Die Armee - Frank Krause - E-Book

Die Armee E-Book

Frank Krause

4,8

Beschreibung

Wie sich einst Kämpfer um David sammelten und ein großes Heer Gottes bildeten, so geschieht es auch heute ? aber im Geist: Der Heilige Geist sammelt eine Armee, die eine Braut ist, eine Armee Davids, die ?die Kämpfe des Herrn kämpft? (1 Sam 25,28). Diese Kämpfe können allerdings unmöglich in der Gesinnung Sauls geführt werden; sie brauchen eine andere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Davon handelt dieses Buch. Die Zukunft hat begonnen. Das Verlangen nach Wahrheit, Orientierung und positiven Visionen schwillt an wie eine Flut. Menschen wollen definitiv wissen, wie sie vom Heiligen Geist verwandelt werden können, um in die Dimension der Herrlichkeit Gottes und der engen Beziehung mit Jesus, genannt ?Jüngerschaft?, eintreten zu können. Sie sind bereit, dafür zu kämpfen und alle Hindernisse zu überwinden. Sie haben das Spiel religiöser Nichtigkeit und frommen Missbrauchs satt und wollen zu Jesus selbst finden und mit ihm gehen ? in Liebe und Wahrheit. Die Kraft des Alten lockert ihren Griff, die Zeit Sauls läuft ab und der Aufgang Davids steht bevor. In der Wüste sammeln sich die Kämpfer, die niemand wollte, aber Gott. Halleluja!

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Frank Krause

Die Armee

Impulse zur aktuellen geistlichen Revolution

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. E-Book-Auflage 2016

© 2012 Frank Krause

© 2012 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985, entnommen.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat/Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.deFoto: istockphoto

Printed in Germany

ISBN (epub): 978-3-95578-164-4

ISBN (Druck): 978-3-936322-64-4

 

Inhalt

Vorwort7

Prophetische Kirche – Worum es geht – Davids Armee

Kapitel 1: Der Aufbruch

Wenn Himmel und Erde sich berühren – Der überraschende Gott – Augen, um zu sehen – Wenn die Zeit ausläuft – Zuschauer oder Kämpfer? – Was ist wirklich „christlich“? – Intimität – Zwei Kirchen – Passivität – Zeit für den Exodus – Letzter Aufruf – Unter Befehl – Kundschafter und Wächter – Gebetsrevolution – Alarm! – Lobpreis und Anbetung – Berührung und Bestimmung

Kapitel 2: Männer

Intro – Waffen des Lichts – Grenzen – Anpassung – Dämonen – Engel – Unterscheidung – Reife – Gemachte Gemeinde – Nachfolge – Gottes Reich oder Menschenreich – Geld – Miteinander gehen – Um wessen Reich geht es eigentlich? – Das Ende des Horizonts – Flügel – Sohnschaft – Männerkraft – Blinde und Lahme – Befreiung – Angriffswellen – Das falsche Selbst – Berufung – Selbstüberwindung – Boten der Armee – Wunden – Durchs Feuer – Der Preis der Reife – Das Ei des Adlers – Die Augen Jesu

Kapitel 3: Die Fahne

Laufen – Der Wegposten – Das Tal der Sammlung – Die Fahne – Einkleidung – Die große Besprechung – Deutschland – Herrlichkeit und Ehre – Schwarz – Rot – Gold – Schlüsselgewalt – Der Schlüssel der Enthüllung – Der Schlüssel der Gnade – Der Kelch – Zwischenstadium – Die Flügel des Geistes – Der Schlüssel der Herrlichkeit – Der Schlüssel der Einheit – Die Krone – Die Bettlerin – Der Grenzposten – Das Zelt meiner Schwester

Kapitel 4: Rekrutin Amalie

Anfänge – Gott im Hinterzimmer – Rückschläge – Träume – Offene Tür – Durchbrüche – Wer ist Jesus? – Wohlgefallen – Schulung – Lektionen über die Armee – Versuchungen und Fallen – Berufung

Kapitel 5: Luzifer und Co.

Wer ist eigentlich der Teufel? – Satanischer Einfluss – Dämonische Angriffe erkennen – Mögliche Symptome dämonischen Angegriffenseins – Dämonische Angriffe auf unseren Willen – Dämonische Angriffe auf unsere Gefühle – Dämonische Angriffe auf unseren Verstand – Dämonische Angriffe auf unsere Fantasie – Dämonische Angriffe auf den Dienst des Heiligen Geistes – Furcht – Konflikte – Kalter Krieg – Machtmissbrauch

Kapitel 6: Der Krieg

Bereitschaft – Inseln des Lichts – Der Krieg der Beter – Koordinatoren – Gehorsam – Aufstellung – Lektionen auf dem Weg – Die Herberge – Lektionen der Wüste – Zweifel – Bewährung – Zone des Übergangs – Im Schatten des Feuers – Dämonische Unterwanderung – Die Bewegung des Lichts – Die Herrlichkeit – Wahre Anbetung – Falsche Anbetung – Der Klang des Lichts – Von Herrlichkeit zu Herrlichkeit – Reinigung – Die Mission – Persönliche Entscheidung – Strategien des Feindes – Ungeliebte Wahrheit – Fromme Verblendung – Tradition – Bequemlichkeit – Egomanie – Auflösung – Der Dunkelheit entgegen – Identifikation mit dem Licht – Appell – Fahnenübergabe – Eigenmächtigkeit – Zukunft – Der Aufstand – Gemeinsam stark sein – „Steh auf, werde Licht!“ – Die Offensive

 

 

Vorwort

Und es kamen von Tag zu Tag (Männer) zu David, um ihm zu helfen, bis es ein großes Heerlager wurde wie ein Heerlager Gottes.

1. Chronik 12,23

Das vorliegende Buch ist eine Zusammenstellung von Visionen, die mir im Zusammenhang mit der Sammlung der Armee Gottes gegeben wurden. (Für die, die es wissen wollen, habe ich mein Verständnis und Erleben von „Visionen“ in meinem Buch „Die Geisterstadt“ genauer dargelegt.1)

Wie sich einst Kämpfer zu David in Ziklag sammelten und dort ein großes Heer Gottes bildeten, so geschieht es auch heute – aber im Geist. Von jenen Kämpfern damals lesen wir, dass sie „die Zeiten zu beurteilen verstanden und wussten, was Israel tun musste“ (1 Chr 12,33). Ein Phänomen unserer modernen Zeit besteht darin, dass man es gerade wegen des immensen Wissenszuwachses und hohen Informationsstandes nicht versteht, die Zeit zu beurteilen, und scheinbar niemand weiß, was zu tun ist. Der Meinungen sind viele und alles ist im Fluss – panta rhei. Was gestern als gesicherte Erkenntnis galt, ist heute veraltet; das einzig Stabile sei der Wandel, wird uns gesagt.

1 Frank Krause, DieGeisterstadt, GloryWorld-Medien 2010.

Prophetische Kirche

In Zeiten der Globalisierung und Technisierung zerbrechen gewachsene Strukturen wie morsches Holz und wir verlieren den Halt. Auch die Kirche ist im Zustand der Verwirrung und neigt dazu, ihr Verhalten entweder an aktuelle Trends und Moden anzulehnen und damit dem hektischen Zeitgeist zu verfallen oder aber sich von „der Welt“ abzuwenden und in ihren eigenen Enklaven ausschließlich mit sich selbst beschäftigt zu sein. Beides sind verständliche Reaktionen, doch brauchen wir etwas anderes als eine trendige oder reaktionäre Kirche: Wir brauchen eine prophetische.

Die Kirche sollte es eigentlich begriffen haben: Wenn einer weiß, was die Stunde geschlagen hat und was zu tun ist, dann ja wohl Gott. Seine Allmacht und Allpräsenz stehen uns in der Liebe des Vaters und der Gnade Jesu Christi zur Verfügung – in der Kraft des Heiligen Geistes. Jesus Christus ist nicht im Grab geblieben, und wir als Kirche sind darum auch nicht seine Nachlassverwaltung, nein, er ist auferstanden und sitzt auf „erhabenem Thron“ (vgl. Hebr 1,3; Offb 21,5) und kann uns ganz genau sagen, was Sache ist.

