Die 10 Gebote der Ökologie - Friedrich Schmidt-Bleek - E-Book

Die 10 Gebote der Ökologie E-Book

Friedrich Schmidt-Bleek

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Beschreibung

Radikal einfach, radikal konsequent

Dicke Bücher über die Zerstörung unserer Umwelt sind genug geschrieben worden, doch bewirkt haben sie so gut wie nichts. Ungehemmt vergeuden wir natürliche Grundstoffe aller Art und konzentrieren zugleich alle Kraft darauf, die Erderwärmung zu stoppen – sind aber blind für den großen Zusammenhang: Die einseitige Fixierung auf die Treibhausgase verstellt uns den Blick für die dringend notwendige radikale Reduzierung des Rohstoffverbrauchs. Dabei ist ein intelligenter und wirklich nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten längst möglich, sagt Friedrich Schmidt-Bleek, der große alte Mann der Umweltforschung. Soll keiner behaupten, er habe nichts gewusst! Die 10 Gebote der Ökologie sind 10 einfache und klare Regeln, die für alle gelten – für jeden Einzelnen wie für Wirtschaft und Politik. Eindringlich und verständlich, in bestechender Logik und unabweisbarer Klarheit.

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Seitenzahl: 125

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Zum Buch

Umfangreiche Bücher über die Zerstörung unserer Umwelt sind genug geschrieben worden. Doch was haben sie bewirkt? Der weltweit ungehemmte Verbrauch natürlicher Ressourcen ist nach wie vor die ökologische Ursünde unserer Zeit. Wir vergeuden natürliche Grundstoffe aller Art – und sind zugleich blind für den großen Zusammenhang: Denn die einseitige Fixierung auf den Ausstoß von Treibhausgasen verstellt uns den Blick für die dringend notwendige Reduzierung des Rohstoffverbrauchs. Dabei ist ein intelligenter und wirklich nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten längst möglich, ohne eine wirtschaftliche Prosperität zu gefährden. Die 10 Gebote der Ökologie formulieren 10 einfache und klare Regeln für jeden Einzelnen: eindringlich und verständlich, in überzeugender Logik und bestechender Gestaltung.

Zum Autor

Prof. Friedrich Schmidt-Bleek ist ein Pionier der Ressourcenwende und Erfinder des Faktor 10 Konzeptes. Er ist Gründungs-Vizepräsident des Wuppertal Institutes, arbeitete als Abteilungsleiter in der OECD und im IIASA und ist außerdem Initiator des World Resources Forum Davos und des Factor 10 Institute. 2001 wurde er mit dem Takeda World Environment Award ausgezeichnet. Schmidt-Bleek ist Autor zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen.

FRIEDRICH SCHMIDT-BLEEK

DIE

10

GEBOTE

DER

ÖKO-

LOGIE

Für Jacqueline.

Für meine Kinder und Enkel.

In memoriam Tüta und Gertrud.

DIE ZEHN GEBOTE DER ÖKOLOGIE.

eins.   Du sollst die Lebensräume aller Lebewesen achten.

zwei.    Du sollst natürliche Ressourcen sparen.

drei.   Du sollst auf den ökologischen Rucksack achten.

vier.    Du sollst an die Natur denken, bevor du etwas anschaffst.

fünf.    Du sollst nur besitzen, was du wirklich brauchst.

sechs.    Du sollst um den Faktor 10 reduzieren.

sieben.    Du sollst Abfall und Emissionen vermeiden.

acht.    Du sollst ökologisch essen.

neun.    Du sollst dich ökologisch fortbewegen.

zehn.    Du sollst dich informieren.

ZUM GELEIT.

Nein.

Ich bin

nicht

Moses.

Das Buch in Ihren Händen wurde nicht geschrieben, um die uralten Gebote vom Berge Sinai neu zu erfinden. Seit Jahrtausenden gelten sie schon für das gute Zusammenleben vom Menschen. Und so bleibt es wohl auch.

Mir geht es in diesem Buch um das Erbe aller Lebewesen auf der Erde und unsere gemeinsame Zukunft. Denn unentrinnbar sind wir Menschen Teil eines belebten und vernetzten Systems aus flüssigem Wasser, Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen, geologischen Gegebenheiten und deren dynamischen Beziehungen untereinander. Ohne dieser Verflechtung zuzugehören, sind wir nichts.

