die Augen zusammen, als dächte sie intensiv über etwas nach. Dann streckt sie den Arm nach hinten aus, zum Rücksitz. Erst da bemerke ich eine große Schachtel mit einem Logo in Form eines Kuchens auf dem Deckel, auf der noch ein zweiter, kleinerer Karton steht. Sie greift nach dem kleineren und öffnet den Deckel. Drei Cupcakes kommen zum Vorschein.

»Hier, nimm einen Cupcake.«

»Was?«

»Das wird deine Laune verbessern. Der Zucker jagt Endorphine in dein Blut.«

»Wieso hast du einen ganzen Stapel Süßigkeiten in deinem Auto?«

»Na ja, die große Kiste ist für St. Anne’s. Dieser Karton hier ist eigentlich für mich, aber du brauchst den Zucker nötiger.«

Ich mustere ihr Gesicht und suche nach Anzeichen, dass sie versucht, mich aufzuziehen, doch entweder ist sie eine herausragende Schauspielerin, oder sie meint das ernst.

Ich nehme einen Cupcake, während ich mich frage, wie oft sie mich noch überraschen wird. Summer Bennett ist ganz anders als die Leute, mit denen ich sonst zu tun habe. Anders auf die bestmögliche Art und Weise. Sie ist ehrlich, hat keine Angst davor, mich zur Rede zu stellen oder zu ihren Eigenheiten zu stehen. Und sie besitzt eine innere Wärme, die mir seit Jahren nicht mehr begegnet ist.

»Der ist wirklich gut«, rufe ich, als ich den ersten Bissen genommen habe.

»Ich weiß.« Ihr sehnsüchtiger Tonfall ist niedlich.

»Keine Sorge, ich esse nur diesen einen. Den Rest lasse ich dir.«

Sie schüttelt den Kopf, bevor sie langsam losfährt. »Nein, nein. Sie gehören dir. Ich esse sowieso zu viele davon. Meine Waage wird es mir danken, wenn ich die Cupcakes heute mal weglasse.«

»Vergiss das. Du bist schön, Summer.«

Sie wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie die Augen eilig wieder auf die Straße richtet. Die helle Haut an ihrem Hals rötet sich auf wunderbare Weise, als sie sich räuspert.

»Danke.« Sie rutscht auf ihrem Sitz herum, trommelt mit den Fingern aufs Lenkrad. Ein Teil meines Jobs als Schauspieler besteht darin, Körpersprache zu analysieren. In diesem Moment verrät mir Summers Körpersprache, dass sie Komplimente nicht gewöhnt ist … was eine Schande ist.

Ich schließe den Deckel des kleinen Kartons, ohne die zwei verbliebenen Cupcakes anzurühren, dann stelle ich ihn wieder nach hinten.

»Ich bestehe darauf«, setzt sie an, doch ich falle ihr ins Wort.

»Ich werde nicht deine ganzen Cupcakes aufessen, Summer.«

»Du bist herrisch.«

»Eigentlich habe ich versucht, höflich zu sein.«

Sie grinst. »Dann bist du ein grauenhafter Schauspieler. Ich wusste es! Sie packen dich nur wegen deines hübschen Gesichts und deines unwiderstehlichen Körpers auf all diese Plakate.«

»Unwiderstehlicher Körper? Das ist eine ziemliche Würdigung von jemandem, der kein Autogramm von mir will.« Ich fange an zu lachen. Ich fühle mich wohler als seit Wochen. Und lebendiger.

3 Summer

Aus dem Augenwinkel spähe ich immer wieder zu Alex. Alexander Westbrook sitzt in meinem Auto. Ich schätze den Abstand zwischen uns auf ungefähr dreißig Zentimeter. Ich kann quasi sein Aftershave riechen … und es ist genauso sexy wie alles andere an ihm. Oh, wir Normalsterblichen hoffen immer, dass Stars im wahren Leben nicht wirklich so schön sind wie auf der Leinwand.

Aber nein, ich kann jetzt mit absoluter Sicherheit sagen, dass dieser Mann im wahren Leben noch viel atemberaubender ist. Seine grünen Augen sind wirklich so grün … und gleichzeitig tiefsinnig und absolut bemerkenswert. Sein kurzes, schwarzes Haar glänzt, wie man es nicht mal in Shampoo-Werbungen sieht. Und all diese Work-outs für seine Superhelden-Rolle haben sich wirklich bezahlt gemacht. Er scheint nur aus sehnigen Muskeln zu bestehen.