Leider hat die Gemeinde sich weithin von dem Auferstandenen emanzipiert und führt ihr „Geschäft“ ganz nach ihrem eigenen Usus. Der „Geist der Weisheit und Offenbarung“ (Eph 1,17) hat sich in die Vorstandssitzungen der kirchlichen Leitungsgremien bitteschön nicht einzumischen. Dort wird nach den neuesten Management-Prinzipien gearbeitet, um eine effiziente Organisationsstruktur zu etablieren und sich erfolgreich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Gott wird dort nicht länger angebetet, sondern als Mittel zum Zweck verwendet, wie einst König Saul es tat, der Israel mit diesem „Zweckrationalismus“ in schlimme Niederlagen hineinmanövrierte.

Während das Land unter Sauls eigenmächtiger Art scheinreligiöser, aber praktisch gottloser Führung ächzte und versuchte, sich an die längst vergangenen, glanzvollen Tage zu klammern und somit nach hinten orientiert zu sein, bildete Gott im Verborgenen eine „Armee Davids“ heran, die ganz anders „tickte“ als der Machtapparat Sauls. Diese Leute orientierten sich nicht an gestern, sondern an morgen. Sie wollten nicht die Tradition fortsetzen, sondern brachen mit ihr zugunsten einer neuen und aktuellen Begegnung mit Gott, die sie für die einzige realistische Möglichkeit einer echten Veränderung bzw. Erweckung hielten. Sie ließen sich in der Verborgenheit der Wüste für den Kampf um eine heilige Reform zurüsten, die das Regime Sauls ablösen sollte. Bei diesem Kampf ging es allerdings nicht in erster Linie um den gewaltsamen Putsch gegen die Regierung, sondern um die Einführung eines anderen Geistes. Der Geist Davids und der Geist Sauls stehen einander diametral entgegen. Der eine liebt Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und mit aller Kraft, der andere benutzt ihn für seine eigenen Zwecke. David repräsentiert den Geist der Braut, Saul den Geist der Hure.

Worum es geht

Ein Heer von Menschen zu bilden, das gemäß dem einen Gebot Christi „Gott zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst“ (vgl. Mt 22,34 f.) denkt, fühlt und handelt, das ist ein menschlich gesehen unvorstellbares Unterfangen. Doch darum geht es. Der Geist sammelt eine Armee, die eine Braut ist, eine Armee Davids, die „die Kämpfe des Herrn kämpft“ (1 Sam 25,28). Diese Kämpfe können unmöglich in der Gesinnung Sauls geführt werden; sie brauchen definitiv eine andere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln.

Die Verwandlung von der Hure zur Braut, von Nutznießern zu Freunden, von „Gemeindebesuchern“ zu Jüngern, von frommen Egozentrikern zu Selbstlosen, auchdarum geht es. Diese Verwandlung geschieht nicht in der Öffentlichkeit, sondern weitab davon in der „Wüste“. Die Wüste ist ein Symbol für die Verborgenheit und Einsamkeit – für das „Kämmerchen“, von dem Jesus in Matthäus 6,6 spricht, aus welchem wir die „Welt“ mit ihrer Verwirrung und ihrem selbstsüchtigen Getöse draußen lassen, um uns zu Gott zu sammeln, der dort gemäß Jesu Verheißung auf uns wartet. Es geht dabei nicht um eine Gebetsleistung, sondern um Begegnung. Nur die Begegnung mit Gott verwandelt uns in Jünger! Keine Religion, Kirche oder fromme Maßnahme, welcher Art auch immer, kann dies bewirken, denn diese machen uns zu „Jüngern der Religion“, „Jüngern der Kirche“, „Jüngern frommer Maßnahmen“ – aber niemals zu Jüngern Jesu. Nur wenn der Heilige Geist den Schleier von unseren Augen nimmt und wir den Auferstandenen und Gegenwärtigen sehen, wie er ist, werden wir befreit, Teilhaber der Auferstehung und Zeugen der Gegenwart Christi zu sein. Damit kommt das prophetische Element zurück und wir werden wie die Söhne Issaschar zur Zeit Davids wissen, was die Stunde geschlagen hat und was zu tun ist. Diese Orientierung werden wir nicht aus den Medien gewinnen, sondern aus der Begegnung mit Gott. Diese aber ist in Liebe oder gar nicht, denn Gott ist Liebe. Sie wird unser Aufenthaltsort sein, unser „Zuhause“.

Davids Armee

Eine Armee ist etwas ganz anderes als eine „Mitgliedschaft“ im „Gemeinde e.V“. So etwas wie eine Trennung zwischen profanem Alltag und frommem Sonntag kann es für ein Heer nicht geben. Es lebt in Bereitschaft und Wachsamkeit, und zwar immer. Es identifiziert sich mit dem Heerführer, welcher damals David war und heute Christus ist. Ein Soldat dieses Heeres betrachtet seinen Dienst nicht als christliches „Feierabend-Hobby“ oder als Pflichtprogramm am Sonntagvormittag, sondern als sein Leben. Identifikation und Identität gehen Hand in Hand. Menschen können jahrelang in die Kirche gehen, ohne sich im Geringsten mit Gott zu identifizieren und leidenschaftlich für seine Mission einzusetzen. Sie haben häufig kein Feuer, sondern Langeweile. Sie wollen nicht kämpfen, sondern unterhalten werden. Ihr Wissen ist zumeist angelerntes Katechismuswissen und stammt nicht aus der Begegnung mit Gott selbst. Sie bewegen sich auf einer Ebene religiöser Verpflichtung, aber nicht auf einer Ebene der Verliebtheit in und des tiefen Glaubens an den König. Dies ist eben keine Sache von Bibelwissen, sondern der Beziehung.

Der Wechsel der Gesinnung von der Hure zur Braut, von der christlichen Religion mit ihrem traditionalistischen Kirchentum zu Christus selbst, ist tiefgreifend und umfassend. Mit einem Gebet, einer frommen Konferenz voller Absichtserklärungen oder einem segnenden Händeauflegen vom Pastor ist es nicht getan. Wollen wir einen neuen und anderen Weg gehen als bisher, müssen wir auch neue und andere Menschen werden, als wir es bisher waren. Dies ist das Anliegen und Werk des Heiligen Geistes. Er führt uns durch den Prozess der Transformation (Umgestaltung), in dem wir eine „neue Schöpfung“ (vgl. 2 Kor 5,17) werden.

Die folgenden Visionen über die Armee Davids bzw. Christi habe ich über den Zeitraum einiger Jahre erhalten. Sie sind nicht etwa fertig und abgeschlossen, doch bin ich der Meinung, dass sie denen, die sich nach Jesus sehnen und danach fragen, was die Stunde geschlagen hat, helfen können, den Weg nach „Ziklag“ zu finden und sich der Armee anzuschließen, die sich bereitmacht, der Herrschaft der Saul-Mentalität ein Ende zu bereiten und den Geist der Herrlichkeit und Braut-Liebe in ein desorientiertes und erschöpftes Volk Gottes zurückzubringen.

Die Zukunft hat begonnen, Altes vergeht und Neues wird. Das Verlangen nach Wahrheit, Orientierung und positiven Visionen schwillt an wie ein Sturm und die Flut. Menschen wollen definitiv wissen, wie sie verwandelt werden und in die Dimension der Herrlichkeit Gottes und der Braut Christi eintreten können. Sie haben das Spiel religiöser Nichtigkeit und frommen Missbrauchs satt und wollen in einer ungekannten Weise und Intensität zu Jesus selbst finden – in Liebe und Wahrheit. Sie werden die Grenzen des alten Saul-Wesens und -Systems einfach überrennen und die Kirche in Staunen versetzen. Die Kraft des Alten ist am Vergehen, sie lockert ihren Griff; die Zeit Sauls läuft ab und der Aufgang Davids steht bevor. In der Wüste sammeln sich die Kämpfer, die niemand wollte, aber Gott. Halleluja!

 

Kapitel 1: Der Aufbruch

Der Herr zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann weckt er den Eifer. Er erhebt einen Schlachtruf, ja, ein gellendes Feldgeschrei, er beweist sich als Held gegen seine Feinde.

Jesaja 42,13

Wenn Himmel und Erde sich berühren

In einer Vision sehe ich die Schlachtreihen des Herrn der Heerscharen in einer weiten Talebene stehen und warten. Es ist eine gewaltige Armee: Soldaten, so weit das Auge reicht. Da – gerade jetzt – kommt der Posaunenstoß und alles setzt sich in Bewegung. Ein großartiger Anblick! Die Posaune erschallt, weil die Herrlichkeit Gottes sich erhoben hat und vor dem Heer hergeht. Nun kann es kein Halten, Zögern und Zurückhalten mehr geben. Alle brechen auf, gleichzeitig, ohne Diskussion und „Wenn und Aber“ – wie ein Mann. Das Heer zieht in Anbetung und mit erhobenen Händen gemeinsam mit der Herrlichkeit Gottes voran.

