Die Bedeutung von Social Media im Prozess der Identitätsbildung in der Adoleszenz - Katharina Hofer - E-Book

Die Bedeutung von Social Media im Prozess der Identitätsbildung in der Adoleszenz E-Book

Katharina Hofer

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Beschreibung

Identitätsbildungsprozesse unterliegen zeitlich bedingten, gesellschaftlichen Wandlungsprozessen und kulturellen Gegebenheiten. Insbesondere Jugendliche bilden ihre Identität heutzutage nicht nur durch realweltliche Interaktionen heraus, sondern auch mit Hilfe von Medien und sozialen Netzwerken. Was kennzeichnet die Phase der Adoleszenz und wie lässt sie sich von anderen Lebensphasen abgrenzen? Durch welche Prozesse wird Identität konstituiert? Wie nutzen Jugendliche soziale Medien? Katharina Hofer untersucht die Bedeutung von Social Media für die Identitätsbildung in der Jugend. Sie geht sowohl darauf ein, welche Möglichkeiten soziale Netzwerke Heranwachsenden bieten, als auch darauf, welche Probleme sich daraus ergeben. Aus dem Inhalt: - Alltagswirklichkeiten; - Entwicklungsphasen; - Identitätsbildung; - Mediensozialisation; - Persönlichkeit; - Selbstbild

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Inhaltsverzeichnis

Abstract

Abbildungsverzeichnis

1... Einleitung

2... Grundlagen

2.1 Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz

2.2 Identitätsbildungsprozesse

3... Medien und Sozialisation

3.1 Theorien zur Subjektivität im 21. Jhdt.

3.2 Social Media als Möglichkeitsraum

4... Identitätsbildung und Social Media

4.1 Möglichkeiten

4.2 Probleme

5...

Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Social Media im Prozess der Identitätsbildung in der Adoleszenz. Ziel ist es, einen empirischen, zeitgemäßen Beitrag zu erbringen. Die gegenwärtige Vernetzung und Omnipräsenz von Medien nehmen im Prozess der Identitätsbildung während der Adoleszenz einen bedeutsamen Stellenwert ein. Social Media stellen insofern – als fester Bestandteil hybrider Alltagswirklichkeiten – ein erweitertes Handlungsfeld für Heranwachsende dar. Infolgedessen sollen die nachstehenden Forschungsfragen untersucht werden: Welche Möglichkeiten bieten Social Media Heranwachsenden im Prozess der Identitätsbildung? Welche Probleme können sich hierbei ergeben? Diese sollen anhand interdisziplinär ausgewählter, wissenschaftlich fundierter Literatur herausgearbeitet und vorgestellt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Social Media einerseits zwar als Möglichkeitsraum darstellen, innerhalb dessen Heranwachsende Identität(en) auf verschiedene Art und Weise konstituieren können; andererseits muss dieser jedoch stets unter den hiermit verbundenen Problemen betrachtet werden. In Anbetracht der zeitlich bedingten Wandelbarkeit des Themengebietes Social Media und Identitätsbildung, eröffnet dieses fortwährend weiteren Forschungsbedarf.

The Relevance of Social Media in the Process of Identity Formation in Adolescence

The present scientific paper deals with the relevance of social media in the process of identity formation in adolescence. The aim is to provide a contemporary, empirical contribution. The present interconnectedness and omnipresence of media take on an important role in the process of identity formation in adolescence. In this respect, social media – as an inherent part of hybrid everyday reality – represent an extended field of action for adolescents. Consequently, the following research questions are to be dealt with: What are the opportunities of social media for adolescents in the process of identity formation? What problems could arise in this context? These questions are to be elaborated and presented on the basis of interdisciplinarily selected, scientifically sound literature. The results show that while on the one hand, social media represent a field of action, in which adolescents may constitute their identity – or identities – in various ways, on the other hand, this field of action always has to be considered in respect of its related problems. In view of the fact that the subject area of social media and identity formation is steadily changing, there is a constant need for further research.