Allerdings ist er zugänglicher und entspannter, als ich erwartet habe. Abgesehen von dem Ausraster wegen des Verlobungsrings war er sehr freundlich. Ich wollte ihn eigentlich trösten, aber Mann, das ist ja mal nach hinten losgegangen. Geschieht mir recht, wieso muss ich meine Nase auch in Dinge stecken, die mich nichts angehen. Ich mag das Gefühl haben, ihn zu kennen, weil ich ihn schon seit Jahren auf der Leinwand sehe … aber er ist ein Fremder. Ein sündhaft attraktiver Fremder. Als er mir erklärt hat, ich wäre schön, sind mir die Knie weich geworden. Nur gut, dass ich schon saß.

Während der Fahrt erzähle ich ihm mehr über St. Anne’s. Eine halbe Stunde später halte ich auf dem kleinen Parkplatz vor dem Waisenhaus.

»Ich nehme die Cupcakes«, bietet Alex an.

»Danke.«

Er hält die Kiste mühelos mit einer Hand. Nachdem ich das Auto verriegelt habe, führe ich ihn durch das kleine Tor aufs Grundstück. Wacholderbäume säumen den gepflasterten Weg zum Hauptgebäude. Ich liebe ihren Duft.

Auf dem Gelände stehen sechs Häuser verteilt. St. Anne’s gehört zu den besten Waisenhäusern der Stadt – soweit man so etwas von einem Waisenhaus behaupten kann. Jedes Haus hat eine Aufsichtsperson, und es schlafen nie mehr als drei Kinder in einem Zimmer. Eigentlich ist das Heim nicht als dauerhafter Wohnort gedacht, sondern nur als Übergangslösung, bis die Kinder einen Platz in einer Pflegefamilie gefunden haben. Doch das kann Jahre dauern, also ist dies für einige von ihnen das einzige Zuhause, das sie je kennenlernen werden.

Die Tür zum größten Haus – dem Hauptgebäude – schwingt auf, und Shawna, die Direktorin, winkt uns zu.

»Mr Westbrook, es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, zu uns zu kommen«, sagt sie fast atemlos. »Ich bin Shawna Ward.«

»Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen, Shawna.«

Alex schenkt ihr ein einnehmendes Lächeln. Ich kenne es aus den Magazinen und seinen Filmen. Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber irgendwie wirkt es anders als das Lächeln, das er mir gezeigt hat, als wir noch allein waren. Mein Lächeln wirkte wärmer, das jetzige irgendwie einstudiert. Es ist fast zu perfekt – in der Art, wie beide Grübchen zum Vorschein kommen und sein Gesicht plötzlich reine Verführung ausstrahlt. Ich mag sein ehrliches Lächeln lieber.

Die Kinder sind bereits total nervös, als wir den Aufenthaltsraum betreten. Sie haben sich alle versammelt, sitzen auf Couchen oder auf dem Boden. Die Jüngeren tragen sogar Alex’ Superhelden-Kostüm. Ich habe das Gefühl, dass sie alle gleichzeitig zu reden anfangen, doch Alex’ Erfahrung mit Menschenmengen macht sich bemerkbar. Er hat keinerlei Probleme, von einer Frage zur nächsten zu springen, mal dem einen, mal dem anderen Kind seine Aufmerksamkeit zu schenken.

»Und als du gesprungen bist, war das so whoosh. Ich dachte, du bist sicher tot«, sagt ein siebenjähriger Junge. »War es schwer zu springen?«

»Bei Weitem nicht so schwer, wie es aussah.«

Die Augen des Jungen beginnen zu leuchten. »Wirklich? Ich wollte es versuchen, aber Ms Shawna hat mich erwischt.«

Alex lacht, doch als er antwortet, höre ich einen Anflug von Sorge in seiner Stimme. »Du solltest es lieber nicht versuchen. Ich habe viel Training mit dem Stunt-Master gebraucht, um es so hinzukriegen, dass ich mich dabei nicht verletze.«

»Wow, du machst deine Stunts selbst?«, fragt eines der älteren Mädchen.

»Ja. Zumindest die meisten.«

Ein Chor von ehrfürchtigen »Cool«-Rufen hallt durch den Raum.

»Wusstest du immer schon, dass du Schauspieler werden willst?«, fragt das Mädchen, das ihn auch nach den Stunts gefragt hat.

Alex zögert, dann sagt er: »Ja und nein. Als Kind war ich nicht besonders gut in der Schule, und auch nicht im Sport, oder in irgendetwas anderem.«

Es wird still im Zimmer, weil alle – mich eingeschlossen – förmlich an seinen Lippen hängen.

