Die Akte Zodiac 1 - Linus Geschke - E-Book
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Die Akte Zodiac 1 E-Book

Linus Geschke

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Beschreibung

Wenn der Maskenmann kommt, sterben Liebespaare. Meist nachts, meist auf abgelegenen Parkplätzen. Das Ermittlerteam um Kommissarin Eva Lendt und den Fallanalytiker Marco Brock steht vor einem Rätsel, bis es merkt, dass die Morde den Taten eines berüchtigten Killers gleichen, der Ende der sechziger Jahre in der San Francisco Bay Area gewütet hat. Der ZODIAC gehört zu Amerikas berühmtesten Serienkillern. Hollywoodfilme wurden über ihn gedreht, unzählige Bücher geschrieben, und dennoch liegt seine Identität bis heute im Dunklen verborgen. Eva Lendt und Marco Brock ahnen, dass sie den jetzigen Killer nur fassen können, wenn sie die Taten des damaligen verstehen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt … Teil 1.

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Seitenzahl: 102

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Über das Buch:

Wenn der Maskenmann kommt, sterben Liebespaare. Meist nachts, meist auf abgelegenen Parkplätzen. Das Ermittlerteam um Kommissarin Eva Lendt und dem Fallanalytiker Marco Brock steht vor einem Rätsel, bis es merkt, dass die Morde den Taten eines berüchtigten Killers gleichen, der Ende der sechziger Jahre in der San Francisco Bay Area gewütet hat. "Eine atemberaubende Hetzjagd zwischen Fakten und Fiktion-der Thriller des Jahres!"

Folge I

Linus Geschke

Die Akte Zodiac

FOLGE I

Edel Elements

Edel Elements Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2016 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edelelements.de

Copyright © 2016 by Linus Geschke

Lektorat: Hannes Windisch Korrektorat: Anika Beer Covergestaltung: Designomicon, München. Konvertierung: Datagrafix

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur Lesen&Hören.

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-818-6

Inhalt

Hürth bei Köln. Der Parkplatz am Heider Bergsee

Fünf Monate zuvor. Gerolstein/Eifel

Gegenwart

Vallejo/Kalifornien. 20. Dezember 1968

Gegenwart

Hürth bei KölnDer Parkplatz am Heider Bergsee

Der blaue Ford Focus stand in einer der hintersten Ecken, als müsse er sich dort verstecken. Als würden jetzt, so kurz nach Mitternacht, noch weitere Autos mit anderen Pärchen kommen, die etwas zu verbergen hatten.

Es war eine ungemütliche und regnerische Nacht; viel zu kalt für Ende April. Der Wind frischte auf und die Blätter der umliegenden Bäume rauschten. Eine einzelne Seite der gestrigen BILD-Zeitung wurde über den unebenen Boden geweht, wirbelte durch die Luft und blieb an einem dornigen Busch hängen. Immer, wenn der Vollmond durch die Wolkenlücken brach, tauchte er das Fahrzeuginnere in ein silberfarbenes Licht. Das Armaturenbrett, die heruntergekurbelten Sitze und das nackte Pärchen, das auf ihnen lag.

In diesen Momenten konnte Marcel auch Annas Gesicht sehen. Den glänzenden Schweißfilm auf ihrer Stirn. Die helle, weiche Haut. Ihre nackten Brüste mit den harten Brustwarzen. Wieder beugte er sich über sie. Ließ seine Zunge um ihre kreisen und rieb dabei sanft die Region zwischen ihren Beinen. Er spürte ihre Hand, die nach seinem erigierten Glied griff, während aus dem Autoradio Nothing else matters von Metallica drang.

Marcel richtete sich auf, um in sie einzudringen. Er wollte diese Frau besitzen, die mit einem anderen verheiratet war, was die ganze Sache für ihn noch reizvoller machte. Das Verbotene erregte ihn, ebenso wie das Ausleben der Lust im Verborgenen.

Dann sah er das Licht.

Es kam von einem Auto, das mit abgeblendeten Scheinwerfern auf den Parkplatz rollte und mit laufendem Motor stehen blieb.

Nicht in einer anderen Ecke.

Nicht seitlich von ihnen.

Direkt hinter ihnen.