Doch noch immer tun wir so, als stünde es uns zu, das von uns unentwegt gestörte Zusammenleben der Bäume,1 die durch uns verschuldete Orientierungslosigkeit von Walen und die Angst des Orang-Utans als kollaterale Schäden unseres gottgegebenen Rechts auf wirtschaftliches Wachstum hinzunehmen. Wir loben uns und machen Filme davon, wenn einzelne durch uns gefährdete Arten in Zoos und Pflegestationen unterkommen dürfen. Dass sie damit dem verflochtenen System Leben entzogen sind, schert uns nicht. Wir scheinen fest überzeugt, dass nur wir Menschen das Recht auf Würde und Freiheit haben. Und das Recht, uns die Erde nach unserem Belieben untertan zu machen.

Wir sollten endlich begreifen, dass wir Menschen nur so lange Hoffnung auf Zukunft haben, wie unsere Existenz eingebettet ist in die dynamische Vielfalt von Leben auf der Erde.

Ohne eine stabile Umwelt gibt es weder nachhaltiges Wohlergehen für Menschen und andere Lebewesen, noch Zukunftsfähigkeit für die Industrie. Wenn wir den Weg in eine nachhaltige Zukunft ernsthaft gehen wollen, dann müssen wir zuallererst lernen, mit entscheidend weniger Naturverbrauch mehr Wohlstand für eine wachsende Zahl von Menschen zu schaffen. Denn »… infolge einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur läuft der Mensch Gefahr, sie zu zerstören und selbst Opfer dieser Zerstörung zu werden«, hat die katholische Kirche schon vor einiger Zeit festgestellt.2 Technik kann die von uns plattgemachten Funktionen und Dienstleistungen der Natur nicht ersetzen.

Der weltweit hemmungslose Raubbau natürlicher Ressourcen3 ist der entscheidende Grund für den mieser werdenden Zustand unserer Umwelt, für eskalierende Knappheiten an trinkbarem Wasser und reiner Luft, für massive Erosion von Muttererde, für den Verlust von Arten, den Klimawandel. Bausand ist knapp geworden, und in den Meeren sterben Tiere qualvoll an weggeworfenen Plastiktüten, und selbst die wachsenden Zika-Infektionen stehen in direktem Zusammenhang mit dem Verlust von Regenwäldern.

Unser Leben, unser Glück und unsere Gesundheit hängen nicht davon ab, ob wir viele Dinge besitzen. Zum Beispiel Bohrmaschinen, Rasenmäher oder ein Auto. Denn »wahrer Reichtum der Dinge ist der Nutzen der Dinge, nicht ihr Besitz«, wie Aristoteles schon vor fast 2500 Jahren sagte. Seit vielen Jahren nenne ich Produkte Nutzenerbringungsmaschinen, um ihren eigentlichen Zweck zu betonen: nämlich uns Nutzen zu bringen, wenn wir sie nutzen.

Und deshalb sollte man auch Wachstum neu begreifen – weil es im Kern eben nicht um die Häufung von Dingen in eigenem Besitz, sondern um die Mehrung von Nutzen geht. Genau dies zu tun hat Angela Merkel in ihrem Amtseid beschworen, weil es das Grundgesetz wörtlich so von ihr verlangt.4 Das Buch in Ihren Händen geht in vielfacher Weise auf diesen zentralen Punkt ein, weil dies für die Zukunftsfähigkeit von uns Menschen und auch für die Nachhaltigkeit unseres Wirtschaftslebens von großer Bedeutung ist.

Mit unserer Hast nach Wachstum von Technik und von Besitz destabilisieren wir das uns tragende Ökosystem, weil wir es materiell überfordern. Damit verändern wir ständig die Ökosphäre und bringen so die Lebensgrundlagen von uns selbst und aller anderen Kreaturen in Gefahr. Wir sägen ständig an dem Ast, auf dem wir sitzen.

Ich habe den Begriff »Vernutzung« geprägt, um anzudeuten, dass die natürlichen Ressourcen, nämlich Material, Wasser und Land zum Zwecke ihrer zivilisatorischen Nutzung nicht nur »benutzt« oder »genutzt«, also in Anspruch genommen werden. Sondern dafür in der Regel chemisch, in ihrer Zusammensetzung und in ihrer physikalischen Form verändert, also »denaturiert« werden.

