Didaktik für den Unterrichtsalltag (E-Book) - Christoph Städeli - E-Book

Didaktik für den Unterrichtsalltag (E-Book) E-Book

Christoph Städeli

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Beschreibung

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Dieses Praxisbuch bietet einen Überblick über wesentliche Themen und Herausforderungen für angehende Berufsschullehrpersonen: Wie gelingt der Start? Was muss im Hinblick auf den ersten Unterrichtstag und auf die ersten Wochen vorbereitet werden? Wie schafft man ein lernförderliches Unterrichtsklima? Wie erstellt man gute Prüfungen? Das Buch gibt praxisnahe Antworten auf Fragen wie diese und dient so als Ratgeber für einen erfolgreichen Berufseinstieg.

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Christoph Städeli, Dario Venutti, Daniela Rossetti, Claudio Caduff

Didaktik für den Unterrichtsalltag

Ein Praxisbuch für den Berufseinstieg

ISBN Print: 978-3-0355-1504-6

ISBN E-Book: 978-3-0355-1505-3

2., vollständig überarbeitete Auflage 2022

Alle Rechte vorbehalten

© 2022 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.ch

INHALTSVERZEICHNIS

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Vorwort

1. Einleitung

2. Vor dem Unterrichten

3. Der Start

4. Regeln und Rituale

5. Prüfungen

6. Schlusswort

Literatur

Autorin und Autoren

VORWORT

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Viele Lehrerinnen und Lehrer werden beim Berufseinstieg ins kalte Wasser geworfen: Sie beginnen mit dem Unterrichten, bevor sie eine entsprechende Ausbildung absolviert haben. Sie wissen, zur Stunde X stehen sie das erste Mal vor einer Klasse – und dann hängt es stark von ihnen ab, wie der Unterricht verläuft, ob und wie viel die Schülerinnen und Schüler lernen werden.

Beim Start ins Unterrichten erfahren neue Lehrpersonen in der Regel schon vor dem ersten Unterrichtstag hilfreiche, breite Unterstützung: Sie erhalten Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien, Mentoren, Praxisberaterinnen und Fachvorstände geben ihnen wertvolle Hinweise. Dennoch – schon bald stehen die neuen Lehrerinnen und Lehrer zum ersten Mal allein vor einer Klasse.

An solche Lehrpersonen wendet sich dieses Werk. In den vier Schwerpunkten Vor dem Unterrichten, Der Start, Regeln und Rituale und Prüfungen wird aufgezeigt, wie neue Lehrerinnen und Lehrer den Unterricht vorbereiten und gestalten können, wie sie lernen, Klassen zu leiten und gute Leistungstests durchzuführen. Das Büchlein ermöglicht somit einen guten Einstieg ins Unterrichten.

Zürich, im Juni 2022

Christoph Städeli, Dario Venutti, Daniela Rossetti, Claudio Caduff

 

1. EINLEITUNG

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Laura Weber, Anfang 30, ist eine geschätzte Mitarbeiterin in ihrem Betrieb: fachlich eine der Besten und dank ihrer humorvollen Art beliebt bei den Kolleginnen und Kollegen. Nach der Lehre hatte sie sich fortlaufend weitergebildet. Im Anschluss an die Höhere Fachschule erlangte sie den eidgenössischen Fachausweis und wurde danach zur Teamleiterin ernannt. Doch Laura Weber verspürte bald einmal den Wunsch, ihr Wissen an jüngere Menschen weiterzugeben. Darin sah sie mehr Sinn als im Optimieren von Arbeitsabläufen und Bearbeiten von Excel-Tabellen.

Lehrerin in der beruflichen Bildung! Davon schwärmte ihre Freundin Ida, die an einer Berufsfachschule in Zürich arbeitet, seit Langem: Fachkräfte mitausbilden, Jugendliche und junge Erwachsene auf ihrem Weg begleiten, mit der nächsten Generation in Kontakt bleiben – eine erfüllende Tätigkeit, wie Ida immer wieder betonte. Darum bewarb sich Laura auf eine 50-Prozent-Stelle als Berufskundelehrerin, die sie auf der Webseite ihres Berufsverbandes entdeckt hatte.

Nach dem Vorstellungsgespräch musste sie eine Lektion halten. Die Schulleiterin wollte sehen, ob Laura das Talent hat, Jugendliche zu unterrichten. Hinterher beschlich sie ein mulmiges Gefühl, weil die Lernenden vor allem gegen Ende der Lektion unruhig geworden waren. Doch die Schulleiterin war zufrieden: «Ich sehe Sie als Berufsschullehrerin», sagte sie und gab ihr den Zuschlag – mit der Auflage, eine didaktisch-pädagogische Ausbildung zu machen. Mit einem Diplom in der Hand würde sie auch mehr verdienen. Daraufhin reduzierte Laura ihr Pensum im Betrieb und freut sich jetzt auf das neue Schuljahr und den Ausbildungsbeginn an der Pädagogischen Hochschule nach den Sommerferien.