Es ist so, wie ich mir den Aufbruch des Lagers der Israeliten in der Wüste Sinai vorstelle, die einst nach dem Auszug aus Ägypten bei Tage mit der „Wolke der Herrlichkeit“ und bei Nacht mit der „Feuersäule Gottes“ gezogen sind (vgl. 2 Mo 13,21-22; 40,36-38). Erhob sich die Wolke, erhob sich auch das Volk, zog sie weiter, brach das ganze Volk sein Lager ab und folgte der Wolke hinterher. Da war eine Synchronisation, eine Entsprechung, ein „wie im Himmel, so auf Erden“. Darin liegt das Geheimnis der Vollmacht der Kirche: Handelt sie in Übereinstimmung mit Gott, ist der Durchfluss der Kraft frei und ergießt sich ungehindert auf die Erde. Dann ist eine Einheit zwischen Gott und seinem Volk gegeben, ein Zusammenwirken von „oben“ und „unten“, was den Himmel auf die Erde herab und die Erde zum Himmel hinaufbringt. Da berühren sich Himmel und Erde, Engel gehen hin und her, die Herrlichkeit des Herrn erscheint über seinem Volk (vgl. Jes 60,1-2) und seine Leute bewegen sich mit der Herrlichkeit.

Der überraschende Gott

Wie und wo die Herrlichkeit erscheint, ist weder theologisch noch mit anderer Verstandes-Logik zu bestimmen oder gar zu kontrollieren. Es ist eine Sache des Herzens – so viel können wir aus dem Wort Gottes mit Sicherheit sagen. Ist das Herzensverlangen nach Gott groß und beständig, dann „hört“ Gott darauf und fühlt sich davon angezogen. Liebe ist immer anziehend, aber sie geht zumeist auf ganz anderen Wegen, als unsere vorgefertigten, religiösen Schema-F-Vorstellungen es uns glauben machen wollen und unsere kirchlichen Standardprogramme es vermitteln.

Gott begegnete z. B. Mose extrem weit weg von jeglicher religiösen Versammlung und Vorstellung im brennenden Dornbusch „irgendwo im Nirgendwo“ einer Wüste, fernab von den Metropolen, in denen „die Politik gemacht“ wurde – und das sowohl völlig unerwartet als auch in einer theologisch nicht zu erklärenden Art und Weise.

Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, kamen – theologisch völlig unpassend – ein paar „Magier aus dem Osten“ (vgl. Mt 2), die einem Stern gefolgt waren. (Die Kirche hat flugs „drei heilige Könige“ daraus gebastelt.) Wo waren denn die Schriftgelehrten? Nun, diese waren natürlich in der „Zentrale für religiöse Angelegenheiten“, im Tempel zu Jerusalem – aber dort wurde der Messias nicht geboren.

Die Weihnachtsgeschichte ist ebenso „verrückt“ wie die Episode des Mose am Dornbusch. Die Bibel, aber auch die Kirchengeschichte sind voller Beispiele solcher „abwegigen“ Führungen Gottes und Erweise seiner Herrlichkeit, die sich überhaupt nicht nach menschlichen Vorstellungen und frommen Traditionen gerichtet haben. Nur wer einen persönlichen Umgang mit Gott pflegt und aufmerksam ihm gegenüber ist, bekommt solche Dinge überhaupt mit. Wer Gott etwa auf den Sonntagmorgen in einem Kirchengebäude beschränkt, geht an den allermeisten Erweisen Gottes schlichtweg vorbei, weil er in seinem Alltag und der „profanen Welt“ gar keine Augen dafür hat.

Eine Auster sah eine Perle, die in einen Felsspalt auf den Meeresgrund gefallen war. Mit großer Anstrengung gelang es ihr, die Perle aufzufischen und sie neben sich auf ein Blatt zu legen. Sie wusste, dass Menschen nach Perlen suchen, und dachte: „Diese Perle wird ihnen auffallen, sie werden sie nehmen und mich in Ruhe lassen.“Als ein Perlentaucher in die Nähe kam, waren seine Augen jedoch darauf trainiert, nach Austern zu suchen und nicht nach Perlen, die auf Blättern liegen. Also griff er nach der Auster, die nun zufällig keine Perle enthielt, und die echte Perle konnte in den Felsspalt zurückrollen.Man weiß genau, wo man zu suchen hat, deswegen gelingt es nicht, Gott zu finden.1

1 Anthony de Mello, Geschichten, die gut tun, Herder 2001, S.148.

Augen, um zu sehen

Diese „Augen, um zu sehen“ sind, so meine ich, das, was heute ganz offensichtlich fehlt. Die Kirche führt ihre Geschäfte nach ihrer eigenen Agenda, Tradition und Gewohnheit. Ihr Blick ist wie mit Scheuklappen beschränkt und ganz auf den bekannten und gewohnten Weg gerichtet; was links und rechts davon liegt, wird übersehen oder sogar ganz bewusst ausgeblendet. Gott mag dort die größten Wunder vollbringen – es hilft nichts, sie werden nicht wahrgenommen, ja, irgendwie werden sie dort nicht einmal für „erlaubt“ gehalten, denn wie könnte Gott an der Kirche vorbei handeln? Der „liebe Gott“ hat nach Ansicht der Kirche nur die Aufgabe, ihr Geschäft und ihre Programme abzusegnen und keine anderen. Aber dass sie wüsste, was Gott tut und eben das mitmacht und in ihrem Wandel auf Erden nachvollzieht, diese Idee ist meines Erachtens ganz aus dem Bewusstsein der Gemeinde verloren gegangen.

Und so ist tragischerweise von der Herrlichkeit weit und breit nichts zu sehen und von der Posaune ihres Aufbruchs nichts zu hören, denn die Kirche hat ihre Berufung als Armee Gottes vergessen, ihre Position verlassen und ihre Mission verraten und geht ihres eigenen Weges. Scheinbar kann sie auch ohne Herrlichkeit und Bestimmung Kirche sein – aber gottgemäß bzw. biblisch ist das nicht.

Die Auswirkungen dieser Vergessenheit sind dramatisch. Wenn wir uns vorstellen, dass das Böse sehr real und gerade jetzt mit aller Kraft hinter den Kulissen um die Alleinherrschaft in der Welt ringt, dann schauen wir uns instinktiv nach den Gegenkräften um. Wo ist der Widerstand? Wo sammeln sich die „Guten“, und wie machen sie sich mit dem Himmel eins, um diesen dämonischen Machtanspruch zu konfrontieren? Was geschieht, wenn niemandmehrweiß, wie das geht? Was, wenn die Kirche einfach nicht mehr an den geistlichen Krieg glaubt, den sie im Namen des Herrn zu führen hat?

Wenn die Zeit ausläuft

Mir ist angesichts dieser Vision der aufbrechenden Scharen eines klar: Der Herr kann das endlose Mit-sich-selbst-beschäftigt-Sein und die chronische Verweigerungshaltung der Gemeinde gegenüber dem Ruf des Heiligen Geistes nicht auf Dauer berücksichtigen. Alles hat seine Grenze und seine Zeit; genug ist genug. Die Kirche muss sich von dieser gewohnten Haltung der Ignoranz und Beliebigkeit abwenden! Aber ist sie dazu überhaupt in der Lage?

Auf dem gewohnten und seit Jahrhunderten eingespurten klerikalen Weg bewegt sich Gott nicht; dort ereignet sich keinerlei Herrlichkeit. Dies muss uns aufmerken lassen. Hat sich Gott denn so krass verändert? Hat er keine Kämpfe mehr um die Seelen der Verlorenen und gegen die Werke der Finsternis auszutragen? Sind sie ihm etwa gleichgültig geworden? Hat er neuerdings einfach keine Lust mehr, Wunder zu tun, oder braucht es heutzutage einfach gar keine mehr, wie manche Theologen uns erklären? Sitzt er passiv im Himmel und wartet, bis alles vorbei ist, die Menschheit sich endlich in der großen Apokalypse selbst vernichtet hat und nun das „letzte Gericht“ eingeläutet wird?