Die gegenwärtig maßlose Vernutzung natürlicher Ressourcen ist die ökologische Ursünde des Menschen.

Es wird nichts nützen, dies später zu bereuen. Beim Schutz der Schöpfung gibt es ein »zu spät«!

Das Buch in Ihren Händen soll Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, wie eine ökologische Zukunft aussehen sollte. Es soll Ihnen sichere Wege zeigen, wie Sie mit Ihren täglichen Entscheidungen helfen können, unser gemeinsames Erbe auf der Erde zu erhalten. Es geht in diesem Buch um die Anpassung unserer Lebenshaltung an die Gesetze der Natur und mitnichten darum, unsere Prosperität aufs Spiel zu setzen. Es gilt, sie intelligenter zu gestalten.

eins.

DAS ERSTE GEBOT.

Du sollst

die Lebens-

räume

aller

Lebewesen

achten.

Handle immer so, dass die natürlichen Lebensgrundlagen und Lebensräume aller Lebewesen der Erde erhalten bleiben. Denn ohne das Zusammenwirken der Vielfalt von Leben gibt es keine Zukunft für uns Menschen.

Womit das

Problem

mit der

Umwelt

anfing.

Der uralte Traum der Menschen, sich über die Begrenzung natürlicher Gegebenheiten zu erheben, hat zu unendlich viel Erfindungen geführt: vom Rad für den Transport von Dingen über Behausungen zum Schutz vor Regen, Kälte und gefährlichen Tieren, über die Gewinnung von Metallen für Werkzeuge, Waffen und Schmuck, über Pflug und Egge bis hin zu Elektrizität, Pumpen, Motoren, Chemikalien, Autos und Computern. Das hat etwa 15 000 Jahre gedauert. Technik hat Wohlfahrt, Gesundheit und Sicherheit von inzwischen Milliarden Menschen entscheidend verbessert – aber sie hat uns auch weit von der Natur entfernt. Inzwischen kostet dieses Leben für jeden von uns in Europa die Vernutzung von 70 Tonnen Natur pro Jahr und mehr als zehnmal so viel Wasser.

Ja, auch Elefanten und Flöhe können nicht ohne Naturvernutzung existieren. Aber im Unterschied zu ihrem Bedürfnis, Gesundheit und Fortpflanzung zu sichern, Hunger und Durst zu stillen, ist der hemmungslose Raubbau natürlicher Ressourcen für die Maximierung von Gewinnen auf dem Weltmarkt etwas ganz anderes.

Basis-

schäden

Jeder weiß, dass Emissionen, verschmutztes Wasser und Abfall für die uns tragende Umwelt mehr oder weniger schädlich sind. Tonnenweise kontaminieren Valium und Aspirin Lebewesen in Gewässern. Aktiv eliminieren wir mit Gift unerwünschte Pflanzen, Insekten und Ratten aus dem Natursystem. Gold wird mittels Zyankali aus Gestein gelaugt, und Fracking zur Gewinnung von Öl erfordert den Eintrag von Chemikalien in kilometertief gebohrte Löcher. Chemiedünger wird in Millionen Tonnen in allen Teilen der Welt verstreut. Riesige Wälder fackeln wir ab, um Platz zu schaffen für die Produktion von Rindfleisch, Palmöl und Mais. Und dann verändern wir auch noch Gene in Pflanzen und in Tieren. Das sind nur wenige Beispiele aus der täglichen Praxis einer modernen Welt.

Nicht eine einzige unserer Tätigkeiten hat keine Konsequenzen für die Stabilität unseres Trägersystems Erde.

Nicht eine einzige menschengemachte Substanz oder Technik hat keine Wirkung zur Folge. Deshalb sollten wir eigentlich, ehe wir anfangen zu buddeln, Wälder zu vernichten, genveränderte Dinge und Chemie in die Umwelt und Handys auf den Markt zu bringen, die Frage beantworten können, ob diese Änderungen am System aus welchen Gründen für das Wohlergehen und die Sicherheit der Menschen wirklich einen Vorteil bringen.