Laura Weber ist niemand, und doch könnte sie jede Person sein, die neu in den Lehrberuf einsteigt. Sie könnte eine angehende Berufskundelehrerin für Fachangestellte Gesundheit sein, für Coiffeurinnen, Köche, Informatikerinnen oder Elektroinstallateure. Sie könnte in Zürich, Bern, St. Gallen oder Luzern unterrichten. Laura Weber ist eine fiktive Lehrerin, die die Leserin und den Leser durch dieses Buch begleiten wird: durch typische Stationen der ersten Wochen und Monate des Berufseinstiegs.

Im Kapitel Vor dem Unterrichten begleiten wir Laura bei der Vorbereitung vor dem Schuljahresbeginn. Weit vor der ersten Unterrichtslektion beschäftigt sie sich mit dem Schullehrplan, dem Lehrmittel und der Klassenliste. Sie erstellt eine Checkliste für die ersten Unterrichtswochen und lernt ihren Mentor, eine erfahrene Lehrperson, kennen. Mit ihm wird sie sich in den ersten Monaten immer wieder treffen – um Tipps und Ratschläge einzuholen und schwierige, mitunter belastende Situationen zu besprechen. Der Mentor wird viel zu einem gelingenden Berufseinstieg beitragen.

Im Kapitel Der Start erlebt Laura, was Unterrichten konkret bedeutet: Sie sucht nach einem Weg, um mit der grossen Stoffmenge unter Zeitdruck umzugehen, Unterrichtslektionen zu planen und zu strukturieren und auf die Verschiedenartigkeit der einzelnen Lernenden einzugehen. Laura sieht, welche Folgen undurchdachte Aufträge und unpassende Methoden haben und reflektiert ihre Planung und ihre Unterrichtsmaterialien permanent – mit dem Effekt, dass sie zunehmend besser unterrichtet und so an Sicherheit gewinnt.

Das Kapitel Regeln und Rituale ist dem Classroom-Management und der Beziehungsgestaltung gewidmet. Laura ist es wichtig, dass sie ein gutes Verhältnis zur Klasse aufbauen kann und dass die Lernenden untereinander einen respektvollen Umgang pflegen. Doch beides stellt sich nicht von selbst ein. Und wie die meisten Lehrpersonen ist auch Laura bald einmal mit Unterrichtsstörungen aller Art konfrontiert. Sie wird einige Zeit brauchen, bis es ihr gelingt, die Klasse mit Struktur und Klarheit, aber auch mit Gelassenheit zu führen.

Im Kapitel Prüfungen schliesslich schreibt Laura die erste Prüfung für ihre Lernenden. Dabei macht sie die Erfahrung, dass Prüfungen eine komplexe Angelegenheit sind. Von der Durchführung über das Korrigieren und die Rückgabe bis hin zur Auswertung stellen sich ihr Herausforderungen, die sie jedoch mithilfe des Mentors bewältigen wird.

 

2. VOR DEM UNTERRICHTEN

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Wie merke ich mir die vielen Namen?

Der erste Schultag ist in zwei Monaten. Laura Weber freut sich auf die Sommerferien, in denen sie während drei Wochen mit dem Wohnmobil von der Ost-an die Westküste der USA fahren will. Doch deswegen ist sie nicht aufgeregt: Nächste Woche trifft sie die Schulleiterin zu einer Sitzung, an der sie auch ihren zukünftigen Mentor kennenlernen wird. Er wird sie im ersten Jahr begleiten und beraten. Nach der Sitzung wird die Schulleiterin sie durchs Schulgebäude führen und ihr das Klassenzimmer zeigen. Den Schullehrplan hat sie bereits erhalten, ebenso die Klassenliste. 25 Namen stehen darauf. Laura hat sich vorgenommen, nach den ersten beiden Schulwochen alle Namen den Gesichtern zuordnen zu können.

In diesem Kapitel wird Laura

→ Das Klassenzimmer erkunden

→ Den Schullehrplan und die Lehrmittel analysieren

→ Die Klassenliste studieren

→ Die Kolleginnen und Kollegen kennenlernen

→ Mit dem Mentor über den Unterricht sprechen

→ Eine Checkliste für die ersten Unterrichtswochen entwickeln

Das Klassenzimmer erkunden

Laura hat von der Schulleiterin erfahren, in welchem Raum sie unterrichten wird. In der letzten Ferienwoche vor Schulbeginn will sie den Raum und die Einrichtung erkunden, damit sie die Unterrichtsvorbereitung auf die Gegebenheiten abstimmen kann. Sie klärt ab, welche Medien, Bücher, Arbeitsmittel und Nachschlagewerke ihr zur Verfügung stehen und welche digitalen Tools an der Schule eingesetzt werden.