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: SNS-Nutzungsverhalten global (vgl. DataReportal 2020)

Abb.2: SNS-Nutzungsverhalten Jugend AT (vgl. Saferinternet.at 2020)

1. Einleitung

Das Konzept der Identität stellt im wissenschaftlichen Diskurs ein häufig behandeltes Thema dar, das eine Vielzahl unterschiedlicher Zugänge eröffnet. Dies lässt sich u. a. darauf zurückführen, dass Identitätsbildungsprozesse stets zeitlich bedingten, gesellschaftlichen Wandlungsprozessen sowie kulturellen Gegebenheiten unterliegen und somit in ihrer Konzeption als veränderbar erscheinen.

„Wer bin ich?“ Diese Leitfrage sowie viele weitere Ausdifferenzierungen nehmen in unserer (westlichen) multioptionalen, vernetzten Gesellschaft gegenwärtig nach wie vor einen zentralen Stellenwert ein. Menschen sind kontinuierlich dazu angehalten, eigene Identität(en) zu konstituieren und zu behaupten.

Insbesondere die Phase der Adoleszenz kennzeichnet sich durch wesentliche Identitätsbildungsprozesse. Vor dem Hintergrund vernetzter und (mobil) omnipräsenter Medien bilden Heranwachsende neben realweltlicher Interaktion gleichzeitig auch in medialer Interaktion Identität(en) innerhalb sozialer Netzwerke heraus. Social Media lassen sich in diesem Kontext als ein fester Bestandteil hybrider Alltagwirklichkeiten bergreifen – realweltliche und mediale Aktivitäten sind nicht eindeutig voneinander abzugrenzen, vielmehr fallen diese zusammen.

Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es deshalb, einen wissenschaftlich zeitgemäßen Beitrag zu erbringen, der die Bedeutung von Social Media als erweitertes Handlungsfeld für die Identitätsbildung in der Adoleszenz darstellen soll.

Welche Möglichkeiten bieten Social Media Heranwachsenden im Prozess der Identitätsbildung? Welche Probleme können sich hierbei ergeben?

Anhand interdisziplinär ausgewählter, empirisch fundierter Literatur sollen diese erarbeitet und anschließend analysiert werden. Die Arbeit beschränkt sich hierbei auf ausgewählte Social-Media-Formate, die allerdings erst im weiteren Verlauf herausgearbeitet werden sollen.

Zu Beginn sollen grundlegende Begrifflichkeiten geklärt werden, um ein fundamentales Verständnis für die weitere Bearbeitung zu schaffen (Kapitel 2).

Hierfür wird zunächst aufgezeigt, wie sich der Begriff der Adoleszenz bzw. Jugend fassen lässt, unter welchen Annahmen sich die Adoleszenz bzw. Jugend zu einer eigenen Lebensphase entwickelt hat, welche Merkmale sich kennzeichnend für diese Phase darstellen und wie sie sich von anderen Lebensphasen abgrenzen lässt.

Anschließend soll das Konzept der Entwicklungsaufgaben unter besonderem Bezug auf die Phase der Adoleszenz bzw. Jugend aufgeführt werden. Ursprung, Definierbarkeit, weitere Ausdifferenzierungen und der gegenwärtige Stellenwert des Konzeptes werden hierzu beleuchtet. (Kapitel 2.1)

Im Anschluss nimmt die Analyse sich dem Begriff der Identität und der Frage an, durch welche Prozesse Identität konstituiert wird. Hierfür werden die historischen Entwicklungslinien des Identitätsbegriffs unter Einbezug ausgewählter Theorien (George Herbert Mead und Erik H. Erikson) nachgezeichnet. Besondere Bedeutung wird an dieser Stelle der Betrachtung gegenwärtig bedeutender Ansätze von Identitätsbildungsprozessen (u. a. aus der Postmoderne) beigemessen. Um postmoderne Denkansätze verständlicher darstellen zu können, werden diese durch eine kurze Einführung in die Debatte der Postmoderne ergänzt. Zudem soll ausgemacht werden, welche Räume sich für jene Identitätsbildungsprozesse in der Phase der Adoleszenz bzw. Jugend eröffnen können. (Kapitel 2.2)

Im Anschluss werden die Begriffe „Medien“ und „Sozialisation“ zunächst differenziert erläutert, um diese folglich in einem ambivalenten Verhältnis zueinander zu betrachten: der Mediensozialisation. Anhand verschiedener Zugänge wird versucht, das Feld der Mediensozialisation – unter besonderem Einbezug kultureller Aspekte – zu beschreiben. (Kapitel 3)