Wir haben Gesetze mit komplizierten und teuren Prüfvorschriften, Kennzeichnungen, Verboten und Beschränkungen geschaffen. Zum Beispiel das deutsche Chemikaliengesetz, an dessen Entstehung und Anwendung ich prominent beteiligt war. Leider jedoch gibt es mit der erfolgreichen Anwendung von Sicherheitsprüfungen ernsthafte Probleme. Dazu gehören: Etwa 100 000 Chemikalien werden weltweit vermarktet, und mehrmals so viele verschiedene Emissionen und Verschmutzungen erreichen Böden, Gewässer und die Luft. Müll besteht aus mehr als zehn Millionen verschiedenen Produkten, die sich ständig ändern. Die Zahl möglicher Reaktionspartner in der Umwelt geht in die Millionen. Der wissenschaftlichen Aufklärung von Auswirkungen sind darum enge Grenzen gesetzt. Zumal es nie ausgeschlossen werden kann, dass in der Umwelt unbekannte Cocktails verschiedener Verursacher aus der technischen Welt gleichzeitig wirken und dabei ganz andere Auswirkungen haben als die seiner einzelnen Komponenten.

Der größte Nachteil der Wissenschaft ist, dass sie nicht alle Nebeneffekte im Voraus ermitteln kann.

In meiner Abteilung bei der OECD in Paris haben wir außerdem gelernt: Selbst bei Vorliegen vielfältiger Informationen und Vermutungen über das Wirkungsspektrum einer Substanz kann die Beurteilung ihrer Gefährlichkeit in verschiedenen Ländern verschieden sein. Man denke nur etwa an genveränderte Pflanzen. CO2 ist hier eine Ausnahme, weil seine klimaändernden Eigenschaften unstrittig sind. Übrigens seit mehr als 100 Jahren. Trotz milliardenschwerer Forschung würde jedoch niemand behaupten, über alle Auswirkungen von menschenverursachtem CO2 in der Umwelt Bescheid zu wissen.

Die Praxis lehrt, dass fast alle Entscheidungen zum Schutz der Umwelt vor gefährlichen Verursachern ex post facto gefallen sind – also erst dann, wenn das Kind bereits im Brunnen lag. Das nennt man nachsorgenden Umweltschutz. So auch beim Klimawandel. Verheerend daran ist, dass mit nachsorgender Schutzpolitik die Zukunftsfähigkeit unserer Ökosphäre nicht zu sichern ist. Denn immerzu nur als schwarz erkannten Schafen hinterherzujagen schließt nie aus, dass nicht längst andere unerkannt ihr Unwesen treiben.

Was tun? Sollte man chemische und technische Innovationen zum Stillstand zwingen? Dann hätten Sie zum Beispiel kein Handy in der Hand. In die Steinzeit zurück wollen nicht viele. Da gab es zum Beispiel keine Zahnärzte mit modernen Instrumenten. Und kein Aspirin. Wie aber könnte man ökologisch vorsorgende Entscheidungen über die Gestaltung der Lebensbedingungen, der Wohlfahrt und Sicherheit einer wachsenden Erdbevölkerung treffen?

Die

Macht der

Ressourcen-

menge

Ich erinnere mich daran, dass Paracelsus, der Großvater der Toxikologie, schon vor über 400 Jahren herausgefunden hatte, dass die Konzentration vor Ort über die Auswirkung von Giften entscheidet.5 Außerdem lernen Chemiestudenten schon früh, dass bei der Änderung von Konzentrationen einzelner Partner in einem dynamischen System, ebenso wie bei Zugabe eines neuen oder bei Abzug eines alten Partners, das System sich ändern, das heißt sich ein neues Gleichgewicht suchen muss. Das bedeutet, dass die Menge an natürlichen Ressourcen, die für die Herstellung und Nutzung eines Produktes in der Umwelt bewegt und aus ihr entnommen wird, entscheidend ist für die Potenz dieses Produktes, die Umwelt zu stören. Stören bedeutet hier, natürliche Abläufe und Gleichgewichte zu verändern. Diese Erkenntnis gilt auch dann, wenn über seine »Giftigkeit« nichts bekannt ist. Es geht um Megatonnen, nicht um Milligramm. Es geht um die Ressourcen von Fläche, Wasser und Material, einschließlich solchen, die für die Produktion von Energie verwendet werden.

Meine These lautet: Die Potenz von menschengemachten Produkten und Dienstleistungen, Veränderungen der Umwelt zu verursachen, hängt direkt mit ihrer Ressourcenintensität zusammen. Je größer ihr Bedarf an Fläche, Wasser und Material von der Wiege bis zur Bahre ist, desto mehr verändern diese Produkte und Dienstleistungen die Umwelt.