An der Einrichtung und Gestaltung eines Klassenzimmers lässt sich gut erkennen, welche Unterrichtsformen angewandt werden. Besteht der Unterricht hauptsächlich aus einer Kombination von Frontalunterricht und Einzelarbeit, so werden die Tische und Stühle in Richtung Lehrerpult ausgerichtet sein. Wird häufig in Partnerarbeit oder in Kleingruppen gearbeitet, so können die Tische zu Gruppenarbeitsplätzen zusammengeschoben werden.

Laura überlegt sich bereits jetzt, wie es ihr gelingen wird, am ersten Schultag eine angenehme Lernumgebung zu gestalten. Dazu zählt zum Beispiel, dass sie darauf achtet, vor Unterrichtsbeginn die Fenster zu öffnen, die Pulte nochmals auf Sauberkeit und Funktionalität zu prüfen und sich Gedanken darüber zu machen, wie sie die Schüler und Schülerinnen vor Unterrichtsbeginn ansprechen und begrüssen möchte. Wie überall ist auch hier der erste Eindruck wichtig. Sie überlegt sich, dass sie in der ersten Stunde eine Faltkarte austeilen könnte, auf die die Lernenden ihren Vornamen und Namen schreiben. Die Lernenden stellen diese Karten während der ersten Tage oder Wochen vor sich aufs Pult. Das hilft ihr, sich die Namen einzuprägen.

Den Schullehrplan und die Lehrmittel analysieren

Die Schulleiterin hat Laura erklärt, wo die schulhausinternen Unterlagen für den Unterricht zu finden sind. Besonders stolz ist sie auf den Schullehrplan, der in der Fachgruppe im letzten Semester überarbeitet worden ist. Der Schullehrplan ist handlungskompetenzorientiert abgefasst; er beschreibt ein Endverhalten der Lernenden, also das, was sie nach der Ausbildung können müssen. Der Schullehrplan gibt wichtige Anhaltspunkte zu folgenden Fragen:

– Welches sind die relevanten Unterrichtsthemen?

– Wann sind welche Inhalte zu unterrichten und zu prüfen?

– Wie viel Zeit steht zum Vermitteln der Inhalte zur Verfügung?

Für die Umsetzung der Inhalte stehen Laura verschiedene Lehrmittel in gedruckter oder digitaler Form zur Verfügung. Für die Auswahl des Lehrmittels muss sie folgende Punkte beachten:

– Jedes Lehrmittel wendet sich an eine bestimmte Zielgruppe.

– Sowohl im Detaillierungsgrad der Inhalte als auch hinsichtlich der sprachlichen Anforderungen muss das Lehrmittel stufengerecht sein. Das heisst, die Lernvoraussetzungen der Lernenden und das Anspruchsniveau des Lehrmittels müssen möglichst exakt passen.

– Neben den Inhalten, dem sprachlichen Anspruchsniveau und der Kontextgebundenheit spielt die grafische Gestaltung eine wichtige Rolle, damit die Lernenden ein Lehrmittel optimal nutzen können.

– Je besser das Lehrmittel auf die Lernenden abgestimmt ist, desto weniger wird es nötig sein, für den Unterricht ein eigenes Skript zu erstellen.

Die Klassenliste studieren

Vom Schulsekretariat erhält Laura eine Klassenliste. Ihr entnimmt sie, wie viele Lernende die Klasse zählt, wie sie sich auf die Geschlechter verteilen, wo sie wohnen und arbeiten. Ein richtiges Bild der Klasse und der einzelnen Schülerinnen und Schüler kann sie jedoch erst durch die Beobachtung der Lernenden bei der Arbeit und durch gezielte Arbeitsaufträge erhalten. Arbeitsaufträge, die das Kennenlernen fördern, können folgendermassen aussehen:

– Die Lernenden stellen sich mit einem Gegenstand vor, der ihnen etwas bedeutet.

– Die Lernenden liefern eine mündliche oder schriftliche Spracharbeit zu aktuellen Themen.

– Die Lernenden erstellen eine Foto- oder Videoreportage zu Themen wie «Meine Freizeit» oder «Besonderheiten meines Betriebes».

Solche Aufträge geben den Lernenden die Gelegenheit, sich vor der Klasse zu präsentieren. Wie sie die Situationen gestalten, welchen Einblick sie in ihre Lebenswelt geben – all dies ist meist aussagekräftiger als das Verfassen von Steckbriefen.

Nach solchen Präsentationen ergeben sich diverse Anknüpfungspunkte, um mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen. Empfehlenswert ist, sich während der Präsentationen Notizen zu machen. Absprachen mit den Kolleginnen und Kollegen, wer welche Aufträge geben wird und welche Themen wo bearbeitet werden, sind hier besonders wichtig.