Um sich den Theorien der Subjektivität des 21. Jahrhunderts annehmen zu können, sollen vorweg die maßgebenden Arbeiten von Michel Foucault und Judith Butler zur Subjektkonstitution zusammenfassend vorgestellt werden. Auf dieser Grundlage werden dann, unter zunehmendem Bezug zu Medien, ausgewählte Subjektivitätstheorien des 21. Jahrhunderts betrachtet. (Kapitel 3.1)

Schließlich wird das Feld der Social Media eröffnet. Hierzu wird der Begriff „Social Media“ hinsichtlich dessen Funktion erfasst und durch eine ausgewählte Kategorisierung dessen Formen ein allgemeiner Überblick geschaffen. An dieser Stelle wird ersichtlich, weshalb sich das Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit insbesondere auf den Bereich von Social Networks richtet. Eine Grafik (2020) visualisiert hierfür die weltweit größten Social Networks und Messenger-Dienste nach Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer. Abschließend wird aufgeführt, inwiefern sich Social Media als technisch konstruierter Raum darstellen und inwieweit dieser „geformt“ wird. (Kapitel 3.2)

Nachdem nun ein fundamentales Verständnis geschaffen wurde, werden Identitätsbildungsbildungsprozesse in der Adoleszenz und Social Media schließlich zusammengeführt. Eine Grafik (2020) veranschaulicht an dieser Stelle das Nutzungsverhalten Heranwachsender in Bezug auf Social Networks in Österreich. (Kapitel 4)

2 Grundlagen

2.1Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz

Zu Beginn soll sich dem Begriff der Adoleszenz oder Jugend grundlegend angenähert werden. Wie lässt sich dieser Begriff fassen? Vor welchem Hintergrund hat sich die Adoleszenz bzw. Jugend zu einer eigenständigen Lebensphase entwickelt? Durch welche Merkmale lässt sich diese Lebensphase kennzeichnen und von anderen Lebensphasen abgrenzen?

Zunächst gilt es festzuhalten, dass die Lebensphase der Adoleszenz oder Jugend als eine wissenschaftlich und kulturell definierte Kategorie betrachtet werden muss. Altersmäßig junge Menschen existieren zwar in jeder Gesellschaft, die Phase der Adoleszenz oder Jugend allerdings nicht – sie ist ein sozial und kulturell geschaffenes Konstrukt und somit veränderbar. Infolgedessen lässt sich der Begriff der Adoleszenz und der Jugend weder eindeutig noch als selbstverständlich bestimmen und muss stets im Kontext geschichtlicher sowie gesellschaftlicher Aspekte betrachtet werden. (Vgl. Luedtke 2018: 205)

In Folge wesentlicher Veränderungen der Produktions- und Sozialstruktur in Europa, während der Ablösung der Agrar- durch die Dienstleistungsgesellschaft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, entwickelte sich eine neue, eigenständige Lebensphase: die Adoleszenz oder Jugend. Veränderungen wie die zunehmende Sphärenteilung zwischen Haushalt und Erwerbsarbeit und die damit einhergehende Arbeitsteilung wirkten sich drastisch auf die vorherrschende Familienstruktur aus. Als weitere Merkmale gesellschaftlicher Entwicklungen, welche Adoleszenz oder Jugend als eigenständige Lebensphase bestimmten, sind das lebenslange Lernen, die Selbstgestaltung des Lebens, sowie die verlängerte Ausbildungszeit zu nennen. (Vgl. Grob/Jaschinski 2003: 13 f.)

 Die Begriffe der Adoleszenz und der Jugend lassen sich gleichbedeutend für den Lebensabschnitt zwischen dem Ende der Kindheit und dem Beginn des Erwachsenenalters verwenden. Diese Lebensphase umfasst in etwa das Alter von 10 bis 20 Jahren. (Vgl. ebd.: 12) Nach deutschem Jugendschutzgesetz (§ 1 Begriffsbestimmungen) wird der Lebensabschnitt der Jugend mit dem Altersbereich von 14 bis 17 Jahren definiert (vgl. O.V. o. J.).