Der Nutzen dieser Annahme liegt darin, dass man das Umweltstörpotenzial aller Güter mithilfe einer Küchenwaage und eines Zollstocks abschätzen kann. Und man kann es auf gleicher Augenhöhe mit denen aus anderen Ländern ökologisch vergleichen. Vielleicht noch entscheidender ist, dass man auf diesem Wege schon vorsorgend die aus ökologischer Sicht besten Produkte gestalten kann. Damit wird vorsorgender Umweltschutz möglich, und die Suche nach dem Weg in eine nachhaltige Welt weniger schwer.

Ich fand zunächst wenig Anhänger für meine Idee, bei der ökologischen Beurteilung dem Gewicht von Rohstoffen den Vorrang vor ihrer Giftigkeit zu geben. Die Ansichten darüber haben sich seither geändert.

Es ist heute anerkannt, dass nur das, was Ressourcen spart, auch wirklich »grün« sein kann.

Das schließt nie aus, vorhandene Kenntnisse über die Toxizität von beteiligten Stoffen mit zu berücksichtigen.

Ressourcen-

völlerei

Wir verbringen, entnehmen und transportieren im Schnitt unglaubliche 30 kg Masse aus der Natur, um 1 kg moderne Technik zu schaffen! Den Einsatz von Wasser noch nicht einmal gerechnet. Der ist noch viel höher. Eine einfache Armbanduhr wiegt in der ökologischen Wirklichkeit über 10 kg. Bei Lebensmitteln ist die Situation nicht viel besser. Und ausgerechnet für die Schaffung der digitalen Welt ist der Verbrauch natürlicher Ressourcen besonders hoch. Ihr Smartphone wiegt in Wirklichkeit über 70 kg, und Ihr PC bringt es auf stolze 12 Tonnen.

Soviel mir aus dem Umweltbundesamt bekannt ist, gibt es keine aktuelleren Folgeabschätzungen zu den Auswirkungen digitaler Technik. Geschweige denn Berechnungen, was intelligente Steuerung und Automatisierung durch Digitalisierung, zum Beispiel mit Blick auf Mobilität, Gesundheitsdienste, Arbeitsplätze, Tauschsysteme und Second-Hand-Modelle bewirken können. Dabei erklären alle Parteien im Bundestag immerzu, dass die digitale Technik für die Gestaltung unserer Zukunft entscheidend sei! Ich wünschte mir ein wenig mehr vorausschauende Verantwortung für die ökologischen Folgen.

Bisher hat technisches Recycling den steigenden Verbrauch natürlicher Ressourcen nicht gebremst. Das ist auch nicht sehr verwunderlich. Denn wer für die Herstellung von Dingen viele natürliche Ressourcen aus vieler Herren Länder verbraucht und seine Produkte dann über die ganze Welt verstreut, der hat natürlich große Schwierigkeiten, ihre lückenlose Rückholung, fachkundige Zerlegung, Sortierung und Rückführung in den Kreislauf zu gewährleisten. Es gibt im Übrigen keine technischen Kreisläufe, bei denen nichts verlorengeht. Die Natur hingegen schafft das. Intelligentes Recycling moderner Technik erfordert großes Wissen.6

Dass gezielt ressourcensparende Technik gestaltet werden kann, ohne dabei auf Qualität zu verzichten, haben meine Mitarbeiter am Wuppertal Institut schon zu Anfang der 90er-Jahre bewiesen. Einer der Gründe, warum diese Technik noch immer keine entscheidende Rolle spielt, ist, dass unsere Wirtschaftsweise dies verhindert. Denn ökonomisch gesehen liegt der Wert natürlicher Ressourcen nur knapp über null.

Ihnen wird ökonomisch praktisch kein Wert beigemessen, weil sie gleichsam unbeschränkt zur Verfügung zu stehen schienen – damals, als die ökonomische Lehre begründet wurde. Heute ist das anders geworden. Mit Folgen.

Der Klimawandel und die lebensbedrohlich wachsende Instabilität der Ökosphäre sind wesentlich die Folge der Behandlung natürlicher Ressourcen als öffentliches Gut zum Nulltarif.