»Dann ist eines Tages eine Filmcrew an unsere Schule gekommen. Sie haben nach einem Jungen für eine Zahnpasta-Werbung gesucht. Als ich diese zwei Zeilen von dem Zettel abgelesen habe, war das das erste Mal, dass sich etwas für mich natürlich angefühlt hat.«

Sein Geständnis ist offen, lässt ihn verletzlich wirken. Ich weiß seine Ehrlichkeit gegenüber den Kindern zu schätzen. Man braucht eine Menge charakterliche Stärke, um die eigenen Schwächen einzugestehen oder Fehler zuzugeben.

In den nächsten zwei Stunden unterhält sich Alex mit den Kindern und zeigt ihnen sogar ein paar Stunt-Tricks. Die Kinder sind vollkommen verzaubert. Vielleicht entspringt das Charisma, das er auf der Leinwand ausstrahlt – diese unerklärliche Anziehung, die er auf die Zuschauer ausübt –, seiner inneren Offenheit und Ehrlichkeit. Shawna kommt ständig in den Raum und eilt wieder hinaus, um regelmäßig nach allem zu sehen.

Als er einen weiteren Stunt vorgeführt hat, kommt Alex direkt auf mich zu. Ich stehe neben dem Getränketisch am Ende des Raums.

»Ich brauche etwas zu trinken.« Seine Stimme ist unglaublich heiser, als wäre seine Kehle trocken wie die Wüste. Er hat seit seiner Ankunft hier ununterbrochen geredet. Aber heiliges Kanonenrohr, diese Heiserkeit ist unglaublich sexy, was in mir die Frage weckt, wie er wohl im Bett klingen mag.

»Was wäre gut? Kein Wasser, ich brauche etwas anderes. Habt ihr irgendwas mit Honig?«

»Die Limo«, antworte ich automatisch, wobei ich nur hoffen kann, dass meine Stimme ruhig klingt. Alex nickt, gießt sich ein Glas ein und leert es in einem Zug. Selbst die Bewegung seiner Kehle beim Trinken ist sexy. Mit einem leisen Knall stellt er das Glas ab.

»Wie stehst du zu Kopfständen?«

»Hä?«

»Ich möchte den Kindern zeigen, wie man einen Kopfstand macht. Und ich bräuchte dich als Freiwillige.«

»Nein, eher nicht. Ich trage ein Kleid, und ich würde mir nur ungern den Hals brechen.«

»Dein Kleid ist eng, also wird es nicht groß rutschen. Und es ist nicht gefährlich. Alles, was du tun musst, ist, deine Handflächen fest auf den Boden zu drücken. Den Rest mache ich – ich werde deine Knöchel halten und deine Taille stützen. Die Kinder wollen es sehen, aber ich will das nicht mit einem von ihnen machen. Sie neigen dazu, in der Aufregung nicht mehr auf die Anweisungen zu achten. Ich will nicht, dass sie sich verletzen.«

Er richtet diese atemberaubenden grünen Augen auf mich. Im wahren Leben sind sie noch strahlender. Nun, wenn er es so ausdrückt, wie soll ich da Nein sagen? Und es stimmt, mein Kleid ist eng.

»Versprichst du mir, dass ich mir nicht den Hals brechen werde?«

Er senkt den Kopf und zwinkert mir zu. »Natürlich, Summer.«

Irgendwie habe ich plötzlich einen Knoten in der Zunge, also nicke ich nur, bevor ich ihm noch immer wortlos in die Mitte des Raums folge.

»Summer hat sich freiwillig gemeldet, beim Kopfstand zu helfen.«

Die nächsten paar Minuten sind nicht schön. Ich binde mein Haar mit einem Haargummi, den mir eines der Mädchen leiht, zu einem Dutt, bevor ich meine Handflächen fest auf den Boden stemme. Alex bittet mich, meine Beine in die Luft zu werfen, was ich tue, dann packt er meine Knöchel und hebt meine Beine, bis ich perfekt gerade stehe. Er hält mich so sicher, dass ich nicht mal viel von meinem Gewicht selbst abstützen muss, aber trotzdem ist umgedreht stehen nicht gerade angenehm, weil mir das Blut in den Kopf läuft. Doch nach ein paar Sekunden gewöhne ich mich daran. Stattdessen konzentriert sich meine gesamte Aufmerksamkeit jetzt auf Alex’ Hände an meinem Körper. Inzwischen umfasst er mit einer Hand beide Knöchel. Und die Berührung versengt mich – ein wunderbares, sinnliches Brennen. Alexander Westbrook berührt meine nackte Haut. Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich in meinem Kopf ständig seinen vollen Vor- und Nachnamen verwende, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Situation das verlangt.