„Was …?“, fragte Anna, als sie sein Zögern bemerkte.

„Da ist jemand!“

Sie versuchte hochzukommen und sich umzudrehen, aber er hielt sie mit seinem Körpergewicht unten, während er gleichzeitig sah, wie sich die Fahrertür des fremden Wagens öffnete.

„Scheiße“, flüsterte er. „Der kommt zu uns!“

Fieberhaft versuchte Marcel, im Fußraum seine Jeans zu finden, während gleichzeitig die Wut in ihm aufstieg. Wenn das ein Spanner war, dann …

Annas Stimme zitterte: „Oh Gott … was will der denn von uns? Ist das mein Mann?“

Er antwortete nicht. Hatte gerade seine Hose gefunden, als der kalte Strahl einer Taschenlampe von hinten in den Ford fiel und ihn blendete.

Scheiß auf die Jeans!

Er riss die Tür auf. Diesen widerlichen Gaffer würde er schon …

Die Stille, die ihn draußen umfing, ließ ihn innehalten. Ihr wohnte eine fragile Spannung bei, als könne sie jeden Moment durchbrochen werden, und die Wut in seinem Inneren verwandelte sich in etwas Unbestimmtes, das seinen Puls steigen ließ und seinen Magen wie eine Faust umschloss.

Der Strahl der Taschenlampe war jetzt direkt auf sein Gesicht gerichtet, und Marcel hob schützend die Hand, um seine Augen gegen das grelle Licht abzuschirmen. Das Blut in seinen Ohren rauschte. Nur schemenhaft nahm er die Kontur des Mannes wahr, der neben dem Heck des Fords stand.

„Was soll das?“, rief er und versuchte, die Unsicherheit in seiner Stimme zu verbergen.

Der Fremde kam einen Schritt näher und hob die Hand. In der Sekunde, in der Marcel begriff, schlug ihm schon der Mündungsblitz entgegen. Die Kugel traf seine Brust. Er torkelte. Annas panische Schreie hörte er schon nicht mehr. Er erkannte auch nicht, dass der Mann eine Maske trug. Er stürzte einfach und starb, bevor er seitwärts auf dem Boden aufschlug und seine Harnblase sich unkontrolliert entleerte.

*

Es war ein Doppelmord, wie es ihn auch in einer Großstadt nicht allzu oft gab. Die einen Zeitungen nannten den Täter bereits den „Liebespaar-Killer“, die anderen fragten, ob er vielleicht aufgrund von „kranken moralischen Werten“ tötete.

Nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit erledigt hatte, wurde der Parkplatz von TV-Sendern in Dauerbeschlag genommen. Ein Privatsender ließ den mutmaßlichen Tathergang sogar mit Jungschauspielern nachstellen, die ansonsten in einer Doku-Soap mitwirkten, während in den sozialen Netzwerken Bernd Thiele, der Ehemann der Getöteten, als Täter vorverurteilt wurde. Als sich herausstellte, dass er ein Alibi hatte, wurde über einen möglichen Auftragsmord spekuliert.

Es war ein Chaos.

Die Medien übten Druck auf die Lokalpolitiker aus, die Politiker auf die Polizei und die Polizisten auf nahezu jeden, der wegen eines Gewaltverbrechens vorbestraft war. Manche Journalisten versuchten sogar, aus den Opfern Täter zu machen. Suchten in der Vergangenheit von Anna Thiele und Marcel Fehmann krampfhaft nach dunklen Flecken, die zu einer solchen Tat hätten führen können. Fanden nichts und konzentrierten sich deshalb wieder auf den Ehebruch.

Es war auch zu verlockend für die schlagzeilenhungrige Meute: Eine Ehebrecherin und ihr jüngerer Liebhaber – besser ging es nicht.

Eva Lendt war seit 17 Jahren Polizistin, die letzten sechs davon beim Kriminalkommissariat 11, welches beim Kölner Polizeipräsidium für Tötungsdelikte zuständig war. Wenn der Sex mit einer verheirateten Frau einen Mord rechtfertigte, dann kannte die 36-jährige Kriminalhauptkommissarin ein Dutzend Männer, die erschossen gehörten – und genauso viele Frauen. Sie taten es mal aus Leidenschaft, mal aus einer Einsamkeit heraus, mal aus Langeweile.