Der Lebensabschnitt der Adoleszenz oder Jugend lässt sich insofern nur durch vergleichsweise unbestimmte Altersgrenzen fassen. Zudem kennzeichnet sich dieser Lebensabschnitt durch eine ausgeprägte interne Differenzierung – z. B. durch Jugendkulturen, Geschlecht oder ethnische und soziale Herkunft. (Vgl. Luedtke 2018: 205)

Die Phase der Jugend kann als eine Phase des Übergangs oder der Transition betrachtet werden: der Übergang vom Kind zum Jugendlichen und vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Nach Eintreten der Pubertät, gekennzeichnet durch die Geschlechtsreife, gilt die Phase der Kindheit als abgeschlossen. Der Beginn der Jugend wird durch biophysiologische Veränderungen, gefolgt von psychischen Auswirkungen, bestimmt. Psychische Auswirkungen können beispielsweise die Abgrenzung der Familie, ein verändertes Körpergefühl oder Schamgefühle darstellen und erfordern eine psychische Bewältigung. Die Phase der Jugend ist aus soziologischer Sicht dann beendet, wenn bestimmte (vorhergesehene) „Rollen“ in einer Gesellschaft von den Heranwachsenden übernommen worden sind. Rollenvorstellungen können z. B. durch den Beruf oder durch die Partnerschaft bzw. Ehe bestimmt sein. Aus psychologischer Perspektive betrachtet ist die Phase der Jugend dann abgeschlossen, wenn die Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz erfolgreich bewältigt wurden. (Vgl. Grob/Jaschinski 2003: 12–18)

Im folgenden Abschnitt soll deshalb das Konzept der Entwicklungsaufgaben, unter besonderer Beachtung der Phase der Adoleszenz, vorgestellt werden. Hierzu werden der Ursprung, die Definierbarkeit, weitere Ausdifferenzierungen und der gegenwärtige Stellenwert des Konzeptes betrachtet.

Über den gesamten Lebenslauf hinweg, vor allem bei einschneidenden Krisen oder biografischen Umbrüchen und Übergängen, wird das Individuum ständig mit unbekannten Situationen konfrontiert, die jeweils bestimmte Handlungsformen zur Bewältigung erfordern. Besonders die Phase der Adoleszenz ist gekennzeichnet durch eine dichte Abfolge an Bewältigungskrisen. Zur Orientierung und Analyse dieser Prozesse eignet sich das sozialisationstheoretische Konzept der Entwicklungsaufgaben. (Vgl. Havighurst 1953: 111; Vgl. Hurrelmann/Bauer 2018: 106)

Ursprünglich wurde das Konzept der Entwicklungsaufgaben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Erziehungswissenschaftler und Soziologen Robert J. Havighurst (1900–1991) begründet und anschließend immer weiter ausdifferenziert (siehe Havighurst 1953). Mittlerweile gilt das Konzept der Entwicklungsaufgaben, wie u. a. in den Arbeiten von (Fend/Fend 1994), (Hurrelmann 2018) oder (Quenzel 2015) deutlich wird, als „[…] eines der theoretisch entfalteten und empirisch gut begründeten Schlüsselkonzepte in der Entwicklungspsychologie, der Sozialisationsforschung und der Pädagogischen Psychologie“ (Braun 2020: 155).

Dieses lässt sich vor allem in den psychologischen Theorien von Robert J. Havighurst und Urie Bronfenbrenner, aber auch in den soziologischen Theorien von Lothar Krappmann und Jürgen Habermas wiederfinden. Das Konzept ermöglicht es, soziale Anforderungen und die jeweils individuellen Entwicklungsverläufe ins Verhältnis zu setzen, sowie bestimmte Etappenziele der Entwicklung zu identifizieren. (Vgl. Hurrelmann/Bauer 2018: 106)

Havighurst definiert Entwicklungsaufgaben wie folgt:

“A developmental task is a task which arises at or about a certain period in the life of the individual, successful achievement of which leads to his happiness and to success with later tasks, while failure leads to unhappiness in the individual, disapproval by the society, and difficulty with later tasks.“ (Havighurst 1953: 2)

Hurrelmann fasst Entwicklungsaufgaben in Anlehnung daran als die für die verschiedenen Altersabschnitte typischen körperlichen, psychischen und sozialen Anforderungen und Erwartungen der sozialen Umwelt an die Individuen zusammen (vgl. Hurrelmann/Quenzel 2016: 24).