Alle Spekulationen und Theorien hinsichtlich dieser Fragen bringen uns nicht wirklich weiter. Die Diskussion darüber wird schon zu lange geführt; wir brauchen Informationen aus erster Hand! Gott selbst muss uns den Schleier von den Augen nehmen, die Stopfen aus den Ohren ziehen und unsere einschläfernde Routine unterbrechen, um uns sein Wesen, seine Absichten und sein Tun erneut zu offenbaren, damit wir in der Lage sind, die Entscheidung zu treffen, mit ihm zu gehen – oder nicht.

Eine Rückkehr zu echter Jüngerschaft, die wirklich Jesus folgt, ist angesagt, da die Gemeinde gerufen ist, mit ihrem Gott zusammen einen Krieg zu führen, den die Welt noch nicht gesehen hat. Das Potential der Menschheit zur Vernichtung und Bosheit ist heute irrsinnig und gigantisch, die Liebe jedoch erkaltet in einer rein materialistisch und merkantil orientierten Globalisierung (vgl. Mt 24,12) und bahnt den Weg zu ungeheurer Unmenschlichkeit, die aber von einer mit sich selbst beschäftigten und mit Scheuklappen versehenen Christenheit kaum bemerkt wird.

Gott aber ist besorgt und nicht gleichgültig; er schaut hin und nicht weg; er greift ein und zuckt nicht hilflos mit den Schultern! Er ist nach wie vor im Geschäft der Erweckung, Heilung und Rettung tätig. Nie zuvor gab es in dieser Hinsicht so viel zu tun wie heute. Wo also sind die „Arbeiter“, die der Herr in seine Ernte senden kann? Wer hat Ohren, zu hören, Zeit, zu beten, wer eine „soldatische Gesinnung“, wie sie in 2. Timotheus 2,3-4 beschrieben wird?

Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu! Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat.

Unsere hierzulande gewohnte Gottesdienst-Kultur hat von dieser Haltung absolut nichts hervorgebracht. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Die modernen Gemeindeglieder gehen davon aus, dass der Gottesdienst dafür da ist, dass ihnen gedient wird und es in allem darum geht, was ihnen gefällt und nützt. Ob das, was wir in unseren Gemeinden veranstalten, tatsächlich das ist, was Gott gefällt, wird nicht überprüft. Zwar finden wir in den Evangelien und aus dem Munde Jesu keinen Hinweis darauf, dass er etwa Sonntagmorgen-10-Uhr-Gottesdienste mit ein paar Liedern, Liturgie, Predigt und Nach-Kaffee von uns verlangt, auch hat Jesus in seiner Zeit auf Erden nichts Vergleichbares unternommen, sodass er uns darin als Vorbild dienen würde, aber wir machen es halt so und meinen, es gefalle ihm schon. Aber was, wenn nicht?

Jesus zu fragen, was er eigentlich selber will und was ihm gefällt, kommt der Gemeinde häufig gar nicht in den Sinn. Das ist ein seltsames Phänomen und spricht von einer eklatanten Beziehungslosigkeit der Gemeinde zu Jesus. Und an dieser Stelle setzt der Krieg an – mitten in der Gemeinde. Dabei ist es kein Krieg, der optional wäre, sondern es ist ein absolut unerlässlicher und unbedingt notwendiger Kampf. Wer davon nicht überzeugt ist, kann der Armee Christi keinesfalls beitreten.

Zuschauer oder Kämpfer?

In dem obigen Vers aus Timotheus taucht das unangenehme Wort „leiden“ auf. Wir sollen leiden? Wir dachten, das Evangelium sei die gute Nachricht davon, dass Jesus uns von allen Leiden erlöst und fortan wie die Schäflein auf der Gemeindewiese „rundumversorgt“. Ein guter Soldat Christi aber akzeptiert Leiden als Bestandteil seiner Mission, so wie Jesus das auch tat. Wer seine Werke tun will, wird auch seine Leiden erfahren – ist doch logisch. Diese Leiden allerdings fallen nicht weiter ins Gewicht, wenn wir nicht das Sichtbare, sondern das Unsichtbare anschauen (vgl. 2 Kor 4,7-18) und dort die Herrlichkeit des Herrn sehen (vgl. 2 Kor 3,18).

Solange uns das Unsichtbare nicht vertraut und die Herrlichkeit des Herrn nur eine theologische Metapher ist, sind wir nicht in der Lage zu kämpfen, denn dazu gehört unumgänglich auch Leidensbereitschaft.

Dies ist der Vorteil des Feindes hinsichtlich der heutigen Kirche. Diese handelt die Dinge des Himmels und die Auseinandersetzung mit der Finsternis so theoretisch und theologisch-philosophisch ab, dass niemand ihre Wirklichkeit erfährt und erst recht nicht praktisch damit umgehen kann. Eine leidensunbereite Armee ist ein Witz.

Wenn die Gemeinde tatsächlich von sich selber weg- und Jesus anschaut, dann wird sie verwandelt in sein Bild und damit in der Lage sein, mit ihm gemeinsame Sache zu machen – und das ist das Eine, worum es geht. Der Hunger danach, ihn wirklich zu sehen, wirklich mit ihm eins zu werden sowie das Verlangen nach seiner Herrlichkeit müssen überwältigend groß werden, sodass eine Abweichung vom gewohnten Programm möglich wird und die gut etablierten Restriktionen und einschläfernde Routine auf breiter Ebene überwunden werden.

Das Programm der Gemeinde mag ja nett und unterhaltsam gewesen sein, sozial, engagiert und „auferbauend“, jedoch hat es im Großen und Ganzen keine Krieger hervorgebracht, sondern Besucher. Die Mentalität eines „guten Streiters Christi“ und die eines „treuen, kirchlichen und hoffentlich den Zehnten spendenden Veranstaltungsbesuchers“ sind nur schwer miteinander in Einklang zu bringen. Es ist der Unterschied zwischen denen, die auf der Zuschauertribüne sitzen und für ihre Eintrittskarte gut unterhalten werden wollen, und den Wettkämpfern, die unten auf dem Platz alles geben, um den Preis zu gewinnen. Es liegen Welten dazwischen, auch wenn beide Gruppen sich physisch gesehen ganz nah beieinander in einem Stadion befinden. Auf der Tribüne wird niemals irgendetwas gewonnen werden, mag sie sich auch nur wenige Meter vom Spielfeld oder der Rennbahn entfernt befinden. Dafür gibt es in den Sitzreihen auch keine Strapazen, sondern Popcorn.

Viele Kirchen würden das wahrscheinlich sogar genauso sehen, ist doch das Beste am Gottesdienst der Kaffee und die Kekse hinterher. Allerdings werden sie auch fragen, wofür es denn Krieger braucht? Reicht es nicht, wenn Christen „Schafe“ sind, die in der Gemeinde „versorgt“ werden? Nun, man kann das Bild des „guten Hirten“ auch überzeichnen. Wenn es dazu führt, dass Menschen geistlich niemals mündig und selbstverantwortlich werden, sondern ihr Leben lang am Tropf der Gemeinde hängen und hilfloses „Schäfchen“ spielen, dann ist das pathologisch und nicht „christlich“. Wenn wir weiterhin die Zuschauermentalität pflegen und die Tribüne ausbauen, während in der Arena immer weniger Läufer an den Start gehen, dann haben wir das Wesen von Kirche gründlich missverstanden und werden niemals eine Armee Gottes aufstellen, die eine ernsthafte Herausforderung für die Mächte des Bösen darstellt.

Was ist wirklich „christlich“?

Vieles, was wir für christlich halten, müssen wir vergessen; es wurde uns zwar traditionell anerzogen, aber christlich ist nur eines bzw. einer: Christus. Wir sind es nicht – auch mit all unseren Kirchen, Programmen und Predigten nicht – er ist es.

So etwas wie ein „christliches Abendland“, eine „christliche Kultur“ oder gar „christliche Partei“ und selbst eine „christliche Kirche“ im Sinne einer riesigen Organisation bzw. Denomination mit eingetragenen Mitgliedern kann es nicht geben, denn Jesus ist weder ein Land noch eine Kultur, Partei oder Kirche. Wenn auch alle diese Institutionen ihn ganz gerne für sich vereinnahmen wollen, so ist Jesus doch frei und unverkäuflich. Er wird niemals einer Institution gehören, er hat auch keine gegründet und wird keiner je beitreten. Er offenbart sich dem, der ihn liebt. Punkt.