Mit der freien Hand deutet er auf meinen Schenkel und erklärt etwas darüber, welche Muskeln angespannt werden müssen, um einen Kopfstand ohne Hilfestellung zu halten.

Als seine Fingerspitzen über meine rechte Wade gleiten, bekomme ich Gänsehaut. Nicht nur auf den Beinen, sondern auch auf meinen Armen und der Brust. Die Kinder sind weit genug entfernt, um es nicht zu bemerken, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Alex es sieht. Als er meine Beine wieder auf den Boden sinken lässt und mir aufhilft, wende ich peinlich berührt den Blick ab. Wieso reagiert mein Körper so heftig auf eine so leichte Berührung? Nun, er ist Alexander Westbrook.

»Du bist eine herausragende Assistentin, Summer.« Er tätschelt mir den Arm, was eine zweite Welle von Gänsehaut über meinen Körper jagt. Heiliger Cupcake! Ich riskiere es, ihn aus dem Augenwinkel anzusehen, und bemerke, dass sein Blick von meinen Lippen zu der Stelle wandert, wo er mich berührt.

»Du bist ein guter Lehrer. Ich habe mich überhaupt nicht unsicher gefühlt.«

Nach der Vorführung ziehe ich mich wieder an den Getränketisch zurück und beobachte Alex. In der nächsten Stunde treffen sich unsere Blicke regelmäßig, und er sieht mir jedes Mal tief in die Augen … und jedes Mal bin ich diejenige, die den Blickkontakt unterbricht.

Erst spät am Abend verabschieden wir uns von den Kindern.

»Das war toll«, meine ich, als wir zum Auto gehen.

»Die Kinder wirkten, als hätten sie Spaß. Wie wird St. Anne’s finanziert? Öffentliche Gelder?«

»Nein, nur aus privaten Spenden.«

Er nickt. »Könntest du mir ihre Daten schicken? Ich will etwas spenden. Ich werde auch den Ring mit drauflegen.«

»Tolle Idee. Mach etwas Positives daraus.«

»Mhm.«

»Wenn du nicht darüber reden willst, verstehe ich das. Ich werde nicht nachhaken, versprochen.«

»Amy und ich dürfen nicht darüber reden, abgesehen von dem obligatorischen ›Wir haben uns auseinandergelebt‹. Buchstäblich. Unser Vertrag verbietet es.«

»Wow, das muss zum Himmel stinken. Reden ist die beste Art, Dinge zu bewältigen. Ich möchte nur anmerken: Was auch immer du heute sagst, wird nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Nur für den Fall, dass du dir etwas von der Seele reden willst.«

Er schweigt einen Moment und wendet den Blick ab. »Sie hat sich in jemand anderen verliebt. Angeblich ist erst etwas passiert, nachdem wir uns getrennt hatten, aber ich bin zwei Tage nach unserer Trennung nach L.A. geflogen, und da war er bereits da.«

»Aua. Das tut mir leid.«

»Das Positive daran ist, dass ich endlich nichts mehr habe, was mich in L.A. hält. Ich wollte schon lange in die Nähe meiner Schwester und meines Neffen ziehen.«

»Und jetzt bist du da. Du hattest heute Abend Spaß, richtig? Ich glaube sogar, ein echtes Lächeln gesehen zu haben, also war nicht alles nur Schauspielerei.«

Er grinst. »Du hast deine Meinung über meine schauspielerischen Fähigkeiten bereits auf der Fahrt hierher kundgetan. Aber ja, ich hatte Spaß.«

»Okay, Karten auf den Tisch. Ich halte dich für einen der besten Schauspieler überhaupt. Ich wollte dich nur aufziehen.«

Er stoppt abrupt und zieht mit ernster Miene eine Augenbraue hoch. »Für einen der besten? Nicht für den Besten?«

Ich halte ebenfalls an und zucke mit den Achseln. »Tut mir leid, wenn das dein Ego verletzt, aber für mich wird Humphrey Bogart immer ganz oben auf der Liste stehen. Ich bin ihm verfallen, seitdem ich Casablanca gesehen habe. Das ist mein absoluter Lieblingsfilm.«

Alex’ aufgesetzte ernste Miene wird von einem breiten Lächeln verdrängt. »Nun, wenn das die Liga ist, gegen die ich antreten muss, ist mein Ego nicht in Gefahr.«

Ich zucke zusammen, als ein kalter Tropfen auf meiner Haut landet, dann fange ich an zu zittern. Heute Mittag war der Junitag noch warm genug, dass ich meine Jacke im Auto lassen konnte.