Doch Spekulationen über die Hintergründe menschlichen Sexualverhaltens brachten Eva jetzt nicht weiter. Was sie brauchte, um den in den zwei Wochen nach der Tat ins Stocken geratenen Ermittlungen neuen Schwung zu verleihen, waren handfeste Ansätze, und die gab es nicht. Bislang hatten die Ermittlungen samt und sonders ins Leere geführt. Es war frustrierend, für sie als leitende Beamtin genau wie für das gesamte Dezernat, und die siebte Mordermittlung, der sie vorstand, drohte die erste zu werden, bei der sie scheiterte.

Sie holte tief Luft und konzentrierte sich wieder auf den Ehemann der Ermordeten, der bereits zum dritten Mal bei ihr im Verhörraum saß. Auch diesmal war Bernd Thiele nur als Zeuge geladen, nicht als Beschuldigter. Offiziell zumindest – was ihn bislang auch auf den Beistand eines Anwalts hatte verzichten lassen.

„Noch einmal, Herr Thiele“, begann sie von vorne. „Wir wissen aus unseren Gesprächen mit Ihnen, dass Sie zur Tatzeit auf Arbeit waren. Was genau haben Sie dort gemacht?“

„Wie oft soll ich Ihnen das denn noch erzählen?“, fragte der leicht übergewichtige Mann und strich sich mit einer müden Geste die Haare aus dem Gesicht. „Ich kann doch …“

„Bitte!“, sagte sie nur.

„Also gut.“ Bei den ersten Worten zitterte seine Stimme noch, wurde dann aber fester. „Wie Sie ja wissen, bin ich einer der leitenden Programmierer bei Lanstex und wir hatten ein Softwareproblem bei einem Projekt, welches am nächsten Tag einem Großkunden präsentiert werden sollte. Und da wir das Problem im Laufe des Tages nicht in den Griff bekommen haben, hat mich mein Chef gebeten, eine Nachtschicht einzulegen. Das wird er Ihnen ja sicherlich mittlerweile bestätigt haben.“

Sie nickte, während ihre dunkelbraunen Augen ihn weiterhin fixierten. Dann fragte sie: „Laut ihrer Scankarte haben sie die Firma um 21:13 Uhr betreten und um 03:27 Uhr wieder verlassen. Richtig?“

„Ja, aber auch das wissen Sie doch schon längst! Ganz ehrlich, Frau Lendt … ich kann nicht verstehen, warum Sie mich immer und immer wieder das Gleiche fragen, anstatt den Mörder meiner Frau zu suchen. So langsam fehlt mir das Verständnis für diese Art der Befragung; auch, wenn mir natürlich klar ist, dass ich als Ehemann automatisch zu den Hauptverdächtigen gehöre. Aber: Ich habe meine Frau nicht getötet, verstehen Sie das nicht?“

Es war das erste Mal, dass Bernd Thiele in den Vernehmungen gereizt reagierte. Eva hätte das gern als Indiz gegen ihn gewertet, aber sie konnte ihn verstehen. Der aschblonde Mann vor ihr sah vollkommen fertig aus – kein Wunder nach allem, was er durchgemacht hatte.

Viele hatten ihn anfangs für den Mörder gehalten, nicht nur in den sozialen Netzwerken und Redaktionsstuben, sondern auch hier auf ihrer Dienststelle. Neben dem offensichtlichen Motiv besaß der Ehemann nämlich noch ein weiteres: Anna Thiele hinterließ dem 38-jährigen Informatiker ein Haus mit Rheinblick im Kölner Nobelstadtteil Rodenkirchen – Wert über anderthalb Millionen Euro – sowie Bargeld und Aktiendepots in Höhe von 700.000 Euro. Dinge, die die damals Neunzehnjährige von ihrem früh verstorbenen Vater geerbt hatte.