Wahre Kirche ist eine Sache der Beziehung. Und die ist ein Geheimnis. Institutionen können keine Beziehungen eingehen und sie können Jesus nicht kennen. Sie leben ja nicht, sondern sind bürokratische, hierarchisch strukturierte Einrichtungen in der Art einer Behörde. Zu sagen: „Unsere Kirche liebt Jesus“, ist nicht möglich; wir können nur sagen: „Es gibt (hoffentlich) Menschen in unserer kirchlichen Organisation, die Jesus lieben.“ Wir können nicht einmal behaupten, dass unsere Kirche sich nach Jesus richtet. Nur lebendige Menschen können sich auf den lebendigen Jesus einlassen und in einer dynamischen Beziehung mit ihm erkennen, wer er ist und was er von ihnen möchte.

Wenn wir ehrlich sind, haben unsere kirchlichen Institutionen die Tendenz, Jesus solle sich nach ihnen richten. Er hat gar nicht zu bestimmen, sondern sie bestimmen, und Jesus soll sich – wie alle anderen – einfügen. Sie legen alle Richtlinien, Abläufe und Programme fest und alle – Jesus inklusive – haben sich danach auszurichten. Nun können die Bestimmungen der Kirche sehr fromm klingen und die Gemeindeordnungen voller Bibelzitate stecken, aber das ändert nichts daran, dass sie sagen, wo es langgeht. Sagt Jesus etwas davon Abweichendes, wird es einfach nicht als von Jesus kommend akzeptiert. So geschieht eine ständige und unerbittliche Zensur, die sowohl Gott als auch Menschen vorschreibt, wie sie sich zu benehmen und in welchen Grenzen sie sich zu bewegen haben. Das klingt vielleicht etwas krass, aber überprüfen wir doch die Wirklichkeit der Gemeinde einmal daraufhin, wo die Macht sitzt, wer das Sagen hat und was Gott und Menschen an Freiheit wirklich zugestanden wird. Wir werden staunen.

Intimität

Wenn die Posaune erschallt, brechen Jesu Freunde auf und folgen ihm, wohin er geht. Auch dann, wenn sie nicht wissen, wohin es geht. Wahre Kirche ist: „Wir sind sein und wir gehen mit ihm.“ Eine Institution kann das nicht leisten, sondern behindert es, weil sie Bewegung nicht managen kann. Sie will die Dinge festlegen, festschreiben und in einer „heiligen“ Ordnung, Hierarchie, Satzung, Dogmatik oder dergleichen „ein für alle Mal“ regeln. So aber funktionieren Beziehungen nicht; sie leben von einem Element, welches sich „Intimität“ nennt. Sie leben durch ihre Interaktion, ihren Dialog, ihre Bewegung, ihr Wachstum und ihre Veränderung. Was sich nicht bewegt, wächst und verändert, ist tot. Dieses „Lebendig-tot-Sein“ liegt wie ein Fluch auf der Kirche, die in einer Art Starre und Lähmung verharrt und sich einredet, dies wäre mit dem lebendigen Gott vereinbar. Ist es aber nicht.

Jetzt ist die Stunde der Entscheidung, die Stunde der Jüngerschaft, der Hingabe und Intimität. Denn es ist die Stunde des Aufbruchs. Oder hörst du die Posaune nicht?

Zwei Kirchen

So breche ich denn mit dem Heer auf und drehe mich doch noch einmal voller Schmerz zu der gelähmten Kirche um, die unmöglich mitkommen kann. Ich bin nicht der Einzige: Ich sehe, wie sich viele Menschen, die den Ruf Jesu gehört haben, aus den Klammern der Kirche lösen, um ihm zu folgen. Das irritiert die Gemeinden und macht sie böse. Unter großen Konflikten und Leiden verlassen Menschen ihre Gemeinden – nicht etwa, weil sie vom Glauben abgefallen wären und an Jesus kein Interesse hätten, sondern genau umgekehrt, weil sie ihren Glauben nicht verraten und Jesus folgen wollen – und bereit sind, die Leiden auf sich zu nehmen, die das mit sich bringt.

Es ist eine groteske Situation eingetreten: Wer Jesus wirklich folgen will, bekommt Schwierigkeiten mit der Kirche! Es ist, als gäbe es zwei Kirchen gleichzeitig: eine Institution Kirche voller gewachsener Traditionen und hierarchischer Ordnungen, und auf der anderen Seite eine Gemeinschaft von Leuten, die mit Jesus gemeinsame Sache machen wollen und mit ihm gehen, wohin er will, weil sie ihn lieben. Diese beiden „Kirchen“ sind nicht deckungsgleich. Die eine will stehen, die andere gehen; die eine erhalten, die andere überwinden. Es herrscht eine immense Spannung zwischen diesen beiden Formen von Kirche, und viele Menschen halten diese Spannung nicht aus und zerbrechen daran – mitten in der Gemeinde.

Daran erkenne ich, dass der „Krieg“ längst in der Mitte der Kirche tobt. Er ist nicht irgendwo draußen an einer fernen Missions-Front, sondern er hat längst alle Grenzen überrannt und bestimmt die Machtverhältnisse und das Miteinander in der Versammlung der Gemeinde.

Wirkliche Jesusnachfolge – frei und unabhängig von den Ansprüchen einer kirchlichen Organisation – wird nur selten verkündigt. Dass er alleine der Herr ist und die ganze Macht beansprucht, ist unvorstellbar, ein Sakrileg. Wie mit einem solchen „König“ umzugehen ist, davon weiß die humanistische Kirche der Postmoderne genauso wenig, wie es in den Tagen Jesu auf Erden die Synagoge wusste. Sie empfanden Jesus in erster Linie als Störfaktor für ihre Routine und „arbeiteten daran“, ihn effizient und „sauber“ zu entsorgen – zum Schutze und Frieden der Gemeinde.

Passivität

Mir ist bewusst, dass ich nicht zu lange zurückschauen darf, wenn ich den Anschluss an die Armee nicht verlieren will. Der Anblick des Untergangs in meinem Rücken und das intensive Beschäftigen mit der Frage, wie und wer aus der prekären Situation noch zu retten ist, beginnt mich erstarren zu lassen, wie einst Lots Frau erstarrte, als sie auf die vergehenden Städte Sodom und Gomorra zurückschaute. Damals hatte Lot in den letzten, verbleibenden Momenten noch versucht, seine Schwiegersöhne dazu zu bewegen, die Stadt sofort gemeinsam mit ihm zu verlassen, aber seine Worte klangen in ihren Ohren wie ein schlechter Scherz (vgl. 1 Mo 19,14). Lot war in dieser misslichen Lage hin und her gerissen, genau wie ich jetzt hin und her gerissen bin. Er wusste, jetzt war es auf einmal ernst, es ging um Leben und Tod, aber das war für die „vernünftigen“ Männer seiner Zeit einfach nur lächerlich.

Heute ist es nicht anders. Dass Gott tatsächlich eingreifen und alles verändern könnte – inklusive der geografischen Landkarte –, ist ganz undenkbar. Die Kirche vermittelt uns, Gott habe so nur im Alten Testament gehandelt. Er wird auch später wieder heftig durchgreifen, aber heute nicht – keine Angst, wir können ruhig so weitermachen wie bisher; heute ist Gott damit zufrieden, wenn auf dem Gemeindebasar ein paar Euro für die Dritte Welt zusammenkommen. Warum die Dritte Welt von uns zur Dritten Welt gemacht wird, steht auf einem anderen Blatt, und wir haben keine Zeit, uns mit etwas so „Politischem“ zu beschäftigen. Wir haben großzügig gesammelt, und damit ist die Sache für uns erledigt …

Diese Art zu denken erfreut den Feind, denn Menschen mit einer solchen Gesinnung werden niemals an die Seite des kämpferischen Gottes treten, um den Gewalten und Mächten (vgl. Eph 6,12) die Stirn zu bieten, die hinter den generell gewohnten und akzeptierten Ungerechtigkeiten stehen.

Schlussendlich griffen dem zögerlichen Lot Engel unter die Arme und schleppten ihn aus der Stadt hinaus, da der Punkt des unvermeidlichen Endes definitiv erreicht war. Wer ging, der ging und überlebte, wer blieb, der blieb und ging unter. Menschen tun sich schwer mit solch ultimativen Situationen, die sie zu einer Entscheidung „zwingen“. Sie wollen sich stets alle Optionen offenhalten und die Wirklichkeit nach sich richten, anstatt umgekehrt sich selbst nach der Wahrheit zu richten.