»Es regnet. Komm, lass uns zum Auto gehen. Du zitterst bereits«, sagt Alex.

Ohne Vorwarnung legt er einen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich, anscheinend, um mich zu wärmen. O Mann. Das würde jede Frau ausnutzen. Richtig? Richtig? Nicht nur ich? Also dann.

Ich werde Alex in einer halben Stunde zu Hause absetzen und ihn danach wahrscheinlich nie wiedersehen. Ein wenig Anschmachten hat noch niemandem geschadet. Und weil ich eine Opportunistin bin, kuschele ich mich enger an ihn, um sein großzügiges Angebot so richtig auszunutzen.

Er gibt mich erst frei, als wir das Auto erreicht haben. Kaum hat er mich losgelassen, wird mir kalt. Die Regentropfen sind inzwischen größer, und es beginnt, heftig zu regnen, als wir einsteigen.

»Ah, gerade rechtzeitig«, rufe ich, während ich den Motor anlasse und die Sitzheizung anschalte. Dann reibe ich meine Hände, um sie aufzuwärmen. Alex neben mir scheint nicht im Geringsten zu frieren.

Als ich eine Weile später vor seinem Haus halte, spüre ich einen Stich des Bedauerns, weil dieser Tag zu Ende geht.

»Nun, hier sind wir«, verkünde ich unnötigerweise.

»Willst du noch auf einen Drink mit reinkommen?«

Ich lecke mir die Lippen, während ich über seine Frage nachdenke. Ein Teil von mir schreit Ja, ja, ja.

Und nicht nur, weil er der verdammte Alex Westbrook ist. Tatsächlich würde ich gerne mehr über den Mann hinter dem Schauspieler erfahren. Was ich bisher von ihm gesehen habe, gefällt mir. Doch ein anderer Teil drängt mich, vorsichtig zu sein. Offensichtlich ist er aufgewühlt, weil die Verlobung mit Amy geplatzt ist. Männer tun dumme Dinge, wenn sie aufgewühlt sind. Wie zum Beispiel leicht zu beeindruckende Frauen wie mich zu verführen.

»Keine gute Idee. Ich muss morgen früh um fünf Uhr raus, und es ist schon fast Mitternacht.«

Er schenkt mir sein gewinnendstes Lächeln, wobei er mir tief in die Augen schaut.

»Wag es ja nicht, deinen glutvollen Blick gegen mich einzusetzen.«

»Meinen was?«

Ich lege den Kopf schief. »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Google mal ›Alex’ glutvoller Blick‹. Du wirst eine Million Bilder finden, auf denen du genau so aussiehst wie jetzt gerade. Und es gibt sogar eine Tumblr-Seite dazu.«

Alex schmunzelt. »Okay, ich gebe es zu. Ich weiß, wovon du redest. Tatsächlich hat mein PR-Team die Tumblr-Seite angelegt.«

»Ich bin schockiert. Du hast den Hype um dich selbst gestartet?«

Er wackelt mit den Augenbrauen. »Hey, es braucht ja auch Rohmaterial, auf dem man einen Hype aufbauen kann.«

»Ich wette, diese Augen und das Lächeln lassen dich glauben, du könntest mit einer Menge Dinge durchkommen.«

»Womit genau, glaubst du, will ich gerade durchkommen, Summer?«

Er senkt den Blick auf meine Lippen. Gott, die Art, wie er meinen Namen ausspricht und mich ansieht, sorgt dafür, dass mein Höschen feucht wird.

»Ich muss um fünf Uhr aufstehen«, wiederhole ich. »Nicht mal dein glutvoller Blick kommt gegen meinen Wecker an.«

»Ich nehme an, dann muss ich noch ein wenig daran arbeiten.«

»Wahrscheinlich.«

»Nun, dann werde ich dich mal deinem Schönheitsschlaf überlassen. Aber ich würde dich gerne wiedersehen. Ich hatte heute eine Menge Spaß.«

Mein Herz schlägt schneller, und meine Handflächen werden feucht. Hat er mich gerade zur bloßen Freundin degradiert? Aber er hat vorhin auf meine Lippen gestarrt … Wieso bin ich nach zehn Jahren im Dating-Zirkus immer noch so schlecht darin, die Zeichen zu deuten?