Im weiteren Ermittlungsverlauf hatte Eva jedoch rein gar nichts gefunden, was Bernd Thiele mit der Tat in Verbindung gebracht hätte. Die am Tatort gesicherten Fußspuren waren Größe 45 – Bernd Thiele trug 43,5. Die vom Täter zurückgelassenen Reifenspuren stimmten nicht mit dem Profil seines Fahrzeugs, einem silberfarbenen Audi A6, überein. Auch bei der obligatorischen Hausdurchsuchung hatten sie nichts gefunden, was ihn belastet hätte. Und dann war da ja auch noch sein Alibi – rundum wasserdicht und von mehreren Mitarbeitern der Firma bestätigt. So naheliegend Bernd Thiele als Täter auch sein mochte; Eva musste einsehen, dass sie den Mörder woanders suchen mussten.

Sie beugte sich ihm entgegen. „Erzählen Sie mir von Ihrer Frau.“

„Ich habe sie geliebt.“

„Sie sollen nicht von sich erzählen. Ich möchte etwas über Ihre Frau hören.“

Er rieb sich mit der Hand über die Augen. „Anna war wunderbar! Jeder mochte sie, einfach jeder. Sie gehörte zu jener Sorte Mensch, die andere Menschen gern um sich haben, weil sie aufgeschlossen und kommunikativ sind. Ich … was wollen Sie eigentlich hören?“

„Hatte Ihre Frau viele Affären?“

Bernd Thiele zog scharf die Luft ein. „Bis zu dem Tag nach ihrem Tod wusste ich nicht einmal, dass sie diese eine hatte. Und ich kann es immer noch nicht glauben, dass … dass …“

Eva sah, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, und brach das Verhör ab. Das führte zu nichts. Er hatte bei den Vernehmungen sämtliche Fragen beantwortet und es gab keinen Grund, ihn noch weiter unter Druck zu setzen. Also teilte sie ihm mit, dass er sich die nächsten Tage zu ihrer Verfügung halten sollte, falls sich noch weitere Fragen ergäben, und entließ ihn.

Nachdem die Tür hinter Bernd Thiele ins Schloss gefallen war, sammelte auch Eva ihre Unterlagen ein und ging zurück in das Büro, das sie sich mit ihrem Kollegen Oliver Lamprecht teilte. Drei Schreibtische standen in dem Raum, einer davon verwaist, dazu ein großer Aktenschrank, mehrere Telefone und zwei veraltete Computerbildschirme. Über all dem strahlte das kalte Licht mehrerer Energiesparlampen.

Sie sah, dass Oliver schon Feierabend gemacht hatte. Auf seinem Schreibtisch fand Eva nur noch einige Tageszeitungen, deren Schlagzeilen nicht Gutes verhießen. Insbesondere die Boulevardmedien schürten jetzt die Angst vor dem großen Unbekannten – vor einem irren Killer, der nachts über Parkplätze streifte, um wahllos Liebespaare zu töten.

„Ist dies der Auftakt zu einer Serie?“, wollte die eine Zeitung wissen. „Können wir nach Einbruch der Dunkelheit noch sicher sein?“, assistierte die andere.

Auch das noch.

*

Marco Brock schlug das lokale Schmierblatt zu und ließ es achtlos zu Boden fallen. Was für alberne Fragen! Der nur allzu durchschaubare Versuch einer auf den Hund gekommenen Branche, mit geheuchelter Besorgnis ihre schwindenden Auflagen vor dem Fall ins Bodenlose zu bewahren.

Einen Moment lang fragte er sich, warum bislang noch kein Irrer auf die Idee gekommen war, grenzdebile Journalisten umzubringen - wahrscheinlich würde er dafür von weiten Teilen der Bevölkerung sogar Applaus bekommen. Stattdessen traf es meistens Menschen, die ein unauffälliges Leben am Rande der Gesellschaft führten. Frauen, Kinder, Alte und Schwache. Sie wurden ins Blicklicht gezerrt, weil sie Opfer waren – meist schon lange vor der eigentlichen Tat.

Doch dieser Fall war anders. Brock spürte das. Auch, wenn er den Grund dafür nicht benennen konnte.

Noch nicht.

Um seiner Ahnung nachzugehen, legte er sich auf die cremefarbene Ledercouch im Wohnzimmer, führte die Fingerspitzen aneinander und schloss die Augen. Gedanklich schob er die bislang bekannten Fakten wie Bauklötze umher.

Der Tatort: Hürth bei Köln. Ein Waldparkplatz unweit eines Sees. Nachts. Im Auto. Keine Zeugen.