Im Neuen Testament wird der Untergang von Sodom und Gomorra als Gleichnis für unsere Zeit aufgegriffen. Es wird uns von Jesus höchstpersönlich erklärt, dass es am „Ende der Tage“ genau so sein wird, wie es damals war:

Ebenso aber auch, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten; an dem Tag aber, da Lot von Sodom ausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um. Ebenso wird es an jenem Tag sein, da der Sohn des Menschen geoffenbart wird … (Luk 17,28-30).

Es heißt hier, dass alle prächtig mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren und keine Ahnung davon hatten, was hinter den Kulissen eigentlich wirklich vor sich ging. Die Blind- und Taubheit gegenüber der fortgeschrittenen Stunde, die es geschlagen hat, die Verleugnung des Ausmaßes der Krise, die damals Sodom und heute die ganze Welt an den Rand des Abgrunds getrieben hat, sind typische Kennzeichen eines Geistes der Ignoranz und Gleichgültigkeit, der gerade die Kirche in weiten Teilen fest im Griff hat. Alles läuft weiter wie immer, obwohl das Ende nahe herbeigekommen ist und keine Zeit mehr bleibt für fromme „Spielchen“ und ein irrelevantes Kirchentum.

Zeit für den Exodus

Jeder Mensch, den ich gegenwärtig frage, sagt mir, er könne nicht fassen, wie schnell im Moment die Zeit vergeht. Wir stürzen einem Ende entgegen, unsere Tage verrinnen in einem unglaublichen Tempo und wir können den Zug nicht anhalten. Wie zu allen Zeiten werden die unliebsamen Propheten, die von Krise und Bedrohung sprechen sowie dazu auffordern, jetzt aufzuwachen und zur Besinnung zu kommen, mundtot gemacht und als „Übertreiber“ und „Irrlehrer“ ausgegrenzt. Alle wollen schön „positiv bleiben“, „Frieden“ predigen und jedenfalls weitermachen wie gewohnt.

Ohne dass Lot etwas davon wusste, ja, ohne dass irgendein Mensch in Sodom und Gomorra etwas davon mitbekam, rang ein Mann außerhalb der Stadt um ihr Leben und ihre Rettung: Sein Name war Abraham, der „Freund Gottes“, dem Gott alles erzählte, was er vorhatte. Das müssen wir uns einmal vorstellen. Niemand in der Stadt wusste, was Sache war, denn innerhalb der Stadt dachten und handelten alle im Geist der Stadt. Vielleicht gab es dort auch eine „Gemeinde“ bzw. „Synagoge“, zu der Lot ging? Aber außerhalb der Stadt gab es jemanden, der Gott besser kannte, als alle in der Stadt und der von Gott persönlich gekannt wurde. Abraham konnte anders denken und Gott anders erleben als die in der Stadt. Dies ist ein Prinzip, welches wir durch die ganze Bibel finden:

• Um Gott wirklich anbeten zu können, musste das Volk Israel aus Ägypten heraus- und in die Wüste Sinai hineinziehen.

• Die Propheten wurden von Gott immer wieder ins „Exil“ geschickt, um außerhalb des Einflusses der negativen, politischen und religiösen Systeme die Freiheit zu haben, eine andere Gesinnung zu finden und zu vertreten, als sie innerhalb der Systeme möglich war oder zugelassen wurde.

• Bei David, dem „Mann nach dem Herzen Gottes“, finden wir die gleiche Geschichte, so auch bei Jesus, der zu seinem Dienstanfang erst einmal 40 Tage in der Wüste war und sich auch danach allen Zugriffen und Ansprüchen, die von allen Seiten auf ihn einprasselten, immer wieder entzog, indem er sich in einsame Gegenden und die Berge zurückzog.

Heute finden wir wenige Gläubige, die „die Stadt“ verlassen und sich zurückziehen, um zu beten und eine Beziehung zu Gott nach der Art Abrahams herzustellen. Alle sind eben prächtig beschäftigt mit ihrem Eigenen und haben für solche „Extreme“ weder Zeit noch Verständnis. Sie meinen: Das kann Gott ja wohl auch nicht von uns verlangen; er sieht doch, wie viel wir in der Stadt zu tun haben. Darum wissen sie auch nicht, was wirklich Sache ist.

Über die „Endzeitgleichnisse“ Jesu wie den Text über Lot in Lukas 17 wird heute nicht gerade viel gesprochen, vor allem nicht, dass sie uns meinen könnten, und zwar heute, und nicht die anderen, und das erst morgen. In meiner Zeit als Pastor haben viele Gemeindemitglieder und Gottesdienstbesucher nicht hören wollen, dass sie diejenigen sein könnten, über die Jesus redet. Sie gingen doch schließlich in die Kirche, also konnten sie ja gar nicht gemeint sein.

Ich behaupte, dass alle Gemeinden, die ich kennengelernt habe, ganz überwiegend genau die Haltungen kultivieren, die Jesus in seinen Gleichnissen anprangert. Ich gehe davon aus, dass er sie aus genau diesem Grund erzählt hat, weil wir so anfällig sind für die dort beschriebene tödliche Egozentrik, Ignoranz, Routine, Abstumpfung und jenen blinden Aktionismus, der in keiner Weise die Frucht Jesu hervorbringt, die Gott sehen will. Aber weil wir das nicht wahrhaben wollen und uns nicht vorstellen können, unseren gewohnten, fruchtlosen Stil von Frömmigkeit und Kirchlichkeit ganz grundlegend zu überprüfen, verschließen wir unsere Ohren vor der Warnglocke des Heiligen Geistes, der uns sagt, dass wir in dem Zustand, in dem wir uns befinden, schlichtweg mit dem Rest der Welt untergehen werden, wenn wir nicht ausbrechen.

 

„Lasst mich los! Lasst mich ziehen!“, rufe ich gegen die Kirche Sodoms aus, die sich nicht bewegen will und von allen verlangt, bei ihr zu bleiben und die Posaune zu ignorieren. Um nicht mit Lots Frau zur Salzsäule zu erstarren, rufe ich: „Lasst mich der Herrlichkeit folgen! Vergesst mich! Ich bin tot für euch! Ich gehöre in die Armee, denn ich habe den Ton der Posaune gehört. Ich muss gehen, seht ihr das denn nicht ein? Der Punkt des ewigen Sitzens, der nichtigen Geschäftigkeit und des sinnlosen Zeittotschlagens ist vorbei, der Moment des Aufbruchs ist gekommen. Seht doch: Die Wolkensäule hat sich erhoben! Alles muss nun in Bewegung gebracht werden, um ihr zu folgen. Wir dürfen nicht zurückbleiben, diesmal nicht! Sich weiterhin zu weigern, wäre Verrat an der Herrlichkeit!“

Letzter Aufruf

Die in sich selbst Verstrickten bleiben zurück. Sie werden auf diese Weise aussortiert. Das Heer entschwindet ihrem Blick mehr und mehr, bis es für sie am Horizont nicht mehr zu sehen und damit wie nicht mehr existent ist. Dann machen sie weiter wie gehabt. Es ist eine unaussprechliche Tragik.

Heute geht ein Ruf des Geistes durch alle Gemeinden, sich bereit zu machen. Der Aufbruch vollzieht sich übergreifend und weltweit – ganz unabhängig von kirchlichen oder gemeindlichen Grenzen. Er ist im wahrsten Sinne „ökumenisch“ und global. Er bringt alle die in Bewegung, die sich in Bewegung bringen lassen wollen. Diese bilden eine Einheit, eine von Gott selbst initiierte Bewegung, die nicht an bestimmte Denominationen und Kirchenverbände gebunden ist. Es lassen sich allerdings viele Leute von dieser Bewegung und dem Ruf in ihrem Herzen abbringen. Sie spüren ihn wohl, wissen aber nicht, damit umzugehen; niemand hat ihnen gesagt, wie sie das tun sollen. Sie müssen gegen den Widerstand ihrer eigenen Gewohnheit und den der ignoranten Kirche, der sie angehören, ihrem „Instinkt“, ihrer Intuition folgen, die sagt: „Steh auf und geh – jetzt!“

Alte Wege zu verlassen, ist leichter gesagt als getan; ohne tiefgreifende Konflikte geht das nicht ab. Unser Ohr muss nah beim Herrn sein, unser Herz von Verlangen und Verzweiflung getrieben sein, um uns vom Altgewohnten loszureißen und mit Jesus einen unbekannten Weg zu gehen.

„Wir gehen durch viele Leiden in das Reich Gottes ein“, sagt Paulus (vgl. Apg 14,22). Wer mit dem Reich Gottes ernst macht, wird sehr schnell erkennen, wie wahr dieser Satz ist. Aber Jesus ist die Leiden wert. Eine wirkliche Begegnung mit ihm lässt uns die Leiden vergessen, und der Anblick seines Lächelns macht uns glücklich, wie wir immer glücklich sein wollten. Jetzt ist es höchste Zeit, unsere Sehnsucht nach Gott und nach seiner Realität zu entfachen und uns nicht mit religiösen Surrogaten zufriedenzugeben. Wir müssen wieder lernen, zu hören und zu sehen – und was Intimität mit Jesus eigentlich ist.

Es gilt, sich tiefer auf ihn einzulassen, als wir bisher gekannt, erlebt und für möglich gehalten haben. Das ist geistliche Revolution im besten Sinne.

Unser Glaube, unsere Hoffnung und Liebe können definitiv weitergehen als das, was wir bisher darunter verstanden und gelebt haben. Wir haben nur an der Oberfläche gekratzt und uns mit belanglosen Nettigkeiten und irrelevanten religiösen Vorstellungen abgefunden, die unser Herz lauwarm sein lassen und die Welt in keiner Weise beeindrucken. Wer für sich selbst zu dem Schluss kommt, dass es so auf keinen Fall weitergehen kann, ist reif für den Aufbruch.

Unter Befehl

Das gesamte Wesen der Armee ist jetzt, da sie sich erhoben hat, verändert. Sie ist nun in Bewegung. Alles, was in der Zeit des Lagerns so wichtig war und beachtet werden musste, ist jetzt nicht mehr von Belang; die Zeit der Trockenübungen ist vorbei. Das Heer bewegt sich mit dem Herrn in Erhabenheit und Leichtigkeit. Die ungläubige Gemeinde kann sich das nicht vorstellen, sie sieht nur Mühe und Überforderung. Sie weint und klammert sich an den Status quo. Sie beklagt den Aufbruch.

Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll: Das Heer bewegt sich in einem Gleichschritt ohne Trommel, in einer Ordnung ohne Verordnung, in einer gegebenen Kraft ohne eigene Kraft. Es bewegt sich, aber es wird von unsichtbaren Händen bewegt. Es bricht auf, und siehe da, es wird aufgerichtet, es geht mit einem leichten Schritt wie getragen. Es bewegt sich vorwärts, und siehe, es wird getrieben wie Vögel vom Wind. Wie schön ist diese unerklärliche Art von Einheit, Kraft und Bewegung von Himmel und Heer anzusehen! Wie gut tut es, zu betrachten und zu bezeugen, dass im Geist möglich ist, was im Fleisch unmöglich ist.

Jeder in diesem Heer hat vom Herrn selbst gehört. Er ist nicht auf Vorschlag anderer da oder weil er selbst die Idee hatte oder von einer Institution dort hinbeordert wurde. Alle Soldaten in diesem Heer sind persönlich Berufene, jeder folgt dem Herrn, jeder ist das Heer in sich. Es ist wie ein Organismus, dessen ganze Gestalt in jeder einzelnen Zelle abgespeichert ist. Das Ganze ist im Kleinen und das Kleine im Ganzen präsent. In einer weltlichen Armee ist das so nicht möglich, es sei denn, die Individualität wird ausgelöscht, was manche Machthaber gerne tun würden. Alle Soldaten dieser himmlischen Armee haben ihren persönlichen und intimen Platz beim Herrn; sie sind ganz direkt involviert.

Diese Armee-Gemeinde ist etwas ganz anderes als die traditionelle Kirchen-Gemeinde. Sie steht unter Befehl. Und sie glaubt an ihren Befehlshaber und die Notwendigkeit, mit der Herrlichkeit zu gehen und ihren Einfluss in die Welt zu bringen. Sie dient keinem System und sie dreht sich nicht um sich selbst. Sie dient dem Herrn und dreht sich um ihn.

Kundschafter und Wächter

Ich reite mit Jesus dem Heer voraus, um zu sehen, was von dort vorne auf uns zukommt. Ich, aber auch viele andere, bringen der Armee verlässliche Informationen über den Weg, das Gelände und die zu erwartenden Herausforderungen.

Das Heer ist nie in Unsicherheit, es kann sich auf seine Kundschafter und Späher verlassen. Das konnte es in der Vergangenheit nicht immer. Viele Boten und Späher haben ihre Aufgabe gar nicht erst verstanden, weil in der Gemeinde nicht darüber gelehrt wurde und Menschen in ihren Gaben und Berufungen nicht erkannt und gefördert worden sind. Taten einige jedoch – durch viel Gebet und Belehrung durch den Heiligen Geist selbst – trotzdem ihren Dienst und brachten ihre Beobachtungen vor die Gemeinde, wurden sie oftmals nicht verstanden, weil dort niemand etwas mit ihren Prophetien anzufangen wusste. Sie sollten sich unterordnen und still sein.

Die meisten allerdings – sowohl auf Seiten der potentiellen Späher als auch der Gemeinde, die eigentlich zu kämpfen hat – hatten gar keine Lust darauf, in Verantwortung und Dienst zu kommen, oder waren in falscher Demut gefangen. Gemeinde war für viele einfach ein christlicher Unterhaltungs- und Freizeit-Club – weit entfernt von der Ernsthaftigkeit einer Armee.

Es gibt verschiedene Arten von Kundschaftern. Einige sind wie Adler: Der Herr erhebt sie im Geist hoch über das Land und sie sehen aus dieser Perspektive die Gesamtformation des Heeres, Geländebeschaffenheiten, Frontabschnitte und Hinterhalte; sie sind wie die Luftaufklärung beim irdischen Militär. Sie sehen allerdings nicht in die Zukunft, sondern was jetzt Sache ist, können daraus jedoch Schlussfolgerungen für wahrscheinliche Ereignisse ableiten. Andere bekommen auch Offenbarungen über anstehende und kommende Ereignisse, die dringend eine Vorbereitung im Jetzt benötigen, um dann nicht in die Falle zu gehen. Da die Gemeinde sie allerdings meist ignoriert, geht sie normalerweise doch in die Falle.

Andere Späher und Wächter sind Fürbitter, die immer vor dem Thron Gottes stehen und die Situation der Kämpfer und des Kampfes dort bewegen. Sie sind in der Lage, sich mit höherrangigen, hintergründigen Mächten der Finsternis und Geistern der Bosheit (vgl. Eph 6,12) auseinanderzusetzen. Dies ist überaus wichtig und entscheidend für den Verlauf des Kampfes. Epaphras kann uns als ein Beispiel für diese Aufgabe dienen:

Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten, dass ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes dasteht (Kol 4,12).

Wer einmal solche Fürbitter im „ringenden Kampf“ erlebt hat – in Flehen, Weinen, geistlichen „Wehen“ und dergleichen –, der weiß, dass dies eine ganz andere Ebene des Gebets ist, als wir in der Kirche im Allgemeinen als Gebet kennen und leben. Meine Erfahrung ist, dass diese Beter ihren Dienst oft völlig verkannt und verborgen tun. Sie erleben „seltsame“ Dinge, und für sie ist die Welt der Engel und Dämonen vollkommen real. Wenn sie einmal einen tieferen Einblick in ihre Arbeit geben, verstehen die meisten nur „Bahnhof“ und können nichts damit anfangen. Obwohl die Kirche auf solche Diener extrem angewiesen ist, um – wie Paulus uns anhand des Beispiels von Epaphras mitteilt – „in allem Willen Gottes vollkommen und völlig überzeugt dazustehen“, werden sie häufig als Exoten und Extremisten abgetan und oftmals schwer diffamiert oder einfach komplett ignoriert. Kein Wunder, dass wir kaum einen Christen finden, der in dieser Vollkommenheit des Willens Gottes und der „Völligkeit“ der Überzeugung steht.

Die Gemeinde scheint im Großen und Ganzen an Oberflächlichkeit und Zweifel gebunden zu sein. Die Zahl der Gläubigen, denen ich in den vergangenen 25 Jahren geistlichen Dienstes begegnet bin, denen auch nach Jahren von Christsein der Wille Gottes für sie komplett unklar war, ist groß. Unsicherheit, Verwirrung und Zweifel beherrschen die Gemeinde meines Erachtens mehr, als wir wahrhaben wollen. Mehr Bibellesen und regelmäßigere Gottesdienstbesuche ändern daran offensichtlich gar nichts. Gebet nach Art des Epaphras muss her!

Gebetsrevolution

Bei meinem Ritt durch das Lager der Armee finde ich Zelte, große Zelte, in denen Fürbitter Tag und Nacht im Gebet stehen. Wellen von Energie gehen von ihnen aus, die das ganze Lager durchdringen und weit darüber hinaus wie Erdstöße zu registrieren sind. Engel bilden eine besondere Schutzzone um diese Zelte und stehen in regem Kontakt mit den Betern. Einen Moment lang muss ich an Bienenstöcke denken, bei denen die Bienen emsig ein und aus fliegen, so betriebsam geht es um diese Gebetszelte her.

Wie Transformatoren summt es in ihrer Nähe und ein leichtes Zittern erfüllt die Atmosphäre, das selbst unter den Füßen im Boden zu spüren ist: Große Energien werden hier umgesetzt. Die Zelte befinden sich dabei nicht zufällig direkt neben der Waffenausgabe. Je intensiver das Gebet, desto zahlreicher, besser und qualitativ hochwertiger sind die geistlichen Waffen. Die heutige Gemeinde ist so gebetsarm, dass sie zumeist über gar keine Waffen und Rüstungen verfügt.

Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist und wachet hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen … (Eph 6,18).

Wenn wir uns das allgemeine Gebet vieler Gemeinden ansehen, ist es Lichtjahre von dieser Qualität entfernt, aber das irritiert die Gemeinde im Allgemeinen nicht weiter. Zu ihrer wöchentlichen Gebetsstunde kommt ein winziger Bruchteil der Mitglieder, die dann allerdings lieber Kaffee trinken als beten. Gebet ist beliebig und nebensächlich; ein Krieg kann so nicht geführt werden, er ist von vornherein verloren.

In einem übers Internet verbreiteten Artikel von Dr. Stuart Robinson heißt es u. a.:

1952 wurde Einstein von einem Doktoranden der Princeton-Universität gefragt, was in der Welt denn noch für eine originelle Doktorarbeit (Dissertationsforschung) übrig sei, worauf Einstein erwiderte: „Finde etwas über das Gebet heraus.“Im Alter von 85 Jahren sagte der englische Prediger Sidlow Baxter: „In den mehr als 60 Jahren meines Dienstes habe ich nur drei Gemeinden geleitet. In jeder einzelnen hatten wir Erweckung. Und nicht eine davon war das Ergebnis meiner Predigten, sondern sie kamen als Ergebnis davon, dass die Gemeindemitglieder in ein Bündnis eingetreten waren, so lange zu beten, bis die Erweckung kommen würde. Und sie kam … jedes Mal“ (Willhite 1988: 111).Richard Halverson, Kaplan des amerikanischen Senates, stellte fest, dass wir keine wirklichen Alternativen als die des Gebets haben. Er sagte: „Du kannst bis zur Erschöpfung organisieren. Du kannst planen, vorprogrammieren und subventionieren. Aber wenn du nachlässt zu beten, ist alles Zeitvergeudung. Gebet steht nicht zur Disposition. Es ist zwingend. Nicht zu beten heißt, Gott nicht zu gehorchen“ (Bryant 1984: 39).Roy Pointer kam nach umfassenden Untersuchungen in den Baptisten-Gemeinden von Großbritannien zu der Schlussfolgerung, dass überall, wo es positives Wachstum gab, auch ein sich wiederholender Faktor war: Sie waren alle betende Gemeinden.In Larry Leas Gemeinde, Church on the Rock in Rockwell, Texas, USA, war ein Wachstum von 13 Mitgliedern im Jahre 1980 auf 11 000 Mitglieder im Jahre 1988 zu verzeichnen. Als er über dieses erstaunliche Wachstum gefragt wurde, sagte er: „Ich fing keine Gemeinde an, ich fing mit einem Gebetstreffen an.“ Als David Shibley, der für das Gebet in der Gemeinde verantwortlich ist, nach dem Geheimnis der Gemeinde gefragt wurde, sagte er: „Das evangelistische Programm unserer Gemeinde ist das tägliche Gebetstreffen. Jeden Morgen, von Montag bis Freitag, treffen wir uns um 5 Uhr, um zu beten. Wenn wir sehen, dass die Ernte der Bekehrungen für länger als eine Woche rückläufig ist, betrachten wir das als geistlichen Rotalarm und suchen den Herrn.“In Korea ist die Gemeinde von fast null auf 50 % der gesamten Bevölkerung allein in diesem Jahrhundert angewachsen. Pastor David Yonggi Cho schreibt die Bekehrungsrate von 12 000 Menschen pro Monat in seiner Gemeinde hauptsächlich dem unaufhörlichen Gebet zu …Heutzutage gibt es aus vielen Richtungen großen Druck in unserer Gesellschaft: härter zu arbeiten, smarter zu werden, Resultate hervorzubringen … oder man wird beiseitegeschoben. In vielen westlichen Ländern ist die Gemeinde in Gefahr, diese Mentalität in ihr eigenes Verhalten und ihre Praktiken aufzunehmen und vergisst dabei, dass im göttlichen Menschen Bemühen und Erfolg „nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch ein gnädiges Freisetzen von Gottes Heiligem Geist kommt“ (vgl. Sach 4,6).Vor Jahren sagte R. A. Torrey einmal: „Wir leben in einer Zeit, die durch die Vermehrung menschlicher Maschinerie und die Verminderung von Gottes Kraft charakterisiert ist. Der große Ruf unserer Tage ist Arbeit, Arbeit, Arbeit! Organisieren, organisieren, organisieren! Gib uns etwas Neues, Gesellschaft! Berichte uns über neue Methoden! Entwickle neue Maschinen! Aber der große Bedarf in unseren Tagen ist Gebet, mehr Gebet und besseres Gebet.“Freunde, in der Gemeinde der westlichen Welt haben wir heutzutage die aktuellste, auf dem neuesten Stand der Technik stehende Technologie zur Verfügung, um das Evangelium zu verbreiten. Aber in so vielen Ländern scheint vergleichsweise wenig zu geschehen. Kann es sein, dass, während die Welt gelernt hat, mit Robotern auf dem Mars zu sprechen, wir, was die Bereiche Mission und Wachstum unserer Gemeinden angeht, zum Teil vergessen haben, mit dem Herrn dieser Erde zu kommunizieren?Wenn das so ist, dann ist unsere beste Kursänderung die, wieder in Gemeinschaft mit den ersten Jüngern zu stehen und wie sie zum Haupt der Gemeinde, Jesus Christus, zurückzukehren und zu sagen: „Herr, lehre uns beten“ (Lukas 11,1).1

Wiederum werden sicher viele Christen und ihre Gemeinden zustimmen, dass das Gebet essentiell für die Vitalität der Gemeinde ist, aber dieser Zustimmung folgen keine Konsequenzen, sondern Ausreden, warum es nicht möglich ist, zu beten: keine Zeit, zu viel zu tun, Stress, viele andere Gemeindeaktivitäten usw. Es bräuchte jene „soldatische Gesinnung“ aus dem weiter oben zitierten Vers in 2. Timotheus 2,3-4, um eine disziplinierte Art von Gebet aufzurichten und es kontinuierlich auszubauen.

1 Stuart Robinson, „Praying the Price“, aus Renewal Journal #1, Brisbane, Australia, S. 512; www.pastornet.net.au/renewal; übersetzt von Frank Krause.

Alarm!

Ich zitiere Don Basham aus seinem Buch „Befreie uns vom Bösen“ im Hinblick auf die angestrengte, aber ineffektive Gemeindearbeit. In meinem Buch „Männerdämmerung“ habe ich bereits auf dieses Zitat hingewiesen:

Warum nur versteckten wir uns derart hinter dem Dunstschleier scheinbarer Geschäftigkeit? In meinem Trübsinn kam es mir fast so vor, als wäre da eine große, stille Verschwörung im Gange mit der Absicht, unsere Gemeinde – jede Gemeinde – durch Herumquälerei mit Belanglosigkeiten am wirkungsvollen Dienst auf den wirklich wichtigen Gebieten zu hindern …1

Als ich nach Jahren nutzloser Appelle an meine Gemeinde, doch mehr zu beten, einmal Gott danach fragte, wie es denn möglich sei, das Gebet zu mehren, sagte er mir, dass es nur einen